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Tour d'amour
8th Mar 2011 - 9th Mar 2011
Unsere mexikanische Lieblingsstadt: buntes, indianisches San Christobal de las Casas

Wie wir auf 2.200m den bunten Textilmarkt und die indianische Bevölkerung bestaunten,  zwischen 1000m hohen Felswänden auf einem Fluss fuhren, dabei unsere ersten Krokodile sahen, Wissenswertes über die Medizin der Maya erfuhren und den Verlust von unserem Reisemaskottchen Scorchi betrauern mussten.


Aufatmen in San Christobal de las Casas
Als wir nach unserem kleinen Zapatisten-Abenteuer endlich in San Christobal ankamen, fühlten wir uns wie in einer anderen Welt. Statt des lianenbewachsenen schwül-heißen Regenwalds und moskitoverseuchten Buschs waren wir hier auf 2.200 Höhenmetern, umgeben von Bergen und Pinienwäldern. Was für ein Klimawechsel! Wir stiegen aus dem Collectivo und ich hatte nach den letzten heißen Wochen auf der Yukatan-Halbinsel das Gefühl zum ersten Mal wieder atmen zu können, so kühl und trocken war die Luft. Tagsüber war zwar T-Shirt-Wetter, aber nachts war es so empfindlich kühl, dass wir die 4 Decken im Zimmer und den Schlafsack gut gebrauchen können (Ha! Jetzt weiß ich wieder, warum ich den mitschleppe!) Unser Hostel war zuckersüß mit einer genialen Aussicht auf die Stadt, die bis auf die umliegenden Hügel verteilt ist und mit 150.000 Einwohnern gerade die richtige Größe hat.


Der bunte Textilmarkt von San Christobal de las Casas

San Christobal de las Casas ist quasi die Indianerhauptstadt des Landes mit dem höchsten Anteil an indigener Bevölkerung und einem weltbekannten Textilmarkt bei der Kirche Santa Domingo, der von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang stattfindet. Dieser Textilmarkt ist wahrscheinlich der Bunteste von ganz Mexiko, da die Indigenas wunderschöne Decken, Tischsets ,Schals, Pullover und Armbänder herstellen in dem strahlendsten Blau, Orange, Gelb und Lila, das ihr euch vorstellen könnt. Hier muss man einfach kaufen! Die Frauen der Nahuatl und Tzotzil, wie die Völker der Maya hier heißen, tragen schwarze Fellröcke, wunderschöne Blusen, ihre langen schwarzen Haare in zwei bandumwickelten Zöpfen und ihre Kinder meist in einem Tuch auf dem Rücken. Nirgendwo haben wir mehr indigene Bevölkerung gesehen. Auf dem Mercado Municipal, den wir danach besuchen, auf dem ALLES verkauft wurde und auf dem es nur so von Leuten wuselte, bekamen wir einen Eimer mit 7 riesigen Mangos für 1, 20 Euro. Kaum zu fassen, wenn man denkt, was die zuhause kosten. Allerdings hängen die uns jetzt langsam auch schon wieder zum Hals raus – kein Wunder... :-)


Rucksackreisendenromantik in einer magischen Stadt und ihre Schattenseiten
Die Leute hier sind uns wahnsinnig nett begegnet, auch wenn wir hier viel von Straßenhändlerinnen und deren Kindern angesprochen wurden. Die Touristen hier sind eher Individualreisende oder Hippies, sodass Beat sich stark an Nepal erinnert fühlte. Inmitten dieser Rucksackreisendenromantik fühlten wir uns sowas von wohl. Wir fanden das leckerste Essen unserer Mexikoreise und wollten am liebsten gar nicht mehr weg von dieser Stadt, von der man sagt, dass sie magisch sein soll. Trotz den Schattenseiten, denn Chiapas ist ja der ärmste Bundesstaat Mexikos. Eines Mittags saßen wir in einem einheimischen Straßenrestaurant, da kam eine sehr alte Frau mit einem Kind auf dem Rücken, die nach Geld fragte. Bidu gab ihr welches, viele der Mexikaner an den anderen Tischen auch, manche aber auch nicht. Nachdem sie einmal die Runde gemacht hatte und eine Pepsiflasche aus ihrer Tasche gezogen und davon getrunken hatte, kam sie zurück zu unserem Tisch. Ich fragte mich: „will sie jetzt noch mehr Geld?“ Nein, sie deutete auf Beats Teller, den er hatte gerade sein Essen serviert bekommen und wollte davon abhaben! Beat wollte ihr eine Tortilla geben, da zeigt sie auf seinen Teller und meint doch glatt, sie will auch von dem Reis und Hähnchen. Also, da waren wir dann echt platt. Mürrisch zottelte sie ab. Wir fragten uns, warum sie nicht direkt an den Essensständen bettelte, sondern ausschließlich zu uns, den einzigen weißen Touristen, kam.


Bernsteinmuseum
Nachdem wir uns die letzten Wochen ausschließlich den Maya gewidmet hatten, wollten wir wieder mal was anderes sehen und da bot uns doch San Christobal glatt die gewünschte Alternative. In der Umgebung wird nämlich Bernstein abgebaut, da man das drittgrößte Bernsteinvorkommen der Welt hat (Platz 1 ist im Übrigen die Ostsee). Ich denke dort dürften sich die Abbaumethoden doch etwas unterscheiden. Hier in Chiapas gehen die Männer barfuß und in kurzen Hosen in die Tunnel und bauen den Bernstein, der meist noch ein paar Insekten miteinschließt, mit ihren Händen ab.

Wissenswertes über die Medizin der Maya
Nächster Stopp an diesem Tag war das Museum für Mayamedizin, das Teil des Maya-medizinischen Zentrums ist, und das man gebaut hat, um den Leuten die Maya-Medizin näher zu bringen. Leider lag das Museum außerhalb jeglicher Stadtkarten, die wir hatten, und als wir liefen und liefen und irgendwann die Seitenstraßen nicht mehr geteert waren, und kein einziger Tourist mehr zu sehen war, fragten wir uns langsam „Sind wir hier noch richtig?“ Doch ja – das Museum tauchte endlich auf. Es gab sogar eine deutsche Übersetzung der Informationstafeln und so konnten wir uns ganz vertiefen in eine Medizin, die wir nur zum Teil nachvollziehen können. So „heilen“ die Maya indem sie Pepsi oder sonstige Sodagetränke opfern oder mit einem Huhn über den Körper des Kranken fahren, um so die Krankheit auszutreiben. Allerdings kennen die Maya dutzende von Heilkräutern, deren Wirkung erwiesen ist und auf die es viele der großen Pharmakonzerne abgesehen haben, was die Maya wiederum verständlicherweise sehr misstrauisch macht. Das Museum zeigte auch ein Video über die Geburtspraktiken der Maya – so ist hier zum Beispiel der Mann, der während der Geburt auf einem Stuhl vor seiner knieenden Frau sitzt, und seine Eltern und Schwiegereltern die ganze Zeit zugegen.


Canon del Sumidero – auf dem Boot zwischen 1000m hohen Felswänden
Relativ in der Nähe von San Christobal liegt der Canon del Sumidero, ein Canyon, den man mit dem Boot befahren muss, um seine gewaltigen bis zu 1000m hohen Felswände zu bestaunen. Dazu fuhren wir mit einer am Abend vorher gebuchten Tour von San Christobal de las Casas Richtung Tuxla Guiterrez, will heißen über eine Stunde KONTINUIERLICH den Berg hinunter. Schon beim Schauen aus dem Minibusfenster haben wir gestaunt, da sich links neben der Straße die tieferliegende Ebene zeigte.


Geduld – die Mexikanische Nationaltugend
Nach ca. 20 Minuten Fahrt bekam unser Fahrer einen Anruf auf seinem Mobiltelefon. Wir hörten nur „Regresso“, oh nein – kehren wir jetzt wieder um? Tatsächlich, es hatten sich noch weitere zwei Tourgäste zu uns fünf zu gesellen, will heißen mehr Kohle, da kehrt man doch schon mal gerne um… aber wir fuhren zum Glück nicht mehr bis ganz in die Stadt hinein, sondern die beiden Anderen wurden zu einer Tankstelle gebracht, an der sie, als sie endlich ankamen, in unseren Minibus verladen wurden. Wir haben gelernt: der Mexikaner hat Geduld. Geduld ist eine Nationaltugend. Der in Baden so beliebte Spruch „Kummi hit nit, kummi morge“ findet hier seine vollste Entfaltung. Was wir schon wartende geduldige Mexikaner in jeglichen Situationen gesehen haben, ich sag’s euch, das passt in keinen Reiseblog der Welt :-)

