Wie wir die weiße Stadt erkundeten, alles über Inka-Eismumien erfuhren, auf einer deutsch-peruanischen Party tanzten, durch ein absolut imposantes Kloster spazierten, uns fast an Andenfondue verschluckten und uns im Taxi fast in die Hose machten.
Mit dem Bus nach Arequipa
In Tacna erwartete uns erst mal eine 2 stündige Zeitverschiebung. Das hieß für uns dann leider mehr als 4 Stunden warten, bis unser Bus nach Arequipa fährt. Zeit, die wir nutzten, um unser chilenisches Geld los zu werden und um uns etwas in Peru einzulesen. Dann endlich hieß es Gepäck einchecken und einsteigen, doch halt! Habt ihr die Abfahrtssteuer bezahlt? Hä? Ach ja, da war doch was, haben wir mal gelesen. Hier darf man erst mit dem Bus abfahren, wenn man 1-2 Sol (weniger als ein Franken) bezahlt hat, können wir uns schon mal dran gewöhnen, ist in ganz Peru üblich. Gewöhnen müssen wir uns auch an die neue Währung. Angesichts der Tatsache, dass wir in den letzten 3 Wochen 4 Währungen hatten, keine leichte Sache. Hinzu kommt, dass wir angefangen haben in USD zu denken und dann rutschen wir doch wieder in Euro ab oder Schweizer Franken, ach herje – ganz schön kompliziert, aber wir sind ja beide alte Finanzhasen, also schlussendlich doch kein Problem. Sol also. Schon lustig, in Mexiko haben wir das noch getrunken und hier bezahlen wir damit. :-)
Es folgten 6 Stunden interessanter (Tages-)Fahrt durch noch mehr wüste Landschaft, auf relativ gute Straßen mit endlosen Kurven, die uns nur so in unseren VIP Ledersitzen herumwarfen (Mann, war mir schlecht!) Die haben wir für nur 11 Euro (oder 14 Franken) ergattert, und davon gab’s nur so an die 10 Stück in diesem Bus. Dafür sitzt man dann fast wie in der Business Class. Hat uns umgehauen, dass es überhaupt solche Busse in Peru gibt. Die Busgesellschaft Cruz del Sur (ja, mal wieder das geliebte Kreuz des Südens!) ist aber auch der Rolls Royce unter den Busgesellschaften hier. Wenn es Empfang gibt, haben die sogar Internet in den Bussen.
Taxi fahren in Peru – eine Frage des Vertrauens
Um acht Uhr abends in Arequipa stand uns dann nochmal Stress bevor. Hier, sowie in den Städten Cusco und Lima ist es ganz besonders schlimm mit dem sog. Expresskidnapping, also der Entführung durch einen Taxifahrer bis zum nächsten Geldautomaten. Es gibt hier sogar Räuber, die Taxis für einen Tag mieten, nur um Touristen auszurauben. Sehr beruhigend. Wir kamen also im Busterminal an und fragten mal nach einem sicheren Taxi (die Leute können einem ja alles erzählen). Draußen trafen wir auf einen älteren Mann (ich würde sagen vom Typ her Lehrer, der sich noch was dazu verdient oder nicht im Beruf arbeitet). Aber trauen wollte ich ihm deshalb trotzdem nicht sofort. Nichtsdestotrotz stiegen wir in sein Taxi und wurden skeptisch als er sagte, die Fahrt sollte 15 Minuten dauern (das Hostel, in dem wir wohnen wollten, sagte uns 5 Minuten). Bidu und ich schauten uns zweifelnd an. Dann fuhren wir in eine dunkle Gasse und der Fahrer verriegelte plötzlich die Türen. Jetzt waren wir doch langsam etwas verunsichert, die Gegend schaute nämlich ganz schön abgefuckt aus. Der Fahrer aber bemerkte unsere Verunsicherung und beruhigte uns, indem er sagte, das Ganze sei zu unserer Sicherheit, damit wir hier nicht überfallen werden. Ok, wir waren hier definitiv in einem anderen Land… zu unserer beider Beruhigung landeten wir nur ein paar Minuten später vor unserem Hotel, der Fahrer gab uns noch unzählige (Sicherheits)Tipps mit auf den Weg und wir waren dankbar, dass er uns nicht überfallen wollte. Sollte uns noch öfter so gehen.
