Diary for Tour d'amour


Unterwegs auf dem Titicacasee

2011-04-21 to 2011-04-25

Wie wir die schwimmenden Inseln der Uros besuchten, auf dem Titicacasee tuckerten, eine total verrückte Zeit in Copacabana erlebten, abgefahrene bolivianisch-indianische Osterbräuche beobachteten und über ein Zimmer mit Aussicht auf der Isla del Sol.


Mit dem Inkaexpress von Cusco nach Puno
So hieß es also mal wieder um 6 Uhr Aufstehen, denn wir mussten um 7 Uhr an der Bushaltestelle sein, um unseren Bus nach Puno zu erwischen. Bidu hatte ja zwei Tage vorher schon das Vergnügen um unsere Fahrt zu verschieben und so waren wir gespannt, ob das tatsächlich geklappt hatte und wir einen sicheren Platz im Bus hatten. Denkste! Wir scheinen immer noch viel zur europäisch zu denken, natürlich hatte das nicht geklappt. Vier Busse standen da und nicht nur wuselten vier Mitarbeiter um die Passagierlisten, sondern keiner hatte auch die leiseste Ahnung, wo wir drin sitzen sollten. Im letzten Bus gab’s dann scheinbar noch Platz und so wurden wir dem zugewiesen.


Die Busgesellschaft Inka Express, mit der wir fuhren, bietet einen speziellen Service an: anstatt die Strecke bis zum Titicacasee in 6-7 Stunden durchzufahren, hält man an ein paar touristisch interessanten Stationen, die auf der Strecke liegen, nämlich eine Kirche, die die sixtinische Kapelle von Südamerika genannt wird, ein ehemaliger Inkatempel mit Inkasiedlung, eine Mittagspause mit typischem Essen und ein Museum, das eine Prä-Inka-Kultur vorstellt. Wir hätten nicht erwartet, dass das so beliebt ist. Allein unsere Busgesellschaft hatte 4 Busse und wie wir an der Kapelle ankamen, sahen wir es gab auch noch andere Busgesellschaften, die das gleiche anbieten. Die sogenannte sixtinische Kapelle erwies sich dann ihrem römischen Vorbild insofern als ähnlich als dass genauso viele Menschen gleichzeitig in ihrem Inneren verweilten und man hier und dort auf allen Sprachen die Erklärungen der Guides hörte und nicht filmen und fotografieren durfte. Schon damals in Rom fühlte ich mich mehr in einer Bahnhofshalle als in einer Kapelle und hier war es nicht anders. Ich verzichtete also lieber auf die Erläuterungen des Guides und machte mich auf (vor den anderen Frauen aus den ca. 10 Bussen) die Toiletten zu suchen. Eine weise Entscheidung – es gab genau zwei und wie ich rauskam stand davor eine Schlange von ca. 15 bis 20 Frauen. Holla die Waldfee!


Beim nächsten Stopp ca. 2 Stunden später war es nicht besser, denn auch dort kamen natürlich alle Busse gleichzeitig an und die Invasion von Touristen bevölkerte die Ruinen. Was hatten wir uns sa nur angetan? Wären wir doch lieber direkt durchgefahren, als so ein Affentheater mitzumachen. Unser Guide, der zwar englisch sprach, war wenig enthusiastisch und so wirklich viel Neues und Interessantes hat er dann auch nicht erzählt. So haben wir dann auch hier das Gelände auf eigene Faust erkundet und uns fast in den an die 200 Inkavorratskammern verlaufen. Cool ist, dass um die ehemalige Inkasiedlung noch immer eine riesige Mauer steht (und zwar oben auf dem Bergkamm). Der Tempel hat uns dann wenig beeindruckt, weil kaum noch was steht.