Und wir sehen sie doch noch - Unsere ersten Krokodile

Doch zurück zum Canon. An der Einstiegstelle für die Boote angekommen, war erneutes Warten angesagt. Auf unsere Frage „warum“ hieß es, wir müssten noch auf andere Touristen warten, um das Boot zu füllen. Eine gute Viertelstunde später (Geduld!!!)  waren die dann auch da und es konnte losgehen. Mit den obligatorischen Armbändchen am Arm, die man in diesem Nationalpark haben muss, fuhren wir los. Nach ein paar Minuten Fahrt kam dann tatsächlich ein Posten mitten auf dem Fluss, an dem wir alle brav unsere Arme heben mussten, um unsere Bändchen zu zeigen. Ein lustiges Bild! Keine fünf Minuten später drosselte unserer Kapitän schon wieder die Geschwindigkeit und wir fragten uns natürlich warum er so nah an das Ufer fuhr. Die Erklärung kam in Form eines ca. 3m langen KROKODILS! Bekamen wir also doch noch welche zu Gesicht, nachdem wir in Coba ja keine gesehen haben. Lustig war das deutsche Mädel, das in der Reihe vor uns saß. Hatte sie doch die ersten 10 Minuten immer wieder die Hand im Wasser. Nachdem sie das Krokodil gesehen hat, komischerweise nicht mehr…. 
Auch eine riesige Kolonie von Geiern bekamen wir zu Gesicht. (Fressen die wohl die Überreste angeschwemmter schiffbrüchiger Touristen?!) :-)

Dann endlich kamen wir in den spektakulären Teil des Canons und immer höher und steiler wurden die Felswände bis sie tatsächlich 1000m hoch waren. Dazwischen schimmert in einem hellen Grün der Fluss, in dem auch immer wieder die eine oder andere Plastikflasche schwimmt. Aber nach 5 Wochen Mexiko haben wir uns mittlerweile fast an den ganzen Müll überall gewöhnt. Schade, dass hier Umweltschutz noch kein wirkliches Thema ist.

Chiapa de Corzo – Ferkel, Maisgetränk und Fussballtrikots in der Kirche
Den Abschluss unserer Tour bildete das Dorf Chiapa de Corzo, wo man cochito horneado, eine Art gebackenes Ferkel in Bratensoße, essen kann, das Bidu natürlich probierte (nicht mein Ding!) Außerdem gibt es dort Pozol, eine Art Maisgetränk der Nahuatl, einem Mayavolk, das seit der vorspanischen Zeit existiert und die Maya getrunken haben, nachdem sie längere Touren durch den Dschungel machten. Louis, ein Spanier, den wir auf der Tour kennengelernt haben, leistete uns in Chiapa de Corzo Gesellschaft, sehr zum Vorteil für unsere eher fundamentalen Spanischkenntnisse bei der Verständigung mit den Einheimischen. Wir probierten alle mal das Pozol, doch so richtig begeistern konnte sich keiner von uns. Bei einem anschließenden Spaziergang durch den Ort entdeckten wir die Kirche und jetzt Achtung in der Kirche einen Verkaufsstand, an dem alles Mögliche verkauft wurde. Aufgefallen sind mir aber vor allem die Fussballtrikots! Wo gibt's denn sowas? Fussballtrikots zum Verkauf in der Kirche! Und ich dachte immer Deutschland ist fussballverrückt! :-)


Das war‘s - Scorchi ist weg
Wir haben ja schon einiges verloren in diesen 8 Monaten. Ihr mögt euch vielleicht erinnern, wie gleich am zweiten Reisetag unser erstes Reisemaskottchen Scorchi 1 vor dem Weißen Haus verloren ging (oder doch aufgrund von Terrorismusgefahr entfernt wurde?). Außerdem habe ich schon meine absolut geniale weiße Funktionsjacke in einem Motel in Nordkalifornien zwischen den ebenso weißen Bettlaken vergessen und danach Tage mit der Rezeptionistin namens Angel am Telefon verbracht, die mir die Jacke unterwegs irgendwo hinschicken wollte, was leider auch nie geklappt hat. Die gute Nachricht hier war, dass ich genau diese Jacke, die es nur in US und Kanada gibt, nochmals online bestellen und an die Adresse der Eltern einer Arbeitskollegin in San Diego schicken konnte (FREU!). Außerdem fehlte irgendwann unsere Kamerahülle, ein Paar Socken, meine Schlafbrille (jetzt lacht nicht - bei der Beleuchtung, die zum Teil in diesen Hostelzimmern herrscht, fast unverzichtbar - das ist manchmal wie eine zweite Sonne!) und seit gestern auch unsere so geliebte Thermoskanne, die schon derart oft wärmende Dienste geleistet hat, dass dies ein herber Verlust wird (auch wenn Bidu sich über ein paar Gramm weniger Gewicht im Rucksack freuen darf). Aber nun haben wir auch noch Scorchi 2 verloren. Scorchi 3 haben wir bevor wir nach Mexiko kamen zum Gewichtsverlust nach Endingen geschickt (wo er auch ankam).


Unser verbleibender Reisebegleiter Scorchi 2 wurde dann auch zum Gewichtsverlust während der Erkundung San Christobals von seinem Stammplatz am Äußeren meines Tagesrucksacks entfernt und ging dann unter den 4 Decken in unserem Zimmer unter, wo wir ihn am nächsten Morgen in all dem Stress um rechtzeitig zu unserer Tour zu kommen, liegen ließen. Obwohl wir später wieder zurück ins Hostel kamen, um unser hinterlegtes Gepäck abzuholen, an Scorchi haben wir nicht gedacht. Erst als wir 20 Minuten später unseren Nachtbus nach Oaxaca bestiegen, fiel uns der Verlust auf. Doch da war es zu spät und wir die nächsten 11 Stunden unterwegs. Armer Scorchi. Es bedrückt uns die letzten 4 Monate unserer Reise ohne das so geliebte Reisemaskottchen, das doch andererseits nur ein Stofftier ist, fortzusetzen. Auch der letzte marginale Hoffnungsschimmer, dass das Hostel uns Scorchi nachschicken kann, verschwindet angesichts dessen, dass wir nur noch wenige Tage in Mexiko sein werden. (seufz) Hasta luego, geliebter Scorchi (2)! :-(

Unser Fazit

  • Wir staunen auf dem bunten Textilmarkt dieser Stadt und über seine indianische Bevölkerung
  • Wir hatten eine so schöne Zeit in diesem magischen Ort San Christobal de las Casas (bis auf die letzte halbe Stunde :-( )
  • Und Scorchi hat es vielleicht so gut gefallen, dass er jetzt für immer dableibt.


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Diary Photos
8th Mar 2011  Unsere ersten Marriachis

8th Mar 2011  Diese Autos findet man doch noch höchst selten bei uns...

8th Mar 2011  Unterwegs in San Christobal de las Casas

8th Mar 2011  Kirche am Zocalo in San Christobal de las Casas

8th Mar 2011  Fast überall in Mexico findet man diese Blüten - so schön bunt!

8th Mar 2011  Sante Domingo und der Textilmarkt

8th Mar 2011  Auf dem Textilmarkt in San Christobal de las Casas

8th Mar 2011  Unterwegs in San Christobal de las Casas

8th Mar 2011  Maya-Geburt (zu sehen im Museum für Mayamedizin)
Findet heute noch so statt

8th Mar 2011  Bidu hat sich zeitweise meinen neuen Hut ausgeliehen

9th Mar 2011  Geier im Canon del Sumidero

9th Mar 2011  Unser erstes Krokodil (!!!) im Canon del Sumidero

9th Mar 2011  Wie die Geier...

9th Mar 2011  Canon del Sumidero (eine sehr berühmte Postkartenansicht)

9th Mar 2011  Louis und das Pozol

9th Mar 2011  Chiapa de Corzo

9th Mar 2011  Fussballtrikots in der Kirche zu verkaufen?!

9th Mar 2011  Blick vom Hostel über San Christobal und seine Pinienwälder

9th Mar 2011  Unterwegs in San Christobal de las Casas

9th Mar 2011  Unterwegs in San Christobal de las Casas

9th Mar 2011  Unterwegs in San Christobal de las Casas

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