Diary for Tour d'amour


Dürfen wir vorstellen - unser neuer Reisebegleiter

2010-07-08

Keine Reise ohne ein anständiges Maskottchen!

So doof wie der uns angeguckt hat, mussten wir ihn einfach mitnehmen.

Und das ist er - wir finden der Gute (wir sind uns sicher, er ist ein Mann) passt ganz gut zu uns (ja, Bier trinken kann er auch).

Einen Namen hat er zwar noch keinen, aber dafür haben wir ja euch.

Kreative Vorschläge bitte einfach per Kommentar posten.

 


Abschiedspartymarathon

2010-07-09 to 2010-07-10

Wow! Was für ein Wochenende! Zwei mal Abschiedsparty feiern und das auch noch direkt hintereinander – und man könnte sagen mit einem nahtlosen Übergang, sieht man mal von den 1.5 Stunden Überfahrt zwischen den beiden Locations ab - das ist selbst für unsereins etwas heftig! Hey, und das in dem Alter… 

Aber wir klagen nicht, auch wenn es etwas stressig war und wir dazwischen nur 3-4 Stunden Schlaf hatten, hatten wir zwei wunderschöne Sommerabende mit Familie und Freunden. Gegrillt wurde an beiden Orten was auf den Grill passte. Heiss war es aber auch so (33 Grad in Luterbach (CH) und 37 Grad in Endingen am Kaiserstuhl (DE)). Der Kaiserstuhl hat seinem Ruf als wärmste Gegend Deutschlands wieder einmal alle Ehre gemacht und trotz der Unwetterwarnung, die uns um 22 Uhr erreichte, blieben wir abgesehen von ein paar Windböen und etwas Donnergrollen am Ende von den dicken Tropfen verschont.   

Mit einem lachenden und einem tränenden Auge danken wir allen ganz herzlich, die gekommen sind und zu zwei so gelungenen Abenden beigetragen haben. Wir wünschen euch nochmals ein wunderschönes Jahr und freuen uns wenn ihr unsere Wege während dieses Jahres mit verfolgt.


Basel - München - Washington - Ready to take off

2010-07-14

Bis jetzt alles reibungslos -  so das Fazit unseres ersten Reisetages. Der Sprung über den grossen Teich ging problemlos und obwohl wir die A.....Schlange erwischt haben bei der US Einwanderungsbehörde und als die letzten aus unserem Flugzeug die Stempel in den Pass bekamen obwohl davor so ca. 30 Leute hinter uns waren, ging es dann doch schneller als erwartet.

Zuvor haben wir in Basel noch Simons und Monis Abschiedsgeschenk vernichtet und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: eine Flasche Champagner und danach die Gläser zertrümmern - quasi als Opfer an den Reisegott für eine gesegnete Reise.

Nun sind wir in Washington gelandet und morgen machen wir dann die Stadt klar. Mehr also bald von uns.

Lasst es euch so gut gehen wie wir!

B+S


4 Tage Washington

2010-07-15 to 2010-07-18

Anfangsschwierigkeiten

Eine richtige Reise braucht einfach ihre anfänglichen Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt. Und hier waren unsere: Für unsere erste Nacht in Washington DC haben wir uns der Einfachheit halber (der Flughafen liegt 50km ausserhalb) ein Hotel in der Nähe des Flughafens ausgesucht. Doch das versprochene Hotelshuttle war weit und breit nicht in Sicht und wegen einer Baustelle ist auch noch das ganze Telefonnetz ausgefallen, sodass wir das Hotel noch nicht mal anrufen konnten. Ok, Taxi muss her - doch das Taxi hat den Weg dann auch kaum gefunden, da eine ganze Strasse gesperrt war und das Navi wohl auch nicht mehr auf dem aktuellsten Stand war.

Eine halbe Ewigkeit später kamen wir ziemlich fertig im Hotel an und freuten uns einfach nur auf Dusche und Bett - schliesslich waren wir ja schon fast 20 Stunden auf den Beinen. Doch der nächtliche Gang auf die Toilette so ca. nach einer Stunde Schlaf brachte Dinge zum Vorschein, die wir lieber nicht gesehen hätten. Kakerlaken-Alarm! Die Dinger waren ja zum Glück kleiner als die die Stef schon andernorts gesehen hat (nur so ca. 2cm gross) aber ekelhaft sind die halt trotzdem. Also hiess es schnell Taschen sichern, Rucksäcke schliessen und lieber mal das Licht anlassen. Ihr könnt euch vorstellen, war ne super Nacht und das mit Jetlag...

Highlights
Wie haben wir uns da auf das neue Hotel in Washington Downtown gefreut! Und wurden für alles entschädigt. Schick, Zentral und sogar mit Pool. Den haben wir natürlich täglich genutzt – um unsere geschundenen Füssen etwas Erholung zu gönnen (was sind wir gelaufen, Leute!) und um unsere Körper etwas abzukühlen (boah  - es waren durchschnittlich so an die 35 Grad). Die Highlights unseres DC Besuches:

Scorch ist weg

Beim weissen Haus waren wir natürlich auch. Zuerst hatten wir allerdings einen kleinen Disput mit einem Polizisten – scheinbar haben wir terror-verdächtig auf ihn gewirkt, jedenfalls hat er uns ganz schön angeherrscht, dabei wollten wir ihn doch nur nach dem Weg fragen. Und dann ist es passiert. Eben haben wir noch ein Foto mit Scorch, unserem Reisemaskottchen gemacht, und dann war er weg! Haben wir ihn liegenlassen? Ist er aus der Tasche gefallen? Wir wissen es nicht…. Jedenfalls als wir 5 min später den ganzen Weg nochmal abgelaufen sind und ihn verzweifelt gesucht haben, sogar eine Polizistin haben wir gefragt, war er nicht mehr aufzufinden. Wer weiss – vielleicht war auch Scorch terrorverdächtig und ruht jetzt auf dem Friedhof der Kuscheltiere vom weissen Haus.

Washington bei Nacht
Dank Ines, die wir in Washington getroffen haben, hatten wir dann auch eine Fahrt durch sagen wir mal nicht so tolle Gegenden (da wär keiner von uns gerne zu Fuss durchgelaufen, aber das Navi hat uns halt da durchgelotst) und im Restaurant wo wir essen waren, durften wir dann auch mal erfahren, was es heisst ethnische Minderheit in den Staaten zu sein (mit weisser Hautfarbe). Aber so wie wir im Restaurant aufgefallen sind, haben uns später die Washingtoner Sehenswürdigkeiten bei Nacht angeleuchtet. Ein gelungener Abschluss für einen gelungenen Städtetrip!


It's up to you - New York New York

2010-07-18 to 2010-07-25

Herzlich Willkommen in New York & New Jersey
Nach einer mühelosen Busfahrt von ca. 6 Stunden empfing uns der Big Apple mit glühender Hitze in den Strassenschluchten und das sollte die ganze Woche, die wir geblieben sind, so bleiben. (Und noch schlimmer werden in den U-Bahn Stationen - 50 Grad herrschten da. Mindestens!) Ein Dach über dem Kopf fanden wir bei Andre und Sabine in Jersey, die uns erst mal herzlich mit einem T-Bone Steak vom Grill empfingen. Lecker!

Rush Hour in New York
Noch immer ziemlich geschlaucht von 4 Tagen Extrem Sightseeing in Washington, mussten wir uns erst mal einen Tag erholen und vorbereiten auf diese aufregende Stadt. Erst am nächsten Tag ging es schon um 7:00 früh Richtung Stadt, sodass wir gegen 8:00 ankamen – mitten in der Rushhour. Wow! Echt verrückt wie es da zuging. So viele Menschen in der Penn Station. So viele Menschen auf dem Weg zur Arbeit, dass auf den Bahngleisen der Metrostation kein Platz mehr war zum Stehen! Geschweige denn Einsteigen… es war echt wie im Film. Bahn kommt, alles drückt von hinten. Drückt drückt drückt und die letzten Leute quetschen sich grad so rein. Hintern einziehen, Tasche reinholen, damit nix die Tür blockiert. Echt verrückt. Wir haben gar nicht in die erste Bahn reingepasst. Aber die nächste war auch nicht viel besser. Echt irre! Nix für Menschen mit Platzangst.


Sightseeing in New York
Manhattan
Nach dieser Fahrt wollten wir hoch hinaus. Top oft the Rocks hiess das Ziel. Das heisst mit dem Aufzug 67 Stockwerke hoch auf eines der höchsten Gebäude der Stadt, das Rockefeller Center um von dort aus einen Blick auf New York und das momentan höchste Gebäude zu bekommen – das Empire State Building. Dort hinaufzufahren hätte nämlich 2 Stunden Anstehen bedeutet. Anstehen ist dieser Tage sowieso etwas an das wir uns gewöhnen mussten. Schon in Washington war überall ziemlich viel los weil gerade Ferien sind.

Den Mittag nutzten wir für einen Spaziergang über 5th und 6th Avenue und den Central Park. Und am Nachmittag machten wir das American Museum of Natural History klar. Dieses wurde schon im 19. Jahrhundert eröffnet und birgt so viele Räume, Schätze des Wissens und eine Fülle von Exponaten, dass man gar nicht weiss wo man anfangen soll. Wir haben uns erst mal für die Dinosaurier entschlossen und standen dann vor einem der wenigen T-Rex Knochenfunde der Welt und fühlten uns an den Film „Nachts im Museum“ erinnert. (unbedingt das Video auf unserem Travel Blog ansehen, Leute!)

Den Freitag haben wir dann dem Museum of Modern Art (kurz MoMa) gewidmet. Das MoMa wurde von Rockefeller gegründet, in der Absicht die Kunstwerke seiner Gattin aus der gemeinsamen Wohnung zu schaffen. Frau Rockefeller war wohl in einen regelrechten Sammelwahn verfallen und Rockefeller war wohl ein Kunstbanause. Was tun wenn man Milliardär ist? Man baut einfach ein Museum. Heute ist das eines der berühmtesten Kunstmuseen weltweit. Und wir konnten neben Werken von Dali, Picasso, Matisse, und und und eines von Stefs Lieblingsbildern, Van Goghs „Sternennacht“, live sehen.

Liberty Island / Ellis Island / Downtown
Einen weiteren Sightseeing Tag widmeten wir der Freiheitsstaue und Ellis Island - die Insel, auf der über die Schicksale von Millionen von Emmigranten entschieden wurde, ob sie in den USA ein neues Leben beginnen dürfen oder die beschwerliche Reise von einer bis sieben Wochen über den Atlantik zurück antreten mussten. Ausserdem standen noch Downtown und Wallstreet auf dem Programm. Im Anschluss daran waren wir im ältesten Pub der Stadt um anschliessend mit dem Pärchen, das wir darin kennengelernt hatten, Molly und ihr Freund aus Florida in dem wahrscheinlich verrücktesten indischen Restaurant von New York zu essen (seht selbst die Bilder!). Am Ende dieses Tages waren wir 19.5 Stunden auf den Beinen und das in Manhattan!!! Keine Ahnung wie wir das geschafft haben?!?

Party in Mo’town und get to know the police

Den Freitag abend liessen wir nach einem leckeren Steak in einer Bar in Morristown ausklingen. Nach reichlich Wodka und abhotten auf der Tanzfläche holten wir gerade noch einen Drink an der Bar als plötzlich die Musik ausging und die Bar in null komma nix geleert wurde. Die Sicherheitsleute kamen dann auch zu uns und wiesen uns an die Getränke mitzunehmen und raus zu gehen. Gesagt  - getan und so liefen wir aus der Bar mit den Drinks in der Hand und schnurstracks in die Arme eines Cops. Ehrlich, ich glaube der hat nur auf uns gewartet. Willkommen in Amerika mit seinen etwas anderen Gesetzen und so wollte der uns echt anzeigen wegen Trinken in der Öffentlichkeit. Der zweite Cop, der eiligst hinzugerufen wurde, liess sich allerdings überzeugen, dass wir als Touristen keine Ahnung hatten. Leider hatte unser Kollege nicht so viel Glück.

Brooklyn
Zum Abschluss unseres Trips gab es dann noch ein Treffen mit Nadia und Thomas, die beide in Manhattan leben. Wir haben uns in Williamsburg, das ist ein Teil von Brooklyn, getroffen. Interessante etwas trashige Location so a la Schanzenviertel in Hamburg, und mal was ganz anderes als Manhattan. Von der Bar auf dem Dach hatten wir einen phantastischen Blick auf die nächtlich beleuchtete Skyline und konnten uns würdevoll von dieser grossartigen Stadt verabschieden.


Buffalo & Niagara Falls

2010-07-25 to 2010-07-27

Stand by to Buffalo
Nach dem ersten Kilometer mit dem kompletten Reisegepäck auf dem Rücken (puuuh – 20 Kilo plus Daypacks!!!) vom Haus unserer Hosts um 7:30 morgens war der Reisegott dann doch gnädig mit uns. Dank Molly, Stewardess aus Florida, die wir nur zwei Tage zuvor in New Yorks ältestem Pub kennengelernt haben, konnten wir mit Mitarbeiterrate von New York nach Buffalo fliegen und zwar Stand By für um die 15€ pro Nase!!! Zum Vergleich – eine Zugfahrt dauert 8-10 Stunden (wenn man Glück hat, eine Busfahrt evtl. noch länger) und kostet das sechs bis Zehnfache! Einziger Nachteil – wir flogen stand by – d.h. nur der Reisegott allein wusste, ob wir überhaupt fliegen und wann.

So kam es dann auch, dass wir (leider) die Entscheidung treffen mussten, uns aufzuteilen. Das hieß Stef flog mit dem ersten Flug und Bidu mit dem nächsten. Und zwar im Vollstress, denn das Boarding war ja schon abgeschlossen und so sprang Stef als letzter Passagier gerade noch so an Board. Glücklicherweise lag zwischen den zwei Flügen lediglich eine Stunde. – Plus Verspätung, denn dummerweise gab es aber Turbulenzen bei Stef (eine Achterbahnfahrt ist nix gegen diesen Flug, Leute!) und das Gewitter dann bei Bidu (der Pilot musste das dann umfliegen). Trotzdem waren wir froh so schnell, einfach und günstig nach Buffalo gekommen zu sein.

Ein Dach über dem Kopf fanden wir dieses Mal bei Chris, einem Arbeitskollegen, und seiner Frau Jen und den beiden Kindern Aydan (5) und Maia (2). Schön mal wieder Kinder um sich rum zu haben und die beiden sind echt süß!

Niagarafälle
Diese Wasserfälle sind der absolute Wahnsinn!
Den nächsten Tag widmeten wir dann voll und ganz den Niagarafällen. Wir parkten auf der amerikanischen Seite und liefen dann für 50 Cents auf die kanadische Seite über die Rainbow Brücke. Natürlich mussten wir uns auf beiden Seiten den quälenden Fragen der Grenzpolizisten stellen. Obwohl wir ja mit Cops schon so unsere Erfahrungen gemacht haben auf dieser Reise (siehe vorherige Reiseberichte J ist man diese Art von herbem Verhör als Europäer irgendwie gar nicht gewohnt.
Auf der kanadischen Seite, dem touristischen Zentrum der Niagarafälle, hatten wir dann fünf Mal so viel Leute wie auf der amerikanischen Seite (wir fühlten uns an Manhattan erinnert), aber dafür einen tollen Blick auf die Fälle und sind den ganzen Weg bis vor an die Wasserkante gelaufen.

Dusche gefällig?
Das volle Ausmaß dieses Naturwunders erfuhren wir allerdings erst als wir die Bootsfahrt „Maid oft the Mist“ bis direkt vor die Wasserfälle gemacht haben. Die Regencapes, die umsonst verteilt werden, wenn man das Boot besteigt, braucht man auch! Es sei denn man nimmt freiwillig eine Dusche. ;-) Und obwohl wir sie beide anhatten, waren wir trotzdem ordentlich nass. Bidu hats sogar geschafft bis aufs Hemd nass zu werden. J Abartig - vor den Fällen ist es so windig und nass und neblig und laut – wow es ist einfach nur der Wahnsinn!

Buffalo Wings, Kummelwegg und andere Kuriositäten äh… Spezialitäten
Abends standen dann echte Buffalo Wings auf dem Programm. Unsere Gastgeber luden uns ein diese lokale Spezialität zu probieren (und die waren echt lecker!!!), sowie – jetzt Achtung – Kummelwegg. Wer Stef kennt, weiß ja dass Kümmel nix für sie ist, aber Bidu hats probiert. Die nach Buffalo ausgewanderten Deutschen brachten das wohl mit. Ist ein Weggli mit ordentlich Kümmel druff und dann Roastbeef innedrin und eine scharfe Meerrettich Soße obendrauf. Und Chris hatte ein Reuben-Sandwich (mit Sauerkraut und Schweizer Käse – was ist das für eine Kombination!) Zum Abschluss ging es dann in den ältesten Pub der Stadt (mal wieder), welcher dieses Mal ein deutscher war: Ulrichs Tavern J Leider ist der heutige Besitzer nach über 150 Jahren in deutscher Hand ein Ire, aber deutsches Bier gab es trotzdem. J Weize an mi na!

Eine Grenzfahrt, die ist lustig, eine Grenzfahrt,  die ist schön...
Lustich wurde es dann nochmal bei der Überfahrt von USA nach Kanada. Ihr ahnt es vielleicht… die Cops! J
Chris, unser Gastgeber, war so nett, uns nach Kanada rüberzufahren über die Peace Bridge und bei Tim Hortons (ist sowas wie Starbucks) abzusetzen, wo wir Rudy, Bidus Onkel, treffen sollten. Dummerweise gab es aber zwei Tim Hortons direkt an der Grenze und als er beim ersten nicht war, fuhren wir zum zweiten. Das blöde war nur, dass der zweite im Niemandsland zwischen Kanada und USA lag, und wir damit noch einmal durch die Grenzkontrolle mussten. Schlau wie wir waren, fuhren wir zu der Polizistin, deren Fragen wir uns beim ersten Grenzübertritt (20 min vorher) schon hatten stellen müssen. Ihr hättet ihr Gesicht sehen sollen, wie enttäuscht sie war, uns nicht noch mal ausfragen zu können. J Witzigerweise war auch Onkel Rudy an der falschen Stelle und so sind wir echt alle einmal im Kreis aneinander vorbeigefahren. Dann hieß es Good Bye Chris und good bye USA. Für die nächsten 5 Wochen gehören wir Kanada allein! Bleibt also dran und lasst doch mal was von euch hören!!! Das Messageboard freut sich und unsere Emailadressen habt ihr ja auch!

Bidu & Stef


Kanadas Ostküste und die Rückkehr von Scorch(i/y)

2010-07-28 to 2010-08-08

Ontario – unterwegs in Kanadas Osten
Nach dem wie ihr schon gelesen habt zweifachen Grenzübertritt von USA nach Kanada stand knapp 2 Wochen Kanadas Ostküste auf dem Programm. Bidus Onkel Rudy und seine Frau Heather wohnen in der Nähe von Toronto und boten uns damit nicht nur einen idealen Ausgangspunkt für die Erkundung von Ontario sondern auch eine super gemütliche Atmosphäre, sodass wir uns super wohl fühlten.

Toronto
Wir haben Toronto als eine Stadt mit entspannter, multikultureller Atmosphäre wahrgenommen, einmal abgesehen vom Verkehr stadteinwärts und der allgemeinen Parkplatzproblematik - aber nach Manhattan kann uns nichts mehr schocken! J In Little Italy haben wir einen Italiener gefunden, der besser war als so manch Italienisches Restaurant in Italien (die hatten sogar Ramazotti, auch wenn Stef der Bedienung erklären musste, was das ist und wo hinter der Bar die Flasche steht). Und natürlich sind wir auch auf den CN Tower hochgefahren (das Muss in Toronto), der ja immerhin bis vor kurzem noch das höchste Gebäude auf der Welt war (unlängst überholt vom Burj Dubai).

Kensington Market – Seifenblasen und Hippieträume
Unser Highlight in Toronto allerdings war der Kensington Market, über den der Reiseführer schrieb: Die Strassen sind voller Künstler, städtischen Hippies mit Dreadlocks, tätowierten Punks, Kiffern, Junkies, Dealern, Bikern, Gruftis, Musikern und Anarchisten. Zwielichtige Gestalten auf Fahrrädern flüstern einem im Vorbeifahren ihr Drogenangebot zu; in der Luft liegt ein Hauch von Stoff und Hendrix. Und so wars dann auch. Wir waren fasziniert von diesen schrulligen Läden mit Tibetfahnen, die Vintageklamotten verkaufen und Seifenblasenautomaten im Vorgarten, Bioläden, Käsetheken, Tätowierungen allerorts – in diesem elegant verfallenen Viertel spürt man Torontos Multikulti am meisten und ganz kurz haben wir uns beim Eistee auf der Veranda eines Pubs echt gefragt, ob der nicht aus Hanf gebrüht worden ist.

Oktoberfest in Berlin
Was hat das Oktoberfest mit Berlin gemeinsam? Nix! Würden jetzt die Deutschen unter uns sagen. Und die Bayern unter uns wären ganz erzürnt über die Kombination aus ihrem Oktoberfest und den (wahlweise Sau-)preisen aus dem Norden…. Allerdings findet in Kitchener, Ontario, (so heißt der Ort seit dem ersten Weltkrieg, davor hieß er tatsächlich Berlin) das größte Oktoberfest auf dem amerikanischen Kontinent statt (allerdings leider wirklich erst im Oktober). Wir hätten uns dieses Oktoberfest a la Disneyland (mit Parade in Lederhosen) echt gerne angesehen. Bidu hat Stef dann auch grad noch so davon abhalten können im Oktoberfest Haus das T-Shirt mit dem Aufdruck „Official German Drinking Team“ zu kaufen. J Überhaupt ist die Gegend ziemlich deutschlastig. Wir waren in so lustigen Orten wie Heidelberg, Bamberg (allerdings liegt ganz in der Nähe auch Paris und London).

Mennonitenland – ein Leben ohne technischen Fortschritt
Richtig interessant wurde es dann aber im Mennonitenland. Mennoniten – was war das gleich nochmal? In Kurzfassung waren das Süddeutsche, Schweizer und Holländer, die ab dem 16. Jahrhundert in Europa verfolgt wurden und nach Amerika & Kanada ausgewandert sind, um dort Farmer zu sein. Die Mennoniten oft the old order lehnen zum Beispiel den technischen Fortschritt ab und fahren in Kutschen, bestellen ihre Felder mit Ochsengespannen und haben keinen Strom und elektrische Geräte. In der Gegend um St. Jakobs gibt es hunderte von diesen Farmen, die man an den grünen Dächern erkennt. Die Mennoniten bilden eine starke Gemeinschaft und ihre Gottesdienste werden tatsächlich in Deutsch abgehalten. Auf unserer Fahrt auf dem Herrgotts Drive (der heißt wirklich so) haben wir viele Mennoniten in ihren etwas altertümlich anmutenden Kleidern und auf ihren schwarzen Wägen fahrend gesehen.

Unser erstes Abenteuer – verloren im Glen Canyon
Wir hatten noch nicht genug. Obwohl wir die Niagarafälle schon einen ganzen Tag bei Klasse Wetter bewundern konnten, wollten wir sie nochmal sehen und zwar bei Nacht. Zuvor
wagten wir allerdings einen Wanderabstieg zum Whirlpool. Das ist ein riesiges Becken mit ca. 500m Durchmesser, das der Niagarafluß mehrere Kilometer von den Wasserfällen entfernt in den Canyon gefräst hat, und wo sich das Wasser dreht wie in einem Whirlpool. Dorthin gelangt man über eine mehrere Kilometer lange Wanderung im Niagara Glen Nature Reserve, die über Stock und Stein geht und nicht von so vielen Menschen gemacht wird – die meisten lassen sich für 65 Dollar auf dem Jetboot mit ein bisschen Gekreische in den Whirlpool bringen. Und deshalb war der Weg auch überhaupt nicht markiert ab einem bestimmten Punkt und eine amerikanische Familie, die uns entgegen kam, hat uns sogar gewarnt, wir sollten auf keinen Fall weitergehen weil es da einen Erdrutsch gegeben hätte. Allerdings kam uns dann einer entgegen und der hatte den Weg gefunden und zwar ohne Probleme. Also wollte wir es natürlich auch wagen und traten den Weg an. Und tatsächlich – an einem bestimmten Punkt ging es überhaupt nicht mehr weiter. Natürlich musste das an dem Punkt sein, wo man denkt, hier ist es so steil und rutschig, der Weg muss einfach nach oben weitergehen, weil runter schaffte das im Leben nicht mehr.
Nachdem wir aber den Abstieg langsam aber sicher doch nochmal geschafft haben, trafen wir einen lokalen Wanderer, der uns den Weg zeigen konnte.
Lustig war dann auch, dass wir unterwegs auf ein älteres Pärchen stießen, welches sich total erschreckt hat, als sie uns erblickten. Der Mann ist so zusammengezuckt und erklärte uns dann auch warum: er dachte tatsächlich Bidu ist ein Bär… Mann, haben wir gelacht!

Niagarafälle bei Nacht

Nach gelungenem Aufstieg aus der Schlucht machten wir Halt auf einer großen Wiese oberhalb des Canyons um zu Picknicken. Dabei stellten wir fest, dass die ganzen Picknick abschnitte an der Strasse ethnisch getrennt waren. Das heisst: zuerst kamen wir an der Inderwiese vorbei und wo wir uns niederließen, das mussten die Muslime sein, denn alle Frauen um uns rum trugen Kopftuch J
Dann aber war es langsam soweit. Die Niagarafälle bei Nacht warteten auf uns. Die Zeit bis zu Dunkelheit vertrieben wir uns mit Leute gucken bei Chai Tea Latte vor Starbucks und Leute ausweichen auf Niagaras Amüsiermeile mit Casino, Fressbuden, Leuchtreklamen und Fahrgeschäften (was für ein Kontrast zur Natur am Mittag!). Stef konnte es kaum erwarten, da wieder weg zu kommen. Als es endlich dunkel wurde, ging das Lichterspektakel mit den Wasserfällen los und wir standen eine Stunde lang fasziniert vor den Wasserfällen, die abwechselnd blau, rot, grün, gelb, lila in den tollsten Kombinationen angeleuchtet wurden.


Die längsten Süsswassersandstrände der Welt
Nach diesen Eindrücken nahmen wir uns eine kleine Auszeit und fuhren für ein paar Tage mit unserem Mietwagen an den Lake Huron und in die Georgian Bay. Die gilt unter Kanadiern als Geheimtipp, denn dort gibt es den mit 14km (!!!) längsten Süsswasserstrand der Welt. Leute, das könnt ihr euch echt nicht vorstellen – weiße Sandstrände und ein endloser See, der sich anfühlt wie das Meer inklusive Wellengang!!! Jedes Mal wenn wir aus dem Wasser kamen und uns auf den Sand fallen ließen mussten wir uns klar machen, dass da kein Salz auf unserer Haut ist und dass diese Wellen, denen wir gerade entstiegen sind nicht das Meer sind, sondern einer der größten kanadischen Seen! Es gab sogar Kite- und Windsurfer und das Wasser war unglaublich klar. Nachdem wir uns mit diesem Trip gegen die 1000 Islands in Ontarios Osten entschieden haben, machten wie eine Bootstour durch die Georgian Bay. Wer braucht schon 1000 Inseln, wenn er 30.000 haben kann? inklusive der Bekanntschaft mit dem Kapitän, einem verbündeten Reisenden im Geiste (seit Jahren als Backpacker unterwegs).

Aus eins mach zwei – Scorch(i/y) ist zurück
Wir konnten es selbst kaum glauben. Als wir von unserem Mehrtagesausflug von der Georgian Bay zurückkamen, erwarteten uns zwei fast einheitlich große Pakete. Was’n da drin, haben wir uns gefragt und da die Pakete aus Deutschland und der Schweiz kamen und damit über den Zoll war natürlich eine Zolldeklaration dran: stuffed animal stand auf dem einen und Kuscheltier auf dem anderen Paket. Sollte das etwa gleich zwei Mal ein neuer Scorch sein? Mann, waren wir aus dem Häuschen…. Und tatsächlich, dank unserer lieben Familien zuhause haben wir jetzt zwei Scorchis. Um Verwechselungen untereinander und mit früheren Reisemaskottchen (Ruhe er in Frieden, Scorch Leuenberger-Boos) zu vermeiden, haben wir sie Scorchi und Scorchy genannt. Um ganz ehrlich zu sein, Scorchi haben wir ja erwartet, aber dass Scorchy auch noch ankommt, das war eine Überraschung! Danke Mom und Möni!

Die Hochzeit von Julie und Tim
An unserem letzten Wochenende stand dann die Hochzeit von Beats Cousin Tim und seiner Julie an – unsere erste kanadische Hochzeit. Besonders toll fanden wir neben vielen kanadischen Traditionen, die wir hier gar nicht alle aufzählen können, die Tatsache, dass auf kanadischen Hochzeiten so viele Songs von Bryan Adams gespielt werden, die Partystimmung und dass wirklich Jung und Alt auf der Tanzfläche abhotten.

Where did you come from, where did you go – where did you come from, Cotton Eye Joe
Apropos abhotten…. Kennt ihr noch den Song „Cotton Eye Joe“ von Rednex aus den Neunzigern? Es war schon so zu später Stunde (den allgemeinen Alkoholpegel könnt ihr euch vorstellen), Bidu hatte gerade die Tanzfläche mit dem Brautvater und der Gummigitarre zu ACDC gerockt (jaaa! Freiwillig! J), da spielte der DJ den Cotton Eye Joe und die halbe Hochzeitsgesellschaft war auf der Tanzfläche am tanzen. Da kam Stef auf die dumme Idee, den Kanadiern müsste man mal zeigen wie man den Tanz richtig tanzt, ihr wisst schon, zu zweit in großen, hüpfenden Schritten über die Tanzfläche springend. Bidu natürlich gleich dabei, also los geht’s einmal quer über die Tanzfläche… und zurück. Eigentlich dachte Stef, dass in Folge dessen, die halbeTanzfläche parallel mit uns tanzt aber kaum hatten wir angefangen, bildete sich plötzlich ein Riesenkreis um uns und die ganze Tanzfläche (also die halbe Hochzeitsgesellschaft ( mehr als 50 Leute) feuerte uns bis zum Ende des Liedes (und das Lied war laaaaang!!!!) klatschend an. Ach du Schande! Hoffentlich denkt jetzt keiner das ist ein traditionell deutscher / schweizer Tanz. Ha ha… J

Nach einem Tag erholen von diesen Hochzeitstrapazen hieß es auch schon wieder packen und ab geht’s mit West Jet im wahrsten Sinne des Wortes westwärts nach Calgary, wo uns schon die kanadischen Rockies erwarten. Bleibt dran, wenn es heißt ab in die Wildnis…


Auf in die kanadischen Rocky Mountains: Banff Nationalpark und Lake Louise

2010-08-10 to 2010-08-12


Berglandschaften,hell blaue Seen, grüne Seen, himmelblaue Seen, smaragdgrüne Seen und Bärenalaaaaarm!

 

Auf in die kanadischen Rockys

Am 09.08.2010 war es endlich soweit. Für Bidu fingen offiziell die Ferien an – so zumindest hat er es immer formuliert in der großen Vorfreude auf Banff & Jasper. Nachdem wir in der Nacht zuvor ein paar Stunden im Internet verbracht haben, konnten wir sogar noch 3 Nächte im Alpine Club Hostel ergattern und beruhigt in den Banff Nationalpark reinfahren nach einem kurzen Zwischenstopp nach unserer Landung in Calgary bei Bidus Cousine Mandy. Und so fuhren wir den kanadischen Rockies entgegen und ließen uns immer mehr einnehmen von den Bergen, der klaren Luft, dem Tannengeruch und den herrlichen Wäldern.


Bärenalaaaaaaaaaaaarm!!!
Nach dem wir uns bei der Parkinformation über mögliche Wanderstreckensperrungen aufgrund von Bären informiert haben, machten wir uns auf zu unserer ersten Wanderung. Da das Tal total im Nebel lag, aber oben in den Bergen die Sonne schien, machten wir uns auf den Mount Sulphur zu erklimmen (655 Höhenmeter in 2 Stunden). Wir konnten es kaum erwarten aus dem Nebel rauszukommen und Stef war sich auch nicht so sicher was sie von den Bärenwarnungen halten sollte, also könnt ihr euch vielleicht vorstellen welches Tempo wir ungefähr drauf hatten (zumindest am Anfang… haha). 20 Begegnungen mit Erdhörnchen später (ein Bär war nicht dabei) kamen wir auf dem Gipfel an, wo wir auf all die Leute trafen, die die Gondel da hoch genommen haben… aber wir fanden dennoch ein ruhiges Plätzchen abseits der Wege, wo sich die meisten anderen vielleicht nicht hintrauten… haha… Runter haben wir dann allerdings auch die Gondel genommen, nicht nur weil sich das Wetter plötzlich verschlechterte und wir in den Regen kamen.


Und nochmal Scenic Drive - den Bären auf der Spur
Der zweite Teil des Tages stand dann unter gemütlicheren Sternen: Scenic Drive entlang mehrerer Seen in der Umgebung von Banff, darunter Lake Minnewanka (da wollten wir eigentlich wandern, aber es war alles gesperrt wegen mehrerer Bären), Two Jack Lake und Lake Johnson. Und da wir nach den selbst gekochten Spaghetti Bolognese im Hostel immer noch nicht genug hatten, ergänzten wir das Ganze dann noch mit den Hoodoos, den Bow Wasserfällen und Tunnel Mountain. Und da Bidu dann immer noch keine Bären gesehen hatte (wir waren ja immerhin schon 24 Stunden im Nationalpark), fuhren wir den Scenic Drive eben nochmal ab, nur eben in der Dämmerung – leider keine weiteren besonderen Vorkommnisse, von der überwältigenden Schönheit der Natur (ohne wilde Tiere) einmal abgesehen.

Morraine Lake oder wie uns  die Schönheit der Natur überwältigt
Der nächste Tag begrüßte uns mit Sonnenschein und so fuhren wir Richtung Hauptattraktion im Banff Nationalpark, den Lake Louise, schon mal darauf eingestellt auf Massen von Leuten zu treffen. Nicht ohne von der Hauptstrasse abzuweichen und die alte Straße dorthin zu nehmen, die zwar langsamer ist (70km bei Tempo 50) aber dafür auch schöner.

Einen kurzen Wanderstopp legten wir beim Johnston Canyon ein (5.4km, 120 Höhenmeter), wo es wunderschöne Wasserfälle zu sehen gibt. Da wir relativ früh da waren, konnten wir viel von der Energie dieses Ortes spüren. Beim Abstieg kamen uns dann aber Massen von Menschen entgegen und so wurde dem ganzen Naturschauspiel etwas von seiner Reinheit genommen.

Für den Nachmittag stand dann der Morraine Lake auf dem Programm. Ein See, nicht ganz so heftig besucht wie der Lake Louise, aber der See mit dem wahrscheinlich schönsten Blau, das ihr je gesehen habt. Wir waren fasziniert von seiner Farbe und fast etwas eingeschüchtert von seiner Schönheit und der Bergkulisse drum herum. So konnte uns auch der spätere Besuch von Lake Louise nicht ganz so umhauen, wie wir es erwartet haben. Er ist von der Farbe her zwar auch gewaltig – ein unglaublich schimmerndes Türkis, aber lange nicht so natürlich wie der Morraine Lake und natürlich auch voller Menschenmassen trotz der späteren Stunde. Die Füsse reingehalten hat Stef trotzdem…. Brrrrrr…. War das kalt – reinstes Gletscherwasser!


Absolut überwältigt von der Schönheit der Natur - Jasper Nationalpark

2010-08-12 to 2010-08-15

Lest hier über unsere ersten Treffen mit Schwarzbären,  wie wir von Killermoskitos verfolgt wurden und seht Bilder vom wom wahrscheinlich schönsten Highway in Kanada, einsamen Bergseen und wunderschönen Wasserfällen

Der Icefield Parkway nach Jasper – Bären in Sicht!
Am nächsten morgen nahmen wir die knapp 300km lange Fahrt nach Jasper auf uns. Und schon gleich nach den ersten 10 Kilometern sahen wir sie. Ungefähr 10 Autos , 30 Menschen in den Autos und davor am Strassenrand und in 15m Entfernung am Waldrand eine Schwarzbärenfamilie. Die Bärenmama und ihre beiden Bärenkinder liessen sich von nix beeindrucken und haben fröhlich ihre Beeren geplückt, während sie von den Touristen fotografiert wurden. Dann fuhren wir weiter den Icefileld Parkway, also die Strecke nach Jasper, von der gesagt wird, es ist eine der schönsten Strecken der Welt und ein Erlebnis für sich. Allerdings waren wir etwas schlechtwettergeplagt und es wechselten sich Regenschauer mit kurzem Sonnenschein ab.

Wandern im Jasper Nationalpark
In Jasper, einem netten Bergort, finden wir Unterkunft bei einer netten Dame im B&B in einem süssen kleinen Häuschen. Leider war das Wetter den ersten Tag immer noch sehr durchwachsen und eher kalt (14-18 Grad) und so beschlossen wir erst mal in die hot Sprinf baden zu gehen und unseren Knochen eine Pause zu gönnen. Derart gestärkt fuhren wir am nächsten Morgen die 50km am Medicine Lake, von dem die Ureinwohner behaupten, dass dort Geister drin wohnen, vorbei zum Lake Maligne, einem der Highlights von jasper Nationalpark. Dort konnten wir uns nicht entscheiden, welche Wanderung wir machen und weil wir so früh dran waren, liefen wir erst die 6km Wanderung zum Mona und Lorraine Lake und dann noch die Bow Hills Wanderung. Erstere Wanderung ist Teil des Iceline Trails, die beliebteste mehrtätige Wanderung in Jasper und deshalb über Wochen ausgebucht.

Killermoskito-Alarm!

Im Nachhinein erfuhren wir dass die Bow Hills Wanderung (10.4km) welche wir im Anschluss gemacht haben, zu einer der schönsten gehört und wir können das nur bestätigen. Über ca 600 Höhenmeter steigt man ziemlich steil den Berg hinauf auf ca. 2300m, aber all die Mühen sind es Wert. Die Aussicht von dort oben ist eine Wucht! Der Gipfel birgt nicht nur die allerschönste Aussicht auf den darunter liegenden See, sondern auch auf die umliegenden Berge. Einziger Nachteil – die Mücken…. Hier leben Killermoskitos! Unglaublich…. Obwohl meterdick eingeschmiert mit Antimückenmittel, die Dinger habens überall probiert… Ohren, Kopfhaut, Gesicht…. und das nicht nur in den tieferen Lagen, nein, bis auf den Gipfel haben die uns verfolgt und nicht in Ruhe gelassen.
In Ahnlehnung an eine Erzählung einer befreundeten Globetrotterin, welche uns erzählt hat, dass eine Freundin von ihr in Australien bei einem kurzen Toilettengang in den Busch 50 (!!!) in Worten fünfzig (!!!) Mückenstiche am Hintern hatte, könnt ihr euch ungefähr vorstellen, wir sehr wir uns irgendwann beeilit haben, den Berg wieder runter zu klettern. Wir fragen uns, ob die Leute, die in den Bergen hier campen, sich tatsächlich gegenseitig die Hintern einsprühen?! Muss man ja fast… auf dem Weg zurück sehen wir schon wieder einen Schwarzbär (immer noch keinen Grizzly…) :-)

Icefield Parkway südwärts - heilige Orte und Bären in Sicht Teil 3

Am 4. Tag Jasper nutzten wir die Gunst der Stunde und den wirklich wolkenlosen Himmel um weiterzuziehen und den Icefield Parkway nochmals zu fahren – dieses Mal südwärts. Unsere Zimmervermieterin gab uns noch mit auf den Weg, dass die ganze Fahrt noch mal anders auf einen wirken würde, weil man eine andere Perspektive hat und sie sollte Recht behalten. Über 200 km Berge, Wälder, Gletscher, Seen, Wasserfälle, Flüsse beeindrucken den Besucher auf diesem bergblumengesäumten Highway und das wirklich an jeder Ecke. Wir kletterten die Stanley Wasserfälle hinauf und waren so begeistert von diesem Ort, dass wir am liebsten meditiert hätten in seiner Energie. Natürlich sahen wir auch dieses Mal wieder einen Bären, quasi fast an der selben Stelle wie beim ersten Mal aber so nah dran waren wir noch nie (seht selbst das Foto).


Wir picknicken am Saskatchewan River Crossing, einem für die Ureinwohner heiligen Ort, mit einer überwältigenden Aussicht. Unterwegs treffen wir zum mittlerweile dritten Mal auf einen Schwarzbären (Bitte lächeln!) und dieser hier kam uns (ihr könnt es euch vielleicht denken - eher Bidu) wirklich nahe… dann geht’s schnell weiter, denn wir wollen am Abend noch den Yoho Nationalpark erreichen.

Unser Fazit für Jasper: 5 Schwarzbären, 10 Bighorn Sheeps, 15 Mountain Goats, 4 Rehe, 20 Chipmunks und 1000 Erdhörnchen. Ach ja und gefühlte 10.000 Moskitos…


Eine einsame Nacht in den Bergen - Yoho Nationalpark

2010-08-16

Lest hier wie wir eine einsame Nacht in den einsamen Bergen verbrachten, eine Milliarde Sterne sahen (mindestens) und einen unberührten Bergsee ganz für uns alleine hatten

Sterne Sterne Sterne – eine Nacht in den Bergen
Im Yoho Nationalpark angekommen, fanden wir unverhofft Unterkunft im Schatten des über 200m hohen Takakkaw Wasserfalls, der 17km vom Highway am Ende eines ansonsten verlassenen Tals liegt. Ganz einsam liegt dort ein Hostel, das in den 20er Jahren mal ein Hotel war (ungefähr so sieht es auch aus) :-) und 27 Leuten in 3 Schlafsälen Platz bietet. Wer rechnen kann, weiß, dass bedeutet 3x3 Stockbetten pro Zimmer, also 8 Leute, die mit dir mit schnarchen und zwei Leute die über oder unter dir liegen. Doch das alles war es wert, denn einen Grossteil der Nacht verbrachten wir am Lagerfeuer in der ansonsten vollkommen Wildnis unter einem sommerlichen Sternenhimmel – sogar mit einzelnen Sternschnuppen - wie man ihn nur selten im Leben sieht. Wir konnten es kaum fassen, wie die Anzahl der Sterne von Minute zu Minute zunahm bis irgendwann der ganze Himmel glitzerte. Und das alles zum Preis von ¼ der durchschnittlichen Übernachtungspreise im nächsten 20km entfernten Ort. Abgefahren!!!

Der Iceline Trail und ganz allein am Lake Yoho
Am nächsten Morgen hiess es früh aufstehen und ab auf den Berg. Einer der besten Wanderwege des Yoho NPs beginnt direkt am Hostel, der Iceline Trail, und so begannen wir den mühsamen Aufstieg von über 600 Höhenmetern über die Baumgrenze unterhalb von einigen Gletschern mit Sicht auf viele weitere Gletscher. Wir kletterten erst über Stock und Stein und dann wirklich über Steinstufen bis wir kaum noch konnten, uns mit einem Mittagessen stärkten und dann beschlossen noch zum wirklich einsam gelegenen Yoho See zu wandern. Durch einen verwunschenen Wald mit grossen Steinen, Alpenblumen und Tannenbäumen führte uns der Weg an den See, der eine dunkeltürkise Farbe hatte. Wir nutzten das schöne Wetter für einen Sprung in den See, ha ha…  nicht ganz – wir haben es nur bis zu den Knien reingeschafft – viel zu kalt, diese Bergseen. J Aber: waren ganz allein an diesem schönen Ort!

Nach dieser fast 15km langen Tageswanderung standen nur noch der Emerald See zwischen uns und der nächsten Stadt und so konnten wir auch noch diesen dieses Mal smaragdgrünen See erfahren. Gerne wären wir länger geblieben, so schön war seine Farbe.

Fazit: eine Milliarde Sterne und der wahrscheinlich unberührteste und damit schönste Nationalpark auf unserer bisherigen Reise


Glacier und Mt. Revelstoke Nationalpark

2010-08-17 to 2010-08-19

Lest hier über Waldbrände, wie wir einen Regenwald in den Bergen durchwanderten,  von Horseflies (diese miesen Viecher!) verfolgt wurden und seht Fotos, wie wir mit dem Kajak unterwegs waren

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Wildfeuer und Mennoniten

Bei einem Übernachtungsstopp in Golden trafen wir in einem B&B beim Frühstück auf Mennoniten (sie stammten aber von der holländischen Abspaltung und konnten damit kein Deutsch). Schon am Tag zuvor war die ganze Gegend um Golden voller Smog und Rauch, weil die ganze Gegend quasi umzingelt von Waldbränden war (oder Wildfeuer, wie Stef immer sagte, denn das Wort Waldbrand war ihr entfallen). Leider haben wir kein Foto geknipst, aber der Himmel war so voller Rauch, dass die Sonne rot war wie ein Feuerball am Himmel.

Gletscher und Regenwald und heiße Quellen

Sonst nicht viel zu sehen in Golden (nicht nur wegen dem Rauch) und so fuhren wir in den Glacier Nationalpark, Heimat von über 400 Gletschern und gesegnet mit jährlich 23m Neuschnee! (stellt euch das mal vor!!!). Leider war auch dort die Sicht etwas eingeschränkt und so fuhren wir über den Roger Pass (1300m) und sahen wahrscheinlich nur die Hälfte von all den Gletschern und Bergen, die uns umgaben. Einen Halt machten wir beim östlichsten Regenwald Kanadas (mehrere hundert Kilometer von der Küste entfernt in den Bergen (!!!) und damit etwas ganz besonderes), wo wir auf einem schönen Weg durch einen wirklich magischen und ansonsten unberührten Wald voller Farne, Riesengewächse und gigantischen Bäumen wanderten. Doch bevor wir in Revelstoke für 2 Tage Halt machten, stoppten wir noch an den Canyon Hot Springs für einen Sprung in die heißen Thermalquellen, die wir an diesem Tag fast für uns allein hatten.
 
Von Horseflies verfolgt - unser Abenteuer auf dem Mt. Revelstoke !

Von unserem "Basislager" Revelstoke führte unser erster Tagesausflug 26km (!!!) über 16 Haarnadelkurven (!!!) verteilt den Berg hinauf auf den Mount Revelstoke. Dessen Gipfel wollten wir nochmals auf alpenblumengesäumten Wanderwegen umwandern um wirklich die ganze 360 Grad Sicht auf die umliegenden Gletscher und Berggipfel zu erhalten und waren begeistert von der Aussicht!


Leider gab es dabei nur ein Problem und das gleich vielfach! Sie nannten ihn Mücke aka Horsefly. Diese lästigen widerlichen Dinger heißen bei uns „Pferdebremse“ und fast jeder kennt sie und einmal im Schaltjahr bekommt man eine zu sehen. Aber auf diesem Gipfel ist es gnadenlos – trotz dem heftigsten Mückenspray - es war ein regelrechtes Summkonzert um uns herum. (In Ermangelung von Pferden auf diesem Berggipfel mussten wohl wir herhalten)


Der freundliche Park Ranger, den wir auf dem Gipfel trafen und mit dem wir bestimmt ne halbe Stunde schwatzten (während wir uns gegenseitig die Horseflies vom Halse hielten) erklärte uns, dass die Mistviecher ein Stück Haut aus dem Körper reißen und dann das Blut saugen (fast wie Vampire!) und auch wie man die Dinger loswerden kann. Ratet mal wie erfolgreich wir waren:


Unser nächstes Abenteuer – Kajaken auf dem Columbia River!!!

Am nächsten Morgen gingen wir Kajaken! Yeah! Stef hatte sich das schon seit Tagen gewünscht. Unser freundlicher Tour Guide Terry (http://www.naturalescapes.ca/), im echten Leben Sportlehrer, gab uns Instruktionen und brachte die hölzernen Kajaks, die er alle selbst gebaut hat, mit. Sämtliche seiner Kajaks sind in norwegischem Stil gehalten (Terrys Frau ist Norwegerin) und haben deshalb auch norwegische Namen. Bevor es los ging, verteilte Terry die Kajaks an uns. Für alle, die jetzt kein norwegisch können: Stef bekam die „Wikingerkönigin“ und Bidu bekam die „lange Schlange“ - denkt euch euren Teil selbst dazu – Terry, Bidu und ich hatten auf jeden Fall gut zu lachen und Bidu hatte gleich den passenden Spruch parat (den er morgens in unserem Hostel an der Rezeption gelesen hatte: „It’s not about how deep you fish, it’s how you wiggle your worm“! :-)

Unser Fazit: Rote Sonne, trübes Land, Horseflies sind lästig und Kajaken könnte unser neues Hobby werden


Okanagan Valley: Früchte, Wein und Bryan Adams

2010-08-19 to 2010-08-21

Lest hier wie wir durch tiefsten Waldbrandrauch fuhren, Bryan Adams trafen, eine Auswanderin aus Basel kennenlernten, Birnen- und Aprikosenwein probierten und seht Fotos vom fruchtbaren Okanagan Valley

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Auf ins Okanagan Valley
Dank einem Tipp von Stefs ehemaligem Micronas Arbeitskollegen "Zipfiklatscher" Peter fuhren wir nach unserem Morgen im Kajak durch tiefsten Rauch vorbei am Lake Mara und Kalamaka Lake an den Okanagan Lake, bekannt für den Anbau von vielen Fruchtsorten und Reben, und mieteten uns für 2 Nächte im Hostel in dessen Zentrum Kelowna ein.

Als wir im Hostel zur Tür reinkamen, hing dort ein grosses Whiteboard mit den vorgeschlagenen Aktivitäten des Tages. Stef meinte nicht richtig zu sehen, als sie las, was dort stand: TONIGHT: BRYAN ADAMS AT PROSPERA PLACE.

Unnötig zu erwähnen, dass sie kaum noch interessiert am Einchecken war und dass die nächste Aktion darin bestand, Tickets für das heutige Konzert zu ergattern… So fuhren wir rasch zum Eishockeystadion, in dem das Konzert in 3 Stunden beginnen sollte - in der Hoffnung auf Tickets. Diese wurde uns aber sogleich genommen - denn wir kamen mit einem Radiomoderator vor Ort ins Gespräch, welcher gerade die letzten seiner Tickets verlost hatte (da half es nix ihm zu erzählen, wir seien all the way from Germany gekommen). Das Konzert sei ausverkauft. Doch wir gaben natürlich nicht auf und liefen zum Ticketschalter und zum Glück! Wir haben echt zwei der letzten Tickets ergattert, die es zu kaufen gab. Letzte Reihe zwar, aber da das Konzert in einer kleinen Halle stattfand, bedeutete das gerade mal Reihe 29! Yesss!!! Stef hat sich gefreut wie ein kleines Kind. Dazu muss man wissen, dass Stef bevor sie überhaupt Englisch in der Schule gelernt hat, Englisch mit Bryan Adams gesungen hat (es war das Jahr 1990 und der Film Robin Hood mit Kevin Costner lief in den Kinos) und sich wohl seither gewünscht hat, den guten alten Kanadier Bryan mal live in Kanada spielen zu sehen.

Bryan Adams @ Prospera Place TOINGHT!!!
Ohne Vorgruppe und mit höchstens 5000 anderen Leuten in der Halle, begann das Konzert dann pünktlich und es war Gänsehaut pur. Bryan Adams, der meinte, er wäre ja schon eine Zeitlang nicht mehr in Kelowna gewesen und hätte deshalb was aufzuholen, machte seine Ankündigung mehr als war. Und das geilste war eigentlich, dass er nur die alten Sachen spielte. Und obwohl Kanadier im Gegensatz zu deutschen Konzertbesuchern wohl eher ruhig bleiben (das Konzert ist gestuhlt, aber es stehen trotzdem alle), ist es phantastisch, wenn fast die ganze Halle die Songtexte mitsingt (und im Gegensatz zu deutschen Konzerten in astreinem Englisch - alle, die schon mal während einem Konzert jemanden neben sich hatten, der in oberübelstem Englisch mitgrölt, wissen was wir meinen) :-)  Zwei Zugaben später, davon eine Session Akustik/ohne Band, war der Abend zu Ende und Stef konnte es eigentlich immer noch nicht fassen, dass sie das mal noch (so unverhofft) erleben durfte und sich damit den Hass von ihrer Lieblingstante und Mom zusicherte. Kein Witz ist, dass Stef noch ein paar Wochen zuvor zu ihrer Mom meinte, dass sie Bryan grüssen würde, falls sie ihn in Kanada trifft… (siebter Sinn?)

Noch immer mit einem Grinsen im Gesicht begannen wir den nächsten Tag mit einer virtuellen Familienzusammenkunft über skype, da Stefs Mom ein grosses Fest hatte und Bidus Eltern auch gekommen waren. Das ganze war relativ lustig, da die Party unter dem Motto 60/70er Jahre stattfand und so bekamen wir fast 10.000 km von zu hause entfernt unsere Eltern im Hippielook zu sehen. :-)

Von der Lavendelfarm zur Fruchtweinprobe
Danach fuhren wir entlang des Okanagan Sees auf die andere Seite des Sees nach Naramata, wo wir mitten im Ort ein Schild sahen, dass auf eine Lavendelfarm hinwies. Dort angekommen, gab uns der freundliche Besitzer sein ok, ein paar Fotos zu knipsen. Im farmeigenen Verkaufsraum trafen wir dann seine Frau – eine ehemalige Globetrotterin und - Baslerin!!! Wer hätte gedacht, dass wir mitten in den Obstfeldern und Weinreben von Okanagan Valley schwitzerdütsch reden?! Von ihr bekamen wir dann auch den Tipp, eine Weinprobe bei Elephant Island zu machen, ein Weingut, dass sich komplett auf die Herstellung von Fruchtweinen spezialisiert hat und ihrer Meinung nach genug Erfahrung gesammelt hat, dass die Weine nicht mehr wie Plörre schmecken… :-) wir können das nur bestätigen. Auf einer lauschigen Terrasse in den Obstfeldern mit Blick über den See probierten wir Birnen, Aprikosen, Kirsch, Apfel, Johannisbeere, und Brombeerwein - unser Fazit: mal was anderes!

Den Rest unserer Zeit verbrachten wir mit dem Geniessen einer ganz anderen Landschaft als die, die wir bisher gesehen hatten, Herumlümmeln am See und Faulenzen in der Sonne – dies sollte einer der letzten heissen Sommertage im Okanagan Valley sein.

Wissenswertes über "Cuts like a knife"
Dann stand unsere 8 stündige Fahrt nach Whistler an. Laut Lonely Planet Kanada Reiseführer hört man auf einer 7 Stunden Autofahrt in Kanada mindestens 7 mal Bryan Adams 80er Hit „Cuts like a Knife“. Während wir in Ontario vergebens durch zig Radiosender zappten, scheint British Columbia das noch zu toppen: Quasi fast halbstündlich läuft auf irgendeinem Sender ein Bryan Adams Song! Wir lieben British Columbia!

Unser Fazit: Absolut coole Landschaft (wir können verstehen, warum die Baslerin ausgewandert ist)! Kirschwein ist eine leckere Alternative zu Rotwein und Bryan in Kanada - nicht nur im Radio!!!


Whistler - von Olympischen Athleten und Wölfen

2010-08-21 to 2010-08-22

Lest hier wie wir olympischen Dorf von Whistler (Vancouver 2010) übernachteten, unseren ersten Wolf sahen und mit olympischen Nachwuchsathleten am Biathlon Schießstand übten

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Sea to Sky nach Whistler
Relativ weit führte uns der Weg durch Berge und einsame Gegenden mit hunderten von Indianerreservaten auf beiden Seiten der Straße von Kelowna nach Vancouver. Und wie wir so aus den einsameren Gegenden Kanadas kamen, waren wir relativ erschlagen vom Verkehr im Großraum Vancouver und ja klar, wir standen auch eine ganze Weile im Stau und das an einem Samstagnachmittag… So ließen wir Vancouver im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und fuhren den Sea to Sky Highway nach Whistler, eine spektakuläre Straße entlang der Küste, welche sich immer weiter nach oben schraubt, bis man in den Bergen ist.

Übernachten im Olympischen Dorf
In Whistler (und Vancouver) fanden ja Anfang diesen Jahres die olympischen Winterspiele und Paralympics statt. Wirklich cool ist, dass ein Teil des olympischen Dorfes zu einem Hostel umgebaut und erst diesen Sommer eröffnet wurde. Klar, haben wir uns dort eingemietet! Und das beste Hostel auf unserer bisherigen Reise erlebt – stylisch wo man hinschaut, durchdacht und alles nagelneu! Und ist doch auch eine nette Fragestellung zum Einschlafen, ob in unseren Betten schon mal ein Goldmedaillengewinner geschlafen hat?!

Leider war das Wetter während unserer zwei Tage in Whistler ziemlich bescheiden… und wir haben kurz überlegt, die Peak to Peak Seilbahn zu fahren, die zwischen den beiden Gipfeln hin und her pendelt. Aber über 40 Dollar pro Nase und das bei schlechter Sicht und Regenschauern… nöööö – irgendwie nicht. Stattdessen sind wir zum Olympischen Park gefahren.

Unser erster Wolf!!!
Auf dem Weg sahen wir mitten auf der Straße plötzlich einen Wolf stehen! Leider war das Ding aber so verdammt schnell wieder weg, dass es für ein Foto nicht ganz gereicht hat. In Folge dieser aufregenden Begegnung saß Bidu natürlich 10 Minuten lang heulend wie ein Wolf im Auto… :-) Aber wartet, das lustige kommt noch…

Wir fahren also in den Park rein und bekommen von der freundlichen Dame am Eingang Infomaterial. Da erzählt Bidu natürlich voller Stolz, dass wir grad einen Wolf gesehen haben, woraufhin die Frau lächelnd fragt, wie er ausgesehen hat…. Bidu erklärt und da sagt sie mit einem noch größeren Lächeln im Gesicht: „Das war ein Kojote, kein Wolf!“ Ha… aber wir seien immerhin noch besser gewesen als das Auto vor uns: die dachten es war ein Fuchs!

Schießübungen mit den Biathleten
Im Olympiapark, dem ersten wo Skispringen, Skifliegen, Langlauf und Biathlon an einem Ort stattfand, sahen wir uns das Ganze mal von nahem an, nicht nur aus dem Fernsehen, wenn auch ohne Schnee und knipsten ein Foto mit Inukshuk, dem Maskottchen. Aber das Highlight unseres Besuchs war, dass wir auf der Anlage der Biathleten mal ausprobieren konnten wie das annähernd so ist, wenn sie am Schiesstand sind, indem wir selbst jeweils 5 Schuss auf dem Boden liegend abfeuerten.


Vancouver - Pub Crawl, Klettern und Hängebrücken

2010-08-23 to 2010-08-25

Lest hier, wie wir unseren ersten Pub Crawl überlebten, eine coole Wanderung mit unvorhergesehener Kletterpartie machten, über eine Hängebrücke liefen und seht Bilder von unserer Erkundung dieser quirligen Stadt Vancouver

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Über den Sea to Sky Highway ging es zurück Richtung Vancouver und ihr könnt es vielleicht schon erahnen – wir standen schon wieder im Stau. Ist ja auch kein Wunder, schliesslich verteilt sich diese Stadt über mehrere Buchten und damit mehrere Brücken und alles muss durch diese Nadelöhre durchfahren. So brauchten wir für 5km eine Stunde und beschlossen deshalb erst mal irgendwo ein Zimmer zu buchen. Unverhofft war im HI Hostel ein Doppelzimmer frei und so kamen wir superzentral in Vancouvers Westend unter.

Von Katern und Katzen

Quizfrage: Wie übersteht man einen Pubcrawl ohne Kater? Antwort: Gar nicht J
Im Hostel angekommen, erwartete uns wieder das Aktivitätenbord, dieses Mal mit einem Pub Crawl. Ahnt ihr es schon? Mit ordentlich Überzeugungskraft brachte Bidu Stef dazu spontan 30 min später mit 30 anderen Leuten loszuziehen. In Anbetracht diverser Berichte auf RTL2 und Co im deutschen Fernsehen war Stef - nun ja… skeptisch.
Zu Unrecht. Auf Anhieb lernten wir Logan, Eliza und Res, sehr nette Leute aus USA kennen, mit denen wir den ganzen Abend verbrachten und mal wieder (seit Wochen!) ordentlich abfeierten. Natürlich muss man in USA & Kanada überall seine ID vorzeigen. D.h. 30 Leute in die Schlange und nett den Türsteher anlächeln. Mit einer deutschen/schweizer ID ist das ja generell schon mal witzig, weil in den meisten Fällen eine lustiger Spruch kommt. Aber im zweiten Club gab Stef ihre ID dem Türsteher in die Hand, der nahm sie, sah sich die Daten an, sah Stef an, sah sich die Daten an und meinte dann: „Really?“ Er konnte das Alter kaum glauben. Keine Frage, dass dieser Türsteher Stefs Tag versüsst hat!


Ja, so ein Pubcrawl muss nicht immer übelst enden… aber… unserer endete damit dass Bidu bis heute davon überzeugt ist, 4 Waschbären gesehen zu haben, Stef (ca. mit ca. 1 Promille weniger Alkohol im Blut) aber glaubt, dass es einfach nur Katzen waren. Mit der Erkennung von wilden Tieren klappt das ja nicht immer so bei uns… (siehe Blogeintrag Whistler) :-)  Apropos Katzen - den nächsten Tag waren wir so verkatert, dass wir es nicht vor 12 Uhr aus dem Hostel geschafft haben… (und das auch nur, weil wir den Mietwagen wechseln mussten) ha ha…

Superquirliges, supercooles Vancouver

Trotz dem Kater haben wir die Zeit in Vancouver sehr genossen. Das Wetter war fantastisch (im Gegensatz zu den regnerischen Tagen in Whistler) und die Stadt gefiel uns sehr gut. Wir entdeckten eine superguten Thailänder und erkundeten die Stadt zu Fuss, wenn auch etwas genervt von all den bettelnden Leuten in manchen Gegenden. (Vancouver hat da offensichtlich ein kleines soziales Problem). Im quirligen West End, wo wir übernachteten, wimmelt es von Restaurants jeglicher Art und den unterschiedlichsten Leuten. Überall ist was los. Den Abend jedoch verbrachten wir am Sunset Beach. Der Name ist Programm – wir sahen einen wunderschönen Sonnenuntergang.

Lynn Valley oder trau nicht deinem Navi
Am nächsten Tag wollten wir die Hängebrücke im Lynn Valley ansehen. Vancouvers Attraktion ist eigentlich die Capilano Hängebrücke, allerdings ist die in Lynn Valley nur unwesentlich kürzer und kostet im Gegensatz zu Capilano (30 Dollar) gar nichts! Das Problem war nur, dass uns das Navi nicht ganz an den richtigen Ort führte, und so landeten wir anstatt bei der Lynn Valley Hängebrücke im Lynn Valley Park und brachen auf eine 6km lange Wanderung auf, in der Hoffnung auf die Brücke zu treffen. Haha… schon bald war uns klar – da ist was faul im Staate Dänemark – doch die Wanderung machten wir dann trotzdem. Und die war wirklich cool – über Stock und Stein kletternd durch einen tollen Wald erreichten wir mit einigen Kletterkünsten unter Baumstämen hindurch (oder darüber, je nach Gemütslage) und an einer Kletterwand hoch (hoch ging ja, aber runter war echt krass) einen Aussichtspunkt hoch über Vancouver, den wir ganz für uns alleine hatten. Wir haben mal Stimmen gehört, aber die Leute sind wohl in Ehrfurcht vor der Kletterpartie wieder umgedreht… :-) Der ganze Weg war so wenig begangen, dass wir ständig irgendwelche Spinnweben (jaaa! Spinnweben –wie war das nochmals mit der Spinnenphobie?) an uns hatten, aber das war es wert!

Nach der Wanderung fanden wir dann auch noch die Hängebrücke, unter der ein Gebirgsfluss über mehrere Naturpools und Cliffs hindurch fliesst. Offensichtlich ist das dort ein beliebter Ort für wildes Canyoning, also ohne Helm und Sicherung über natürlichen Wasserfälle und Rutschbahnen. Die meisten Leute sprangen die so an die 10-15m hohe Wand hinunter. Aber ein Kerl war so krass, der ist von einem Punkt gesprungen, der so mehr als 30m hoch war. Das war mal ein intensiver Moment, wie alle auf der Brücke gewartet haben, ob er wohl jemals wieder auftaucht aus dem Wasser. Inspiriert von so viel Mut lief Stef dann auch einmal über die Hängebrücke, und das obwohl das Ding an die 70m (gefühlte 300m) :-) über dem Abgrund schaukelte. Puh!

Dann hiess es Navi wieder einschalten – haben wir schon erwähnt, dass unser Navigationsgerät auf Schwizerdütsch mit uns spricht (hey, es ist sogar bärndütsch!) – und ab Richtung Twawassen, von wo aus wir die Fähre nach Vancouver Island zu erwischen hoffen.

Unser erstes Fazit für Vancouver:


Und hier noch etwas, das wir schon lange mal loswerden wollen:
Vielen vielen Dank an alle, die unsere Wege von zuhause oder sonst wo auf der Welt mit verfolgen und uns Emails schreiben, wie sie voller Begeisterung unseren Blog lesen oder uns Tipps geben für unsere Reisedestinationen oder eine Nachricht auf dem Messageboard hinterlassen! Wir freuen uns extrem über alle guten Nachrichten und hätten nicht gedacht, dass unsere Abenteuer und Berichte so viel Interesse erwecken!


Vancouver Island: Orcas, Indianer und Campingromantik

2010-08-26 to 2010-08-29

Lest hier wie wir auf der Fährüberfahrt nach Vancouver Island unsere ersten Orcas sahen, stolze Besitzer einer Campingausrüstung wurden, unseren ersten Indianer kennenlernten und zwei Tage direkt am Strand im Zelt schliefen.

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Orcas in Sicht!!!
Obschon in jedem Reiseführer stand, man solle die Fähre nach Vancouver Island reservieren, hatten wir Glück und kamen direkt mit der ersten Fähre mit. Die Überfahrt von Twawassen bei Vancouver nach Victoria auf Vancouver Island dauert normalerweise etwas weniger als 2 Stunden und nachdem unser Auto im Inneren des Schiffes versorgt war, sonnten wir uns auf dem Oberdeck bis eine Durchsage des Kapitäns uns aufschrecken und zur Reling laufen ließ: Orcas in Sicht!!! Wer braucht schon fürs teure Whalewatching bezahlen (90$ pro Person), wenn er diese riesigen Meeressäuger bereits auf der Überfahrt nach Vancouver Island sieht?!

