Lest hier wie wir den stinkigen brodelnden, zischenden, dampfenden Yellowstone National Park erkundeten, unsere ersten Bisonherden weiden sahen, sprachlos im Yellowstone Canyon standen und auf 2600m in einen richtigen Schneesturm kamen!
Washington, Idaho, Montana, Wyoming oder 4 Bundesstaaten in 36 Stunden
Nach einem ganzen Nachmittag Autofahrt bis wir nicht mehr konnten, nahmen wir uns in Moses Lake ein Motelzimmer. Am nächsten Morgen ging’s gleich weiter durch den Osten Washingtons, und die Staaten Idaho und Montana. Aber in Yellowstone waren wir immer noch nicht… :-( Laut unserem Navi mussten wir über 1200km entsprechend 13 Stunden reine Fahrtzeit (!!!) bewältigen und so fuhren wir und fuhren wir: Erst durch Berge und Wälder, dann durch die offene Steppe, riesige Kartoffelfelder (Welcome to Idaho!), dann wieder durch Tannenwälder und Seen und dann wieder durch die Prärie. Doch in Yellowstone waren wir immer noch nicht! Nach einem ganzen Tag Fahrt legten wir spätabends einen weiteren Schlafstopp in Butte ein um Kraft zu tanken für die letzten 3 Stunden bis Yellowstone am nächsten Morgen. Ausgeschlafen legten wir am nächsten Morgen noch einen Zwischenstopp in Virginia City ein, einem Westernstädtchen, dass ausnahmsweise mal keine Geisterstadt ist und wo im Prinzip das ganze Ortszentrum Freilichtmuseum ist.
Oh oh... Yellowstone am Labour Day.... alles ausgebucht...
In West Yellowstone angekommen, machten wir uns wie immer erst mal im Visitor Center schlau und wurden dort stolze Besitzer einer Jahreskarte für Amerikas Nationalparks. Man gab uns den Tipp schnellstens nach einem Zimmer zu suchen, denn es war Labour Day Weekend, d.h. verlängertes Feiertagswochenende und alle Unterkünfte inklusive Campingplätze im Park selbst waren bereits seit Monaten ausgebucht. Und da wir dann wirklich schnell waren, ergatterten wir für die erste Nacht das letzte Zimmer in einem Hostel und für die beiden Folgenächte ein etwas besseres Zimmer in einem Hotel, beides in West Yellowstone, welches genau am Eingang zum Park liegt. Damit stand unserer Erkundung des Yellowstone Nationalparks nichts mehr im Weg und so fuhren wir in den Park hinein.
Zischender, dampfender, blubbernder Yellowstone
Der Yellowstone Nationalpark ist im Prinzip perfekt zur Erkundung mit dem Auto. Viele wichtigen Sehenswürdigkeiten liegen in der Nähe der Straße, die in zwei Zirkeln (Nord und Süd) durch den Park verläuft. Die gesamte Strecke abzufahren wären 290km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h und dann hat man noch nirgends angehalten… Und entlang der Straße gibt es soooooooo viel zu entdecken, wenn man bereit ist ein paar Meter zu laufen. Der Yellowstone Nationalpark sitzt ja auf einem der größten Vulkanfeldern der Erde und in ihm findet man über die Hälfte aller Geysire, die es überhaupt gibt auf der Welt. Und kaum ist man auch reingefahren, bekommt man das relativ schnell mit. Überall blubbert und sprudelt, dampft und stinkt es. Hier und da sieht man einen Nebel über der Landschaft hängen, da wieder etwas Dampf, dort ein Matschloch aus dem es blubbert, dann wieder ein tiefblauer Teich, in dem das heiße Wasser strömt. Natürlich mussten wir beide wissen, wie heiß das Wasser aus diesen Quellen denn nun wirklich ist.
Wie heiß ist es denn nun wirklich?
Und trotz den zig tausend Warnschildern, doch bloß nicht ins Wasser zu langen, weil es extrem heiß und giftig sein soll, konnte Stef es nicht lassen vor den Augen von mindestens drei Bussen voller Japaner und neugieriger Amerikaner (die es natürlich genauso brennend interessierte wie heiß es denn nun wirklich ist, nur traute sich ja keiner) den Finger in das fließende dampfende Wasser zu stecken. :-) Buff - zack... hat es ihr einen elektrischen Schlag verpasst. :-) Bidu konnte das natürlich nicht glauben und hat seinen Finger auch rein gehalten - zack der nächste elektrische Schlag... haben wir gelacht... über 30 und immer noch so viel Scheiss im Kopf :-)
Old Faithful, Bisons, Hirschen, Grizzlys und Wölfe
Unser erster Nachmittag führte uns entlang des Süd-Loops bis zum wohl berühmtesten Geysir (nicht größten), welcher alle 45min-1,5 Stunden ausbricht. Dort legten wir wartend mit ca. 1000 weiteren Besuchern ein abendliches Picknick ein und hatten dabei das Glück sogar 2 mal einen Ausbruch des Old Faithfuls zu sehen! Außerdem sahen wir an diesem Tag ein Bison und viele Hirschen. Leider war kein Elch zu sehen. Auch Bären (im Yellowstone gibt’s sowohl Schwarz- als auch Grizzlybären) und Wölfe haben wir keine gesehen. Deshalb beschlossen wir am Abend noch ins Grizzly und Wolf Discovery Center zu gehen, wo man die Tiere (die zwar nicht mehr wild sind) aus nächster Nähe beobachten kann.
Noch mehr Yellowstone, noch mehr Bisons, Geysire, Natur und ein Schneesturm
Am zweiten Tag Yellowstone nahmen wir uns den kompletten Loop vor (also Nord und Süd) und wurden nicht enttäuscht. Was gibt es in diesem Park nicht alles zu sehen. Hirschfamilien, die an blauen Flüssen in der Sonne liegen oder durch die Wälder fetzen, Geysire wo man hinblickt, schleimig blubbernde braune Matschlöcher, einen riesigen See (einer der größten alpinen Seen Nordamerikas), einen wunderschönen gelben Canyon, der uns die Sprache verschlagen hat, dunkelblaue, türkisgrüne, rostrote Pools, in denen das heiße Wasser an die Oberfläche steigt, Büffelherden, die auf gelben Weiden grasen, und einen absolut einzigartigen Farbkontrast von gelben Wiesen, grauen Bergen, grünen Wäldern und tief dunkelblauen Flüssen. Wir sahen einen seltenen Schwan, mal wieder einen Schwarzbär und wollten nachdem wir den kompletten Südloop gefahren hatten, den Nordloop noch dranhängen. Taten wir dann auch, immer gespannt, ob die Wettervorhersage (am Mittag war noch Sonne und T-Shirt Wetter) eintreffen würde. Und tatsächlich – während wir gegen 17:30 Uhr schon beobachteten dass die Anzeige der Außentemperatur fiel und fiel und fiel (von 20 auf knapp unter 0 Grad), setzte irgendwo auf 2000 Höhe der Schneeregen ein. Und wir mussten noch über einen 2700m hohen Pass, um wieder nach Hause zu kommen… es wurde langsam dunkel und plötzlich schneite es richtig! Das musste dokumentiert werden – also Mütze auf, Jacke an und Schneeflocken fangen! Natürlich haben wir es gut nach Hause geschafft und uns gefreut wie nix, dass wir das Glück hatten, diese grandiose Landschaft auch mal in weiß zu sehen. In West Yellowstone, wo wir ja unsere Zelte aufgeschlagen haben, war später von dem Schnee nix zu sehen.
Mammoth Hot Springs und "ey mann, bin ich ein Auto?"
Leider konnten wir wegen dem Schnee unterwegs nichts mehr von den Mammoth Springs erkennen, welche eigentlich noch auf unserer Route lagen.
Und so beschlossen wir am nächsten Tag nochmal zurück zu fahren, um den Rest des Nordloops zu sehen, das waren die Mammoth Hot Springs, welche sich stufenweise den Berg runter ergießen und dabei fanden wir auch noch ein riesiges Gebiet mit Geysiren unterwegs, wo wir uns erst einer Führung anschlossen, die von einer Rangerin geleitet wurde und dann in der Abendstimmung einen 4km langen Rundweg liefen, an dessen Seiten links und rechts ein Geysir nach dem anderem kam. Auf dem Rückweg kamen wir dann nochmal mitten im Park in einen Stau. Staus wegen Tieren an der Fahrbahn sind ja in Nationalparks wie wir inzwischen wissen keine Seltenheit. Man weiß es ja auch vorher nie - ist es ein Stau wegen einem Unfall oder wegen Straßenbau oder eben wegen einem Hirschen oder Bären oder Bison, die wir inzwischen ja schon x mal gesehen haben, die 100 Autos vor uns aber noch nicht… Manche Leute (wie der Fahrer eines 10m langen Wohnmobils) lassen ihren Wagen dann auch einfach mal für 5 Minuten mitten auf der (einspurigen) Fahrbahn stehen. Wir (als inzwischen erfahrene Nationalparkbesucher) fragen uns da schon mal „Geht’s noch?“. An diesem Abend aber war das Beste, dass das Bison, welches offensichtlich die Hauptattraktion und Verursacher des Staus war, wohl morgens aufgestanden ist und dachte „heut bin ich ein Auto“ und deshalb lief es seelenruhig und kerzengerade auf der auch noch richtigen Spur entgegen („kein Geisterläufer“) und hinter ihm eine Kolonne von Autos… wir haben uns weggeschmissen vor Lachen… :-)
Unser Fazit für Yellowstone
Und die wichtigste Erkenntnis:
Im Yellowstone macht’s nix wenn du mal einen fahren lässt weil es dort nämlich so arg stinkt, dass es eh keiner merkt :-)