Weitere anderthalb Stunden später sollte dann unser Mittagessen anstehen. Doch kurz vor dem Ort, wo das Restaurant stand, kamen wir dann in eine Polizeikontrolle. Eigentlich kein Ding, sollte man meinen, aber wir standen erst mal. Keiner wusste was geht. Der Busfahrer, ein zweiter Busfahrer der Gesellschaft und zwei Guides diskutierten endlos mit verschiedenen Polizisten und versuchten schließlich den Boss der Polizisten ausfindig zu machen, wie wir vom Busfenster aus spannend mit verfolgen konnten. Während abwechselnd einer von der Busgesellschaft mit den Papieren wedelte schüttelte der Oberpolizist nur den Kopf. Dann endlich kam der Guide und erklärte, dass die Polizei wegen der Semana Santa, also der Karwoche, ein paar zusätzliche Dokumente vermisst. Ich weiß nicht wie sie’s dann gemacht haben, vielleicht gegen einen kleinen (oder großen) Obulus für die Polizei, aber nachdem wir mit einem speziellen Kartoffelmaissüssbrot bei Laune gehalten wurden ging es dann endlich weiter. Nach einem MIttagsessen, das uns nicht so aus den Latschen gehauen hat, und einem weiteren einstündigen Zwangsstopp mitten im Altiplano-Nirgendwo, weil gerade die Straße gesperrt war, ging es zur letzten Station, dem Museum. Leck, das sollte wohl ein Witz sein. Das Museum hatte gerade mal 3 Räume a 10 Quadratmeter und wie hätte es anders sein sollen, die haben gleichzeitig alle zwei bis dreihundert Leute da rein gelassen. Wir kamen nicht mal in die Räume rein, also nutzten wir die Zeit (erneut) für einen Toilettengang. Leider hatte ich dieses Mal nicht so viel Glück, aber die Herrentoilette ist auch eine Option, auch wenn mich beim Rauskommen alle Männer anschauten, als hätte ich ein Schwerverbrechen begangen.

Puno – auf der Suche nach einem bezahlbaren Hostel
Nach weiteren knapp 2 Stunden auf mittlerweile super-ruckeligen Straßen kamen wir dann endlich in Puno an. Da wir kein Hostel gebucht hatten, ließen wir uns im Busbahnhof von einer Peruanerin ansprechen, die uns für 40 Sol (12 Franken) ein Zimmer im Zentrum versprach und mit einem Taxi wartete. Das Zimmer lag im Zentrum, aber es war so was von abgefuckt, das Klo hatte nicht mal ne Klobrille und ich war mir nicht sicher, ob es unter den Laken sauber war. Schnell raus hier. Auf der Plaza des Armas fragten wir dann eine Polizistin wo es günstig und sicher ist, aber das von ihr empfohlene Hotel war genauso abgefuckt, da konnte ich nicht schlafen. Zurück in die Innenstadt, langsam wurde der Rucksack verdammt schwer auf dem Rücken, sprach uns ein Hotelpage vor einem Drei-Sterne Hotel an, sein Kumpel arbeitet in einem Hotel, wo es bezahlbar und sauber ist. Wir marschierten mit, schauen kostet ja nix. Das Zimmer war doppelt so teuer wie das erste, aber leider nicht doppelt so gut. Hasta luego. Jetzt blieb uns langsam nicht mehr viel Auswahl und wir waren geschockt wie teuer es hier war. Wieder einmal hatte ich das Gefühl, dass die Amerikaner hier die Preise hochjagen. Dann endlich fanden wir ein Hostel mitten in der Fussgängerzone. Erst wollte sie uns ein Zimmer ohne Bad für 36 Sol anbieten, dann ein hässliches für 45 und zuletzt zeigte sie mir ein schönes für das sie erst 70 und dann 50 wollte. Auf 45 (also knappe 10 Euro)  hab ich sie dann noch runtergehandelt und wir hatten sogar ein Fernseher und eine Sitzbadewanne in unserem Zimmer.


Puno liegt mir nicht. Nicht nur ist es zu teuer (auch die Tagesmenus, die man sonst in Cusco für 15 Sol bekam sind hier eher im Bereich 28 = 7 Euro! Ein Vermögen für peruanische Verhältnisse. Es hat zudem auch nix zu bieten, liegt nicht mal direkt am See, mal abgesehen vom Hafen. So war die Devise: eine Tour zu den Islas FLotantes, also den schwimmenden Inseln buchen und dann schnell wieder weg von hier. Ich weiß nicht, warum wir auf die Schnappsidee gekommen sind, die Ganztagestour verbunden mit einem Besuch der Insel Taquille zu machen. Warum nicht alle, aber alle, Alarmglocken angingen, als die uns sagten, die Fahrt dahin dauert zweieinhalb Stunden (ein Weg). Waren wir bescheuert? Taub? Übermüdet? Lest selbst:


Tour zu den Islas Flotantes
Am nächsten Morgen um sechs versuchten wir dann irgendwo Frühstück aufzutreiben. Unser Puff von Hostel hatte nämlich keins. Fehlanzeige. Es war Karfreitag – alles zu. So wurden wir dann um 6:45 mit leerem Magen abgeholt, mit den anderen Touristen in einen Bus gepackt und zum Hafen gefahren. Außer einer Mandarine, ein paar Keksen, einem Wasser und ein paar Mandeln hatten wir nix dabei. Am Hafen dann das Chaos pur. Ca. 50 andere Boote mit je 20-30 Leuten wollten eben auch einsteigen. Einsteigen funktioniert dann so, dass man über 5 bis 10 andere Boote klettern muss, bis man in seinem eigenen Boot ankommt. Wenn es eins gibt. Unser Touranbieter hatte wohl nicht genug und so musste erst noch eins organisiert werden. Nicht zu fassen! Dann endlich war die Krücke da, wir durften auch klettern und als es dann hieß, das sei das Boot, fielen wir wohl alle aus allen Wolken. Das Boot war nicht mehr als eine Holzbaracke mit Dach und Bussitzen und einem Motor, der offensichtlich nicht genug Saft hatte. Ein Klo gab’s auch, das sah aus wie ein Wandschrank oder viel mehr ein Verschlag mit einer Schüssel, die eher dem Wort Loch entsprach und von der Größe her in einen Kindergarten (oder eben einen Wandverschlag) gepasst hätte. Da ich die Erste auf dem Klo war bevor der Kapitän später die Schüssel putze, bekam ich die volle Breitseite: Komplett verschissene Schüssel – ach ja, Spülung gab es nicht. Anhand der Spinnweben in dem Verschlag leitete ich ab, dass das Boot schon ne Weile nicht mehr benutzt (oder geputzt) wurde, aber auch die hat der Kapitän dann später entfernt.
Wenigstens unser Guide war nett. Mendeleo oder kurz Leo hatte viel Wissenswertes, war sonst ein angenehmer Anfang Fünfziger, der gut Englisch konnte und sich viel Mühe gab. Aber unser Boot war echt der größte Scheißhaufen auf dem Titicacasee.

Die erste halbe Stunde ging ja noch, so lange dauerte es bis zu den schwimmenden Inseln. Die sind in den letzten Jahren so was von dermaßen kommerzialisiert worden, also wir waren echt enttäuscht. Ok, es war schon mehr als cool, auf den aus Schilf gebauten Inseln zu laufen (ein bisschen wie seekrank, denn ab und zu sank der Boden ein) und zu erfahren, wie die Leute hier die Inseln selbst gebaut haben und alle paar Wochen erneuern. Die Uros, so heißt das Volk hier, sind vor hunderten von Jahren vom Festland auf den See geflohen, um sich den anderen Völkern, wie Inkas und anderen nicht ergeben zu müssen. Da es so nah keine Inseln gab, haben sie sie sich eben selbst gebaut. Schon beeindruckend, dass sowas überhaupt geht. Das Wasser unter den Inseln ist ca. 12m tief! Nach ein paar Erklärungen mit Leo kamen dann die Frauen von der Insel, auf der wir waren (zum Glück legten hier nicht alle 50 Schiffe auf der gleichen Insel an) und nahmen uns mit in ihre Hütten. Boah, leben die hier einfach. Unvorstellbar. Stroh auf dem Boden, eine Matratze, ein Fernseher (solarbetrieben), ein paar Kleider hängen an der Wand. Dat war’s! Die Mädels gaben uns die Hand, stellten sich vor, fragten nach unseren Namen und nahmen uns dann mit zum sogenannten „Minimarkt“ – bitte kauft uns doch was ab. Aha! Soviel zum Thema Kommerz. Aber wir wollten eh eine dieser ganz besonders farbigen Uromützen, also handelten wir sie noch ein bisschen runter und nahmen sie für 15 Sol mit. Danach stand eine Fahrt mit dem Binsenboot an, die haben teilweise eine Tragkraft von bis zu 3 Tonnen! Bevor das Boot ablegte, stellten sich die Frauen der Insel auf und sangen zum Abschied, erst ein Lied in ihrer Sprache und dann – wir dachten wir hören nicht richtig – „vamos a la playa“. Oh Mann, hat denn der Touristenzirkus kein Ende. Fürchterlich!

Isla Taquile
Wir hatten es versucht zu ignorieren, aber jetzt gab es keinen Ausweg. Die zweieinhalb Stunden Fahrt nach Taquille stand an. Zweieinhalb Stunden sind es dann wohl mit einem normalen Boot, aber wir hatten ja – tata! -  die größte Krücke auf dem Titicacasee. Da half es auch nix, dass der Kapitän während der Fahrt mehrfach den Motor versuchte zu frisieren. Wir tuckerten und tuckerten. Nach gut drei Stunden kamen wir auf Taquille an (ja, erneut klettern, denn ALLE anderen Boote waren ja schon da). Der Ort auf der Insel liegt leider auf dem Inselrücken, also war Treppensteigen angesagt. Der Titicacasee liegt auf 3.800m – könnt ihr euch einigermaßen vorstellen, wie wir gekeucht haben, als wir 150 bis 200 Höhenmeter weiter oben ankamen?! Nicht zu vergessen, die Einheimischen, die uns RENNEND (und NICHT keuchend) überholten?! Oben gab es dann einen Künstlermarkt. Eigentlich wollte ich nicht rein, aber dann hatten wir Zeit bis zum Mittagessen und so schauten wir rein. Da fand ich sie dann – meine Mütze. Leider für 35 Sol viel zu teuer, wir handelten und handelten, aber dies war eine Kooperative und die Mütze mit der Nummer 155 von einer Person gefertigt, die eben nicht anwesend war. Naja, egal - die musste einfach mit! Damit hatte die endlose Fahrt auf diese olle Insel dann wenigstens einen Sinn! Die Mandarine, Kekse und Mandeln waren verputzt doch außer diesem mageren Essen hatten wir seit mittlerweile 7 Stunden, die wir wach waren, nix im Bauch. Das Mittagessen musste her. DRINGEND! Das gab es dann umsonst, denn die Agentur hatte einen Fehler gemacht und uns das Mittagessen aus Versehen bezahlt. Damit war dann wenigstens die teure Mütze wieder drin. :-)  Die wurde vielleicht sogar von einem Mann gestrickt. Hier auf Taquille stricken die Männer nämlich. Unser Guide erzählte uns, dass Taquille wahrscheinlich der einzige Ort in Peru ist, wo man das nicht als schwul sondern als Tradition betrachtet. Abhängig von ihrem Zivilstand tragen die Männer ganz spezielle Mützen in unterschiedlichen Farben. Schon als uns die ersten beim Hochlaufen entgegenkamen, sagte ich zu Bidu: „Hä, warum tragen die hier Riesensocken auf dem Kopf?


Das Mittagessen war nicht nur umsonst, sondern sehr lecker: Quinoasuppe (das Andengetreide) und frische Forelle. Lustig, die Leute aus Taquille essen niemals Fisch, obwohl sie auf einer Insel inmitten von Fischen leben, und trotzdem wissen sie wie man ihn zubereitet. Kompliment! Unterhalten wurden wir von einem älteren finnischen Ehepaar. So lustig, der Akzent. Könnt ihr euch noch an den Auftritt von Hape Kerkeling bei MTV als finnische Rockband erinnern? Nach dem Mittagessen stand der Abstieg bevor. Gute 200 Höhenmeter über Treppen mit 20 bis 40cm Abstand. Da war am nächsten Tag Muskelkater angesagt. Und natürlich ständiges Ausweichen, denn außer uns wollen ja noch jede Menge andere Leute auf ihre Boote. Unten hieß es dann wieder Klettern und ab dafür. Unser Boot war eines der ersten, das ablegte. Aber nicht vergessen, wir hatten ja die Krankheit von einem Boot – JEDES verdammte Boot, das auf dem Weg zurück nach Puno war, überholte uns! Mann, was das deprimierend! Nach 3 Stunden auf dem See, die wir erst draußen auf dem Bootsheck und dann wegen Motorhitze und totalem Motorgestank doch lieber im stickigen Innern verbrachten, waren wir kurz vor Puno. Die Sonne ging langsam unter, der See glänzte in den wunderschönsten Silbertönen und unser Boot ging fast unter. Herzlichen Glückwunsch! Doch wir schafften es! Mann, war das ein Ausflug!

Über die Schwierigkeit Bustickets nach Bolivien zu bekommen
Abends wollten wir dann unseren Bus weiter nach Bolivien buchen, nur weg hier aus Puno. Leider hatte auch hier die Hälfte der Reiseangenturen geschlossen, es war ja immer noch Karfreitag. Dazwischen kamen wir voll in eine Osterprozession, sodass wir uns gegen den Strom an singenden und laternentragenden Peruanern durchkämpfen mussten. Nach den 7 Stunden Horrorbootsfahrt die nächste schlechte Nachricht – der TourPeru Bus nach Peru war ausgebucht! Na bestens. Man sagte uns, es gäbe noch eine andere Gesellschaft, Panamericana, die sei halt günstiger aber hätte halt auch schlechte Busse. Was blieb uns für eine Wahl – ich wollte nur weg aus Puno. Nach kurzer Diskussion sagten wir ja, ok, dann halt den Bus, da konnte die Agentur die Busgesellschaft aber nicht mehr telefonisch erreichen. Na klasse. Uns blieben 15 Minuten, um zur Busgesellschaft direkt zu gehen. Ich konnte nicht mehr. So machte sich Bidu alleine auf und während ich schon mal ne heiße Wanne nahm – die erste seit wartet mal – September letztes Jahr?! (es gab tatsächlich heißes Wasser in unserem Hostel) kam Bidu mit den Bustickets zurück!


Am nächsten Morgen hieß es dann zum dritten Mal in Folge um halb sechs aufstehen. Frühstück gab es schon wieder keins, dafür ein Taxi zur Busstation. Dort gingen wir dann zum Panamericana-Schalter um unsere Namen und Passnummern (wie sonst üblich) zu hinterlegen, bevor wir einsteigen wollten. Die Überraschung war groß, also uns die Dame plötzlich zwei Tickets von TourPeru in die Hand drückte! Nicht zu fassen. Wir blickten es nicht! Bei TourPeru registrierten wir uns dann auf der Liste und mit einem Kaffee und Brötchen, das wir an der Busstation ergattern konnten, stiegen wir ein paar Minuten später tatsächlich in den TourPeru Bus ein. Und das sogar zum Preis von Panamericana! Warum wir das Vergnügen hatten, nun doch mit der guten Busgesellschaft zu fahren, wissen wir bis heute nicht!

Auf nach Bolivien!
Gute 3 Stunden dauerte die Fahrt entlang am Titicacasee, der ja immerhin 15 mal größer als der Bodensee ist. Vorbei an Andendörfern, die außer ein paar Lehmhütten, jeder Menge Felder und Esel sonst nichts hatten. Die Felder werden hier bestellt wie bei uns vor 150 Jahren. Wir haben keinen einzigen Traktor gesehen, das Getreide wird hier noch von Hand gedrescht. Das kannnten wir auf unserer Reise bsiher nur von den Mennoniten und dies hier waren definitiv keine!

Dann kamen wir an der Grenze an. Die üblichen Formalitäten ausfüllend, ging es zuerst zur peruanischen Polizei, dann zur peruanischen Ausreise und dann zu Fuss an Markständen vorbei auf die bolivianische Seite und dort nochmal zur Einreise. Wenigstens blieb unser Gepäck im Bus, keine wilden Suchaktionen wie in Argentinien und Chile! Auf der bolivianischen Seite war es dann noch ziemlich lustig. Der junge Bolivianer blätterte nämlich aus Langeweile durch meinen Pass und entdeckte den Stempel von One Foot Island bei Aitutaki. Der hat ihn dann so aus der Fassung gebracht, dass er seinen Grenzpolizistenkumpel dazu holte und beide total fasziniert auf den Stempel schauten, während ich ihnen auf Spanisch erklärte wo die Cook Islands liegen. Leider war ich durch diese Aktion so aus der Fassung gebracht, dass ich nicht bemerkte, dass die Grenzpolizei uns nur 30 Tage Aufenthalt gewährte (normalerweise 90, aber an den Landgrenzen versuchen sie dich immer übers Ohr zu hauen). Nun ja, da wir eh nicht vorhaben, länger als 30 Tage zu bleiben, nicht weiter schlimm und wenigstens haben sie kein Geld für den Einreisestempel verlangt. Auch das kam schon vor!
Keine 8 km nach der Grenze kam dann schon Copacabana. Ja, ihr habt richtig gelesen. Copacabana. Nicht das in Rio, sondern das Original am Titicacasee, ein Pilgerort für viele Bolivianer. Irgendeiner hat dann mal in Rio eine Kapelle gebaut und sie der Jungfrau von Copacabana gewidmet. Voila – und schon hat man den Strandabschnitt Copacabana getauft. Kein Witz!

Semana Santa in Copacabana –hier geht's ab!
Was ist eine der dümmsten Kombinationen, die man sich auf Reisen vorstellen kann: Pilgerort und Osterwoche! Der ganze Ort ausgebucht, eine Unterkunft gab es nur noch in den teuersten Hotels, unser TourPeru Bus konnte nicht mal in die Stadt reinfahren so voll war es. Überall gesegnete Autos (dazu später mehr), tausende von Leute und Zelte am Strand und auf jeder freien Fläche in der Stadt! Oh, wir Unwissenden! Hierher kamen sogar Pilgernde zu Fuß aus La Paz (3 ½ Autostunden entfernt!). Dazu Leute, die mit den Pilgernden ein Geschäft machen wollen – Markstände überall - und daneben eben auch allerlei sonstiges Gesindel. Wir haben von Rucksackreisenden gehört, die waren keine 5 Minuten in Copacabana und schon ihre ganzen Wertsachen los.


Unser Hotel lag auf dem Berg mit Aussicht auf Stadt und See und glücklicherweise einigermaßen vom Mittelpunkt des Geschehens entfernt. Und trotzdem haben wir ab morgens um 5 Uhr die Pilger singen gehört. Über unserem Hotel war ein kleiner Berg und dorthin sind die meisten Leute gepilgert. Hier vermischt sich dann der Katholizismus mit den indigenen Kulten. Mit Aussicht auf den See wurden kleine Häuser, Geld und alles mögliche vom Priester gesegnet und dann verbrannt. Vom Priester gesegnet wurden auch die Autos, Busse, Trucks und Motorräder. Geschmückt mit Blumen bildete sich ein richtiger Stau aus Fahrzeugen, der Priester spritzte dann jede Menge Weihwasser eimerweise über die Autos und in die Autos hinein, die schon mit geöffneter Motorhaube und Türen dastanden. Danach wurden Knallfürze gezündet und Bier auf die Räder der Autos geschüttet, wohlgemerkt nur der Schaum, das Bier wurde dann von den Leuten aus den Autos getrunken. Heilige Scheisse! Wenn das der Papst wüsste!

Isla del Sol – dem Himmel und der Sonne so nah
Derart geschockt von den hiesigen Praktiken bestiegen wir mittags das Boot auf die Isla del Sol, also die Sonneninsel. Zusammen mit Dutzenden von anderen Rucksackreisenden und einem Ehrenplatz auf dem Dach des Bootes legten wir anderthalb Stunden später auf der Insel an und sahen uns erneut vor einer riesigen Treppe stehen, der sogenannten Inkatreppe! Warum mussten die nur immer ihre Dörfer oben auf die Insel bauen? Reicht es nicht, auf 3.800m zu sein, müssen es immer gleich fast 4.000 sein? Auf dem ganzen Weg nach oben seit dem Boot liefen neben uns kleine Jungs her, die uns ein Hostel vermitteln wollten. Von 4 Euro bis 16 Euro hatte der Kleine alles in Petto und wollte uns überzeugen mit ihm zu kommen. Ich dagegen konnte nicht mal richtig reden, so komplett außer Atem war ich von den unzähligen steilen Stufen, die den Berg hinauf führten. Hallo? Man hätte nicht meinen können, dass ich seit anderthalb Jahren Nichtraucher bin, so haben meine Lungen gebrannt. Zum Glück hatten wir unsere großen Rucksäcke auf dem Festland gelassen und nur das Nötigste für eine Nacht mitgenommen dank dem Tipp von Morgan. Den kleinen Jungen konnten wir abwimmeln und oben auf dem Berg fanden wir eine Herberge mit einer Original Bolivianermutti inklusive Bowlerhut! Leider ließ sie sich nicht weiter runter handeln, aber sie gab uns ihr bestes Zimmer mit Aussicht und riesigen Fenstern auf 3 Seiten und das für 10 Euro inklusive Frühstück. Die Aussicht, das müsst ihr wissen, ist hier phänomenal. Hinter dem Titicacasee breiten sich nämlich die schneebedeckten Gipfel der Cordillera Real aus – ein fantastisches Panorama. Leider war das Bett zum Panorama so was von beschissen: Holzrahmen und die Matrazte sinkt in der Mitte einen halben Meter ein. Oberübel, aber die Aussicht war echt genial. (kannste dir nur leider nachts nix mehr von kaufen.... :-)) Aber der Sternenhimmel, den wir nachts beim anspruchsvollen Heimweg vom Restaurant sahen, war nicht von schlechten Eltern. Die Insel hat kaum Beleuchtung, da sieht man zwar die Sterne gut, aber eben auch den unebenen, treppenreichen Weg trotz Taschenlampe so gut wie gar nicht. Das Wasser muss hier wie alles andere auf der Insel mit Eseln vom See aus hinauf transportiert werden. Etwas, das gut zu wissen ist, wenn man hier eine Dusche nimmt, die dann schon mal kürzer ausfällt.


Bevor wir schlafen gingen, erkundeten wir dann noch den Rest der Südinsel, indem wir eine Wanderung bis ganz nach oben machten. Naja nicht bis ganz auf den Gipfel mit 4029m, wir machten dann lieber eine Teepause und lernten dabei einen superbonzigen weißhaarigen Zürcher kennen, der mit seinem Privatguide unterwegs war und sich an den Tisch nebendran setzte. Der Mensch war uns so unangenehm, wir waren froh unseren Tee getrunken zu haben und gehen zu können. Die Schweizer unter euch denken jetzt vielleicht: „Hejo, Zürcher halt.“ – hat Bidu sich auch nicht verkneifen können, aber echt Leute, der war echt unverzeihlich schlecht, angeberisch, pedantisch und fremdenfeindlich. Natürlich mussten wir den dann noch zwei Mal wiedertreffen. Unter anderem als wir morgens zusammen mit den anderen Dutzend Rucksackreisenden wieder darauf warteten, dass uns ein Boot zurück aufs Festland bringt. Der Bonze und seine Frau hatten natürlich ein Privatboot – mitnehmen wollten sie uns auch nicht, denn der Bonze ignorierte uns und die Tatsache, dass er sich am Vorabend noch eine halbe Stunde mit uns unterhalten hat, plötzlich. Bidu wär aber ohnehin nicht mitgefahren, er meinte er hätte den nicht anderthalb Stunden auf dem Boot aushalten können. Unser Boot fuhr dann anderthalb Stunden später. Bis auf den letzten Platz vollbesetzt und so voller Rucksäcke, dass keiner auf dem Boot aufstehen konnte, weil jeder Zentimeter mit Menschen und Rucksäcken belegt war. Mit nur einem Motor tuckerten wir Richtung Copacabana, das Boot war zu voll um noch schnell zu sein und so dauerte es dieses Mal zwei Stunden bis wir endlich an Land waren. Zwei Stunden, in denen sich keiner von uns bewegen konnte. Leute, ich hab die Schnauze voll von Bootsfahrten hier, ich sag‘s euch!
In Copacabana reichte es dann gerade noch um unsere Rucksäcke aus dem Hostel zu holen und ein schnelles Mittagessen reinzudrücken. Dann mussten wir unseren Bus nach La Paz besteigen. Bin ja mal gespannt wie das hier in Bolivien weitergeht.

Unser Fazit