Victoria: Open Mic und wir kaufen uns ein Zelt!
In Victoria schliefen wir eine Nacht im Hostel und erlebten ein ziemlich gutes „Open Mic“ im Speiseraum des Hostels – so konnten wir wegen Überfüllung leider nicht dort essen, aber wenigstens fanden wir später einen Platz um den Musikern zuzuhören. Wirklich durch die Bank nicht schlecht, was die so zu bieten hatten. Nach einer nächtlichen Sightseeing Fahrt durch das beleuchtete Victoria, von dem behauptet wird, dass es mal englischer als England war, erkundeten wir am nächsten Tag die Stadt, den Hafen und einen grossen Park. Aber das Beste kommt noch: Nach einem Bummel durch die Stadt und diverse Outdoorläden nannten wir uns stolze Besitzer eines Zelts und einer fundierten Campingausrüstung!

Nanaimo: Hafenspaziergang und Fish & Chips
Derart ausgestattet stand noch eine Nacht in einem der besten Hostels Kanadas in Nanaimo an. Nach ca. 2 Stunden Fahrt dort angekommen, legten wir abends noch einen ausgedehnten Hafenspaziergang ein, wobei wir einen wirklich coolen Spielplatz entdeckten. (ja, der Bidu mit dem Bagger ja der baggert noch…) J
Am nächsten Morgen erkundeten wir noch die Stadt, gingen auf den Bauernmarkt und im Hafen auf einer schwimmenden Institution „Strollers Fish & Chips“ im Hafen Nanaimos Fish & Chips essen. Dann begann es langsam zu schauern – Zeit für die 3 Stunden dauernde Überquerung der Insel auf die Westseite nach Tofino.
Unterwegs hat es uns so richtig zugeregnet, aber das ist jetzt kein Witz, wir sind über den letzten Pass an die Küste gefahren und es war strahlend blauer Himmel für die nächsten zwei Tage!

Tofino - wir schlagen unser(e) Zelt(e) auf
Da es in Tofino weit und breit (und damit meinen wir wirklich im Umkreis von über 200 km) keine günstige Übernachtungsmöglichkeit gab (das Hostel dort war seit Wochen ausgebucht), war unsere Campingausrüstung Trumpf. Tofino und Nachbarort Uclulet sind die einzigen Orte auf der Westseite der Inseln und haben ca. 5 Campingplätze auf 50km verteilt. Es ging also ne Weile bis wir den richtigen Platz fanden, aber das war es wert – denn unser Schlafplatz für die nächsten 2 Nächte lag direkt am Strand mit Blick aufs Meer und nächtlichem Meeresrauschen inklusive. (das übrigens fast zum Preis einer normalen Hotelübernachtung – Tofino ist alles andere als günstig!)

Jägermeister = Master of the hunters, oder?

Schon am ersten Abend lernten wir Leigh und Crystal kennen und hatten an diesem und dem darauffolgenden Abend feuchtfröhliche Stunden am Lagerfeuer, welches wir auch brauchten, denn nachts wurde es bitterkalt (so 5-7 Grad). Aber für nächtliches Meeresrauschen und wenn du morgens dein Zelt aufmachst und das Erste, was du siehst ist das Meer, ist das ein Preis, den wir gerne bezahlten (mit Thermounterwäsche im Schlafsack) – dumm wer da nachts zur Toilette muss… (Leight hatte dazu allerdings die passende Lösung in Form eines „Pee Trees“ parat.) :-) Da Leigh indianischer Abstammung ist, erfuhren wir viel über das raue Leben in Kanadas Norden, von wo sie beide herkommen, und über die Jagd von Hirschen, Elchen und sonstigem Getier. Und im Gegenzug dazu lernte Leigh, dass eines ihrer Lieblingsgetränke da oben sogar dazu passt, indem wir es ihm auf Englisch übersetzten – Jägermeister :-) Daran hatte er so Freude, dass er es gleich seinen Kumpels per SMS schicken musste.

Der Pacific Rim National Park - ein wirklich bezaubernder Küstenabschnitt
Am nächsten Morgen begaben wir uns zum Yoga an den heimischen Strand und erkundeten anschließend den Pacific Rim National Park, der sich zwischen Tofino und Uculet erstreckt und viele Wanderwege in einem spektakulären Küstenabschnitt bietet und einige Indianerreservate beheimatet, die allesamt noch bewohnt sind. 

Wir entschlossen uns für den Schooner Trail, der durch einen unglaublich schönen Regenwald führt und dann am Long Beach Strand herauskommt. Und fanden uns im schönsten Wald unserer bisherigen Reise wieder – Farne, riesige Redwoodbäume und eine Wegstrecke, die komplett auf Holzplanken über Holztreppen und Holzbrücken führt. Wir waren beide so angetan von diesem Wald und diesem Trail, dass wir abwechselnd in ehrürchtiger Stille durch den Wald schlichen oder Tarzanschreie von uns gaben. :-) Manchmal sind wir auch ganz schön erschrocken, denn im Wald wimmelte es von grün –schwarz gesprenkelten Nattern.

Auf zurück nach Vancouver
Wie schon am abend zuvor sahen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang und machten uns, nachdem wir am nächsten Morgen Surfer am Long Beach zusahen, wieder auf Richtung Vancouver (mit Fährüberfahrt allein schon eine Angelegenheit von 6 Stunden, aber es sollte noch schlimmer kommen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Sooks, wo im Prinzip nur deshalb Touristen hinkommen, weil es auf dem Dach der verschiedenen Läden Ziegen gibt – wirklich!!! (Goats on the roof), schnappten wir nochmal Fish & Chips bei unserem wohlbekannten Stand in Nanaimo und versuchten dann eine Fähre zu bekommen nach Vancouver. Leider war es ein Sonntag mittag und damit bewahrheitete sich dann auch der Reiseführer – Wartezeit 3-4 Stunden… aber immerhin – wir kamen noch rüber an diesem Tag und freuten uns bereits auf die Fortsetzung unserer Erkundung Vancouvers.

Unser Fazit für Vancouver Island:
• Unsere ersten Orcas!
• Bezaubernde Regenwälder an einer faszinierenden Küste
• Unser erster Indianer und Jägermeister verbindet
• Campingromantik bei Sternenhimmel, Lagerfeuer und Meeresrauschen
(schön war's!) :-)


Wir kriegen nicht genug - Vancouver Teil 2

2010-08-30

Lest hier wie wir Vancouver zum zweiten Mal unsicher machten (oder es uns), auf zwei Rädern durch den Stanley Park tourten und nach 5 Wochen gebührenden Abschied nahmen von Kanada. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Ansichten Vancouvers
Unsere verspätete Fährüberfahrt beschenkt uns mit Vancouver bei Nacht, da wir diese faszinierende Stadt dieses Mal über die Horseshoe Bay erreichten und nächtlich illuminiert bereits von weitem sahen… Nach einer erholsamen Nacht in unserem Hostel, welches wir schon vom ersten Vancouverbesuch kannten und das bestimmt das beste Frühstück aller Hostels, in denen wir bis jetzt waren, servierte, erkundeten wir die Stadt dieses Mal mit unserem Mietwagen, um möglichst viel von den vielen Viertel, die über die ganze Stadt verteilt sind, wie Kits (ehemaliges Hippieviertel), SoMa, Little India usw. zu erkunden. Am besten hat uns aber trotzdem immer noch Downtown/West End gefallen, weil dort wirklich 30 Stockwerk hohe Gebäude neben zweigeschossigen Holzhäusern stehen. Hängen blieben wir in der Straße mit den italienischen Restaurants und Geschäften, wo wir richtig günstig Parmaschinken, Mortadella und schweizer Gruyere erstanden.

Heb doch d‘ Frässe!
Was sagt man einem Navi, dass einem zusehends auf die Nerven geht? Antwort siehe oben. Wie wir ja bereits früher mal erwähnt haben, spricht unser Navi in Berndütsch mit uns. Und während Stef die Anweisungen von Anton (so heißt das Ding –wirklich!!!) nachspricht, um so an ihrem Schweizerdeutsch zu arbeiten, geht es Bidu zusehends auf die Nerven. Das ganze ging dann soweit, dass Anton uns wieder einmal eine Anweisung gab irgendwo mitten in Vancouver Downtown (so was wie „Due rächts abbiäge“) und Bidu darüber so angepisst war, das er das Navi anschrie (sagte ich schon, dass das Fenster offen war) und zwar mit „Heb doch d‘ Frässe!“). Das Dumme war nur, dass grad nebendran eine Ampel auf Grün war und mindestens 20 Fussgänger darüber liefen. Die meisten Leute haben daraufhin richtig doof geschaut (kann ich verstehen) aber ich sags euch, eine davon hab ich richtig zusammenzucken gesehen. :-)

Mit dem Rad unterwegs im Stanley Park
Mit den Schätzen aus dem Italoviertel bepackt und wieder mit Anton versöhnt, liehen wir uns zwei Räder aus, um den Stanley Park zu erkunden und zu picknicken mit Sicht auf Vancouver. Ahhhh…. Welch ein Augen- und vor allem Gaumenschmaus!!! Der Fahrradrundweg im Stanley Park in Vancouver, den wir natürlich komplett abgefahren sind (Dauer so ca. 1-2 Stunden, je nachdem wie oft man anhält) ist die Fahrt echt wert. Es geht auf super ausgebauten Radwegen, die meiste Zeit von den Autos getrennt (die dürfen da nicht fahren) einmal um den Park – Bäume auf der rechen Seite und das Meer auf der linken Seite (die Strecke ist Einbahnstraße, Kollisionen fast ausgeschlossen :-) ). Hat echt Spass gemacht. Das Innere das Parks ist aber auch nicht schlecht, dort gibt es Gärten, Redwoods, Teiche, Seen, eine Lagune und etwas, das aussieht wie Riesenrhabarber (Foto siehe unten). Waschbären (wie vom Lonely Planet Reiseführer angekündigt) haben wir leider dort keine gesehen (auch keine Katzen und Bidu war auch nüchtern) :-)

Wir machen die Stadt unsicher und die Stadt uns... oder wo fährt mein Bus hin?
Danach hatten wir immer noch nicht genug und wollten noch Chinatown sehen, waren aber ein paar Minuten zu spät dran und so hatten schon die meisten Läden zu. Um die Ecke ist dann auch das übelste Viertel von Vancouver und die Gestalten waren uns so in der Dämmerung auch nicht mehr wirklich geheuer. Deshalb sind wir einfach in den nächsten Bus gesprungen, wohlgemerkt ohne das passende Kleingeld, um die Fahrt zu bezahlen (wir hatten nur Scheine) und ohne den blassesten Schimmer wo der Bus hinfährt  - drinnen gab es weder Schilder noch eine Ansage. Machte aber nichts – der Fahrer ließ uns umsonst mitfahren und das Beste war, wir haben sogar den Bus erwischt, der uns fast direkt vor der Hosteltür absetzte! Was ein Glück wir manchmal haben!

Good Bye CanadaAm Abend stand dann nochmal der Thailänder an, den wir schon beim ersten Mal Vancouver entdeckt hatten – er war einfach zu gut, um nach einer Woche nicht noch ein zweites Mal hinzugehen. Damit hieß es langsam gebührenden Abschied zu nehmen von dieser coolen Stadt - am nächsten Tag nehmen wir den Bus nach Seattle!

Unser Fazit für Vancouver Teil 2:

• Vancouver ist eine Multi-Kulti, kunterbunte Stadt (leider immer noch mit einem echten Obdachlosenproblem)
• Fahrradfahren im Stanley Park – eines unserer Reisehighlights
• Uff Wiederluege Anton
• Und Goodbye Canada – es war eine tolle Zeit!


Seattle - Couchsurfing und Musik in der Geburtsstadt von Starbucks

2010-08-31 to 2010-09-02

Lest hier wie wir ächzend die Grenzen von Kanada nach USA überschritten , spontan couch surften in der musikgeladenen Stadt Seattle, über den berühmten Pikemarkt spazierten, den ersten Starbucks, den es je gab, betraten, in Seattles alternativem Viertel wohnten und tolle Ansichten von dieser begeisternden Stadt bekamen!

Der Grenzübertritt und seine Schwierigkeiten
Am 31. August war es soweit. Wir sagten Goodbye Canada – die letzten 5 Wochen waren schön, aber wir müssen weitergehen. Gaben unseren mittlerweile dritten Mietwagen am Flughafen Vancouver ab und nahmen von dort aus den Mittagsbus nach Seattle. Leider war im Bus eine Hawaiianerin vor Stef, die so fett war (und damit meinen wir wirklich wirklich fett), dass wir kaum Platz hatten hinten dran. Welcome to America. Und dann stand nach ca. 2 Stunden Leiden erst die richtige Qual an: Mit jeweils einem Riesen-Rucksack, je einem Tagesrucksack, einer Gitarre, einer weiteren Tasche, einer Riesen-Kühlbox und einer kompletten Zeltausrüstung (uff!!!) mussten wir zu Fuß (!!!) über die Grenze laufen inklusive Befragung des Zollbeamten, genaue Auflistung des Inhalts unserer Kühlbox und Durchleuchtung all unseres Gepäcks. Wir waren begeistert! Ach ja und zu allem Übel war grad Schichtwechsel, d.h. obwohl ein ganzer Bus (also ca. 50 Leute) anstand, fanden zwei von drei Zollbeamten, es wäre jetzt Zeit für Feierabend. Na wunderbar! Dann tauchte aber doch noch ein älterer Zollbeamter auf, den wir dann später zugewiesen bekamen und der war so glücklich darüber, mal was anderes zu sehen zu bekommen (eine Deutsche und ein Schweizer, hey!!!) dass er uns kaum noch gehen lassen wollte und uns minutenlang über Hawaii Tipps zukommen ließ (er bemerkte wohl unsere schmerzgeplagten Gesichter und das Stöhnen, das wir regelmäßig angesichts der Lasten auf unseren Rücken von uns gaben nicht….) Ihr könnt euch vielleicht denken, wie viel wir uns von den Tipps merken konnten J

Der Schwierigkeiten Teil 2 - Wo schlafen wir nur heute Nacht?
Wenigstens konnte Stef beim Einsteigen 2 bessere Plätze ergattern (die fette Hawaiianerin saß jetzt hinter UNS) J und so gab’s da nur noch das klitzekleine Problem, dass wir gar nicht wussten, wo wir in dieser Nacht schlafen sollten. (Brücke?!?) Eigentlich war nämlich angedacht, bei einer Arbeitskollegin von Beat zu übernachten, aber irgendwie gab’s da wohl ein Missverständnis und so standen wir ohne Bett und ohne Reservierung da, nicht zu vergessen die eine Tonne Reisegepäck, die mit einem Rücken und zwei Armen kaum zu bewältigen war. Wäre da nicht unser Pub Crawl in Vancouver gewesen. An diesem ominösen Abend in Vancouver nämlich erwähnte Eliza, die wir ja damals kennengelernt haben, dass sie und ihr Freund Logan, aktive Couchsurfer wären, d.h. für Leute aus aller Welt, die Teil dieser Community sind, eine Couch oder ein Bett anbieten. Nur so kurzfristig??…. Wir waren uns unschlüssig aber schrieben Logan eine Email, da wir wussten, dass Eliza noch in Kanada bei ihrem Dad war. Und erhielten auf der Busfahrt (der sonst gar nicht so moderne Bus hatte WIFI) die Antwort, dass wir herzlich willkommen wären. Leute, wir waren total aus dem Häuschen vor Freude! Und das Thema Brücke war dann auch durch ;-)

Courchsurfing und Gitarren Jam Session
Weitere 3 Stunden später standen wir dann mitten in Seattle und nahmen uns ein Taxi in Logans Viertel, Capitol Hill, das Schwulen- und alternative Viertel von Seattle mit wirklich interessanten Leuten (jeder hatte mindestens 5 gefühlte Tattoos). An dem Abend hatte Logan gerade eine Gitarren-Jam Session mit Freunden im Wohnzimmer geplant, in die sich Bidu dann grad mal locker einklinkte und dass wir mit einem Duzend Becks Bier bereicherten. Seht euch am Besten das Video an, dann bekommt ihr einen kleinen Eindruck. Es war einfach nur genial!

Der Schwierigkeiten Teil 3 – unser neuer Mietwagen
Am nächsten Morgen holten wir unseren neuen Mietwagen in USA ab, der uns die nächsten 54 Tage durch die Lande bringen sollte. Beim Gang zur Parkgarage sahen wir dass wir einen grünen Corolla zugewiesen bekommen haben. (Der ewige Scheisshaufen). Bidu versuchte Stef noch mit der Pannenstatistik zu überzeugen, aber glaubt es, oder glaubt es nicht, Stef wusste einfach, dass das nicht unser Auto sein konnte (Eingebung?). Und noch während wir die 6 Stockwerke Parkgarage nach unten zum Ausgang fuhren, ging plötzlich eine Warnleuchte an, die besagte, dass die Bremsen nicht in Ordnung seien. Hah! Und so kam es, dass wir nochmals tauschen mussten. Nur welcher Wagen durfte es sein? Wir sahen einen blauen Corolla Sport und einen schwarzen Kia, der noch in der Klasse vorhanden war… Wir beteten, dass es der Corolla Sport sein würde…. Und tatsächlich – der schwarze Kia ging just in dem Moment weg, wie wir noch mit einem der Mitarbeiter das Problem erörterten, aber den blauen Corolla Sport bekamen wir trotzdem nicht. Das lustige aber war, dass sie noch einen roten Corolla Sport hatten, wie wir kurze Zeit später herausfanden und der war Unsrer! Yeah! Mit knapp 2000 Meilen nehmen wir das Ding in Empfang… und sind uns schon mal sicher, dass es weise ist unbegrenzte Meilen zu haben. 

Seattle – eine Stadt, die uns begeisterte!
Dann stand der Erkundung Seattles nichts mehr im Weg und so zogen wir zuerst durch Downtown, wo mittags mittendrin eine lateinamerikanische Combo zum Tanz aufspielte (!) und setzten dann unseren Weg fort Richtung Pike Market, einer der Touristenattraktionen Seattles. In der Nähe zum Meer gelegen, findet dort in einer kollonadenartigen mehrstöckigen Markthalle jeden Tag Markt statt. Berühmt sind die Fischstände für den Fisch, den sie werfen, und berühmt ist der Pike Market auch, weil dort die Erfolgsstory Starbucks begann. Natürlich waren wir (mit gefühlten 100 anderen Leuten) im ersten Starbucks, den es je gab. Danach stand Capitol Hill auf dem Programm, wir wollten dieses coole Viertel mal bei Tag sehen und einen Schaufensterbummel hinlegen. (Leute gucken kann man da auch ganz toll). Abends gingen wir mit Logan zum Vietnamesen Pho essen und natürlich stand nochmal eine Musik Session auf dem Programm.

Überhaupt ist ganz Seattle voll von Musikern. Wir haben beide noch nie so viel (und vor allem gute) Straßenmusiker auf einem Raum gesehen (und das toppt sogar die Fußgängerzone in Freiburg an einem Adventssamstag) J Die ganze Stadt ist voller Musik und das ist nur einer der Gründe warum sie uns gefallen hat. Irgendwie liegt noch immer ein Hauch von Kult, Kurt und Nirvana in der Luft (und manchmal auch von Gras) J Ein weiterer Grund sind die vielen Cafés, in denen man wirklich ganz anständigen (beinahe italienischen) Kaffee bekommt – und an jedem Tisch sitzt jemand mit aufgeschlagenem Notebook, der im Internet surft – Seattle ist die Stadt der Computerfreaks und Geeks (Microsoft Gründer Bill Gates war auch aus Seattle). Überhaupt, die ganze Atmosphäre, insbesondere in Capitol Hill, wo es den Otto Normalverbraucher Tourist eben nicht hin verschlägt, war einfach nur klasse und wir haben uns super wohl gefühlt. So wohl, dass Stef sogar zum Friseur ging und das obwohl der den Namen „Scream Barber“ trug und die Friseurin (mit violetten Dreadlocks) von oben bis unten tätowiert war (aber drauf hatte sie’s!)

An unserem letzten Tag stand dann noch der Space Needle und Umgebung an, wo in den 60er Jahren die Weltausstellung stattfand. Außerdem wollten wir auf den Queen Anne Hill, von wo aus so ziemlich alle Postkartenansichten Seattle fotografiert werden. Nur wissen wo, wäre toll. Das Guidebook gab nix her, unser Navi – mittlerweile mit der Stimmer der erotischen Susi (statt dem Anton) – auch nicht . Und so mussten wir uns wohl oder übel den Weg selbst suchen (gar nicht so leicht) aber wir zwei haben's dann doch noch geschafft. Die Aussicht von dort ist atemberaubend: Zum einen sieht man die Stadt mit ihren Hochhäusern, dann den Space Needle, der zu Seattles Wahrzeichen geworden ist und dahinter erstrahlt der mysteriöse Mt. Rainier…. Wir waren begeistert – seht euch selbst das Foto an!

Yellowstone oder nicht - das ist die Frage...

Noch abends beschlossen wir weiterzufahren (wir haben ja noch ganz schön Strecke vor uns bis zum Abflug von L.A. in 50 Tagen!!!) schon die ganze überlegten wir hin und her, ob jetzt Yellowstone oder nicht (ein Umweg von schlappen 1500-2000 Kilometern!!! Und so entschlossen wir uns dagegen aber so ca. nachdem wir 70 Kilometer gefahren sind, entschieden wir uns um. Es fühlte sich einfach richtiger an. Und auf sein Bauchgefühl soll man ja hören. Und so fuhren wir und fuhren wir und fuhren wir…
Fortsetzung folgt - im Yellowstone Post!

Unser Fazit für Seattle

 


Yellowstone - im Land der Bisons und Geysire

2010-09-03 to 2010-09-07

Lest hier wie wir den stinkigen brodelnden, zischenden, dampfenden Yellowstone National Park erkundeten, unsere ersten Bisonherden weiden sahen, sprachlos im Yellowstone Canyon standen und auf 2600m in einen richtigen Schneesturm kamen!

Washington, Idaho, Montana, Wyoming oder 4 Bundesstaaten in 36 Stunden

Nach einem ganzen Nachmittag Autofahrt bis wir nicht mehr konnten, nahmen wir uns in Moses Lake ein Motelzimmer. Am nächsten Morgen ging’s gleich weiter durch den Osten Washingtons, und die Staaten Idaho und Montana. Aber in Yellowstone waren wir immer noch nicht… :-( Laut unserem Navi mussten wir über 1200km entsprechend 13 Stunden reine Fahrtzeit (!!!) bewältigen und so fuhren wir und fuhren wir: Erst durch Berge und Wälder, dann durch die offene Steppe, riesige Kartoffelfelder (Welcome to Idaho!), dann wieder durch Tannenwälder und Seen und dann wieder durch die Prärie. Doch in Yellowstone waren wir immer noch nicht! Nach einem ganzen Tag Fahrt legten wir spätabends einen weiteren Schlafstopp in Butte ein um Kraft zu tanken für die letzten 3 Stunden bis Yellowstone am nächsten Morgen. Ausgeschlafen legten wir am nächsten Morgen noch einen Zwischenstopp in Virginia City ein, einem Westernstädtchen, dass ausnahmsweise mal keine Geisterstadt ist und wo im Prinzip das ganze Ortszentrum Freilichtmuseum ist.

Oh oh... Yellowstone am Labour Day.... alles ausgebucht...
In West Yellowstone angekommen, machten wir uns wie immer erst mal im Visitor Center schlau und wurden dort stolze Besitzer einer Jahreskarte für Amerikas Nationalparks. Man gab uns den Tipp schnellstens nach einem Zimmer zu suchen, denn es war Labour Day Weekend, d.h. verlängertes Feiertagswochenende und alle Unterkünfte inklusive Campingplätze im Park selbst waren bereits seit Monaten ausgebucht. Und da wir dann wirklich schnell waren, ergatterten wir für die erste Nacht das letzte Zimmer in einem Hostel und für die beiden Folgenächte ein etwas besseres Zimmer in einem Hotel, beides in West Yellowstone, welches genau am Eingang zum Park liegt. Damit stand unserer Erkundung des Yellowstone Nationalparks nichts mehr im Weg und so fuhren wir in den Park hinein.


Zischender, dampfender, blubbernder Yellowstone                                                

Der Yellowstone Nationalpark ist im Prinzip perfekt zur Erkundung mit dem Auto. Viele wichtigen Sehenswürdigkeiten liegen in der Nähe der Straße, die in zwei Zirkeln (Nord und Süd) durch den Park verläuft. Die gesamte Strecke abzufahren wären 290km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h und dann hat man noch nirgends angehalten… Und entlang der Straße gibt es soooooooo viel zu entdecken, wenn man bereit ist ein paar Meter zu laufen. Der Yellowstone Nationalpark sitzt ja auf einem der größten Vulkanfeldern der Erde und in ihm findet man über die Hälfte aller Geysire, die es überhaupt gibt auf der Welt. Und kaum ist man auch reingefahren, bekommt man das relativ schnell mit. Überall blubbert und sprudelt, dampft und stinkt es. Hier und da sieht man einen Nebel über der Landschaft hängen, da wieder etwas Dampf, dort ein Matschloch aus dem es blubbert, dann wieder ein tiefblauer Teich, in dem das heiße Wasser strömt. Natürlich mussten wir beide wissen, wie heiß das Wasser aus diesen Quellen denn nun wirklich ist.

Wie heiß ist es denn nun wirklich?

Und trotz den zig tausend Warnschildern, doch bloß nicht ins Wasser zu langen, weil es extrem heiß und giftig sein soll, konnte Stef es nicht lassen vor den Augen von mindestens drei Bussen voller Japaner und neugieriger Amerikaner (die es natürlich genauso brennend interessierte wie heiß es denn nun wirklich ist, nur traute sich ja keiner) den Finger in das fließende dampfende Wasser zu stecken. :-) Buff - zack... hat es ihr einen elektrischen Schlag verpasst. :-) Bidu konnte das natürlich nicht glauben und hat seinen Finger auch rein gehalten - zack der nächste elektrische Schlag... haben wir gelacht... über 30 und immer noch so viel Scheiss im Kopf :-)

Old Faithful, Bisons, Hirschen, Grizzlys und Wölfe
Unser erster Nachmittag führte uns entlang des Süd-Loops bis zum wohl berühmtesten Geysir (nicht größten), welcher alle 45min-1,5 Stunden ausbricht. Dort legten wir wartend mit ca. 1000 weiteren Besuchern ein abendliches Picknick ein und hatten dabei das Glück sogar 2 mal einen Ausbruch des Old Faithfuls zu sehen! Außerdem sahen wir an diesem Tag ein Bison und viele Hirschen. Leider war kein Elch zu sehen. Auch Bären (im Yellowstone gibt’s sowohl Schwarz- als auch Grizzlybären) und Wölfe haben wir keine gesehen. Deshalb beschlossen wir am Abend noch ins Grizzly und Wolf Discovery Center zu gehen, wo man die Tiere (die zwar nicht mehr wild sind) aus nächster Nähe beobachten kann.


Noch mehr Yellowstone, noch mehr Bisons, Geysire, Natur und ein Schneesturm
Am zweiten Tag Yellowstone nahmen wir uns den kompletten Loop vor (also Nord und Süd) und wurden nicht enttäuscht. Was gibt es in diesem Park nicht alles zu sehen. Hirschfamilien, die an blauen Flüssen in der Sonne liegen oder durch die Wälder fetzen, Geysire wo man hinblickt, schleimig blubbernde braune Matschlöcher, einen riesigen See (einer der größten alpinen Seen Nordamerikas), einen wunderschönen gelben Canyon, der uns die Sprache verschlagen hat, dunkelblaue, türkisgrüne, rostrote Pools, in denen das heiße Wasser an die Oberfläche steigt, Büffelherden, die auf gelben Weiden grasen, und einen absolut einzigartigen Farbkontrast von gelben Wiesen, grauen Bergen, grünen Wäldern und tief dunkelblauen Flüssen. Wir sahen einen seltenen Schwan, mal wieder einen Schwarzbär und wollten nachdem wir den kompletten Südloop gefahren hatten, den Nordloop noch dranhängen. Taten wir dann auch, immer gespannt, ob die Wettervorhersage (am Mittag war noch Sonne und T-Shirt Wetter) eintreffen würde. Und tatsächlich – während wir gegen 17:30 Uhr schon beobachteten dass die Anzeige der Außentemperatur fiel und fiel und fiel (von 20 auf knapp unter 0 Grad), setzte irgendwo auf 2000 Höhe der Schneeregen ein. Und wir mussten noch über einen 2700m hohen Pass, um wieder nach Hause zu kommen… es wurde langsam dunkel und plötzlich schneite es richtig! Das musste dokumentiert werden – also Mütze auf, Jacke an und Schneeflocken fangen! Natürlich haben wir es gut nach Hause geschafft und uns gefreut wie nix, dass wir das Glück hatten, diese grandiose Landschaft auch mal in weiß zu sehen. In West Yellowstone, wo wir ja unsere Zelte aufgeschlagen haben, war später von dem Schnee nix zu sehen.


Mammoth Hot Springs und "ey mann, bin ich ein Auto?"
Leider konnten wir wegen dem Schnee unterwegs nichts mehr von den Mammoth Springs erkennen, welche eigentlich noch auf unserer Route lagen.
Und so beschlossen wir am nächsten Tag nochmal zurück zu fahren, um den Rest des Nordloops zu sehen, das waren die Mammoth Hot Springs, welche sich stufenweise den Berg runter ergießen und dabei fanden wir auch noch ein riesiges Gebiet mit Geysiren unterwegs, wo wir uns erst einer Führung anschlossen, die von einer Rangerin geleitet wurde und dann in der Abendstimmung einen 4km langen Rundweg liefen, an dessen Seiten links und rechts ein Geysir nach dem anderem kam. Auf dem Rückweg kamen wir dann nochmal mitten im Park in einen Stau. Staus wegen Tieren an der Fahrbahn sind ja in Nationalparks wie wir inzwischen wissen keine Seltenheit. Man weiß es ja auch vorher nie - ist es ein Stau wegen einem Unfall oder wegen Straßenbau oder eben wegen einem Hirschen oder Bären oder Bison, die wir inzwischen ja schon x mal gesehen haben, die 100 Autos vor uns aber noch nicht… Manche Leute (wie der Fahrer eines 10m langen Wohnmobils) lassen ihren Wagen dann auch einfach mal für 5 Minuten mitten auf der (einspurigen) Fahrbahn stehen. Wir (als inzwischen erfahrene Nationalparkbesucher) fragen uns da schon mal „Geht’s noch?“. An diesem Abend aber war das Beste, dass das Bison, welches offensichtlich die Hauptattraktion und Verursacher des Staus war, wohl morgens aufgestanden ist und dachte „heut bin ich ein Auto“ und deshalb lief es seelenruhig und kerzengerade auf der auch noch richtigen Spur entgegen („kein Geisterläufer“) und hinter ihm eine Kolonne von Autos… wir haben uns weggeschmissen vor Lachen… :-)

Unser Fazit für Yellowstone

Und die wichtigste Erkenntnis:
Im Yellowstone macht’s nix wenn du mal einen fahren lässt weil es dort nämlich so arg stinkt, dass es eh keiner merkt :-)


Mystische Orte - Mount Shasta und Lake Tahoe

2010-09-07 to 2010-09-10

Lest hier über echtes Roadtripfeeling in der Wüste Nevadas, wie wir den alpinen Lake Tahoe erreichten, dabei fast einen Wüstenfuchs überfuhren, und eine spirituelle Erfahrung am Mount Shasta machten, welcher als einer der größten Kraftorte der Welt gilt.


On the road again
Nach einem fantastischen langen Wochenende im Yellowstone Nationalpark waren die Aussichten für die nächsten 2 Tage nicht gerade prickelnd: 1600km entsprechend 18 Std. Fahrt lagen vor uns! Puh! Aber wir nahmen’s leicht, fuhren zuerst durch Idaho, wo wir an den Shoshoene Wasserfällen, der kleinen Schwester der Niagarafälle, stoppten. Dann vorbei an Millionen von Kartoffelfeldern (Idaho ist der Kartoffelstaat) und durch die Wüste Nevadas, vorbei am Matterhorn Peak, einem Wüstenberg mitten im Nirgendwo, und Orten mit so lustigen Namen wie Pumpernickel Valley legten wir in einem Wüstenkaff namens Winnemucca einen Übernachtungsstopp hin.


Lake Tahoe – von der Wüste in die Berge

Am nächsten Morgen ging’s dann weiter Richtung Reno, wo wir einen Frühstücksstopp machten. Bis dahin sah die Gegend noch immer ziemlich wüstenmässig aus. Dann fuhren wir über einen Pass (auf dem wir beinahe einen Wüstenfuchs überfuhren) und je höher wir fuhren, desto mehr Bäume gab es und auf einmal waren wir mitten im Pinienwald und wie wir den Pass hinunterfuhren sahen wir auch schon den alpinen blauen 497 km² großen Lake Tahoe vor uns.


Der Ort South Lake Tahoe, in dem wir übernachteten, ist eine kuriose Mischung aus Ski-Ort, Hochzeitskapellen und Casinos, die neben der Gondelstation stehen. Da die Bergbahn für die Zwischensaison geschlossen hatte, fuhren wir am nächsten Morgen so an die 50km des Panorama-Wegs am See entlang nicht ohne öfter mal anzuhalten und einmal runter an den Strand zu fahren. Fürs Baden wars bei 18 Grad leider zu kalt, aber dafür hatten wir den ganzen Strand für uns alleine! Später hielten wir dann noch kurz in Squaw Valley, wo in den 60er Jahren die olympischen Spiele stattfanden. Dann ging es stundenlang nordwärts durch einsame, grüne Pinienwälder eine landschaftlich sehr reizvolle Strecke hoch bis in den Lassen Volcanic National Park, einer der am wenigsten besuchten Nationalparks in USA. Den dortigen Lassen Peak (3.198 m) kann man auch bis zum Kraterrand besteigen, aber uns zog es weiter zum Mount Shasta, einem der angeblich größten Kraftorte der Welt. Er ist mit einer Höhe von 4.317 m neben dem Mount Rainier, den wir ja schon von Seattle kannten, einer der höchsten Berge Kaliforniens. Daneben ist er der zweithöchste Vulkan der USA.

Der mystische Mount Shasta
Die Nacht verbrachten wir in einem Ort, der und das ist jetzt kein Witz, „Weed“ hieß. Frisch und einigermaßen ausgeschlafen fuhren wir auf ca. 2500m und waren froh, uns inzwischen an die Höhe gewöhnt zu haben durch unseren Aufenthalt in Lake Tahoe und im Lassen Volcanic National Park. So fiel uns die Wanderung zu den Panther Meadows (2,4km), welche den Indianern bis heute als heilige Stätte dient, überhaupt nicht schwer. Dabei geht man an der Flanke des Mount Shastas über blumige Alpenmatten auf einem zauberhaften Wanderweg bis zu der Quelle Panther Meadows, der man nachsagt, dass sie ein heiliger Ort ist und deshalb Pilgerstätte von nicht nur sehr vielen Indianern, die dort Zeremonien durchführen, sondern von Gläubigen aus aller Welt und allen Religionen.

Und so kreuzten unsere Wege dort zuerst ein deutsch-schweizer Ehepaar, das vor 50 Jahren nach San Francisco ausgewandert ist und später trafen wir an der Quelle einen Indianer, der nach dem Rechten sah. Während wir uns mit ihm über die Spiritualität des Ortes unterhielten, platzierten sich 3 Japanerinnen an der Quelle, um eine Zeremonie durchzuführen. Man konnte gar nicht anders, als plötzlich zu verstummen, und in Mediation zu versinken als eine der drei Frauen, ihre Klangschale mit dem heiligen Wasser aus der Quelle füllte und in der Schale rührte. Wie die ersten Klänge ertönten, bekamen wir beide von oben bis unten eine Gänsehaut und es schüttelte uns einmal von innen nach außen durch. Wortlos kommunizierte Stef mit der Japanerin und nach einem fragendem und einem bejahenden Blick führte sie die Zeremonie auch über unseren Köpfen durch. Wir können beide nicht genau sagen, was da passiert ist – es war einfach nur abgefahren. Die Töne, die sie aus der Klangschale holte, so direkt über unseren Köpfen, der mystische Ort, die spirituelle Situation und unsere Körperreaktion darauf. Sicher ist, wir waren beide ziemlich aufgewühlt nach der Erfahrung und Stef kam nicht umhin, mit den Japanerinnen Adressen auszutauschen und natürlich für ein Foto zu posieren, das auf dem japanischen Blog landen sollte: Auf dem Rückweg sahen wir dann sogar noch einen Pilger, der die Wanderung barfuß machte, um sich dort von der Quelle das heilige Wasser zu holen.

Die Mc Cloud River Wasserfälle

Den zweiten Teil des Tages, beschlossen wir an die Wanderung entlang des Mc Cloud Rivers zu machen, welche an drei Wasserfällen entlang führte (6,1km). Auch diese Wasserfälle sowie der Fluss sind für die hiesigen Indianer heilige Orte, denen man mit dem nötigen Respekt begegnen sollte. Die Dame vom Visitor Center, wo wir uns morgens informierten, sagte uns sogar, dass Menschen dort schon Engelsbegegnungen gehabt haben sollen. Wir haben leider keine gesehen, können aber bestätigen, dass es sich um einen wirklich zauberhaften Ort handelt, der so schön ist, dass wir nachvollziehen können, weshalb er für die Indianer heilig sein muss. Wir hoffen das kommt auf unseren Fotos ein bißchen durch – wir jedenfalls waren ganz verzaubert von diesem magischen Berg und seiner mystischen Umgebung und haben es keine Minute bereut, den weiten Weg nach Norden auf uns genommen zu haben.

Unser Fazit:

 


Redwood National Park - Kathedralen am Meer

2010-09-11 to 2010-09-12

Lest hier wie wir uns wie Mäuse fühlten zwischen den höchsten Bäumen der Welt und seht Fotos, wie wir mit dem Auto durch einen Baum gefahren sind und erfahrt, was richtiger kalifornischer Küstennebel heißt.

Kalifornischer Küstennebel
Nach unserem mystischen Aufenthalt in Mount Shasta fuhren wir eine 3.5 Stunden landschaftlich reizvolle Strecke an die kalifornische Küste unter strahlend blauem Himmel. Leider änderte sich das, ab dem Moment, wo wir an der Küste waren. Der kalifornische Küstennebel empfing uns mit Kälte und einem grauen Schleier, der aber zum Glück nur wenige Meter an die Küste heranreicht, wenn man also 100m vom Strand entfernt ist, hat man wieder strahlenden Sonnenschein.


Ranger Steve
Das hielt uns allerdings nicht davon ab, in den Redwood National Park zu fahren, wo es die höchsten Bäume der Welt gibt  (nicht die dicksten - die stehen im Sequoia National Park). Die Redwood-Bäume sind über 100m hoch, mehrere Meter dick und damit höher als die Freiheitsstatue! Nach dem obligatorischen Besuch des Visitor Centers schlossen wir uns einer geführten Rangerwanderung von Steve Krause an. Wir lernten viel über die Bäume, die deshalb  dick sind, weil sie aus vielen einzelnen Stämmen besehen und sich sowohl über Samen fortpflanzen, aber sich hauptsächlich selbst reproduzieren, indem sie neue Triebe als Stämme entwickeln und sich damit im Prinzip genetisch klonen und immer breiter werden. Nach dem Ende der Lehrstunde, wanderten wir mit Steve ohne den Rest der Gruppe den Lady Bird Johnson Grove Trail und erfuhren noch mehr über die Redwoods, die bis zu 2000 Jahre alt werden können und über andere Gegebenheiten der Natur Kaliforniens. Steve spricht sogar deutsch, da seine Eltern Sudetendeutsche sind und gegen Ende gab er uns dann preis, wo wir den drittgrößten Baum der Welt sehen könnten, indem er uns eine handgezeichnete Karte gab. Nur zwei Bäume sind größer, liegen zwar auch im Redwood National Park, sind aber nur mit einer Genehmigung zu erreichen, von denen lediglich ein paar pro Tag über Lotterieverfahren vergeben werden.


Ein Baum unter Bäumen
So machten wir uns auf die Suche nach dem Baum in einem Wald voller Bäume… man könnte jetzt sagen, fast alle Bäume sehen ja gleich aus und so liefen wir durch den Wald mit unserer Zeichnung und versuchten den Anweisungen zu folgen. Alleine das schon war ein Erlebnis. Mit der Handzeichnung machten wir uns auf die Suche in einer der einsamen Gegend des Parks und wir denken, wir haben ihn auch gefunden. Der Baum selbst wurde vor ein paar Monaten von National Geographic fotografiert. Wohlgemerkt in Etappen und dann wieder zusammengefügt, als Ganzes hätte er nicht aufs Bild gepasst. :-) Da wir in einem weniger frequentierten Teil des Parks waren, waren wir die meiste Zeit ganz alleine und das zwischen riesigen Baumstämmen, die so weit nach oben reichen, dass du ihr Ende nicht siehst. Und das bei einer Stille, die man sich gar nicht vorstellen kann. Nicht umsonst sagt man, die Bäume hier bilden eine Art Kathedrale – es ist nicht nur so still wie in einer Kirche, die Bäume haben auch etwas ganz Erhabenes und wenn sie so nah beieinanderstehen fühlt man sich fast wie in einer Kathedrale. Ihre Größe könnt ihr euch ungefähr so vorstellen, wie wenn eine Maus zu einem Menschen hochschaut. Wahnsinn!


Nicht erschrecken – ein Hirsch!
 Als wir uns später wieder im Schritttempo mit dem Auto aus dem Wald bewegten, machten wir große Augen! Direkt neben unserem Auto stand plötzlich ein riesiger Hirsch, der aus dem Gebüsch hervorkam! Stef hat bei dem Anblick einen ganz schönen Schrecken gekriegt - noch mehr erschrocken ist aber Bidu aber wegen Stef‘s Schrei! :-)

Mit dem Auto durch einen Baum
Wenn man an kalifornische Küstenbäume denkt, dann denkt man auch daran mit dem Auto durch einen Baum zu fahren und genau das hat sich Stef schon ihr Leben lang gewünscht hat. Beim Redwood Nationalpark kann man das auch - und weil so wenig los war, sind wir gleich drei mal durchgefahren. :-) Gegen Nachmittag versuchten wir nochmal unser Glück einen Blick auf die Küste zu erhaschen, allerdings war es immer noch so neblig, dass wir statt dem Meer lediglich ein Meer von Nebel und Wolken unter uns sahen, was aber wiederum in der untergehenden Sonne für ein fantastisches Bild sorgte....


Unser Fazit:


Highway No 1 - 800km auf Amerikas schönster Küstenstraße

2010-09-13 to 2010-09-17

Lest hier wie wir durch Redwoodwälder, Marijuanafelder und Weinreben entlang der Pazifikküste San Francisco erreichen, durch seine Straßen cruisten, in einem Leuchtturm übernachteten und seht Fotos von der Golden Gate, Height Ashbury, der spektakulären Pazifikküste, Elefantenrobben und vielem mehr...


Avenue of the Giants und Avenue of Marijuana
Nach einer Nacht in dem für uns komischen Ort Eureka, wo es an jeder Ecke Kautionsbüros gab und unsere Pässe beim Einchecken kopiert wurden (zum ersten Mal auf der ganzen Reise) fuhren wir auf dem berühmten Highway No 1 an der kalifornischen Küste entlang Richtung San Francisco, nicht ohne unseren neuen Bekannten, den kalifornischen Küstennebel. Arghh… :-)


Als wir nur ein paar Meter ins Landesinnere fuhren, war er aber schon wieder weg und so fuhren wir die „Avenue oft the Giants“, eine mehrere Meilen lange Straße, die durch einen weiteren beeindruckenden Redwood-Wald führt und parallel zum Highway verläuft. Den Highway selbst könnte man auch Avenue of the Weed nennen – selbst wenn man mit geschlossenen Fenstern darauf fährt, kommt einem unweigerlich der Geruch von Marijuana in die Nase. Grund dafür sind die vielen Althippies, die sich hier niedergelassen haben und jetzt vom Marijuana-Anbau leben (legal für medizinische Zwecke und ein bißchen Eigenanbau dürfte wohl auch dabei sein). :-)


Mendocino, Mendocino…

Dann war es langsam soweit – der berühmte Küsten-Highway Nr. 1 wollte befahren werden. Oberhalb von San Francisco geht der ja noch hunderte von Kilometern in den Norden, nur fährt das kaum jemand, weil die noch schönere Strecke halt zwischen San Francisco und L.A. liegt und die wenigsten Touristen dafür Zeit haben. Nur sind wir ja quasi „Langzeittouristen“ und so fuhren wir (leider) im Nebel auf kurvenreichen, zum Teil herzstoppenden Straßen entlang des Pazifiks durch süße, blumenbepflanzte Hippiedörfer und konnten ab und zu mal ein paar Sonnenstrahlen erhaschen in Richtung Mendocino. Jeder, der den deutschen Schlager kennt, wird jetzt unweigerlich im Kopf das Lied singen (oder sogar laut – wer weiß) :-)

Wer den Text nicht genau kennt – dem kann geholfen werden:
Mendocino, Mendocino, Ich fahre jeden Tag nach Mendocino. An jeder Tür klopfe ich an, doch keiner kenn mein Girl in Mendocino…


Mendocino County ist übrigens echt schön. Ich würde sagen eine Mischung aus Küste, Wald, Obstbäumen und Hügeln voller Reben, auf denen schloßartige Weingüter stehen, die von Zypressen gesäumt werden und Hippiedörfern mit Peaceflaggen und bunten Häuschen.

If you’re going to San Francisco…
Und dann war es langsam auch schon soweit – San Francisco nahte und wir befuhren die Stadt stilecht von Norden über die Golden Gate, natürlich nicht ohne Blumen im Haar. (schon wieder so ein Ohrwurm - If you're going to San Francisco Be sure to wear some flowers in your hair .) Für eine Nacht wollten wir im Hostel im Fort Mason übernachten, welches früher tatsächlich ein Armeestützpunkt war (vor hundert Jahren oder so). Abends gabs dann noch Pizza im berühmten Golden Boy, einer Institution in San Franciscos Little Italy Viertel North Beach. Der nächste Morgen stand dann ganz im Zeichen von Alcatraz. Zum Glück hatten wir die Fährtickets schon vorab reserviert, denn der Ansturm war so groß, dass es vor Ort Tickets erst wieder für ein paar Tage später zu kaufen gab.


The Rock
Und so bestiegen wir das Boot nach Alcatraz (Stef schon zum zweiten Mal in ihrem Leben), was aber immer wieder eine Reise wert ist, schon allein, weil man vom Boot aus eine super Aussicht auf die Stadt bekommt. Auf Alcatraz bekommt man wenn man will einen Kopfhörer und ein kleines Abspielgerät und kann an der Audiotour teilnehmen, die einen durch das Hauptgefängnisgebäude lotst und dabei allerlei Interessantes erfahren. Geschichten, erzählt von echten Häftlingen und Wärtern, über den Alltag in diesem berühmten Gefängnis, Gefangenenaufstände und geglückte und gescheiterte Ausbrüche. Wir hatten das Glück, dass Stef ihren Audiotourguide-Ton leise hatte, als ein älterer Mann plötzlich meinte, er könne 12 Leute mit auf eine Tour nehmen ins Gefängniskrankenhaus, wo sonst nur selten Leute hindürfen. Natürlich waren wir dabei und konnten so sogar den Raum sehen, in dem Al Capone die meiste Zeit einsaß und an der Decke des Raums war sogar noch (Film)Blut aus dem Film „The Rock“ zu sehen.


Gaumenfreuden in Little Italy

Wenn wir denn schon mal in San Francisco sind, wo es doch so eine italienische Community gibt, beschlossen wir abends noch mal richtig italienisch essen zu gehen (Stef litt schon stark an Entzug) und fanden ein Restaurant in North Beach, wo wir noch ein nettes Schwätzchen mit einem Römer hatten und leckere Orecchiette und Saltimbocca. Danach noch ein Cafe im Cafe Trieste, eine weitere Institution in San Francisco, wo es echten (d.h. keinen amerikanischen) Cafe gibt. Ahhhh!


49 Meilen Scenic Drive durch San Francisco
Für den zweiten Tag nahmen wir uns den 49 Meilen Scenic Drive vor, welcher durch die ganze Stadt an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten (Oper, Ferry Building, Transamerica Pyramid, Golden Gate Bridge, Japantown, North Beach, Golden Gate Park, Chinatown, Presidio, etc. etc. etc) vorbei geht. Puuhhh – ein ganz schön stressiges Unterfangen - immer auf die Schilder konzentriert, die an manchen Ecken leider fehlten und ohne die Karte, wo der Weg eingezeichnet war, wären wir total verloren gewesen – der Weg führt wirklich kreuz und quer durch die Stadt. Und man kann wirklich nicht sagen, dass in San Francisco entspannte Leute leben (die Zeiten sind wohl vorbei), was sich nicht nur an der Unfreundlichkeit der Leute zeigt, sondern beim Autofahren vor allem daran, dass sie dich ständig zusammenhupen. Null Toleranz. Uns hat‘s trotzdem gefallen, durch die Straßen von San Francisco zu cruisen, die vielen Hügel rauf und natürlich sind wir auch einmal die den blumengeschmückten, gewundenen Teil der Lombard Street gefahren, welche als „kurvenreichste Straße der Welt“ bezeichnet wird. (Bei einem Gefälle von 27 % war es notwendig, die Straße in Serpentinen zu führen).


Haight Ashbury
Auf dem Scenic Drive kamen wir auch nach Haight Ashbury, dem Mittelpunkt der Hippiebewegungin den 60er Jahren und einst Wohnsitz von Jimi Hendrix, Janis Joplin und Jefferson Airplane. Und selbst heute noch herrscht dort alternative Gegenkultur, die wir nicht nur bei einem ausgiebigem Bummel durch das Viertel erfuhren, sondern auch bei einem würzigen Chai Tee und Shopping in einem Vintage-Klamottenladen (3 Kleider für unter 10 Dollar!!!)


Übernachten im Leuchtturm!
Noch am Abend fuhren wir weiter Richtung Süden auf dem Highway Nr 1 – unser Ziel war eine Übernachtung in einem echten Leuchturm, der zu einem Hostel umgebaut wurde! Die Übernachtung dort war jahrelang ein Geheimtipp unter Reisenden und ist es vermutlich noch immer. Die Leute dort sind superfreundlich und wir wären gern noch geblieben, aber wir haben unsere Übernachtung auch nur deshalb bekommen, weil jemand anderes abgesagt hat und das kleine Hostel war für die kommenden Tage ausgebucht. Aber eins können wir euch sagen: Nachts in Bett gehen während der Leuchtturm das einzige Licht wirft und morgens aufwachen und durch ein riesiges Fenster aufs Meer schauen war eines unserer Highlights, für das wir auch gerne in Kauf nahmen, nachts nach draußen in ein anderes Gebäude aufs Klo zu müssen!


Die Legende Big Sur
Die kommenden drei Tage standen ganz im Zeichen des Highway No 1 Süd und dem Stück, das Big Sur genannt wird. Der Nebel meinte es dieses Mal gut mit uns und verflog die meiste Zeit. Leider nicht an einem der schönsten Küstenabschnitte, dem berühmten 17 Miles Drive. Stef war auch dort schon mal und hatte damals das Glück ihn im strahlenden Sonnenschein zu sehen. Doch auch ohne Sonne ist der Teil der Küste zwischen Monterey und Carmel, für den man inzwischen 10$ Maut bezahlen muss, noch ganz bezaubernd mit seinen Steinformationen, der flachen Küste und den vielen Küstenzypressen. In Monterey haben wir uns die Cannery Row angesehen, eine Straße, wo früher die ganzen Fischfabriken standen und heute noch anzusehen sind, berühmt durch den gleichnamigen Roman von John Steinbeck.

Südlich von Carmel, wo Clint eastwood mal Bürgermeister war, schlängelt sich der Highway dann weiter spektakulär an der Küste entlang, vorbei an wilden Stränden, wo das Wasser wuchtig gegen die Felsen klatscht, an kantigen Abgründen, wo es meterweit steil nach unten abfällt und an sanften Sandhügeln, wo wir das Glück hatten, Elefantenrobben zu beobachten, die nur wenige Zeit im Jahr an der Küste verbringen.


Hearst Castle – die Verwirklichung eines Zeitungsmoguls
Einen lohnenswerten Stop legten wir in San Simeon ein, wo wir das berühmte Hearst Castle besichtigten, das sich der Zeitungsmogul William Hearst in den 1920er bis 30er Jahren auf den Berg bauen ließ und wo er in seinem 150 Zimmer Haus, neben zwei weiteren Häusern auf dem Gelände, das einem riesigen Zoo glich, weil er überall wilde Tiere hielt, so berühmte Gäste wie Charly Chaplin beherbergte. Hearst hatte auch einen wunderschönen Pool mit echten römischen 2000 Jahre alten Säulen und einer Neptunfigur sowie ägyptische Statuen importiert, die über 3000 Jahre alt sind und ganze meterhohe Kamine aus südfranzösischen Schlössern und ein vergoldetes Hallenbad. Der pure Größenwahn, aber jeder der mal da ist, wünscht sich einmal zurückzureisen in der Zeit und Gast zu sein in dieser märchenhaften Umgebung!


Dann hieß es Abschied nehmen von der kalifornischen Küste - nächster Stopp Sierra Nevada


Unser Fazit:

 


Ein Land der Kontraste: die Sierra Nevada –von Mammutbäumen, Granitfelsen, Wüsten und Salzseen

2010-09-18 to 2010-09-23

Lest hier wie wir im Sequoia Nationalpark zwischen den größten Bäumen der Welt wandelten, im Yosemite Nationalpark Granitfelsen bestaunten, neben den ältesten Lebewesen der Welt standen, wie Bidu von einem Streifenhörnchen gebissen wurde und seht Bilder von einem riesigen Salzsee, einem der populärsten Westerndrehorte und dem größten Berg der USA außerhalb Alaskas.

Die westliche Sierra Nevada - Sequioa und Yosemite Nationalpark


Sequoia und Kings Canyon Nationalpark – wo die größten Bäume der Welt stehen

Nach dem spektakulären Teil unserer Reise entlang der kalifornischen Küste stand ein weitere kalifornische Attraktion an, zu der uns mehrfach geraten wurde: der Sequoia und Kings Canyon National Park. War die Zufahrtstraße von Süden noch meilenweit wohin das Auge reicht mit Zitronen- und Limettenbäumen beplanzt, wurde sie schließlich bergiger mit weniger Vegetation. Nach der Einfahrt in den Park schraubte sich die Straße abenteuerlich weiter nach oben bis wir schließlich auf 2000m Höhe waren und damit schon mitten in der Sierra Nevada. Leider war die Sicht auf die umliegenden zum Teil über 4000m hohen Berge getrübt da es wieder einmal Waldbrände gab.


Der Hauptattraktion des Parks, den Sequoiabäumen, die ausschließlich an der Ostseite der Sierra Nevada auf mindestens 2000m wachsen und nicht nur alt (an die 3000 Jahre) sondern auch riesig werden, machen die Waldbrände nichts. Im Gegenteil – genau wie ihre Verwandten die Redwoods an der Küste haben ab einer bestimmten Größe eine Resistenz gegen Feuer und wenn es sie doch mal erwischt, dann können sie auch noch mit nem halben Stamm weiterleben. Im Prinzip brauchen die großen Bäume sogar die Feuer, um die kleinen Bäume um sie herum zu vertreiben, damit sie selbst wieder mehr Nährstoffe aus dem Boden bekommen.


Der größte Baum der Welt!
Im Sequoia National Park steht auch der größte Baum der Welt. Das ist der General Sherman Baum, welcher das größe Holzvolumen hat und der General Grant Baum, der den dicksten Stamm hat und auch Weihnachtsbaum der Nation genannt wird. Besucht haben wir beide und auch ihre viele Kollegen, die sonst noch so seit Tausenden von Jahren rumstehen und wachsen, indem wir den Congress Trail gelaufen sind. Nachdem wir von der Küste kamen und auf einen Schlag so viele Höhenmeter gemacht haben, spürten wir den Höhenunterschied doch ganz schön, wenn’s auf der Wanderung anstrengend wurde. Begleitet wurden wir von vielen Eichhörnchen, die erstaunlicherweise sogar noch recht schüchtern waren (im Vergleich zu anderen Nationalparks, wo dir die Tiere aus der Hand fressen, wenn du sie lässt - dazu später mehr... ). Auf der Wanderung lernten wir dann noch Senioren kennen, der sein ganzes Hab und Gut verkauft hat, und nun mit einem Truck, Kanu und Fahrrad durch Alaska und USA tourt.


Die Sequoiabäume selbst sind viel dicker als die Redwoods an der Küste und bestehen in der Regel auch aus einem Stamm und nicht ganz vielen Bäumen, wie die Redwoods, weil sie sich nur über Samen fortpflanzen. Gegen Abend kletterte Bidu noch auf den Moro Rock, von dem aus man einen wunderschönen Ausblick hätte, wären da nicht die Waldbrände gewesen.


Wie wir abends aus dem Wald rausfuhren und die ganzen Höhenmeter wieder nach unten fuhren, sahen wir dann noch einen Sonnenuntergang, der nur wegen den Waldbränden so schön sein konnte – dank des Rauchs war der ganze Himmel eine Komposition aus Lila und Pink. Wunderschön!


Yosemite Nationalpark – Granitfelsen, Pinienbäume und Bergflüsse
Für den nächsten Tag stand der Yosemite National Park an, welcher nur wenige hundert Kilometer weiter nördlich liegt. Yosemite ist allerdings einer der meistbesuchten Nationalparks und obwohl wir nicht an einem Wochenende kamen, war der Park beziehungsweise vor allem Yosemite Valley bumsvoll. Ganze Reisebusse voller Japaner, Chinesen, Amerikaner und dazu die ganzen Individualreisenden in ihren Mietwägen – das Tal war komplett überlaufen, der Parkplatz des Ortes randvoll. Wir schafften es trotzdem, unser Auto kurz abzustellen, um uns kurz umzusehen und was zu essen. Und während Stef im Auto saß und die Brote schmierte, sprang plötzlich ein dickes fettes Eichhörnchen in unser Auto! Nicht zu fassen!!! Das Ding so was von frech, es ließ sich nicht mal verjagen, sondern fraß seelenruhig die Krümmel vom Boden, dabei hätte der Kerl eher eine Nulldiät vertragen können. :-)


Über den Tiogapass (3031m) auf die andere Seite der Sierra Nevada
Nachdem Bidu das fette Ding verjagen konnte (und zwar bevor er unser Abendessen stehlen konnte), nahmen wir die 2 Stunden andauernde Fahrt durch den Park auf die andere Seite der Sierra Nevada in Angriff. Die Fahrt selbst ist zwar lang, aber wunderschön, durch Pinienwälder an Granitfelsen entlang schraubt sich die Straße immer weiter nach oben bis man an den ersten Bergwiesen und Bergseen vorbeikommt, in denen sich die umliegenden Berge spiegeln. Der Tiogapass selbst liegt auf über 3000m und während die Hochfahrt landschaftlich attraktiv ist, ist das Herunterfahren nix für schwache Nerven. Die Straße geht dann wieder so an die 1000m weit nach unten und das entlang dem Berg zum Teil ohne Leitplanke, wo es hunderte von Metern das Loch runter geht.


Als Ausgangszentrum für die kommenden zwei Tage mieteten wir uns in Mammoth Lakes ein, um noch einen Tag im Yosemite National Park zu sein und einen zweiten die Umgebung von Mammoth Lakes zu erkunden. Unser zweiter Tag im Yosemite stand mal wieder im Zeichen einer Wanderung, allerdings gestaltet sich das auf 3000m Höhe eben auch nicht so einfach, vor allem, wenn man ständig auf und ab steigt, so wie wir. Deshalb nahmen wir uns eine eher harmlose Wanderung zu den Twin Bridges und entlang des Flusses vor, die uns überraschenderweise an einen wunderschönen Ort führte, der uns dann so gut gefiel, dass wir lieber in der Sonne am Fluss lagen, als noch weiter zu wandern. Im Gegensatz zur Umgebung um das Yosemite Tal vom Vortag war es in diesem weniger besuchten Teil des Parks viel ruhiger. Leider konnten wir trotzdem keine Bären sehen, wofür der Yosemite ja eigentlich auch berühmt ist oder vielmehr für die Einbrüche von Bären in die geparkten Autos.

Die östliche Sierra Nevada: Mono Lakes, Mammoth Lakes und Devils Postpile National Monument

Wissenswertes: wie ein Bär ein Auto knackt
Was wir nicht wussten, ist dass es in Mammoth Lakes genauso freche Bären gibt und so erfuhren wir am Morgen (glücklicherweise nicht aus eigener Erfahrung im Vergleich zu anderen, die mit uns da waren), dass jede Nacht Bären auf den Motelparkplatz kamen, um in Autos nach was Essbarem zu suchen. Wir haben uns dann gefragt, wenn ein Bär in ein Auto einbricht… wie macht er das dann? Und folgendes erfahren: Ein Bär braucht wohl am Tag zwischen 4000 und 20.000 Kalorien (stellt euch das mal vor!) Und wenn es Herbst wird und nicht mehr viele Beeren da sind (20.000 Kalorien am Tag nur über Beeren, überlegt euch mal wieviele Beeren das sein müssen) suchen die Bären halt in Autos nach Futter. Wenn die Autobesitzer Glück haben, dann reißen die Bären nur das Gummi an der Scheibe ein um irgendwie ranzukommen. Wenn das allerdings nicht klappt, springen die Bären wohl so lange auf dem Autodach rum, bis eine der Türen aufspringt. Haha… stellt euch das mal vor?!?! :-)


Devils Postpile – achteckige Lavaformationen
Für den letzten Tag im nordöstlichen Gebiet der Sierra Nevada besuchten das Devils Postpile Monument, ein von der Lava geformtes Naturphänomen. Die achteckigen schwarzen Säulen aus Lava erreicht man über einen 2km langen Wanderweg, auf dem man sie auch besteigen kann, um einen Blick von oben darauf zu werfen. Im gleichen Park liegen auch die Rainbow Wasserfälle, über einen 5km langen Rundweg zu erreichen, die wir natürlich auch nicht auslassen konnten. Einfach phantastisch, welches Panorama wir in diesem Park hatten, denn wir sahen die Sierra Nevada von ihrer schönsten Seite. Leider nicht die ganze Zeit, denn noch während unserer Wanderung zu den Regenbogen Wasserfällen braute sich am Himmel ein ganz schönes Gewitter zusammen. Bis auf ein paar Regentropfen auf dem Rückweg bekamen wir aber zum Glück nichts ab.

Mono Lake – Gesteinsformationen im Salzsee
Nachdem wir aber Richung Mammoth Lakes zurückfuhren, war das Ganze Schauspiel schon vorbei und wir hatten nochmal schönen blauen Himmel um die Seen anzuschauen. Außerdem fuhren wir noch an den Mono Lake, ein riesiger Salzsee mit herrlichen aus Salz geformten Gesteinsformationen. Weil das Wasser 3 mal salziger und 100 mal alkalischer ist als das Meer, haben die Wasservögel sogar Probleme im Wasser zu schwimmen. Während wir den South Tufa Trail liefen, beobachteten wir die Wasservögel wie sie versuchten mit ihren Watschelfüssen im Wasser zu bleiben – das sah so lustig aus… :-)

Die südliche Sierra Nevada – der höchste Berg Kontinentalamerikas und die ältesten Bäume der Welt

Rösti zum Frühstück!
Noch abends ging es dann weiter Richtung Süden, wo wir uns für zwei Nächt eine „Cabin“, also ein kleines Ein-Zimmer Häuschen mit Dusche/WC bei einem schweizerisch-deutschen Ehepaar gemietet haben. Nicht nur konnte man abends in dem 500 Seelenörtchen, das quasi mitten in der Einsamkeit liegt, raus sitzen und die Sterne beobachten, nein, morgens gab es von der Schweizerin Henrietta selbst gemachte Rösti und Rühreier. Und das waren bestimmt die besten Rösti, die man in USA so zum Essen bekommt! Lecker! Lecker! Lecker!

Mount Whitney - der höchste Berg Amerikas (außerhalb von Alaska)
Morgens fuhren wir dann erst mal zum Mt. Whitney Portal, das ist der Ausgangspunkt für die Besteigung des höchsten Berges (4421m) Amerikas außerhalb von Alaska. Den Berg selbst kann man mal wieder nur besteigen, wenn man eine spezielle Erlaubnis hat, weil sonst der Berg total überlaufen wäre… kann man sich ja vorstellen, dass jeder gute Amerikaner den Berg mal besteigen will. Nah dran waren wir trotzdem und auf der mehr als herzstoppenden Straße dorthin (da war der Tiogapass noch ein Mückenschiß dagegen), wurden schon allerlei Filme gedreht, zum Beispiel mit Humphrey Bogart.

Alabama Hills – berühmter Westerndrehort
Viel berühmter sind allerdings die Alabama Hills, die unterhalb des Mount Whitneys liegen. Dort wurden nicht nur hunderte von Western gedreht, sondern auch solche Filme wie „Tremors-im Land der Raketenwürmer“, „Star Trek“, „Iron Man“, „Transformers“ und „Gladiator“. Ein paar Kilometer entfernt im Ort „Lone Pine“ steht auch das zugehörige Filmmuseum, das die Geschichte dieses Drehorts, der deshalb so beliebt war, weil er so typisch westernmässig aussieht und nur wenige Autostunden von Hollywood entfernt liegt, dokumentiert und dass wir uns natürlich angesehen haben.

Ancient Bristlecone Pine Forest – die ältesten Lebewesen der Welt
Noch nachmittags fuhren wir die 26 Meilen den Berg hinauf in den Ancient Bristlecone Pine Forest. Der Weg dorthin nimmt ziemlich viel Zeit in Anspruch, da man auf der 17 km langen Fahrt mehr als 2.000 Höhenmeter überwinden muss. Auf mehr als 3.050m Höhe und inzwischen ziemlich gut an die Höhe gewöhnt liefen wir den 7.5 km langen Methusaleh Rundwanderweg, auf dem sonst nur 300 weitere Höhenmeter zu bewältigen sind. Nur auf diesem Weg kommt man an den ältesten Bäumen der Welt vorbei, die und jetzt haltet euch fest – an die 4700 Jahre alt sind!!! Unvorstellbar, oder?


Die Bäume selbst sind nicht wirklich groß, nur 2-3m hoch, und die Stämme schon gar nicht breit, aber deren Jahresringe sind so dicht aneinander, dass man bei richtigem Zählen auf über 4000 Jahre kommt. Der wirklich älteste Baum der Welt steht inmitten von vielen anderen Bäumen, die nur wenig jünger sind. Da er aber was Besonderes ist, wird er nicht mehr gekennzeichnet, weil man Angst hat, dass ihn jemand zerstören könnte. (Das Visitor Center von dem Wald wurde vor 2 Jahren bereits in Brand gesteckt – wer macht denn sowas?).

