Diary for Tour d'amour


Highway No 1 - 800km auf Amerikas schönster Küstenstraße

2010-09-13 to 2010-09-17

Lest hier wie wir durch Redwoodwälder, Marijuanafelder und Weinreben entlang der Pazifikküste San Francisco erreichen, durch seine Straßen cruisten, in einem Leuchtturm übernachteten und seht Fotos von der Golden Gate, Height Ashbury, der spektakulären Pazifikküste, Elefantenrobben und vielem mehr...


Avenue of the Giants und Avenue of Marijuana
Nach einer Nacht in dem für uns komischen Ort Eureka, wo es an jeder Ecke Kautionsbüros gab und unsere Pässe beim Einchecken kopiert wurden (zum ersten Mal auf der ganzen Reise) fuhren wir auf dem berühmten Highway No 1 an der kalifornischen Küste entlang Richtung San Francisco, nicht ohne unseren neuen Bekannten, den kalifornischen Küstennebel. Arghh… :-)


Als wir nur ein paar Meter ins Landesinnere fuhren, war er aber schon wieder weg und so fuhren wir die „Avenue oft the Giants“, eine mehrere Meilen lange Straße, die durch einen weiteren beeindruckenden Redwood-Wald führt und parallel zum Highway verläuft. Den Highway selbst könnte man auch Avenue of the Weed nennen – selbst wenn man mit geschlossenen Fenstern darauf fährt, kommt einem unweigerlich der Geruch von Marijuana in die Nase. Grund dafür sind die vielen Althippies, die sich hier niedergelassen haben und jetzt vom Marijuana-Anbau leben (legal für medizinische Zwecke und ein bißchen Eigenanbau dürfte wohl auch dabei sein). :-)


Mendocino, Mendocino…

Dann war es langsam soweit – der berühmte Küsten-Highway Nr. 1 wollte befahren werden. Oberhalb von San Francisco geht der ja noch hunderte von Kilometern in den Norden, nur fährt das kaum jemand, weil die noch schönere Strecke halt zwischen San Francisco und L.A. liegt und die wenigsten Touristen dafür Zeit haben. Nur sind wir ja quasi „Langzeittouristen“ und so fuhren wir (leider) im Nebel auf kurvenreichen, zum Teil herzstoppenden Straßen entlang des Pazifiks durch süße, blumenbepflanzte Hippiedörfer und konnten ab und zu mal ein paar Sonnenstrahlen erhaschen in Richtung Mendocino. Jeder, der den deutschen Schlager kennt, wird jetzt unweigerlich im Kopf das Lied singen (oder sogar laut – wer weiß) :-)

Wer den Text nicht genau kennt – dem kann geholfen werden:
Mendocino, Mendocino, Ich fahre jeden Tag nach Mendocino. An jeder Tür klopfe ich an, doch keiner kenn mein Girl in Mendocino…


Mendocino County ist übrigens echt schön. Ich würde sagen eine Mischung aus Küste, Wald, Obstbäumen und Hügeln voller Reben, auf denen schloßartige Weingüter stehen, die von Zypressen gesäumt werden und Hippiedörfern mit Peaceflaggen und bunten Häuschen.

If you’re going to San Francisco…
Und dann war es langsam auch schon soweit – San Francisco nahte und wir befuhren die Stadt stilecht von Norden über die Golden Gate, natürlich nicht ohne Blumen im Haar. (schon wieder so ein Ohrwurm - If you're going to San Francisco Be sure to wear some flowers in your hair .) Für eine Nacht wollten wir im Hostel im Fort Mason übernachten, welches früher tatsächlich ein Armeestützpunkt war (vor hundert Jahren oder so). Abends gabs dann noch Pizza im berühmten Golden Boy, einer Institution in San Franciscos Little Italy Viertel North Beach. Der nächste Morgen stand dann ganz im Zeichen von Alcatraz. Zum Glück hatten wir die Fährtickets schon vorab reserviert, denn der Ansturm war so groß, dass es vor Ort Tickets erst wieder für ein paar Tage später zu kaufen gab.


The Rock
Und so bestiegen wir das Boot nach Alcatraz (Stef schon zum zweiten Mal in ihrem Leben), was aber immer wieder eine Reise wert ist, schon allein, weil man vom Boot aus eine super Aussicht auf die Stadt bekommt. Auf Alcatraz bekommt man wenn man will einen Kopfhörer und ein kleines Abspielgerät und kann an der Audiotour teilnehmen, die einen durch das Hauptgefängnisgebäude lotst und dabei allerlei Interessantes erfahren. Geschichten, erzählt von echten Häftlingen und Wärtern, über den Alltag in diesem berühmten Gefängnis, Gefangenenaufstände und geglückte und gescheiterte Ausbrüche. Wir hatten das Glück, dass Stef ihren Audiotourguide-Ton leise hatte, als ein älterer Mann plötzlich meinte, er könne 12 Leute mit auf eine Tour nehmen ins Gefängniskrankenhaus, wo sonst nur selten Leute hindürfen. Natürlich waren wir dabei und konnten so sogar den Raum sehen, in dem Al Capone die meiste Zeit einsaß und an der Decke des Raums war sogar noch (Film)Blut aus dem Film „The Rock“ zu sehen.


Gaumenfreuden in Little Italy

Wenn wir denn schon mal in San Francisco sind, wo es doch so eine italienische Community gibt, beschlossen wir abends noch mal richtig italienisch essen zu gehen (Stef litt schon stark an Entzug) und fanden ein Restaurant in North Beach, wo wir noch ein nettes Schwätzchen mit einem Römer hatten und leckere Orecchiette und Saltimbocca. Danach noch ein Cafe im Cafe Trieste, eine weitere Institution in San Francisco, wo es echten (d.h. keinen amerikanischen) Cafe gibt. Ahhhh!