Unser Hostel wurde uns von Heidi, die wir in Argentinien kennengelernt haben, empfohlen und war sein Geld wert. Es hatte einen riesigen Garten, in dem man prima sonnen, faulenzen oder lesen konnte. Und wenn man Glück hatte, traf man auf die Schildkröte, die hier lebte und konnte sie mit Bananen füttern.
Arequipa – die weiße Stadt
Arequipa liegt auf 2.300m Höhe und eignet sich damit ideal für einen Akklimatisierungsstart. Um die knapp 1 Mio Einwohnerstadt herum liegen ein paar ziemlich hohe im Moment sogar schneebedeckte Vulkane, wie der 5.822 m hohen kegelförmige aktive Misti, der 6.057 m hohe Chachani und der Pichu Pichu. Die kann man von vielen Stellen in der Stadt sehen (wenn sie nicht gerade meist nachmittags in Wolken liegen). Nicht nur das verleiht der Stadt eine tolle Atmosphäre. Arequipa, das auch „die weiße Stadt“ genannt wird und im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde, besitzt viele Gebäude aus vulkanischem weißen Sillargestein und auch sonst viele gut erhaltene tolle koloniale Häuser und einen schönen Plaza des Armas, wie die Hauptplätze hier in Peru auch genannt werden.
Die Eisprinzessin Juanita
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die sogenannte Eisprinzessin oder Juanita, wie sie auch genannt wird im Museo Santuarios Andinos. Archäologen fanden 1995 am Gipfel des Vulkans Ampato die Mumie einer jungen Inkafrau, der man den Namen Juanita gab. Seit Abschluss der wissenschaftlichen Untersuchungen hat jeder Museumsbesucher Zugang zu der sehr gut erhaltenen Mumie, die mit all ihrer Kleidung in einer gläsernen Vitrine tiefgekühlt gehalten wird. Leider ist Juanita von Januar bis April in der Tiefkühlkammer, es wird aber eine andere Eismumie gezeigt, denn die Inka haben viele Jungs und Mädchen auf den Spitzen der umliegenden Vulkane geopfert, um die Vulkane, in denen sie Götter sahen, zu besänftigen (was ihnen leider angesichts der vielen Erdbeben und Vulkanausbrüche nicht gelang.) Die meist Jugendlichen marschierten in tagelanger Prozession auf die Fünf- bis Sechstausender und wurden oben unter Drogeneinfluss mit einem gezielten Schlag auf die Schläfe getötet und dann mit vielen Grabbeigaben, die auch im Museum ausgestellt sind, begraben. Der Besuch, von einer Studentin auf Trinkgeldbasis geführt, war sehr interessant, auch wenn Juanita gerade nicht ausgestellt war.
Kloster Santa Catalina
Sehen sollte man in Arequipa das Kloster Santa Catalina, eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Südperus. Die Klosteranlage wurde 1579 von einer wohlhabenden Witwe gegründet. Für das Kloster ummauerte man kurzerhand ein 20.000m² großen Teil der Stadt und begründete damit eine autarke Siedlung, die bis vor wenigen Jahrzehnten von der Außenwelt isoliert war. Durch die fast 400 Jahre dauernde Abgeschlossenheit hat sich ein komplettes Städtchen mit maurischer Architektur erhalten. Ursprünglich war das Kloster ein Internat für die Töchter reicher spanischer Familien, die im Kloster ihr von Kindheit an recht nobles Leben weiterführten. Deshalb beherbergte Santa Catalina bis zu 150 Nonnen, die das Kloster niemals mehr verlassen durften, und 300 Bedienstete, die sich um sie kümmerten. 1970 wurde das Kloster dann auf Initiative der noch verbliebenen Nonnen restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es leben wohl immer noch Nonnen im Seitenflügel des Klosters. Der Eintritt in die Anlage ist für peruanische Verhältnisse von ca. 11 Franken oder fast 9 Euro doch relativ teuer, war aber, nachdem wir lange überlegt haben, eine gute Investition, denn durch das riesige Gelände zu schlendern war sehr interessant.
Pour Elise oder die Müllabfuhr von Arequipa
Fahrende Straßenhändler kennen wir ja schon von Mexiko. Speziell von unserer Zeit aus Merida, wo wir gezwungenermaßen zwei Wochen verbringen mussten, wissen wir, dass den Tag über Händler auf Rädern mit Auflage, umgebauten Kinderwägen, richtigen Handelswagen, alten VW Golfs und kleinen Lastwägen mit ihrem jeweils ganz eigenen Sound in Form einer Hupe, Tröte, Pfeife, Musik oder durch ein Megaphon gedröhntes Geschrei ihre Fahrt am Haus vorbei ankündigen, damit man vor die Tür kommt, um ihr Wasser in 20l Kanistern, Brot, selbstgemachtes Straßenfood, Eis, Melonen usw. abzukaufen. In Arequipa hörten wir beide in der Nähe unseres Hostels Beethovens „Pour Elise“ auf der Flöte gespielt. Mein erster Gedanke war da nicht Straßenhändler, sondern Touristenunterhalter. Allerdings hörten wir den exakt gleichen Sound dann ca. 1 ½km entfernt und ich fragte Bidu noch: „sag mal, werden wir von dem verfolgt, oder was?“ Aber nein, des Rätsels Lösung bog mit ohrenbetäubendem Pour Elise Flötenmusik um die Ecke: es war die Müllabfuhr! Wir mussten ganz schön lachen. Inzwischen sind wir wirklich mehr als genervt von Pour Elise, weil man es den ganzen Tag irgendwo hört. Schön, dass es nicht nur uns so geht, denn im Blog einer Neuseeländerin haben wir die gleichen Sätze gelesen. Wie geht es da nur den Leuten, die hier WOHNEN? :-)
Fondue in Arequipa oder wie es uns zwei Tage lang den Magen zuklebte
Eines Abends wollten wir dann mal wieder was essen gehen. Bisher sind wir ja vom peruanischen Essen nicht gerade begeistert. Zumindest werde ich, seit wir in Peru sind, nur noch selten zu dem verhassten Koriander genötigt (wie in Chile und Mexiko), gegrilltes Hähnchen gibt’s auch hier (das geht immer und schmeckt meistens gleich). Und die Spezialität gegrilltes Meerschweinchen heben wir uns noch für später auf. Auf dem Weg zu einem uns empfohlenen Restaurants, das aber eigentlich schon wieder unseren Finanzrahmen sprengen würde, liefen wir an einem Schild vorbei „Fondue für zwei“ für nur umgerechnet 9 Franken oder 7 Euro. Wir schlugen zu, denn drinnen stand schon richtig tolles Fonduegeschirr. Versprochen wurde uns eine Mischung aus Andenkäse und Gryuere, das was dann auf den Tisch kam, sah eher aus wie ausgelutschter Kaugummi und war von der Konsistenz her noch schlimmer. Auch nachdem sie es uns nochmal aufgewärmt haben, der Käse wurde spätestens im Hals so fest, dass wir uns mehrfach verschluckten. Ihr hättet Bidus Gesicht sehen sollen! Und dann fragt ihn der Kerl hinter der Theke auch noch (war übrigens ein Engländer, vielleicht hätten wir vorher fragen sollen, ob er wirklich Schweizer Fondue kann), ob es gut sei. Ich hab bittere Tränen gelacht. :-)
Deutsch-Peruanische Party in Arequipa
In Arequipa haben wir dann auch Heidi wieder getroffen, die die Stadt, in der sie eine Weile gelebt hat, spontan in ihre Reise eingebaut hat. Heidi wohnte bei Freunden und zu denen hat sie uns dann am Samstag Abend auch eingeladen. Mit dem Taxi fuhren wir in die Wohngegend, wo uns schon auf der Straße beim Aussteigen deutsch entgegenkam. Drinnen lernten wir dann alle kennen: wir waren ganze zwei Peruaner, acht Deutsche und ein einsamer Schweizer (Bidu, der mal wieder hochdeutsch reden musste). Party Food in Form von leckeren Pizzabrötchen, massig Bier und Pisco satt, sowie lateinamerikanisches Musik, dass die Lautsprecher knackten, formten die Basis der Party, die netten Leute den Rest. Leider waren wir beide saumässig müde, da wir schon seit 4:30 auf den Beinen waren. Zu einem Tänzchen im heimischen Esszimmer ließen wir uns dann doch noch hinreißen und fuhren erst nach Mitternacht mit dem (wie uns versichert wurde) einzig sicheren Taxi (Gott sei Dank), das wir uns wie in guten alten Jugendzeiten mit drei anderen Deutschen zu viert auf der Rückbank teilten, zurück in unser Hostel.
Unser Fazit: