Erfahrt hier warum wir dem Charme von Cusco erlegen sind, wie wir höllische Nächte durchmachten, zahlreiche Inkaruinen erkundeten und erste Eindrücke von der Semana Santa bekamen.
Erste Eindrücke von Cusco
Da waren wir also wieder. Nach dem Abenteuer Machu Picchu zurück in der ehemaligen Hauptstadt der Inkas. Cusco hat ca. 320.000 Einwohner und liegt auf 3.300-3.500m. Ähnlich wie in Mexiko-Stadt ist die Stadt in einem Tal gebaut und da das nicht mehr ausreicht, werden immer mehr Häuser die Hänge hoch gebaut. Auch wenn man weiß, dass manche Hänge erdrutschgefährdet sind, gebaut wird trotzdem. Gerade erst ein paar Tage bevor wir nach Cusco kamen, gab es wieder so einen Erdrutsch, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen, weil der ganze Hang mitsamt Häusern abgerutscht ist. Unnötig zu sagen, dass das nicht gerade das Reichenviertel Cuscos ist.
Da, wo die Touristen sind, ist sicher. Zumindest in Bezug auf Erdrutsche. Dafür ist man halt Diebstahl- und Überfallgefährdet. Aber wir müssen schon sagen, nirgendwo auf unserer bisherigen Reise haben wir so eine Polizeipräsenz erlebt wie in der Innenstadt Cuscos, insbesondere auf der Plaza des Armas. Policia Nacional, Policia Municipal, Policia Turistica, Policia Transito, jetzt wissen wir mindestens was es alles gibt hier in Peru.
Die Plaza des Armas, also der Hauptplatz in jeder peruanischen Stadt, und Cusco selbst sind schon sehr malerisch. Am Platz sieht man imposante mit Steinen der Inkatempel erbaute Kathedralen. Die Dächer sind einheitlich mit Roten Ziegeln bedeckt und viele Häuser haben Balkone aus Holz aus der Kolonialzeit. Eine wirklich tolle Innenstadt! Mit einem Manko: ähnlich wie in Mexiko ist auch hier mal wieder Slalomlaufen angesagt. An jeder Ecke stehen Leute, die sobald ein Gringo, also jemand mit weißer Haut, kommt, ehrlich - einen fast anspringen mit ihrer Ware (Mützen, Schals, Pullover, etc). Dazu Schuhputzer, Bildverkäufer (One Sol, Amigo!), kleine Jungs mit selbstgestrickten Fingerpüppchen, die auch beim dritten "No, gracias" noch nicht verstehen wollen und neben einem her laufen und junge peruanische Damen im absoluten Übermaß, die einem immer mit dem gleichen Satz ansprechen (dass die nicht blöde werden den Tag über): "Amigo/Amiga/Senor/Senorita, you want Massage?" DAS toppte fast noch die Müllabfuhr in Arequipa! :-)
Schöne Scheisse: Flotter Otto und kein Wasser!
Unser erstes Hostel lag nur einen Steinwurf vom Plaza des Armas entfernt. Segen und Fluch zugleich. Zwar hatte man keine Laufwege und es war auf gleicher Höhe mit der Innenstadt (gerade in Cusco ein Traum, denn wenn man erst mal den Hang zum Hostel rauf laufen muss auf 3.400m, das ist schon ganz schön anstrengend), aber gleich um die Ecke waren auch zwei Diskotheken. Insgesamt hatten wir drei Zimmer in diesem Hostel, aber jedes war so laut, dass ich nachts nicht schlafen konnte, weil der Bass aus den Diskotheken mir jeglichen Nerv raubte. Warum wir (erst mal) nicht umgezogen sind, lag daran, dass es Bidu nach unserer Rückkehr aus Machu Picchu sterbensschlecht ging. Er hatte sich wohl irgendwo was Magen-Darm-Mäßiges eingefangen (wie der Durchschnittsgringo es sich eben mal einfängt hier in Peru) und lag mit Fieber und in üblem Zustand für fast 2 Tage bewegungsunfähig im Bett.
Antibiotikum sei Dank kam er dann wieder auf die Beine und wir konnten endlich Hostel wechseln. Wir fanden ein wahres Juwel in Cusco, zwar etwas weiter weg vom Schuss (und einen kleinen Hang hinauf), aber günstiger als unser Basshostel und die schöneren Zimmer und das bessere Frühstück ohnehin. Außerdem hatte dieses Hostel 24 Stunden heißes Wasser, wohingegen unser erstes Hostel nicht mal 24 Stunden überhaupt Wasser hatte. Eine ganz feine Sache wenn einer von beiden Durchfall hat und die Klospülung nach 19 Uhr nicht mehr funktioniert.
Endlich: auf den Spuren der Inkas in Cusco und Umgebung
An den darauf folgenden Tagen konnten wir dann Cusco endlich erkunden. Wir hatten uns ja das Boletto Turistico herausgelassen, mit dem man für umgerechnet 40 Franken viele Ruinen und ein paar Museen in Cusco und Umgebung anschauen kann und gegenüber den Einzeleintritten spart. Um das recht effizient anzugehen, buchten wir für 15 Franken pro Nase eine City Tour, wo man mit englischsprachigen Guide (wir haben von unserer Machu Picchu Erfahrung gelernt) 5 verschiedene Inkaruinen anfährt und dazu noch die Kathedrale der Stadt besucht. Die hat dann nochmal verdammte 8 Franken pro Person Eintritt gekostet. Dafür dass unser Guide uns in 15 Minuten durchjagte ein Schweinegeld. Die erste Erkenntnis: hier ist also das ganze Inkagold- und Silber gelandet (und so an die 400 Gemälde, von denen wir vielleicht 5 gesehen haben) Die zweite: das war die erste und letzte Kirche, für die wir auf unserer Reise Eintritt bezahlen. Unsere 12köpfige Gruppe bestand aus uns beiden und zehn Amerikanern. Die haben ohne Aufmucken bezahlt, aber die reisten ja auch nur eine Woche. Entlang von alten Inkamauern ging es zum ehemaligen Sonnentempel (auf den mal wieder eine Kirche gebaut wurde, kennen wir doch schon aus Mexiko.) Von dort aus ging es zu den Ruinen außerhalb der Stadt mit so illustren Namen wie Sacsaywoman (die Amerikaner haben es wie Sexy Woman ausgesprochen), eine mächtige Tempelanlage oberhalb von Cusco mit herrlicher Aussicht auf die Stadt. Von dort aus immer weiter nach oben bis nach Tambomachay auf 3.800m, wo Bidu und ich einen Berg hinauf rennen mussten. Nicht dass uns jemand gezwungen hätte - wir hatten grad Scheiss im Kopf und wollten schauen wer zuerst oben ist. Dumme Idee! Bereut haben wir’s dann in dem Moment wo wir oben ankamen – kurz vor Schlaganfall, Herzinfarkt und Bewusstseinsverlust. Leck, haben wir nach Luft geschnappt! So müssen sich dann wohl die Fußballnationalmannschaften anderer Länder fühlen wenn sie in La Paz gegen Bolivien spielen. Es fehlt einfach komplett die Puste. Kleine Anmerkung hierzu noch: die Bolivianer, ansonsten eine total schwache Nationalmannschaft, gewinnen diese Spiele zuhause IMMER.
Über Pukapukara, einer ehemaligen Art Zollstation, ging es nach Q´enqo, das so heißt, weil es einem großen natürlichen Steinlabyrinth ähnelt, in dem die Inka ihre Mumien aufbewahrt haben. Einen sehr interessanten Totenkult hatten diese Inkas: wenn ihr Herrscher, also der Inka, starb, haben sie ihn mumifiziert und die Mumie an großen Festen wieder rausgeholt um ihn teilnehmen zu lassen, zu huldigen und ihm seine Lieblingsspeisen und -getränke zu offerieren. Mit wichtigen Familienangehörigen haben sie das auch gemacht. Ein paar der Mumien, die in ganz spezielle Posen gebracht wurden (z.B. sitzend, Knie angezogen) kann man in den Museen noch sehen. Manche sehen so echt und gut erhalten aus –puh, ein Kind war dabei, das war echt ganz schön gruselig.
Israelische Gruppenreisende und ihre Klischees
Bidu hat auf seiner zweijährigen Asienreise schon Bekanntschaft gemacht mit den israelischen Gruppen und mir schon viel erzählt, so zum Beispiel, dass es in Nepal Hostels gab, wo Israelis keinen Zutritt hatten (mit Schild vor der Tür so wie bei uns für Hunde!) Stellt euch das mal vor! Ich hatte ja schon im Machu Picchu Bericht erwähnt, dass wir hier viele Israelis getroffen haben. Meist in großen Gruppen, auf Hebräisch grölend und sehr wahrscheinlich besoffen durch die Straßen torkelnd, machen sie diesem Klischee alle Ehre. Keiner kann so richtig verstehen, warum sie meistens in Gruppen auftreten und warum sie so verdammt laut sein müssen. Ich kann euch gar nicht sagen, wie oft ich schon andere Reisende hab ablästern hören über Israelis. Klischee Nummer 2: Hostelmitarbeiter haben mir erzählt, dass Israelis selbst für die billigsten Betten noch Rabatte fordern. Hauptsache immer billig und so wenig Geld wie möglich ausgeben. Und einmal, in Mexico-City, haben wir das sogar live mitbekommen an der Rezeption, ha ha! In Cusco saßen Bidu und ich dann eines frühen Abends, so gegen 20 Uhr (wie kann man da schon betrunken sein?!) in einem Restaurant. Da kamen vier israelische Mädels vorbei, grölten und fielen halb gegen die Eingangstür aus Glas. Der Restaurantbesitzer war schon in Lauerstellung um nach dem Rechten zu sehen. Besoffen wie sie waren, winkten sie sich ein Taxi (war wohl besser so –ab nach Hause Mädels!). Das war dann genau so eins, dass man sicherheitstechnisch eigentlich nicht nehmen sollte und ich sagte zu Bidu: „Oh je, das sind aber jetzt ganz schöne Opfer, so rotzehackedicht wie die sind!“ Woraufhin Bidu sagte und das hätte mir eigentlich selbst kommen sollen: „Wieso? Die werden nicht ausgeraubt, die haben doch eh kein Geld!“ Böse, böse... man haben wir gelacht.
Semana Santa – oder wie man hier Ostern feiert
Während unserer Zeit in Cusco war dann auch Semana Santa, also die heilige Woche inklusive Ostern. Alles fängt hier schon eine Woche früher an und die Peruaner, die gehen ab, das sag ich euch! Die halbe Stadt auf den Beinen, überall Leute auf den großen Plätzen, die ganze Innenstadt abgesperrt, Duzende von Polizisten stehen Spalier an den Straßen und vor den Kirchen, die Leute kaufen sich Heiligenbildchen, aus Pflanzen geformte Kreuze. Andere verkaufen Geisselungsseile, die sich die Leute dann um den Körper binden. Es gibt Prozessionen, da läuft sogar die Armee und ein paar Schulen in Schuluniformen mit und vorne an der Prozession ist der riesige Jesus, der einen ganzen Tag (oder sogar mehrere) von Kirche zu Kirche getragen wird, völlig eingenebelt von Weihrauch. Wenn die Jesusfigur vorbeigetragen wird, werfen die Leute (wahrscheinlich high von dem ganzen Weihrauch) auf der Straße und vor den Kirchen mit den roten Blüten von Perus Nationalblume auf den Jesus. Der ist dann so voller roter Blüten , dass man ihn kaum noch sieht. Manche Leute klettern sogar auf Mauern um von oben besser treffen zu können.
Ausdauertraining auf 3.300m und flotter Otto Teil 2
In Cusco haben wir dann auch Heather aus England und ihren schwedischen Freund Morgan wiedergetroffen, die wir im Oktober in Monument Valley beim Picknicken kennengelernt haben. Wir haben schon damals festgestellt, dass unsere Route sich vielleicht mal irgendwann kreuzen könnte und tatsächlich, es hat noch hingehauen. Nach einem langen Abend im Irish Pub mit mexikanischen Bier (welche Ironie!) merkte ich dann zum ersten Mal wie Alkohol auf der Höhe wirkt. Also wer es darauf abgesehen hat, der kriegt hier echt einen billigen Rausch.
Wir nicht, denn für den nächsten Tag standen noch zwei Museen auf dem Programm und unser letzter Tag in Cusco, dachten wir. Dazwischen versuchten wir verzweifelt das Ticketoffice von dem Busunternehmen zu finden, mit dem wir nach Puno fahren wollten. Nach einem kilometerweiten Marsch entlang von abgasvernebelten Straßen (so was wie TÜV/MFK gibt’s hier wohl nicht!), die uns teilweise die Luft abstellte, kamen wir an dem Haus an, wo das Office mal WAR. Die Betonung liegt auf WAR, denn in unserem Lonely Planet stand nix, dass die umgezogen sind. `Überhaupt scheint der, obwohl es die neueste Ausgabe ist, sowas von veraltet zu sein. Wir hätten’s echt wissen müssen, wir standen nämlich schon öfter vor leeren Gebäuden oder geschlossenen Restaurants. Wir fragten uns durch, Leute auf der Straße, an Hotelrezeptionen, eine Polizistin, keiner wusste Bescheid. Erst als wir nochmals 2km gelaufen sind (wir hatten inzwischen beide ein Abgastrauma) wusste einer Bescheid und schickte uns an den richtigen Ort. Ausdauertraining auf 3.300m an der abgasverseuchten Straße. Zurück sind wir dann für 60 Cent/1 Franken Taxi gefahren. (Hätten wir mal lieber gleich gemacht)
Abends trafen wir uns dann zum zweiten Mal mit Heather und Morgan zum Abendessen, der Abend vorher war einfach zu nett, um nicht noch mindestens einen Zweiten miteinander zu verbringen. Ich weiß nicht, ob es das Essen war, das wir da zusammen hatten oder das vom Mittag, jedenfalls kamen wir gegen zehn nach Hause und gingen gleich schlafen, denn am nächsten Morgen mussten wir um 7:00 an der Busstation für den Bus nach Puno sein. Doch keine zwei Stunden später war ich diejenige die den scheiss (im wahrsten Sinne des Wortes) flotten Otto hatte. Und das obwohl ich mich so brav an alle Reisehinweise wie Zähneputzen nur mit Wasser aus der Flasche, alles Obst schälen, usw. gehalten hatten - was für eine Gemeinheit! So wurde diesmal ich – wie schon Bidu – von nächtlichen Toilettengängen, wie ich sie in meinem ganzen Leben noch nicht kannte, wachgehalten. Eine zehnstündige Fahrt an den Titicacasee kam also nicht mal im Traum in Frage. Um 6:00 morgens versuchte Bidu dann die Notfallhandynummer von dem Busunternehmen zu erreichen. Haha, ein einziger Witz, wie konnten wir nur glauben, dass da tatsächlich jemand ran geht? Um kurz vor sieben hat er dann ein Taxi aufgetrieben, fuhr die 5km zur Busstation und konnte – ein Glück – unsere Busfahrt um zwei Tage verschieben. Dank Antibiotikum (hier in den Apotheken frei erhältlich, kein Rezept, die wissen warum!) und Bidus Pflege (ein Glück litten wir nicht beide gleichzeitig unter dieser Pest und konnten uns wenigstens gegenseitig mit Suppe und Tee aufpäppeln) waren die zwei Tage genug, um wieder auf die Beine zu kommen. Der Titicacasee kann kommen.
Unser Fazit