49 Meilen Scenic Drive durch San Francisco
Für den zweiten Tag nahmen wir uns den 49 Meilen Scenic Drive vor, welcher durch die ganze Stadt an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten (Oper, Ferry Building, Transamerica Pyramid, Golden Gate Bridge, Japantown, North Beach, Golden Gate Park, Chinatown, Presidio, etc. etc. etc) vorbei geht. Puuhhh – ein ganz schön stressiges Unterfangen - immer auf die Schilder konzentriert, die an manchen Ecken leider fehlten und ohne die Karte, wo der Weg eingezeichnet war, wären wir total verloren gewesen – der Weg führt wirklich kreuz und quer durch die Stadt. Und man kann wirklich nicht sagen, dass in San Francisco entspannte Leute leben (die Zeiten sind wohl vorbei), was sich nicht nur an der Unfreundlichkeit der Leute zeigt, sondern beim Autofahren vor allem daran, dass sie dich ständig zusammenhupen. Null Toleranz. Uns hat‘s trotzdem gefallen, durch die Straßen von San Francisco zu cruisen, die vielen Hügel rauf und natürlich sind wir auch einmal die den blumengeschmückten, gewundenen Teil der Lombard Street gefahren, welche als „kurvenreichste Straße der Welt“ bezeichnet wird. (Bei einem Gefälle von 27 % war es notwendig, die Straße in Serpentinen zu führen).


Haight Ashbury
Auf dem Scenic Drive kamen wir auch nach Haight Ashbury, dem Mittelpunkt der Hippiebewegungin den 60er Jahren und einst Wohnsitz von Jimi Hendrix, Janis Joplin und Jefferson Airplane. Und selbst heute noch herrscht dort alternative Gegenkultur, die wir nicht nur bei einem ausgiebigem Bummel durch das Viertel erfuhren, sondern auch bei einem würzigen Chai Tee und Shopping in einem Vintage-Klamottenladen (3 Kleider für unter 10 Dollar!!!)


Übernachten im Leuchtturm!
Noch am Abend fuhren wir weiter Richtung Süden auf dem Highway Nr 1 – unser Ziel war eine Übernachtung in einem echten Leuchturm, der zu einem Hostel umgebaut wurde! Die Übernachtung dort war jahrelang ein Geheimtipp unter Reisenden und ist es vermutlich noch immer. Die Leute dort sind superfreundlich und wir wären gern noch geblieben, aber wir haben unsere Übernachtung auch nur deshalb bekommen, weil jemand anderes abgesagt hat und das kleine Hostel war für die kommenden Tage ausgebucht. Aber eins können wir euch sagen: Nachts in Bett gehen während der Leuchtturm das einzige Licht wirft und morgens aufwachen und durch ein riesiges Fenster aufs Meer schauen war eines unserer Highlights, für das wir auch gerne in Kauf nahmen, nachts nach draußen in ein anderes Gebäude aufs Klo zu müssen!


Die Legende Big Sur
Die kommenden drei Tage standen ganz im Zeichen des Highway No 1 Süd und dem Stück, das Big Sur genannt wird. Der Nebel meinte es dieses Mal gut mit uns und verflog die meiste Zeit. Leider nicht an einem der schönsten Küstenabschnitte, dem berühmten 17 Miles Drive. Stef war auch dort schon mal und hatte damals das Glück ihn im strahlenden Sonnenschein zu sehen. Doch auch ohne Sonne ist der Teil der Küste zwischen Monterey und Carmel, für den man inzwischen 10$ Maut bezahlen muss, noch ganz bezaubernd mit seinen Steinformationen, der flachen Küste und den vielen Küstenzypressen. In Monterey haben wir uns die Cannery Row angesehen, eine Straße, wo früher die ganzen Fischfabriken standen und heute noch anzusehen sind, berühmt durch den gleichnamigen Roman von John Steinbeck.

Südlich von Carmel, wo Clint eastwood mal Bürgermeister war, schlängelt sich der Highway dann weiter spektakulär an der Küste entlang, vorbei an wilden Stränden, wo das Wasser wuchtig gegen die Felsen klatscht, an kantigen Abgründen, wo es meterweit steil nach unten abfällt und an sanften Sandhügeln, wo wir das Glück hatten, Elefantenrobben zu beobachten, die nur wenige Zeit im Jahr an der Küste verbringen.


Hearst Castle – die Verwirklichung eines Zeitungsmoguls
Einen lohnenswerten Stop legten wir in San Simeon ein, wo wir das berühmte Hearst Castle besichtigten, das sich der Zeitungsmogul William Hearst in den 1920er bis 30er Jahren auf den Berg bauen ließ und wo er in seinem 150 Zimmer Haus, neben zwei weiteren Häusern auf dem Gelände, das einem riesigen Zoo glich, weil er überall wilde Tiere hielt, so berühmte Gäste wie Charly Chaplin beherbergte. Hearst hatte auch einen wunderschönen Pool mit echten römischen 2000 Jahre alten Säulen und einer Neptunfigur sowie ägyptische Statuen importiert, die über 3000 Jahre alt sind und ganze meterhohe Kamine aus südfranzösischen Schlössern und ein vergoldetes Hallenbad. Der pure Größenwahn, aber jeder der mal da ist, wünscht sich einmal zurückzureisen in der Zeit und Gast zu sein in dieser märchenhaften Umgebung!


Dann hieß es Abschied nehmen von der kalifornischen Küste - nächster Stopp Sierra Nevada


Unser Fazit: