Lest hier wie wir in wilde Schiessereien kamen, die Pyramiden von Teotihuacan erkletterten, in der 35 Millionen Metropole Mexiko Stadt abtauchten und seht Bilder von fliegenden Tänzern, der größten Pyramide der Welt und getrockneten Heuschrecken.
Puebla – Kachelstadt und UNESCO Welterbe
Unser nächster Stopp hiess Puebla, den wir über eine 4 stündige Fahrt durch das mexikanische Hochland erreichten. Dabei fuhren wir durch Berge, die so voller Kakteen waren, dass wir echt platt waren. Wie die Stangen ragten sie meterhoch aus dem Boden hervor und zogen sich die Berghänge hinauf. Am höchsten Berg Mexikos kamen wir auch vorbei, konnten ihn aber leider nur kurz sehen.
In Puebla dann erst mal Schockzustand. Ein riesiger Busbahnhof in einer 2 Millionen-Stadt, leichte Steigerung zu Oaxaca und dazu noch DER Verkehrsknotenpunkt für die umliegenden Städte - da war die Hölle los. Wie geht’s uns da erst in Mexico-Stadt? Ausländer ist man offenbar gewohnt, denn auf diesem Busbahnhof gab es zum ersten (und einzigen Mal) DEUTSCHE Beschilderungen. Nicht dass wir sie gebraucht hätten, nach 6 Wochen Mexiko wissen wir langsam, was Toiletten und Ausgang bedeutet, aber erwähnenswert. Mit dem (recht teuren, aber sicheren) Taxi ging es zu unserem Hostel, das in einem Kolonialbau mitten in der Altstadt liegt. Diese ist für ihre mit Kacheln verzierten Zuckerbäckerhäuser berühmt und hat 68 Kirchen, die teils nicht nur an den Fassaden, sondern auch auf der Kuppel gekachelt sind. Da dies einzigartig ist, wurde die Stadt zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt
Cholula – von Pyramiden, Schüssen und fliegenden Tänzern
Nur 12km entfernt von Puebla, und damit eigentlich heute mehr ein Vorort, liegt Cholula, das einst das Zentrum hier war. Als die Spanier hier einfielen, machten sie die Stadt und ihre Tempel platt. In Cholula gab es einst die größte Pyramide der Welt, wenn man das Volumen betrachtet. Auf deren Spitze haben die Spanier dann einfach eine Kirche gesetzt (sowie auf viele andere Tempel in der Stadt), da sie die indianische Bevölkerung zu ihrem Glauben bewegen wollten. Die Pyramide wurde am Fuß des Berges, auf dem die Kirche heute steht, wieder ausgegraben und es gibt auch einen 200m langen Tunnel hinein, aber der ist vor ein paar Monaten eingestürzt und seither für Touristen gesperrt.
Als wir aus dem Bus in Cholula ausstiegen, gab es plötzlich einen lauten Knall und dann noch einen. Es wurde geschossen. Ein Lastwagen mit Polizisten fuhr heran und sie sprangen vom Wagen und rannten Richtung Schüsse. In Mexiko weiß man ja nie so recht, ich dachte schon, in was für ein Schlamassel haben wir uns jetzt schon wieder hineingeritten. Fehlalarm - wir waren mitten im Karneval gelandet. Die verkleideten Mexikaner fanden es nicht nur ungeheuer toll fotografiert zu werden, sondern ballerten mit ihren Gewehren in die Luft, die so dermaßen laut waren, dass uns jedes Mal fast das Trommelfell geplatzt ist. An jedem Ecken knallte es und über der Stadt hing schon ein richtiger Rauchnebel. Leider war auch sonst keine gute Sicht und so konnten wir den berühmten Vulkan Popocatepetl, den man an schönen Tagen so gut von der Kirche auf dem Berg sehen kann, nur hinter Wolken und Dunst erahnen.
Von der Spitze des Berges und später unten vor dem Sockel der Pyramide konnten wir allerdings die Voladores sehen. Ja! Das sind die Tänzer, die sich um einem mehrere Duzend Meter hohen Mast drehen, sich dabei abseilen, um die eigene Achse drehen und sogar ein Instrument spielen. Echt abgefahren! Wollten wir schon lange sehen in Mexiko. Auch sonst war in Cholula gut was los, es war ein Sonntag und wir haben uns unter die vielen Mexikaner gemischt, Leute geschaut, Früchte und frische Kokosnuss gegessen. Zwei Mal wurden uns auch Chapulines angeboten zum probieren, also getrocknete Heuschrecken. Ja, das isst man hier und es gilt als eine Spezialität. Ich kann euch beruhigen - dieses Mal hat Bidu nicht zugegriffen und ich war noch nicht mal annähernd dazu bereit. :-)
Es ist soweit – Bidu zieht die Fäden
In Puebla erwartete uns noch ein weiteres Highlight unserer Reise. Bidu freute sich schon seit Tagen darauf. 14 Tage waren vorbei seit der Operation von Doctor Alejandro und Bidu konnte mir endlich die Fäden ziehen. (Was ich mir alles anhören musste!!!) Schon Tage vorher rieb er sich die Hände! Sicherheitshalber hab ich ihm nochmal die Website gezeigt, wo erklärt wird, wie man das macht. Schliesslich konnte ich ihm ja nicht mal dabei zusehen. Aber mit sterilen Gummihandschuhen, einer Pinzette und einem Skalpell bewaffnet hat er die Sache gut gemacht und das obwohl der Faden an einer Stelle in die Haut gewachsen ist. Wenn’s mit dem Yoga und dem Projektmanagement nicht klappt, sollte er vielleicht über eine späte dritte Karriere nachdenken?!
Ankunft in Mexiko-City
Am nächsten Tag ging es nach Mexiko-City, für Bidu nach einer Geschäftsreise vor ein paar Jahren schon zum zweiten Mal. Ich war auf alles gefasst und stellte mich auf das Schlimmste und Chaotischste ein. So stellt man sich ja eine 35 Millionenstadt vor. Stellt euch das vor – 5 mal die Schweiz! Aber ich muss sagen, ich wurde positiv überrascht. Wir kamen super durch, ob mit Bus oder U-Bahn, die Leute waren nett, ein Jugendlicher stand sogar im Bus für mich auf, und selbst abends haben wir uns nie richtig unwohl gefühlt. Vom Busbahnhof nahmen wir uns ein sicheres Taxi, auch das kostet halt wieder (dieses Mal das 4-5 fache als in anderen mexikanischen Städten), aber lieber so als Opfer einer Express-Entführung zu werden. Unser Hostel war zwar ziemlich chaotisch bei der Reservierung und so wussten wir bis zur Ankunft nicht ob wir nun überhaupt ein Bett haben würden, aber es lag mitten in der Stadt. Also man hätte nicht zentraler wohnen können und das für ein paar Euro.
Oben auf dem Dach gab es eine Dachterasse, da wurde morgens das Frühstück serviert und abends hatten wir von dort ein paar ruhige Bier über den Lichtern der Großstadt. Wenn man aus dem Hostel lief, fiel man quasi direkt auf den Zocalo, also den Mittelpunkt dieser Stadt und stand direkt neben der Kathedrale. In der waren wir auch mal kurz drin, aber die hatten für den Eintritt mehr Regeln als für die Peterskirche in Rom und nachdem ich noch nicht mal drin war und mich der Security-Fritze schon anwies meine Sonnenbrille runter zu machen (als würde man da drinnen eine Sonnenbrille brauchen?!) hatte ich schon keine Lust mehr.
Teotihuacan – Highlight unserer Mexiko-Reise
Dafür umso mehr auf Teotihuacan, das ich, um es vorweg zu sagen, als unser Mexiko-Ruinen Highlight bezeichnen könnte. Nicht nur sind die Anlagen weitläufig (die Stadt war einmal 20 km² groß), sondern auch in ihrer Größe absolut beeindruckend. Die sogenannte Sonnenpyramide ist in ihrer Grundfläche genauso groß wie die Cheops-Pyramide (nur eben 70m weniger hoch). Wahnsinn! Daneben gibt es noch die Mondpyramide, die zwar kleiner aber auf einer leichten Anhöhe gebaut ist und darum ist ihre Spitze genauso hoch wie die der Sonnenpyramide. Die breite Prachtstraße, die zur Mondpyramide führt und an deren Seiten ein Tempel neben dem anderen stand, nennt man Straße der Toten. Daneben gibt es noch so viele weitere beindruckende Tempel, teils mit fantasievollen Fresken, aus dem Stein gemeißelten Tierköpfen und bunte Wandmalereinen, die sogar noch erhalten sind. Nicht alles ist ausgegraben und so sieht man, wenn man auf die Spitze der Pyramide geklettert ist, grasbewachsene Hügel, unter denen sich noch weitere Tempel verbergen müssen.
Nach Teotihuacan fährt man gut eine Stunde mit dem Bus, wenn man nicht gerade im Stau steht wie wir. Auf dem Hinweg fuhren wir in einem Bus, von dem der Busfahrer meinte, er sei so alt wie die Ruinen, zu denen er fährt. Wir hatten eigentlich Plätze für hinten, aber da irgendwo ein Luftloch war, kamen die ganzen Abgase in den Bus. Ich konnte kaum atmen. Bidu sowieso nicht, der hatte eine Erkältung an der Backe – aber das verschonte ihn wenigstens von den üblen Gerüchen und so setzten wir uns um. Auch Teotihuacan liegt natürlich im mexikanischen Hochland und darum ist dann Pyramiden klettern eine lustige Sache, aber mit genügend Wasser und Gatorade passt das schon. Was mich an Teotihuacan wahnsinnig fasziniert hat, ist die Tatsache, dass nach allem, was die Archäologen ausgegraben haben, immer noch nicht herausgefunden wurde, welches Volk hier eigentlich so hoch kultiviert lebte. Man hat allerdings Spuren dieser Zivilisation in vielen anderen Völker im heutigen Mexiko gefunden und weiß damit, dass sie großen und vor allem weitreichenden Einfluss hatte.
Templo-Mayor – wie ich zum ersten Mal in einem Mülleimer wühlte…
Nach diesen Ruinen hatten wir immer noch nicht alle Völker Mexikos kennengelernt. Die Azteken fehlten uns noch in unserer Sammlung. Mexiko-Stadt wurde ja auf einer alten Aztekenstadt errichtet und einen Teil der Ruinen kann man direkt neben der Kathedrale noch besichtigen. Auch hier hatten wir wieder einen kleinen Kampf. Mit einer 1.5l Flasche Wasser wollten sie uns nicht rein lassen, aber abgeben konnten wir sie auch nicht. Als könnten wir die Ruinen mit Wasser zerstören?!?! Schmuggeln war nicht, weil sie in meine Tasche schauten. Und so stellte ich die volle Flasche neben den Mülleimer. Als wir natürlich von der Besichtigung zurück kamen, war die Flasche weg. Und so konnte mich Bidu dann auslachen, als ich den Mülleimer durchwühlte aber immerhin die Flasche wieder zum Vorschein brachte. :-)
Eines der besten Museen der Welt –Besuch des Antropologischen Museums
Zum Abschluss fehlte uns eigentlich nur noch das Antropologische Museum in Mexiko-Stadt, das als eines der sehenswertesten Museen der Welt gilt und unser ganzes Wissen über Zapoteken, Mixteken, Maya und Azteken noch einmal zusammenfasste und erweiterte. Wir hatten nur wenige Stunden Zeit, da wir an diesem Tag den Nachtflug nach Santiago de Chile nehmen wollten, aber wir kamen kaum los, weil in jeder Ecke noch irgendetwas Sehenswertes wartete. Fantastisch!
Zu guter Letzt – Abschied von Mexiko
Außer dem Museum waren wir kurz vor der Fahrt an den Flughafen noch auf dem Lateinamerikaturm, von dessen 42. Stockwerk man die Aussicht auf die Stadt genießen kann. Abends vielleicht noch eindrucksvoller, weil man trotz Smog das Ausmaß der Stadt an den vielen Lichtern erahnen kann. Die Stadt stösst langsam an ihre geografischen Grenzen und trotzdem wird überall an den Hängen weitergebaut und die Lichter hangeln sich die Berge hinauf. Abgefahren!
Abgefahren ist leider auch das Thema Scorchi. Der Typ vom Hostel wollte uns Scorchi EXPRESS nach Mexiko City schicken. Inzwischen sollte ich es ja eigentlich gelernt haben. Hier ist eben alles „manana, manana“, also eben alles nur nicht heute. Und da der Typ mir versicherte, alles kein Problem, mach dir keine sorgen“ haben wir an den zwei Tagen jedes Mal wenn die Post auf der Hauptpost eintraf nach einem Päckchen für uns gecheckt. Gut, so kamen wir wenigsten 4 mal in den Genuss in die absolut sehenswerte Hauptpost zu gehen, aber leider ohne Ausbeute.
Fliegen wir eben allein nach Südamerika. Da wir diesen äußerst günstigen Flug nach Santiago de Chile bekommen haben, haben wir Chile kurzfristig doch noch eingebaut und es steht immerhin fest, dass wir bei unserem Plan bleiben, von Süden nach Norden zu reisen (immer mit der Wärme, hoffe ich). Wie gerne wären wir noch in Mexiko geblieben. Die zwei Wochen Festsitzen in Merida haben uns ein paar unserer Reiseziele gekostet und so sind wir traurig und haben das Gefühl nicht alles gesehen zu haben. Aber wir sind auch froh, überhaupt hierher gekommen zu sein, und das trotz der Sicherheitswarnungen von unseren beiden Regierungen und der Bedenken unserer Eltern. Die Mexikaner waren ein freundliches Volk und haben mit ihrer Kultur und Geschichte unsere Weltreise enorm bereichert.
Unser Fazit