Außer dass es natürlich etwas absolut außergewöhnliches ist, die ältesten Lebewesen der Welt zu treffen, hat uns an dem Wanderweg auch gefallen, dass wohl erstens nur verhältnismäßig wenige Leute von der Existenz und dem Alter dieser Bäume wissen und zweitens die wenigsten Leute die Kondition und Lust haben, auf 3000 Höhenmetern die ganzen 7.5km zu machen.

Finger weg von Streifenhörnchen
Auf dem Parkplatz zum Wanderweg gab es natürlich (auch auf dieser Höhe) Streifenhörnchen zuhauf. Die meisten davon leben in ihren Höhlen und man sieht sie nur selten über den Weg huschen, aber manche davon haben Lust darauf von Menschen gefüttert zu werden, was man ja eigentlich nicht tun sollte, aber Bidu konnte es nicht lassen und weil der kleine Kerl beim ersten Mal was von ihm bekommen hat, konnte er als Bidu ihm erneut die Finger hinstreckte (dieses Mal ohne was zum Fressen in der Hand) nicht anders, als Bidu herzhaft in den Finger zu beißen. Zum Glück waren aber seine Zähnchen schon so abgenutzt, dass das keinen weiteren großen Schaden anrichtete… :-)

Damit hatten wir dann die Sierra Nevada von so ziemlich allen Seiten erkundet, was man so in wenigen Tagen machen konnte und nach einem leckeren Steak vom Grill und einer weiteren Sternen- und Vollmondnacht in unserer „Cabin“ soll es am Morgen weitergehen in das Tal des Todes, den Death Valley National Park.

Unser Fazit:

 


Unterwegs in Tal des Todes - Death Valley National Park

2010-09-24 to 2010-09-25

Lest hier wie wir ziemlich lebendig im Tal des Todes waren, Autos zählten in der Wüste, in einer Geisterstadt waren und unseren ersten Roadrunner sahen.

Das Tal des Todes
Nachdem wir uns in der südlichen Sierra Nevada bereits an Wüste, Einöde und spärliche Besiedlung gewöhnen konnten, stand uns noch eine Steigerung bevor: das Tal des Todes. Der Geschichte nach blieb in diesem Gebiet im Jahre 1849 eine Gruppe von Siedler stecken und brauchte mehrere Wochen einen Weg zu erkundschaften über die Pässe und durch die Wüste. Nachdem sie es aber doch noch raus schafften, nicht ohne menschliche Verluste, soll einer gesagt haben. „Hurra, wir sind dem Tal des Todes entkommen“ und so kam der Nationalpark zu seinem Namen.

Unsere neue Beschäftigung: Autos zählen in der Wüste

Während wir beim reinfahren in den Nationalpark auf den ersten 70km noch relativ viele andere Autos sahen, machten wir uns während unseres Aufenthaltes den Spaß die Anzahl der Autos zu zählen, die uns entgegen kommen. Das Ganze in der absoluten Einöde, d.h. um einen rum sind nur Berge, Steine, Geröll, Sand, Klapperschlangen, schwarze Witwen, Vogelspinnen und Skorpione. Unser Rekord lag bei 50km: 4 Autos!
Auch die Temperaturen im Death Valley Nationalpark sind nicht ohne. Während wir in den Park reinfuhren kletterte die Temperatur von 28 auf über 40 Grad! Im Sommer wird einem deshalb auch nicht empfohlen eine Wanderung im Park zu machen (wir hielten uns dran) und es kam auch schon zu Todesfällen weil Leute verdursteten oder einen Hitzschlag bekamen. Aber man muss nicht eine Wanderung machen, um den Death Valley Nationalpark zu erfahren. Am besten ist er eh per Auto zu erkunden, weil die einzelnen Sehenswürdigkeiten viel zu weit weg voneinander liegen.


Vom höchsten zum tiefsten Punkt Amerikas

So fuhren wir erst zu den Sanddünen, dann zum Zabriskie Point, einem Aussichtspunkt inmitten von farbigen Hügeln und rauf zum Dante Point, eine 20 Meilen lange Fahrt mit einer Steigung von 25% auf den letzten Metern. Von dort aus blickt man dann runter auf ein Tal, wo Badwater liegt. Badwater ist ein ehemaliger Salzsee, der inzwischen ausgetrocknet ist. Das sieht zum einen, irre aus, weil die Salzkristalle immer noch zu sehen sind und zum anderen ist das der tiefste Punkte Amerikas mit -86m unter dem Meeresspiegel. Dorthin kann man dann auch fahren, aber das hoben wir uns für den zweiten Tag auf. Ist übrigens interessant – der höchste Punkt in Amerika (Mount Whitney – siehe letzter Blogeintrag) liegt ja nur so um die 150km Luftlinie vom tiefsten Punkt entfernt und es gibt scheinbar einen Punkt im Park, von wo aus man auf beide Punkte blicken kann.

Geisterstadt Rhyolite

Da es auf dem Weg lag, stand abends dann noch zum Sonnenuntergang Rhiolyte auf dem Programm, eine alte Goldgräberstadt, die seit Anfang des 19. Jahrhunderts verlassen wurde. Da dort alle 15m ein Warnhinweis stand, dass es viele Klapperschlangen gibt, vermieden wir es die Gegend per Fuß zu erkunden, aber das war ohnehin nicht nötig, da man alles (und das ist eh nicht mehr so wahnsinnig viel) vom Auto aus sieht.

echte Roadrunner

Wenn man Glück hat, sieht man auch einen Roadrunner über die Straße flítzen. Ihr wißt schon die aus „Speedy Gonzales“… mööp mööp :-) (Fotos siehe unten)

Der tiefste Punkt der USA
Am nächsten Morgen fuhren wir dann nach Badwater, wo wir bei 40 Grad im Schatten die 2km raus auf den ehemaligen See liefen. Bei der (wenn auch trockenen) Hitze ganz schön anstrengend, aber durchaus zu bewältigen und lohnenswert ohnehin. Dann fuhren wir noch den Artists Drive, eine 17 Meilen lange Einbahnstraße mitten durch die Hügel und Berge, die zum Teil wirklich spektakulär in den Fels gehauen wurde.
Gegen Nachmittag hieß es dann total lebendig Abschied nehmen vom Tal des Todes und auf nach Las Vegas!

Unser Fazit:

 


Welcome to the Fabulous Las Vegas

2010-09-26 to 2010-09-30

wie uns die Krake Las Vegas in die Arme nahm und gar nicht mehr loslassen wollte…

Von Death Valley Nationalpark ging es für 2 Stunden quer durch die Einöde und Wüsten Nevadas, bevor es plötzlich besiedelter wurde und auf einmal waren wir schon in Las Vegas und dachten jetzt sind wir dann gleich da aber bis zum Strip sind es dann immer noch 30km… ein riesiges Ausmaß hat diese Stadt und wächst immer weiter und ist deshalb eine der am schnellsten wachsenden Kommunen in USA (über 7000 Neue Einwohner pro Monat).

Wir hatten uns für Las Vegas im Stratosphere Tower Hotel eingemietet, da wir dort ein unglaublich günstiges Übernachtungsangebot bekommen haben. Das Hotel liegt direkt am nördlichen Strip und ist teilweise etwas in die Jahre gekommen, allerdings wird es gerade renoviert. Unschlagbar ist die Aussicht, die man vom Hotel auf die Stadt hat, denn der Turm ist nicht nur das höchste Gebäude der Stadt, sondern auch das höchste Gebäude Amerikas westlich des Mississippi. Eine super Aussicht hatten wir auch von unserem Spa-Hotelzimmer im 24. (= dem höchsten) Stock direkt neben den Suiten. Das ganze Stockwerk wurde kürzlich erst komplett renoviert und neu eingerichtet. So hatte unser Spa Zimmer nicht nur nagelneue Möbel, sondern einen Flachbildfernseher und eine riesige Badewanne, wo man zu zweit nebeneinander gepasst hat – also fast schon ein Pool mit Bubbeln, Bubbeln und nochmal Bubbeln…

Oben auf der Turmspitze des Stratosphere Hotels gibt es nicht nur ein Restaurant und eine Bar, sondern auch einen Freefalltower und eine Art Karussell, das dich frei (Füße baumeln) über dem Abgrund dreht (also mehrere Hundert Meter über dem Boden). Als Hotelgast kann man mehrmals täglich umsonst hochfahren, für alle anderen kostet das 12 Dollar. Wäre es aber auch wert, allein wegen der Aussicht, vor allem nachts. Und es ist nicht mal der berühmte Las Vegas Boulevard, kurz Strip genannt, der es ausmacht. Es sind die Millionen von Lichtern drum herum, die vielen Einfamilienhäuser, die Las Vegas in ein einzelnes Lichtermehr verwandeln.

Dies sollte auch die Kulisse zum Rein feiern in Stefs Geburtstag sein. Punkt 12 saßen wir in der Bar auf 350 m Höhe und hatten eine beinahe 360 Grad Aussicht auf ein riesiges Meer von Lichtern. 

Was man sonst noch so in Vegas machen kann:

Summa summarum - Vegas ist einfach nur verrückt – überall so viel nackte Haut, Prostitution und abgedrehte Leute – alles ist erlaubt, alles wird gemacht. Nach 6 Tagen (irgendwie schafft es doch Vegas immer wieder, einen länger zu behalten, als man eigentlich bleiben möchte) waren wir jedenfalls froh, dass uns die „Krake“ Las Vegas endlich losgelassen hat und wir weiterziehen konnten.

Unser Fazit:


Grand Circle - Roadtrip durch die spektakulärsten Landschaften der USA

2010-10-01 to 2010-10-05

Lest hier von unserem Roadtrip durch die wohl spektakulärsten Landschaften der USA, wie wir auf unsere erste Vogelspinne trafen und erfuhren, was Sturzflut in der Wüste bedeutet....
 

Raus aus Vegas und ab zum Hoover Dam
Nachdem uns die Krake Las Vegas losgelassen hatte, fuhren wir Richtung Lake Mead, mit 640 km² größter Stausee der USA, welcher durch den Bau des Hoover Damms entstanden ist. Dieser wurde in den 30er Jahren fertig gestellt und es dauerte 2 Jahrzehnte, bis der See gebildet war. Der Hoover Dam ist außerdem einer der größten Staudämme der USA. Wenn man ihn von überquert hat ist man schon in Arizona. Man kann auf ihm laufen oder mit dem Auto darüber fahren und er ist wohl für die meisten Las Vegas Touristen ein Muss. Wir allerdings konnten es kaum erwarten nach 6 Tagen Stadtleben wieder weg von den Massen in die Natur zu kommen und freuten uns auf unseren Roadtrip, den „Grand Circle“.

Der Roadtrip möge beginnen: wir fahren den Grand Circle...
Wir entschieden uns einen großen Kreis zu fahren ( so an die 1500km), der auch der „Grand Circle“ genannt . Klassisch ist der Grand Circle wohl mit folgender Route: vom Zion National Park zum Bryce Canyon Nationalpark zum Capitol Reef National Park zum Arches National Park zum Mesa Verde National Park und schließlich zum Grand Canyon (wir haben den Circle aber noch um weitere Punkte erweitert, zum Beispiel dem Cedar Breaks National Monument)

Zion National Park
Der erste Stopp auf dem Grand Circle für uns sollte der Zion National Park sein. Leider fand dort in der Nähe gerade ein großer Marathon statt und so versuchten wir vergebens eine günstige Unterkunft zu bekommen – keine Chance: alle Zimmer waren doppelt bis dreifach so teuer wie sonst wegen diesem Ereignis. Nicht mal Camping war eine Option, da kein Campingplatz frei war. Außerdem waren langsam auch die Vogelspinnen unterwegs (mehr dazu siehe unten) und so mussten wir anderthalb Stunden Anfahrt in Kauf nehmen.

Im Folgenden wissenswertes über Vogelspinnen (Exkurs)

(was man auf so einer Reise nicht so alles lernt)
Erste Frage: wer hätte gedacht, dass es in Amerika Vogelspinnen gibt? (Also wir nicht) Zweite Frage: was weißt du über das natürlich Verhalten von Vogelspinnen (Wahrscheinlich nicht viel, denn wenn du mal eine gesehen hast, dann wahrscheinlich im Terrarium deines Kumpels und das ist kein Vergleich -  da sind ja schließlich ein paar Zentimeter Plexiglas dazwischen... :-)

Also aufpassen: Grundsätzlich sind Vogelspinnen nachtaktive Tiere, d.h. sie sind zwar da, aber du siehst sie tagsüber nicht. Zur Herbstzeit allerdings werfen die Vogelspinnenmamis die Vogelspinnenjungs aus dem Nest damit die sich eine Frau suchen und diese begatten. Wenn sie Glück haben und nicht aufgefressen werden nach dem Akt (nicht nur schwarze Witwen fressen ihre Partner) ziehen sie dann beim Weibchen ein. Ein Vogelspinnenmännchen baut sich also niemals ein Nest – von Mutti zur Frau… (kennen wir ja auch bei manchen Männern, nicht?) :-) Wenn die Vogelspinnenmännchen allerdings bis zum Winter keine Frau fürs Leben (oder Sterben) :-) gefunden haben, und die Temperaturen sinken, müssen sie erfrieren – wie traurig ist das denn??? (Bei aller Nächstenliebe - unser Mitleid hält sich in Grenzen) :-)

Angels Landing Trail - wo Engel landen
Im Zions National Park jedenfalls haben wir uns beim Ranger informiert ob schon viele Vogelspinnen unterwegs sind und haben als Antwort erhalten, dass er in seinem Garten diesen Herbst noch keine gesehen hat und das sie folglich spät dran sein könnten dieses Jahr. Etwas mulmig war uns dann schon als wir den Angels Landing Trail gelaufen sind, also den Wanderweg zum Landeplatz der Engel. Dazu folgendes: also erstens: Wanderweg ist untertrieben (Kletterpartie trifft's mehr) und zweitens: Landeplatz der Engel heißt der Ort weil Menschen davon behaupten nur Engel können da rauf kommen, weil der Berg viel zu steil ist. Der Weg ist eine 8km lange Wanderung hin und zurück. Die ersten 3km sind schon ordentlich steil, dass einem die Puste ausgeht (insbesondere bei 30 Grad und ohne Schatten) und der Weg geht mehrheitlich an der Kante entlang, wo es auch gut nach unten geht. Aber der letzte Kilometer ist nix für schwache Nerven. Und erst recht nix für Leute, die nicht hundertprozentig schwindelfrei sind. Denn auf einem teils weniger als ein Meter breiten Grad geht es ungesichert (!!!) weiter den Berg hinauf, und auf beiden Seiten geht es links und rechts mehrere hundert (!!!) Meter in die Tiefe, und man kann sich nur an ein paar Stahlseilen festhalten. Wow! Dazu kommen einem ja auch Leute entgegen, denen man ausweichen muss… Nach Rücksprache mit einem Parkranger und der Begutachtung des letzten Kilometers entschied sich Stef nach 3 km auf der Felsplattform zu warten, während Bidu natürlich den verbleibenden Kilometer machen musste. Nur mal so als Vergleich: einen normalen Kilometer Wanderweg dürfte man wohl locker so in 15 min schaffen. Hin und zurück macht das 30 Minuten. Bidu war einer der schnellsten, die die Strecke gemacht haben und war erst nach einer Stunde wieder da! Es gab wohl einige Leute, die wieder runter gebracht werden mussten, weil sie, als sie oben waren, solche Angst hatten beim Runtergehen abzustürzen. Die meiste Todesursache im Zion Nationalpark sind übrigens abgestürzte Wanderer…. nun ja – nicht umsonst gibt es im Park einen Pin zu kaufen, auf dem steht „Ich bin den Angels Landing Trail gewandert" (vielleicht sollte man noch anfügen "und heil wieder runter gekommen“) :-)


Die Aussicht vom Gipfel und von der Plattform ist schon fantastisch und der Zion Nationalpark ist auch etwas ganz eigenes und hat uns deshalb sehr gut gefallen. Nicht nur, dass dort sogar Bäume wachsen (drum herum ist ja Wüste), was daran liegt, dass es einen Fluss gibt. Das richtig Tolle ist die Farbkombination von den grünen Pflanzen und dem dunkelroten Stein. Wahnsinn! Gerne wären wir noch geblieben, um weitere Höhepunkte im Zion Nationalpark anzusehen, aber für eine weitere Wanderung blieb an diesem Tag keine Zeit und die Wanderung durch einen Canyon (man läuft da wirklich im Wasser im Canyon) war zu gefährlich weil ein ziemliches Gewitter aufzog und damit eine weitere große Gefahr in der Wüste auftritt: Sturzflut!


Sturzflut in der Wüste (Exkurs 2) - (wieder was gelernt)
Runter gehauen hat's tatsächlich in den nächsten Tagen. Und zwar nicht nur ein bisschen sondern es war der helle Wahnsinn! In der Wüste ist das immer besonders heikel, weil der Wüstenboden so steinig und ausgetrocknet ist, dass das Wasser, das da so runterkommt, nicht versickern kann. Infolgedessen sucht sich das Wasser den besten Weg und wird dabei immer größer und größer, bis es zu einer richtigen Flut wird. Diese macht dann natürlich weder vor irgendwelchen Canyons, Wanderwegen noch vor Straßen Halt. Und so sollte Sturzflut für die nächsten Tage zu einem Thema werden. Es ist wirklich abgefahren, wie es innerhalb von Sekunden regnen kann, was das Zeug hält (wir denken, wenn man draußen stünde, wäre man nach weniger als 30 Sekunden so pitschnass als hätte man eine Dusche genommen) Und dann diese Blitze – wir haben beide noch nie erlebt, dass es so viele so riesige Blitze gibt. Eine Sturzflut ist übrigens auch deshalb so gefährlich, weil es 50 Kilometer entfernt ein Gewitter geben kann, das dann genau da, wo man ist, bei wahrscheinlich blauem Himmel zu einer Flut führt, obwohl man natürlich nicht damit rechnet.

Bryce Canyon und Cedar Breaks National Monument
Nach also der ersten Erfahrung von Regen im Wüstengebiet (wow – ging das ab!) fuhren wir am nächsten Morgen weiter ostwärts Richtung Bryce Canyon. Aufgrund der relativen Höhe waren plötzlich wieder im einem Pinien und Tannenwald, der von Birken durchsetzt war. Eigentlich nichts Außergewöhnliches - aber da diese schon langsam ihr Herbstkleid trugen, waren sie richtig gelb bis orange, sodass es eine irre Farbkombination ergab. Spontan besuchten wir noch das Cedar Breaks National Monument, weil es nur ein kurzer Abstecher auf unserer landschaftlich reizvollen Strecke zum Bryce Canyon war und uns schon mal einen Vorgeschmack auf das Kommende gegeben hat. Ist man erst mal an der Kante angekommen (kein weiter Weg zwischen ein paar Bäumen hindurch) steht man wie vor einem Amphitheater von rot-weiß gefärbten Steinstelzen. Wahnsinn!

Aber der sollte sich noch steigern. Auf dem Weg zum Bryce Canyon fuhren wir nicht nur durch eine schwarze Vulkanlandschaft, aus der gelb-orange Birkenbäume wuchsen, sondern auch am sogenannten Red Canyon vorbei , einer gänzlich roten Felskombination, durch die man sogar mit dem Auto fährt.

Bryce Canyon National Park
Wie schon im Cedar Breaks National Monument ist auch der Bryce Canyon schwer zu beschreiben. Hunderte Sogenannter Hoodoos scheinen in rot-weißen Farbspielen aus dem Boden zu wachsen und bilden eine einzige Traumlandschaft. Hoodoos sind Gesteinssäulen aus Kalkstein, die sich durch Wind geformt haben. Sie entstanden innerhalb der letzten 40 bis 60 Millionen Jahre vor allem auf den Hochplateaus des Colorado-Gebietes und der Northern Great Plains und können Höhen von 1,5 bis 45 Metern haben. Irre!


Was uns auch umgehauen hat, war die Art und Weise wie man zu den Hoodoos kommt. Man fährt durch einen Wald aus Pinienbäumen, stellt sein Auto ab und läuft ein paar hundert Meter und plötzlich steht man vor der Kante und vor einem breitet sich dieses unglaubliche Panorama aus. Seht euch die Fotos an und ihr werdet uns verstehen.

Auf eine der schönsten Straßen Amerikas

Noch am Nachmittag hatten wir geplant Richtung Arches National Park zu fahren – vor uns lagen 5 Stunden Fahrt durch wahrscheinlich eine der schönsten Gegenden Amerikas. Wir fuhren durch knallrote Canyons, Obstfelder, durch Birkenwälder, wo uns alle 5km eine Kuh vors Auto lief (im Ernst – die kennen nix – noch schlimmer als in der Schweiz… :-) und bewältigten auf unzähligen Kurven unzählige Kilometer, vorbei an Dinosaurierknochenausgrabungen, Steinen und Felswänden jeglicher Farbe, tiefen Abgründen, auf schmalen Felsgraten durch die Gegend Amerikas, die lange Zeit der letzte unerforschte Fleck auf Amerikas Landkarte war.

... und plötzlich: Sturzflut
Während wir den Capitol Reef Nationalpark durchquerten, wurde es langsam dunkel und wir fuhren durch eine so einsame Gegend, dass zwischen der ersten Ansammlung von Häusern (10 oder so) und der nächsten ganze 60km lagen - links eine Wüste und rechts nicht viel anders. Quasi noch mal die Steigerung zum Death Valley National Park – das Ganze nämlich nachts. Die Warnhinweise für Sturzflut (english „Flash floods“) nahmen zu, weit und breit kein anderes Auto unterwegs und in der Dunkelheit leuchtete ein Blitz nach dem anderen auf - wir haben beide noch nie so riesige Blitze gesehen!!!

Und wie wir so durch die Dunkelheit fuhren, uns immer noch gegenseitig versicherten, dass es bestimmt zu keinen Überflutungen kommt oder wenn doch wie sich das dann wohl hier auswirkt (bestimmt anders als so ein Rheinhochwasser) :-) sahen wir in der Ferne schon das Blaulicht. Und wirklich mitten in der Einsamkeit stand ein Polizeiwagen, wir hielten kurz an und fragten, ob es sicher sei weiterzufahren. Der Polizist sagte uns, solange wir die linke Fahrspur quasi als Falschfahrer benutzen, sollte es passen… puh! Die rechte Fahrspur war auch komplett zu mit rotem Matsch und ein Räumfahrzeug gerade zu Gange… aber Falschfahren ging auch, denn wir hatten in der einsamen Gegend keinerlei Gegenverkehr und so schafften wir es locker zu unserem Übernachtungsstopp in Green River.

Arches National Park
Nach einer Nacht in Green River, wo mitten im Wüstengebiet Wassermelonen angepflanzt werden (mmhhh… lecker, wir haben uns morgens mit einer riesigen Melone frisch vom Straßenverkaufsstand eindeckt) ging es weiter Richtung Arches National Park. Noch im Visitor Center der erste Schreck! Eine ausgestellte Vogelspinne! Die Rangerin fand es dann auch besonders witzig auf unsere Nachfrage hin zu erzählen, dass die Vogelspinnen hier im Park immer in Gruppen auftreten… - na Danke! Da wir aber quasi schon langsam Experten waren, haben wir ihr das natürlich nicht geglaubt (obwohl sie es sehr glaubhaft erzählt hat) :-)   Im Arches National Park, der mit seinen roten Steinen und Felswänden so wunderbar leuchtet, fuhren wir alle Sehenswürdigkeiten ab und entschieden uns dann zuerst für den Weg zum Landscape Arch (dem größten aller Arches weltweit) (88.4m Spannweite) , welcher im Teufelsgarten liegt (2km Rundweg) und dann dem Weg zum Delicate Arch (dem wohl berühmtesten), welcher 4.8km Rundweg bedeutet. Das Ganze allerdings etwas anstrengender über Felsrücken, die zwar gut zu belaufen sind aber relativ steil hoch gehen und entlang von Felsen auf nur wenigen Zentimetern Weg, die in den Felsen gehauen wurden. Ziemlich cool! Da der Delicate Arch so was wie der Arch der Nation ist, ist es oben angekommen und auch schon auf dem Weg dahin dementsprechend umtriebig und teilweise muss man erst die entgegenkommenden Leute durchlassen, damit man selbst weiterlaufen kann.
Vom Zeitpunkt her hätten wir’s nicht besser erwischen können. Viele der Leute, die es mit uns hochgeschafft haben, platzierten sich für den Sonnenuntergang, während wir beschlossen, doch lieber wieder runter zu laufen und wirklich… wir waren grad den ersten Kilometer mit dem Auto gefahren, ging so dermaßen ein Gewitter runter… sowas haben wir beide noch nicht erlebt. Weiterfahren unmöglich! Was für ein Glück wir mal wieder hatten – genau diesen ersten Kilometer mussten wir schaffen, um nicht in der Überflutungszone zu sein, denn dann wären wir erst mal für die nächste Zeit festgesessen, da der Parkplatz für die Delicate Arch Wanderung mitten in der Flutungszone lag und man weder rein noch raus kam!


Mesa Verde National Park
Nach einer kalten Nacht in Moab, Amerikas selbsternannter Outdoor-Stadt, fuhren wir ca. 2 Stunden und schon waren wir in Colorado, unserem 9. Bundesstaat im Westen der USA (der 12. Bundesstaat auf der Reise). Wir schlugen Quartier auf in Cortez und schon ging es direkt in den Mesa Verde Nationalpark. Dieser sollte eine Ausnahme bilden in der Reihe von National Parks, die wir in den USA besuchten. Ausnahmsweise spielte nämlich mal nicht die Landschaft und Natur die Hauptrolle, sondern die Geschichte. Jawohl, ihr habt richtig gelesen – die gibt es in USA tatsächlich. (Sorry, my american friends, as Europeans we are a little bit spoiled with history) :-) Die Gegend im Mesa Verde Nationalpark war einst Heimat vieler Indianer, die anders wie man sich das so vorstellt, nicht im Zelt gewohnt haben, sondern sich Behausungen in die Felsen gebaut haben. Und im Mesa Verde National Park kann man sich einen Teil der bestens erhaltenen Klippenwohnungen erklettern.


Dazu muss man lediglich auf eine von einem Ranger geführte Tour mitgehen, keine Höhenangst haben und schwindelfrei sein. Der Zugang zu zwei der drei Klippensiedlungen, die man sich aus der nächsten Nähe anschauen kann, erfolgt nämlich über Leitern… Klar haben wir uns alle dieser Siedlungen angesehen – die größte umfasst über 150 Wohnungen, komplett in den Berg gehauen und außerdem mehrere Kibas, das waren die heiligen Orte der Indianer, wo sie ihre Zeremonien abhielten, ähnlich unseren Kirchen.


Gleich bei der ersten Tour war es dann soweit: im Zions National Park und Arches Nationalpark waren wir wohl noch zu früh, aber bei der geführten ersten Tour im Mesa Verde National Park raunte plötzlich das Wort „Tarantula“ durch die Luft. Und das obwohl die Rangerin auf unsere Nachfrage im Visitor Center meinte, „zu 99,99% seht ihr sowieso keine…“ (sollten wir uns nun glücklich schätzen?) :-) 


Zum Glück saß das Kerlchen (man kann hier wirklich von einem kleinen Exemplar sprechen) fast 2m unter uns in der Kiba. Und zum Glück sind diese Dinger so was von langsam, dass man eigentlich gar keine Angst haben muss, denn ihre Bewegungen sind berechenbarer als von manch kleinerem Exemplar zuhause… Also keine Panik auf der Titanic! Aber eine gewisse Achtsamkeit war jetzt natürlich trotzdem vorhanden (und Camping definitiv aus dem Spiel) :-)

Unser Fazit:

 

 

 

 


Der Roadtrip findet seinen Höhepunkt: Monument Valley und the Wave

2010-10-06 to 2010-10-09

Lest hier wie wir die Lotterie gewannen und zu einem der größten Natursphänomene der Welt wandern durften, uns dabei in der Wildnis verirrten und seht Bilder vom Antelope Canyon und Monument Valley!

Tornadowarnung im Monument Valley
Unser nächster Stopp sollte das Monument Valley sein. Nach knapp 4 Stunden durch absolute Einöde in einem riesigen Indianerreservat kamen wir in Mexican Hat an, einem ziemlich indianischen Dorf (20 Häuser maximal), wo wir uns in der Outpost einmieteten direkt am Fluss. Bereits im Radio und Internet hatten wir gehört, dass uns ziemlich heftiges Wetter erwartete. Nach „Flash Floods und Blitzhagel erwartete uns nämlich eine neue Eigenart des amerikanischen Wetters: es gab eine Tornadowarnung! Und tatsächlich kaum angekommen kam ein wahnsinnig starker Regen runter, aber vom Tornado blieben wir zum Glück verschont. Wie wir am nächsten Tag erfuhren, gab es den aber tatsächlich ein paar Meilen weiter, wo ganze Häuser abgerissen wurden und ein ganzer Zug entgleiste. (Puh – nochmal davon gekommen!!!)

Monument Valley - wegen Überflutung abgesagt
Nachdem der Regen aussetzte (auch etwas, dass man ja in einem so wüsten Ort wie dem Monument Valley nicht unbedingt erwartet) versuchten wir unser Glück mit dem Monument Valley, aber der Himmel und die Straßen ließen nichts Gutes erwarten. Auch wenn man nicht in den sogenannten Navajo Nations Park reinfährt, sieht man vom HIghway aus schon aufregende Bilder vom Monument Valley ganz besonders in der untergehenden Sonne wenn der Himmel immer noch voller Wolken von dem großen Gewitter hängt. Und so beschlossen wir die 5$ Eintritt pro Person für den morgigen Tag aufzusparen. Eine weise Entscheidung, wie sich herausstellte, denn ein Schweizer älteres Ehepaar, das wir unterwegs trafen, erzählte uns, sie hätten es versucht, aber die ungeteerten roten Sandsteinstraßen waren mit dem Regenwasser vermischt wie Schmierseife und es gab überhaupt kein Vorwärtskommen.

Endlich - Postkartenansichten im Monument Valley
Auch am nächsten Tag war die Straße ziemlich ausgewaschen und holprig und alle paar Meter musste man über metergroße Steine fahren, die richtig rausstanden, ganz zu schweigen von den Abschnitten wo es noch nass war und man mit Karacho drüber fahren musste, um nicht stecken zu bleiben. (Anmerkung: wir hatten keinen Jeep gemietet…) Erwähnte „Straße“ ist 17 Meilen lang und geht durch Teile des Monument Valley, dass eigentlich gar kein Tal ist, die nur über diese „Straße“ erreicht werden können. Die letzten paar Meilen sind Einbahnstraße und da wir nicht wussten, wie die Straßenlage weiter hinten ist, entschlossen wir uns lieber da umzukehren, wo es noch geht. Denn wenn man ja erst mal die Einbahnstraße fährt, muss man wohl oder übel durch… Genug gesehen hatten wir ohnehin…

Tata - unsere nächste Vogelspinne

Zum Mittagessen setzten wir uns auf die Aussichtsplattform vorm Besucherzentrum und bekamen die perfekte Postkartenansicht… einfach nur traumhaft. Bis zu dem Moment wo ein paar Meter hinter uns plötzlich Schreie ertönten und wir uns die Ursache ansahen: eine wirklich riesige Vogelspinne, die so mir nichts dir nichts auf der Treppe herumspazierte. Auch diese war zum Glück ziemlich langsam, obwohl sie es innerhalb weniger Minuten fast bis an unseren Picknicktisch geschafft hat (aber da waren wir dann gleich weg… :-) ) Während unseres Mittagessens kamen wir dann mit Heather und Morgan ins Gespräch, einem englisch- schwedischen Pärchen, das auf einer Reise ist mit ähnlichen Zielen wie wir. Sie erzählten uns von der „Wave“, also der berühmten und doch behüteten Gesteinsformation an der Grenze Utah/Arizona und wie sie vergebens an der Lotterie teilnahmen, die jeden Morgen stattfindet, um eine der 10 Personen sein zu dürfen, die vor Ort die Erlaubnis erhalten dorthin zu wandern. Wir wussten von der Schönheit dieses Ortes, aber nicht wo er war und was es für ein Glück sein musste, diese Lotterie zu gewinnen, aber dazu später mehr….

Erst mal fuhren wir mittags weiter nach Page, wo wir für die nächsten 3 Tage unser Lager aufbauen wollten. Wir ließen es erst mal locker angehen, informierten uns, wo wir das ominöse Bureau of Land Management finden konnten, in welchem die Lotterie stattfand und das auch mitten im Nirgendwo liegt, und wie man am besten in den Antelope Canyon kommt, die Attraktion der Gegend, die der Durchschnittstourist macht.
Wie wir die Lotterie gewannen…

Wie wir die Lotterie gewannen

Am nächsten Morgen dann war es soweit. Da wir in Arizona schliefen, das bureau of land management aber schon in Utah lag, mussten wir extra noch eine Stunde früher aufstehen (also um 05:30), um 8:30 Utah Zeit nach einer Stunde Fahrt durch die Wüste an dem Ort anzukommen, wo auch schon andere Leute warteten und immer mehr Autos und Leute eintrafen. Na das konnte ja heiter werden… Wir hatten von Glückspilzen gelesen, die nur zu neunt waren, d.h. es musste nicht mal eine Lotterie stattfinden, weil jeder mitkonnte. Bei uns waren fast 40 Leute da…. Jede Gruppe musste ein Blatt ausfüllen, bekam eine Nummer zugewiesen und Punkt 9 Uhr ging die Lotterie los, obwohl noch weitere Leute eintrafen, aber die waren schon raus aus dem Spiel. Die Dame vom Besucherzentrum sagte, wenn man gezogen würde, solle man doch bitte nicht ausflippen, weil es schon ganz schön zu Szenen in diesem Besucherzentrum gekommen sei. Könnt ihr euch also vorstellen, wie Bidu, als die Nummer 14 (unsere Nummer) als Allererste aus der Drehbox rausgezogen wurde, keine Miene verzog? Er hat es sich so nicht anmerken lassen, dass als unsere Nummer gezogen wurde, großes Rätselraten und Staunen war, wer denn nun die Nummer 14 hätte bis Bidu endlich die Hand hob. :-) Stef saß in der Zwischenzeit im Auto und war damit die Einzige, die sich daran hielt, dass immer nur einer pro Gruppe in dem kleinen Häuschen bei der Ziehung dabei sein sollte. (Nervenschonender war es aber allemal!)

Nachdem die Formalitäten erledigt waren, wir unsere Erlaubnis erhalten hatten und 14$ los waren, wurde uns noch erklärt, wie wir überhaupt zu der Wave kommen sollten. Nur die Gewinner der Lotterie erhielten eine 6 seitige Beschreibung inklusive GPS Daten, wie man die Wave erreicht. Zuerst sollte man 8 Meilen auf einer ungeteerten Straße fahren, die an dem Tag, als wir die Lotterie gewannen, nur für Autos mit Allradantrieb zu befahren war (der große Regen kam auch hier vorbei). Dann ging es auf einer 10km langen Wanderung mitten durch eine Wildnis. Das bedeutet, dass es keinerlei Wanderwege geben darf und dass eben nur 20 Leute pro Tag (10 mit online Genehmigung und 10 vor Ort) rein dürfen. Aus diesem Grund waren auf unserem 6 seitigen Beschrieb Fotos abgebildet und Koordinaten, wann man den Punkt erreicht, von dem das Foto aus geschossen wurde. Ziemlich abenteuerlich…


Antelope Canyon
Da die Erlaubnis immer für den Folgetag gilt, mussten wir uns aber noch eine Nacht gedulden, bis wir die Wanderung machen konnten. Folglich stand erst mal der Antelope Canyon auf dem Programm. Da dieser auf Indianerland liegt, wird er auch von diesen gemanagt und Zutritt wird nur in Form von einer geführten Tour gewährt. Kostenpunkt: 25$ für die Tour und nochmals 6$ für den Eintritt auf den Parkplatz. Da der untere Canyon noch immer voller Wasser stand wegen des Regens und der Flash Floods konnten wir nur in den oberen Canyon und hatten fast schon Glück, denn ein paar Tage zuvor wäre es schwieriger oder gar nicht möglich gewesen. Mit einem Pick-Up Truck geht es dann 5 Meilen in einem Flussbett voller rotem Matsch bis zum Eingang in den Canyon. Unsere indianische Führerin war nicht nur Fahrerin sondern im Canyon auch DIE Expertin für wie man am besten die Fotos schießt. Das ging sogar so weit, dass mehr als die Hälfte der Leute auf der Tour ihr ihren Fotoapparat gaben, damit sie die Fotos schießt.

Am Nachmittag gingen wir noch an den Lake Powell, der durch einen Staudamm mitten in der Wüste entstand und voller Hausboote ist, und waren komplett erstaunt darüber wie verdammt warm das Wasser war. (Wärmer als die Luft draußen bei Sonnenuntergang!)

Das Abenteuer beginnt – die Wanderung zur Wave
Am nächsten Morgen war es soweit! Das Abenteuer Wildnis konnte beginnen! Nach über einer Stunde Fahrt ins Nirgendwo mit dem Plan in der Hand versuchten wir vergebens die richtige Abzweigung zu finden, wo es auf die ungeteerte Straße Richtung Start des „Wanderwegs“ gehen sollte. Und so fuhren wir und fuhren wir an zig Abzweigungen vorbei aber keine sah nach unserer Straße aus bis wir nach fast ca. 40km und einer Baustelle doch mal lieber umkehrten und tatsächlich bei der Rückfahrt fanden wir besagte Straße dann auch. Uns wurde gesagt dass wir nach ca. 3 Meilen an das Stück kämen, wo die Autos ohne Allrad gestern stecken blieben und so fuhren wir gespannt ob wir es denn überhaupt bis zum Anfang des Wanderwegs schaffen würden. (Falls nicht konnten wir versuchen die Straße von ihrem anderen Ende zu befahren – ein Umweg von wahrscheinlich so an die 150-200km…) Aber es ging. Mit ein bisschen Anlauf, Mut und Augen zu und durch navigierte uns Bidu sehr gut durch die matschige Stelle und dann noch durch eine zweite mit der wir nicht gerechnet hatten… und nach 17km holper die polter kamen wir endlich am Anfang des Wanderweges an. Nachdem wir zufällig noch einen Ranger trafen, fragten wir nach dem genauen Startpunkt, denn so wirklich zu sehen war der nicht.


Mit genügend Flüssigkeit, Essensrationen, Kamera und GPS machten wir uns auf den Weg (die Taschenlampe, die wir sicherheitshalber mitnehmen sollten, haben wir vergessen). Erst läuft man ca. 1 km im normalerweise trockenen Flussbett. Aufgrund der heftigen Regenfälle in den Tagen davor jedoch war das teilweise noch recht matschig und nass und ein zwei Mal hätte es uns beide gleich geschmissen (da hilft alles Profil dieser Welt nicht) – dieser Untergrund ist wie Schmierseife, wenn er nass ist. Dann mussten wir rechtzeitig den Weg aus dem Flussbett finden (leider keine Schilder) um zu einem kurzen aber steilen Aufstieg zu gelangen und dann ging es für weitere 1.5 km auf alten Sandweg zwischen Wüstengestrüpp. Dann wurde es richtig spannend, denn wir standen inmitten der Steinhügel, die sogenannten Spitzkuppen und kletterten erst zwischen zwei durch und dann auf einem Felsengrad entlang weiter durch eine Landschaft, die ziemlich ähnlich aussah. Aber wir hatten ja zum Glück unsere Anleitung dabei. Wenn man nicht mehr weiterwusste, gab es zwischendurch immer mal wieder einen Steinmann und ab und an sah man auch mal Fußabdrücke von anderen Leuten. Nachdem man den schwierigen gänzlich gleich aussehenden Part hinter sich hat (die Rangerin hatte uns schon vor diesem Bereich gewarnt, denn das war da wo die meisten Leute sich verlaufen), geht es einen weiteren Sandabstieg nach unten, wieder in ein Flussbett und dann ziemlich steil teils mehrere natürliche Stufen nach oben bis man nach ein bis 2 hundert Höhenmetern endlich die Wave erreicht.


Oben angekommen war erst mal Mittagessen fällig, wobei wir ein Trio von 68 jährigen Männern kennenlernten, die seit der Schule miteinander befreundet sind und jedes Jahr zusammen Wanderurlaub machen. Dabei erfuhren wir, dass sie 3 Jahre lang versuchten, die Erlaubnis online zu gewinnen und sich dann dazu entschlossen es vor Ort so lange zu versuchen bei der Lotterie, bis sie sie in den Händen halten. Das gelang ihnen dann mit uns nach 4 Tagen! Erst da realisierten wir gänzlich was für ein Glück wir hatten!

Nachdem wir die Wave dann bestimmt eine Stunde für uns alleine hatten, machten wir uns gegen 15 Uhr auf den Rückweg, wohl wissend, dass wir für den Rückweg 3 Stunden Zeit hatten bis Dunkelheit. Nach Dunkelheit, so meinte die Rangerin, seien wir ganz verloren. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass der nächste Ort 1 Stunde Autofahrt (also runde 70km) und die nächste Häuseransammlung 30km entfernt war…. Das gibt euch dann annähernd eine Vorstellung von der Dunkelheit dort…

Naja… problematisch an der ganzen Strecke ist nämlich erst der Heimweg, denn dafür hat man keine extra Fotos und all diese Steinhaufen sehen von der einen Seite eben leider komplett anders aus als von der anderen. Davor hatte man uns gewarnt und wir haben uns selbst eigene Orientierungsfotos geschossen und versucht uns die Strecke gut einzuprägen. Die ersten 30min kamen wir gut voran, fanden unseren Weg, orientierten uns an den Steinmännern und weil es ja auf dem Hinweg auch schon geklappt hat, folgten den Fußspuren von anderen vor uns. Vielleicht war das der Fehler, auf jeden Fall ging unser selbstgesuchter Weg plötzlich durch ein Gebiet, in dem wir ganz bestimmt vorher nicht waren. Wir mussten plötzlich durch ein Flussbett, wo wir als wir es betraten, eingesunken sind, zwischen Hecken hindurch und schließlich richtig klettern, nur um oben anzukommen und zu erkennen, dass es auf der anderen Seite entweder kerzengerade nach unten geht oder dass es auf keinen Fall der richtige Weg ist. Dabei trafen wir dann einen jungen Schweizer und seine französische Freundin, die nicht nur auch verloren waren, sondern nicht mal eine Erlaubnis hatten und auch keine Ahnung, was die Wave ist. Wohl nur davon im Internet gelesen und dann gedacht, sie umgehen die ganze Bürokratie und laufen da mal eben hin. Total bescheuert. Naja… unser Angebot mit uns zurück Richtung Autos zu kommen, haben sie abgelehnt, keine Ahnung was aus ihnen geworden ist.

Wir jedenfalls waren bestimmt eine ganze Stunde verloren, versuchten unseren Weg hier und da nur um festzustellen, dass es doch nicht der richtige ist, also wieder umkehren, runter klettern, teils auf allen vieren und wieder den Weg zurück finden, wo man eben herkam, vor allem. Langsam war uns nicht mehr wohl und Stef dachte schon wir müssten in der nächtlichen Wüste auf Bidus Geburtstag anstoßen (fragt sich nur mit was, denn unsere Wasserreserven waren nicht auf Übernachtung ausgelegt) :-) Schlussendlich versuchten wir den Weg zurück zu finden, zu dem Punkt, wo wir uns zuletzt orientieren konnten auch wenn das bedeutete, für mehrere Minuten wieder komplett in die falsche Richtung zu laufen. Und siehe da, wir erkannten, dass wir viel zu weit westlich gelaufen sein mussten, und hielten uns dann näher an den Spitzkuppen am Berg und so fanden wir dann schließlich wieder die beiden Zwillingsspitzkuppen, durch die wir durchklettern mussten. Ab dann lief es wieder gut, auch wenn es noch eine halbe Ewigkeit dauern sollte, bis wir den Sandweg wieder fanden. Und im Flussbett vom Morgen mussten wir dann auch auf dem Rückweg wieder schauen, rechtzeitig den Ausstieg zu schaffen.

Weniger als eine Stunde vor Anbruch der Dunkelheit kamen wir dann wieder an unserem Auto an und trafen dort zwei Jungs, die wir auf dem ganzen Weg nicht gesehen hatten und die uns erzählten, sie hätten einen Kerl getroffen, der auch verloren gewesen ist. Jetzt mussten wir nur noch die 17km Straße bis vor zur Landstraße schaffen, gar nicht so leicht, weil uns unterwegs plötzlich Kühe vors Auto liefen… Kühe in der Wildnis - wo gibt’s denn sowas? :-) Total geschafft, die Kamera voller wunderschöner Bilder, und noch immer etwas aufgeregt von dem Tag und unserem Erlebnis kamen wir in unserem Motel an und konnten echt nur ganz schwer durchhalten bis Mitternacht um in Bidus Geburtstag zu feiern.

Unser Fazit


Höhepunkte der Route 66 - Vom Grand Canyon zum Joshua Tree National Park

2010-10-10 to 2010-10-16

Lest hier wie wir den Grand Canyon besucht haben, von Geisterstädten und wilden Eseln, wie wir auf Amerikas berühmtester Straße unterwegs waren, im Yoshua Tree National Park die Bäume bewunderten und in Palm Springs Palmen zählten (Scherz, das sind viel zu viele) :-)

 

Grand Canyon
Am nächsten Morgen ging es erst mal noch an den Horseshoe Bend, wo der Colorado Fluss einen Knick macht wie ein Hufeisen. Dann machten wir uns wieder auf große Fahrt. Fast 4 Stunden sollte es dauern von Page an den Grand Canyon. Unterwegs machten wir an der Cameron Outpost Halt, einem Stopp, den es seit den guten alten Westerntagen gibt, von Indianern geführt mit einer Auswahl an indianischen Souvenirs, wie man sie sonst wohl nirgends findet und einem Restaurant, in dem es Navajo angehauchte amerikanische Küche gibt. (wir haben uns doch liebe für das eigene Picknick auf der Parkplatzmauer entschieden). Wir fuhren weiter durch die Wüste und in der Ferne konnte man immer wieder den Colorado erahnen, denn immer mal wieder sah man eine tiefe Furche ins Land gekratzt. Dann plötzlich fuhren wir in einen Pinienwald. Unfassbar, gerade waren wir doch noch in der Wüste und man hätte nicht gemerkt, dass wir an Höhe gewonnen hätten… Willkommen im Grand Canyon Nationalpark! Wow, so hätten wir uns das nicht vorgestellt. Eher ziemlich baumlos und trocken. Aber tatsächlich an der oberen Kante gibt es einen richtigen Pinienwald und Warnungen vor Berglöwen :-)

Warnungen gibt es überhaupt zuhauf. Der National Park Service warnt überall davor, an einem Tag bis runter zum Fluss zu laufen und wieder hoch, da das schon unzähligen Leuten das Leben gekostet hat. Temperaturen bis über 40 Grad und Entfernungen zwischen 30 und 40km plus ein Höhenunterschied von 1500 Metern – beim Abstieg noch gut zu machen, aber erst der Aufstieg kostet dann die Kraft. Unten am Fluss kann man campen, aber die Genehmigungen dafür gehen schon Monate im Voraus weg und außerdem musste ja auch das ganze Zeug mitschleppen. Dafür gibt’s oben am Abgrund immer mal wieder Ferngläser, wo man einen Blick nach unten werfen kann. Wir müssen zugeben, der Grand Canyon ist schon wahnsinnig imposant, was wirklich an seiner Tiefe liegt und wie sich das Wasser jahrelang durch den Stein gefressen hat, besonders schön (wie so viele andere Naturwunder, die wir gesehen haben) ist er aber nicht, mal abgesehen von den Farbspielen wie die Sonne untergeht.

Nach der Wanderung zur Wave, die uns noch immer in den Knochen steckte, beschränkten wir unsere Besuche an den zwei Tagen dann auch auf Anschauen von oben und liefen lediglich einen Teil des Wanderwegs, der am Abgrund entlang geht. Keine Ahnung, ob es dann doch die Höhe war oder noch die Erschöpfung von den Vortagen, uns war es jedenfalls beiden ziemlich schwindelig und so war das das Einzige, was drin war. Aber das hat auch gereicht, zumal die Sonne so dermaßen gebrannt hat, dass Stef durch die Hose durch Sonnenbrand bekommen hat. Krass!
Ziemlich ausgehungert von den letzten Wüstentagen gönnten wir uns dann in Williams, unserem Übernachtungsort, erst mal ein saftiges Steak bevor es am nächsten Tag auf die berühmte Route 66 gehen sollte.

Die Route 66
von Williams führte uns der Weg über die Route 66 nach Seligman, Kingman und Oatman. Und sobald man mal auf der Route 66 drauf ist, führt sie einen durch ganz schön einsame Gegenden. Da sie seit vielen Jahren nicht mehr genutzt wird (das ganz große Ende kam 1984) gibt es viele Teilstücke, die fehlen oder verfallen sind. Und obwohl es noch viele Touristen gibt, die sie zum Teil oder ganz befahren (Chicago-Los Angeles) kann es ganz schön einsam werden unterwegs. Auch die Orte und Dörfer, durch die man so fährt sind alles, von total verschlafen, verlassen, verfallen, betriebsam und touristisch bis zur Geisterstadt Outman, die partout nicht aussterben will.


Das Stück zwischen Kingman und Oatman hat uns dann auch am besten gefallen, weil es dort einsam ist und landschaftlich am tollsten. Man fährt durch die Wüste, fühlt sich mitten in der Einsamkeit, auf windigen Straßen, die sich durch die Berge schrauben, ab und an sieht man mal wieder eine Harley entgegenkommen aber den größten Teil der Fahrt ist man schön für sich. Bis man dann in Oatman ankommt, wo einen eine lebende Geisterstadt erwartet, Früher wurde dort mal Gold abgebaut (ganz in der Nähe davon, macht man das wohl immer noch), und als damals der Ort von den letzten Goldgräbern verlassen wurde, ließ man die bis anhin als Lasttiere genutzten Esel einfach zurück. Infolgedessen haben die sich natürlich vermehrt und bevölkern heute die Straßen von Oatman. Ganz besonders natürlich die Route 66, weil da viele Touris anhalten und sie füttern kommen. Im Ort gibt es auch noch das Hotel, wo Clark Gable seine Flitterwochen verbracht hat. (Komischer Ortswahl finden wir) :-)


Nach einem kurzen Zwischenstop am Bagdad Cafe (Out of Rosenheim lässt grüßen), erreichten wir gegen abend unseren Übernachtungsstopp Barstow. Gleich am nächsten Morgen ging es dann nach Calico Ghosttown (auch so ein Muss auf der Strecke Las Vegas-L.A. und von Stef schon zum zweiten Mal besucht). Als die ersten zwei Reisebusse mal durch waren, hatten wir auch fast den ganzen Ort für uns alleine, besichtigten eine Silbermine und die verbliebenen Reste der Geisterstadt und fühlten uns fast wie zurückgesetzt in die Zeit der Gold- und Silbergräber.

Joshua Tree Nationalpark
Am frühen Mittag fuhren wir dann Richtung Joshua Tree National Park auf einer weiteren ziemlich unbefahreren Straße (so langsam sind wir diese endlose Einsamkeit ja fast schon gewohnt). Je weiter wir fuhren, desto heißer wurde es und wie wir den Joshua Tree Nationalpark erreichten, war es schon wirklich brutzelig heiß. Wir informierten uns bei einer wirklich netten Rangerin, was sie uns für 2 Tage Programm empfehlen würde und legten dann gleich mit einer kleinen Wanderung los. Dabei sahen wir nicht nur Wandzeichnungen der Indianer, sondern auch mehrere Roadrunner. In der Dämmerung wird ja das Wildleben dort erst richtig aktiv und so trafen wir abends auf zwei Koyoten (einer wär uns fast wieder mal vors Auto gerannt).

Am nächsten Tag sahen wir uns dann die Teile des Parkes an, die wir noch nicht gesehen hatten, und machten unter anderem eine weitere Wanderung durch die Felsen und Joshuabäume, die nicht nur uns so gut gefielen, sondern auch schon die Band U2 inspiriert haben. Vom höchsten Aussichtspunkt im Park sieht man sehr gut den berühmten Andreasgraben, der für so viele Erdbeben in Kalifornien verantwortlich. Unser Weg Richtung Palm Springs führte uns durch einen anderen Teil des Nationalparks, der ein zweites ganz anderes Gesicht zeigte, die Mojave Wüste, ohne die schönen Joshuabäume, dafür wüst und öde. Die Überraschung war jedoch groß als wir an einem wunderschönen Kaktusgarten mitten in der Wüste vorbeikamen und es uns nicht nehmen ließen ein paar Hundert Meter durch die Kakteen durchzulaufen (Stachel haben wir keine abbekommen) :-)

Palmen über Palmen - Palm Springs
In Palm Springs machten wir dann mal nichts außer für anderthalb Tage am Pool zu relaxen. Bei 35 Grad im Schatten die perfekte Art um mal Atem zu holen für die restlichen Tage in Kalifornien. Außerdem gibt es dort ein ziemlich großes Outletshopping-Center, das Stef schon von ihrer Zeit in Kalifornien kannte und wo es dann hieß „Shop til you drop“ (aber nicht zu viel, wir haben ja kein Platz im Rucksack) :-)

Unser Fazit

 

 


San Diego und Los Angeles - It never rains in Southern California?!?!

2010-10-17 to 2010-10-25

Lest hier von Disneyland, Sea World und weiteren neuen außergewöhnlichen Erfahrungen wie Dauerregen in Südkalifornien und die wahrscheinlich schärfsten Chicken Wings der Welt.

It never rains in Southern California? - Dauerregen in San Diego und Südkalifornien
Auf halber Strecke nach San Diego hieß es dann endgültig Abschied nehmen vom heißen Wetter – der Himmel war bedeckt und als wir in San Diego waren regnete es fast Non-Stop! Es heißt ja „it never rains in Southern California“ und eigentlich tut es das ja wirklich nie, aber Bidu wollte das in den 5 Tagen in San Diego nicht mehr so recht glauben. Aber selbst die Leute, die in San Diego wohnen, haben so was noch nie erlebt. Der Fluss im Mission Valley war so voller Wasser, dass ganze Straßen gesperrt waren, weil das Wasser meterhoch stand. Das einzig Gute war, wir hatten mal wieder ein supergünstiges Motel erwischt, das sogar einen riesigen Whirlpool hatte, den wir fast immer für uns alleine hatten und der für das schlechte Wetter einigermaßen entschädigte.


Sea World
Da es ja ohnehin fast ununterbrochen regnete, beschlossen wir ins Sea World zu gehen. Ist schließlich einer der wenigen Parks auf der Welt, in der es eine Show mit Orcas, also Killerwalen gibt. Bei so ziemlich allen Shows, auch die mit den Delfinen wird man nämlich nass, wenn man an der falschen Stelle im Publikum sitzt. Aber wie gesagt, es regnete so stark an dem Tag, dass es wirklich egal war, ob das Wasser auch noch auf dem Delfin oder Walbecken auf einen einprasselte. Wir jedenfalls waren ohnehin schon klatschnass (und das lag nicht nur an der Wildwasserbahn, die wir gefahren sind). Außer Orcas, Delfinen und Haien haben wir auch noch 3 Eisbären gesehen und zig Pinguine und kleine Rochen und und und… ein toller Tag, mal davon abgesehen, dass wir wirklich bis auf die Unterhose nass waren zum Schluß :-)


Da wir von Los Angeles ohnehin nicht allzu viel erwarteten, beschlossen wir unsere Reisepläne etwas umzumodeln und L.A. und Disneyland in die Schlechtwetterfront zu schieben und dann wieder nach San Diego zurückzukehren (sind ja weniger als 2 Stunden Fahrt) damit Bidu die Stadt wenigstens einmal in gutem Licht sieht.

Disneyland
Wenn man mit dem Europapark aufgewachsen ist so wie Stef und weniger als 10 km entfernt gewohnt hat, sind Vergnügungsparks ja nix wirklich besonders. Disneyland aber war Stefs Kindheitstraum (trotz Europapark)  und den hat Bidu mit Eintrittskarten zu Stefs Geburtstag erfüllt. Disneyland tja- wie soll man das beschreiben – ist eben Disneyland, entweder man liebt es oder man hasst es. Wenn man fast alle Disneyserien und Filme gesehen hat, kann man es eigentlich nur lieben. Und selbst wenn nicht , gibt es noch solche Attraktionen wie mit dem Jeep auf den Spuren Indiana Jones zu sein, oder eine Fahrt durch die Karibik (Jack Sparrow lässt grüßen). Aber der Hammer war natürlich Pooh Bär und seine Freunde. Alle, die Stef kennen, wissen ja - nix geht über Pooh Bär und die Bilder sprechen wahrscheinlich für sich. Das einzig blöde war, der dumme alte Bär ging gerade in die Mittagspause, als wir da waren und so blieben für ein Erinnerungsfoto nur Tigger und I-Ah. Trotzdem, das war bestimmt einer der schönsten Tage in Stefs Leben, mit dem Segelschiff durchs Nimmerland und in Mickeys Auto und mit dem U-Boot unter Wasser bei Nemo und den Schildkröten (Hey Dude) und durch Baumhäuser mit Tarzan und im Honigtopf im 100 Morgen Wald und und ha ha fast hätt ichs vergessen – in der Bobbahn auf dem Matterhorn (die schweizer Bobbahn im Europapark schlägt die aber um längen)!


Abends trafen wir uns dann noch mit Donald, (nicht dem Donald Duck), sondern einem ehemaligen Arbeitskollegen von Stef aus der San Diego Zeit auf ein Bierchen, praktischerweise grad in Disney Downtown.

Der Plan funktioniert – zwei Tage schönes Wetter in San Diego
Am nächsten Morgen fuhren wir wieder nach San Diego und endlich – wir hatten schönes Wetter! Es blieb Zeit für ein Picknick am Strand in der Sonne, einen Spaziergang durch La Jolla und ein paar weitere Kilometer auf dem Highway Nr. 1. Für Stef war es so schön nach 8 Jahren nach San Diego zurückzukehren. Fast nichts hatte sich verändert und es fühlte sich so gut an, mal wieder die Sonne im Pazifik untergehen zu sehen, ins Strandviertel von Pacific Beach einzutauchen, durchs italienische Viertel zu schlendern und all die Ecken der Stadt zu sehen und vor allem Bidu zu zeigen, die sie so sehr lieben gelernt hat während ihrer Zeit dort. Uns blieb ein weiterer Tag für Coronado, Downtown, Ocean Beach und Mission Beach.


Die wahrscheinlich schärfsten Chicken Wings der Welt
Abends gingen wir dann noch auf ein Bierchen ins Gaslamp Quarter. Dort nahm das Verhängnis seinen Lauf…. Nein, nicht was ihr jetzt denkt… wir waren nicht besoffen… lest selbst! Im Gaslamp Quarter gibt es eine ziemlich gute Brauerei mit Bar und Restaurant, in der man praktischerweise alle Biere erst umsonst probieren kann, bevor man sich ein großes Bier bestellt. Jedenfalls hat uns der Barkeeper jedes Bier, das wir probieren wollten vor die Nase gestellt. Soweit alles gut, denn die Biere waren zum Teil wirklich superlecker, von Weizen bis fruchtig und bitter alles dabei. Wenn man dann so ein paar Bierchen getrunken hat, ihr kennt das bestimmt, bekommt man irgendwann das kleine Hüngerchen. Also Karte her. „Was macht uns denn an?“ Wie wäre es mit Buffalo Wings – kennen wir ja schon von unserem Besuch bei Chris in Buffalo. „In welchem Stil?“ fragt uns der Barkeeper. Hmmm…. Mal sehen, was es gibt... süß-sauer, original, extra scharf, „atomic“.


Bidu und ich schauen uns an und sagen beide gleichzeitig „atomic“. Daraufhin warnt uns der Barkeeper noch „atomic, das ist aber extrascharf“. Und da wir wenn wir sonst scharf bestellt haben, wirklich nie was wirklich scharfes auf den Teller bekommen haben, sagen wir natürlich „Passt schon“. Die Wings kommen (6 an der Zahl) nach einer Ewigkeit und nachdem wir wirklich nur mit der Zunge dran gekommen sind, haben wir schon beide gedacht „ach du heilige Scheisse“. So was scharfes hatten wir beide in unserem ganzen Leben noch nicht. Der Barkeeper grinste nur. Allein das erste Hähnchenteil zu essen war schon ein Kraftakt (von Genuß kann man hier fast nicht sprechen, das war harte Arbeit und wir hatten doch Hunger…. ). Wer uns kennt, weiß, wir machen den Teller leer, vorher geht der Teller nicht zurück. Hätten wir lieber nicht getan. Scheiße, das Zeug war so was von scharf, das uns das nicht alles verätzt hat, ist schon ein Wunder. Der Barkeeper war im Übrigen ziemlich erstaunt, dass wir den Teller abgeräumt haben (kommt wohl sonst nicht vor).

Aber es kam ja noch besser. Nachdem uns schon der ganze Mund, Rachen und Zunge gebrannt hat, musste Bidu aufs Klo. Ihr ahnt es? Hätte er lieber Handschuhe angezogen… das scharfe Zeug hing ja immer noch an den Händen. Abwaschen half übrigens nix, für die nächsten 24 Stunden mussten wir echt so was von aufpassen, nicht ins Auge langen, etc.… dass die so was überhaupt verkaufen dürfen?! Aber ja, nur die Harten kommen in Garten und was nicht tötet härtet ja bekanntlich ab.  Kenner des scharfen Essens fragen sich jetzt vielleicht, „Hat das Zeug zwei Mal gebrannt?“ Scheiße, das Zeug hat 5 mal gebrannt und zum Glück zeitversetzt und zum Glück hatten wir am nächsten Morgen unsere eigene Toilette und waren nicht in einem Hostel. :-)


Den Tag vor unsrem Abflug von Los Angeles verbrachten wir praktischerweise auch in L.A. und während in San Diego noch tolles Wetter war, erwartete uns in L.A. na was wohl – Regen! Für die Erkundung von Venice Beach und Hollywood hat’s grad noch gereicht, aber abends kam’s dann wieder ordentlich runter. Stef war ja schon ziemlich oft in Los Angeles und da L.A. ja quasi unser Hub für die Reise ist (viele der Flüge gehen über L.A., haben wir noch jede Menge Zeit, die wir für die Stadt einschieben könnten, wenn wir wollen. Abends hatten wir uns noch mit Jim, einem weiteren ehemaligen Arbeitskollegen von Stef, und Donald zum Sushi essen verabredet. Es war ja fast so als hätte die USA geheult, dass wir abfliegen, (so sehr hatte es in den letzten Tagen in Kalifornien geregnet), aber wir freuten uns schon auf unser nächstes Abenteuer – Hawaii!

Unser Fazit


Inselhüpfen Teil 1: Honolulu wir kommen - eine Woche auf Oahu, Hawaii

2010-10-25 to 2010-11-01

Lest hier über unsere ersten Eindrücke von Hawaii, wie wir unsere ersten Meeresschildkröten sahen, Stef beim Schnorcheln dabei fast ertrunken wäre und wie wir unser erstes Halloween in USA erlebten

Ankunft in Honolulu

Nach mehr als 5 Stunden Flug kamen wir abends in Honolulu an. Erster Eindruck: zehn Grad wärmer als in Kalifornien, aber verdammt schwül hier. Ach ja, na klar es regnete auch. Aber das tut es auf Oahu, unserer ersten Insel, ohnehin mehrmals am Tag mal kurz. Vom Flughafen nahmen wir einen Bus Richtung Waikiki, wo wir uns mal für 2 Nächte ein Zimmer genommen hatten. Der Busfahrer (unser erster richtiger Hawaiianer) war ein richtiger Spaßvogel und gab uns nicht nur Tipps wohin und was tun, sondern lud uns nach nur 3 Stunden (für vielleicht 15km) Fahrt in unserem Hotel ab. (Grund war das Verkehrschaos in Honolulu, der Sturz eines älteren Mitpassagiers auf seinen Kopf, das Warten bis die Ambulanz eintraf und dass wir und vor allem alle anderen Leute im Bus auch direkt vor unserem Hotel abgeladen wurden (das dauert eben seine Zeit).
Unser Hotel lag in einer Seitenstraße zum Strand weil unser Zimmer sogar eine kleine Küche und massig Platz hatte, verlängerten wir unseren Aufenthalt um weitere 2 Tage, um unsere Ausflüge auf der Insel von Waikiki aus zu unternehmen. Außerdem gab es ja noch jede Menge zu planen und organisieren für unser Inselhüpfen, denn außer unserem Weiterflug dreieinhalb Wochen später nach Neuseeland war noch gar nichts klar.

Inselrundfahrt mit dem Cousin
Damit wir erst mal einen richtigen Eindruck und Orientierung auf der Insel bekamen, machten wir eine eintägige Inselrundfahrt mit einem kleinen herzigen Bus und einem wirklich lustigen Busfahrer/Guide, der uns damit begrüßte, dass wir jetzt eine richtige Ohana (Hawaiianisch für Familie) wären und damit seine Cousins, womit er uns auch alle ansprach. Auch sonst war er sehr unterhaltsam und riss einen Witz nach dem anderen, auch wenn wir wirklich Mühe hatten, alles zu verstehen, was angesichts seines hawaiianischen Akzents gar nicht so einfach war. Das Gute an der Inselrundfahrt war, wir konnten uns beide zurücklehnen, die Landschaft und Geschichten genießen und fuhren von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, viele Stopps zum Fotos schießen, ein Besuch bei der Dole Plantage (ja, genau Dole von der Ananas), einem Macadamia-Nuss Outlet (Macadamia-Nüsse sind in Hawaii auch ganz groß), wo wir Macadamia-Nuss Kaffee probierten – gab’s umsonst und der war so lecker, dass wir uns gleich mehrfach welchen holten  und außerdem geröstete Macadamia Nüsse in allen möglichen Geschmackskombinationen (z.B. Zwiebel, Knoblauch, Salz, Zimt . Zimt war unser Favorit – auch da haben wir versucht so lange zu zu schlagen, bis jemand von den Aufpassern bemerkte, dass wir uns grad ziemlich bedienten. Wir hätten sie ja auch gekauft, aber die Preise waren unverschämt hoch (10 Dollar für eine kleine Tüte) wie so vieles auf Hawaii. Kein Witz- wir haben so phantasievolle Preise gesehen wie 7 Dollar für 2 Liter Milch. Außerdem sahen wir jede Menge Küste, jede Menge Wellen, jede Menge Regenwald und viele dicht bewaldete Berge, die man auf Treppenstufen (von 215 bis 3000 alles dabei) erklettern kann. Unser Ziel war es, wo es uns gefiel, noch mal selbst herzukommen und so standen die Hanauma Bay, Pearl Harbour, Kailua Beach und das Northshore auf dem Programm.


Pearl Harbour
Für den Amerikaner ist es sowieso ein Muss, aber für alle anderen, die den Film Pearl Harbour schon mal gesehen haben und zufällig gerade auf Oahu sind, doch irgendwie auch und so fuhren auch wir die Stunde mit dem Bus nach Pearl Harbour. Dort angekommen, mussten wir alles abgeben – Taschen, Geldbeutel, Jacken, etc… man könnte ja darin eine Bombe verstecken (nur Wasserflaschen erlaubt) und durften denn aber umsonst auf das Arizona Memorial, das Denkmal, dass man der USS Arizona gesetzt hat, die mit über 1700 Mann an Bord im Hafen versank. Neben der USS Arizona versanken noch viele weitere Schiffe im Hafen und rissen dabei tragischerweise viele Menschenleben mit in die Tiefe und den Tod, aber keines hat so zahlreiche Opfer gefordert wie die USS Arizona. Nachdem wir uns noch einen Film über den schwarzen Tag in Pearl Harbour ansahen (ironischerweise zusammen mit unzähligen Japanern) wollten wir ein noch existierendes Schiff ansehen, ohne dabei ein Vermögen loszuwerden (manche Schiffe kosten 20 Dollar Eintritt pro Person) und so entschieden wir uns für die USS Bowfin, ein U-Boot (und für 10 Dollar am Günstigsten zu haben).
Apropos Japaner – noch nie (außer im Heidelberger Schloss und in Japan selbst) haben wir so viele Japaner gesehen wie in Waikiki. Wie wir erfuhren, dass der Durchschnittsjapaner seine 4-5 Tage Jahresurlaub gerne auf Hawaii verbringt und wie der Durchschnittsamerikaner dort auch gerne heiratet (übrigens auch in weiß, wie wir gesehen haben). Hawaii hat aber nicht nur Japaner, die zum Urlaub machen kommen, sondern eine Großzahl von Einwanderern (wohlgemerkt vor dem Angriff auf Pearl Harbour), die hauptsächlich auf den Zuckerrohrplantagen gearbeitet haben. Und so finden sich auch mehr japanische Essensbuden als sonst was in der Stadt, abgesehen von den ABC Stores, die es auch an jeder Ecke gibt. (sagen wir mal ein Kiosk und Souvenirshop in einem).


Hanauma Bay – Schnorcheln im tropischen Unterwasser-Naturreservat
Hanauma Bay ist ein Unterwasser-Naturreservat, das in einer Bucht liegt, die wie ein Hufeisen aussieht und außer an einer Stelle durch Riffs vom Meer draußen getrennt wird. Bevor man an den Strand kann um dort zu schnorcheln (was wahrscheinlich jeder Oahu-Tourist einmal macht), zahlt man 7 $ Eintritt pro Person und bekommt eine Einführung in Form eines Videos, das man sich ansehen muss, damit nicht jeder Depp auf den tollen Korallen rumtrampelt. Wir hatten einen wettermäßig eher durchwachsenen Tag erwischt, wodurch der Massenandrang nicht ganz so groß war, die Sicht leider auch nicht. Trotzdem haben wir viele tolle tropische Fische gesehen wie Nunus (Trompetenfische), A‘has (Nadelfische), Kihi Kihis (Bannerfische) Kikekapus (Schmetterlingsfische) und auch viele Humuhumunukunukuapua’as (Reef Trigger Fish). Das sind die hawaiianischen Staatsfische (ja wir können das mittlerweile sogar aussprechen. Manche sagen übrigens der Name des Fisches ist länger als der Fisch selbst. :-)  Bidu sah sogar eine Grüne Meeresschildkröte (Honu), das war allerdings relativ weit draußen im Riff wo es schon auf das Meer rausging und ich schwamm dann auch in die Richtung, sah aber keine Schildkröte und wollte dann wieder zurück Richtung Strand. Das Dumme war nur, dass ich dabei voll in die Strömung kam, die mich nach außen, also aufs offene Meer zog. Der Sog war so groß, ich schwamm einen Meter und wurde 5 Meter aufs Meer gezogen. Das Ganze ging eine Weile so vor sich hin und ich dachte schon, ich käme nie mehr aus dem Sog als ich 2 Leute nicht weit von mir stehen sah, und versuchte parallel zum Riff aus dem Sog rauszuschwimmen, was mir dann zum Glück gelang und nur zu einer leichten Schramme am linken Bein führte, da ich irgendwo auf die Korallen geschleudert wurde.


Als wir am Abend zurück in unser Hostel kamen, erzählte ich der Dame an der Rezeption von meinem Erlebnis. Sie meinte daraufhin nur „Oh ja, das ist die Stelle, wo alle Leute sterben.“ Wie bitte? Haben wir da grad richtig gehört. „Ja,“ sagt sie, „aber das wird halt gerne totgeschwiegen, weil das so ein Touristenmagnet ist. Viele Leute gehen da schnorcheln und können noch nicht mal richtig schwimmen und dann liegen sie im Wasser und die Rettungsschwimmer sind zwar da, erkennen aber nicht, dass die Leute tot sind, weil es eben so aussieht als würden sie schnorcheln“. Wir denken, naja, wenigstens sind’s diesmal nicht die Haie, für die Hawaii ja auch gefürchtet ist.

Umzug ins nächste Hostel
Da unser Hostel nach den ersten 4 Nächten ausgebucht war und wir nicht mehr verlängern konnten, zogen wir in ein anderes Hostel um. Bei der Ankunft stellte sich heraus, dass das Hostel eine umgebaute Penthousewohnung war und wir mussten unser Klo und eine Dusche plötzlich mit 15 Leuten teilen, was teilweise ganz schön zu Schlangen führte und außerdem teurer war als von uns gebucht, was uns ziemlich angeschissen hat, auch weil unser Zimmer im Vergleich zu dem Appartement vorher eine Besenkammer war. Noch am ersten Abend kam aber Kenny, der das Hostel für Charles, den Besitzer, führte in unser Zimmer und meinte, dass Charles eine kleine Party im Wohnzimmer gibt und Pizza und Bier spendiert. Und so lernten wir all die Leute, die auch im Hostel wohnten und zum Teil in anderen Teilen des Gebäudes untergebracht waren als im Penthouse, auch noch kennen. Raphael aus der Schweiz, Madeleine und Constantin aus Deutschland, Momi aus Japan, Mimmi aus Schweden und Amerika, Mexiko, Australien und Kanada waren auch vertreten.


Hawaiianische Zeit oder die Busfahrt zum Lanikai Beach, einem absoluten Traumstrand 
Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich mit dem Bus an einen der schönsten Strände der Insel (wenn nicht sogar von allen Inseln) fahren, aber wir waren angesichts des Vorabends so verkatert, dass wir es nur zu Fuß bis zum Waikiki Beach geschafft haben. Allerdings nahmen wir das dann am nächsten Tag in Angriff – ein heftiges Unterfangen, an einem Sonntag Bus zu fahren und immer bedenken – es herrscht Hawaiianische Zeit, d.h. Pünktlichkeit?! – was ist das denn? Das Ergebnis war eine zweieinhalb stündige Anfahrt, zwei Mal umsteigen und ein nettes Schwätzchen während der 50 min warten auf den Anschlussbus mit einer Hawaiianerin, die in die andere Richtung fuhr (mal sehen welcher Bus zuerst kommt?!) inklusive. Der Busfahrer ließ uns dann am richtigen Strand heraus, d.h. an einer Haltestelle vor den Millionen-Dollar-Häusern von den Reichen und Berühmten dieser Welt, wie zum Beispiel Michele Pfeiffer. Zwischen diesen Häusern gibt es dann immer mal wieder einen schmalen Zugang zum Strand, denn eines ist auf ganz Hawaii: es gibt absolut keine Privatstrände – nach Hawaiianischen Gesetz ist der Strand für alle da! Toll, nicht?


Noch toller, um nicht zu sagen, das Geilste auf ganz Hawaii, war dann der Strand, an dem wir plötzlich standen. Ohne Witz – Puderzucker! Der Strand war nicht nur weiß wie Puderzucker, sondern hatte auch die gleiche feine Konsistenz – und türkisfarbenes Wasser, das mit einem blauen Himmel um die Wette strahlt! Diese Anfahrt hat sich gelohnt! Nach einem ausgiebigen Sonnenbad und den dazugehörigen Erfrischungen im türkisfarbenen Meer machten wir uns auf die beschwerliche Heimfahrt. Schlau wie wir waren, fragten wir den Busfahrer auf der Hinfahrt nach den Zeiten für die Rückfahrt (denn angeschrieben steht da nix) und warteten und warteten und warteten. Zig Leute fuhren vorbei, ein Mann auf dem Rad lächelte bemitleidend („ach, ihr wartet auf den Bus?!“) und nix passierte. Kein Bus kam. Für 50 Minuten nicht… und unser Anschlussbus in Kailua fuhr in weniger als 10 Minuten. (und dann für 90 Minuten gar nicht mehr) Also gut, jetzt hilft nix mehr außer Daumen raus! Und tatsächlich, keine drei Autos später hielt ein junger Surfer an und nahm uns mit bis zu einer Bushaltestelle im Nirgendwo. Wir stiegen aus und hofften dass unser Bus dort abfuhr (wieder mal – nix angeschrieben) und Mensch hatten wir Glück – keine 3 Minuten später kam doch tatsächlich dieser Bus vorbei und fuhr uns dann bis nach Honolulu.


Halloween in USA
Dort stiegen wir am größten Outdoor-Einkaufszentrum der Welt aus und waren komplett erstaunt! Überall verkleidete Kinder und Erwachsene – es war ja Halloween! Was uns daran erinnerte, „Oh Shit, wir haben ja noch kein Kostüm für heute Nacht“. Also suchten wir und suchten wir (es war ja alles überall ausverkauft) – und fanden – eine Teenage Mutant Hero Turtle Maske und ein Minimalisten-Krankenschwesternkostüm für zusammen 12 Dollar! Genial!
Ich freute mich ja total, denn Halloween in USA wollte ich ja immer mal erleben. Dass es so verrückt wird wie in Honolulu hätte ich ja nicht erwartet. Im Hostel angekommen machten wir uns erst mal parat für den Abend zusammen mit den anderen, die wir Tage zuvor kennengelernt haben und wer schon fertig war, setzte sich ins Wohnzimmer und half den anderen Kostüme zu basteln und improvisieren (denn so viel Glück wie wir noch was aus zu ergattern hatten die wenigsten). Ein paar Bier und Wodkas und neue Bekanntschaften später gingen wir raus auf die Straße und waren platt! Karneval, Fasnet und Fasnacht waren ein Scheiß dagegen. Die Straßen waren voller phantasievoll verkleideter Leute und zwar so voll, dass man kam durchkam. (natürlich auch voller Japaner(innen), die sich in diversen Hello Kitty und Kostümgeschäften mit Verkleidungsmaterial eingedeckt haben). Nachdem wir aus unserer ersten Bar des Abends rausgeschmissen wurde, weil eine Polin aus unserer Gruppe mit dem Barkeeper zu streiten anfing (ihr seht wir hatten Spaß), landeten wir in einem Laden, wo eine verkleidete Band live spielte und blieben bis sie aufhörten. Teile der Gruppe zogen noch weiter, aber wir hatten unseren Flug am nächsten Tag und wollten nicht schon wieder völlig verkatert sein. Gelang uns (dieses Mal) auch und nachdem wir uns von allen netten Leuten, die wir kennengelernt haben, verabschiedet haben, ging unser Flug auf eine der Nachbarinseln Oahus – die Insel Hawaii oder auch Big Island.


Unser Fazit für Japan äh Oahu: 


Inselhüpfen Teil 2: eine Woche auf Big Island (of Hawaii)

2010-11-01 to 2010-11-08

 

Lest hier wie wir die Bekanntschaft mit lustigen Pfeiffröschen machten, den höchsten Berg der Welt erklommen, den schönsten Sternenhimmel unseres Lebens und fließende Lava sahen!

Pfeifkonzert in Hilo
Nach unserer Ankunft am Abend in Hilo checkten wir uns erst mal für eine Nacht im Hilo Bay Hostel ein. Die tropische Nacht bescherte uns nicht schwül warme Luft sondern ein einziges Pfeifkonzert! Hilo ist voller puerto-ricanischer Pfeiffrösche. Bidu war ja irgendwann leicht genervt, aber ich fand das Gepfeife, das im Abstand von einem Meter zwischen 90 und 100 Dezibel erreicht, ewig toll, so was hatte ich schließlich noch nie gehört. Die Dinger gelten in Hilo als Plage, wurden sie doch ins Land eingeführt, haben keine natürlichen Feinde und da sie nur wenige Zentimeter (wie eine Münze) groß sind – wie süß ist das denn?) und sich in Büschen verstecken sind sie halt immer noch da. Manch einer hat übrigens schon Vögel gesucht, als er das Gepfeife hörte, aber bei so kleinen großen Fröschen kannst da lange im Gebüsch suchen. :-) Wie sich das anhört, könnt ihr hier hören: www.hear.org/AlienspeciesinHawaii/species/frogs


Hawaii Volcanoes National Park
Am nächsten Morgen machten wir uns campingparat, d.h. wir kauften Vorräte, eine Kühltasche (unsere große Kühlbox war ja zur weiteren Benutzung bei Donald in L.A. geblieben) und dann hieß es ab in den Dschungel. So jedenfalls kam es mir vor als wir mit unserem Mietwagen, einem roten Jeep, Richtung Hawaii Volcanoes Nationalpark fuhren. Dazu muss man nämlich erst mal ein Stück durchs Landesinnere und vor allem, was man erst mal kaum bemerkt, ist, dass man ganz schön Höhe macht. So dauert die Fahrt nur 45min, man ist keine einzige Serpentine gefahren, aber plötzlich von Seehöhe auf 1.500m. Nicht besonders hoch, wenn man bedenkt, wie hoch Hawaii sonst so ist, aber schon, wenn man bedenkt, dass es eine Insel ist.


Wie wir das Gefühl hatten, zum ersten Mal RICHTIG die Milchstraße zu sehen
Im Hawaii Volcanoes National Park checkten wir erst mal die Lage und informierten uns wie immer über Wanderwege, Schlafmöglichkeiten, sahen uns einen interessanten Film über Vulkanaktivität an und dieses Mal ganz besonders: wo Lava fließt. Denn Hawaii ist ja einer der wenigen Orte der Welt, wo man fließende Lava beobachten kann. Und da sich das von Tag zu Tag ändern kann, macht es Sinn sich zu informieren. Noch abends dann schauten wir (aus sicherer Entfernung, denn die Absperrungen ließen einen nicht näher ran) in einen Krater, in dem noch aktiv Lava fließt. Das ganze macht natürlich nur nachts Sinn, weil man tagsüber nur Rauch sieht, aber nachts alles orange-rot wird. Dann ging es zurück auf unseren Campingplatz, wo wir relativ alleine mit nur 3-4 anderen Zelten eine Nacht verbrachten, die wir beide kaum vergessen werden. Nein, nicht was ihr jetzt denkt… wir waren also gerade so dabei, langsam einzuschlafen (ein Wunder, dass wir das so einfach konnten auf einem aktiven Vulkan ), da dachten wir komm, wir gehen noch mal aufs Klo. Den Zeltreisverschluss aufgemacht und uns blieb der Atem weg. So viele Sterne hatten wir in unserem ganzen Leben noch nie gesehen. Wahnsinn!

Hawaii (also Big Island) ist ja einer der besten Orte der Welt, um sich Sterne anzuschauen, nicht nur weil es weit weg von Lichtverschmutzung im pazifischen Ozean liegt, sondern auch weil man auf Big Island so einsame Ecken findet, die dazu noch relativ hoch liehen, wetterbeständig sind und weil man alles tut, um die Lichtverschmutzung von den Küstenorten gering zu halten, z.B. durch Straßenlampen, die nach unten gerichtet sind. Als wir unter dem Sternenhimmel standen, sahen wir nicht nur Sternschnuppen, sondern auch Kassiopeia, mein Lieblingssternbild, und ich hatte das Gefühl ich hatte bis dahin noch nie einen richtigen Sternenhimmel gesehen. Das Highlight war allerdings die Milchstraße – bis dahin wussten wir nicht dass Hawaii dafür bekannt ist, dass man die besonders gut sieht. Das war einer der magischsten Momente in meinem Leben (auch wenn es langsam bitterkalt wurde bei der Höhe) :-)

Wanderung im Krater 
Am nächsten Morgen erwachten wir vom Geschnatter des hawaiianischen Staatsvogels Nene (der wahrscheinlich so heißt, weil er genau dieses Geräusch von sich gibt) bei strahlend blauem Himmel - Grund genug für eine kleine Wanderung. Wir wollten in den Kilauea Iki Krater laufen, eine Wanderung, bei der man zuerst durch einen tropischen Regenwald in einen Vulkankrater absteigt, diese dann durchquert und auf der anderen Seite wieder aufsteigt und am Kraterrand entlang läuft. Wenn man in dem Krater läuft, ist man nur 80 Meter über der fließenden Lava und wo es Risse im Boden gibt, dampft es sogar noch raus. Ziemlich cool wie die Landschaft unten im Krater (der Höhenunterschied von Kraterrand zu Krater ist ein 130m Abstieg, also kein Pille-Pale Krater) aussieht. So stellt man sich ja irgendwie den Mond vor. Was für ein krasser Wechsel es dann wieder in den tropischen Wald ist, wo alles grün ist und der Farn und die Bäume den Kraterrand erobert haben.

Ganz in der Nähe gibt es auch eine sogenannte Lavatube und die haben wir dann auch noch grad in unsere Wanderung integriert. Das sind Tunnel, die durch fließende Lava entstehen, d.h. das innere des Tunnels, also die Lava, fließt schneller und das äußere härtet schon mal ab – voila – zurück bleibt ein Tunnel, der mehrere hundert Meter lang sein kann und durch den man dann ein paar Jahrzehnte später wie im Nationalpark durchlaufen kann.

Lavafelder wohin das Auge sieht
Dann fuhren wir die Chain of Craters Road auf die andere Seite der Insel, wo nur ein Jahr zuvor noch Lava geflossen war und machten eine weitere Wanderung zu den Petroglyphen, also in den Fels gehauene Zeichnungen der Hawaiianer und liefen ein Stück am Meer entlang. Am spektakulärsten war allerdings die Fahrt dahin, denn man fuhr von einem Lavafeld ins Nächste und konnte überall lesen, wann die Lava hier geflossen war, die die Straße auf der wir Richtung Küste fuhren, nicht nur bedrängte, sondern einfach immer wieder verkürzte, indem sie einfach darüber floss (Das letzte Mal 2003). Die Fahrt nach unten zum Meer dauert gute 45 Minuten und über duzende Kilometer von Lavafeldern wohin das Auge reicht bekommt man ein Ausmaß wie wahnsinnig viel Lava hier fließt.

Abends waren wir dann relativ geschafft und hatten uns für eine Übernachtung Pahoa ausgesucht, das mitten im Dschungel liegt (juhu – auch da gab es jede Menge Pfeiffrösche), aber wir waren auf Hawaii und nicht mehr in Amerika oder auf Oahu, denn so mit spontan ins Hostel laufen (laut Lonely Planet gab es dort zwei) und nach einem Zimmer fragen war nicht. Beide Hostels hatten geschlossen, bei dem einen gab es noch eine Nummer, die man anrufen konnte, aber da nahm mehrfach keiner ab. Dumm gelaufen. Wir gönnten uns trotzdem noch ein super duper leckeres Abendessen beim Thailänder, saßen in einer weiteren subtropischen Nacht auf einer offenen Veranda und fuhren dann wieder zurück nach Hilo, weil wir das Hostel dort, telefonisch erreichen konnten.

Kaffeefelder wohin das Auge reicht - Kona
Am nächsten Morgen fuhren wir auf die andere Inselseite und legten unterwegs noch einen Stopp in einem buddhistischen Kloster mitten im Nirgendwo ein, besuchten dort den Tempel und machten an der Küste eine 2 stündige Wanderung zu einem grünen Sandstrand. Da es ziemlich windig war und wir auf rotem Staub liefen, sahen wir übrigens hinterher nicht nur aus wie vom Winde verweht sondern überall hing der rote hartnäckige Staub. Am südlichsten Punkt der USA (Hawaii ist die südlichste Insel) sahen wir uns noch den Sonnenuntergang an und kamen dann abends in Kona an. Kona liegt an der Küste, ist aber eher bekannt für seinen Kaffee respektive die Kaffeeplantagen. Apropos Kaffee – auf Hawaii gibt es ja Macademianuss-Kaffee und wir lieben ihn. Selbst in manchen Hostels bekommt man ihn. Wir könnten nur davon trinken und sind uns sicher wir werden ihn ganz schön vermissen. Wir hatten gerade das Glück, dass in Kona ein Laternenumzug der lokalen Kaffeeanbauer stattfand und so kamen wir an unserem zweiten Abend in Kona zu einem interessanten Spektakel. Unseren Tag verbrachten wir am Strand, beim Schnorcheln, sahen zwei kleine Schildkröten, und beobachteten die Bodyboarder an einem anderen Strand beim Sonnenuntergang. Danach gab es noch Kava (auf hawaiianisch Ava) in der Kavabar, denn den trinkt man nicht nur auf Fiji, sondern nach polynesischer Tradition auch auf Hawaii.


Mit dem 4WD zum höchsten Berg der Welt!
Dann hieß es wieder Rucksack packen und zurück ins Landesinnere. Der höchste Berg der Welt wollte erklommen werden. Höchster Berg? Moment mal, ihr dachtet das wäre der Mount Everest. Ja, aber wenn man von unter dem Meeresspiegel misst, dann ist der Mauna Kea an die 11.000 Meter hoch, wenn man vom Meeresspiegel misst sind es auch noch stolze 4.200. Ganz schön ordentlich für so ne kleine Insel. Den Berg muss man sich jetzt aber nicht wie so ein Matterhorn vorstellen, sondern da es ein Vulkan ist, eher wie ein halbrund, also ziemlich riesig im Ausmaß. Das tolle am Mauna Kea ist aber dass es der wahrscheinlich beste Spot der Welt ist, wo man die Sterne anschauen kann und dass man ihn nicht erwandern muss, sondern mit dem Auto hochfahren kann. Auf seiner Spitze stehen 13 Sternenteleskope von allen möglichen Nationen. Wenn man mit dem Auto hochfahren will, muss man im Visitor Center auf 2800m einen Zwischenstopp einlegen und sich an die Höhe akklimatisieren. Indem man einen einstündigen Film über den Berg, der für die Hawaiianer der heiligste Ort der Welt ist, ansieht, geht die Zeit aber sehr schnell vorbei. Wir hatten unseren Besuch ja extra auf ein Wochenende gelegt, denn nur da kann man zusammen mit einem Astronom nach oben fahren und bekommt dort eine Führung in den Teleskopen. Das Ganze funktioniert so, dass man sich den Film ansieht, dann geht es im Konvoi im eigenen Auto (dass zwingend Vierradantrieb haben muss, aber genau dafür haben wir uns ja den Jeep gemietet) auf ungeteerten Straßen den wahnsinnig steilen Berg hinauf, durch die Wolkendecke. Ein paar Regenbogen und 40 min später steht man dann bei Eiseskälte auf 4.200 Meter im Sonnenschein, die Wolkendecke unter einem und abgesehen davon, dass einem wegen der Höhe die Puste ausbleibt, der Boden unter den Füßen schwankt und man irgendwie total fix und alle ist, ist es ein ganz schön majestätischer Moment da ganz oben zu stehen und Hawaii und die Welt unter seinen Füßen zu haben.


Das hawaiianische Wertesystem beginnt übrigens mit dem Mann, dann kommt die Frau (haha!), dann die Pflanzen, Tiere und Steine. Und da der Mauna Kea aus Stein ist und der höchste aller Inseln ist sein Gipfel eben auch der heiligste Ort. Können wir verstehen und sind hier zu sein.  Auf dem Gipfel bzw. knapp daneben, denn keiner würde es wagen auf den heiligsten Ort der Hawaiianer ein Teleskop zu stellen, besuchten wir dann das Keck Teleskop, bzw. das sind eigentlich zwei, die man zusammenschalten kann, um dann noch besser und weiter ins Weltall zu sehen. Der Astronom, der seit seiner Studentenzeit hier arbeitet, erklärte uns alles und viel mehr als man bei 4.200 Meter Höhe aufnehmen kann. :-)


Wiedersehensfreude in Hilo
Danach fuhren wir wieder runter durch Dschungel, an die hundert Kilometer ohne einen Ort und ordentlich Regen (oben schien ja die Sonne) ins gute alte Hilo mit Vorfreude auf die Pfeiffrösche. Dieses Mal checkten wir im Hostel von Charles ein, dem Besitzer des Hostels, in dem wir in Waikiki waren. Während ich in einem Massagesessel saß und mir gerade überlegte, wo die anderen Leute vom Hostel in Waikiki jetzt wohl so sind, läuft uns Madeleine quasi gerade in die Arme. Das war mal lustig! Außerdem hatte sie noch Sandra dabei, eine Schweizerin und Kenny, der bis Halloween in Charles Waikiki Hostel gearbeitet hatte. Wir fünf bildeten dann auch eine Truppe für einen ganz besonderen Ausflug am nächsten Tag – auf zur fließenden Lava.


Von Lava und Hippies
Kenny, unser Kollege von Waikiki, bot uns an, dass er uns umsonst zur Lava führen würde, was er sonst eben als Angestellter von Charles macht, der für die Hostelgäste Touren anbietet. Das einzige Problem wären halt die Locals, also die Hawaiianer, denen das Land gehört, das wir betreten würden. Unser Plan war den Hawaiianern ein bisschen Geld zu geben und damit zusammen mit Kenny das Land zu betreten, der immerhin schon 5-6 mal eine Tour geleitet hat und den Weg kannte, anstatt teuer mit den Locals selbst (50 Dollar pro Nase).

Auf dem Weg zur Lava ging es errst noch auf einen Farmers Market und dann wieder durch den Dschungel (wir kannten die Strecke schon und fanden sie die Beste von allen Straßen auf Hawaii). Ohne Witz, auf einer Straße so breit wie ein Feldweg mit stürmischem hawaiianischen Gegenverkehr (Pick-up Truck mit entweder Hund oder Hawaianer auf der Ladefläche) durch Tropenwälder, wo gigantische Pflanzen (eine davon kannte ich, da ich sie von meiner Oma vor Jahren zum Einzug in die erste Wohnung bekommen hatte) bis zum Boden rankten. Dann ging es an einen schwarzen Sandstrand, der sonntags hauptsächlich von nacktbadenden Hippies bevölkert wird. Nachdem wir den Weg zum Strand runter geklettert waren, trauten wir unseren Augen nicht. Tatsächlich saßen da einige Duzend Hippies zwischen 30 und 70 (nackt und halbnackt) und spielten auf allem, was man benutzen kann, ihre Trommel und Flötenmusik. Ein paar Frauen tanzten, überall wurde gekifft und die Luft war voll von Marijuana, dazwischen Hunde, die über die Handtücher liefen und immer wieder Bingos und Bongos. Zum Teil dachte ich mir echt, scheisse, wo sind die hängen geblieben?! Und vor allem in welchem Jahr? Der ein oder andere Woodstock-Überlebende war da bestimmt dabei, neben so illustren Leuten wie Ocean (bestimmt sein Künstlername), der außer einem Lederschurz um die Lenden gar nichts trug und mich stark an Tarzan erinnerte. Bei aller Liebe für Hippies nach ein zwei Stunden am Strand neben der spielenden Meute und total zugenebelt von Hasch hat es dann langsam gereicht und wir fuhren Richtung Lava.

So eine Tour zur Lava ist jetzt nicht so ganz ohne, denn das sind ungefähr 5km ein Weg zu laufen und zwar auf kleinen Trampelpfaden an der Küste, oberhalb von schwarzen Sandstränden, durch Sträucher und Hecken, die sich die Lava schon wieder erobert haben und dann über Lavafelder, die zum Teil Jahre alt sind, zum Teil erst wenige Wochen und noch dampfen und ordentlich heiß sind. Richtige Wege gibt’s da nicht, der Staat macht da nix, ist alles von den Locals gemanagt und geht davon aus, dass sie dich führen. Nachdem wir Ihnen 10 Dollar pro Nase bezahlt hatten und einen Zettel unterschrieben, der sie von jeglichen Schadenersatzansprüchen befreit, ging es los.
Hin läuft man im Sonnenuntergang, aber zurück, wenn es dunkel ist. Selbst mit Taschenlampen ausgerüstet sind 5km im Dunkel über rauchende Lavafelder, wo ein Meter wie der andere aussieht, und an der Küste entlang, wo es neben dir mehrere Meter in die Tiefe geht, nicht ohne. Und so liefen wir immer im Sonnenuntergang immer Richtung der großen Wolke, die erst in weiter Entfernung lag und dann immer näher rückte. Als wir nur noch ca. einen Kilometer entfernt waren, dampfte und rauchte es langsam aus dem Boden und dass ab und an die Lava krachte, wenn man darauf stand, und es ganz schön heiß unter den Füßen wurde, machte die Sache nicht vertrauenswürdiger.

Als wir endlich da waren, waren meine Gefühle mehr als gespalten. Zum einen ist es ein magischer Moment, wenn man mal Lava fließen sieht, vor allem aus so wenig Entfernung. Aber genau das war auch das Problem. Nicht nur, dass sich alle Leute viel zu nah an die Lava wagten – eine Frau stocherte mit ihrem Wanderstock darin rum!!!) – der ganze Bereich hätte jeden Moment in die Luft gehen können. Wir hatten genau das in einem Video im Visitor Center des Nationalparks gesehen, denn wo wir standen, traf die Lava auf das Meer und was passiert, wenn zwei Elemente wie Feuer und Wasser auf einander treffen ist einerseits geradezu berauschend anzusehen, aber andererseits eben auch ganz schön gefährlich, denn der ganze Bereich kann mal eben ganz leicht in die Luft gehen. Und nicht nur das, die Lava kam ja runter vom Berg und floss ins Meer und wir standen quasi wenige Zentimeter über der Lava, die unter uns durchfloss – kein beruhigender Gedanke… und so wuchs in mir von Minute zu Minute der Gedanke den Rückweg anzutreten oder doch zumindest einen größeren Sicherheitsabstand einzunehmen.

Inzwischen war es auch schon dunkel geworden und als endlich alle Fotos geschossen waren und wir ein paar Meter zwischen Lava und uns gebracht hatten, war mir deutlich wohler. Auf dem Rückweg drehten wir uns nochmal um und konnten aus dem Platz, wo wir gerade standen nicht nur die Lava sehen, sondern auch genau wie sie aufs Meer traf, die Wellen rot gefärbt vom Feuer, glühende Lavasteine, die in die Wellen rollen und darüber der Mond. Ein eindrückliches Bild (siehe unten die Fotos).

Auf dem Rückweg trafen wir dann im Stockdunkeln eine von einem Local geführte Gruppe, an die wir uns dankbar anschließen durften und so bildeten wir die letzten 5 Taschenlampen in der 20 Taschenlampen-Kette vor uns und durften beim ein oder anderen Stopp mitten im Lavafeld, so dunkel wie die Nacht den Geschichten lauschen, die der junge Hawaiianer von seinen Vorfahren erzählte, die hier schon immer lebten. Am kleinen Dorf angekommen, von wo wir losgelaufen waren, gab es eine kleine Kavabar, in der hauptsächlich Einheimische saßen und dort gesellten wir uns dazu. Während wir den einen oder anderen Kava bestellten, schnappte sich einer der Hawaiianer eine Ukulele und dann wurde gesungen, die Uku weitergereicht und jemand anderes sang. Wir fühlten uns glücklich und erhaben, diesen Klängen und wunderschönen Gesängen zu lauschen, die wir teils gar nicht verstanden, weil sie auf Hawaiianisch sangen. Hier ging es einmal nicht darum Geld zu machen und irgendwas zu verkaufen, sondern einfach nur um die Sache und um die Hawaiianer und innen selbst. Das pure, untouristische Hawaii und wir hatten es gefunden - was für ein Abschluss für die Woche auf Big Island.

Unser Fazit für Big Island:


Inselhüpfen Teil 3: Maui nō ka ʻoi - Maui ist das Beste!

2010-11-08 to 2010-11-20

Lest hier wie wir die Straße nach Hana überlebten, von unserem blinden Passagier im Auto, wie wir in Wasserfällen badeten, den Sonnenaufgang auf 3.300 Metern bestaunten und mit Schildkröten tauchen und Delfinen schwimmen waren.


Von Flugregeln und Gaskochern
Für unseren Flug nach Maui mussten wir dieses Mal extra früh aufstehen, denn er ging schon um 8:00 Uhr. Noch etwas verpennt gaben wir unseren Mietwagen zurück, der uns verbotenerweise sehr gute Dienste auf ungeteerten Straßen geleistet hat, und mussten dann erst mal mit der Angestellten von Hawaiian Airlines diskutieren, die behauptete, sie dürften den Gaskocher (wohlgemerkt ohne das Gas), der sich in unserem Camping-Equipment befand, nicht befördern. Wir erzählten ihr lieber erst gar nicht, dass wir zuvor die Gaskartusche immer im Gepäck dabei hatten (wohlgemerkt haben wir daran gar nie gedacht, wie wir geflogen sind, aber es hat auch nie jemand entdeckt). Also nahmen wir den Aufsatz aus dem Gepäck, sagten ja, klar, schicken wir nach hause und nahmen ihn anschließend im Handgepäck schön durch alle Sicherheitskontrollen. Die spinnen doch, dachten wir und lachten uns einen ab.


Pa’ia – von Surfern und Kakerlaken
In Kahului angekommen nahmen wir unseren nächsten Mietwagen im Empfang (äh, der wievielte war das nochmal, wir glauben mittlerweile den sechsten) und setzten uns erst mal in ein Cafe, wo wir überlegten, wo wir eigentlich schlafen diese Nacht. Wir entschieden uns für Pa’ia, die Surferstadt auf Maui, und setzten uns dann erst mal an einen richtig coolen Strand zum sonnen. Danach gingen wir ins Hostel und hatten so was von Glück, denn gerade hatte jemand gecancelt und es wurde ein Doppelzimmer frei. Doch Glück und Unglück sind so nah – denn keine 5 Minuten nach dem Einchecken erzählte uns die nette Hawaiianerin, dass es 3 Dinge gäbe, die wir noch wissen müssten:

  1. Geckos: rennen durch alle Zimmer, nicht töten, sind auf Hawaii heilig, fressen die Moskitos - „wie süß“, dachte ich, „ich liebe Geckos“, wer meinen Rücken kennt, sieht das 
    Dann schlief mir das Gesicht ein: 
  2. Kakerlaken: nicht drauf treten, wenn wir eine sehen, das gibt Flecken - „na die sind ja ganz schön ehrlich“ dachte ich, „das wird ja ne tolle Nacht“ und „warum haben wir nochmal vorab bezahlt?“
    Doch es kam noch schlimmer:
  3. Zuckerrohrspinnen: SPRINGEN durch die Gegend, sind etwa TUNFISCHDOSEN-groß und fressen die Kakerlaken – „ganz toll, können wir bitte wieder auschecken und unser Geld zurück haben?“ war mein erster Gedanke


Wir blieben. In der Hoffnung keine der letzteren beiden Übel zu sehen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. In dem Fall keine 5 Minuten später beim ersten Klogang. Lächelt mich doch gerade so eine riesen-fette Kakerlake an. Oder lacht sie mich aus? Na bestens, das bedeutet dann wohl Nacht Nummer zwei mit Licht (Washington lässt grüßen). In Anbetracht der ungeliebten Mitbewohner im Hostel nahmen wir nur das allernötigste mit ins Zimmer, der Rest blieb im Auto, wir wollten ja nicht noch ungeliebte Mitfahrer. Die restlichen Mitbewohner im Hostel lernten wir dann auf unserer Terrasse kennen. Von unserem Zimmer (das wahrscheinlich Beste im Hostel) ging nämlich eine Tür zur Terrasse und als wir darauf unser Abendessen einnahmen, gesellte sich ratz fatz das halbe Hostel dazu, vornehmlich langzeitwohnende Surfer, Wind- und Kitesurfer, zum Teil von Weltruhm wie sich herausstellte, und so durften wir bis 22 Uhr trinken, lachen, neue Bekanntschaften schließen und wurden dann leider auseinandergetrieben, denn man nahm es genau mit der Bettruhe im Hostel. Angesichts der coolen Truppe im Hostel wären wir gern noch eine Nacht geblieben, aber nochmal wollten wir nicht jede Minute auf die Kakerlaken schauen. Die Jungs, die wir kennenlernten, hatten übrigens noch nie eine Kakerlake gesehen im Hostel, und die waren zum Teil schon Monate da. Was soll man davon halten?


Die Straße nach Hana und ein blinder Passagier
Am nächsten Morgen schnappten wir unsere Sachen und ich ließ für 1 Minute die Tüte aus den Augen, wo ich die Äpfel, die wir gekauft hatten, gerade abgewaschen reingelegt habe. Na, wer kann es sich jetzt schon denken? Gleich kommt das Tollste. Da wir eh schon in Pa’ia waren, nahmen wir die berühmte Straße nach Hana in Angriff. Eine Straße, die zum Teil nur wenige Meter breit ist, sodass es gerade für ein Auto reicht, und auf megakurvigen Straßen (600 an der Zahl!- äh, wer bitte zählt so was?) :-) durch den Dschungel vorbei an zig Wasserfällen, über 54 einspurige Brücken entlang der Küste auf 57km lang nach Hana führt. Nach mehreren Fotostopps hielten wir kurz für eine Pinkelpause an und es war Zeit für einen Vormittagssnack. Ein Apfel bot sich an und ich griff nach hinten in die Tüte mit den Äpfeln und holte einen raus. Da denk ich noch was krabbelt da an meiner Hand – ihhh… eine Kakerlake und schüttele das Vieh sofort mit einem Finger und wo fällt das dumme Ding hin? Auf den Schaltknauf und krabbelt daran herunter mittes ins Getriebe. Na super, damit hatten wir dann einen blinden Passagier, der es sich wahrscheinlich schön bequem gemacht hat in seinem neuen Zuhause, dem Getriebe und eine ganze Inselrundfahrt machen durfte.


Schwarze Strände, rote Strände, graue Strände und Wasserfälle zum Baden
In Hana haben wir gerade noch das letzte Zimmer in der einzigen günstigen Herberge bekommen, das wär sonst ganz schön eng geworden, denn wer will schon neben Zuckerrohrfeldern zelten, wenn darin solche Spinnen leben. Wir gingen an einen schwarzen Sandstrand (Wai’anapanapa), erkletterten über einen ziemlich steilen Weg an der Küste einen roten Sandstrand (Kaihalulu), besuchten einen grauen von Frangipani gesäumten Sandstrand (Hamoa)– Maui ist definitiv gut für Strände von allen Hawaiianischen Inseln.

Baden im Wasserfall und die Straße am Ende der Welt

Anschließend gingen wir zum Ohe’o Gulch, wo das Wasser von darüber liegenden Wasserfällen über 24 Pools in das Meer fließt und badeten in einem der Pools. Dann fuhren wir weiter über den Pi’ilani Highway, der quasi noch mal eine Steigerung zum Hana Highway ist, denn er ist nicht nur stückweise ungeteert, sondern man bekommt das Gefühl „äh, warum bin ich nochmal an des Ende der Welt gefahren?!“ , so einsam ist es da. Nach 40km in der Einsamkeit, ein richtiger Ort kommt da nicht mehr, nur alle 5km mal ein Haus, erreichten wir ein Weingut, Tedeschi Vinery, das sich auf Fruchtweine spezialisiert hat und höchstwahrscheinlich das Einzige seiner Art auf Hawaii ist und uns von einer Hawaiianerin in Pa’ia empfohlen wurde. Wir probierten Ananaswein, Passionsfruchtwein und diverse Tropenfruchtweine und fuhren dann weiter Richtung Haleakala National Park.


Von Mexico nach Alaska oder von der Küste Mauis in den Haleakala Nationalpark
Die Straße schraubte sich immer weiter nach oben und waren wir am Morgen noch auf Seehöhe, waren wir jetzt auf ca. 2000 Metern und fanden dort einen wahnsinnig coolen Campingplatz. Wie wir so unser Zelt aufschlugen bei eisklarer Luft unter den Tannen und neben einem plätschernden Bächlein dachte ich kurz mal wir sind in der Schweiz, jedenfalls alles andere als auf einer Tropeninsel. Unfassbar! Wie wir so alles Campingequipment auspackten und die Schlafsäcke ausrollten, fiel doch tatsächlich aus dem einen Schlafsack (ich traue mich kaum, das zu schreiben) noch eine ganze Gaskartusche. Und die Tante beim Abflug hat ja schon über den Aufsatz gemotzt, aber die Kartusche haben sie doch nicht entdeckt. Hahaha…


Wenn man die Straße im Nationalpark weiter nach oben fährt, kommt man nach ca. 35 Minuten Fahrt auf den Pu’u’ula’ula (roter Hügel), Mauis höchster Berg, der immerhin auch stolze 3.300 Meter hoch ist und wohin wir nachdem das Zelt erstmal stand, zum Sonnenuntergang mal noch eben hochgefahren sind. Wenn man übrigens von der Küste bis auf den Gipfel fährt, durchquert man auf ca. 60km so viele ökologische Zonen wie auf einer Fahrt von Alaska nach Mexico!

Das Haus der Sonne oder Sonnenaufgang auf Mauis höchstem Berg
Auch hier war der Sternenhimmel nicht von schlechten Eltern, aber keineswegs vergleichbar mit dem auf Hawaii und so steht auf der Spitze des Berges ein Sonnenteleskop und kein Sternenteleskop. Die Sonne spielt auch die Hauptrolle für das Spektakel, weswegen die meisten Leute auf den Gipfel kommen. Es gilt als ein Muss, einmal den Sonnenaufgang dort oben erlebt zu haben. Dazu muss man, wenn man unten an der Küste schläft wie 99% aller Leute nur um 2:30 Uhr nachts aufstehen, damit man um 05:00 Uhr oben ist und noch einen Parkplatz bekommt, um um 06:00 Uhr den Sonnenaufgang zu sehen. Wenn man allerdings so wie wir schlau ist und schon mal auf 2000 Meter schläft, fährt man nur ne halbe Stunde und kann es sich somit leisten bis 04:00 zu schlafen (immer noch sportlich, würde ich sagen). Aber tatsächlich wir schafften es aus dem Zelt nach einer unerwartet angenehmen Nacht, die wärmer war als angenommen. Kann man allerdings nicht vom Gipfel 1.300 Meter weiter oben sagen, wir froren uns den Arsch ab. Aber wir hatten ja unseren GASKOCHER dabei.  und deshalb kochten wir uns oben auf dem Parkplatz erst mal einen heißen Tee. Kaum war das Wasser einigermaßen heiß kam im Dunkeln eine Rangerin von hinten angeschlichen und fragte uns, ob wir eigentlich wüßten, dass wir hier was hoch-illegales machten, nämlich offenes Feuer auf einem Parkplatz. Fehlte nur noch, dass sie uns dafür verhaftet. Wir lachten uns den Wolf, aber natürlich erst als sie weg war… :-)


Mit heißem Tee, Taschenlampe zum Weg beleuchten und Kamera bewaffnet, erklommen wir den kleinen Gipfel Ka’oao (weißer Hügel) neben dem Krater, um den Massen zu entkommen, die den Sonnenaufgang oder das Haus der Sonne, wie Haleakala übersetzt heißt, sehen wollten. Es war schon speziell auf der einen Seite immer noch den Sternenhimmel zu haben und auf der anderen Seite die Sonne die sich durch die Wolken kämpft, um aufzugehen und Venus, die dabei immer blasser wird. Gehört unter die Kategorie, muss man mal gemacht haben, doch auch wenn es jedes Mal anders ist, wenn die Sonne da oben aufgeht, ein Zweites Mal muss man sich das frühe Aufstehen, die Kälte und den Massenandrang nicht antun. Gelohnt hat es sich aber alle mal.

Endlich sesshaft – wir beziehen eine Traumbude in Kihei
Erst als wir in Hilo waren, hatten wir ja endlich nach langer Suche unsere Ferienwohnung auf Maui gefunden, die wir dann weil wir Last Minute gebucht haben, für die Hälfte des Preises bekommen haben und damit günstiger als jede Übernachtung im Hostel auf Hawaii. Nach einer weiteren Nacht in Kahului und der Erkundung von Lahaina und Ka’apalani war es dann endlich soweit – wir bezogen mal für eine ganze Woche eine feste Bleibe. Und was für eine! Wir betraten unser Appartment und waren hin und weg! 40 Zoll Flachbildfernseher, eine Anlage und ganze CD-Sammlung von hawaiianischer Musik, ein Laptop und freies Internet, Strandstühle, Bodyboard, Tennisschläger, alles was das Herz begehrt war vorhanden und die Wohnung so liebevoll eingerichtet, als wäre es ein Zuhause und keine Ferienwohnung. So was hatten wir beide noch nicht erlebt und schon gar nicht erwartet. Wenn wir über die Straße liefen, waren wir am Meer und wenn wir Lust hatten, konnten wir in den Pool springen, der von tropischen Pflanzen und Frangipani-Bäumen gesäumt war oder noch im Whirlpool den Sternenhimmel betrachten. Den Tennisplatz konnten wir nicht benutzen, da war grad Baustelle, und auch wenn unser Balkon direkt darauf ging, waren wir nie richtig gestört davon. Unsere Wohnung war ein Traum und wir wollten nie wieder weg. Langsam hatten wir das Hawaiianische Paradies gefunden, das wir die ganze Zeit gesucht hatten!


Wie haben wir diese Woche genossen. Endlich mal abhängen, nichts tun, am Strand in der Sonne liegen, schnorcheln, surfen, Cocktails trinken, sonnen, tauchen, an einem Luau teilnehmen (das ist ein tradionell hawaiianisches Fest, an dem sie Kalua Schwein, also Schwein in einem Erdofen backen und Hula tanzen. Da Bidu ohnehin an einem Tag tauchen gegangen ist in Molokini, das ein Vulkankrater ist und als eines der besten Tauchreviere gilt, habe ich mich zu einem Schnuppertauchgang entschlossen und bin mit James, dem Tauchlehrer tauchen gegangen. Einfach Tauchausrüstung an und ins Meer gelaufen. Erst mal hat mir das Ganze ja gar nicht behagt, so unter Wasser und vor allem ohne eine Ahnung wie das alles so funktioniert, aber als ich meine ersten tropischen Fische gesehen hab war ich schon hin und weg. Und als die erste Schildkröte um die Ecke geschwommen kam, war ich sprachlos. Das Problem war, dass ich die ganze Zeit so eine Freude hatte und so grinsen musste, dass sich meine Taucherbrille ständig mit Wasser füllte :-) Aber damit konnte ich dann schon mal üben, wie man die unter Wasser wieder entleert.

Tauchen mit James, Riesenschildkröten und Schwimmen mit Delfinen
Da ich mit James, der nicht nur gut aussah, sondern auch ein prima Lehrer war, quasi Privatunterricht hatte, entschloss ich mich den Tauchkurs fortzusetzen und den Open Water Diver zu machen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Jedes Mal, wenn wir tauchen gingen, sah ich all meine tropischen Fischfreunde, die ich schon vom Schnorcheln kannte und noch viel mehr und noch viel näher und entspannter. Wir sammelten Muscheln vom Meeresboden, tauchten durch weißen Plankton, der so in der Sonne schimmerte, als würde es schneien unter Wasser. Und alle paar Minuten schwamm wieder eine Schildkröte an uns vorbei (und die sind riesig dort, bestimmt über einen Meter groß). Es war magisch und ich hatte das Gefühl, als hätte ich eine neue Welt erobert, die sich bis dahin unter der Wasseroberfläche von mir versteckt hat. Klar, auch ein bißchen Unruhe war dabei, schliesslich sind die Hawaiianischen Gewässer voller weißer Haie und Tigerhaie, aber in aller Regel greifen die wohl eher Surfer an als Taucher, d.h. solange du unter der Wasseroberfläche bist, bist du relativ sicher. Bidu hat das aber auch nicht abgehalten surfen zu gehen. An dem Tag als ich meine Tauchprüfung machte und an Land war, ging Bidu dann nochmal mit dem Boot raus zum tauchen und hatte nach dem zweiten Tauchgang das Glück auf einen riesigen Schwarm voller Delfine zu treffen, aus dem Boot zu springen und mit ihnen zu schwimmen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie der gegrinst hat, als er zurückkam und wie ich mich aufgeregt hab, dass ich nicht dabei sein konnte.

Das Opfer an den Reisegott
Aufregung hatte ich ja auch schon genug, denn ich war tags zuvor bei Noe gewesen - philippinische Friseurin mit den besten Bewertungen und meine Wahl für etwas, das ich schon wochenlang herausgezögert hatte. So ne Blondierung ist halt einfach nicht reisefreudig und außerdem ist es sicher keine gute Idee in Südmerika blond zu sein und so opferte ich meine blonden Haare dem Reisegott. Dass mir Noe dann auch noch 10 Zentimeter abschnitt und wohl Inches mit Zentimetern verwechselte und ich mit viel zu dunklen Haaren aus dem Laden kam, damit musste ich dann einfach leben. Die ersten 80 Mal oder so, die ich in den kommenden zwei Wochen in den Spiegel schaute, konnte ich übrigens nicht glauben, dass ich das bin und bin jedes Mal erschrocken. Mal abgesehen davon, dass ich noch nie so dunkle Haare hatte (Noe hat das mit dem Naturfarbton nicht so ganz hinbekommen), war mein Kopf tagelang der Meinung ich sei immer noch blond. Kann man ihm ja nicht verdenken, ich war ja die letzten 15 Jahre blond, aber inzwischen geht’s. :-)

Aloha, Maui, Aloha Hawaii!
Noch schwereren Herzens war dann nur der Abschied von Maui. Wir hatten Hawaii lieb gewonnen und unser Plätzchen gefunden und unsere 10 Tage auf Maui waren viel zu schnell vorbei. Erst an unserem letzten Abend auf Maui regnete es und es war fast so als würde der Himmel weinen so wie wir, dass wir Abschied nehmen mussten. Und obwohl man nichts von Hawaii mitnehmen darf, weil das sonst Unglück bringen würde, versuchen wir den Geist mitzunehmen, Aloha, das nicht nur Hallo und auf Wiedersehen bedeutet, sondern auch Liebe, und die Lebensart der Hawaiianer, die uns ein Stück näher gekommen und ans Herz gewachsen ist. (Und ein paar hawaiianische Musik-CDs, die sich jetzt auf unserem MP3-Player befinden… :-)

Unser Fazit


Neuseelands Nordinsel

2010-11-20 to 2010-12-16

Lest hier wie wir statt beim U2 Konzert im Krankenhaus waren, an einem Strand nach heißen Quellen buddelten, Glühwürmchen bestaunten, über das Filmset von Hobbingen liefen, versuchten Jack Johnson zu sehen und uns über Kiwis halb tot lachten. 

Kia ora und willkommen in Auckland! 
Bei 18 Grad und Regen erhielten wir nach einem Neunstunden-Flug, der uns ordentlich durchgeschüttelt hat (und das ist mitten auf dem Pazifik ohne Land in Sicht kein besonders beruhigender Gedankt) nicht gerade den besten Willkommensgruß von Neuseeland. Man bedenke wir verließen Hawaii bei 29 Grad und Sonne satt und so war uns wirklich erst mal nur kalt, auch wenn der Regen von einem ziemlich starken Wind vertrieben wurde.

Wir sahen uns erst mal Auckland an und beschlossen am nächsten Tag für die nächsten 4 Tage nach Rotorua zu einem Freund von Bidu zu gehen, um dort die Gegend zu erkunden und dann wieder mit dem Bus zurück nach Auckland zu fahren, denn dort erwartete uns das restlos ausverkaufte U2 Konzert, auf das wir uns seit 3 Monaten angesichts der zwei Stunden, in denen normalerweise alle Tickets für so ein Konzert weggehen wie zwei Lottogewinner freuten. Doch daraus wurde nichts. Aus der Erkundung Rotoruas und aus dem U2 Konzert auch nicht.

Der Reihe nach: ich hatte schon seit Hawaii schreckliche Nacken- und Schulterschmerzen, doch Schmerztabletten richteten das Meiste, nur wurde es durch die Flüge, das Rucksack-Tragen, mit dem Tauchequipment den Strand hochklettern und zu guter Letzt die 4 ½ Stunden Busfahrt nach Rotorua und bei Bidus Kumpel auf dem Boden schlafen so schlimm, dass ich mich gar nicht mehr bewegen konnte. Also gingen wir mich einrenken, hat aber nicht so wirklich viel gebracht. Zwei Tage später gingen wir ins Krankenhaus in Rotorua, da es noch schlimmer wurde. Der amerikanische Arzt verschrieb mir Muskelrelaxant, der so starke Nebenwirkungen hatte, dass ich 24 Stunden später nicht mehr wusste, wo vorne und hinten ist. Und in dem Zustand plus Schmerzen im Kopf und Nacken ging dann gar nix mehr. Wie ich die Busfahrt von Rotorua nach Auckland überlebt hab weiß ich bis heute nicht. Nur noch wie ich im Hostel angekommen nix mehr anderes machen konnte als ins Bett liegen. Als Bidu dann in einer Apotheke war und der Apotheker aufgrund der beschriebenen Symptome meinte, es könnte Verdacht auf eine Hirnhautentzündung (gar nicht so unüblich in den hawaiianischen/neuseeländischen Gewässern) bestehen, war fertig. Ich konnte nicht mehr denken so Schmerzen hatte ich und irgendwann brachte mich Bidu dann mit dem Taxi ins Krankenhaus in Auckland. Dort endlich erwischte ich einen guten Arzt, der checkte wenigstens mal ordentlich durch, was mit mir los war. Aber das U2 Konzert war gelaufen, in dem Zustand konnte ich mich nirgendwo hinbewegen außer von der Krankenhausliege ins nächste Bett. Jeder, der mich kennt, weiß, wenn es nicht der Kopf gewesen wäre, sondern ein gebrochenes Bein, ich hätte mir einen Gips verpassen lassen und wär dann aufs U2 Konzert gegangen, aber wir mussten es akzeptieren: es ging nicht.

Auch am nächsten Tag war es noch nicht besser und es ging wirklich noch mehr als 4 Tage bis ich einigermaßen wieder auf dem Dampfer war und klar denken konnte. Diese Tage verbrachten wir auf der Coromandel Halbinsel und es fällt mir wirklich schwer mich haargenau daran zu erinnern, was wir wann wo gemacht haben. Wenn überhaupt, denn die ersten 36 Stunden in unserem Camper hab ich, zugedröhnt mit Codein, Paracetamol und Muskelrelaxant gelitten und geschlafen und auch danach war ich sowas von platt und daneben.

Hot Water Beach
Ein Highlight, für das ich mich mit Hilfe von Schmerzmitteln aufgerafft hab, war der Hot Water Beach. Man stelle sich einen Strand vor, an dem man bei Ebbe mit einer Schaufel ein Loch gräbt (ein großes) und wenn man Glück hat, erwischt man eine heiße Quelle, die sich mit kaltem Wasser vermischt und voila – man hat einen Thermalpool im Sand für sich ganz alleine. Außer, dass mit der Zeit ca. 100 Leute mehr kommen, und meinen sie müssten direkt neben dir graben, schließlich haben wir ja das heiße Wasser gefunden und dabei deinen halben Pool zerstören. Viele Deutsche waren da, ein paar Kiwis und Asiaten, aber am unverschämtesten war eine Schweizer Familie. Nach einer guten Stunde hatten wir unseren Spaß, genug von den Leuten und dem ohnehin halb zerstörten Pool und übergaben ihn vier Franzosen.


Exkurs: Wie Neuseeländer baden
Dies war auf der Nordinsel auch das einzige Mal, dass ich im Meer war. Also mit mehr als den Füssen im Meer war. Denn das Wasser in Neuseeland ist ja sowas von arschkalt – das hältst du nur aus wenn du

Wenn ihr mich fragt, spinnen die Kiwis was kalte Temperaturen betrifft. Nicht nur dass sie bei jedem Wetter (Wind, Regen, Kälte) in ihre Seen und das Meer springen. (Ehrlich wir haben Leute mit Wetsuit gesehen, die haben in Bergseen gebadet!) Oder dass man mitten in den Städten Leute trifft, die barfuss laufen wo unsereiner geschlossene Schuhe trägt, weil es so frisch ist. Nein, der Hit war ein ca. 40 jähriger Mann, der uns erzählt hat, er habe mit 10 Jahren seine ersten langen Hosen bekommen! Unvorstellbar! Und Neuseelands Klima ist von den Temperaturen her ja nicht gerade eine Tropeninsel, die kriegen schon mal einen Winter mit so um die 0-5 Grad!

Ans Ende der Welt oder Neuseelands bestgehüteter Geheimtipp
Ein anderes Highlight war eine Bucht, die wir über eine 20km lange ungeteerte Straße erreichten (da wussten wir noch nicht, dass in unserem Campermietvertrag drin stand, dass das verboten ist) und die eines der bestgehüteten Geheimnisse Neuseelands sein soll. Weißer Sandstrand, überladen mit Muscheln (Meer leider mal wieder viel zu kalt zum Baden) und ein Ende der Welt-Gefühl. Der Ort, an dem unser Strand lag, hat normalerweise 16 Einwohner, im Sommer schwillt die Zahl dann noch mal auf 250 an, aber das wars dann. Zu kaufen gibt’s da nix, nicht mal ein Restaurant, nur Ferienhäuschen.


Beinahe überall in Neuseeland sprudelt ja irgendwo heißes Wasser aus der Erde – und so war ein weiteres Highlight der Übernachtungsstopp in Miranda auf einem Campingplatz, der sogar seinen eigenen Thermalpool hatte.

Jack Johnson – wenigstens ein Konzert, das wir besuchen können
Danach ging es wieder nach Auckland, denn wir hatten ja noch weitere Konzerttickets, nämlich für das Jack Johnson Konzert. DAS Konzert besuchten wir und fanden es nicht schlecht. Da Jack Johnson all seine Konzertgewinne einem guten Zweck spendet, bleibt nicht viel für das Drumherum und so hat es nicht mal für eine Leinwand gereicht, auf der man ihn und seine Band spielen sieht, wenn man irgendwo am anderen Ende der Halle sitzt. Deshalb waren wir zwar auf einem Jack Johnson Konzert, wissen aber immer noch nicht wie der Kerl aussieht. Auch dass er erst nach dem zehnten Stück die ersten Worte sagte, nämlich eine Entschuldigung, dass er ganz vergessen hätte, Hallo zu sagen, kam nicht gerade bei uns an. Aber Bidu gefiel’s trotzdem Jack mal live zu hören.
Wir widmeten einen weiteren Tag den Sehenswürdigkeiten in Auckland und shoppten was wir noch für die nächsten Wochen benötigen könnten. Dabei bekamen wir dann wegen 15 Minuten Zeitüberschreitung beim Parken noch einen Strafzettel über 20 Dollar. Damit war dann das Bild komplett. Nicht nur die Stadt gefiel uns nicht, die schlechten Erfahrungen und das verpasste U2 Konzert überwiegten einfach so sehr, ich war froh die Stadt zu verlassen und so fuhren wir in Neuseelands Surferstadt schlechthin – Raglan.


Raglan – Surfmekka Neuseelands
Das Dumme war nur, dass Bidu sich auf dem Trampolin in Miranda die Schulter geprellt hatte beim Versuch einen Rückwärtssalto zu machen. Vorwärts hatte geklappt, aber Rückwärts ging ins Auge (oder auf die Schulter). Erst dachten wir ja „na toll, schon wieder Krankenhaus“ und das einen Tag vor dem Jack Johnson Konzert, aber dann ging’s doch irgendwie. Allerdings war Surfen für ihn damit leider raus. Jammerschade, denn in Raglan gibt es mit die besten Wellen und so wurden wir auch an unserem ersten Tag Zeuge eines Surfcontests und durften den Pros in der berühmten Manu Bay zuschauen, wie sie die längste linksseitige Welle der Welt surften (und sich dabei teils 360 Grad auf dem Wasser drehten – wie abgefahren). Auch sonst gefiel es uns dort gut am Meer, trotz super Wetters war aber leider Schwimmen im Meer nicht drin. „Brrr…. viel zu kalt das Ganze“, so der Test mit den Füßen in der Tasmanischen See. In der Nähe machten wir dann noch eine kurze Wanderung zu den Brautschleierwasserfällen, die uns an die 260 Treppenstufen bescherte, aber direkt unter die Wasserfälle führte.


Hobbingen - über das Filmset vom "kleinen Hobbit"
Wir hatten uns ja bereits in Auckland den “Herr der Ringe” Drehorte-Guide gekauft und so fuhren wir nach Matamata, wo der Drehort von Hobbingen auf uns wartete. Im Buch war beschrieben, dass die Hälfte des Sets abgebaut wurde. Nur heftigen wochenlangen Regenfällen war zu verdanken, dass überhaupt noch etwas davon auf der Schafsfarm stand, denn die mit dem Abbau beauftragt wurden, konnten den Abbau deshalb nicht ganz zu Ende bringen. Doch ich wusste ja, dass „Der kleine Hobbit“ gedreht werden sollte. Ich fragte mich also, wo, wenn nicht auf dem alten Set, drehen die? Und als wir dort ankamen und eine Geheimhaltungserklärung unterschreiben mussten, wusste ich es. :-)  Mit einem Bus wurden wir über mehrere Kilometer Straße, die die neuseeländische Armee gebaut hat, auf den abgelegenen Teil der Farm gebracht, wo ich meinen Augen kaum traute. Vor uns war ganz Hobbingen wiederauferstanden, man hatte sogar noch mehr Hobbithäuser hinzugefügt oder war noch dabei die allerletzten Vollendungen zu vollbringen. Überall waren Gärtner zugange, die die Hobbitgärten vor den Häusern bepflanzten oder Kopfsteinpflaster verlegten. Es war ein Traum! Ich stand unter der Eiche, unter der Bilbos 111. Geburtstag gefeiert wurde und fühlte mich, als hätte mich jemand ins Buch oder den Film katapultiert. Fantastisch! Leider können wir hier an dieser Stelle keine Fotos davon veröffentlichen, denn wir haben dafür unterschrieben und man kann uns gerichtlich verfolgen wenn wir das tun. Denkt einfach an uns, wenn ihr den „Kleinen Hobbit“ im Kino anseht. Ich denke bis dahin sind wir aber auch wieder zurück 

Kiwihaus in Otoranga
Dann ging es wieder RIchtung Küste (ja, wir fuhren einen ganz schönen Zick-Zack, aber die Neuseeländer haben einfach nicht genug Straßen für den direkten Weg.  Auf dem Weg dahin gingen wir noch Otoranga ins Kiwihaus. Die oberlustigen Kiwis gibt es nämlich kaum noch in der Natur, aber dafür gut in den Nacht simulierenden Kiwihäusern zu sehen. Wir haben uns halb weggeschmissen wie lustig die durch die Gegend rennen, das solltet ihr sehen! Ein verrücktest Huhn ist ein Witz dagegen. Außerdem gibt es dort Exemplare von Tuataras, die einzigen noch lebenden Nachfahren von Dinosauriern, und viele viele einheimische und eingeführte Vögel und Enten, die uns auf unserer Reise noch öfter begegneten sollten und die wir damit grad ganz gut identifizieren konnten.

Glühwürmchen-Höhlen in Waitomo
In Waitomo wimmelt es von Kalksteinhöhlen, in denen sich nicht nur Stalagmiten und Stalagtiten gebildet haben, sondern auch tausende von Glühwürmchen leben. Wir stellten uns coolen Arsches mit unseremCamper auf den Parkplatz vor den Höhlen, in der Hoffnung, dass die Maori-Betreiber nix sagen. Taten sie auch nicht und so waren wir frühmorgens die zweite Gruppe, die durch die Höhlen geführt wurde. Tropfsteinhöhlen haben wir ja schon viele gesehen, aber das Highlight waren tatsächlich Tausende von Glühwürmchen, die an der Decke eines unterirdischen Flusses saßen, auf dem wir dann mit dem Boot fuhren. Unser Führer drehte weil es so früh morgens war noch eine extrarunde und so staunten wir nicht schlecht als die Decke der Höhle sich in einen richtigen Sternenhimmel verwandelte. Dann machten wir noch eine Wanderung durch den Regenwald, die uns über Treppen und Brücken und als besonderes Highlight durch Kalksteinhöhlen führte.


Lake Taupo und Tongariro National park
Dann ging es wieder zurück ins Landesinnere. (Zick-Zack lässt grüßen). Am Lake Taupo sahen wir uns die Huka-Wasserfälle an, wo das Wasser eine unglaublich schöne eisblaue Farbe besitzt und mit einer solch enormen Kraft durch einen natürlichen Kanal gepresst wird, dass einem die Spucke wegbleibt. Nach einem Bummel durch die Stadt, Fußbad im und Bier am See ging es am nächsten Tag am Ostufer des größten Sees Neuseelands Richtung Tongariro Nationalpark. Dort überlegten wir lange, ob wir die Tongariro Passüberquerung machen sollten, Neuseelands beliebteste Eintageswanderung, wo man 20km über den Pass läuft und auf der anderen Seite abgeholt wird, und zurück zum Auto gefahren wird (ca. 50-60km drumherum). Bidu hat das schon mal gemacht und wir informierten uns im Visitor Center wegen der Wetterlage und bekamen zu hören, dass es für den morgigen Tag starke Winde gäbe mit über 60km/h, was dich da oben wohl schon ganz schön umhaut. Und so beschlossen wir eine Wanderung zu den Taranaki Falls zu machen und diese dann soweit auszudehnen, dass wir eine super Sicht auf den Berg Ngauruhoe bekommen, vielen eher bekannt als der Schicksalsberg von Herr der Ringe. Doch auch der Berg daneben ist nicht schlecht. Ist er doch die höchste Erhebung auf der Nordinsel: Mount Ruapehu (2797m). Beide waren noch schneebedeckt und beide sind aktive Vulkane. Letzterer ist erst 1995 ziemlich spektakulär am Ausbrechen gewesen.


Am Fuße des Berges Ruapehu (2797m) liegt ein Skigebiet, Whakapapa genannt, und laut unserem Herr der Ringe Locations Führer, Drehort von Mordor. Und tatsächlich: neben dem Anfängerlift stehend fehlen nur noch die Orcs und man fühlt sich gleich wie mitten im Film. Zu guter Letzt liefen wir noch zu den XXX Falls, die wahrscheinlich perfektesten kleinen Wasserfälle, die man sich vorstellen kann. Wenn man davor steht, fühlt man sich unweigerlich an Herr der Ringe erinnert. Zwei Holländer, die wir später auf dem Campingplatz kennenlernten (klar, wo trifft man sie sonst?), erzählten uns die seien auch aus dem Film, stand aber nicht in unserem Guidebook.

Taranaki/Mount Egmont National Park
Der Zick-Zack Kurs sollte noch immer nicht zu Ende sein und so fuhren wir den nächsten großen Schlenker wieder zurück an die Westküste. Mount Taranaki stand auf dem Programm, wieder ein Vulkan mit schneebedeckter Spitze, vielen vor allem bekannt als Mount Fuji in „der letzte Samurai“ (ja, auch ich dachte, der wurde in Japan gedreht.“ Wir stoppten in Hawera, schnappten uns dort beim Visitor Center einen Schlüssel und bestiegen dann die ca. 250 Stufen des Wasserturms, um eine Bombensicht auf den Berg, der wirklich ganz alleine an der Küste steht, zu bekommen. Laut Maori-Sage steht er dort deshalb so alleine, weil er in der Liebesgunst um den Berg Pihanga gegen den anderen Vulkan Mount Tongariro verloren hat, und weggeschickt wurde.
Die Aktion hat sich gelohnt. Nach einer lustigen Nacht in einem Vogelreservat, wo man uns empfohlen hatte, zu übernachten, weil's dort kein Ärger gibt, war der Berg am nächsten Morgen verschwunden! Kein Witz! Das Ding war weg. Es war so bewölkt, dass man ihn nicht mal mehr von 10 km Entfernung sehen konnte. Also nutzten wir den Tag anderweitig, erkundeten New Plymouth und verkrümmelten uns für einen Tee- und Suppentag in unseren Camper, nur um nachts um 3:30 (es war leider Wochenende) an einem Strandparkplatz, wo wir dachten, wir wären sicher, von acht Jugendlichen, die rotzehackedicht waren, aufgeweckt zu werden. Nein, sie schüttelten den Camper nicht, aber es waren durchaus aggressive Stimmungen zu spüren (Bidu war in erhöhter Alarmbereitschaft) und scheisse, die waren echt so was von Knülle zum Teil, der eine hat sogar seine Schuhe verloren beim Laufen. (Hat er dann wohl am nächsten Morgen geholt). Das war lehrreich: an einem Wochenende campen wir sicher nicht mehr wild, auch wenn der Spot noch so einsam ist.


Die Nacht zu bleiben, hatte sich wenigstens gelohnt, der Berg war wieder da! Wir liefen dann auch dem Gipfel entgegen (ist aber ohne Eisaxt und Kletterausrüstung) nicht drin und so liefen wir denn wieder einen Weg zurück durch den Regenwald, der wohl eher weniger gelaufen wird. Jedenfalls mussten wir sowas von dermaßen durchs Gestrüpp, Gewässer überqueren und hunderte von Leiter klettern und das hoch und runter, es war nicht mehr nochmal. Nach anderthalb anstrengenden Stunden und genau einem Vater mit seiner Tochter, die uns unterwegs begegneten, reichte es mir von Urwald und ich war echt heilfroh, dass der anstrengende völlig überwucherte Weg, so total abseits der Zivilisation dann ziemlich unverhofft um die Ecke auf unserem Parkplatz sein Ende fand. Mit Urwald und Regenwäldern reicht’s mir jetzt mal wieder für die nächsten paar Wochen.
Rafting in Whanganui/Mangaweka
Über Whanganui (ihr ahnt es, Zick-Zack) ging es nach Mangaweka an den Fluss Rangitikei, der für den Fluss Anduin in Herr der Ringe genutzt wurde. Dort trafen wir den Inhaber einer Rafting-Firma, die schon mit den Herr der Ringe Jungs gearbeitet hatte und rafteten zusammen mit Kaye, einer jungen Engländerin, den Fluss hinunter. Alles in allem ein sehr netter Halbtagesausflug, mit ziemlich spektakulären Aussichten in den Schluchten, wären da nicht die Sandfliegen gewesen. Bidu kam mit 5-6 Stichen relativ glimpflich davon, ich hatte allein 10 Stück am rechten Fuß. So viel zum Thema erste Bekanntschaft. Am gleichen Tag merkte ich noch nicht viel davon, auch als wir am Fluss noch nach Fossilien suchten, die sich dort so mir nichts dir nichts in den Steinen verstecken (und fanden).


Über die Kapiti Küste nach Wellington
Über Palmerston North nahmen wir Wellington ins Ziel und hielten unterwegs noch an der Kapiti Küste, wo das Eis herkommt, das ich inzwischen zu meinem Lieblingseis zählen würde (weiße Schokolade umhüllt Vanilleeiscreme, die von Himbeersorbet durchzogen ist – hört sich gut an, oder?). In Wellington bezogen wir einen Stellplatz mitten in der Stadt, denn wir wollten eventuell das Nachtleben in Wellington erobern. Taten wir auch, und versumpften in einem Irish-Pub, von wo wir um viele Bekanntschaften reicher, einige Neuseelanddollar ärmer und mit mehreren Bier zu einer spielenden Liveband intus, wieder Richtung Camper wackelten. Aufgrund des Pegels, den wir erreicht hatten, war Dialektstunde angesagt und so rutschte ich vom Sächsischen (an dieser Stelle Gruß an Cathleen) über das Nordbadische (Armin lässt grüßen) in die Schweiz. Und bekam von Bidu die Ehrenmedaille verliehen – für außerordentliches Imitieren des schweizerischen Dialekts, der sich wohl in den letzten Monaten vom Zürcher zum Berner entwickelte. Damit dürfte mir die C-Bewilligung sicher sein, meint zumindest Bidu. 
Allergie auf Sandfliegenstiche:
Schon am Nachmittag schauten wir uns die Hauptsehenswürdigkeiten von Wellington an, fuhren auf den Mount Victoria und genossen die Aussicht auf die Stadt, die mich irgendwie an Bergen in Norwegen erinnerte und wirklich etwas Nettes hat. Mit einem leichten Kater erwachten wir nach unserem Abend im Irish Pub, aber viel Schlimmer war der Schreck, den ich bekam, als ich meinen rechten Fuß sah. Unsere Fahrt auf dem Rangitikei hatte mir wohl an die 10 Sandfliegenstiche beschert und das war zuviel für ihn. Nicht nur war der Fuss knallerot, sondern auch doppelt so groß wie der linke Fuß! Und so erfuhr ich von meiner Allergie auf Sandfliegenstiche. Es hatte mich ja vorher schon gewundert, warum die Dinger bei mir so viel größer wurden als bei Bidu. Außerdem wachte ich nach einem neuen Stich nachts auf, weil der Scheiss so brannte und juckte. Meine Reaktion auf einen Sandfliegenstich entspricht in etwa dem eines Bienenstichs für normale Leute. Stellt euch einfach vor ihr hättet 10 davon in eurem rechten Fuß. Da half nix. Antihistamine mussten her.


Wellingtons Sehenswürdigkeiten: Te Papa und Weka
Trotzdem ließen wir uns den Besuch des Te Papa Museums in Wellington nicht entgehen. Nicht nur haben die dort eine tolle Sammlung über Maorikultur, sondern auch den größten Tintenfisch, den man je gefunden hat und ein Haus, in dem ein Erdbeben simuliert wird und außerdem das Herz eines Blauwals, das so groß ist, dass die Kinder durch die Arterien klettern können. Wir fuhren noch zu Weka, der Firma, die für viele Spezialeffekte von Herr der Ringe, Narnia usw. verantwortlich ist und ein Muss darstellt, wenn man schon in Welliwood, so der andere Name von Neuseelands Filmhauptstadt, ist. Außerdem konnten wir unser Weihnachtsshopping beide noch erledigen (oh Freude – dieses Jahr nur für eine Person was kaufen, was für eine Reduzierung des vorweihnachtlichen Stresspegels). Witzigerweise haben wir beim selben Geschenkepackservice verpacken lassen (wie sich an Heiligabend) herausstellte und das in einer so großen Stadt! Danach ging’s mit unserem Camper, den wir inzwischen „Eggart“ (ja, genau so wie der in „Werner“) getauft haben, auf die Fähre, um die Cookstraße Richtung Südinsel zu überqueren.

Unser Fazit für Neuseelands Nordinsel
• Ein paar Kiwis, hunderte Schafe und tausende Glühwürmchen
• Wir weinen noch immer ob dem verpassten U2 Konzert 
• Wir vermissen den Sonnenschein und die Luft- und Wasser-Temperaturen Hawaiis
• Kurven, Hügel, Kurven, Hügel – gibt es in diesem Land keine einzige gerade Straße?
• Vulkane, ein bisschen Schnee obendrauf und Filmlocations satt
• Wir schließen erste Feindschaft mit Sandfliegen


Neuseelands Südinsel Etappe 1: Von der Cook Straße über Nelson nach Kaikoura und Mount Cook

2010-12-17 to 2010-12-26

Lest hier wie wir die Cook Straße auf die Südinsel überquerten, deutsche Wurst und schweizer Weihnachtskekse aßen, beim wilden Campen erwischt wurden, in Marlborough von Weingut zu Weingut torkelten und wie Bidu mit Robben schwimmen ging.


Über die Cookstraße auf die Südinsel
Leider hatten wir für die 3 Stunden dauernde Überquerung der Cookstraße von Wellington nach Picton mit der Fähre kein Glück mit dem Wetter. Es regnete zwar nicht gerade Hunde und Katzen, wie man in Neuseeland sagt, aber es war doch mehr bewölkt und ziemlich windige See und nur einmal kurz als wir auf dem oberen Deck waren, kam die Sonne raus. Da wir mit dem Camper als eine der Letzten auf die Fähre kamen, waren schon alle Sitzplätze belegt und so blieb uns die meiste Zeit nur der Boden zum Sitzen, aber das kannte ich ja schon von der Fähre nach Sardinien (und die dauerte 8 Stunden) 


Nach Ankunft in Picton deckten wir uns noch kurz mit Essen ein und fuhren dann den Queen Charlotte Drive, der uns auf kurvigen Straßen oberhalb der duzenden Buchten mitten durch die Marlborough Sounds führen sollte. An einem von D.O.C., der neuseeländischen Behörde für die Erhaltung der Natur, gemanagten Campingplatz mit nur 6 Stellplätzen direkt in einer Bucht, der sogenannten Momorangi Bay, übernachteten wir und genossen die Stille, Natur und den Entenbesuch.

Nelson – deutsche Wurst und schweizer Weihnachtskekse
Dann fuhren wir über eine weitere kurvenreiche Straße über Havelock und den dortigen Aussichtspunkt „Cullen Point“ nach Nelson. Während wir auf dem Weg dorthin noch durch Regen fuhren lag Nelson in wunderschönem Sonnenschein. Unser Reiseführer sagte uns wir sollten unbedingt auf den Samstag abgehaltenen Markt gehen und eine heiße Wurst bei Doris Bratwurststand essen. Und da wir mal wieder Glück hatten, war gerade zufällig Samstag und ich freute mich wie ein kleines Kind auf eine heiße Wurst vom Grill, die in Neuseeland übrigens oft mit Sauerkraut verkauft wird. Die Wurst war gut, Wurstwaren verkauften sie auch und mal wieder so ein paar echte Pfefferbeißer in der Hand (und vor allem im Mund) zu halten, 19.000 km und 5 Monate von zuhause entfernt war wirklich nett. Der Markt sonst auch, auf dem es von Pflanzen über Obst und Gemüse, Kunsthandwerk, Schmuck und Kleidung alles gab und auch zu fairen Preisen.
Den sonnigen Nachmittag verbrachten wir am Tahuna Strand in Nelson, der im Nachhinein einer der belebtesten Strände auf unserer Neuseelandreise war. Soll heißen man sieht an einem 1km langen Sandstrand maximal 100 Leute. In Neuseeland haben wir wirklich nirgendwo einen gutbesuchten Strand gesehen (mal abgesehen von dem Teilstück am Hot Water Beach). Die Strände sind selbst bei gutem Wetter meistens menschenleer, aber eben auch ziemlich windig und das Wasser ist viel zu kalt zum Baden (außer für die gestörten Neuseeländer). Abends hauten wir uns ein fettes Steak auf den Grill und genossen die Sonne, die damit ihren letzten Auftritt hatte für die nächsten Tage. Denn bereits in der Nacht haute es sowas von dermaßen runter (ich hatte zum Glück unsere saubere Wäsche von der Leine genommen). Der Regen wollte einfach nicht aufhören, die ganz Nacht, den ganzen Morgen, den ganzen Mittag – ohne Unterlass. Erst am Sonntag abend, wie wir eine Kollegin von Beat und ihren Mann besuchten, die vor ein paar Monaten nach Nelson gezogen sind. Neben einer sehr guten Unterhaltung genossen wir selbstgebackene Weihnachtskekse. Ich weiß, alle Schweizer werden jetzt aufstöhnen uns fragen „Weihnachtskekse? Das heißt „Chrömli““. 
An diesem Tag fand ich auch heraus, was die dümmste Stelle ist, an der eine Sandfliege stechen kann. Wer will es wissen? Es ist der Punkt zwischen großem Zeh und dem nächsten Zeh, weil wenn man Flip Flops anhat, dort genau der Gummi rubbelt. Arghh! Im Vergleich zu sonst ist mein Zeh aber nicht doppelt so dick angeschwollen (wenigstens etwas) :-)

Golden Bay, Takaka Hill und Pupu Springs
Obwohl der Regen einfach nicht aufhören wollte, beschlossen wir in den Abel Tasman Nationalpark zu fahren. Leider erreicht der aber bei schlechtem Wetter seinen Glanz überhaupt nicht, denn die türkisblauen Buchten und goldenen Sandstrände kommen halt nur in der Sonne schön raus und so beschlossen wir nach nur einem kurzen Stopp doch keine Wanderung zu machen sondern über den Takaka Hill (ein weiterer Drehort von Herr der Ringe) in die Golden Bay zu fahren. Dort war das Wetter auch nicht besser und so besuchten wir nach einem leckeren Pie am Strand die Te Waikoropupu Quellen, die die Einheimischen einfach Pupu Quellen nennen und den Ruf haben die klarsten Gewässer der Welt zu sein. Nur das Wasser in der Antarktis scheint klarer zu sein. Der schöne Wanderweg dort führte uns durch Busch, Farnwald und über mehrere Brückchen und Stege über den Gewässern und hat uns deshalb sehr gefallen.

Wildes Campen in Neuseeland
Dann regnete es wieder und wir hatten die Nase voll und beschlossen grad nach Blenheim durchzufahren. Das bedeutete zwar eine 4-5 stündige Nachtfahrt, aber wir wollten weg von dem regnerischen Wetter. Wie wir in Blenheim ankamen, waren wir so müde, wir stellten uns einfach auf den erstbesten Parkplatz neben dem Fluß und wurden prompt morgens um halb sechs (!!!) geweckt, weil irgend so ein älterer Mann wie ein Wilder an unsere Scheiben klopfte. Das war quasi die Strafe fürs Campen an einem Ort, wo es verboten war. Der Sack! Zum Glück, denn ausser einem Hinweis, das das Campen hier verboten ist, hing wenigstens kein Strafzettel an unserer Frontscheibe. (Hätte uns 500 Dollar kosten können, wie wir später erfahren haben). Es ist nämlich so eine Sache mit dem „wilden“ Campen in Neuseeland. Grundsätzlich ist es nur erlaubt, wenn man WC und Dusche im Camper hat und dann wird es von Region zu Region unterschiedlich gehandhabt. Leider gibt es keine einheitlichen Broschüren und selbst die Website verweist auf die Einzelwebseiten der Regionen. Informationen einzuholen, ob und wo genau wildes Campen erlaubt ist, gestaltet sich also schwierig. In manchen Besucherinformationen sind die Leute hilfreich und sagen dir grad wo es geht, in manchen nur, dass es nicht geht (aber nicht wo es geht) und in manchen Infozentren haben sie uns auf die Frage hin angeschaut, als wären wir die Oberverbrecher und fragen gerade nach etwas höchst Illegalem.


Weinprobe in Marlborough
Blenheim, der Ort wo wie übernachteten, ist quasi die Weinmetropole der Marlborough Region mit so vielen Weingütern, dass man sie nicht mehr zählen kann. Und so brachen wir noch am Vormittag zu einer Weinprobentour auf. Keine gute Idee, wie sich herausstellte. Denn nach der Weinprobe in unserem ersten Weingut hatten wir bereits 7 verschiedene Weine intus und langsam musste etwas zum „Auftunken“ her. Fanden wir auch, in einem französischen Weingut. Nach weiteren 7-8 Weinen, ziemlich guter Laune und einem leichten Zungenschlag sassen wir im angehängten kleinen Bistro, in dem wir leckere französische Köstlichkeiten (Käse und Fischplatte) genoßen. Gestärkt von einem so exquisiten Mahl waren wir dann auch noch bereit für den Grappa. Zum dritten Weingut haben wir es dann nicht mehr geschafft. Zum Glück, denn wir blieben unterwegs auf einer riesigen Himbeerfarm hängen, auf der man seine Himbeeren selber pflücken konnte! Ein Traum! Himbeersträucher soweit das Auge reicht und immer nach der Regel „eins in Töpfchen, eins ins Kröpfchen“ kamen wir am Schluss mit einem Kilo frischen Himbeeren zurück, die wir dann noch um ein Kilo Kirschen ergänzten. So schön kann der Sommer in Neuseeland sein! Inzwischen war auch das Wetter auf dem Weg der Besserung und als wir abends Richtung Kaikoura fuhren war es bereits sonnig und wolkenfrei.


Kaikoura – von Walen, Robben, Bergen und Meer
Bereits die Straße nach Kaikoura begeisterte uns, denn sie führte direkt an der felsigen Küste und der ein oder anderen Seerobbenkolonie entlang. Doch Kaikoura steht vor allem für Wale und nirgendwo in Neuseeland kommen sich schneebedeckte Berge und türkisblaues Meer so nahe wie hier, was natürlich ein tolles Panorama mit sich bringt. Whalewatching war uns mit 145 Dollar pro Person dann doch etwas zu teuer. Bidu entschloss sich aber etwas anderes ziemlich einzigartiges zu machen, nämlich den Sprung ins 15 Grad kalte Wasser zu wagen und mit Seerobben schwimmen zu gehen.

Wie Bidu mit Robben schwimmen ging
Oder wie ich Bidu dazu bekam auch mal einen Beitrag für unseren Blog zu schreiben. Im Folgenden Absatz also lest ihr einen Text von Bidu. Kleiner Nachtrag: es ist ja nicht so, dass Bidu beitragslos ist. Aber seine Beiträge reduzieren sich auf: Korrektur lesen, Anmerkungen machen, Bilder aussuchen (meistens motzen, warum ich schon wieder ein so doofes Bild von ihm ausgewählt habe) oder mir zu erzählen, dass meine Berichte ja viel zu lang wären, was wahrscheinlich daran läge, dass ich eine Frau bin.... mal sehen also, ob er’s kürzer kann: :-)

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Gesagt getan; den dicksten Tauchanzug angezogen den ich finden konnte, Kapuze auf und vom Boot gesprungen. An der Küste entlang hatten wir schon einige Exemplare gesehen aber im Wasser sah ich leider nicht viel ausser Riesenseetang. Wie uns mittgeteilt wurde müsse man geduldig sein und nach ca. 15 Minuten im Wasser und diversen Szenenwechseln schoss etwas an mir vorbei. Ein paar Mintuen später schaute ich einer Robbenfrau direkt in ihre riesen Glubschaugen. Die Dinger stehen Kopf nach unten und Schwanzflosse raus im Wasser und schauen neugierig rum. Dann zack war sie pfeilschnell wieder weg um sich dann von hinten an mich ran zuschleichen. Sehr verspielt sind die Dinger, ich wollte auch mal runter tauchen um ein bisschen mehr interagieren zu können aber mein Superdicker-Wetsuit liess es nicht zu – keine Chance! Zum Höhepunkt zischten etwa 8 Roben um uns rum – ich war erstaunt wie flink die im Wasser sind – an Land können sie ja ziemlich tollpatschig sein ;-). Nach einer guten Stunde im Wasser liess das Interesse der Roben so wie meines (kältebedingt) nach und wir fuhren zurück in die Stadt. Eine tolle Begegnung.

Was haben Sandfliegen mit heißen Quellen gemeinsam? Hanmer Springs
Am nächsten Tag fuhren wir in die Berge nach Hanmer Springs, wo es mit die schönsten Thermalquellen Neuseelands geben soll. Können wir bestätigen. In über zehn Pools mit verschiedenen Temperaturen lässt es sich gut aushalten und eine riesige Rutsche mit einer Spirale zum Durchrutschen gab es auch, die Bidu gleich mal ausprobieren musste. Leider konnten wir zusammen nicht gehen, weil wir beim Versuch das zu tun erfuhren, dass die Benutzung der Rutsche 10 extra Dollar kostet (zusätzlich zu den 18 Dollar Eintritt). Und sehr zu meinem Pech wurde ich während der Warterei auf ihn von Sandfliegen am ganzen Körper zerstochen. Nur mit dem Bikini war ich natürlich ein tolles Opfer für die lästigen gemeinen Viecher. Da half es auch nix, dass das Thermalwasser lindernd wirkte.


Wir fuhren noch die halbe Strecke zurück nach Kaikoura und übernachteten auf einem Feld irgendwo dazwischen, was uns einen tollen Sonnenuntergang, einen Regenbogen und vor allem eine wahnsinnig windige Nacht bescherte. Der Wind ging so krass, auch am windgeschütztesten Ort neben den Bäumen wurden wir im Camper durchgeschüttelt wie auf einem Boot! Was für eine Erfahrung! Am nächsten Tag schwollen dann auch alle Stiche an, der eine am Oberschenkel war fast so groß wie ein Teller! Und das an Weihnachten.

Wie wir Weihnachten in Kaikoura verbrachten
Wir hatten uns mit Achim, der mit mir Abitur gemacht hat und auch grad in Neuseeland unterwegs war, wieder in Kaikoura verabredet. Wir bezogen zur Feier des Tages einen Stellplatz auf einem Campingplatz, (man will ja auch mal mit der Familie telefonieren oder skypen) und kaufen uns einen wiederverwertbaren transportablen Grill. Dann wurde das T-Bone auf den Grill geschmissen. Das von Achim wurde ihm dabei fast von einer frechen Möwe vom Grill geklaut. Jetzt war ständige Bewachung angesagt.  Es wurde ein langer Abend in unserem Camper mit dem kleinen Weihnachtsbaum. Bis um 3 Uhr waren wir am Bier, Wein und Tee trinken und uns über Reiserouten austauschen. Da war das morgendliche Telefonat mit den Eltern und Familie (denn zuhause war es ja noch 12 Stunden früher und damit gerade Heiligabend) doch etwas anstrengend aber natürlich trotzdem schön. :-)


Lake Tekapo
Noch am Mittag fuhren wir weiter, denn wir hatten noch eine lange Strecke vor uns. Bis in den Abend hinein fuhren wir an die 400-500 km Richtung Lake Tekapo und damit Richtung Neuseelands Bergwelt. Wie wir über den ersten Pass fuhren (die Pässe hier mit 800/900m ü.M. sind überhaupt nicht vergleichbar mit den Schweizern) sah ich erste schneebedeckte Berge, die sich in der Dämmerung hinter Lupinenfeldern aufbauten – was für ein Anblick! In Lake Tekapo, einem 300 Seelen Ort, stellten wir uns mal wieder verbotenerweise (erfuhren wir aber erst am nächsten Tag) direkt an den See. Am nächsten teilweise sogar immer noch sonnigen Tag fuhren wir Richtung Lake Pukaki und Mount Cook, der mit knapp 3.800m höchste Berg Neuseelands. Doch nicht ohne auf einer wahnsinnig steilen (und das mit dem Camper) Straße auf Mount John, einem Berg über Lake Tekapo, hinaufzufahren. Oben steht ein Teleskop – nix im Vergleich zu denen auf Hawaii – aber vor allem ein Cafe, von wo aus man einen herrlichen 360 Grad Blick auf die Berge hat

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Lake Pukaki und Mount Cook – grüne Bergseen, der höchste Berg Neuseelands und heftige Wetterwarnungen
Auch die Fahrt zum und um den Lake Pukaki war toll. Man muss die Seen sehen, um an ihre Farbe zu glauben. Das Türkis, das einem da entgegen leuchtet, ist einfach nur irre. Oder ganz banal den Teilchen zu verdanken, die das Schmelzwasser aus den Bergen mitbringt und die mit der Sonne und dem Licht reagieren. Noch im Visitor Center in Lake Tekapo hat man für uns auf der Webcam nachgeschaut, ob wir Mount Cook sehen könnten. Konnten wir nicht, aber da das Wetter eher schlechter als besser wurde, sind wir trotzdem gefahren, bezogen wieder einen D.O.C. Campingplatz (der einzige Weg dort hinten zu normalen Preisen zu übernachten außer dem Hostel, das immer ausgebucht ist), und genoßen die frische klare Bergluft. Abends machten wir einen Spaziergang in den Ort, der mit 45 Minuten schon eher eine kleine Wanderung war, damit ich meiner Oma zu Weihnachten noch anrufen konnte. Dabei konnten wir dann doch noch einen Blick auf Mount Cook erhaschen, der Weg lohnte sich also allemal. Im Ort sahen wir den Wetterbericht, der überhaupt nichts gutes verhieß, sondern eher alle möglichen Warnungen enthielt von Sturm über heftigen Regen zu Überflutungen. Leider fing das ganze gerade in dem Moment an, wie wir in der beinahe Dunkelheit unseren Weg zurück zum Camper versuchten zu finden. Und da die Hälfte des Weges ungeschützt, also nicht zwischen Bäumen lag, war nix mehr mit Spaziergang. Das hat von allen Seiten gewindet, gemacht, getan und vor allem geregnet, was das Zeug hält, wir waren ganz schön nass, wie wir endlich am Camper ankamen.

In dieser Nacht und am nächsten Morgen regnet es in Strömen und ohne Unterlass. Deshalb besuchen wir das Edmund Hillary Zentrum in Mount Cook, informieren uns im Museum über ihn und seine Mount Everest Expedition und beschließen dann, da wir den Film, den sie über ihn zeigen, leider um 5 Minuten verpasst haben, Richtung Küste zu fahren, denn das Wetter wird die nächsten 36 Stunden nicht besser werden. Leider leider, denn erstens hätten wir so gerne eine Wanderung in ein Tal gemacht, von dem man den Mount Cook so schön sehen kann und zweitens kann man in einem anderen Tal auf einem Gletschersee fahren, wo es sich anfühlen muss wie in der Arktis, weil dort regelmässig große Eisberge, die vom Gletscher kommen, auf dem Wasser schwimmen. Aber es hat nicht sollen sein. Ich sag’s euch, das Wetter ist nicht mit uns. Es sollte eigenlich Sommer sein, aber wir hören immer nur, dass dies ein unwahrscheinlich außerordentlich nasser Sommer ist bisher.

Unser Fazit:


Neuseelands Südinsel Etappe 2: Von Mount Cook nach Dunedin und Oamaru

2010-12-27 to 2010-12-30

Wie wir an der Stelle standen, an der Aslans Rede für Narnia gedreht wurde, uns auf die Lauer legten um nachts blaue Pinguine zu sehen, eine Brauereibesichtigung bei Speight’s machten und die steilste Straße der Welt erkletterten.


Elephant Rocks – Drehort für Narnia
Wir entfliehen dem Regen im Mount Cook Nationalpark und fahren wieder Richtung Küste. Unterwegs halten wir bei den Elephant Rock“, das sind lustige riesige Steinformationen, die so mir nichts dir nichts aus den grünen Schafs- und Kuhwiesen herausstehen. Das besondere aber ist, die Elephant Rocks waren Drehort für den Film Narnia und zwar für die Szene, in der Aslan seine Rede hält. Auch wir konnten es nicht lassen, die Steine zu erklettern (der Regen hatte sich inzwischen zu leichten Schauern gewandelt). Abseits der Touristenroute waren wir fast ganz alleine dort.


Oamaru – die Stadt der Pinguine
Oamaru steht für zwei Dinge: dank seinem schottischen Erbe und der Nähe zu Kalkstein gibt es dort sehr viele alte Kalksteingebäude aus dem 19. Jahrhundert und vor allem gibt es dort PINGUINE!
Die Stadt sahen wir uns zuerst an und fanden es schon ziemlich cool, mal wieder was anderes als Holzhäuser zu sehen. Am Nachmittag war es dann Zeit für die gelbäugigen Pinguine, die man nur an einem bestimmten Strand sehen kann. Diese Pinguine sind wahnsinnig schüchtern und wenn sie Menschen am Strand sehen, kommen sie nicht an Land. Deshalb kann man sie nur von weit oben sehen. Aber wir hatten mal wieder Glück. Nachdem es erst in Strömen regnete (ja, mal wieder) und wir deshalb beschlossen, erst mal ein Regenfrustbier auf dem Parkplatz zu zwitschern, hörte der Regen auf, so wie wir unser Bier geleert hatten. Damit war der Weg frei zu den Pinguinen und es kam noch besser. Wir mussten gar nicht zu den Pinguinen, einer kam nämlich zu uns. Kletterte die ganze steile Küste hinauf und blieb ca. 10 Meter von uns im Gras sitzen (dort nesten sie nämlich). Perfekt für ein Foto!


Um die blauen Pinguine, zweite Pinguinart in NZ, zu sehen ist etwas Geduld gefragt. In Oamaru kann man dafür 25 Dollar pro Person bezahlen und sieht sie garantiert, denn es gibt dort eine Station, wo die Tiere sobald es dunkel wird an Land kommen (tagsüber sind sie auf dem Wasser unterwegs). Das konnten wir uns sparen, denn Bidu kannte eine Stelle ganz in der Nähe der Station, wo er 3 Jahre zuvor schon saß und ihm ist dabei sogar einer der schüchternen Tiere über den Fuß gelaufen! Wir kochten uns erst mal was ganz leckeres zum Abendessen (Beef Stroganoff) und dann warteten wir und warteten und warteten. Und tatsächlich. Es wurde langsam dunkel und in dem Loch unter dem Häuschen neben dem wir standen, bewegte sich was. Nicht alle Pinguine schienen tagsüber auf dem Wasser zu sein. Und dann kamen sie auch schon auf dem Wasser angeschwommen. Einer nach dem anderen setzte an Land an und dann wartete die ganze Gruppe aufeinander. Wie die Mafia standen sie an der Küste und spionierten erst mal die Lage, in dem sie nach links und rechts schauten. Wir haben uns fast weggeschmissen vor Lachen. Ihr müsst euch vorstellen, das ist die kleinste Pinguinart der Welt. Die sind nur 21cm groß und damit wirklich ewig putzig!

Wir wussten von der Infobroschüre der Pinguinstation (und auch mit etwas gesundem Verstand), dass man die armen Tiere, wenn sie an Land kommen nicht mit einem Blitzlichtgewitter empfangen sollte. Und so beschränkte sich unser Verhalten auf Beobachten und Fotografieren ohne Blitz. Neben uns aber hielt ein Wagen mit einem russisch klingenden Typen. Der Vollidiot hat sich an die Küste gestellt und die armen kleinen Pinguine mit einem Blitz nach dem anderen empfangen und das in völliger Dunkelheit. Jeder der schon mal so fotografiert wurde, was wie das in die Augen zündet und wir Menschen sind ja künstliches Licht gewöhnt. Stellt euch nur mal vor wie das für die süssen Pinguine sein muss! Das hat mich so entrüstet, dass ich zu dem blöden Kerl hingegangen bin und ihn angesprochen habe. Aber als ich mich umgedreht hab, hat er das Fernlicht seines Autos angemacht hat, um die Pinguine dauerhaft anzublenden. Und sobald ich außer Sichtweite war hat er wieder geblitzt. Arme Tiere. Die haben mir richtig leid getan. Dann kam ein Wohnmobil mit einer Kleinfamilie drin, die haben genau das selbe gemacht und sich dann auch noch für die Nacht obwohls verboten war mitten in den "Heimweg" der Pinguine gestellt. Was zur Folge hatte, dass die bedauernswerten Tiere nicht von der Küste in ihre Nester zurück konnten. Nicht zu fassen wie blöd Leute sein können. Überall an der Küste haben wir Blitzlichtgewitter gesehen und zwar genau von den Leuten, die vom bezahlten Pinguin gucken zurück kamen und da sie dort (zu Recht) keine Fotos machen durften, haben sie eben außer Reichweite der Leute, die die Pinguine schützen, ihre Blitzfotos gemacht. Klar überleben es die Pinguine, aber man fragt sich schon, wie weit Leute für ein Foto gehen.


Da es immer noch regnete und wir auch ziemlich durchnässt waren kamen wir diese Nacht nicht weit. Wir hatten einen Tipp bekommen, wo wir übernachten können und zwar direkt am Strand. Gesehen haben wir davon aber nicht viel, weil es mal wieder die ganze Nacht und den ganzen Morgen ununterbrochen am Regnen war. Morgens dachten wir schon wir bekommen schon wieder einen Anschiss, weil es nicht erlaubt war, dort zu übernachten, als ein älterer Mann an unseren Wohnwagen klopfte. Doch die gute Seele wollte uns einfach nur ein Couponheft für den Supermarkt schenken, das er nicht gebrauchen konnte. Die Überraschung ist ihm so oder so gelungen!


Über die Moeraki Boulders nach Dunedin
So fuhren wir gegen Vormittag Richtung Dunedin in der Hoffnung (und laut Wettervorhersage), dass das Wetter besser werden sollte im Laufe des Tages. Unterwegs hielten wir noch bei den Moreaki Boulders, das sind sehr fotogene und ziemlich einzigartige runde Gesteinsformationen direkt am Strand im Wasser. Dazu mussten wir einen Fluss überqueren, der durch die starken Regenfälle entstanden war und mit Regen, Wind und Sandfliegen kämpfen. Aber das war es wert. Außerdem hielten wir am Shag Point, weil sich dort Seelöwen rumtreiben sollen und auch gelbäugige Pinguine, aber weder noch ließ sich blicken.

Dunedin und Otago Halbinsel – Schotten, Bier und das einzige Schloß Neuseelands
In Dunedin angekommen bewunderte schien tatsächlich die Sonne und ich bewunderte die viktorianischen Häuser, schöne Steinkirchen und hohe Steingebäude. Mit der Stadterkundung ließen wir uns Zeit, denn diesen Abend wollten wir erst mal ins Kino und endlich den neuen Harry Potter schauen. Am nächsten Tag war das Wetter so schön, dass wir statt nach Dunedin auf die Otago Halbinsel, die direkt davor liegt, fahren wollten. Man denkt die Halbinsel ist klein, aber die kurvenreiche Fahrt an der Küste entlang dauert gefühlt ewig. Wir starteten den Tag mit dem Besuch des einzigen Schlosses Neuseelands, das an der höchsten Stelle der Halbinsel von einem ziemlich exzentrischen Geschäftsmann und Politiker Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Von den schön angelegten Gärten dort hat man eine super Aussicht auf die Halbinsel. Dann fuhren wir an den Allan Beach, der nur über eine ungeteerte mehrere Kilometer lange Straße ziemlich abgelegen liegt, wo wir durch Dünen hindurch an den Strand wanderten. Seelöwen sahen wir immer noch keine und an dieser Stelle sei verraten, im Rest Neuseelands auch nicht. Dafür Seerobben, die am Schlafen waren und weil sie so ruhig lagen und aussahen wie Steine bin ich fast über einen drüber gestolpert. Mann, bin ich erschrocken! :-) 

 
Dann endlich war Dunedin dran – vor allem hatten wir eine Verabredung mit der Brauerei SPEIGHT’S, bzw. Tickets für die Brauereiführung. Klar, wo es Schotten gibt, kann das Bier nicht weit sein.  Ich weiß nicht die wievielte Brauerei das ist, die ich besichtigte, aber das Tolle an der Brauerei war, dass man im Anschluss an die Führung 7 verschiedene Biersorten testen konnte, in dem man sich selbst an den Zapfhahn stellt. Gelernt ist halt gelernt und ich kann an dieser Stelle verraten, dass wir etwas mehr als 7 Bier hatten (die Gläser waren aber höchsten 0.1l) :-)


Da wir jetzt wussten, welches Bier wir am Besten finden (mein Favorit war Summit), gingen wir gleich noch Pizza essen und Bier trinken und den Rest Abendsonne im relativ kühlen Dunedin genießen. Dunedin ist ja quasi die Stadt der Schotten in Neuseeland und eben so muss man sich das Wetter dort vorstellen. Am Abend fuhren wir nochmal auf die Otago Halbinsel, was schon wieder fast 30km bedeutete, aber wann sieht man schon mal blaue süsse kleine Pinguine. Wir konnten einfach nicht genug von ihnen kriegen. Immerhin an diesem Ort hat man gelernt und einen freiwilligen älteren Mann abbestellt, der darauf aufpasst, dass Touristen nicht blitzen oder zu nahe kommen und mit dem ich mich eine ganze Weile unterhalten habe. Das Schöne am fast anderhalbstündigen Wearten auf die Pinguine war erst der Sonnenuntergang und dann dass man die Pinguine auf dem Wasser schwimmen und an Land kommen sah. Das hatte uns noch gefehlt in Oamaru. Da es schon total dunkel war, als wir zurück fuhren, kamen wir mal wieder nicht so wirklich weit und übernachteten in der Sandfly Bay (Sandfliegen haben wir ironischerweise keine gesehen) :-)


Am nächsten Tag stand ein weiterer Stadtbummel und vor allem das Museum in Dunedin auf dem Programm. Eigentlich sind wir dort hin wegen der Naturkundeausstellung, aber total überrascht hat uns erstens die vielen Ausstellungsstücke von Sir Edmund Hillary (z.B. Teile seiner Ausrüstung der Mt. Everest Expedition oder seine Reisepässe). Zweitens die Polynesische, Mikronesische und Melanesische Abteilung, in der wir die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von so Inseln wie Hawaii, Cook Inseln, Tonga, Samoa, Fidji, Tahiti und Papaua Neuginea kennenlernten und von Muschelketten über Kavatradition und Echthaarkleidung alles mögliche sahen. Wir waren begeistert! Nicht nur vom Museum auch von der Stadt selbst, von der wir beide gut und gerne behaupten, dass sie uns am Besten von allen Städten in Neuseeland gefallen hat.

Die steilste Straße der Welt (im Ernst!)
Zum Abschluss unseres Besuchs besuchten wir dann noch die Baldwin Street, die mit 19% Steigung steilste Straße der Welt, von der man lange Zeit glaubte, dass sie in San Francisco läge. Wir widerstanden der Versuchung mit dem Camper hochzufahren (was sich vor allem auf Überzeugungsarbeit meinerseits zurückführen lässt, denn Bidu wär natürlich hoch gefahren ) und beschränkten uns darauf hoch zu laufen oder vielmehr zu keuchen. Die Straße ist so steil, dass es statt einem Gehweg nur über Treppenstufen zu machen ist. Hoch geht ja noch, aber runter ist so steil, dass du die Treppen brauchst, wenn du nicht abrutschen willst. Ganz schön verrückt!


Unser Fazit


Neuseelands Südinsel Etappe 3: Fjordland, Queenstown und Wanaka

2010-12-31 to 2011-01-06

Lest hier wie wir in Queenstown Silvester verbrachten, in Milford Sound grandiose Fjorde und so viele Wasserfälle wie noch nie sahen, in Wanaka in die Luft gingen und erfuhren was das Wort Hinterlandstraße bedeutet.

Queenstown an Silvester
Noch an unserem letzten Abend in Dunedin fuhren wir soweit wir konnten Richtung Queenstown, da es schon einen Tag vor Silvester war und wir sobald wie möglich da sein wollten. Wir übernachteten in der Mitte der Strecke mitten im Dorf Millers Flat und machten noch am Vormittag weitere 2 Stunden unseren Weg nach Queenstown. Dort angekommen trauten wir unseren Augen nicht. Nicht nur war es verkehrsmäßig eine Katastrophe, die ganze Stadt war komplett überrannt mit Touristen und vor allem Neuseeländern aus anderen Teilen des Landes. Es gibt 3 Campingplätze und schon beim ersten mit 300 (!!!) Stellplätzen war jeder Platz belegt, der zweite den wir anfuhren empfahl uns den „Overflow Camping“. Was das heißen soll: ein Rugbyfeld mitten im Ort, das zum Campingplatz umfunktioniert wurde. Toi Toi Häuschen und Zeltstadt inklusive entstand geradezu Festivalatmosphäre. Wir stellen uns auf den Parkplatz nebenan, wo außer uns auch noch viele andere Camper standen und für den Rest der Nacht blieben (obwohl absolutes Campingverbot war, aber das interessierte in der Nacht wohl keinen).
Wir ließen es uns gut gehen, kauften erst mal zu Fuß, wir wollten ja den hart erkämpfen Stellplatz für die Nacht nicht verlieren, ein, kochten ein leckeres Essen, tranken gemütlichen Wein und gingen gegen Abend auf die Piste. Umgeben von lauter schätzungsweise 18 jährigen kreischenden besoffenen Neuseeländer(innen) ging es Richtung Innenstadt und See. Dabei mussten wir feststellen, dass es einen sog. Liquorban gibt, d.h. man darf in bestimmten Gebieten, nämlich da wo die Party stattfindet, keinen Alkohol konsumieren außer in Bars & Restaurants. Wir haben unseren Sekt aber trotzdem durchschmuggeln können (Was wäre Silvester ohne Sekt, also bitte, das ist schließlich Tradition bei uns). Am See spielte nicht nur eine Liveband, sondern ein paar Ecken weiter legte ein DJ Tanzmusik auf, und es war eine gelungene Mischung von Streetparade und Rockkonzert auf dieser Promenade. Eine große Leuchttafel zeigte den Countdown bis um Mitternacht und Punkt Mitternacht gab es ein langes Feuerwerk und unseren Sekt ließen wir auch knallen (nicht ohne ein wachsames Auge auf Polizei und Security). Da kommen Erinnerungen an New York auf.  Aber wir konnten den Sekt unbeschadet leer machen (genießen wäre jetzt übertrieben), hatten ein ziemliches Fest in der Menge beim Konzert und fanden es schließlich schade, als die Band um 2 aufhörte zu spielen. Unser Absacker Jägermeister in einer Bar auf dem Heimweg katapultierte uns dann endgültig in den Camper und wir fanden wir haben das neue Jahr so ganz weit weg von zuhause ganz gut angefangen trotz aller Schwierigkeiten an diesem Tag). Eigentlich wollten wir noch länger in Q-Town bleiben, da sie neben einer Vielzahl von Herr der Ringe Schauplätzen einiges zu Bieten hat, aber die Stadt war immer noch so was von bumsvoll, es war nicht auszuhalten, wie überlaufen es war und so beschlossen wir Richtung Milford Sound zu fahren und später wieder nach Queenstown zurückzukommen, da es ohnehin wieder auf dem Weg lag.

Te Anau und Milford Sound
So traten wir die knapp 200km lange Fahrt nach Te Anau an, die uns knapp 3 Stunden kosten würde. Inzwischen waren wir es ja gewöhnt keine deutschen Zeitmaße für diese Strecken anzuwenden. In Te Anau sah es nicht arg viel besser aus als in Queenstown und so fanden wir beim dritten Campingplatz einen Stellplatz mit etwas Blick auf den See und die Berge, was über die unfreundliche Managerin hinwegsehen ließ. Am nächsten Morgen sah es leider ziemlich düster aus. Das Wetter versprach schon mal nix Gutes. Trotzdem traten wir die 120km lange Fahrt nach Milford Sound an, auf der unterwegs kein einziges Dorf geschweige denn eine Tankstelle anzutreffen ist. Für die 120km lange Fahrt muss man gute 2.5 Stunden einkalkulieren (mal wieder ist deutsches Maß fehl am Platz) und das auch nur, wenn man am einspurig befahrbaren Homertunnel, auf den ganze Neuseealand stolz wie Oskar ist, keine 20 Minuten Wartezeit hat bis die Ampel umschaltet. Schon unterwegs verdüsterte sich das Wetter aber als wir mehr und mehr in die Berge kamen, schüttete es ohne Unterlass wie aus Kübel. Was im Grunde genommen ziemlich cool war, denn dadurch stürzten überall von den Bergen riesige Wasserfälle. Wirklich wo man hinsah kamen rauschende Bäche die Wände hinuntergestürzt. Es regnete IN KÜBELN und OHNE Pause. Auch 120km später hörte es wie erhofft nicht auf zu regnen.


Wo campen wir nur? Verzweiflungstat in Milford Sound
Das Dümmste aber war, dass es nirgendwo erlaubt war zu campen und der einzige Stellplatz mit ca. 15 Plätzen war schon seit Ewigkeiten ausgebucht – mal abgesehen davon dass ihnen wegen des Regens die Stromversorgung ausgegangen war. Es half nichts, wir fragten herum, redeten mit den Lokalen Leuten (der Ort hat fast keine Einwohner) und versuchten die Stellplatzinhaber zu überreden uns für Geld wenigstens einen Parkplatz zu geben, denn mehr hätten wir ja nicht gebraucht, aber auch das war nicht drin. Ihr fragt euch jetzt vielleicht warum haben wir uns nicht einfach außerhalb gestellt - ging nicht, es gab wirklich nichts in diesem Tal, wo man sich sicher hinstellen konnte. Und warum „im Ort“ (wenn man bei 10 Häusern von Ort sprechen kann) – es war überall strengstens verboten. Man hat sich dort konzentriert an jeglichen Nischen, Seitenwegen, etc. Campingverbotsschilder anzubringen. Gut, warum dann nicht trotzdem campen – kostet schlappe 500 Dollar, wenn sie dich erwischen, was bei der Größe des Ortes höchst wahrscheinlich ist. Gut, aber über 60km bis zum nächsten Campingplatz zurückfahren (bei dem Unwetter!!!) und dann wieder hin wollten wir auch nicht. Also warteten wir mal ab auf dem riesigen Parkplatz vor dem Hafen, kochten uns was zu essen, und schauten mal was die anderen so machten. Die Hälfte der Camper fuhr weg, das waren alle, die die schon auf der Bootsfahrt im Milford Sound waren (bei dem Wetter kann ich das nur als Tortur vorstellen, denn es pisste immer noch in Strömen). Und dann gab es noch solche wie uns, grad angekommen, langsam wurde es dunkel und abwartend was die anderen so machen. Wir blieben. Und mit uns fast alle anderen 7-8 Camper. Vielleicht lag es daran, dass wir wenige waren. Vielleicht lag es daran, dass es die ganze N acht durchregnete und zwar immer noch so, dass man sich kaum unterhalten konnte, so ein Lärm machte der Regen, oder dass sie Nachsicht hatten, und dass man bei dem Wetter unmöglich noch mal so weit fahren wollte. Jedenfalls (sehr ´zum Dank unserer Reisekasse) am nächsten Tag war kein Strafzettel dran. Allerdings war das Wetter auch noch nicht besser. Abgesehen davon dass unsere Nacht so was von schlecht war, denn es war einfach nur viel zu laut durch den vielen Regen, der auf unser Dach gehämmert ist (und das ununterbrochen). Nach einem faulen späten Frühstück sahen wir das erste Blau, der Regen hörte auf und es ging tatsächlich auf. Wir suchten uns von den vielen Anbietern den mit dem kleinsten Boot aus und gingen noch am Vormittag auf See und je weiter wir fuhren desto besser wurde es, sodass wir die meiste Zeit in der Sonne fuhren. Wir hatten eigentlich richtig Glück, denn nicht nur fuhren wir bei schönem Wetter im Fjord, sondern wir hatten auch massig Wasserfälle, die den vielen Regen vom den letzten 24 Stunden noch immer nach unten beförderten. Hammer!
Dann fuhren wir die halbe Strecke zurück Richtung Te Anau bis zum Anfang des (Mehrtages)Routeburn Trek, der eigentlich auf unserer Liste stand, aber mangels Unterkunft in den Berghütten und Zeitlimit gestrichen wurde. So liefen wir nur einen Teil davon und bogen dann ab bis zum Key Summit, einem kleinen Berggipfel mit 360 Grad Aussicht auf seine viel höheren schneebedeckten Nachbarn. Der Wanderweg war ziemlich cool, zwar ging es mal wieder im Busch (wie ich den langsam satt habe) aber dafür ging entlang des Wanderweges ein klitzekleines Bächlein, dass uns 80% des Weges mit seinem Geplätscher unterhielt und daneben ziemlich coole grüne Steine enthielt, die im Sonnenlicht und mit Wasser toll aussahen

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Die Nacht verbrachten wir auf einem der vielen D.O.C. Campsites am Fluss entlang der ersten 60km des Weges nach Milford Sound. Zusammen mit Millionen von Sandfliegen. Es waren ganze Jumbojets. Wenn du raus aus dem Camper bist, warst du fällig. Wie die Vampire stürzen sie sich auf dich. Ich bin gar nicht erst aus dem Camper ausgestiegen, so gern ich wollte. Und wenn Bidu aus- oder eingestiegen ist, dann machte ich mich sofort parat mit einem Schlaginstrument die Brut zu töten, die es durch die sekundenschnelle Öffnung der Tür in den Camper geschafft hat. Sonst bin ich ja nicht so, aber bei den Beulen, die ich mir durch die Viecher geholt hab, will ich sie wirklich nur noch töten töten töten. ;-) Am besten bewährt hat sich dazu übrigens unsere große nagelneue Zahnpastatube, die so weich, schwer und von der Hülle her stabil ist, dass man schlagkräftig und zielgenau zuschlagen kann. Not macht eben wirklich erfinderisch. Bei Sandfliegenproblemen solltet ihr es mal damit versuchen. :-)


Aber zum Glück gibt es die bei uns zuhause so gut wie gar nicht (in Italien, hab ich mal gelesen, wohl schon und die übertragen ja auch Krankheiten, die zum Teil tödlich verlaufen und die man sich nun wirklich nicht zuziehen will). Ehrlich Neuseeland wär so schön, wenn es diese Plage nicht gäbe. Gerade der Ort, an dem wir waren: Eine saftige grüne Wiese neben einem Bergfluss mitten in einem unberührten komplett unbewohnten Tal mit Blick auf Buchenwälder und schneebedeckte Gipfel– wo findet man das schon noch auf der Welt? Und dann kann man nicht mal in Ruhe sein Steak grillen oder die Aussicht genießen ohne dass man aufs Übelste zerstochen wird. Man sieht sie halt auch kaum weil sie nur so groß wie Fruchtfliegen sind und wenn du merkst wie sie dir einen Fetzen aus deiner Haut beißen um an dein Blut zu kommen, ist es schon zu spät. Bidu, der Held, hat übrigens DRAUSSEN unseren neuen Holzkohlegrill zum Laufen gebracht und uns das Fleisch gegrillt. Hut ab dafür. Lustig waren auch unsere Zeltnachbarn ein paar Meter weiter. Die haben abends versucht draußen zu sitzen. Und waren nur am Händewedeln, bis es ihnen nach 15 Minuten zu doof und stressig wurde (vielleicht waren sie aber auch nur total zerstochen) jedenfalls sind sie dann plötzlich im Zelt verschwunden.

Queenstown, die Zweite
Dann ging es wieder zurück nach Queenstown. Unterwegs gab es übrigens leckere Amelette mit Apfelmus (naja, Apfelmus ist vielleicht übertrieben - wir haben uns Pie-Füllung gekauft und die Äpfel aus der Dose zerdrückt)  Fast wie daheim. In Queenstown versuchten wir es dann nochmal auf dem Campingplatz, der Tage zuvor restlos ausverkauft war und bekamen dieses Mal einen Platz.
Abends gingen wir dann noch mal auf Tour und fanden die Stadt wie in einem Dornröschenschlaf gegenüber dem Menschenauflauf von Silvester. Keine Bar war auch nur annähernd gut besucht, die Hälfte gar nicht offen. Wir fanden eine, in der es draußen eine riesige Terrasse mit einem riesigen Kaminfeuer gab und bestellten einen Cocktail. Nur einen, denn ersten waren sie teuer und zweitens wollten wir es nicht übertreiben. Das Dumme war nur, dass die Besitzerin der Bar mit ein paar Leuten kam und ziemlich betrunken war, uns eine Wette anbot, diese zwar gewann, aber wahrscheinlich so besoffen war, dass sie uns trotzdem eine zweite Runde aufs Haus bringen ließ. Das hieß dann einen zweiten Zombie für mich und damit eigentlich schon der Abschied vom gesunden Aufstehen am nächsten Morgen. Dabei lernten wir Callum und Janelle aus Australien kennen, mit denen wir dann ziemlich viel Spass hatten und noch eine Bar weiterzogen. Janelle hat mir hinterher geschrieben, sie hätte sich am nächsten Morgen gefühlt, als wäre ein Zug über sie gefahren. Oh, wie ich verstehen konnte was sie meinte…. :-)


Hier gefällt es uns: Wanaka
Auch bei mir war nicht viel drin. Zumal das Wetter schon wieder so schlecht wurde, dass mir nach noch weniger zu Mute war. So fuhren wir gen Wanaka und legten unterwegs noch einen Stopp bei der Brücke ein, wo vor über 20 Jahren das Bungee Jumping erfunden wurde. Bidu wurde beim Zusehen so geil darauf, dass er schon wieder fast gesprungen wäre und ich (immer noch mit Kater) dachte nur, konnten eigentlich wieder nur Kiwis sein, die auf so doofe Ideen kommen. 
In Wanaka ergatterten wir nach langem Suchen außerhalb einen Campingplatz auf einem Cricketfeld (hey, vom Rugbyfeld zum Cricketfeld), wo es aber sogar Strom gab und das für umgerechnet 8 Euro pro Tag für beide zusammen. Das Wetter wurde allerdings noch schlechter anstatt besser. Manchmal frage ich mich wirklich, was die Wettervorhersagen in Neuseeland eigentlich können. (Brot kann schimmeln, aber die können nix!) Doch als mir klar wurde, dass selbst die Einheimischen sagen, „ja, ist doch nur eine Vorhersage“, konnte ich Vorhersagen besser deuten und damit leben, dass es eben meistens anders kommt als man denkt und das Wetter in NZ eben schneller wechselt als man das in Kontinentaleuropa gewohnt ist. Also blieben wir für 2 Nächte und warteten darauf, dass es besser wurde, denn Bidu hatte bereits in Queenstown seinen Akrobatikflug gebucht. Genaueres dazu lest ihr am Besten im separaten Blog. Unser beider Adrenalintag war einfach nur wuuuuuu huuuuu!


Der letzte Tag in Wanaka entschädigte uns nochmal so richtig und beschenkte uns mit Sonne pur. Wir nutzten den schönen Tag um über das sog. „Himbeertal“ in den Mount Aspiring Nationalpark rein zu fahren. Doch nach knapp 15km mussten wir feststellen, dass aus unserer geteerten Straße, die uns erst am See entlang mit tollen alpinen Aussichten und dann in ein breites Tal hineinführte eine ungeteerte unbewohnte Hinterlandstraße wurde, wie das Warnschild auswies. Nun ja, wir wollten unbedingt eine Wanderung machen, also mussten wir wohl durch. Über zahlreiche Bäche, unzählige Kuhgitter in der Straße fuhren wir weitere 15km und waren schon langsam an dem Punkt wieder umzukehren, denn mit 20 bis 30 km/h zu über holprige staubige Kieswege zu fahren macht irgendwann keinen Spaß mehr. Aber dann tauchten auch schon wieder die schneebedeckten Berge hinter der nächsten Biegung auf und wir beschlossen durchzuhalten, es war ja nur noch mal mindestens eine halbe Stunde oder 15km. Die erste Erkenntnis des Tages war ein Lob auf geteerte Straßen und wie schnell man eigentlich darauf vorwärts kommt. :-)  Leider kamen wir gar nicht erst bis zum Start des Wanderwegs. Denn nach weiteren 15 ungeteerter Hoppelstraße kam eine Furt, d.h. aufgrund der starken Regenfälle ein strömender Bach, der den Weg meterweit überflutete und den wir mit unserem Camper nicht überqueren konnten. Also stiegen wir halt aus und liefen nach Flußüberquerung zu Fuß statt des Wanderwegs die Straße weiter hinauf. Die zweite Erkenntnis des Tages lautete: wer den Weg zu Fuß geht, bekommt viel mehr davon mit. Wir haben Frösche pfeifen gehört (das einzige Mal in ganz Neuseeland) und gesehen, wie sich Kühe in den Bergseen kühlten, ganz zu schweigen von den vielen Alpenblumen, die am Wegesrand blühten und die man mit dem Auto gar nicht richtig wahrnehmen kann.


Unsere erste Wasserwanderung
Nachdem wir die 45km wieder zurück in die Zivilisation Richtung Wanaka gefahren sind, beschlossen wir noch ein Stück um den See zu laufen. Doch schon nach wenigen Metern auf dem Wanderweg führte dieser schnurstracks in den See. Nicht zu fassen! Auch hier hatte der anhaltende Regen seine Spuren hinterlassen und den Pegel des Sees so weit ansteigen lassen, dass er den Wanderweg mit samt den Bäumen und Hecken am Wegesrand verschluckte. Aber wer lässt sich davon schon abhalten? Wir nicht. Aber schon nach den ersten 30 Metern waten im eiskalten Seewasser (vor allem als Nicht-Neuseeländer) wich unser Lächeln im Gesicht aufgrund des Spaßes den wir anfangs hatten dem Gefühl hier eher zu kneipen und womöglich in der Kälte noch die Füße zu verlieren. Ha ha… :-) Auch war der Wanderweg langsam im Seewasser nicht mehr zu erkennen und so beschlossen wir umzukehren.


Dann hieß es Abschied nehmen von Wanaka, dass uns beiden mit am besten gefallen hat in Neuseeland. Unser Weg an die beiden Gletscher an der Westküste sollte uns nochmal an beiden Seen, dem Lake Wanaka und dem Lake Hawae entlangführen, die wir ja beide auch schon von oben gesehen hatten. Und das Wetter blieb so schön auch als wir über den Haast Pass an die Westküste gelangten und nochmal auf Tuchfühlung gingen mit Buchenwäldern, Wasserfällen, Bergflüssen und schneebedeckten Bergen. An der Westküste angekommen machten wir bei Haast einen kurzen Zwischenstopp am Meer. Wir wären ja gerne länger geblieben, aber wir waren eingesprüht 5 Minuten am Strand und dann sind wir lachend, weil es einfach zu dämlich war und Hand in Hand den Sandfliegen davon gerannt. Diese Drecksviecher – sie haben uns nämlich trotzdem erwischt. Übernachtet haben wir diese Nacht auf einem D.O.C. Campingplatz direkt an einem See. Ich denke D.O.C. (eigentlich Department of Conservation) ist eine Abkürzung für „alptraumhafte Ansammlung von Sandfliegen“. Dieses Mal ist keiner von uns rausgegangen. Ja, ihr doofen Sandfliegen, auch wir lernen dazu! 

Unser Fazit: 


Fallschirmsprung und Akrobatikflug - unser Adrenalintag in Wanaka

2011-01-06

06.01.11

07.01.11


NZ Südinsel Etappe 4: Von den Gletschern der Westküste über die südlichen Alpen nach Christchurc

2011-01-07 to 2011-01-17

Lest hier über unsere Wanderung auf dem Fox Gletscher, wie wir Mitglieder der Sunshine Band wurden und über unser größtes Abenteuer in Neuseeland: eine Wanderung mit 7 Flussüberquerungen

Gletscherwanderung auf dem Fox Gletscher
Nach einer weiteren Sandfliegenhaften Nacht auf einer D.O.C. Campsite an einem großen See fuhren wir weiter nordwärts an der Westküste entlang. Auf das was wir dann sahen, war ich nicht vorbereitet: Man stelle sich eine wilde Küste vor, an der dicht bewachsen von Busch und Regenwälder und daneben kommen aus den Neuseeländischen Alpen zwei Gletscher fast bis auf Seehöhe herunter! Gewöhnungsbedürftig zwischen Farnwäldern hindurch zufahren und dann vor einem Gletscher zu stehen. Leider hatte es am Fox Gletscher auch so arg geregnet, dass grad der ganze Wanderweg zum Gletscher hinfort gespült wurde. Das war aber nicht so schlimm weil es geführte Gletscherführungen gab, die einen anderen Weg gingen und die wir sowieso gemacht hätten.


Und so wurden wir mit Steigeisen und wer wollte Schuhen ausgestattet und marschierten Richtung Gletscher. Noch bevor es los ging wurden wir über das Risiko eines Steinfalls informiert, dass nicht zu übersehen (und hören war). Aber die Gletscherführer hatten eine Person, die den Tag über nichts anderes tat, als die Steinwände zu beobachten und die Führer per Funk zu informieren, wann die Überquerung der gefährlichen Passage möglich war und wann es besser wäre zu rennen was das Zeug hält. Wir haben es heile durch geschafft. Sechs Taiwanesen in unserer Gruppe waren übrigens so doof, auf dem Stück stehen zu bleiben um Fotos zu machen, sehr zum Ärger unseres englischen Führers. Mich nervten die mit der Zeit auch, weil die nicht nur das Tempo in der Gruppe drastisch reduzierten, weil sie ständig hintendran waren, sondern auch zwischendurch stoppten, weil sie nicht mehr konnten. In Jeans und Designerklamotten läuft es sich halt einfach nicht so gut und manch eine hatte sich das vielleicht anders vorgestellt. Aber die wurden wir dann nach gut einer Stunde Ärgernis los, weil sie nicht mehr weiterlaufen wollte.

Nach der Überquerung von 3 Flüssen ging es mit den Steigeisen an den Füssen endlich auf den Gletscher. Was für ein Erlebnis! Fast wie der verpasste Winter zu Hause, nur dass wir über 20 Grad hatten und der Himmel das schönste Blau zu Bieten hatte, was man in der Bergwelt überhaupt finden kann. Wir tranken frisches Gletscherwasser, ich füllte direkt unsere Wasserflasche und dann führte uns der Engländer an einen Ort, wo sich eine kleine Eishöhle gebildet hatte, die sicher war zu durchqueren. Er ging voraus und wer wollte konnte folgen und dann am anderen Ende wieder raus klettern. Ich ging als Erste (kenn ich ja jetzt nach meinem Fallschirmsprung). Ich war in der Eishöhle, der Führer war weg und ich kroch auf allen Vieren durch die enge Öffnung und das kalte Eis. Durch den Sonnenschein taute das auch schon und so tropfte es überall und ich wurde nicht nur nass, nein, meine Finger, die sich in dem kalten Schmelzwasser festhielten, damit meine Knie nicht auf dem Eis wegrutschten froren mir fast ab. Auch wenn es ein lustiges Erlebnis war, meine Finger froren mir noch Minuten später fast ab und blieben ewig lange ziemlich rot. Ein paar Fotos später ging es an den Abstieg und ein wunderschöner eindrucksvoller Tag ging mit einem leckeren Steak vom Grill langsam zu Ende.

Obwohl die Wettervorhersage besser war, war es am nächsten Morgen erst mal ziemlich bewölkt. Wir wollten ein Foto vom Lake Matheson ergattern, in dem sich der höchste Berg NZs, der Mount Cook und der Mount Tasman spiegeln. Aus dem perfekten Foto wurde nix, aber die knapp einstündige Wanderung um den See war auch ganz nett. Dann stand der Franz Josef Gletscher (benannt von einem Österreicher als Hommage an den damaligen österreichischen Kaiser) auf dem Programm. Der liegt nur 23 aber dafür kurvige Kilometer von Fox Gletscher entfernt und ist auch noch mal ziemlich eindrucksvoll und viel stärker besucht als der andere. Nach einer kurzen Wanderung beschlossen wir Richtung Hokitika weiterzufahren.

Okarito, Hokitika und über den Arthurs Pass
Unterwegs stoppten wir noch in Okarito, einer abgeschiedenen kleinen Ansammlung von Häusern an der Küste, wo es noch wilde Kiwis geben soll. Gesehen haben wir natürlich keine, da wir tagsüber da waren, dafür eine tolle Lagune, einen schönen Strand und wenigstens ein Kiwi-Hinweisschild. :-)


In Hokitika stellten wir uns an den Strand und kochten erst mal lecker essen, bevor wir einen wunderschönen Sonnenuntergang im Meer beobachten konnten und (mal wieder) auf einen D.O.C. Campingplatz gingen, der dieses Mal eher unter dem Motto „Moskitos“ stand. Hokitika ist die Hauptstadt Neuseelands für Greenstone, also grüne Jade, aus der die Maoris bekanntlich ihre Anhänger in Form von Fischhaken schnitzen. Wir sahen uns das kurz an und fuhren dann weiter über den höchsten Pass Neuseelands, den Arthurs Pass. Mit etwas über 900 Metern ist das schon ziemlich lustig für einen Schweizer.  Oben sahen wir einen Kea, eine Art Papagei, der typisch für Neuseeland ist und unter Schutz steht. Die Landschaft wurde wieder ziemlich bergig und außer Millionen von Bergbuchen gab es auch wieder die ersten schneebedeckten Berge. Ach ja und natürlich Millionen von Sandfliegen. Ihr ahnt es? D.O.C. Campsite. Wir haben es dieses Mal echt versucht, eingeschmiert draußen zu sitzen, auch wenn es nur für eine halbe Stunde ist. Unmöglich. Absolut nicht drin. Neben uns stand ein Camper mit einer deutschen Familie. Die haben's auch versucht. Halbe Stunde und sie waren wieder im Camper und kamen nicht mehr raus bis dass sie am nächsten Morgen wegfuhren. Wenigstens geht es nicht nur uns so. :-)

Edoras oder wie wir 7 Flüsse überquerten um einen Berg zu besteigen
Der nächste Tag brachte schlechtes Wetter (komisch, die neuseeländischen Schlechtwettervorhersagen treffen meistens zu) :-). Und so hatten wir genügend Zeit um auf besseres Wetter zu hoffen und knappe 300 Kilometer über Land zu fahren und uns immer weiter ins Hinterland zu manövrieren. Ziel sollte Edoras beziehungsweise Rohan aus Herr der Ringe sein. Dessen Drehort liegt nämlich mitten im Nirgendwo (ja, wieder mal 50 Kilometer ungeteerte Straße). Wir informierten uns in der nächstgelegenen Stadt, die schlappe 84km entfernt lag über den Streckenzustand und wagten es dann. Der große Regen blieb aus und außer ein paar Schauern blieben wir relativ verschont. Wir verbrachten die Nacht mutterseelenallein an einem See und froren und fast den A… ab, so kalt war es da, aber wir waren auch schon auf einer gewissen Höhe in der Nähe der Alpen. Echt, wir haben uns bestimmt 6 Kannen Tee gekocht und zur dicken Decke zusätzlich den Schlafsack rausgeholt und das im Camper!


Aber es war es wert. Am Morgen steckten wir noch im Nebel, aber je näher der Vormittag rückte, umso mehr klarte es auf und wir waren im strahlenden Sonnenschein. Wir wagten noch weitere 20 Kilometer ins Hinterland zu fahren und kamen an einem Aussichtspunkt an, der einen Blick ins vor uns liegende Tal eröffnete, den wir so schnell nicht vergessen werden. Im Hintergrund leuchtete der Schnee unter blauem Himmel von den hohen Bergen und vor uns lag ein riesiges breites Tal, das von zahlreichen Flüssen durchzogen in der Mitte einen Berg stehen hatte, auf dessen Spitze Edoras in Herr der Ringe stand.

Diesen Berg wollten wir bezwingen – nichts wildes, in einer guten dreiviertel Stunde und moderater Anstrengung zu schaffen. Allerdings hatten wir dabei ganz vergessen, was uns die Dame im Visitor Center im 84km entfernten Methven gesagt hat: nämlich, dass wir dazu 7 Flüsse überqueren müssten. Die ersten drei waren ein Kinderspiel, wadentief und mit einfacher Strömung, doch der große Fluss in der Mitte hatte es in sich. Das Wasser reichte bis zum Oberschenkel und war nicht nur arschkalt (Erinnerungen ans Gletscherwasser wurden wach), sondern vor allem mit einer nicht zu unterschätzenden Strömung. Bidu ging als Erstes und weil er ein Held ist, ging er nochmal zurück um mir unseren Rucksack abzunehmen und mich abzuholen (womit er den Fluss schon 3 mal überquerte). Die weiteren Flüsse waren kein Problem und über eine Weide voller Kühe ging es endlich an den kurzen Aufstieg. Oben angekommen machten wir noch ein Gipfelfoto und kamen mit den einzigen Touristen ins Gespräch, die sonst noch so unterwegs waren (abgesehen von einer geführten Herr der Ringe Tour für 250 Dollar pro Person, die wir uns schon mal gespart hatten). Es war ein neuseeländisches Rentnerpärchen, das mitsamt Sturm- und Schlechtwetterausrüstung und als sehr erfahrene Wanderer unterwegs war. Nachdem sie uns aufklärten wie trügerisch das neuseeländische Wetter sein kann und wie schnell selbst so ein sonniger Tag ins gefährliche Gegenteil umschlagen kann, beschrieben sie uns wie außerordentlich gefährlich doch die Flüsse in Neuseeland wären und wie viele Menschen dabei schon umgekommen wären, einen solchen Fluss zu durchqueren. Danke auch! Zu unserer Belehrung demonstrierten sie dann wie man einen Fluss fachmännisch durchquert und wir dachten 1. Das Glück ist mit den Dummen und 2. Wieder was gelernt. :-) 

 
Akaroa: französische Siedlung und Hektordelfine
Dann hieß es wieder Fahrt aufnehmen. Da wir noch immer Zeit hatten planten wir kurzfristig noch die Banks Halbinsel in unsere Reise ein und im Abendlicht entlang unzähligen Buchten ins französisch angehauchte Akaroa. Die Siedlung wurde einst von Franzosen gegründet, die dummerweise 2 Jahren nach den Briten mit ihrer Besiedlungspolitik starten konnten – sonst wäre die neuseeländische Südinsel jetzt wohl französisch. Heute ist man dort sehr stolz auf sein französisches Erbe und neben zig Franzosenflaggen findet man viele Bistros und sogar französische Straßennamen. Wir fanden das erfrischend und das pittoreske Dörfchen und seine Lage in der großen Bucht haben uns gut gefallen. Auch wenn nirgendwo erwähnt wird, dass es wohl neben den Franzosen auch sehr viele Deutsche gab und die nächste Bucht sogar mal German Bay, also deutsche Bucht, hieß.


Nach einem abendlichen Bierchen im Bistro und dazugehörigem Nachtspaziergang blieben wir vor einem kleinen Häuschen an der Hauptstraße stehen und betrachteten den etwas sonderbaren Garten und die Hausbemalung und -beleuchtung. Aus dem Haus schallte es Pink Floyd’s „The Wall“ und draußen im Garten vor dem skurrilen Haus standen 5 Gestalten. Eine davon, eine Frau, sprach uns an und lud uns auf ein Bier ein. Wir waren neugierig wer in so einem skurrilen Haus wohnt und stiegen drauf ein. So lernten wir Marice kennen, die es mit ihrer Schrulligkeit sogar in die lokale Zeitung geschafft hat wie wir an einem Zeitungausschnitt in ihrem Wohnzimmer sehen konnten. Im Wohnzimmer gab es auch „The Wall“, also die Wand, an der sich jeder Besucher verewigen konnte, haben wir natürlich dann auch gemacht. Außer uns waren noch 2 Bauarbeiter vom Hotel gegenüber da, die sie angesprochen hatte, ein alter Freund von ihr, der halb zahnlose witzige bekiffte Muschelzüchter und ein verrückter Schotte, der ein paar Tage zuvor eine Flasche Wodka geext hatte, dabei fast drauf ging und deshalb ins Krankenhaus musste. Was für eine illustre Truppe.

Bevor es am nächsten Tag zurück nach Christchurch gehen sollte wollten wir noch eine Bootsfahrt in der Bucht machen, denn es gibt dort die berühmten Hektordelfine zu sehen, die es so nur in Neuseeland gibt. Leider sahen wir aber auf der zweistündigen Bootsfahrt nicht einen davon, was sonst einmal in hundert Jahren vorkommt oder so. Das Glück hat uns aber nicht ganz verlassen und so sahen wir wenigstens einen blauen Pinguin, der noch so klein war, dass er gar keine Angst vorm Boot hatte und sogar richtig nahe kam. :-)


Christchurch

Bye Bye Eggart!
In Christchurch hatten wir das Glück, dass wir einen Campingplatz mitten im Zentrum fanden, der außerdem noch ein Hostel und Motel war, sodass wir eine Nacht auf dem Campingplatz verbrachten, dann unseren Camper abgeben und noch zwei Nächte im Hostel übernachten konnten ohne Stress mit Gepäck oder Umziehen zu haben. Um den Camper abzugeben mussten wir ihn allerdings erst noch leer räumen, (was sich in 2 Monaten alles ansammeln kann!) und dann auch noch putzen (was angesichts der vielen (verbotenen) Fahrten auf den ungeteerten Straßen in einen ganz schönen Stress ausartete). Wir haben bestimmt 3 Stunden geputzt, Bidu hat von außen geschrubbt und ich war drinnen am schrubben. Bis in die hinterletzten Ecken hat’s uns den Staub gedrückt und in die mussten wir kriechen und putzen, damit es keinen Ärger mit der Vermietungsfirma gibt. Irgendwann waren wir an dem Punkt, wo wir dachten, wenn wir jetzt noch mehr putzen, wirkt es vielleicht schon wieder verdächtig, weil der Camper noch nie so sauber war. :-) Schweren Herzens hieß es dann Abschied nehmen von Eggart und wir gaben unser mobiles Zuhause zurück und erlebten die erste Nacht in einem richtigen Bett seit 2 Monaten. Wir konnten ja kaum noch schlafen ohne Schieflage. 
Damit war der Kopf frei für die Erkundung Christchurchs und der Wettergott meinte es gut mit uns und bescherte uns zwei Tage wunderschönes Wetter und bis zu 30 Grad. Am Sonntag kauften wir uns ein 24 Stunden Ticket für die nostalgische Straßenbahn und fuhren erst mal die Innenstadt ab, die uns wegen ihres englischen Stils ganz gut gefallen hat. An dem Tag war auch Kunsthandwerkmarkt und daneben gab es viele Essenstände, an denen wir dann unsere zweite heiße Wurst in Neuseeland haben konnten. Ich hab mich halb weggeschmissen, als ich dran war, meine Wurst bestelle und der Standbesitzer mir in tiefstem Sächsisch antwortete. Ich konnte mich aber gerade noch beherrschen es ihm nachzutun. Ha ha…  Obwohl es bestimmt gut gepasst hätte, als ich noch eine „Mettwurst zum Mitnehmen“ bestellte. Noch lustiger war aber die Schwarzwälder Waffelhütte, in der zwar Bilder vom Schwarzwald hingen, aber eine Asiatin stand. Der Witz wäre perfekt gewesen, wenn sie noch einen Bollenhut aufgehabt hätte. :-)

Wie wir Bandmitglieder der Sunshine Band wurden.
Wir erkundeten die Gegend zu Fuß, nahmen dann wieder die Tram und waren ganz erstaunt, als an einer Haltestelle ein in altmodischem Stil gekleidetes Musikertrio einstieg, das aus Banjo, Klarinette und Horn bestand. Wir erfuhren das war die Sunshine Band, die jeden Sonntag mit der Tram mitfährt und Musik macht. Kaum eingestiegen ging es auch schon los und es wurden englische Klassiker gespielt. Wir beschlossen weiter mitzufahren und waren damit quasi prädestiniert als es darum ging, mit Raschelbüchsen in der Hand im Rhythmus mit zu musizieren. Eine ganze Tramrunde (25 Minuten) später stiegen wir wieder aus und widmeten uns weiter der Stadtbesichtung. Wir wollten wieder irgendwo hin Tram fahren und warteten auf die nächste und wer steht nicht drin und musiziert? Die Sunshine Band. Also wieder Raschelbüchsen her und mitgemacht. Ein paar Haltestellen später stiegen wir wieder aus. Später beschlossen wir dann zum botanischen Garten zu gehen und unser Tramticket noch mal zu benutzen. Wir warteten wieder auf die nächste Tram und ihr ahnt es? Die Sunshine Band. Der gut besetzten Tram wurden wir sodann als ehemalige Bandmitglieder vorgestellt, mit Raschelbüchsen ausgestattet und schon fuhren wir wieder eine Runde mit. Es war zu lustig :-) 

 
Der Botanische Garten war sehr schön und die Vielzahl an Bäumen, Hortensien, Rosen, Orchideen, Kakteen etc. war beeindruckend und in voller Blüte. Klar, das Wetter hat auch immer noch gepasst.

Haka – die Kunst des Maori Kriegstanzes
Für den Abschluss unseres Neuseelandbesuchs beschlossen wir noch eine Maori Performance anzusehen. Über eine Stunde lang ließen wir uns von 14 bis 19 jährigen Schülern anschreien, die Zunge rausstrecken, besingen und betanzen. Die Vorstellung war gut, die 25 Dollar pro Person gut investiert und in die richtigen Hände gegeben. Da geben sich manche Erwachsene weniger Mühe bei einem Haka-Tanz. Da wir aber in der ersten Reihe saßen und ich so was noch nie gesehen habe, war es schon etwas gewöhnungsbedürftig sich in einer fremden Sprache, die ich nicht verstehe, anschreien zu lassen. Dazu diese gestellten Augen und die Zunge, die nur von den Männern herausgestreckt wird, um ihre Gegner einzuschüchtern. Da sitzt man da und weiß gar nicht so richtig, was man für ein Gesicht machen soll. Erinnerungen an den Fallschirmsprung werden wach und so dachte ich mir, immer schön lächeln, da machste nix verkehrt :-) Untermalt wurde das Ganze vom Erzähler, dessen Maori Humor ziemlich lustig war.

Damit gehen fast 2 Monate Neuseeland zu Ende. Morgen geht es nach Auckland. Wir haben uns spontan entschlossen die Cook Inseln zu einem Reiseziel zu machen. Deshalb geht es nach einem Tag Warten auf freie Sitzplätze anstatt nach Los Angeles erst mal nach Rarotonga!

Unser Fazit: 


Das Paradies hat einen Namen: Rarotonga (in der Südsee)

2011-01-18 to 2011-01-26

Wow! Wow! Wow! Eigentlich sind wir viel zu sprachlos um diesen Ort in Worte zu fassen. Man kann nichts anderes als Gefühle zu entwickeln für diese freundlichen Menschen und ihr Stück vom Südseeparadies.

Doch von vorn:
Ihr denkt jetzt vielleicht – Rarotonga? Wo ist das noch mal? Und wie bitte sind die dorthin gekommen? Der Reihe nach: ich weiß wirklich nicht mehr in welchem Heft ich mal ein Bild von den Cook Islands gesehen habe, nur noch, dass es ein paar Tage vor unserer Reise war und Bidu und ich uns noch gefragt haben, wo zur Hölle diese Inseln liegen. Das Ergebnis war: „viel zu abseits unserer Reiseroute“. Warum sind wir trotzdem hier gelandet? In einer weiteren Zeitschrift, die uns in die Hände fiel, war schon wieder ein Bericht über die Cook Inseln drin. Ein Zeichen? Wir betrachteten es noch nicht als solches aber informierten uns mal vorsichtshalber wo genau, wie man hinkommt und was das so kostet. Ergebnis: viel zu teuer und umständlich. Also nix mit Cook Inseln.
An dem Tag, als wir diese Entscheidung getroffen haben, gingen wir abends in Queenstown in eine Bar. Und lernten vor dem Kaminfeuer Janelle und Callum aus Australien kennen, die uns zufällig von ihrem Lieblingsreiseziel, den Cook Inseln, erzählten (schwärmten trifft es wahrscheinlich besser) :-)  Nicht zu fassen, oder? Damit war das Schicksal besiegelt. Nächster Tag ab ins Reisebüro, nur um erneut zu denken, wow, sind das Preise, das passt niemals ins Budget. Per Zufall hatte ich aber gelesen, dass es eine Ticketkombination von Air New Zealand gibt, die es einem erlaubt wahnsinnig günstig hierher zu fliegen. Und richtig! Unser Ticket wurde von Air New Zealand ausgestellt und infolgedessen konnten wir für 360 Franken inklusive aller Umbuchungsgebühren hierher und weiter nach L.A. fliegen! Allerdings waren, als unser Kontakt beim Reisebüro in Basel, Flüge checkte, keine mehr frei. Aber es sollte wohl so sein. Wir gaben nicht auf und baten die Leute in Basel einen Tag später doch noch mal zu schauen und tatsächlich es wurden gerade 2 Plätze frei!


Und hier sind wir nun! Knapp 4 Stunden dauerte der Flug von Auckland. (Von Deutschland dauert es zwischen 30 und 38 Stunden hierher, je nachdem welche Flugroute man nimmt!!!) Wir überquerten erneut die Datumsgrenze, stellten die Uhr 23 Stunden zurück (!!!), kamen mitten in der Nacht an, wurden von unserem ersten Übernachtungsstopp abgeholt und wachten am nächsten Morgen im Paradies auf. Warum Paradies? Ihr solltet das Meer sehen hier. Blau und Türkis in allen Schattierungen und von einer Klarheit, dass man die bunten Fische von oben aus sehen kann und nicht mal abtauchen muss. Von den Bäumen fallen Mangos, an jeder Ecke verkaufen sie Papayas, Bananen, Kokosnüsse und es hat einfach immer 25 Grad. Die Leute hier sind so gastfreundlich, nett, und haben meistens eine Blume im Haar und immer ein Lächeln auf den Lippen.

Wir hatten uns für die ersten zwei Nächte eine billige Backpacker-Unterkunft gebucht und mieteten uns am ersten Tag einen Scooter, um die Insel zu erkunden und unsere nächste Unterkunft zu suchen. Zuvor musste Bidu aber noch seinen Führerschein von den Cook Inseln machen lassen. Um die großen 125er Scooter , mit denen hier jeder rumfährt, zu fahren braucht man entweder einen Motorradführerschein (so wie Bidu) oder man macht einen praktischen Test (so wie ich es hätte machen müssen), aber das Geld haben wir uns gespart und so fährt halt jetzt nur Bidu. Die Scooter fährt man übrigens ohne Helm und in Flip Flops. Höchstgeschwindigkeit hier auf der Insel ist 50km/h. Helme und Anschnallpflicht gibt es hier derzeit nicht.

Wie wir unseren Strandbungalow entdeckt haben

Die Insel hat man in 32 Küstenkilometern komplett umrundet, eine Straße ins Inselinnere gibt es nicht. Wir fuhren also von Strand zu Strand und checkten die Anlagen und Tipps, die wir von einheimischen Leuten bemamen, mit denen wir bereits geredet hatten. Wir sahen uns vieles an, aber es gefiel uns nichts so richtig. In die erste Anlage, die uns gefiel, gingen wir rein und fragten nach dem Preis für eine Nacht: 956 Dollar! Aber wenn wir den Bungalow mit dem Bergblick nehmen nur 539 Dollar! für eine Woche sind das dann 6692 Dollar, aber wir geben es euch für 5700. Äh, nicht ganz unsere Preisklasse, meine Liebe. Und weg waren wir. Nächster Laden und wir waren bei 364 Dollar pro Nacht. Langsam fürchtete ich schon wir finden nie das was wir wollen (und vor allem bezahlen können). Dann liefen wir wieder in so ein 5 Sterne Ding (von außen sieht man das immer gar nicht so ) und ich war schon so weit zu resignieren, da gab uns die Dame dort den Tipp mal 2 Häuser weiter zu fragen. Und tatsächlich – direkt neben der 5 Sterne Anlage steht der Strandbungalow, der für 11 Tage unser Zuhause sein sollte. Das ist halt schon cool hier. Hier kannst du pro Nacht einen Tausender zahlen und direkt daneben am gleichen Strand zahlst du keine hundert Dollar und hast noch nicht mal Nachbarn, sondern den ganzen Strand für dich alleine! 

Mano, Ina und ihre Tochter Anna, die fast in unserem Alter ist, sind die Besitzer dieses Schmuckstücks und wahnsinnig nette Leute, die uns hier aufgenommen haben wie gute Freunde. Zur Begrüßung gibt es einen Obstkorb mit tropischen Früchten vom Garten und auch sonst fehlt es uns an nichts hier. Nachts hören wir die Wellen an unseren Strand schlagen und schlafen keine 10 Meter vom Wasser entfernt. Unser riesiger Balkon zeigt direkt aufs Meer und wir frühstücken jeden Tag draußen mit Blick auf die Lagune. Leute kommen hier selten vorbei, weil bei Flut der Weg zum Strand mit Bäumen abgeschnitten ist und so haben wir den Strand meistens ganz für uns alleine. Hier muss man nur den Schnorchel anziehen und schon ist man in einer ganz anderen Welt voller tropischer Fische, wenn überhaupt – meistens sieht man schon so viele Fische nur von der Oberfläche. 

Island Night und wie man in der Südsee feiert:

Wenn man etwas hier gemacht haben muss, dann ist es natürlich auch etwas von der Kultur mitzunehmen und zu einer sogenannten „Island Night“, also Inselnacht zu gehen. Das macht man entweder in Kombination mit einem Essen von 35 Dollar bis 80 Dollar oder man geht einfach nur zur Show, was aber in den teuren Resorts nicht geht. Wir hatten uns deshalb für eine günstige Alternative und etwas mehr Authentisches entschieden und gingen für 5 Dollar zur Show im legendären Staircase Restaurant. Wir hatten keine Ahnung, was uns erwartet, setzten uns mit einem Cocktail mal hin und warteten, was passiert. Hinein kamen an die 20 Musiker und Sängerinnen und mit vielen Trommelschlägen ging die Show los mit weiteren 20 Tänzern. Ich konnte es nicht fassen! Hier waren wir mitten in einem Südseetraum. Die Mädels mit Kokosnuss-Bikinis und Hularöcken schwangen ihre Hüften und die Mamas im Hintergrund sangen die schönsten Lieder. Mir kamen die Tränen so glücklich war ich so was endlich mal selbst zu erleben. Neben den langsamen Tänzen gibt es vor allem sehr rhythmuslastige Tänze, die so einen schnellen Takt haben, dass man nur noch fasziniert sein kann, wie schnell die Männer und Frauen hier ihre Hüften schwingen. Es ist hier auch Tradition, das die Einheimischen die Besucher zum Tanzen auffordern. Eine Aufforderung darf man übrigens niemals ablehnen, egal wie sehr man glaubt beim Tanzen auf diesen schnellen Takt doof auszusehen. Aber davon wurden wir an diesem Abend verschont. 
Am nächsten Abend allerdings nicht. Freitags ist hier Ausgehnacht und die halbe Insel geht in die Nachtclubs, von denen man unter der Woche hier sonst gar nichts sieht. Wir hatten einen Tipp bekommen, wo die meisten Einheimischen hingehen. Es war eine Bar mit Tanzclub, zum Teil unter freiem Himmel und einer Tanzfläche, die gefüllt war mit Einheimischen und ein paar wenigen Touristen. Von Dance über Hip Hop und Rock lief alles und dazwischen immer mal wieder ein einheimischer Hit, erstens an der Sprache und dem Rhythmus zu erkennen und zweitens daran, das die Tanzfläche gestürmt wurde und alle Einheimischen lauthals mitsangen. Von jung bis alt war alles vertreten und das Alter war auch völlig egal, denn hier wollte getanzt werden. Überall standen kleine Schälchen mit weißen Blumen fürs Haar und auch sonst hatten die Leute Blumenkränze und bunte Kleider an. Während mal wieder ein etwas rasanteres Lied angespielt wurde und sich die Touristen lieber von der Tanzfläche verdrückten, holte mich dann ein Einheimischer zum Tanzen. Na toll… das konnte ja heiter werden, dachte ich, denn NEIN sagen war ja nicht drin. Aber es war echt witzig und der Einheimische war ganz enttäuscht, als das Lied vorbei war. :-) Auch Bidu und ich tanzten dann bis uns die Füsse (und Hüften) weh taten und hielten mit den hüftschwingenden Einheimischen mit was das Zeug hielt. Allerdings wurden die langsam so besoffen, dass wir dachten, es wäre dann an der Zeit sich das nicht länger mitansehen zu müssen und die Party mal ausnahmsweise etwas früher zu verlassen. Wir erfuhren hier gilt das Motto: work hard, drink hard, party hard. (Obwohl wir uns den Teil work hard nicht wirklich vorstellen können hier).

Kirchgang in der Südsee - eine ganz neue Erfahrung
Auf den Inseln hier herrscht nämlich„Island Time“, soll heißen man nimmt es nicht so genau mit der Uhrzeit und alles ist gemächlich und gemütlich. Stress ist ein Fremdwort und die große weite Welt so weit weg. Hier ist die Welt noch in Ordnung und sonntags sind alle Geschäfte und Restaurants zu und man geht in die Kirche. Weil das so schön ist, sogar gleich morgens und abends. Unsere netten Vermieter haben uns angeboten uns mit in die Kirche zu nehmen und obwohl ich ja kein Kirchgänger bin, wollte ich mir das mal ansehen, schliesslich sind die Cook Inselbewohner berühmt für ihren Kirchengesang. Bidu hatte sich an diesem Tag mit rohem Fisch den Magen verdorben, also musste ich allein gehen. Es war der Hammer. Vorne an die Wand wurde per Beamer der Text angezeigt, dort stand auch die Band und die ganze Kirche sang was das Zeug hält, man musste einfach mitsingen. Ich hatte Gänsehaut pur und das war vielleicht der schönste Gottesdienst meines Lebens. Wenn in Europa alle Gottesdienste so wären wie hier, dann wären die Kirchen zum Bersten voll! Während der Predigt interagiert der Pastor mit der Gemeinde, er stellt Fragen, die Gemeinde antwortet und wenn man seinen Aussagen zustimmt, dann sagt man das gleich. Das heißt man hört ständig ein „Yes, man“ oder ein „Yeah“ und dergleichen. Fantastisch. Nach dem Gottesdienst gibt es frischen Fruchtsaft und Fruchtkuchen für alle. Dabei lernte ich auch noch Manfred und seine Frau Mika kennen, der in den 90er Jahren von der deutschen Regierung als Entwicklungshelfer auf die Insel geschickt wurde und die Stromversorgung hier aufgebaut hat.

Was man hier sonst noch so gesehen und gemacht haben muss:
Leider ist hier gerade Regenzeit und deshalb haben wir mit dem Wetter nicht gerade Glück. Es regnet bis auf ganz wenige Ausnahmen jeden Tag und manchmal so heftig, dass man innerhalb von Sekunden platschnass ist. Am tollsten ist das natürlich auf dem Scooter, wir betrachten das inzwischen aber als Dusche und mit dem Fahrtwind haste dann auch gleich den anschließenden Fön dazu. Und wenn’s ganz heftig kommt, hilft halt doch nur schnell unter den nächsten Baum – wohlgemerkt NICHT Palme, denn bei Wind könnte einem eine Kokosnuss auf den Kopf fallen.

Samstags ist die ganze Insel auf dem Markt. Dann schließen selbst die Geschäfte und die Händler machen stattdessen ihren Stand auf dem Markt auf. Es gibt frische Früchte, Säfte, selbstgekochtes Essen, die typischen Pareos, mit denen hier jeder rumläuft, Blumenkränze, Muschelketten, selbstgeflochtene Hüte, Südseeperlen und vieles mehr. Vieles ist hier einfach noch total authentisch und die Insel selbst wirklich noch das Inselparadies, von dem man träumt.

Hier braucht man noch nicht mal zu tauchen um die tropischen Fische zu sehen. Meistens ist das Wasser so klar und ruhig, dass man die Fische einfach von oben schon sehen kann. Wenn man es noch etwas klarer will, reicht ein Schnorchel und man muss nur in die Hocke gehen und muss noch nicht mal schwimmen, weil das Wasser so flach ist. Wir haben sooooo viele Fische gesehen, ich wünschte ich hätte eine Unterwasserkamera um das festzuhalten. Alleine der Farben wegen. Und einen riesigen blauen Seestern hab ich auch gesehen. Es war der Hammer!

Hier kann man gar nicht anders - in uns beiden kam immer mehr das Gefühl auf, hier könnte der richtige Ort sein, um sich zu trauen. Und als Bidu mich wirklich gefragt hat, ob ich seine Frau werden will, glaubte ich zu träumen. Übrigens haben wir hier gelernt, dass die Cook Island Männer niemals, aber wirklich niemals vor einer Frau knien. Und wenn sie es tun ist es ein Ausdruck von Besitzerklärung.

Rarotonga (kurz Raro), Hauptinsel der Cook Inseln ist erst der Anfang. Man sollte hier nicht weg gehen, ohne eine der äußeren Inseln gesehen zu haben. Und genau auf so eine fliegen wir nach 10 Tagen Raro. Unser nächstes Ziel ist Aitutaki, eine der kleineren Inseln. Die soll von der schönsten Lagune der Welt umgeben sein. Dort blieben wir dann eine Woche bevor wir für weitere 4 Tage nach Raro zurück kommen, um nach L.A. zu fliegen.

Leider war nach unserer Rückkehr aus Aitutaki die Stimmung sehr getrübt. Nicht nur, weil wir weiterziehen mussten, sondern weil wir jetzt erst das volle Ausmaß des Wortes „Regenzeit“ zu spüren bekamen. Es regnete mal wirklich 24 Stunden durch und zwar volle Pulle und auch danach war man niemals sicher auf dem Roller vor dem nächsten großen Nass. Und wenn man erst mal 16km bei 50km/h im ununterbrochenen Regen fährt ist man einfach nass bis auf die Unterhose auf dem Scooter. Spass hat es jetzt keinen mehr gemacht. Trotzdem werden wir diese Insel mit so viel Liebe verlassen wie wir in den letzten 3 Wochen für sie entwickelt haben. Nicht nur weil die Cook Inseln für uns immer besonders sein werden, sondern auch weil ihre Einwohner sie für uns zu etwas besonderem gemacht haben.

Unser Fazit für Rarotonga: 


Findet Nemo - eine Woche auf der Insel Aitutaki

2011-01-26 to 2011-02-02

Lest hier wie wir noch tiefer in die Südsee abtauchten, eine Fahrt durch die schönste Lagune der Welt machten, vier verschiedene Roller in 2 Tagen fuhren, unsere Hochzeit organisierten, (trotzdem) die absolute Ruhe fanden und viele Einheimische Leute kennenlernten.

Nach knapp 45 holprigen Flugminuten mit einer kleinen Propellermaschine landeten wir auf Aitutaki, der mit 18 km² sechstgrößten Insel der Cook Inseln. Der erste Europäer, der auf Aitutaki landete, war übrigens William Bligh mit seinem Schiff, der Bounty und das nur 17 Tage vor der berühmten Meuterei.

Die Insel ist mit unter 2000 Einwohnern immer noch Nummer 2 auf den Cook Inseln, trotzdem kennt hier quasi jeder jeden und die Leute sehen natürlich sofort, dass man Tourist ist. Trotz der 5-6 Resorts, die es auf der Insel gibt, waren sehr wenig Touristen unterwegs, was wohl daran lag, dass schlichtweg wenige Touristen zu dieser Jahreszeit den Weg nach Aitutaki finden. (es ist Zyklonen Saison!) Neben den zwei Geldautomaten gibt es ein paar wenige Geschäfte, die mal mehr oder weniger als solches zu erkennen sind. Außerdem ein Internetcafe (16 Dollar für eine Stunde) und ein paar Straßenstände, die Essen verkaufen wie zum Beispiel Fisch und Chips, die in der einheimischen Version nicht aus Kartoffeln, sondern aus Brotfrucht bestehen (schmeckt interessant bis gut, je nachdem wo man sie isst). Es gibt eine Rollervermietung und eine zweite, die noch schlechter ist. Wir haben es mit der ersten versucht – die ersten zwei Roller tauschten wir innerhalb der ersten 24 Stunden um, der dritte Roller wollte am zweiten Tag nicht mehr anspringen und den vierten haben wir dann bis zum Schluss gefahren, auch wenn ich mich hintendrauf mehr wie auf einem Schleudersitz gefühlt habe, wie auf einem Roller.


Übernachtet haben wir in einem von 12 Bungalows direkt am Strand und fast mit Familienanschluss, denn Ron, quasi Mädchen für alles und ein Nachkomme von Schiffs-Zimmermann William Masters, der gemeinsam mit drei polynesischen Frauen die 400km entfernte Insel Palmerston besiedelte. Wenn man nicht gerade im Luxusresort übernachtet (so wie wir), fühlt man sich hier schon ziemlich abseits der Zivilisation. Die Insel verarbeitet immer noch die Folgen eines verheerenden Zyklons, der ziemlich genau vor einem Jahr zugeschlagen hat, was den Eindruck noch verstärkt. Viele Häuser sind eingefallen, Dächer abgerissen, Fenster mit Brettern verschlagen und vielerorts sieht man ein Haus um Aufbau und daneben ein Zelt, in das die Familie vorrübergehend umgezogen ist. Viele Gebäude werden aber einfach auch sich selbst überlassen, wie wir erfahren haben, weil ihre Besitzer die Insel verlassen haben. Zweistöckige Gebäude haben wir hier keine gesehen, zum Teil bestehen die Gebäude auch nur aus einem Raum (zum Beispiel das Büro des Standesamtes oder das Air Rarotonga Ticketbüro (jeweils 2x3m groß, letzteres Foto siehe unten) :-)

Telefon? Handy? Fehlanzeige!

Wir haben das Gefühl hier kennt jeder jeden. Auch wenn du kein Telefon (oder Mobiltelefon) besitzt, wenn dich jemand erreichen will, dann ruft er einfach bei deinen Nachbarn/Freunden/Eltern an und fragt solange durch, ob jemand weiß wo du bist, bis er dich irgendwann an der Strippe hat. Weit weg kannst du ja nie sein, schließlich ist die Insel ja nur 18km² groß. Fantastisch! Wir haben das Mehrfach selbst erlebt, als wir unsere Hochzeit organisierten. Außerdem wurde auf der Insel gerade der 21. Geburtstag eines (ledigen) Mädchens gefeiert, was in dieser Kultur so ein Großereignis ist, dass die halbe Insel an den drei oder vier Festtagen, wo den ganzen Tag gekocht und gegessen wurde, (!!!) zugegen war. Sehr vorteilhaft, wenn man gewisse Leute, wie zum Beispiel den Pastor oder Floristen sucht.

Unterwegs in der blauen Lagune

Zu sehen gibt es außer ein paar Kirchen, Palmen und Bananenfeldern und dem Leben auf der Insel nichts, dafür um die Insel herum. Aitutaki liegt nämlich in der angeblich schönsten Lagune der Welt und ist von zahlreichen weiteren kleinen Inseln umgeben, auf denen außer ein paar Palmen sonst nichts oder nicht viel steht. Um dorthin zu gelangen braucht man schon ein Boot, entweder man chartert eins oder noch besser – nimmt an einer kleinen Lagunentour teil, bei der man nicht nur an Land der kleinen Inseln geht, sondern auch mehrfache Stopps zum Schnorcheln einlegt. Wir hatten uns für Teking entschieden, ein Einheimischer, dessen Tour die Beste sein soll. Mit nur 6 anderen Leuten ging es auf sein Boot und dann ab in die Lagune. Allerdings war mir beim ersten Schnorchelstopp so gar nicht danach zumute in das Wasser zu gehen. Erstens hatte ich einen üblen Kater vom Vortag und zweitens fütterte Teking die Fische mit Brot, um sie anzulocken. „Raubtierfütterung“- war der erste Gedanke, den ich hatte, als ich sah, wie die Fische auf das Brot zu preschten und darüber herfielen. Das richtig Miese war aber, dass Teking Brot den Leuten im Wasser Brot zuschmiss und zwar ungefragt (und unvermittelt). Und wenn man das Brot nicht sofort ganz nah an seinen Körper holte, umzingelten einen die großen hässlichen Fische und fielen darüber her. Wenn man es nah genug hatte, kamen nur die Schmetterlingsfische. Das Ganze ging dann soweit, dass eine aus unserem Boot in den Finger gebissen wurde. (war aber nix ernstes)
Den zweiten Schnorchelstopp ließ ich mir jedoch nicht nehmen. Denn außer einer unglaublichen Vielzahl von tropischen Fischen gab es Korallen und vor allem Riesenmuscheln zu sehen. (sie können eine Länge von bis zu 140 cm und eine Körpermaße von bis zu 500 kg erreichen). So riesige Muscheln sind ja schon der Hammer, aber erst wenn man darüber taucht, sieht man welch wahnsinnige Farbenpracht sie im Inneren haben. Wahnsinn!

Auf der Sandbank zur einsamen Insel

Abgefahren war auch das, was danach kam. Wir wurden an einer langen Sandbank abgeladen und liefen darauf auf die sogenannte Flitterwocheninsel. (und das am ersten Tag unserer Flitterwochen, wie treffend!) Hunderte von Metern liefen wir auf der Sandbank bis wir auf der Insel waren, die nicht mehr als 40 Palmen hat. Von dort setzten wir auf die Nachbarinsel über, wo es dann gegrillten Fisch, Gemüse und Obst gab. Nach dem obligatorischen Krabbenrennen (jeder sucht sich eine und die, die als erstes durchs Ziel kommt gewinnt – ich brauch hier wohl nicht zu schreiben, dass es Bidus war) ging es zum dritten und letzten Schnorchelstopp, der ganz im Zeichen der tropischen Fische stand. Wahnsinn, was man da alles sieht: Fische in allen Farben und Formen, aber mein persönliches Highlight war mein erster (und einziger) Clownfisch, den ich fernab unserer Schnorcheltruppe entdeckte. Nemo lässt grüßen. Noch zwei weitere Inseln standen an, auf die wir Fuß setzten und viele interessante Geschichten hörten. Auf der letzten, der sogenannten „One Foot Insel“ bekommt man einen Stempel in den Pass, für viele Touristen das Begehrteste auf der Lagunentour. Aber mein Highlight war dort das Wasser – ich hab schon in wirklich viel Meerwasser gebadet und auf Sardinien an einem ziemlich einsamen Strand das bisher klarste überhaupt gefunden, aber das um die „One Foot Insel“ toppte noch mal alles bisher gesehene. Kein Witz – Baden darin war wie Baden im saubersten Pool, den es gibt, so blau und klar war das Wasser.

Gerne wären wir in diesen Gewässern auch mal Tauchen gegangen, aber leider hat das Wetter nicht mitgespielt (draußen vor dem Riff tobte zeitweise ein ganz schöner Sturm) und der Zeitpunkt hat auch nie gepasst - unsere Hochzeit zu organisieren hat leider auch gut die Hälfte unseres Aufenthaltes auf Aitutaki in Anspruch genommen. Und so geht es eben noch mal für 3 Tage auf Rarotonga und dann über Los Angeles und Dallas nach Mexiko.


Unser Fazit für Aitutaki


JUST MARRIED!

2011-01-31

Lest hier wie wir uns auf Aitutaki nachdem wir unsere Hochzeit einmal wegen eines Sturms absagen mussten, in der schönsten Lagune der Welt getraut haben.
Ja, wir haben geheiratet! Am 31.01.2011 um 17 Uhr Cook Island Zeit haben wir uns am Paradise Cove Beach auf Aitutaki das Ja-Wort gegeben. Barfuß im Sand, mit tropischen Blumen im Haar, die Sonne über dem schönsten Türkis, das ein Meer haben kann und der Liebe im Herzen. Danach sind wir mit dem Boot auf eine kleine Insel in der Lagune übergesetzt und durften ein Candlelight Dinner im Sonnenuntergang genießen.
Das Ganze stand auf sehr wackeligen Füssen, denn zuerst war es etwas unklar ob wir überhaupt die LIZENZ zum heiraten auf den Cook Inseln bekommen. Wir wollten sie bereits auf Rarotonga beantragen, aber dort konnte man sie uns nicht geben, weil wir keine englischen Geburtsurkunden haben. Man verwies uns aber nach Aitutaki, wo wir ohnehin heiraten wollten, weil dort alles etwas abgelegener und damit lockerer ist (bei weniger als 1000 Einwohnern auf der ganzen Insel kein Wunder).


Es klappte. Mit der Lizenz in der Tasche und um ein nettes Gespräch mit Esther, der Beamtin in einer kleinen Hütte, reicher organisierten wir einen Pastor, Fotografen, Blumenschmuck und das Candlelight –Dinner auf einer kleinen Insel. Fehlten nur noch zwei Trauzeugen. Wir mussten nicht lange überlegen, um das freundliche ebenso weltreisende Paar Andreas und Sandra aus der Pfalz, die mit uns angereist waren, darum zu bitten.


Doch am Samstag, den 29.01.2011 war schon morgens fraglich, ob das Wetter hält. Und gegen 12 Uhr nachdem es in Strömen gegossen hatte und ein Sturm angesagt wurde, sagten wir schweren Herzens unsere Hochzeit ab und hofften, dass es am Montag besser Wetter werden würde. Leicht fiel es uns nicht, stand doch nicht fest, ob wir so einfach verschieben könnten, denn unsere Lizenz galt nur für Samstag. Aber es war kein Problem: Emmy, die in unserer Anlage arbeitete und uns bereits im Vorfeld geholfen hatte, zu organisieren, rief kurz zuhause bei Esther an und klärte das für uns. So brauchten wir, sollten wir uns am Montag entscheiden zu heiraten, nur eine neue Lizenz zu holen und dann alles noch mal von vorn. :-) 

 
Das Wetter hielt. Die neue Lizenz, die eigentlich etwas kosten hätte sollen, bekamen wir umsonst von Esther und der Hochzeit stand nichts mehr im Weg. Ich habe die ganze Zeit gezittert, ob nicht doch noch ein Sturm aufzieht, es war nämlich superwindig - aber dieses Mal waren sich Wetter- und Reisegott einig.

Unsere Hochzeit fand im Sand unter einem Bogen aus Palmen und Blumen vor der türkisfarbenen Lagune statt. Pastor Mataiti fand wunderschöne Worte, auch wenn sie auf englisch waren, waren wir sehr gerührt.


Nach der Trauung ließ Bidu den Sektkorken knallen. Auf den Cook Inseln sagt man je höher der Korken fliegt, desto mehr Kinder hat eine Ehe. Das Ding flog an die 3 Meter in die Luft - daraus leitete man dann 11 Kinder ab. Ha ha… :-)


Unsere Trauzeugen gratulierten uns stellvertretend für all unsere Freunde und hatten sich sogar ein Weltreisenden-freundliches erstes Hochzeitsgeschenk überlegt, das aus Früchten, Nutella, Keksen und Moskitoschutz bestand. Außerdem bekamen wir eine Einladung in die Pfalz, wenn wir wieder zurück sind. Wir haben uns mega gefreut.
Danach hatten wir einen Abholservice organisiert, der uns ans Ende der Insel brachte, wo wir mit einem kleinen Boot auf eine kleine vorgelagerte Insel übersetzten, auf der ein Sterne-Resort steht. Dort hatten wir den Gazebo am Strand gebucht, wo wir ein 7 Gänge-Menü inklusive begleitenden Weinen und Sonnenuntergang serviert bekamen.


Unser Fazit:

 

 

 


Entlang der Maya Küste Mexikos

2011-02-07 to 2011-02-17

Lest hier wie wir den Touristenhochburgen entflohen, im Meer und in Kalksteinhöhlen abtauchten, eine Schildkrötenaufzucht besuchten, durch unsere ersten Mayaruinen stapften und gegen Seekrankheit kämpfen auf dem unruhigen karibischen Meer.

Wir sind taub. Was für ein Lärm! Autos, Lastwagen, Busse, Trubel, Leute, Verkehr! Es ist so laut. Aus den meisten Geschäften läuft so laute Musik, dass ich mir auf der Straße Ohrenstöpsel wünsche, geschweige denn, dass ich reingehen will. In den kleinen Collectivos, also den Kleinbussen, mit denen man auf Kurzstrecken von A nach B kommt, ist es nicht besser. Man steigt ein und streckt dem Fahrer das Geld entgegen. Konversation nicht notwendig geschweige denn möglich, denn es läuft mal wieder haarsträubend laut das Radio. Kein Wunder schreien sich hier fast alle an. Zumindest meint man das meistens der Tonlage nach. Vielleicht sind sie aber alle zu viel Collectivo gefahren. 


Erste Eindrücke von Cancun und der Isla Mujeres
Was für eine Umstellung von den Cook Inseln! Von dort sind wir mit dem Flug, der einmal pro Woche (grins!!!) geht (warum müssen alle Flüge, die kilometerweit über das endlose Meer gehen so holprig sein?) nach Los Angeles. Eine Übernachtung später ging‘s dann nach Dallas und von dort nach Cancun. Man haben wir gezittert! Erst mal haben wir zum ersten Mal verschlafen! War wohl doch der kleine Jetlag und die Strapazen vom Langstreckenflug die Nacht vorher. Jedenfalls haben wir beide den Wecker nicht gehört. Auf einmal wach ich auf und ups. Unser Shuttle zum Flughafen ist grad vor 25 Minuten abgefahren. Innerhalb von 10 Minuten mussten wir zusammenpacken, anziehen, Taxi rufen und zum Flughafen. Was ein Stress und das ohne Kaffee! Dann wollten wir einchecken und es ging nicht! Das System hat uns nicht akzeptiert also mussten wir auch noch anstehen und uns von einer Dame einchecken lassen. Hatten wir Glück, die Schlange bildete sich HINTER uns. Die Sicherheitschecks am L.A. Flughafen gingen relativ fix weil viele Schlangen offen waren, aber wir wurden dieses Mal auch noch extra stark durchsucht und es wurde unser Rucksack komplett auseinandergenommen. Toll, wenn man weiß, dass sein Flug gleich geht. Aber ja, es hat gereicht. Wir flogen nach Dallas, zitterten kurz, weil die nur ein paar Tage zuvor Schneechaos hatten aber alles ging einigermaßen planmäßig und so landeten wir nach einem erneut turbulenten Flug in Cancun.


Erster Eindruck: Überall Touristen. Cancun wimmelt davon. Wir fragen uns, sind wir in Las Vegas oder in Mexiko? Überall Amerikaner. Dutzende von riesige All Inklusive Hotels und noch nicht mal Zugang zum Strand zwischen all den riesigen Hotels. Ein Tag reicht! Wir denken: Nichts wie weg hier!

Darum nehmen wir ein Boot auf die vorgelagerte Insel der Frauen (Isla Mujeres). Dort sollen eher Individualtouristen anzutreffen sein. Können wir nicht bestätigen. Gefallen hat’s uns trotzdem ganz gut. Wir mieteten uns zwei Räder (infolgedessen wir unsere erste laute (ha ha, wir lernen dazu) Diskussion mit der Vermieterin hatten, weil es Missverständnisse mit der Rückgabezeit gab) und entflohen damit der Masse. Die meisten (amerikanischen) Touristen mieten sich übrigens Golfwägen auf der Insel (sieht das bescheuert aus!).:-) Wie wir mit dem Rad losfuhren, registrierten wir dann zum Ersten Mal dass wir in der Karibik sind! Überall bunt bemalte, halb zerfallene und trotzdem gepflegte Häuser und immer in der Nähe (die Insel ist nicht groß) das karibisch türkisfarbene Meer. Unser Ziel war die Schildkrötenaufzucht, wo man Schildkröten aufzieht, um sie später in die Freiheit auszusetzen. Gott, waren die süss! Von kleinen Babies bis zu ausgewachsenen Schildkröten war alles dabei und in den unterschiedlichsten Farben und Panzern. Wir hätten ihnen stundenlang zusehen können, wie sie durch die verschiedenen Becken schwimmen. Dude!
Zurück im Ort und dem Strand waren wir geschockt: Man könnte das Verhalten der 99% Amerikaner als kollektives ernsthaftes Betrinken bezeichnen und wäre damit noch milde. Überall wurde geraucht und gesoffen als dürfte man das alles zuhause nicht. (ist vielleicht auch so) Kaum ein(e) Amerikaner(in), der in den Straßen lief, ohne ein Bier in der Hand. Im Vergleich zu Cancun fühlten wir uns zwar nicht wie auf Mallorca aber in dem Kollektiv aufgehen stand außer Frage. Also wieder: weg hier!

Nächstes Ziel: Playa del Carmen und Isla Cozumel
Dort soll es angeblich mehr Europäer als Amerikaner geben. Auch wenn das Ganze viel edler rüber kommt als in Cancun, kommt mir als Vergleich spontan Ibiza in den Sinn. Es gibt schöne lange Sandstrände und überall ist richtig was los. Alle 3 Meter spricht dich jemand auf der Straße an, ob du entweder in ihren Laden oder in ihr Restaurant/Bar/Hotel kommen möchtest, dazu immer mal wieder ein Kerl, der (komisch :-)) immer Beat fragt ob er was zu rauchen kaufen will. Liegt vielleicht daran, dass er mit seinen langen Haaren langsam wie ein Hippie aussieht. :-)
Dort besuchten Christine, die ich von früheren Zeiten bei Novartis kenne und die immer mal wieder für ein paar Monate in Mexiko Yoga unterrichtet. Da wir uns ohnehin nach einem Kurs treffen wollten, planten wir spontan, eine Stunde im Yogastudio zu besuchen, in dem sie arbeitet und fanden es super. Ich hab ja schon viel Yoga gemacht (mit Bidu als Lehrer) aber noch keine Yogastunde mit ihm zusammen besucht. War echt gut, außer dass es sowas von heiß wurde mit 30 anderen Leuten im Raum, (und bei den Temperaturen draußen) dass ich währenddessen mehrfach fast zusammengeklappt wäre. Einen Chai bei Starbucks mit Christine und um einige Tipps und Informationen später, beschlossen wir am nächsten Tag mit dem Schiff auf die Insel Cozumel überzusetzen.


Schon bei der Überfahrt bekam ich die Krise. Mal wieder hatte jeder zweite eine Bierflasche in der Hand und auf dem Schiff spielte eine mexikanische Band die Hits von Carlos Santana ihr ahnt es – in voller Lautstärke (und die Touristen sangen mit). Nicht mein Fall. Auch bei der Ankunft auf der Insel ging es schon wieder los. „Amigo, you want a Scooter?“ (oder Auto) oder „Amigo, you wanna go snorkeling?” (oder diving). Diese Sätze wiederholten sich sobald man einen Fuß in die touristische Zone setzte. Wir hatten nichts vorab gebucht und versuchten uns mal im Hostel auf der Insel, aber leider nix frei. Mit etwas Glück fanden wir aber ein kleines Billighotel, wo hauptsächlich Mexikaner absteigen und außer dass es uns einen Tag ins Zimmer geregnet hat, fanden wir es super.


Die Insel Cozumel wurde von Jaques Cousteau fürs Tauchen entdeckt und seither dreht sich dort alles darum. Man läuft durch die Gassen und findet alle 10 Meter einen anderen Tauchshop. Ganz schön ausgeschlachtet das Ganze. Wir checkten ein/zwei Tauchshops ab aber erfuhren, dass das Wetter so beschissen werden würde, dass sie vom Hafenmeister noch nicht mal die Erlaubnis erhalten würden, abzulegen.

Deutsches Fernsehen!
Will heißen Regentag. Und zwar volle Lotte. Und dazu ein krasser Nordwestwind. Nicht einmal kam die Sonne raus. Und so wurde es eben nix mit tauchen. Und sonst auch nicht viel. Kann man ja mal den Fernseher anschmeißen und Bidu zappte durch die Programme. Unfassbar! Nach 7 Monaten (!!!) fanden wir in Mexiko unseren ersten deutschen Sender im TV (deutsche Welle) und zappten gerade mitten in die Bundesligaergebnisse vom Vortag! Ich freute mich.

Auch am nächsten Tag war der Wind nicht besser (wenn auch das Wetter) und so beschlossen wir wieder aufs Festland überzusetzen. Dumme Idee! Leck hat das Boot geschaukelt. Immerhin hatten wir Glück und dieses Mal das Einheimischen-Schiff erwischt (juhu, keine laute Musik!) aber die Besatzung lief zwei Mal durch die Reihen um Kotz-Tüten zu verteilen. Das Schiff schaukelte hin und her, hoch und runter. Es war kaum auszuhalten. Mussten wir aber. Für ganze 40 Minuten. Bah, war uns schlecht. 
In Playa angekommen sprangen wir in den nächsten Bus, der uns nach Tulum bringen sollte. Der Ort wurde uns mehrfach empfohlen, weil er eben nicht so touristisch sein soll. Wir waren sehr gespannt. Und wurden dieses Mal nicht enttäuscht. Ursprünglich wollten wir 2 Nächte bleiben, jetzt sind wir schon den fünften Tag hier, übernachten in einer kleinen Hostelanlage, die von zwei jungen Belgiern geführt wird, die auch tauchen. Wir haben wieder mal Räder gemietet und fahren täglich 20km hin und zurück zum Strand, weil es nur eine Straße dorthin gibt (der direkte Weg wären vielleicht so 4km, aber da gibt es nur Urwald und NOCH keine Straßen). Am Strand übernachten kann man zwar auch, doch da gibt’s nur Unterkünfte die mehr bis zehnfach soviel kosten wie im Ort und teilweise haben die noch nicht mal 24 Stunden Strom!


Endlich Mexiko! Tulum – entspannte Stadt mit Mayaruinen und Traumstränden
Direkt am Meer liegen in Tulum auch die Maya Ruinen, was sie dadurch schon einzigartig macht. Ein Wahnsinns Kontrast: die alten Mayaruinen und dahinter der blaue Himmel und die türkise See. Wir sind extra früh am Morgen aufgestanden um den großen Ausflugsreisebussen aus Cancun und Playa del Carmen zu entgehen. Damit waren wir wirklich als einige der ersten auf dem Ausgrabungsgelände und genossen in Ruhe unsere ersten Mayaruinen und das sogar vor dem Meer. Als wir gegen 10 den Rückweg antraten, wuselte es nur so von Touristen wie in einem Ameisenhaufen und wir waren froh über unseren frühmorgendlichen Ausflug und dass wir damit noch den ganzen Tag am Strand vor uns hatten.


Tauchen im zweitgrößten Riff der Welt
Da es auf Cozumel nicht geklappt hat, wollten wir wenigstens im Maya Riff tauchen, dass das zweitgrößte weltweit sein soll und sich vor der Maya Küste Mexikos erstreckt. Natürlich musste ich lesen, dass gerade 10 Tage vorher eine Schwimmerin in Cancun von einem Hai angegriffen wurde. Sie hat‘s zum Glück überlebt, trotzdem hätt ich das lieber nicht erfahren. Dabei hab ich wenigstens gelernt, dass Hai auf Spanisch „tiburón“ heißt. Zudem hält sich in Mexiko das Gerücht, dass die Haie hier Menschenfleisch gewöhnt sind, da die Mafia hier gerne die Leichen im Meer entsorgt. Auch etwas dass unter dem Sammelbegriff TMI gehört = Too Much Information (oder auf deutsch zu viel Information) :-) Tauchen gegangen sind wir trotzdem.


Da ich als neuer Taucher noch keine Tieftauchgänge machen darf, konnte ich nur auf den zweiten Tauchgang mitgehen. Das bedeutete allerdings mindestens 30 Minuten auf einem schaukelnden Miniboot zu sitzen und zwar mitten auf dem Meer und zu warten, bis wir zum zweiten Tauchspot gehen. Hatte ich schon erwähnt, dass es immer noch ziemlich starken Seegang hatte? Dumme Idee. Saudumme Idee. Ein Glück hatte beim ersten Tauchgang ohne mich einer der Taucher relativ schnell keine Luft mehr, sodass die 5er Truppe mit dem Guide schon nach ca. 25 Minuten, die sich übrigens wie 2 Stunden auf dem schaukelnden Ding anfühlten, wieder auftauchten. Mann, war mir schlecht. Dem Taucher aber muss noch schlechter gewesen sein, denn der kam hoch aufs Boot, saß 10 Minuten und kotzte sich dann aus ganzem Herzen in die See aus. ICH war stolz auf mich. :-)


Dann endlich ging es zum zweiten Tauchspot. Dort sollte es nur 12m tief gehen und ich konnte mit. Allerdings war mir immer noch übelst zumute. In dem Zustand sollte ich meinen ersten Tauchgang vom extrem schaukelnden Boot aus machen und dann gleich noch mit der Rolle rückwärts ins Wasser springen? Na klasse! War aber alles kein Problem. Sobald ich erst mal unter Wasser war ging es und das obwohl es so einen Seegang gab, dass ich mit Fug und Recht behaupten kann, gleich noch meinen ersten sog. Drift Dive gemacht zu haben. Der Tauchgang war nicht schlecht, ich hab mich wacker geschlagen mit all den Erfahrenen Tauchern und Bidu war stolz auf mich.

Höhlentauchen in den Cenotes
Das spezielle an der Küste hier ist, dass es überall sogenannte „Cenotes“ gibt. Ein Cenote (aus der Maya Sprache) ist ein dolinenartiges Kalksteinloch, das durch den Einsturz einer Höhle entstanden und mit Süßwasser gefüllt ist. Die Maya betrachteten sie als Eingänge zur Unterwelt und nutzten sie als religiöse Opferstätten. Die Gesamtlänge aller erforschten Unterwasserhöhlensysteme in diesem Bundestaat allein beträgt 908 km. Wer eine Open Water Zertifizierung hat, darf zusammen mit einem Höhlentaucher abtauchen und das haben wir auch gemacht. Schließlich bekommt man die Gelegenheit in sowas zu tauchen nicht alle Tage. Die Cenotes liegen meistens mitten im Urwald und man zahlt auch hier die Landbesitzer, wo der Eingang (meist nur ein kleines Loch) in das Höhlensystem ist. Tauchausrüstung an und ab marschiert zum Einstieg, einen großen Schritt und die 3m hinab gesprungen in die Tiefe. Die Farbe, wo das Sonnenlicht in das klare Süßwasser bricht ist der Hammer. So ein Blau hab ich unter Wasser noch nie gesehen. Im Inneren der Höhle gibt es Stalagmiten und Stalagtiten unter Wasser, was schon ziemlich abgefahren ist, wenn man dazwischen immer dem Faden folgend, der durch die Höhlen gespannt ist, hindurch taucht. Auch wenn es ziemlich spektakulär ist, ist das Ganze dann doch eher nicht so mein Fall. Ist teilweise einfach zu beengend, wenn du nach links und rechts mit deiner Taschenlampe leuchtest und nur Kalkstein siehst. Und oben und unten ist ja auch Kalkstein und man kann eben nicht überall auftauchen, sondern hat eine Decke über sich, von der Stalagtiten hängen. Nicht mein Fall, schon gar nicht als sechster Tauchgang überhaupt. Deshalb hab ich die beiden Jungs dann beim zweiten Tauchgang in einem anderen Cenote auch lieber allein tauchen lassen und hab dort nur einen Sprung ins Wasser gewagt. Allerdings gibt es darin so kleine nervige Fischchen, etwa 2-12ccm groß und die fressen menschliche Überreste. Will heißen, wenn du ins Wasser spuckst, fallen sie über deine Spucke her. Oder aber sie fangen an an deiner Haut zu knabbern – das etwas andere Peeling also. Nervige kleine Dinger :-)


Wer sich übrigens fragt wie das mit dem Spanisch klappt, dem muss ich sagen. Bis jetzt ganz gut. Wir essen hier meistens in irgendwelchen Straßenrestaurants und fragen uns entweder durch oder checken, wo die Läden voll sind mit Mexikanern. Dabei sind wir für umgerechnet 8 Franken schon an einen ganzen gegrillten Fisch mit Reis, Gemüse und Tortillas gekommen! Und ein leckeres ganzes Hähnchen vom Holzkohlegrill gabs auch schon. Mmmh…

Wie es weitergeht mit unserer Reise wissen wir im Moment noch nicht. Wir hatten vor über Belize und Guatemala eine Rundreise zurück nach Mexiko zu machen und dann nach Südamerika zu fliegen aber nachdem wir die Reisewarnungen unserer Länder gelesen haben, dass Guatemala eines der gefährlichsten Länder sein soll, ist es uns das miese Sicherheitsgefühl und Risiko nicht wert. (wenn auch ganz schweren Herzens). Bleibt also dran, wie es weitergeht!

Unser Fazit für die Maya Küste



222 Tage Tour d'amour - Zeit für einen Zwischenstand

2011-02-18

Lest hier nach 222 Tagen auf  Weltreise unser erstes Resümee.

das sind dann 5.328 Stunden und ca. 320.000 Minuten (boah, ey, haben wir es wirklich schon so lange allein und am Stück miteinander ausgehalten?) :-)

 

Dabei hatten wir unsere Füße schon im Atlantik, Pazifik, Tasmanischen Meer, Karibischen Meer und in so vielen Seen und Flüßen, dass wir sie gar nicht alle aufzählen können, von 5 bis 29 Grad Wassertemperatur alles dabei.

Ist doch schon mal jede Menge für 222 Tage, die - das muss an dieser Stelle natürlich auch mal gesagt werden - nicht immer rosig sind.

Zu guter Letzt: An dieser Stelle ist es uns auch noch mal wichtig euch Danke zu sagen für all die guten Wünsche und Nachrichten aus der Heimat und dass ihr unseren Blog lest und an unseren Abenteuern dran bleibt. Danke auch an all die anderen Reisenden und Begegnungen, die den Weg auf unsere Website gefunden haben.

Bleibt dran und bis bald


Durch den Dschungel ins Krankenhaus - eine mexikanische Odysee

2011-02-19 to 2011-02-23

Lest hier von unserer Fahrt in den Dschungel, wie wir uns fühlten wie Indiana Jones, auf Tuchfühlung gingen mit der Maya Bevölkerung und wie mich ein Insektenstich, der sich dank Fehldiagnose zu einem heftigen Abszess entwickelte, seither in Mérida lahm legt.


Ab ins Landesinnere: die Ruinen von Coba im Dschungel
Nach einem letzten Strand- und Karibiksandbad verließen wir schweren Herzens Tulum. Leider hat mich während einem unserer Strandbesuche wohl ein Insekt in den hinteren Oberschenkel gestochen und nachdem der Stich immer größer und schmerzhafter wurde, sind wir zum Arzt. Um ein Vermögen ärmer (die haben uns ganz schön abgezockt!) und eine Spritze in den Hintern reicher und einer Packung Antihistamine gegen die allergische Reaktion sollte es in den nächsten Tagen besser werden. Doch bereits am Tage unserer Weiterreise nach Coba merkte ich, dass da etwas nicht stimmen konnte.


So kamen wir in Coba an, das 40km von der Küste entfernt im Dschungel liegt und als Hauptattraktion eine nur spärlich ausgegrabene Mayastadt und einen See voller Krokodile hat. Dabei haben wir dann festgestellt, dass Bidu seinen Pass vom Hostel in Tulum nicht zurückbekommen hat, den wir als Sicherheit hinterlegen mussten. Das bedeutete dann noch mal den ganzen Weg (MIT DEM BUS) zurückfahren, denn ohne Pass geht nix. Doch vorher wollten wir uns wenigstens die Ruinen ansehen, wegen derer wir gekommen waren. Wir hatten uns mit den letzten 2 verbleibenden Bussen, die an diesem Tag fahren sollten, einen Plan gemacht womit das alles hinhauen sollte. Damit hatten wir dann trotzdem noch 2-3 Stunden für die Ruinen, die wir nicht mal ganz gebraucht haben. Zum einen war es megaheiß (was hätten wir nur ohne die vielen schattenspendenden Bäume gemacht?) und zum anderen sind die Ruinen auf so einem weitläufigen Areal verteilt, dass wir uns die hinterletzten Ecken erspart und aufs Wesentliche konzentriert haben, was auch schon an die 5-6km Lauferei bedeutete, denn an Radfahren war mit dem Ding am Oberschenkel nicht zu denken.

Trotzdem hat die Puste noch gereicht, um die 42m hohe Pyramide zu erklettern – und das bei über 30 Grad und auf der Pyramide gab es natürlich keinen Schatten. :-) Bereits beim Hochklettern (ohne Geländer versteht sich) dachten wir uns „oh, oh… wie das wohl beim Runterkommen wird?!“ und bei jeder Atempause (brauchten wir echt!) dachte ich „jetzt bloß nicht runter schauen“. Oben angekommen waren wir baff. Wir kamen ja mit dem Bus an und hätten es uns denken können, aber erst auf der Pyramide stellten wir fest wie tief wir eigentlich im Dschungel waren, denn um uns rum war kilometerweit nur Urwald! Überhaupt sind die ganzen Ruinen in Coba vom Urwald dominiert und nur ein Bruchteil der alten Maya-Stadt ist ausgegraben – wir fühlten uns als wären wir Indiana Jones! Doch auch der hätte wieder von der Pyramide runter gemusst und da gerade keine Zipp-Line gespannt war, nahmen wir die Treppen in Angriff. Agenten wie wir sind, haben wir in einem Reiseführer gelesen wie man das sogar fachmännisch machen kann, trittsicher und ohne größere Unfälle unten ankommt und sich dann über die Touristen amüsieren kann, die auf allen Vieren runter kriechen. :-)


Auf Tuchfühlung mit der Maya Bevölkerung
Während ich mich also von den Strapazen erholte und meine mittlerweile Entzündung am Oberschenkel beobachtete, fuhr Bidu noch einmal die Strecke nach Tulum, um seinen Pass abzuholen. Übernachtet haben wir in der günstigsten Herberge der Stadt, das ich guten Gewissens als größtes Loch bezeichnen kann, in dem ich je geschlafen habe. So was abgefucktes und versifftes hab ich in meinem Leben noch nie gesehen. Nicht dass ich wissen würde, wie es in deutschen Gefängnissen aussieht, aber ich stelle mir vor, dagegen ist jede deutsche Gefängniszelle ein Luxushotelzimmer. Die Eingangstür hatte handgroße Löcher, die Betten bestanden aus Matratzen und erst hatten wir gar kein Wasser, dann nur kaltes, keine Klobrille und die Wände waren sowas von dreckig, ich wollte sie gar nicht anfassen. Aber alles Beschweren wurde in dem Moment relativiert als wir die Familie, der die Herberge gehörte, hinter dem Haus auf dem Boden um die Feuerstelle sitzend beim Kochen antrafen.


Hier auf dem Land in Mexiko in den Maya Dörfern geht es nämlich noch mal etwas anders zu. Gerade in Coba, wo die ganzen Touristen nur tagsüber kommen, und wenn sie übernachten, dann natürlich nur im Club Med (= einziges) Hotel im Ort und das machen sicher die allerwenigsten. So bleibt den Einwohnern natürlich nicht viel von dem, was die Touristen liegen lassen, dabei brauchen sie das Geld halt schon. Wir wollten unseren Beitrag leisten und bei Einheimischen übernachten und essen gehen und dabei natürlich auch ein wenig tiefer in das Leben der Maya schauen. Essen gehen wurde alleine deshalb interessant, weil wir für die Kleinkinder des Ortes wohl sowas wie die Hauptattraktion waren. Zumal wir den ganzen Ort abliefen und wo tagsüber noch ein Essenstand neben dem anderen war, waren abends ganze zwei offen. Wir entschieden uns deshalb in dem einen essen zu gehen und in dem anderen ein Bier zu trinken.
Da ich bereits in der Nacht und morgens vor Schmerzen nicht mehr schlafen konnte, beschlossen wir direkt ohne Frühstück den nächsten Bus in den nächstgrößeren Ort, Valladolid, zu fahren. Zwar hatten wir immer noch keine Krokodile gesehen, aber dafür hatte ich wirklich keinen Nerv mehr. Die hab ich für die Busfahrt gebraucht. Der erste Bus war nämlich ein sogenannter zweite Klasse Bus, also günstiger, älter, ohne Toilette, voll besetzt mit ländlicher Maya Bevölkerung, und runter gekühlt wie ein Eisfach. Ein Glück stoppen diese Busse alle paar Kilometer, so wurden wenigstens die letzten 2 Plätze für uns frei und wir mussten so nicht noch eine Stunde stehen!


Valladolid- oder unsere ersten Erfahrungen mit dem mexikanischen Gesundheitssystem
Valladolid hat immerhin 50.000 Einwohner und dort musste ja wohl irgendwo ein Arzt aufzutreiben sein, denn die erste Ärztin, die zwar super Englisch sprach, verstand offensichtlich nix von Medizin, nur so lässt sich ihre Falsche Diagnose deuten. Nach Valladolid wären wir ja ohnehin gefahren, denn wir hatten den Ort von einem Schwedischen Pärchen, das wir auf Aitutaki kennengelernt haben, als ein herziges kleines Kolonialstädchen mit bunten und schönen Häusern empfohlen bekommen. Und das war es auch. Über das Internet haben wir ein Zimmer im Hostel an der schönsten Straße bekommen. Allerdings entpuppte sich das dann bei der Ankunft nicht als Zimmer, sondern als sogenanntes „Palapa“, also eine in der traditionellen Maya Art gebaute Hütte – wären wir nie drauf gekommen, das Hostel lag ja mitten in der Stadt. Wir nahmen es hin, schließlich muss man auch das mal mitgemacht haben und unerwarteter weise wurden wir nicht mal von Insekten bedrängt (die Hütten sind ja nicht dicht und die Dächer mit Palmenblättern gedeckt).

Nach einem kurzen Marsch zum Markt, wo die Einheimischen kaufen und verkaufen, war ich am Ende und wir nahmen das nächste Taxi ins Krankenhaus, das uns im Lonely Planet Reiseführer empfohlen wurde. Ehrlich gesagt war ich schon von außen mehr als skeptisch, aber der Schmerz war zu groß. Drinnen wurden wir von einem Pfleger empfangen, der uns in ein Zimmer mitnahm, dass vor Dreck stand, wo die mexikanische Ärztin, die 5 Worte Englisch sprach, meine Entzündung, von der mittlerweile selbst ich sehen konnte, dass es sich um einen Abszess handelte, ansah, nicht gerade fachmännisch ein bisschen aufdrückte, nicht mal einen Verband darüber machte, und mir dann 5 Injektionen verschrieb, die mir Beat setzen sollte, damit der Abszess von alleine abheilt. Ich sagte ihr das käme nicht in Frage und dass ich richtiges Antibiotikum haben wolle. Sie meinte, das würde nicht so helfen, aber sie schreibt es mir trotzdem auf. Hier übertrafen sich dann leider ihre Englischkenntnisse, denn sie schrieb das ganze Rezept auf Spanisch und dann "one week" auf Englisch. Auf die Frage, was wir denn jetzt bezahlen müssten, nahm uns der unsympathische Pfleger, der die ganze Zeit schon schlechte Witze riss, mit in ein Zimmer, sagte das kostet 50 Pesos (ca. 3 Euro). Ich gab ihm einen 100er, daraufhin holte er seine eigene Geldbörse raus und gab mir 50 zurück. Was für ein Gauner! Das offensichtliche Armenkrankenhaus wäre umsonst gewesen. Ich hab ja noch nie ein deutsches Schlachthaus von innen gesehen, aber ich vermute darin ginge es 50 mal hygienischer zu als in diesem Krankenhaus. Die armen Menschen hier!

Im Hostel ging ich dann erst mal ins Internet und checkte, was mir die Ärztin da verschrieben hatte. Bei dem Zeug zum injizieren handelte es sich um ein Antibiotikum gegen eine Sepsis, also Blutvergiftung oder bei lebensgefährlichen Infektionen, wenn man im Krankenhaus liegt. Die spinnt ja wohl! Bidu hat mir dann das Antibiotikum in Tablettenform geholt, kam aber nur mit einer Packung zurück, die für gerade mal 4 Tage reicht, dabei sollte ich das Zeug ja für eine ganze Woche nehmen. Die Dame in der Apotheke wollte ihm aber partout keine zweite Packung mitgeben, sondern meinte das müsse reichen! Ich hab mich aufgeregt, deshalb sind wir dann am nächsten Tag noch mal hin und haben dieses Mal mit dem Apotheker auf Spanisch diskutiert. (Gott sei Dank hab ich zuhause ein Wörterbuch, das ich nur die letzten 7 Monate durch englischsprachige Länder geschleppt habe, eingepackt!) Meine Vermutung war richtig. Der gute Mann wusste nicht dass „Week“ semana also Woche auf Spanisch heißt und als wir ihm das glaubhaft vermittelt haben, lief er schnell zur Nachbarsapotheke, ließ uns einfach allein in seinem Laden sitzen und kam nach 10 Minuten mit der zweiten Schachtel Antibiotikum in die mittlerweile mit vielen anderen Kunden gefüllte Apotheke zurück. Was für eine Nummer!

Unter den immer noch starken Schmerzen wollte ich es mir trotzdem nicht nehmen lassen, den ehemaligen Franziskanerkonvent der Stadt zu besichtigen. Dabei lernte ich Marcellino kennen, der dort als Wächter arbeitet aber ein gutes Wissen über den Konvent hat und mir das sogar geduldig auf Spanisch in der zugehörigen Kirche näher brachte. Ich bin fast schon stolz wie gut ich manches schon verstehe hier, aber das mit dem Selber Sprechen ist noch so eine Sache. (Höre mich wahrscheinlich an wie ein Türke in Deutschland – nicht böse gemeint, nur Klischee halt) :-)  Die Nacht im Palapa war kurz und schlecht, denn wie soll man denn liegen mit einem Abszess am Oberschenkel? Unser Plan sah vor, dass wir den nächsten Bus nach Chitzen Itza nehmen, UNESCO Weltkulturerbe und eine der größten ausgegrabenen Mayastätten Mexikos. Nach der Erfahrung mit Valladolid, dass gegen Chitzen Itza eine richtige Stadt mit 50.000 Einwohnern war, zog ich es aber vor endlich ärztliche Versorgung zu bekommen. Das muss doch in Mexiko zu finden sein, Mensch! Deshalb fuhren wir an Chitzen Itza vorbei nach Mérida, mit knapp einer Million Einwohnern kulturelles Zentrum der Halbinsel Yukatan.


Mérida – endlich ärztliche Versorgung - da werden sie geholfen!
Nach 3 Stunden Quälerei (sitzen kann ich ja auch nicht) am Busbahnhof angekommen, wussten wir ja noch nicht wo schlafen, da wir uns so spontan entschieden hatten nach Mérida durchzufahren. Und in so einer 1 Mio. Stadt gibt es verdammt viele Hostels. Allerdings habe ich mir schon ein paar Tage zuvor eins ausgeguckt, von dem wir nur den Namen wussten. Deshalb fragten wir dann in voller Montur am Busbahnhof ein paar Taxifahrer wo das sei. Einer wusste es. Da er aber partout nicht erklären wollte, wo das ist, denn er wollte ja auch sein Geschäft machen, liefen wir mal aus dem Gebäude raus. Erster Eindruck Massen von uniformierter Polizei und bereits im Bus war uns aufgefallen, dass die Straßen komplett leer waren. Hoppla! Haben wir da was verpasst und hier geht gerade irgendwas Drogenkriegmässiges ab, von dem wir nix wissen? Derart verunsichert wollten wir nicht planlos durch die Stadt laufen und entschlossen uns dann nochmal zurückzugehen und den wissenden Taxifahrer zu finden. Er war noch da, wir fragten nach dem Preis, „40 Pesos“ (2,50 Euro), was viel ist, aber was sollten wir tun. Wir hatten ja keine Ahnung wohin. Ich hab's mir fast noch gedacht. Der Taxifahrer fuhr einmal um den Block und voila – wir standen vorm Hostel.


Wenigstens das ist eine Wohltat! Es gehört Jan aus Belgien und seiner mexikanischen Frau Linda und wir fühlen uns hier gut aufgehoben. Für 9 Euro pro Nacht gibt es heißes Wasser, ein eigenes Bad, ein richtiges sauberes Zimmer und das beste Frühstück unserer bisherigen Weltreise! Genau das richtige um sich auszukurieren. Denn außer Kultur haben sie hier tatsächlich auch (gute) Krankenhäuser und da sind wir noch am Abend hingefahren. Doktor Alejandro hat mich gleich operiert und weil das so schön war am nächsten Tag noch mal. Es war wohl höchste Eisenbahn das ganze fachmännisch behandeln zu lassen oder besser gesagt jemanden zu finden, der das auch kann! Englisch kann er auch nicht – muss er ja aber auch nicht, Hauptsache er kann Medizin!

Leider bedeutet das auch, dass ich (bei 35 Grad!!!) seit 4 Tagen hier im Zimmer (OHNE Klimaanlage) fest sitze, denn Doktor Alejandro hat mir verboten zu laufen, weil die Wunde nicht genäht werden kann. Ich muss immer noch jeden Tag hin, um sie behandeln zu lassen. So hab ich von der schönen Stadt Mérida noch nichts gesehen, außer den Taxifahrten zwischen Hostel und Krankenhaus, aber wir können immerhin den Taxifahrern mittlerweile deutlich machen, wenn es mal wieder einer probiert die extra Strecke zu fahren um das extra Geld zu machen (wie ist nur möglich eine Preisspanne von 26 bis 45 Pesos zu haben??). Aber es gibt auch ehrliche Häute, die fahren direkt. Fast alle Taxifahrer haben übrigens ein Bildchen vom Jesus auf dem Armaturenbrett. Lustig ist das dann, wenn unten drunter das Prospekt von der Strippbar mit barbusigen Mädels liegt. Hier sind eben alle ein bisschen heuchlerisch katholisch.

Ich hab ja schon in Neuseeland mit den Sandfliegen gekämpft, aber dass sich ein kleiner Insektenstich zu einem mandarinengroßen Abszess entwickeln kann, hätte ich auch nicht gedacht. Zum Glück haben wir bisher weiter nix gebucht Richtung Südamerika und uns gegen den Guatemaltekischen Dschungel entschieden! Mittlerweile bin ich ganz gut im Sitzen/Liegen/Stehen auf einem Bein und die Schmerzen sind präsent aber zu ertragen, allerdings fällt mir langsam im Zimmer die Decke auf den Kopf und es nervt einfach, so lahmgelegt zu sein und jeden Tag ins Krankenhaus zu müssen. Wenigstens operiert der Arzt seit gestern nicht mehr, was mir wenigstens die Betäubungsspritze und widerliche Vorstellungen, von dem was er da an mir rumschnippelt, erspart und ich muss nur seine Säuberungen unter Betäubtungs- oder  Habanero-Spray, wie er es nennt, ertragen.

Der Preis für seine Behandlungen ist übrigens ein Bruchteil der Kosten in Tulum. Erst jetzt realisieren wir dass die uns ganz schön abgezockt haben und dann auch noch falsch diagnostiziert. Ich sollte die verklagen! Allerdings hat sich Bidu jetzt auch noch irgendwo eine Hautinfektion zugezogen, damit lohnen sich aber wenigstens die Fahrten zum Krankenhaus und da er gleich ärztliche Behandlung bekommen hat, hoffen wir es wird nicht so schlimm bei ihm. Ich hoffe auch unsere Reise geht bald wieder weiter (meine Motivation hält sich allerdings gerade in Grenzen) und wir können euch wieder Gutes berichten!

Unser Fazit:


Chichen Itza und Neues aus Merida

2011-02-24 to 2011-02-27

Lest hier wie wir die Ruinen von Chichen Itza (UNESCO Weltkulturerbe) besichtigten, die rituellen Menschenopfer der Maya kennenlernten, Bidu zu Fotograf wurde, wie wir Scorchis Entführung vereitelten, in unserer Wohnung in Merida Besuch von – na ratet mal – den Zeugen Jehovas bekamen und Bekanntschaft mit der Machokultur Mexikos machten.

Doktor Alejandro hat uns für einen Tag frei gegeben. D.h. der tägliche Krankenhausbesuch fiel zum ersten Mal nach 5 Tagen aus und so fuhren wir – dann eben für einen Tagesausflug – die 2 Stunden mit dem Bus zurück nach Chichen Itza, UNESCO Weltkulturerbe.


Chichen Itza – UNESCO Weltkulturerbe mit einer beispiellosen Pyramide
Und allein schon deshalb verlangen sie den dreifachen Eintritt zu den sonstigen Ruinen. Gut, es gibt sicher viele historische Stätten auf der Welt, die kosten mehr als 10€ Eintritt pro Person, aber andererseits finden wir das derlei Kulturgut doch allen zugänglich sein sollte und man nicht noch mit dem UNESCO Titel Geld machen sollte. Aber das ist ja nicht nur in Mexiko so. Den Titel tragen die Ruinen aber allemal zu Recht, denn etwas Vergleichbares muss man gar nicht erst suchen in Mexiko und schon gar nicht auf der Welt. Gleich wenn man sich die ersten 200 Meter an den Reisebusgruppen vorbeigeschlängelt hat und damit den ersten Händlern komplett ausgesetzt ist, zwanzigfach und damit fast schon mechanisch „No, gracias“ aufgesagt hat, kommt man auf den großen Platz in dessen Mitte „El Castillo“, Pyramide und Hauptattraktion, steht. El Castillo ist wie viele andere Maya Bauwerke von den Spaniern oder späteren Entdeckern benannt worden und spiegelt den Namen für etwas wieder, an was sich die Entdecker erinnert fühlten, als sie die Ruinen zum ersten Mal sahen und nicht was es tatsächlich war. Eine Kirche und ein Nonnenkloster, wie andere Bauwerke in Chichen Itza heißen, kannten die Maya nämlich nicht und die echten Namen sind leider mit dem sagenumwobenen Untergang der Maya auch verloren gegangen. Aber egal wie man es nennt, was man in Chichen Itza, das im Vergleich zu vielen anderen Mayastätten fast völlig ausgegraben ist, noch sehen kann, ist mehr als eine Reise wert.


Der Palast der 1000 Säulen ist zwar leicht übertrieben, aber die Vielzahl der Säulen ist trotzdem überwältigend. Genauso wie El Castillo, also die Pyramide, die an ihren vier Seiten jeweils 91 Treppenstufen hat was zusammen mit der obersten Stufe, also der Plattform, eben genau 365 Tage ergibt. Im Innern der Pyramide gibt es noch weitere Treppenstufen, die zu einer geheimen Kammer führen. Durfte man früher rein, ist aber heute wegen Touristenandrang und schlechter Belüftung geschlossen, genauso wie die Pyramide selbst, auf die man noch bis vor ein/zwei Jahren raufklettern konnte. Überhaupt konnte man in keines der noch stehenden Gebäude rein oder rauf, was wirklich schade ist, denn so bleibt einem nur der Blick von außen und der neidische Gedanke an die Archäologen, die hier arbeiten und dem Ganzen noch viel näher kommen.

Vor der Pyramide angekommen, und noch während wir Bauklötze staunten, wurde Bidu dann von vier alten mexikanischen Tanten um ein Foto gebeten. Klar, für ein kurzes Foto sind wir immer zu haben. Doch denkste! Die Damen wollten erst ein Gruppenfoto und dann jede einzeln fotografiert und zwar minutenlang so richtig mit posen. Während dessen haben mich die jeweils verbleibenden drei Tanten auf Spanisch zugelabert. Ehrlich gesagt, ich hab kein Wort verstanden. Ich glaube sie wollten mir erzählen, dass keine von ihnen den Foto bedienen kann und deshalb Bidu die Fotos machen muss. Da hat Bidu ihnen aber einen ganz schönen Dienst erwiesen. Trinkgeld haben sie ihm aber keins gegeben. :-)

Auch Taucharchäologen waren hier am Werk, denn Chichen Itza wurde neben einem Cenote gebaut, also wieder so ein dolinenartiges mehrere Meter tiefes Kalksteinloch mit ca. 100 Meter Durchmesser, das die Maya als heilig betrachteten und deshalb Menschen, meistens Kinder, opferten. Jedenfalls haben die Taucher neben allerlei Opferbeigaben noch mehr als 50 Skelette am Grund gefunden. Wieder eine dieser grausamen Praktiken, von der wir seit wir uns mit der Mayakultur beschäftigen erfahren. Üblich war sonst noch das Herz bei lebendigem Leib herauszuschneiden oder den Kopf abzuhacken. Die hat man dann in Chichen Itza auf dem „Tzompantli“ gestapelt, was sich an den Totenköpfen, die auf der Mauer abgebildet sind, erkennen lässt.

 

„No Stein – Holz!“
Auch mit unseren beiden Leiden, ich am Bein, Bidu am Arm, haben wir Chichen Itza ganz gut erkunden können, begingen viele Wege durch den hier größtenteils beherrschten Dschungel und auf einer alten Mayastraße. Dabei hingen wir uns ab und zu an eine große Reisegruppe, um zu belauschen, ob die Guides noch was erzählen, was nicht in unseren Reiseführern steht. Oder wir gingen den zig Händlern aus dem Weg, die entweder ihre Ware aus dem Rucksack verkaufen oder aber am Wegesrand auf dem Boden oder auf einem Stand ihre Ware ausstellen. Mit Mayakalender bemalte Lederhäute, Mayakalender aus Keramik, Holz und Keramikmasken, Silberschmuck, bunt bemaltes Geschirr und Miniaturpyramide. Bidu meinte irgendwann hier gäbe es mehr Händler als Ruinen. Führt natürlich auch dazu, dass es so viel Konkurrenz gibt, dass nicht nur die Preise fallen, sondern die Burschen halt auch kaum was verkaufen. Manche haben uns richtig leid getan. Die Masken haben uns echt gut gefallen, so gingen wir zu einem Stand, wo sie besonders schön waren und fragten mal nach dem Preis. Der war ok und runterhandeln hätten wir auch noch können, aber die Masken waren eben aus Keramik und damit zu schwer und nicht rucksackreisetauglich. Und wie wir das so besprechen, holt der Händler eine andere Maske und sagt „no stein, holz“. Und das war das erste Mal, dass ein Mexikaner in Mexiko mit uns deutsch redete. Sonst können die ja nicht mal englisch. :-) So überheblich wie sich manche Amerikaner hier mal wieder aufgeführt haben, wollte ich als Ureinwohner Mexikos diese Sprache aber auch nicht sprechen.


Die Verteidigung von Scorchi
Dafür haben wir mal wieder spanisch geredet und wie! Ok, an dieser Stelle muss ich zugeben, die Unterhaltung fand zwar komplett auf Spanisch, aber dafür mit Kindern statt.  Während wir nämlich eine Pause auf dem Rasen vor der Pyramide machten und uns für eine kleine Siesta auf den Boden legten, wurden wir zum gefundenen Opfer. Sitzende Touristen können nämlich nicht davon laufen, wenn man ihnen was verkaufen will. Und so schickten die erwachsenen Verkäufer ihre 5 jährigen Mädchen bei uns vorbei, die bestickte Taschentücher verkaufen. Auch wenn wir natürlich gleich (wie immer automatisch)„no, gracias“ sagten, die Mädels setzten sich einfach neben uns und gingen nicht mehr. Auf dem Boden lag unser Rucksack und argwöhnisch wie ich bin, hab ich den lieber mal etwas näher zu mir hin gezogen, weil die Mädels auch die ganze Zeit drauf starten. Aber als dann die eine nach dem Drachen fragte, blickte ich, dass sie unseren Scorchi entdeckt hatten, der seinen Platz hinten auf meinem Rucksack gefunden hat.
Und das war dann unsere Unterhaltung. Anstatt nämlich (getreu den ersten Spanisch-Unterrichtsstunden) zu sagen, wie ICH heiße und wo ICH her komme, musste ich das für Scorchi aufsagen. Ob die Mädels wissen wo Deutschland liegt, wage ich allerdings zu bezweifeln. Das eine Mädel fragte mich dann, wie viel er denn gekostet hatte, woraufhin ich sagte, er war ein Geschenk, deshalb wisse ich das nicht. Geschenk? Bei dem Wort leuchtete es in den Augen von dem einen Mädel. Ich solle ihr Scorchi schenken, meinte sie doch glatt. Kommt nicht in Frage!

Dann probierte ihre Freundin nebendran noch einmal uns 4 Taschentücher für einen Dollar zu verkaufen. Nein, wir kaufen immer noch nix. Während das andere Mädel Scorchi immer interessierter ansah, fragte sie ob ihr denn Scorchi immer noch nicht schenken wolle. „Nein meine Liebe, meine Meinung hat sich in den letzten 2 Minuten nicht geändert.“ Ich fragte mich ernsthaft, tun das die anderen Touristen oder wie kommt das Kind auf die Idee? Die andere meinte inzwischen: Fünf Taschentücher für einen Dollar. Und als der Blick auf Scorchi immer gieriger wurde, zog ich unseren Rucksack etwas näher zu mir. Weiß ich, ob das Kind sich gleich unseren guten Scorchi schnappt und davon läuft.  Bidu konnte währenddessen die eifrige kleine Verkäuferin mit „ da drüben – Americanos“ überzeugen, ihre Ware den Amerikanern anzupreisen, aber die Kleine, die Scorchi wollte, starrte ihn immer noch an wie ein Geier, der gleich zuschnappt. Ich holte mir einen Kaugummi aus dem Rucksack. Und als sie mich fragte ob das ein Karamello sei, gab ich ihr den Kaugummi und sie zottelte ab. Hat sie doch noch ein Geschenk bekommen. Aber Scorchi bekommt sie nicht! :-)

Eine der kleinen haben wir später wieder mit ihrer Oma gesehen, als wir auf unseren Bus zurück nach Merida warteten. Während Oma die Mülleimer nach Brauchbarem durchwühlte, dass die reichen Touristen weggeworfen haben, schickte sie ihre Enkelin nochmal mit den Taschentüchern zu den letzten Touristen, die aus dem Ausgrabungsgelände kamen. Wenigstens dieses Mal nicht mehr zu uns. Oma fand dann ein völlig verdrecktes Badehandtuch, über das sie sich mit „que bueno – wie schön“ freute und es sich erst umhängte und dann in einen Plastiksack einsteckte. Dann gab es Cola und ein Sandwich für die Kleine, wenigstens nicht aus dem Mülleimer, und dann kam auch schon unser Bus. Hier in Mexiko ist die Kluft zwischen Arm und Reich und Stadt und Land noch etwas größer als in Europa und wir hatten schon wieder etwas zu verdauen, wobei ich mich auch frage, ob das der im Reisebus angereiste amerikanische Durchschnittstourist auch registriert.


Auch in Chichen Itza war es heiß wie noch was. Es gab zum Glück ein paar Wolken, sodass man den 35 Grad ab und zu nur im Schatten ausgesetzt war und außerdem hat es zeitweise sogar ein paar Tropfen geregnet! Hey! Hätten wir auch nie gedacht, dass wir uns mal über Regen freuen. Aber bei den Temperaturen hier, das hält ja kein Mensch aus. Auf unserem Barometer im Hinterhof haben wir 36 Grad im (absoluten) Schatten gemessen und uns dann vom Hostelbesitzer Jan sagen lassen, das wär ja noch gar nix, im April/Mai haben die hier durchschnittlich 45 Grad und manchmal rekordmässig über 50! Oh mein Gott – zum Glück reisen wir im März wieder ab!

Unfreiwillige Stadtrundfahrt in Merida
Eine Stadtrundfahrt haben wir auch schon gemacht. Also eigentlich wollten wir nur kurz den Bus von der Klinik zum Supermarkt, bei dem Bidu schon mal war, nehmen. Der dritte Bus, der vorbeifuhr, hatte auch CEDRAUI, also den Namen des Supermarkts angeschrieben und der Markt lag ja nur 2km die Straße runter. Dummerweise bog der Bus aber nach 300m auf der Straße ab und wir fragten gleich den Fahrer, ob er den nicht zum CEDRAUI fährt, das hatte er schließlich angeschrieben. Doch doch, aber er fährt halt übers Zentrum hin. Ok. Gut, bleiben wir sitzen. Eine halbe Stunde später, immer noch nicht beim CEDRAUI. Doch der Bus ist jetzt voll. Moment mal, sind wir nicht wieder in der Straße, wo die Klinik liegt. Ja, das ist die Klinik. Na toll, 40 Minuten und mal schön im Kreis gefahren. Hab ich schon erwähnt, dass der Bus quasi eine Blechhülle mit Rädern und Sitzen war – ich schätze mal russisches Vorkriegsmodell – und OHNE Federung?! Eine echte Wohltat bei den Straßen hier, die man übrigens nicht überqueren kann, denn bei den durchschnittlich 70km/h mit denen die Busse und Autos hier durch die Stadt heizen, ist es als setze man sein Leben aufs Spiel. Tut man übrigens auch als Fußgänger auf dem Gehweg. Denn der ist nur 1m breit, vielbegangen und trägt seinen Namen aufgrund der vielen Mängel und Löcher zu Unrecht! Manchmal frage ich mich, ob mich der Fahrtwind vom vorbeifahrenden Bus vielleicht auf die Straße unter ein Auto zieht und wenn’s der Fahrtwind nicht ist, dann das fehlende Stück Gehweg, das Loch oder das Stück Stahl, das aus dem Boden rausschaut und über das immer ich stolpere und nie Bidu.

20 Minuten später war der Bus übrigens leer, wir kilometerweit vom Zentrum entfernt und der Busfahrer hat auch schon gewechselt. Nicht ohne seinem Kollegen zu sagen, er solle den Amerikanern (damit waren wir gemeint) sagen, wenn wir am CEDRAUI sind. Danke, das 10m große Schild können wir auch noch lesen. Und Amerikaner sind wir auch nicht. Endlich kam der CEDRAUI, und ich vermutete es schon. Es gab natürlich mehr als einen in Merida und der hier war definitiv nicht der, der bei uns um die Ecke liegt. Gut, wir gingen erst mal einkaufen und fragten dann ein Mototaxi, ob er uns nach Hause fährt. Nö, ist ihm zu weit. Wir sollen doch ein richtiges Taxi nehmen. Na, das kann ja heiter werden, zumal auch noch Rush Hour war. Am Ende hat uns die Fahrt dann aber doch kein Vermögen gekostet. Nochmal Glück gehabt! :-)

Zimmer, Küche, Bad und gleich Besuch in Merida 
Mittlerweile sind wir in die Wohnung nebenan umgezogen, die Jan außerdem besitzt. Kostet uns nur 6 Euro mehr am Tag dafür haben wir eine ganze Wohnung mit Küche und allem drum und dran. Nachdem sich mein Bewegungsraum 96 Stunden auf 6 Quadratmetern beschränkt hat und ich fast einen an der Klatsche bekommen habe deswegen (wehe einer denkt jetzt „hattest du schon vorher, ha ha…“) musste das sein! Hätten wir schon viel früher machen sollen. Zwar haben wir hier eine Klimaanlage und 3 Deckenventilatoren aber es ist immer noch so was von heiß – ab und zu muss ich den Kopf in unser Eisfach legen. (mindestens eine Minute einen kühlen Kopf auch wenn ich dann Bidu ertragen muss, der mich auslacht.) :-)

Jan, unser belgischer Vermieter, der supernett ist und immer einen Spruch auf den Lippen hat, wies uns darauf hin, falls je seine (und damit unsere) Nachbarn an unsere Tür klopfen würden, sollten wir sie BLOSS NICHT in die Wohnung lassen! Auf unsere Frage hin warum, sagt er „Nein, nicht weil sie was klauen würden - sondern ihr werdet sie danach nicht mehr los und sie kommen immer wieder.“ Ha ha…
Heute Morgen jedenfalls klopft es an der Tür. Mein erster Gedanke war ja, es wäre Linda, Jans Frau, die bei uns saubermacht. Also Bidu geht zur Tür und ich hör ihn nur Englisch reden. Ein kurzes Gespräch später, kommt er zurück. „Das waren jetzt aber nicht die Zeugen Jehovas, oder?“ frag ich. Ratet mal, was Bidu in den Händen hält? Ha ha… den Wachturm (und sogar auf Englisch)! Echt – ganze 3 Tage in der Wohnung und nicht mal in Mexiko ist man vor denen sicher! Der Hauptartikel im Wachturm war übrigens "how to make marriages last for life", also wie man eine Ehe ein ganzes Leben lang erhält, - lieber Reisegott - wenn das mal kein Zeichen ist! :-)


Heute ist Sonntag und ganz Merida in der Stadt unterwegs. Auf den großen Plätzen, die meist neben einer Kirche sind, wird live Musik gespielt, ein Kunsthandwerkmarkt findet statt und es werden sogar ganze Restaurants mit Tischen, Stühlen, mobilen Küchen und Sonnendach aufgebaut. Auf der Plaza Grande sind wir heute in eine Tanzaufführung reingelaufen, bei der die Frauen in traditioneller Mayatracht und die Männer ganz in weiß Gruppentänze aufgeführt haben. Klasse Sache und sogar ganz umsonst! Auch auf anderen Plätzen wird Musik gespielt und die Leute tanzen. Mexikaner tanzen übrigens nicht ganz so verrückt, wie man es bei dem mittelamerikanischen Blut meinen könnte, (wenn wir da an die hüftschwingenden Südseeinsulaner denken!) Bidu Kommentar dazu war: "Da hat das Altersheim von Merida einen Ausflug auf die Tanzfläche gemacht." :-)

Doktor Alejandro und die Macho-Kultur Mexikos
Doktor Alejandro meint wir müssen noch weiter in Merida bleiben. Wenn wir in der Klinik sind und er meine Wunde behandelt (heute war das zum siebten Mal) liege ich ja auf dem Bauch auf der Liege. Am Anfang dachte ich es liegt DARAN, dass er immer mit Bidu redet anstatt mit mir. Schließlich kann ich ihn ja nicht sehen. Aber selbst wenn ich sitze, sagt er Bidu, wie ich mein Antibiotikum zu nehmen habe und wann wir wieder kommen sollen und wie sich meine Wunde so entwickelt. Hallo!?! ICH bin der Patient! Außerdem bin ICH die mit den vier Spanischkursen! Ich glaub ich bin im falschen Film. Ich übersetze, während sich der Arzt mit Bidu über meine Gesundheitslage unterhält! Mittlerweile verstehe ich: das ist quasi von Macho zu Macho äh, von Mann zu Mann. Als wäre ich a) nicht anwesend oder b) unzurechnungsfähig. Jan meint in Mexiko gäbe es nur zwei Sorten Männer: entweder Macho oder schwul. Na dann weiß ich ja jetzt über Doktor Alejandro Bescheid.

Wie es weitergeht…
Dank Doktor Alejandro ist die Wunde unter Beobachtung und wenn alles gut läuft, näht er sie in ein paar Tagen zu. Wie lange wir dann noch hier sind ist weiter fraglich, aber so ne Naht muss ja auch verheilen. Und Bidus Entzündung ist ja auch noch nicht besser. Zumal unser geplanter logischer nächster Stopp halt im Dschungel liegt (und dessen ärztliche Versorgung kennen wir ja). Mittlerweile sind wir schon eine Woche hier und mehr als froh, dass wir unseren Weiterflug nach Chile erst für Mitte März gebucht haben. Chile war eigentlich vom Reiseplan gestrichen, aber der Zufall wollte, dass wir einen so dermaßen günstigen (DIREKT)-Flug nach Chile bekommen haben, dass wir zugegriffen haben. Anfangs zögerten wir noch, weil dieser Preis eben erst für Mitte März zu bekommen war und wir dachten, hm… was machen wir denn noch mehr als 3 Wochen in Mexiko, aber jetzt sind wir froh, dass wir noch Zeit haben! Je nachdem wie gut das mit der Wundheilung läuft bekommen wir jetzt vielleicht sogar noch was vom Karneval in Merida mit. Der gilt als einer der besten in Mexiko und sogar einer der besten 12 von ganz Lateinamerika! Wir sind gespannt und werden weiter berichten!


Unser Fazit

 


Was ein Abenteuer! Bekanntschaft mit der Zapatistischen Armee mitten im Dschungel

2011-02-28 to 2011-03-07

Wie wir den lateinamerikanischen Karneval erlebten, im tropischen Regenwald nach Ruinen suchten und in einer Straßenblockade einer indigenen Guerillaorganisation mitten im mexikanischen Dschungel gefangen waren.


Karneval in Merida – Bier, Paraden und jede Menge Leute
Doktor Alejandro sei Dank wurde unser Aufenthalt in Merida nochmals verlängert. Dienstag hat er meine Wunde genäht, jetzt darf sie endlich zuwachsen und wir wissen – auf jeden Fall noch mal 4 Tage in Merida. Ganze zwei Wochen sind wir dann hier und langsam wird’s Zeit, dass wir die Kurve kratzen. Doch das Ganze hat auch eine positive Seite – so bekommen wir wenigstens noch was vom Karneval in Merida mit, der als einer der besten und größten Mexikos, wenn nicht sogar Lateinamerikas gilt. Freitag war der erste große Umzug und wir schon sehr gespannt, was uns da abends erwartet. Die Leute waren selbst nicht verkleidet und auf dem Platz San Juan, wo wir uns hinstellen wollten, gab es Karussells, Boxautos, eine Konzertbühne und jede Menge Tacostände. Das Beste aber waren die beiden Bierstände, wo sich die Sols und Coronas nur so stapelten. Ob es daran liegt, dass die beiden Brauereien den halben Karneval sponsern oder dass der Mexikaner grundsätzlich gerne Bier trinkt – wir wissen es nicht, aber hier wird nicht wenig gesoffen – und das sogar auf der Straße - sonst in Mexiko für Mexikaner verboten. Bei Touristen macht man eine Ausnahme: nur so lassen sich die Unmengen von saufenden Amerikaner und sonstigen Nationen in Cancun erklären.


Auf dem Karneval wurden wir zum ersten Mal von Mexikanern angesprochen, die umso netter wurden, als wir klar stellten, dass wir keine Americanos sind. Miguel, ein Maya, wollte uns gar nicht mehr verlassen. Wir haben ihn zwar kaum verstanden, doch er redete und redete und hat währenddessen ordentlich einen gehoben (bis dass seine Frau kam und ihm die Leviten gelesen hat).

Kein Englisch – kein Spanisch – der Japaner auf Weltreise
Endlich war es soweit! Wir hatten ja schon viele Blogs anderer Reisender gelesen und immer kam darin an irgendeinem Punkt ein Japaner vor, der weder Englisch noch Spanisch spricht Nicht zu fassen – wie schaffen die es nur sich zu verständigen? Kein Wort Englisch und kein Wort Spanisch! Als sich genau so ein japanisches Paar beim Frühstück zu uns an den Tisch gesetzt und haben wir uns nur angeschaut und geschmunzelt: wie haben die es bloß soweit durch Mexiko geschafft? Wir finden: „irgendwie beruhigend für unsere Weiterreise nach Südamerika.“

Museum für Antropologie - ein Fundament für unser Maya-Wissen

Merida ist quasi das kulturelle Zentrum Yucatans. Und so durfte ein Besuch des  Museum für Antropologie nicht verpasst werden, schließlich will das Gesehene ja mit wissenswerten Fakten fundiert werden. Außer vielen Exponaten, die man den archäologischen Ausgrabungsstätten, die wir besichtigt haben, entnommen hat, konnten wir uns über Begräbnisriten, den berühmten Mayakalender und die bei den Maya üblichen Verformungen der Köpfe informieren.


Progreso – kühle Brise und ein Kaiserstühler im Exil
An unserem letzten Tag in Merida war ich dann auch wieder so mobil, dass wir nach Progreso fahren konnten, einer kleinen Stadt am Golf von Mexiko. Schon im Reiseführer stand, dass dort ein kühler Seewind ginge, der die 40 Grad von Merida etwas herabsetzen würde. Den spürte man aber wirklich nur direkt am Strand, was uns die Gelegenheit gab, die einheimische Bevölkerung (an einem Samstag) bei der Strandfiesta zu beobachten. In Progreso wohnt auch Alex, der Bruder eines Bekannten, den wir dann auch noch in seinem Restaurant besuchen, wo Bilder von Schwarzwald, Freiburg und natürlich dem Kaiserstuhl an der Wand hängen. Nicht nur Alex freute sich mal wieder Badisch zu reden. Leider mussten wir viel zu früh wieder los, da wir es im Karnevalsverkehr rechtzeitig wieder nach Merida schaffen mussten, was dann auch beim vierten Bus klappte. 


Endlich wieder auf Achse
Noch am Abend nahmen wir den Nachtbus nach Palenque. 8 Stunden Busfahrt, die wir eigentlich ganz gut überstanden. Palenque liegt mitten im Dschungel, wo man auch sehr spartanisch draußen im Dschungel übernachten, aber nachdem ich gelesen hatte, dass Leute Vogelspinnen und Skorpione im Zimmer hatten, nahmen wir ein gutes Angebot in einem Hotel in Anspruch, in dem wir uns zwar mit unseren Rucksäcken etwas deplatziert vorkamen, (man versuchte uns auch die schlechteren Zimmer zu geben, aber wir ließen uns AUCH AUF SPANISCH nicht lumpen) aber für nur wenig Geld mehr bekamen wir damit eine HEISSE Dusche und KEIN Krabbelgetier in unserem Zimmer. Die Brüllaffen, die es in Palenque gibt, haben wir trotzdem gehört und konnten damit in Palenque selbst, das relativ gut entwickelt ist, eine gute Auswahl an Essensmöglichkeiten finden.

Ab in den Dschungel - die Ruinen von Palenque
Noch am Morgen besichtigten wir die Ruinen. Wir waren überwältigt, wenn auch völlig durchschwitzt, von den Anlagen, die wirklich mitten im Dschungel stehen. Im Gegensatz zu Chichen Itza, wo man nirgendwo rein durfte, und sich schon mehr wie in einem Museum vorkam, als auf einem Ausgrabungsgelände, durfte man hier die Pyramiden erklettern und sogar in die entdeckten Gräber und Gebäude hinein – ziemlich spektakulär das Ganze! Im Gegensatz zu Chichen Itza, das nur so von Händlern wuselte, waren sie in Palenque, das auch zum UNESCO Welterbe gehört, weniger aufdringlich. Gekauft haben wir trotzdem nix, der Rucksack ist schwer genug. Aufgrund einer durchgeschleusten deutschen Reisegruppe hörten wir so viel Deutsch wie schon lange nicht mehr (von sächsisch bis badisch alles dabei).  Wir hingegen ließen uns richtig Zeit und erkundeten das ganze Gelände, auch das, was nicht auf der Hauptroute liegt und wo nur die wenigsten hingehen. Am Ende des Hauptteils entdeckten wir einen Weg, der nach unten führt, wo wir nicht nur weitere Ruinen entdeckten, die teilweise von Bäumen und Pflanzen bewachsen waren, sondern wanderten auch mitten durch den Dschungel und kamen dabei völlig unerwartet an den schönsten Wasserfällen vorbei. Im Museum konnten wir noch den Inhalt des 1994 entdeckten Grabs betrachten und dann sprangen wir ins nächste Collectivo, das uns für 60 Cent ins 12km entfernte Palenque brachte.

Der Wasserfall von Misol-Ha
Schon bei der Ankunft mit dem Nachtbus in Palenque sprach uns ein Touranbieter an, der uns anbot uns auf einer Tour nach Misol-Ha, einem Wasserfall, und Agua Azul, weiteren Wasserfällen mitten im Dschungel, zu bringen und dann den regulären Bus nach San Christobal auf der Straße für uns anzuhalten. Dies passte uns gut, der Preis war ok und wir willigten ein, denn die beiden Stopps lagen ohnehin auf der Strecke und man kommt ohne eine Tour nur sehr umständlich hin und dann hat man sein Gepäck nicht versorgt. So wurden wir also am nächsten Morgen abgeholt. Nach nur 10 Minuten Fahrt gab es plötzlich und unerklärt einen Stopp und es mussten alle raus aus dem Minibus und sich in einen anderen Minibus quetschen, der schon ziemlich voll besetzt war. Unser Gepäck kam aufs Dach (hätten die ruhig mal vorher sagen können, dann hätten wir es besser verpackt). Auf unheimlich kurvigen Straßen ging es mitten durch den Dschungel bis zum Wasserfall Misol-Ha. Der sieht von vorne nachdem man so wie wir Duzende von Wasserfällen in den letzten 8 Monaten gesehen hat, gar nicht so spektakulär aus, ehrlich gesagt, war ich erst mal enttäuscht. Das Interessante ist aber, dass man, da der Wasserfall über einen großen Überhang herunterfällt, wirklich hinter den eigentlichen Fall klettern kann und somit eine Perspektive bekommt, die man sonst nicht hat.


Agua Azul – Wasserfälle, die uns den Atem raubten
Über den nächsten Stopp, hatten wir schon viel gelesen und gehört. Doch zuerst mussten wir auf weiteren 40 kurvigen Kilometern durch den Dschungel fahren. Ab und an fuhren wir durch eine Ansammlung von dürftigen Hütten, in denen die indigene Bevölkerung lebt. Festzustellen auch an den Straßenschwellen, die wir immer kurz zuvor passierten und an denen schon die Leute parat standen, um Bananen, selbst Gekochtes oder Souvenirs zu verkaufen. Als wären die Straßenschwellen nicht genug, spannten sie manchmal eine Schnur über die Straße, um so die Fahrer zum Anhalten zu zwingen. Angehalten hat unser Fahrer nie, denn diese Strecke gilt auch als eine der gefährlichsten, da es im Schutz des Dschungels und der Abgeschiedenheit immer wieder zu Überfällen kam. Aber solange man die Strecke tagsüber fährt, sollte man eigentlich sicher sein.


Zurück zum Thema anhalten – nach einer ganzen Weile Fahrt gab es plötzlich mitten im Nirgendwo einen Stau. Vor uns Reisebusse, private Autos, Collectivos - alles stand still, teilweise auch die Leute auf der Straße, rechts der Abhang, links der Dschungel. Unser Fahrer stieg aus, wir irgendwann auch, schließlich will man ja wissen was da los ist. Bei den vielen Autos dürfte es wenigstens kein Überfall sein. Wir hatten darüber gelesen, dass es diese Gegend von der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung, einer indigenen Guerillaorganisation in Chiapas, also diesem ärmsten mexikanischen Bundesstaat, beherrscht wird und es in den letzten Jahren häufig zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der mexikanischen Armee kam, aber das wir mittendrin landen würden, das hätten wir nicht gedacht! Mit Drogen hat das übrigens ausnahmsweise in Mexiko nichts zu tun. Während wir also auf der Straße Schatten suchten, näherte sich uns ein ca. 1.30 großer Jugendlicher, der sowas von absonderlich war, ich sag euch, der war mir echt unheimlich, wie der uns die ganze Zeit anstarrte und komische Fragen stellte, die ihm keiner aus der Gruppe beantworten wollte. Irgendwann kam unser Fahrer zurück und fuhr wortlos mit dem Minibus davon. Hallo?! Also wir hinterher gelaufen und mit Erleichterung festgestellt, dass er nur in eine Lücke weiter vorne im Stau gefahren ist. Das ging dann noch sechs sieben Mal so weiter, bis wir schließlich weiterfahren konnten bis zu einer Kreuzung, wo uns erst mal ziemlich viel Polizei ins Auge sprang. Auf dieser Kreuzung bogen wir ab nach Agua Azul, froh dem Ganzen erst mal entkommen zu sein. In drei Stunden, wenn wir zurück fahren würden, könnte alles ganz anders aussehen.

An den Wasserfällen angekommen kämpften wir uns zwischen den Essenständen, improvisierten Restaurants und Souvenirhändlern durch immer dem türkisblauen Schimmer entgegen, der schon von weitem durch die Bäume leuchtete. Als wir tatsächlich vor der Wasserfällen standen, die eigentlich mehr Kaskaden sind, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus. Schäumend weiße Wassermassen fallen über terracottafarbene Felsen in Pools einer unwirklich türkisen Farbe – wir waren uns einig – das sind die schönsten Wasserfälle, die wir je gesehen haben (und das vor dem oben beschriebenen Hintergrund der wahrscheinlich an die 80 Wasserfälle dieser Reise)!!!
Minutenlang staunten wir und zogen die ganze Magie dieses Ortes in uns auf. Dann wanderten wir die Kaskaden hinauf. Insgesamt bestehen die Wasserfälle aus über 500 einzelnen Kaskaden die eine Höhe von zwei bis 30 Metern erreichen. Die Fälle erstrecken sich über eine Distanz von etwa 6 Kilometern, wovon wir natürlich nur einen Bruchteil besichtigen konnten. Sogar Baden kann man in den Wasserfällen und auch wenn es a.kalt ist, bei 40 Grad feuchtwarmer Dschungelhitze eine mehr als willkommene Abwechslung, die sich Bidu nicht nehmen ließ. Bedauerlicherweise verhinderte meine frisch genähte Wunde meine Abkühlung, aber wenigstens mit den Füssen ins Wasser das musste schon sein.

Wir bekommen unser Abenteuer: gefangen in der Straßenblockade der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung!
Nach 10 Empanadas für 1,20 Euro vom Straßenstand gingen wir zurück auf den Parkplatz, um unseren Fahrer und unser Gepäck zu treffen. „Malas noticias!” – sein erster Satz. Schlechte Nachrichten also: die Zapatisten hatten anstatt die Straße freizugeben, die Straße nun komplett gesperrt und zwar für die nächsten Stunden. Na Klasse, wir hatten ja nur für diese Nacht ein Hostel reserviert. In 3 Stunden wurde es dunkel und das Thema Sicherheit damit wieder ganz schön aktuell. “Wir könnten ja wieder zurück nach Palenque, das würde gehen” so unser Fahrer, wohlgemerkt alles auf Spanisch. Da konnte uns auch das argentinische ältere Ehepaar, das außer uns aus der Gruppe auch noch nach San Christobal wollte, nicht wirklich weiterhelfen. Er konnte außer Spanisch nur Italienisch und sie konnte etwas französisch. Auf der Sprache haben wir uns dann mehr schlecht als recht verständigt. “kommt nicht in Frage”, so auch das argentinische Ehepaar, “es muss doch einenW eg geben die verbleibenden 150km zu machen.” Der Fahrer meinte “Bueno”, es gäbe einen, wir würden jetzt umsteigen auf ein Collectivo, dass uns bis zur Straßenlockade bringt, dann auf ein Collectivo nach Ocosingo und dort nochmal umsteigen auf ein Collectivo nach San Christobal. Hier hatten wir unser Abenteuer! Unser Geld für die Busfahrt war futsch und extra zahlen mussten wir auch noch, aber wir dachten, “egal, hauptsache weg von hier!!!” und los ging es. Das Gepäck verladen fuhren wir die 5km zurück bis zur Straßenkreuzung und während unsere Fahrer ausstiegen, die Zapotisten gerade in Sprechchöre verfielen, mich vom LKW gegenüber 50 Polizistenaugenpaare anstarrten und die argentinische Frau mir auf französisch erklärte, was das für eine gefährliche Gegend sei, da wurde es mir zum ersten Mal mulmig Bidu, der hinten auf der Ladefläche mitgefahren war, übrigens auch und das ohne die Erklärungen der Argentinierin. Gesteigert wurde das ganze dann aber noch dadurch, dass der Fahrer zurück kam und uns bedeutete mit unserem Gepäck durch die Blockade zu laufen. Und so liefen wir schwer bepackt MITTENDURCH auf der gesperrten Straße, die auf einer Seite von den Polizisten und auf der anderen Seite von den Zapotisten gesäumt wurde, verfolgt von den argwöhnischen Blicken von beiden Seiten. Ich hab mich kaum getraut ein Foto zu knipsen... das war mal Anspannung pur, ich sags euch!

Auf der anderen Seite der Blockade sprangen wir noch kurz hinter die Büsche - eine gute Idee, wir mussten nämlich warten bis das Collectivo bis auf den letzten Platz gefüllt war. Mit dem argentischen Ehepaar und sonst nur Einheimischen fuhren wir dann endlich los. 40 kurvenreiche Kilometer und anderthalb Stunden später kamen wir in Ocosingo an. Im Nachhinein ist es unfassbar wie gut es für uns lief, denn dort wartete schon ein Collectivo nach San Christobal, dessen letzte beide freien Plätze wir füllten. Mit diesem Gefährt machten wir also die letzten 1300 Höhenmeter und ca. 100km bis nach San Christobal de las Casas. Unser Fahrer, von dem wir sicher sind, dass er Fernando Alonso heißt, fuhr die Strecke, die nicht weniger kurvig war als die vormaligen Kilometer in einem Affenzahn und vertraute wohl der guten Kurvenlage seines Minibusses und seiner Streckenkenntnis. (Wir auch, was sollten wir sonst tun?) Auf den nächsten 100 Kilometern überfuhr er fast eine Kuh, einen Hund (das war KNAPP, den Hund konnten wir im Collectivo jaulen hören), und jetzt Achtung - einen Besoffenen, der mit dem Kopf auf der Straße in einem Graben lag! Ich sag’s euch - was für eine Fahrt!


Übrigens heute haben wir eine Polin kennengelernt, die an diesem Tag den offiziellen Bus von Palenque nach San Christobal genommen hat. Die gesamte Busfahrt (normale Strecke 200km in 5 Stunden) dauerte 24 Stunden, da die Zapatisten die EINZIGE Straße gesperrt haben, die es gibt und der Bus die gesamte Gegend umfahren hat! So betrachtet, haben wir mal wieder mehr als Glück gehabt und ein Abenteuer dazu!!!

Unser Fazit:

 


Unsere mexikanische Lieblingsstadt: buntes, indianisches San Christobal de las Casas

2011-03-08 to 2011-03-09

Wie wir auf 2.200m den bunten Textilmarkt und die indianische Bevölkerung bestaunten,  zwischen 1000m hohen Felswänden auf einem Fluss fuhren, dabei unsere ersten Krokodile sahen, Wissenswertes über die Medizin der Maya erfuhren und den Verlust von unserem Reisemaskottchen Scorchi betrauern mussten.


Aufatmen in San Christobal de las Casas
Als wir nach unserem kleinen Zapatisten-Abenteuer endlich in San Christobal ankamen, fühlten wir uns wie in einer anderen Welt. Statt des lianenbewachsenen schwül-heißen Regenwalds und moskitoverseuchten Buschs waren wir hier auf 2.200 Höhenmetern, umgeben von Bergen und Pinienwäldern. Was für ein Klimawechsel! Wir stiegen aus dem Collectivo und ich hatte nach den letzten heißen Wochen auf der Yukatan-Halbinsel das Gefühl zum ersten Mal wieder atmen zu können, so kühl und trocken war die Luft. Tagsüber war zwar T-Shirt-Wetter, aber nachts war es so empfindlich kühl, dass wir die 4 Decken im Zimmer und den Schlafsack gut gebrauchen können (Ha! Jetzt weiß ich wieder, warum ich den mitschleppe!) Unser Hostel war zuckersüß mit einer genialen Aussicht auf die Stadt, die bis auf die umliegenden Hügel verteilt ist und mit 150.000 Einwohnern gerade die richtige Größe hat.


Der bunte Textilmarkt von San Christobal de las Casas

San Christobal de las Casas ist quasi die Indianerhauptstadt des Landes mit dem höchsten Anteil an indigener Bevölkerung und einem weltbekannten Textilmarkt bei der Kirche Santa Domingo, der von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang stattfindet. Dieser Textilmarkt ist wahrscheinlich der Bunteste von ganz Mexiko, da die Indigenas wunderschöne Decken, Tischsets ,Schals, Pullover und Armbänder herstellen in dem strahlendsten Blau, Orange, Gelb und Lila, das ihr euch vorstellen könnt. Hier muss man einfach kaufen! Die Frauen der Nahuatl und Tzotzil, wie die Völker der Maya hier heißen, tragen schwarze Fellröcke, wunderschöne Blusen, ihre langen schwarzen Haare in zwei bandumwickelten Zöpfen und ihre Kinder meist in einem Tuch auf dem Rücken. Nirgendwo haben wir mehr indigene Bevölkerung gesehen. Auf dem Mercado Municipal, den wir danach besuchen, auf dem ALLES verkauft wurde und auf dem es nur so von Leuten wuselte, bekamen wir einen Eimer mit 7 riesigen Mangos für 1, 20 Euro. Kaum zu fassen, wenn man denkt, was die zuhause kosten. Allerdings hängen die uns jetzt langsam auch schon wieder zum Hals raus – kein Wunder... :-)


Rucksackreisendenromantik in einer magischen Stadt und ihre Schattenseiten
Die Leute hier sind uns wahnsinnig nett begegnet, auch wenn wir hier viel von Straßenhändlerinnen und deren Kindern angesprochen wurden. Die Touristen hier sind eher Individualreisende oder Hippies, sodass Beat sich stark an Nepal erinnert fühlte. Inmitten dieser Rucksackreisendenromantik fühlten wir uns sowas von wohl. Wir fanden das leckerste Essen unserer Mexikoreise und wollten am liebsten gar nicht mehr weg von dieser Stadt, von der man sagt, dass sie magisch sein soll. Trotz den Schattenseiten, denn Chiapas ist ja der ärmste Bundesstaat Mexikos. Eines Mittags saßen wir in einem einheimischen Straßenrestaurant, da kam eine sehr alte Frau mit einem Kind auf dem Rücken, die nach Geld fragte. Bidu gab ihr welches, viele der Mexikaner an den anderen Tischen auch, manche aber auch nicht. Nachdem sie einmal die Runde gemacht hatte und eine Pepsiflasche aus ihrer Tasche gezogen und davon getrunken hatte, kam sie zurück zu unserem Tisch. Ich fragte mich: „will sie jetzt noch mehr Geld?“ Nein, sie deutete auf Beats Teller, den er hatte gerade sein Essen serviert bekommen und wollte davon abhaben! Beat wollte ihr eine Tortilla geben, da zeigt sie auf seinen Teller und meint doch glatt, sie will auch von dem Reis und Hähnchen. Also, da waren wir dann echt platt. Mürrisch zottelte sie ab. Wir fragten uns, warum sie nicht direkt an den Essensständen bettelte, sondern ausschließlich zu uns, den einzigen weißen Touristen, kam.


Bernsteinmuseum
Nachdem wir uns die letzten Wochen ausschließlich den Maya gewidmet hatten, wollten wir wieder mal was anderes sehen und da bot uns doch San Christobal glatt die gewünschte Alternative. In der Umgebung wird nämlich Bernstein abgebaut, da man das drittgrößte Bernsteinvorkommen der Welt hat (Platz 1 ist im Übrigen die Ostsee). Ich denke dort dürften sich die Abbaumethoden doch etwas unterscheiden. Hier in Chiapas gehen die Männer barfuß und in kurzen Hosen in die Tunnel und bauen den Bernstein, der meist noch ein paar Insekten miteinschließt, mit ihren Händen ab.

Wissenswertes über die Medizin der Maya
Nächster Stopp an diesem Tag war das Museum für Mayamedizin, das Teil des Maya-medizinischen Zentrums ist, und das man gebaut hat, um den Leuten die Maya-Medizin näher zu bringen. Leider lag das Museum außerhalb jeglicher Stadtkarten, die wir hatten, und als wir liefen und liefen und irgendwann die Seitenstraßen nicht mehr geteert waren, und kein einziger Tourist mehr zu sehen war, fragten wir uns langsam „Sind wir hier noch richtig?“ Doch ja – das Museum tauchte endlich auf. Es gab sogar eine deutsche Übersetzung der Informationstafeln und so konnten wir uns ganz vertiefen in eine Medizin, die wir nur zum Teil nachvollziehen können. So „heilen“ die Maya indem sie Pepsi oder sonstige Sodagetränke opfern oder mit einem Huhn über den Körper des Kranken fahren, um so die Krankheit auszutreiben. Allerdings kennen die Maya dutzende von Heilkräutern, deren Wirkung erwiesen ist und auf die es viele der großen Pharmakonzerne abgesehen haben, was die Maya wiederum verständlicherweise sehr misstrauisch macht. Das Museum zeigte auch ein Video über die Geburtspraktiken der Maya – so ist hier zum Beispiel der Mann, der während der Geburt auf einem Stuhl vor seiner knieenden Frau sitzt, und seine Eltern und Schwiegereltern die ganze Zeit zugegen.


Canon del Sumidero – auf dem Boot zwischen 1000m hohen Felswänden
Relativ in der Nähe von San Christobal liegt der Canon del Sumidero, ein Canyon, den man mit dem Boot befahren muss, um seine gewaltigen bis zu 1000m hohen Felswände zu bestaunen. Dazu fuhren wir mit einer am Abend vorher gebuchten Tour von San Christobal de las Casas Richtung Tuxla Guiterrez, will heißen über eine Stunde KONTINUIERLICH den Berg hinunter. Schon beim Schauen aus dem Minibusfenster haben wir gestaunt, da sich links neben der Straße die tieferliegende Ebene zeigte.


Geduld – die Mexikanische Nationaltugend
Nach ca. 20 Minuten Fahrt bekam unser Fahrer einen Anruf auf seinem Mobiltelefon. Wir hörten nur „Regresso“, oh nein – kehren wir jetzt wieder um? Tatsächlich, es hatten sich noch weitere zwei Tourgäste zu uns fünf zu gesellen, will heißen mehr Kohle, da kehrt man doch schon mal gerne um… aber wir fuhren zum Glück nicht mehr bis ganz in die Stadt hinein, sondern die beiden Anderen wurden zu einer Tankstelle gebracht, an der sie, als sie endlich ankamen, in unseren Minibus verladen wurden. Wir haben gelernt: der Mexikaner hat Geduld. Geduld ist eine Nationaltugend. Der in Baden so beliebte Spruch „Kummi hit nit, kummi morge“ findet hier seine vollste Entfaltung. Was wir schon wartende geduldige Mexikaner in jeglichen Situationen gesehen haben, ich sag’s euch, das passt in keinen Reiseblog der Welt :-)

Und wir sehen sie doch noch - Unsere ersten Krokodile

Doch zurück zum Canon. An der Einstiegstelle für die Boote angekommen, war erneutes Warten angesagt. Auf unsere Frage „warum“ hieß es, wir müssten noch auf andere Touristen warten, um das Boot zu füllen. Eine gute Viertelstunde später (Geduld!!!)  waren die dann auch da und es konnte losgehen. Mit den obligatorischen Armbändchen am Arm, die man in diesem Nationalpark haben muss, fuhren wir los. Nach ein paar Minuten Fahrt kam dann tatsächlich ein Posten mitten auf dem Fluss, an dem wir alle brav unsere Arme heben mussten, um unsere Bändchen zu zeigen. Ein lustiges Bild! Keine fünf Minuten später drosselte unserer Kapitän schon wieder die Geschwindigkeit und wir fragten uns natürlich warum er so nah an das Ufer fuhr. Die Erklärung kam in Form eines ca. 3m langen KROKODILS! Bekamen wir also doch noch welche zu Gesicht, nachdem wir in Coba ja keine gesehen haben. Lustig war das deutsche Mädel, das in der Reihe vor uns saß. Hatte sie doch die ersten 10 Minuten immer wieder die Hand im Wasser. Nachdem sie das Krokodil gesehen hat, komischerweise nicht mehr…. 
Auch eine riesige Kolonie von Geiern bekamen wir zu Gesicht. (Fressen die wohl die Überreste angeschwemmter schiffbrüchiger Touristen?!) :-)

Dann endlich kamen wir in den spektakulären Teil des Canons und immer höher und steiler wurden die Felswände bis sie tatsächlich 1000m hoch waren. Dazwischen schimmert in einem hellen Grün der Fluss, in dem auch immer wieder die eine oder andere Plastikflasche schwimmt. Aber nach 5 Wochen Mexiko haben wir uns mittlerweile fast an den ganzen Müll überall gewöhnt. Schade, dass hier Umweltschutz noch kein wirkliches Thema ist.

Chiapa de Corzo – Ferkel, Maisgetränk und Fussballtrikots in der Kirche
Den Abschluss unserer Tour bildete das Dorf Chiapa de Corzo, wo man cochito horneado, eine Art gebackenes Ferkel in Bratensoße, essen kann, das Bidu natürlich probierte (nicht mein Ding!) Außerdem gibt es dort Pozol, eine Art Maisgetränk der Nahuatl, einem Mayavolk, das seit der vorspanischen Zeit existiert und die Maya getrunken haben, nachdem sie längere Touren durch den Dschungel machten. Louis, ein Spanier, den wir auf der Tour kennengelernt haben, leistete uns in Chiapa de Corzo Gesellschaft, sehr zum Vorteil für unsere eher fundamentalen Spanischkenntnisse bei der Verständigung mit den Einheimischen. Wir probierten alle mal das Pozol, doch so richtig begeistern konnte sich keiner von uns. Bei einem anschließenden Spaziergang durch den Ort entdeckten wir die Kirche und jetzt Achtung in der Kirche einen Verkaufsstand, an dem alles Mögliche verkauft wurde. Aufgefallen sind mir aber vor allem die Fussballtrikots! Wo gibt's denn sowas? Fussballtrikots zum Verkauf in der Kirche! Und ich dachte immer Deutschland ist fussballverrückt! :-)


Das war‘s - Scorchi ist weg
Wir haben ja schon einiges verloren in diesen 8 Monaten. Ihr mögt euch vielleicht erinnern, wie gleich am zweiten Reisetag unser erstes Reisemaskottchen Scorchi 1 vor dem Weißen Haus verloren ging (oder doch aufgrund von Terrorismusgefahr entfernt wurde?). Außerdem habe ich schon meine absolut geniale weiße Funktionsjacke in einem Motel in Nordkalifornien zwischen den ebenso weißen Bettlaken vergessen und danach Tage mit der Rezeptionistin namens Angel am Telefon verbracht, die mir die Jacke unterwegs irgendwo hinschicken wollte, was leider auch nie geklappt hat. Die gute Nachricht hier war, dass ich genau diese Jacke, die es nur in US und Kanada gibt, nochmals online bestellen und an die Adresse der Eltern einer Arbeitskollegin in San Diego schicken konnte (FREU!). Außerdem fehlte irgendwann unsere Kamerahülle, ein Paar Socken, meine Schlafbrille (jetzt lacht nicht - bei der Beleuchtung, die zum Teil in diesen Hostelzimmern herrscht, fast unverzichtbar - das ist manchmal wie eine zweite Sonne!) und seit gestern auch unsere so geliebte Thermoskanne, die schon derart oft wärmende Dienste geleistet hat, dass dies ein herber Verlust wird (auch wenn Bidu sich über ein paar Gramm weniger Gewicht im Rucksack freuen darf). Aber nun haben wir auch noch Scorchi 2 verloren. Scorchi 3 haben wir bevor wir nach Mexiko kamen zum Gewichtsverlust nach Endingen geschickt (wo er auch ankam).


Unser verbleibender Reisebegleiter Scorchi 2 wurde dann auch zum Gewichtsverlust während der Erkundung San Christobals von seinem Stammplatz am Äußeren meines Tagesrucksacks entfernt und ging dann unter den 4 Decken in unserem Zimmer unter, wo wir ihn am nächsten Morgen in all dem Stress um rechtzeitig zu unserer Tour zu kommen, liegen ließen. Obwohl wir später wieder zurück ins Hostel kamen, um unser hinterlegtes Gepäck abzuholen, an Scorchi haben wir nicht gedacht. Erst als wir 20 Minuten später unseren Nachtbus nach Oaxaca bestiegen, fiel uns der Verlust auf. Doch da war es zu spät und wir die nächsten 11 Stunden unterwegs. Armer Scorchi. Es bedrückt uns die letzten 4 Monate unserer Reise ohne das so geliebte Reisemaskottchen, das doch andererseits nur ein Stofftier ist, fortzusetzen. Auch der letzte marginale Hoffnungsschimmer, dass das Hostel uns Scorchi nachschicken kann, verschwindet angesichts dessen, dass wir nur noch wenige Tage in Mexiko sein werden. (seufz) Hasta luego, geliebter Scorchi (2)! :-(

Unser Fazit


Oaxaca - Zapoteken, Würmer und Kakteen

2011-03-10 to 2011-03-12

Wie wir in das Hochland Mexikos fuhren, Millionen von Kakteen und den größten Gold- und Silbergrabschatz Amerikas bestaunten, mit einem Minibus auf einer Bergsandpiste stecken blieben, Würmer aßen und mit argentinischen Frauen Mezcal tranken.

Szenewechsel – Wüstenartiges Land und Kakteenbehangene Berge
Mit dem Nachtbus ging es 11 Stunden (!!!) von San Christobal nach Oaxaca. Das hat gerüttelt und geschüttelt. Also die Panamericana hab ich mir irgendwie anders vorgestellt. Bidu hat sich in der Nacht eine freie Sitzreihe geschnappt, aber auch getrennt voneinander haben wir beide kaum ein Auge zugedrückt und wenn doch, wurden wir ein paar Sekunden später wieder unsanft aus dem Schlaf gerüttelt. Und wenn’s nicht die Schlaglöcher oder der Rüttelstreifen am Straßenrand war, dann eine der unzähligen Kontrollen, die wir über uns ergehen lassen mussten. Wenn’s nicht die Polizei war, dann das Militär und den Beamten von der Immigration, die zwei Mal den Bus bestiegen, mussten ausschließlich WIR, die Gringos, unsere Pässe zeigen.


Total geschlaucht kamen wir in Oaxaca an, verloren im Taxi unsere Thermoskanne (und das ausgerechnet bei einem Halsabschneider namens Ricardo), der uns ja ins Hostel brachte und die Thermosflasche später dort wieder vorbeibringen hätte können.
Nach zahlreichen Maya-Ruinen, Busch, Dschungel, Pinienwald und Küste trafen wir hier auf das trockene Hochgebirge von Mexiko, das neben trockenen Bergen die ersehnten Kakteen und Agavenpflanzen zum Vorschein brachte. vollkommener Szenewechsel!

Monte Alban - das Zentrum der Zapoteken
Trotz der strapaziösen Nacht machten wir uns noch morgens auf nach Monte Alban, der archäologischen Stätte, wegen der wir überhaupt gekommen waren.
Oaxaca und Monte Alban sind UNESCO Weltkulturerbe. l. Monte Alban liegt 2.000 m über dem Meeresspiegel auf einer Bergkuppe, die die Zapoteken künstlich abgeflacht haben und war ihr religiöses Zentrum, später das der Mixteken. Der Himmel war an diesem Tag außerordentlich bedeckt, was den beeindruckenden Ruinen eine wunderschöne Stimmung verlieh. von da oben auf dem Berg genießt man eine super Aussicht auf das 10km entfernte Oaxaca und das gesamte Hochtal. Die Zapoteken haben ihr Machtzentrum ja nicht umsonst hier oben gebaut. Erst vor ein paar Jahren hat man in Monte Alban ein Grab entdeckt. Das sog. Grab Nr. 7 war ein absoluter Sensationsfund, hat man doch den an Gold, Silber und Edelsteinen reichsten Grabschatz des amerikanischen Kontinents entdeckt. Den kann man sich dann im Museum in Oaxaca anschauen, haben wir natürlich auch gemacht, und uns fast in dem riesigen Klosterkomplex, in dem das Museum untergebracht ist, verlaufen. Neben dem ehemaligen Kloster ist die Kirche San Domingo. In die haben wir auch noch reingeschaut. Von außen recht unscheinbar hat sie uns drinnen UMGEHAUEN. So viel Prunk, Gold und Protzerei.


Mexikanisches Krisenmanagement oder wie wir auf EINER Tour VIER Mal den Bus wechselten
Auch in der Umgebung von Oaxaca gibt es viel zu sehen. mangels eines Autos, um die vielen Sehenswürdigkeiten abzuklappern, entschlossen wir uns für eine Tour. Lustigerweise trafen wir auf die gleichen beiden Jungs (Ivan und Ivan), die uns schon tags zuvor nach Monte Alban gefahren haben. Die Tour mit den beiden Ivans dauerte aber nicht sehr lange, da unser Touranbieter Leute im Bus sitzen hatte, die eine kurze Tour hatten und nur Bidu und ich die Ganztagestour gebucht haben. Unser erster Stopp war Santa Maria de Tule, wo es den dicksten Baum der Welt gibt, eine Zypresse. Danach ging es nach Teotitlan, ein Dort, das hauptsächlich von der Weberei lebt und wo wir vorgeführt bekamen, wie die Einheimischen auch noch heute wie schon ihre Vorfahren die Wolle mit natürlichen Mitteln färben. Ziemlich eindrucksvoll was man aus ein paar Insekten, gelben Blüten und grünem Gewächs an Farben rausholen kann. Dann hieß es Bus tauschen. So kamen wir zu einer anderen Gruppe, wo schon 4 andere Frauen drin saßen und fuhren nach Hierve al Agua.

Hierve Al Agua ist bekannt für seinen versteinerten Wasserfall und die Mineralquellen, die so wunderschöne natürliche Pools geschaffen haben. Um in den sehr abgelegen Ort zu kommen, muss man allerdings eine ungeteerte Piste in zahlreichen Serpentinen auf 3000m hoch fahren. Wir waren ein paar Minuten gefahren, da unser Fahrer faselte plötzlich irgendwas, hielt mitten auf der Strecke an, lief vor zum Motor, riss die Haube hoch und da qualmte es auch schon. Na juhu! Mitten im Nirgendwo. Ich war gespannt auf das mexikanische Krisenmanagement. Und wurde überrascht! Zum Glück nämlich fährt nicht nur eine Tour da hoch und so organisierte unsere neue Tourbegleiterin, dass wir in den nächsten Minibus sprangen, in dem noch zwei Plätze frei waren. Damit kamen wir dann in den Genuss von Arnold, einem mexikanischen 84 (!!!) jährigen Reiseführer, der seit Jahrzenten im Geschäft und fit ist wie nix. Dieser Mann hat das Prädikat LEGENDÄR verdient.

Nach dem Stopp ging es mit derselben Gruppe erst mal zum Lunch. inzwischen waren wir sowas von ausgehungert, denn wir waren schon 5 Stunden unterwegs und hatten aufgrund der Gruppentauscherei noch kein Mittagessen. Leider gab es in dem Restaurant genau eine Auswahl – Buffet. Zum Preis von 8 Euro, ein kleines Vermögen für Mexiko und unser teuerstes Essen in dem ganzen Land! Aber wir mussten was essen, es ging nicht anders. Weit und breit nur Wüste um uns rum. Wenigstens das Essen war ganz gut und so konnte es nach Mitla weitergehen.

Mitla wird gern mit den Griechen verglichen, weil die Verzierungen an den Ruinen sehr filigran sind. Immer noch mit Arnold gingen wir die Ruinen besichtigen und kamen so in den Genuss seiner Erläuterungen und Ausführungen, sehr zur Unterhaltung der insgesamt recht jungen Gruppe. In Mitla kann man auch in den Tempel rein und noch viel interessanter - in 2 Gräber reingehen, wobei kriechen es vielleicht mehr trifft. Ich jedenfalls hab mir zwei Mal richtig dolle den Kopf angeschlagen und in der einen Grabkammer waren wir alle nach 3 Sekunden wieder draußen, weil die Luft so abgestanden und sauerstofflos war, dass uns allen schlecht wurde. Zurück auf dem Parkplatz organisierte Arnold dann, das wir erneut – und damit zum vierten Mal an diesem Tag! – den Bus tauschen. Und so trafen wir dann auch die argentinischen Frauen aus unserem zweiten Bus wieder.

Mezcal – Tequilas großer Bruder
Dadurch kamen wir noch in den Genuss der Mezcal Herstellung, mussten aber leider nochmals zum dicken Baum in Tule und unsere Tour verlängerte sich um eine Stunde. Egal. Die neue Reiseführerin war auch ganz ok und erklärte uns alles über die Herstellung von Mezcal. Damit schloss sie eine Wissenslücke bei uns, denn bis dahin wussten wir weder das Tequila eine Art Mezcal ist noch das Mezcal überhaupt existiert. Das Highlight war natürlich die Verköstigung, wir tranken vier verschiedene Mezcals in den unterschiedlichsten Reifegraden. Weil Bidu mal wieder den Mund zu weit aufgerissen hat, bekam er sogar noch einen fünften, der nur einmal durch den Destillationsprozess gelaufen ist und deshalb 70% Alkohol hatte. Die argentinischen Frauen wurden übrigens immer lockerer. Wie das Zeug schmeckt? Wie Tequila nur rauchiger (wegen des Produktionsprozesses). Nach dem puren Mezcal gab es eine Art Mezcal-Likör, den es in ca. 20 verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt (Kokos, Pina Colada, Kräuter, Erdbeere, etc.). Die argentinischen Damen griffen zu und wurden noch lockerer. :-)  Zum Mezcal nimmt man hier rotes Chillisalz und einen Orangenschnitz zum Neutralisieren.


Würmer und andere kulinarische Köstlichkeiten
Und wer wagemutig genug ist, darf noch in die Schale mit den getrockneten Würmern greifen, die manchmal auch in den Mezcalflaschen zu finden sind. Ratet mal, wer da mal wieder zugreifen musste? Der Herr Leuenberger natürlich. Mir wurde schon beim Zuschauen schlecht. :-)


Neben dieser etwas außergewöhnlichen Köstlichkeit, kamen wir auch sonst kulinarisch in Oaxaca auf unsere Kosten. Außer dem geliebten Pollo Asado (also dem gegrillten Hähnchen) hatten wir eine Aztekensuppe (mhhh lecker mit Tortillachips und schön scharf), leckeren Nachtisch eine Art Reisbrei zwischen Keksen und von einem alten Mann, der mit zwei riesigen Töpfen auf der Straße saß, haben wir Tamales, eine Art Maiskuchen mit Hähnchen-Tomate-Füllung gegessen. Sehr fein!


Entscheidung gegen die Küste, ein paar Stunden vor der Tsunamiwarnung für Mexiko
An diesem Morgen wurden wir übrigens unsanft von einem Anruf meiner Mom geweckt. In Japan kam es zu diesem schrecklichen Erdbeben und auch für Mexiko gab es eine Tsunamiwarnung und da wollten die Eltern wissen, wo wir sind und uns informieren, da wir von noch nichts gewusst haben. Wir waren ja auf 1600m und 150km von der Küste entfernt und im Endeffekt schien an der Küste zum Glück nicht viel passiert zu sein.  Doch wir haben uns noch Stunden vor dem Erdbeben dazu entschieden nicht an die Küste zu fahren, da es uns hauptsächlich zu aufwändig war, nochmal Stunden extra im Bus zu sitzen. Wieder mal den richtigen Riecher gehabt...

Unser Fazit


Im mexikanischen Hochland – die letzen Tage in der Umgebung von Mexiko-Stadt

2011-03-13 to 2011-03-16

Lest hier wie wir in wilde Schiessereien kamen, die Pyramiden von Teotihuacan erkletterten, in der 35 Millionen Metropole Mexiko Stadt abtauchten und seht Bilder von fliegenden Tänzern, der größten Pyramide der Welt und getrockneten Heuschrecken.

Puebla – Kachelstadt und UNESCO Welterbe
Unser nächster Stopp hiess Puebla, den wir über eine 4 stündige Fahrt durch das mexikanische Hochland erreichten. Dabei fuhren wir durch Berge, die so voller Kakteen waren, dass wir echt platt waren. Wie die Stangen ragten sie meterhoch aus dem Boden hervor und zogen sich die Berghänge hinauf. Am höchsten Berg Mexikos kamen wir auch vorbei, konnten ihn aber leider nur kurz sehen.

In Puebla dann erst mal Schockzustand. Ein riesiger Busbahnhof in einer 2 Millionen-Stadt, leichte Steigerung zu Oaxaca und dazu noch DER Verkehrsknotenpunkt für die umliegenden Städte - da war die Hölle los. Wie geht’s uns da erst in Mexico-Stadt? Ausländer ist man offenbar gewohnt, denn auf diesem Busbahnhof gab es zum ersten (und einzigen Mal) DEUTSCHE Beschilderungen. Nicht dass wir sie gebraucht hätten, nach 6 Wochen Mexiko wissen wir langsam, was Toiletten und Ausgang bedeutet, aber erwähnenswert. Mit dem (recht teuren, aber sicheren) Taxi ging es zu unserem Hostel, das in einem Kolonialbau mitten in der Altstadt liegt. Diese ist für ihre mit Kacheln verzierten Zuckerbäckerhäuser berühmt und hat 68 Kirchen, die teils nicht nur an den Fassaden, sondern auch auf der Kuppel gekachelt sind. Da dies einzigartig ist, wurde die Stadt zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt

Cholula – von Pyramiden, Schüssen und fliegenden Tänzern
Nur 12km entfernt von Puebla, und damit eigentlich heute mehr ein Vorort, liegt Cholula, das einst das Zentrum hier war. Als die Spanier hier einfielen, machten sie die Stadt und ihre Tempel platt. In Cholula gab es einst die größte Pyramide der Welt, wenn man das Volumen betrachtet. Auf deren Spitze haben die Spanier dann einfach eine Kirche gesetzt (sowie auf viele andere Tempel in der Stadt), da sie die indianische Bevölkerung zu ihrem Glauben bewegen wollten. Die Pyramide wurde am Fuß des Berges, auf dem die Kirche heute steht, wieder ausgegraben und es gibt auch einen 200m langen Tunnel hinein, aber der ist vor ein paar Monaten eingestürzt und seither für Touristen gesperrt.


Als wir aus dem Bus in Cholula ausstiegen, gab es plötzlich einen lauten Knall und dann noch einen. Es wurde geschossen. Ein Lastwagen mit Polizisten fuhr heran und sie sprangen vom Wagen und rannten Richtung Schüsse. In Mexiko weiß man ja nie so recht, ich dachte schon, in was für ein Schlamassel haben wir uns jetzt schon wieder hineingeritten. Fehlalarm - wir waren mitten im Karneval gelandet. Die verkleideten Mexikaner fanden es nicht nur ungeheuer toll fotografiert zu werden, sondern ballerten mit ihren Gewehren in die Luft, die so dermaßen laut waren, dass uns jedes Mal fast das Trommelfell geplatzt ist. An jedem Ecken knallte es und über der Stadt hing schon ein richtiger Rauchnebel. Leider war auch sonst keine gute Sicht und so konnten wir den berühmten Vulkan Popocatepetl, den man an schönen Tagen so gut von der Kirche auf dem Berg sehen kann, nur hinter Wolken und Dunst erahnen.

Von der Spitze des Berges und später unten vor dem Sockel der Pyramide konnten wir allerdings die Voladores sehen. Ja! Das sind die Tänzer, die sich um einem mehrere Duzend Meter hohen Mast drehen, sich dabei abseilen, um die eigene Achse drehen und sogar ein Instrument spielen. Echt abgefahren! Wollten wir schon lange sehen in Mexiko. Auch sonst war in Cholula gut was los, es war ein Sonntag und wir haben uns unter die vielen Mexikaner gemischt, Leute geschaut, Früchte und frische Kokosnuss gegessen. Zwei Mal wurden uns auch Chapulines angeboten zum probieren, also getrocknete Heuschrecken. Ja, das isst man hier und es gilt als eine Spezialität. Ich kann euch beruhigen - dieses Mal hat Bidu nicht zugegriffen und ich war noch nicht mal annähernd dazu bereit. :-)

Es ist soweit – Bidu zieht die Fäden
In Puebla erwartete uns noch ein weiteres Highlight unserer Reise. Bidu freute sich schon seit Tagen darauf. 14 Tage waren vorbei seit der Operation von Doctor Alejandro und Bidu konnte mir endlich die Fäden ziehen. (Was ich mir alles anhören musste!!!) Schon Tage vorher rieb er sich die Hände! Sicherheitshalber hab ich ihm nochmal die Website gezeigt, wo erklärt wird, wie man das macht. Schliesslich konnte ich ihm ja nicht mal dabei zusehen. Aber mit sterilen Gummihandschuhen, einer Pinzette und einem Skalpell bewaffnet hat er die Sache gut gemacht und das obwohl der Faden an einer Stelle in die Haut gewachsen ist. Wenn’s mit dem Yoga und dem Projektmanagement nicht klappt, sollte er vielleicht über eine späte dritte Karriere nachdenken?!


Ankunft in Mexiko-City
Am nächsten Tag ging es nach Mexiko-City, für Bidu nach einer Geschäftsreise vor ein paar Jahren schon zum zweiten Mal. Ich war auf alles gefasst und stellte mich auf das Schlimmste und Chaotischste ein. So stellt man sich ja eine 35 Millionenstadt vor. Stellt euch das vor – 5 mal die Schweiz! Aber ich muss sagen, ich wurde positiv überrascht. Wir kamen super durch, ob mit Bus oder U-Bahn, die Leute waren nett, ein Jugendlicher stand sogar im Bus für mich auf, und selbst abends haben wir uns nie richtig unwohl gefühlt. Vom Busbahnhof nahmen wir uns ein sicheres Taxi, auch das kostet halt wieder (dieses Mal das 4-5 fache als in anderen mexikanischen Städten), aber lieber so als Opfer einer Express-Entführung zu werden. Unser Hostel war zwar ziemlich chaotisch bei der Reservierung und so wussten wir bis zur Ankunft nicht ob wir nun überhaupt ein Bett haben würden, aber es lag mitten in der Stadt. Also man hätte nicht zentraler wohnen können und das für ein paar Euro.

Oben auf dem Dach gab es eine Dachterasse, da wurde morgens das Frühstück serviert und abends hatten wir von dort ein paar ruhige Bier über den Lichtern der Großstadt. Wenn man aus dem Hostel lief, fiel man quasi direkt auf den Zocalo, also den Mittelpunkt dieser Stadt und stand direkt neben der Kathedrale. In der waren wir auch mal kurz drin, aber die hatten für den Eintritt mehr Regeln als für die Peterskirche in Rom und nachdem ich noch nicht mal drin war und mich der Security-Fritze schon anwies meine Sonnenbrille runter zu machen (als würde man da drinnen eine Sonnenbrille brauchen?!) hatte ich schon keine Lust mehr.

Teotihuacan – Highlight unserer Mexiko-Reise
Dafür umso mehr auf Teotihuacan, das ich, um es vorweg zu sagen, als unser Mexiko-Ruinen Highlight bezeichnen könnte. Nicht nur sind die Anlagen weitläufig (die Stadt war einmal 20 km² groß), sondern auch in ihrer Größe absolut beeindruckend. Die sogenannte Sonnenpyramide ist in ihrer Grundfläche genauso groß wie die Cheops-Pyramide (nur eben 70m weniger hoch). Wahnsinn! Daneben gibt es noch die Mondpyramide, die zwar kleiner aber auf einer leichten Anhöhe gebaut ist und darum ist ihre Spitze genauso hoch wie die der Sonnenpyramide. Die breite Prachtstraße, die zur Mondpyramide führt und an deren Seiten ein Tempel neben dem anderen stand, nennt man Straße der Toten. Daneben gibt es noch so viele weitere beindruckende Tempel, teils mit fantasievollen Fresken, aus dem Stein gemeißelten Tierköpfen und bunte Wandmalereinen, die sogar noch erhalten sind. Nicht alles ist ausgegraben und so sieht man, wenn man auf die Spitze der Pyramide geklettert ist, grasbewachsene Hügel, unter denen sich noch weitere Tempel verbergen müssen.


Nach Teotihuacan fährt man gut eine Stunde mit dem Bus, wenn man nicht gerade im Stau steht wie wir. Auf dem Hinweg fuhren wir in einem Bus, von dem der Busfahrer meinte, er sei so alt wie die Ruinen, zu denen er fährt. Wir hatten eigentlich Plätze für hinten, aber da irgendwo ein Luftloch war, kamen die ganzen Abgase in den Bus. Ich konnte kaum atmen. Bidu sowieso nicht, der hatte eine Erkältung an der Backe – aber das verschonte ihn wenigstens von den üblen Gerüchen und so setzten wir uns um. Auch Teotihuacan liegt natürlich im mexikanischen Hochland und darum ist dann Pyramiden klettern eine lustige Sache, aber mit genügend Wasser und Gatorade passt das schon. Was mich an Teotihuacan wahnsinnig fasziniert hat, ist die Tatsache, dass nach allem, was die Archäologen ausgegraben haben, immer noch nicht herausgefunden wurde, welches Volk hier eigentlich so hoch kultiviert lebte. Man hat allerdings Spuren dieser Zivilisation in vielen anderen Völker im heutigen Mexiko gefunden und weiß damit, dass sie großen und vor allem weitreichenden Einfluss hatte.


Templo-Mayor – wie ich zum ersten Mal in einem Mülleimer wühlte…
Nach diesen Ruinen hatten wir immer noch nicht alle Völker Mexikos kennengelernt. Die Azteken fehlten uns noch in unserer Sammlung. Mexiko-Stadt wurde ja auf einer alten Aztekenstadt errichtet und einen Teil der Ruinen kann man direkt neben der Kathedrale noch besichtigen. Auch hier hatten wir wieder einen kleinen Kampf. Mit einer 1.5l Flasche Wasser wollten sie uns nicht rein lassen, aber abgeben konnten wir sie auch nicht. Als könnten wir die Ruinen mit Wasser zerstören?!?! Schmuggeln war nicht, weil sie in meine Tasche schauten. Und so stellte ich die volle Flasche neben den Mülleimer. Als wir natürlich von der Besichtigung zurück kamen, war die Flasche weg. Und so konnte mich Bidu dann auslachen, als ich den Mülleimer durchwühlte aber immerhin die Flasche wieder zum Vorschein brachte. :-)


Eines der besten Museen der Welt –Besuch des Antropologischen Museums
Zum Abschluss fehlte uns eigentlich nur noch das Antropologische Museum in Mexiko-Stadt, das als eines der sehenswertesten Museen der Welt gilt und unser ganzes Wissen über Zapoteken, Mixteken, Maya und Azteken noch einmal zusammenfasste und erweiterte. Wir hatten nur wenige Stunden Zeit, da wir an diesem Tag den Nachtflug nach Santiago de Chile nehmen wollten, aber wir kamen kaum los, weil in jeder Ecke noch irgendetwas Sehenswertes wartete. Fantastisch!

Zu guter Letzt – Abschied von Mexiko
Außer dem Museum waren wir kurz vor der Fahrt an den Flughafen noch auf dem Lateinamerikaturm, von dessen 42. Stockwerk man die Aussicht auf die Stadt genießen kann. Abends vielleicht noch eindrucksvoller, weil man trotz Smog das Ausmaß der Stadt an den vielen Lichtern erahnen kann. Die Stadt stösst langsam an ihre geografischen Grenzen und trotzdem wird überall an den Hängen weitergebaut und die Lichter hangeln sich die Berge hinauf. Abgefahren!


Abgefahren ist leider auch das Thema Scorchi. Der Typ vom Hostel wollte uns Scorchi EXPRESS nach Mexiko City schicken. Inzwischen sollte ich es ja eigentlich gelernt haben. Hier ist eben alles „manana, manana“, also eben alles nur nicht heute. Und da der Typ mir versicherte, alles kein Problem, mach dir keine sorgen“ haben wir an den zwei Tagen jedes Mal wenn die Post auf der Hauptpost eintraf nach einem Päckchen für uns gecheckt. Gut, so kamen wir wenigsten 4 mal in den Genuss in die absolut sehenswerte Hauptpost zu gehen, aber leider ohne Ausbeute.

Fliegen wir eben allein nach Südamerika. Da wir diesen äußerst günstigen Flug nach Santiago de Chile bekommen haben, haben wir Chile kurzfristig doch noch eingebaut und es steht immerhin fest, dass wir bei unserem Plan bleiben, von Süden nach Norden zu reisen (immer mit der Wärme, hoffe ich). Wie gerne wären wir noch in Mexiko geblieben. Die zwei Wochen Festsitzen in Merida haben uns ein paar unserer Reiseziele gekostet und so sind wir traurig und haben das Gefühl nicht alles gesehen zu haben. Aber wir sind auch froh, überhaupt hierher gekommen zu sein, und das trotz der Sicherheitswarnungen von unseren beiden Regierungen und der Bedenken unserer Eltern. Die Mexikaner waren ein freundliches Volk und haben mit ihrer Kultur und Geschichte unsere Weltreise enorm bereichert.

Unser Fazit


Hoch und Tief in Santiago de Chile

2011-03-17 to 2011-03-19

Lest hier von unseren ersten Eindrücken Chiles, wie wir Straßenhunde bemitleideten, schon wieder Schießereien mitbekamen (diesmal echte), das leckerste Steak und die übelste Pizza unseres Lebens aßen und von unseren unterschiedlichsten Begegnungen in der Hauptstadt Chiles.

Mexiko – Santiago und wieder eine Umstellung
Mit Aeromexico ging es für 8 Stunden mit dem Nachtflug nach Santiago de Chile. Unser Flugzeug muss wohl ein altes amerikanisches gewesen sein. Alle Hinweistafeln auf Englisch, superenge Sitze und man musste um jedes Wasser betteln, aber was will man für 300 Euro auf einem Langstreckenflug erwarten? In Santiago fuhren wir mit dem Flughafenbus in die Stadt und marschierten dann mit unserem Gepäck an die 1 ½ km bis zu unserem Hostel. Das hatte nur 15 Betten und war deshalb total familiär. Alle benutzten das gleiche Bad, abends traf man sich, wenn man Lust hatte, im Hinterhof auf einen Wein und morgens gab‘s Frühstück am Esstisch.

Den Wein erstanden wir beim Weinhändler unseres Vertrauens um die Ecke und es verging kein Abend wo wir uns nicht eine Flasche chilenischen Wein gönnten, übrigens jedes Mal ohne Kopfschmerzen zu haben, dabei bekam ich auf unserer Reise schon von jedem GLAS Wein einen Schädel. Der chilenische Wein kann was!


Schon bei unserer Fahrt vom Flughafen in die Stadt kam uns Santiago sehr europäisch vor und auch als wir einmal in der Stadt waren, war es relativ sauber und im Vergleich zu Mexiko-Stadt relaxed und weniger quirlig.

Kuriose chilenische Begegnungen in der Hauptstadt
Wir hatten vielseitige Begegnungen. Als wir in der Stadt unterwegs waren, ging uns das Wasser aus und wir kauften bei einem Straßenhändler. Ein meiner Meinung nach besoffener Freund des Paares, bei dem wir Wasser kauften, kam uns hinterher und meinte uns Tipps geben zu müssen. Die Tipps waren jedoch sowas von poppelig, also zum Beispiel, „geht doch in das Viertel Bellavista und dort müsst ihr Bier und Pisco Sour (so was wie das chilenische Nationalgetränk) trinken. Nicht dass wir diese „Tipps“, die jeder Trottel selbst weiss, überhaupt hören wollten, aber der Kerl liess sich nicht abschütteln und schrieb das auch noch auf einen Zettel, den er uns in die Hand drücken wollte. Dann wollte er natürlich noch Geld von uns haben. Wir haben ihn nur kopfschüttelnd stehen lassen.

Ein anderer junger Kerl, sagen wir 10 Jahre jünger als wir, fragte Bidu auf der Straße, wo er her sei. Bidu meinte „aus der Schweiz“, da sagte der Kerl „gib mir Geld!“. Geht’s noch? Den haben wir mal so richtig ausgelacht. Ein anderer Tag, eine ähnliche Situation: mitten auf der Haupteinkaufstraße Santiagos spricht Bidu ein junger Mann an, fragt woher er sei und meint dann: „Hey, du musst unbedingt deinen Rucksack vom Rücken ziehen! Das ist nicht sicher hier, die schlitzen dir den hinten auf und du merkst es nicht, nimm ihn lieber nach vorne so wie ich“. Den Satz haben wir dann noch ein paar Mal gehört und wo wir uns eigentlich so sicher gefühlt haben, fing ich an die Leute zu beobachten und musste feststellen, ja die Mädels halten alle ihre Handtaschen fest und die meisten tragen ihren Rucksack tatsächlich über einer Schulter auf der Seite. Nicht dass wir je groß Wertsachen dabei gehabt hätten, aber ein kaputter Rucksack ist ja auch keine Freude.

Die Chilenen als gastfreundliches Volk
Ansonsten lernten wir die Chilenen als mitunter schüchternes aber gastfreundliches Volk kennen. Eines Abends gönnten wir uns das wahrscheinlich geilste Steak unseres Lebens in Santiagos Steakhouse Nummer 1, das zufällig genau bei uns um die Ecke lag. Das Steak wurde auf dem Holzkohlegrill mitten im Restaurant gegrillt, war ca. 3-4 cm hoch und hammerzart! Ganz im Gegenteil unser Kellner. Der schrie uns an als wären wir auf einem Rockkonzert. Er meinte das nicht böse, er hatte nur ein Stimmorgan, dass einem die Ohren schmerzten. Jedes Mal wenn er an unseren Tisch kam, nahmen wir schon die Sicherheitsabstandshaltung ein. Doch Alberto oder wie er hieß war wahnsinnig nett, hatte eine mords Freude und sprach wegen uns sogar Englisch. Am Ende unseres Essens in diesem wahnsinnig gut besuchten Restaurant war der gute Kerl so gelockert, er gab Bidu die Hand, drückte mir ein Küsschen auf die Wange und sagte „Willkommen in meinem Land!“. Küsschen auf die Wange drücken ist hier übrigens, so wie in Argentinien, die übliche Verabschiedung und Begrüßung. Auch Victor, der in unserem Hostel arbeitete, begrüßte mich so und mit den Worten „Gruezi, wie goht’s?“ Wir meinten nicht richtig zu hören, doch Victors Verlobte ist Schweizerin und da hat Victor eben ein paar Worte schweizerdeutsch gelernt, wenn auch mit starkem chilenischen Akzent. Victor saß dann auch oft bei uns im Hinterhof auf einen Wein und so haben wir viel gelernt über das chilenische Leben.

Kulinarischer Tiefflug

Ach ja, wir hatten zwar das beste Steak unseres Lebens in Santiago, aber leider auch die schlechteste Pizza unseres Lebens. Ihr hättet das Ding sehen sollen, das war echt frech. Bestellt haben wir eine Pizza mit Seranoschinken und Rucola. Bekommen haben wir eine Teigplatte mit Käse und EINER HALBEN Scheibe GEKOCHTEM Schinken, in vier Schnitze geschnitten und VIER (wow!) kleinen Rucolablättern. Auch sonst sind wir kulinarisch nicht vom Hocker gehauen. Das Essen ist meistens fad (vielleicht auch nur im Vergleich zu Mexiko?!), unsere ersten chilenischen Empanadas nach den mexikanischen mehr als enttäuschend und dann noch der erste Italiano - ein Würstchen im weichen Brötchen (fast wie ein Hot Dog) nur mit 3cm dicker Avocadosausse und Ketchup - bah!!! - nicht unser Ding.


Unterwegs in Santiago
So wirklich viel angesehen haben wir dann gar nicht in Santiago. Machen wohl aber die wenigsten. (so viel gibt es vielleicht auch nicht zu sehen). Wir wanderten durch die Straßen, erklimmten den Hügel Santa Lucia und genossen eine super Aussicht sogar auf ein paar schneebedeckte Berge, nur etwas getrübt vom Smog. Aufgefallen sind uns leider auch die vielen Straßenhunde. Ein Bild, das wir aus Mexiko gar nicht kannten. Es ist wirklich sowas von traurig. An jeder Ecke liegen ein oder mehrere heimatlose Hunde. Und manchmal läuft dann wieder einer mit dir mit und wenn du dich irgendwo hinsetzt, dann legen sie sich vor dich und man hat das Gefühl, sie wollen einfach nur ein bisschen Nähe, Futter und Aufmerksamkeit. Und so schauen sie dich auch an. Arme Wauzis.


Einen Ausflug auf die Post haben wir auch gemacht, so war es doch an der Zeit das letzte Mal so richtig abzuspecken und heimzuschicken, was wir entbehren können, denn für Bolivien und Peru wollen wir leicht sein. Damit haben wir es nach einem absoluten Höhepunkt von fast 60 Kilo inklusive Campingsausrüstung in Neuseeland, die mittlerweile daheim in der Schweiz angekommen ist, auf weniger als 35 Kilo geschafft, plus Tagesrucksäcke versteht sich, aber immerhin. Da neben der Post auch gleich noch ein Museum liegt, haben wir uns das auch angesehen. Naja, unsere Begeisterung hielt sich aber in Grenzen. Als Europäer ist es einfach schwer sich für Möbel aus dem 18. Jahrhundert zu begeistern. Da kannste bei uns ja fast in jeden Antiquitätenladen gehen. Laut unserem Reiseführer wurde auch die Ausstellung aus Chiles jüngster Geschichte gelobt und so versuchten wir durchzuhalten, immer in der Hoffnung, das 20. Jahrhundert müsste doch bald kommen. Aber auch nachdem wir das ganze Museum durchwandert sind, wurden wir immer noch nicht belohnt. Naja, wenigstens haben wir dann insgesamt nicht mehr als 30min in die wohlgemerkt allesamt spanisch erläuterten Ausstellungsstücke investiert. :-)

Eine Nacht ohne Hostel und schon wieder Schießereien
Wir haben ja ein paar Tage Argentinien in unseren Santiagoaufenthalt eingeschoben (Reisebericht folgt), um bis zum U2 Konzert noch etwas anderes zu machen. Und da ist es uns doch tatsächlich passiert, dass wir einen Tag zu früh aus Argentinien zurück gekommen sind. Will heißen wir kamen nach 10 Stunden Busfahrt (davon über 2 an der Grenze auf 3200 Höhenmeter) mitten im Gewusel von Santiagos Hauptbusbahnhof an und stellten fest, oh Shit, warte, welcher Tag ist heute nochmal? Ups! Unsere Reservierung im gleichen Hostel wie vor einer Woche gilt erst ab morgen. Ist uns echt noch nie passiert. Zum Glück hatten wir einen Reiseführer und fanden dann noch ein Doppelzimmer in einem Hostel, das nur um die Ecke von unserem eigentlichen Hostel lag. Man will ja nicht am nächsten Tag schon wieder von einem Ende der Stadt in das Andere wandern. Um dahinzukommen, beschlossen wir nach all dem Chaos ein Taxi zu nehmen. Kurz vor Ankunft am Ziel ging aber plötzlich nichts mehr, die Autos auf der Straße stauten sich. Eine Frau auf der Straße erzählte unserem Taxifahrer dann, dass die Straße, in der unser Hostel für diese Nacht liegt, gesperrt sei, weil es zu einer Verfolgungsjagd mit Schießereien gekommen sei und zwei Polizisten getötet worden seien. Oh la la?! In welches Viertel hat’s uns da nur verschlagen, das kam uns doch zuvor so sicher vor. Ist es eigentlich auch, wie wir später wir erfahren haben, der Vorfall war völlig außergewöhnlich. Die Polizisten verfolgten einen Italo-Chilenen, der früher Söldner war und seine Bude mit automatischen Waffen und Handgranaten dekoriert hatte. Als die Polizei den Kerl schnappen wollte, schoss er auf mehr als 13 Polizisten und da war dann natürlich die Hölle los, bis dass der Kerl, der nur ein paar Häuser von unserem Hostel gewohnt hat, selbst in den Schüssen umkam.


Das Hostel lag dann zwar in der Straße, wo es zum Showdown kam, aber zum Glück eine Kreuzung zuvor. So konnten wir problemlos hin marschieren und erfuhren dann von den Leuten an der Rezeption, was vorgefallen war. Das Hostel schien leider Santiagos Partyhostel Nummer 1 zu sein schien. Riesengroß, mit Pool, Bar, Reisebüro und Massageangebot. Dementsprechend laut war es dann auch nachts und wir geradezu froh, am nächsten Tag in unser ruhiges Hostel umzuziehen, um die beiden letzten Nächte in Santiago zu verbringen und auf das U2 Konzert zu gehen.

Unser Fazit

 


Ein Ausflug nach Argentinien und der höchste Berg Amerikas!

2011-03-19 to 2011-03-23

Wie wir in Argentinien eingenebelt wurden, den höchsten Berg Amerikas besuchten, dabei vor schier unlösbare logistische Probleme gestellt wurden, durch die Anden trampten und alte Autos in Mendoza bewunderten.

Argentinien raucht. Noch nicht mal nach Argentinien eingereist stellen wir das schon fest. Der Zöllner an der Straßenkontrolle raucht in seiner Kabine. Unser Busfahrer raucht sobald wir irgendwo stoppen. Unsere Mitfahrer nebeln uns bei der Passkontrolle ein. Nach dem Ausreise und Einreisestempel geht es zur Gepäckkontrolle. Der bärtige Argentinier, der oberflächlich unsere Taschen durchsucht, tut dies mit der Fluppe im Mundwinkel. Ob er sich die wohl von unserem „Trinkgeld“, das alle Reisenden im Bus bezahlen mussten, leistet? Ob es daran liegt, dass der Grenzübertritt eigentlich ganz fix geht?

Auf 3.200m fühlt sich Bidu nicht so gut, denn er macht immer noch mit unserer Erkältung aus Mexiko rum und sein linkes Auge ist angeschwollen und knallrot. Wir haben uns da doch wohl nicht die Schweinegrippe eingefangen in Mexiko?! Auf dem Pass Los Libartadores überqueren wir zum ersten Mal die Anden und danach geht’s zum Glück wieder 1000 Höhenmeter bergabwärts bis zu unserem Hostel. Das liegt mitten im Nirgendwo und mit Hilfe von Kilometerangaben lotst uns unser Busfahrer hin und lässt uns dann im Dunkeln vor einem einsamen Haus an der Hauptverbindung Mendoza-Santiago raus und fährt dann davon Richtung Mendoza. Wo haben wir uns da nur hin manövriert? Laut Internetbeschreibung des Hostels gibt es ja zum Glück ein Restaurant, denn der nächste Ort liegt 7km entfernt und ist auch nicht mehr als ein Bergdorf. Wir verhungern nämlich fast nach den 6 Stunden Busfahrt. Doch da hat man uns wohl etwas vorgemacht. Im Hostel gibt es nämlich gar kein Restaurant und mittlerweile ist es 22 Uhr abends. Na, toll! In der Hostelküche finden wir eine angebrochene Packung Nudeln. Die kochen wir uns und wünschen uns wenigstens ein Ei oder Würze, aber wir durften ja nichts zum Essen mit über die Grenze nehmen. Ein Neuseeländerin, die gerade am Kochen war und auch so schön meinen Namen sagte wie ihre Landgenossen (ah… wie haben wir es vermisst!) erbarmte sich und schenkte uns noch zwei Tomaten. Lecker Abendessen! 

Wenigstens lernen wir abends beim Bierchen (DAS gibt’s dann im Hostel) ein paar nette Leute kennen. Am nächsten Tag dann die nächsten Überraschungen. Es gibt genau 2 Busse am Tag in eine Richtung und die liegen Stunden auseinander. Wir aber müssen noch argentinisches Geld besorgen, uns mit Essen und Trinkwasser versorgen und ach ja, in den Aconcagoa Provinzpark fahren, denn dafür sind wir ja schließlich hier. Heidi, ein deutsches Mädel, leiht uns 10 Pesos und los geht’s erst mal mit der Mission „Geld und Essbares“. In Uspallata, dem nächsten Ort dann, suchen wir die einzige Bank und tata – der Bankautomat ist bis auf den letzten Schein leer und ihr dürft raten – es ist ein Sonntag. Klasse! Wenigstens nehmen die kleinen Tante-Emma-Lebensmittelläden Kreditkarte, weiß Gott, wir wären vielleicht erst mal verhungert.


Zurück wollten wir dann einen Bus nehmen. Da wir aber mitten auf der Strecke ausgestiegen sind, wissen wir nicht wo er wieder abfährt, also fragen wir im Gebäude, wo“ Tourist Information“ (wohlgemerkt) auf Englisch angeschrieben ist. Auf die Frage aber, ob die im Gebäude anwesenden drei Damen Englisch sprechen, bekommen wir eine völlig empörte Antwort, dass dies nicht so sei. Ach ja, und der nächste Bus fährt in zwei Stunden und von irgendwo da hinten. Na bestens.

Getrampt Teil 1 - Unterwegs mit Jesus und dem Truck
Also marschieren wir mal Richtung Hostel an der Hauptverkehrsstraße entlang. Heidi hat uns erzählt, das Stück zu laufen dauert anderthalb bis zwei Stunden. Sonst bleibt uns nur noch eine Möglichkeit und die gilt auf dieser Strecke Santiago-Buenos Aires als LEGENDÄR! Trampen und von einem Truck mitgenommen zu werden. Leider wollten die aber partout nicht halten. Auch die Autos fahren vorbei. Doch dann stoppt ein weißer Truck und ich schaue schon ganz hoffnungsvoll. Die Tür geht auf und ein langhaariger argentinischer Fahrer steigt aus, um im gegenüberliegenden Restaurant eine biologische Pause zu machen. Während er die Straße überquert rufe ich ihm zu er solle uns doch die 7km mitnehmen und dass doch die nächsten Stunden kein Bus mehr fährt.
Zwei drei Minuten vergingen und unsere Hoffnung machte Achterbahnfahrten. Dann endlich kam der Mann und winkte uns! Juhu! Wir kletterten in seinen Truck und es folgte MEINE erste Fahrt mit einem Truck und eine 7km lange Konversation auf Spanisch. Jesus erzählte uns er hätte schon einmal Klaus, einen Deutschen, auf einer fünftägigen Fahrt bis nach Südargentinien mitgenommen. Ich war fast schon stolz auf, dass wir inzwischen sogar schon etwas Konversation betreiben konnten, da sagte Jesus doch glatt: „Euer Spanisch ist aber schlecht!“. Na danke, mein Lieber, da freue ich mich grad und dann sowas! Ich dachte, „im Gegensatz zu dir, kann ich immerhin 2 ½ Sprachen mehr als meine Muttersprache“ aber übel genommen haben wir ihm das ja nicht. Das Ganze ist wohl eher vor dem Hintergrund von Klaus zu sehen. Jesus dachte wohl alle Deutschen können so gut Spanisch.
Brotdiebe und andere Schwierigkeiten

Zurück im Hostel hatten wir dann zwar Essen, aber kein Geld um unser Zimmer zu zahlen und außerdem mussten wir am nächsten Tag wieder abreisen, da das Hostel von einer amerikanischen Gruppe ausgebucht wurde. Damit kamen wir ganz schön unter Zugzwang, waren wir doch noch immer nicht im Aconcagoa Park. Das mit dem Geld haben wir dann hingekriegt. Im Hostel tauschten wir unsere letzten Dollar und den Rest chilenisches Geld mit Pauline, einer Neuseeländerin, die Richtung Chile unterwegs und froh war, ein paar argentinische Pesos los zu werden. Abends trafen wir uns in der Hostelküche mit den anderen Reisenden und kochten uns endlich was Gescheites zum Essen – Spaghetti Bolognese. Während wir also am Kochen waren, checkte ich unsere Plastiktüte mit der Verpflegung für den nächsten Tag. Ich traute meinen Augen nicht! Unsere Plastiktüte mit dem ganze Brot für den nächsten (Wander)tag war verschwunden! Das darf doch wohl nicht wahr sein! Gibt es hier etwa einen Brotdieb?! Nicht zu fassen! Wer macht denn sowas? Die Antwort wissen wir bis heute nicht, aber wir denken, dass es die Hunde vom Hostelbesitzer waren. Die waren so ausgehungert, dass sie immer in der Küche rumlungerten und da muss wohl einer das Brot entdeckt und vernichtet haben.

Wir beschwerten uns bei Gabriel von der Hostelrezeption. Der gab uns dann immerhin etwas Brot von seinen Vorräten. Er versprach uns für den nächsten Morgen Frühstück mit Kaffee und Cornflakes, da neues Brot erst um 08:30 geliefert werden sollte und wir den ersten Bus in den Aconcagoa Park um Acht schaffen mussten. Ja, ja… um 08:25 hielten wir den Bus nach Uspallata an. Gabriel ist da gerade erst aufgestanden und winkte uns noch schön zum Abschied. So viel zum Frühstück!

Aconcagoa -der höchste Berg Amerikas
Der Bus, den wir dann auf der Straße zum Halten brachten, war voller Argentinier und wahrscheinlich schon ein paar Stunden unterwegs. Jedenfalls hing da eine Luft drin, die war so feucht und eklig, dass sämtliche Scheiben im zweiten Stock des Busses angeschlagen waren. Es gab zwar ein paar vereinzelte Sitzplätze aber ich konnte mich fast nicht zwischen Kotzen und Umkippen entscheiden. Die Tortur hielt nur 7km. In Uspallata stiegen 80% der Leute aus und damit gab’s dann auch wieder Platz im unteren Teil des Busses. Da schien die Belüftung zu funktionieren und nach einem kurzen Zwischenstopp, den Bidu zum sandwichkaufen nutzte fuhren wir zurück Richtung Chile und erklommen in 2 Stunden wieder die 1000 Höhenmeter bis zum Eingang in den Aconcagoa Provinzpark. Wir bezahlten den Eintritt von 10 Pesos und durften damit den ersten Teil des Parkes erwandern. Das sind so an die 6km, die, das kann ich euch sagen, auf 3.300m ganz schön anstrengend sind. Doch das war es wert! Der Aconcagoa ist nämlich auf Platz 188 von den höchsten Bergen der Welt. Hier ist es wichtig zu wissen, dass die anderen 187 Berge vor ihm allerdings alle im Himalaya stehen. Voila! Und schon haben wir den höchsten Berg der westlichen Hemisphäre und den höchsten Berg des amerikanischen Kontinents!


Erklimmen konnten wir ihn nicht, denn dazu hätte es mehr als 15 Tage gebraucht und die hatten wir ja nicht, sondern nur noch 5 mehr bis zum U2 Konzert. Nach der Wanderung wollten wir dann noch ein weiteres Naturwunder in der Nähe anschauen – die Poniente del Inca. Unser Rückfahrt hätte uns daran vorbeigeführt, aber es gab ja nur die zwei Busse zurück und dazwischen lagen läppische 4 Stunden. Außerdem wollten wir den letzten Bus auf keinen Fall nehmen, denn der wäre erst weit nach Mitternacht in Mendoza angekommen und außerdem war unser Gepäck ja noch im Hostel auf halber Strecke der insgesamt 4 ½ Stunden- Fahrt. Und so liefen wir. Uns wurde gesagt, das wären 3km, aber vom Vorbeifahren alleine wusste ich, das müssen mehr als Fünf sein. Zum Glück ging es bergab. Und zum Glück hatten wir Rückenwind. Die Winde da oben sind nämlich ganz schön verrückt (bis zu 200km/h) und der Aconcagoa dafür bekannt. Wieder einmal versuchten wir es mit trampen. Doch das einzige Auto, das nach 3km anhielt, war (juhu!) ein Polizeiauto, das uns mit Blaulicht (!!!) zu verstehen gab, keinen Schritt weiter. Gleich zwei der vier chilenischen Polizisten stiegen aus und wollten unsere Pässe und Einreisedokumente sehen. Boah! Zum Glück haben wir die mitgenommen! Leider wollten sie uns danach nicht mitnehmen und so liefen wir weiter Richtung dem Ort (10 Häuser) Poniente del Inca. Kurz bevor wir den dann erreichten kam das letzte Hindernis: eine Brücke - für Fussgänger gesperrt. Die sollten erst die Schlucht runter klettern und da irgendwie den Fluss überqueren. „Die spinnen doch“ dachten wir uns und liefen einfach die Autobrücke entlang. Ein bisschen mulmig war uns schon, aber es war ja kaum Verkehr und wir kamen heile drüber!

Als wir die Poniente del Inca dann erreichten sagte mein errechneter Entfernungsmesser für diesen Tag 12km und ich brach halb zusammen, so fertig war ich. Nur zur Erinnerung – wir waren auf über 3000 Meter! Bei der Poniente del Inca handelt es sich um eine natürliche durch Mineralien entstandene Brücke, unter der früher mal ein Thermalbad stand, das inzwischen auch ganz von den Mineralien eingenommen wurde. Sieht echt abgefahren aus. Im Restaurant, wo es zwar 3 Toiletten, aber keine einzige Tür davor gab, tranken wir eine heiße Schokolade, also heiße Milch mit geschmolzener Schokolade. Dann beschlossen wir die 2 Stunden Fahrt zum Hostel zu trampen. Irgendwas muss da an der Grenze los gewesen sein, denn es kam so gut wie kein Truck durch. Dementsprechend gering waren unsere Chancen mitgenommen zu werden und genauso wie auf der Strecke vorher fuhren alle Autos an uns vorbei, nur dass wir dieses Mal schlecht laufen konnten (120km waren ETWAS zu weit!).

Getrampt Teil 2 - Unterwegs mit Juan
Irgendwann kam dann ein Minibus vorbei. Der Fahrer bot uns an, uns für 40 Pesos, also 7 Euro zusammen, mit nach Uspallata zu nehmen, denn er hatte die Touristen seiner Tour schon an der chilenischen Grenze abgeladen. Wir schlugen ein, nicht ohne ihn auf den Preis für die ganz normale Busfahrt runterzuhandeln, also gute 5 Euro. Dafür bekamen wir dann mit Juan, der abwechselnd rauchte (na was denn sonst?) oder Matetee trank, den er sich schön während der kurvenreichen Fahrt zubereitete, einen gesprächigen und einheimischen Fahrer. Leider sprach auch Juan, der sicher über 50 war, nichts außer Spanisch und so führten wir dieses Mal Konversation mit dem Wörterbuch – die Fahrt war ja auch 2 Stunden länger.  Juan erzählte uns dann, er habe mit Brahdis zusammengearbeitet, als dieser hier war. Bidu und ich schauten uns beide mit Fragezeichen auf der Stirn an. So fragten wir ihn: „Brahdis? Wer ist das?“ Juan meinte dann, „Brahdis, kennt ihr den nicht? Der englische Schauspieler!“ Wir schauten uns erneut an – Von wem zum Teufel spricht der? „Kennt ihr nicht „7 Jahre in Tibet““, sagte Juan dann. Ach so – er meinte Brad Pitt! Klar kennen wir den, wissen wir doch, dass der Film hier gedreht wurde, aber Brahdis – das war uns jetzt halt leider kein Begriff. :-)

Nach ungefähr einer Stunde Fahrt bog Juan dann plötzlich von der (einzigen) Hauptstraße ab und fuhr auf einer ungeteerten Straße weiter ohne ein Wort der Erklärung. Ich fragte mich „was macht der jetzt?“ und werden wir jetzt entführt oder ausgeraubt? Aber Juan vergaß in seiner Übermotiva tion einfach uns Bescheid zu geben und fuhr noch eine Sehenswürdigkeit auf der Nebenstrecke an. Um einige Erzählungen, von denen wir leider nur die Hälfte verstanden haben, reicher und völlig platt kamen wir dann aber bei unserem Hostel an. Unser Plan hatte funktioniert! Wir hatten knappe anderthalb Stunden bis unser Bus nach Mendoza an der Straße vorbeifuhr. Jetzt mussten wir ihn nur noch anhalten und auf einen Sitzplatz hoffen.

Mendoza und ein Einblick nach Argentinien
Alles lief bestens. Der Bus kam irgendwann und wir fuhren die weiterhin sehr spektakuläre Strecke runter nach Mendoza. Dort angekommen fragten wir uns durch bis wir unser Hostel fanden. Das war dann leider ziemlich außerhalb und vor allem war der Typ, der diese Nacht Dienst hatte, sowas von schräg, wir wären am liebsten wieder gegangen. Wir hatten ja schon von anderen gehört, dass die Argentinier ziemlich abgehen, was das Hinterherpfeifen und Flirten mit Frauen betrifft, aber der Typ war einfach nur notgeil. Bidu hätte ihm am Liebsten eine aufs Maul gegeben, so hat der ihn genervt. Und auch ich wäre am liebsten wieder ausgecheckt. Doch wir blieben und taten gut daran, am nächsten Morgen kam dann das Hostelbesitzerpaar und die waren ganz ok. Den vulgären Kerl haben wir zum Glück nach dem Frühstück nicht mehr ertragen müssen.


Viel zu sehen gibt es in Mendoza nicht. Aber dafür waren wir auch gar nicht hier. Wir haben uns vorgenommen in Mendoza argentinisches Steak essen zu gehen. Das hat uns dann leider etwas enttäuscht, vielleicht waren wir am falschen Ort. Da wir es den Tag über nicht zu einer Weinprobe geschafft haben, beschlossen wir wenigstens eine Flasche Wein zu trinken. In der Region wird Malbec angebaut und so einen gönnten wir uns dann auf der Dachterrasse im 10. Stock eines Hochhauses in Mendozas Innenstadt, von dem man das Lichtermeer der 200.000 Einwohnerstadt gut beobachten konnte. Nach dem schrecklichen Pizzaerlebnis in Santiago versuchten wir es dann nochmal hier. Wollen doch mal schauen, ob die Argentinier das besser können. Und tatsächlich: Die Pizza kam mit leckerer Prociutto und massig Rucola und eingelegten Oliven garniert. Verdrehte Welt, dachten wir uns. Geniales Steak in Santiago und leckere Pizza in Argentinien!

Argentinien – ein einziges Automobilmuseum
Straßenhunde gibt es auch hier. Und sicher nicht weniger als in Chile. So etwas wie den deutschen TÜV oder schweizer MFK scheint es hier auch nicht zu geben, wir sind teilweise halb erstickt in den Abgasen auf der Straße – da wird rausgeblasen was das Zeug hält. Setzt noch einen drauf auf die ständig und überall rauchenden Leute hier. (Unsere Lungen danken!) Stellt euch vor! Hier haben wir so alte Autos gesehen, also die kennen wir teilweise nur aus dem Buch, weil die in Europa gar nicht mehr rumfahren (dürfen). Ein Pärchen stand mit dem uralten Fiat 500 auf der Straße (Italienier, was denn sonst?), wir sahen alte Cadillacs, alte Peugeots und Renaults, die wir nur aus unserer Kindheit kannten, es war als wären wir in ein lebendes Automobilmuseum versetzt worden.


Am nächsten Tag stand uns dann das Abenteuer Grenzübertritt zum Zweiten bevor. Leider ging das dieses Mal nicht ganz so fix wie beim ersten Mal. Insgesamt waren wir 2 Stunden an der Grenze! Vor uns waren erst mal 6 andere Busse dran. Will heißen ca. 50 Leute pro Bus stellen sich erst mal in die Schlange für den argentinischen Stempel und dann nochmal für den chilenischen. Und weil’s die Chilenen etwas genauer nehmen, wurde alle s Gepäck aus dem Bus ausgeladen und auf Früchte und Fleisch gescreent. Derweil mussten sich alle Passagiere eines Busses in Zweierreihen aufstellen und ihr Handgepäck schon mal parat machen. Das ging dann auch noch mal durch den Scanner und ich dachte schon oh oh, das war’s jetzt für unser Medizinsäckchen, hieß es doch, man dürfe kein Antibiotikum über die Grenze nehmen. Aber im Gegensatz zu anderen wurden unsere Medikamente zum Glück nicht entdeckt . Auch unser Plastiksäckchen mit den auf der Reise angehäuften Teebeuteln schmuggelten wir locker durch und mein Nutella haben sie auch nicht entdeckt.

Das reist seit sie mir es zwecks Bombenalarm (oder was weiß ich was die in Nutella erkannt haben) auf Hawaii abgenommen haben (und zwar voll!) nicht mehr im Handgepäck sondern im Rucksack. Nutella gibt’s übrigens wirklich fast überall auf der Welt. Wir konnten es in USA, Kanada, Neuseeland, Mexiko und sogar auf den Cook Inseln erstehen (wobei die 10 Dollar auf den Cook Inseln echt weh getan haben, aber das liegt ja mitten im Pazifik). Nur in Argentinien zwischen all den gefüllten Dulce de Leche Regalen da hab ich es nicht gesehen. Hätte Tommy Jaud für seinen Roman „Resturlaub“ doch ein bisschen besser recherchieren sollen. Ha ha… Bidu kann das mit dem Nutella übrigens nicht verstehen. Aber Bidu ist halt Schweizer und wo er nur den Kopf schüttelt aber dann doch gerne mal zugreift, wenn er „Konfi“ satt hat, habe ich fast schon Heimatgefühle, wenn ich in mein geliebtes Nutellabrot beiße.

Nach dem Grenzübertritt standen uns nur noch mal die 27 supersteilen Haarnadelkurven bis runter nach Santiago bevor. Das Foto müsst ihr euch anschauen. Auf der Hinfahrt von Chile lagen auf dieser Strecke ganze 2 LKWs quer über der Straße (SEHR zu unser Beruhigung zum Glück kein einziger Bus). Außer dass wir abends nach 9 Stunden Busfahrt mit fast 3 Stunden Verspätung und ohne Hostel einen Tag zu früh ins Santiago ankamen, hat dann aber alles ganz gut geklappt und unser Abenteuer Argentinien war zu Ende.

Unser Fazit:


U2 KONZERT IN SANTIAGO DE CHILE oder Die Versöhnung mit dem Reisegott

2011-03-25

Wie wir exakt 5 Monate nach dem totalen Tiefpunkt unserer Reise und dem im Krankenhaus verpassten U2 Konzert in Auckland total kurzfristig U2 live in Santiago de Chile sahen.

Ja, ihr habt richtig gelesen! Wir waren gestern beim U2 Konzert in Santiago de Chile! Danke lieber Reisegott! Das war die Wiedergutmachung mit dem im Krankenhaus verpassten Konzert in Auckland!  Danke! Danke! Danke! Nur dir und dem Zufall ist es zu verdanken, dass wir einen Tag vor unserer Ankunft auf der Buchungsseite unseres Hostels in Santiago de Chile lesen konnten, dass nur wenige Tage nach unserer Ankunft die Band U2 spielen würde. Etwas mehr als Zufall brauchte es dann auch, dass es noch Tickets gab. Ist das zu fassen?! In der ganzen Welt waren die Konzerte innerhalb weniger Tage ausverkauft, der Vorverkauf für dieses Konzert begann schon vor Monaten und das hier war auch noch das einzige Konzert in ganz Chile. Unglaublich!


Ein bisschen Aufwand hatten wir dann doch noch. Das Onlinekaufsystem für die Tickets akzeptierte unsere deutschen Kreditkarten nicht– ich kann nicht zählen wie oft ich es probiert habe. Doch wo ein Wille ist, ist ein Weg und kaum in Santiago angekommen suchten wir die Zentrale von Ticketmaster, fuhren mit der U-Bahn außerhalb des Zentrums und lotsten uns mit Hilfe von Leute Fragen durch den Teil der Stadt , der auf keiner Karte mehr verzeichnet war. Bei Ticketmaster sprach man allerdings kein Wort Englisch (kaum zu fassen!). Wir sagten der Dame mehrmals, dass wir zu U2 als "ju tu"  wollen, doch sie schaute uns nur mit großen Augen an. Irgendwann meinte sie dann "ah, U dos". Wir haben uns innerlich totgelacht. :-) Leider wollte sie uns keine Tickets verkaufen, sondern verwies uns weiter auf die Website. Doch auch hier hatten wir wieder Glück: ein junger Chilene, der auch auf das Konzert wollte, kam nur kurz nach uns zur Tür herein, bekam unser Abkämpfen auf Spanisch mit und war so freundlich unsere gesamte Konversation mit der Ticketdame zu übersetzen. Plötzlich ging es auch ohne die Onlinebuchung (sonst hätte das sogar der Chilene für uns erledigt und wir hätten ihm dann das Geld gegeben).

Mit den Tickets in der Tasche und einem riesigen Grinsen im Gesicht mussten wir nur noch die eine Woche bis zum Konzert überstehen (und das bitte dieses Mal ohne krank zu werden.) Deshalb fuhren wir einfach spontan für ein paar Tage nach Argentinien. Zurück in Santiago war noch mal Zittern angesagt. Denn just an dem Tag vor dem Konzert ging es mir schon wieder so beschissen, dass ich dachte, es geht schon wieder so los wie damals vor genau 5 Monaten in Neuseeland. Doch alles wurde gut. Ich hab mich einen Tag ausgeruht und am nächsten Tag war der Kopfschmerz wieder weg. Jetzt hieß es „nur noch“ das Verkehrschaos in einer südamerikanischen Grossstadt zu überwinden und unter den Hunderten von Bussen den Richtigen zu finden und uns mit 70.000 weiteren Zuschauern ins Estadio Nacional zu begeben.

Das Konzert war der Hammer. Obwohl ich U2 Fan bin, war ich skeptisch, ob das Konzert wie schon einmal vor 6 Jahren in eine politische Show verwandelt werden würde. Doch alles war klasse. Die Vorgruppe mit Muse nicht von schlechten Eltern ( Jay-Z oder Snowpatrol wie auf den anderen Konzerten wären halt auch geil gewesen). Als U2 auf die Bühne kam, war ich hin und weg. Nicht wegen der Band, sondern dass es wirklich nach dem Tiefpunkt unserer Reise vor ganz genau 5 Monaten in Auckland doch noch geklappt hat, dass wir diese Jungs auf unserer ganz eigenen Welttournee, die doch so oft mit der von U2 kreuzte, noch live sehen konnten. Doch die große Überraschung kam erst noch. Die Überraschung des Abends war das Lied „One Tree Hill“ Der Song, der exklusiv in Neuseeland als Single veröffentlicht wurde (der One Tree Hill steht in Auckland) wurde außerhalb Neuseelands und zum ersten Mal in ganz Südamerika gespielt! Ich hab gedacht ich höre nicht richtig. Genau der Song, den wir in Neuseeland verpasst haben und der so einzigartig für Neuseeland ist, spielen die Jungs auf dem Konzert, auf das wir es zufällig in Südamerika schaffen! Ist das zu fassen? Meine Freude war riesig. Als hätten die das gewusst. Im Nachhinein haben wir allerdings erfahren, dass der Song auch dem Chilenischen Folksänger Victor Jara gewidmet ist, der nach dem Militärputsch 1973.als Protestsänger auf Befehl von General Pinochet in Chiles Stadion exekutiertwurde.

Nach 22 Stücken war das Konzert zu Ende, meine Stimme für die nächsten Tage dem Untergang geweiht, Bidu um die Erfahrung U2 Konzert und ein riesiges Stadion reicher und wir bereit für das nächste große Abenteuer: nach Mitternacht von außerhalb der Stadt zu unserem Hostel zu kommen, wenn zeitgleich 70.000 andere Leute nach Hause wollen. Das war das Chaos pur. Leute überall, Autos kamen nicht mehr durch, weil die Leute einfach über die Straße liefen, Stau, Gehupe, argh! Nach fünf verschlossenen Bussen und ihren allesamt kopfschüttelnden Fahrern, die wir abklapperten, kehrten wir wieder um, liefen gegen den Strom (puh!) und fanden dann tatsächlich einen OFFENEN Bus, der uns sogar auf Sitzplätzen relativ nah zu unserem Hostel brachte, sodass wir nur 10 Minuten nach Hause laufen mussten. Da es im Stadium keinen Alkohol gab (war wahrscheinlich besser so), und wir komplett aufgedreht waren, versuchten wir um 1 Uhr nachts noch irgendwo eine Flasche chilenischen Wein aufzutreiben, schließlich war das auch unsere letzte Nacht in Santiago. Und tatsächlich – jeder Laden auf dem Weg nach Hause hatte schon zu, doch der Weinverkäufer um die Ecke, bei dem wir schon mehrfach Wein geholt hatten, verkaufte uns noch eine Flasche Wein und Wasser durch das Gitter seines Ladens. Wieder einmal waren wir fassungslos (und ich bin es irgendwie heute noch) wie gut alles für uns gelaufen ist und gegen 3 Uhr flogen wir halbtot aber superglücklich ins Bett.


Unser Fazit:

Links: 
www.youtube.com/watch

www.setlist.fm/setlist/u2/2011/estadio-nacional-santiago-chile-bd25dce.html


Unterwegs in der trockensten Wüste der Welt: San Pedro de Atacama

2011-03-26 to 2011-04-01

Wie wir in San Pedro de Atacama inmitten der trockensten Wüste der Welt durch Teleskope in den Sternenhimmel schauten, so viele Sternschnuppen sahen, dass wir zu wenig Wünsche hatten, uns auf 4.300 Höhenmetern morgens um halb 8 bei Minusgraden nackt machten, auf einer Sanddüne inmitten von schneebedeckten Vulkanen Sandboard fuhren, unsere ersten Kokablätter probierten, Flamingos und Vicunas sahen und Lama aßen und in einem Salzsee badeten, in dem man nebenher Zeitung lesen kann.

Über Calama nach San Pedro de Atacama
Schon am Morgen nach dem U2 Konzert ging unser Flug nach Calama. Damit hatten wir leider keine Zeit mehr für Valparaiso und die chilenische Küste. Dafür ersparten wir uns eine 24 Stunden Busfahrt und flogen mit der chilenischen Billigairline Sky mit Zwischenlandung in einem Ort, dessen Namen wir wieder vergessen haben sobald wir wieder in der Luft waren. Schon aus der Luft war zu sehen, dass hier hunderte von Kilometer nur Wüste war. Wir hatten von Leuten, die die Busfahrt gemacht haben, schon gehört wie eintönig die Landschaft ist, deshalb waren wir doppelt froh um einen Flug. 24 Stunden Non-Stopp Busfahrt und nicht mal was zu Sehen dabei – nein Danke!


Calama ist eine 200.000 Einwohnerstadt mitten in der Atacamawüste und hat die größte Kupfermine der Welt. Dementsprechend dreht sich hier auch alles um die Mine und ihre Arbeiter. Schon in der Gepäckhalle (es gab genau ein einziges Band) schnappte ich leicht nach Luft, waren wir doch auf 2.700m gelandet. Wir ersparten uns den direkten Transport vom Flughafen nach San Pedro für 40 Dollar. Stattdessen fuhren wir mit dem Taxi zur Busstation und mussten dort knappe 2 ½ Stunden auf den nächsten Bus warten, damit haben wir aber fast 20 Dollar gespart! Zeit, die wir nuzten um Churazo zu essen und uns eine Übernachtungsmöglichkeit in San Pedro zu suchen. Der Bus brachte uns dann in 1 ½ Stunden über einen Anstieg von 3.200m durch die Atacamawüste (die trockenste der Welt) in die Oase San Pedro de Atacama, wo die Straßen plötzlich nicht mehr geteert sondern aus rotem Staub waren. Leider war es schon dunkel als wir ankamen und so mussten wir bis zum nächsten Morgen warten, um die ersten Eindrücke von San Pedro zu erlangen.
Wir waren entzückt! Zwar hat es uns hier in ein absolutes Touristennest verschlagen, aber immerhin in ein wirklich nettes. Unser Hostel war spitze, es gab eine riesige Freifläche mit Tischen, Stühlen, Liegestühlen und Hängematten und nach der ersten Nacht sogar ein freies Doppelzimmer. In der Küche gab es leider nur 2 Löffel und 3 Tassen und so mussten wir morgens, wenn wir uns unser Frühstück zubereiteten leider etwas improvisieren oder warten bis die anderen Hostelgäste gefrühstückt haben.

Zimmermänner auf der Walz und unsere erste Erfahrung mit Coca
Am ersten Abend verschlug es uns dann auch in die einzige Kneipe im Ort, wo wir uns durch das chilenische Bier nochmal durchprobierten. Wir favorisieren eindeutig Escudo vor Cristal (schmeckt so wie… kennt ihr noch das gute alte Hansa-Pils, das es für ein paar Pfennig beim Penny-Markt gab?). Dazu gab’s Fussball im Fernsehen und gesalzene Erdnüsse, gebracht von einem, ich würde ihn als hyperaktiv bezeichnen, Kellner, der nur so durch seine Kneipe wirbelte. Seine Stimme hörte sich an, als wäre nicht ich gestern auf dem U2 Konzert gewesen, sondern er! Das Lustige war auch, dass er im Deutschlandtrikot und mit Deutschland-Schildmütze servierte und auf meine Frage hin warum, sagte er nur, dass er Deutschland so toll findet (aber selber noch nicht da war). Dann stelle er uns seinen deutschen Freund vom Tisch nebenan vor, ein pensionierter Lehrer aus Norddeutschland, der hier in der Atacama-Wüste ein Stück Land gekauft hat und hier leben und sterben will, wie er sagte. Kurz darauf kamen dann zwei Zimmermänner auf der Walz zur Tür rein. Nachdem wir uns als deutschsprachig erkannten, setzten sich Ingo und Heinchen zu uns und tranken munter ihre Bierchen und erzählten uns von ihren Reisen in Südamerika und Europa. Der Lehrer war da schon sehr gut bedient und schrie lallend durch die Kneipe. Wir stellten uns alle vor, wie was wohl wäre, wenn wir seine Schüler gewesen wären und den peinlich besoffenen Lehrer hier in der Kneipe antreffen würden?! Aber vielleicht lebt er ja deshalb in Chile?! :-) Heinchen war es dann, der uns abends ziemlich gut betüttelt von seinen Kokablättern zum Probieren gab, die wir uns dann in den Mund schoben so wie es hier viele Locals tun. Die sind übrigens nicht mit Kokain zu verwechseln, das man lediglich aus den Blättern herstellen kann. Muss man ja schliesslich auch mal probiert haben. Vom Geschmack her eine Mischung aus Rasen und grünem Tee (nicht dass ich schon mal ins Gras gebissen hätte?!) :-) Nicht wirklich mein Fall, soll aber gegen Höhenkrankheit helfen, weil es die Aufnahme von Sauerstoff im Blut verbessern soll. In Deutschland würde man gegen das Betäubungsmittel verstoßen, wenn man nur die Teebeutel ins Land einführt, aber hier bekommt man den Mate de Coca Tee in jedem Supermarkt (so auch in Peru und Bolivien haben wir uns sagen lassen). Wem der Tee auch nicht liegt, der kann dann immer noch die gefüllten Bonbons essen. Ach ja, und sonst gibt’s ja immer noch die gute alte COCA Cola – selbst da soll scheins was von den Cocablättern drin sein.


Ausflug zum Geysir El Tatio auf 4.300m und Baden bei Minusgraden
Es ist ja aber auch nicht so, dass man auf Weltreisen immer gemütlich ausschläft, frühstückt und dann schaut, was der Tag so bringt. Nein, es gibt auch Tage, die sind harte Arbeit, wenn man was sehen will von der Welt. So hieß es an einem Morgen um 3:30 aufstehen, denn um 04:00 holte uns ein Minibus ab, der uns zum Tatio Geysir auf 4.300 Meter bringen sollte. Dort sind die Geysire zwischen 6 und 8 am aktivsten, d.h. mit zwei Stunden Anfahrt auf ungeteerten Hinterlandstraßen schafft man es gerade rechtzeitig. Bei -5 Grad Celsius oben angekommen mussten wir erst mal Eintritt bezahlen und bekamen dann an der frischen Luft Bibernd Frühstück serviert – die heiße Milch zum Kaffee kam direkt aus dem Geysir. Die haben uns nach denen, die wir in Neuseeland und vor allem im Yellowstone Nationalpark gesehen haben, nicht gerade vom Hocker gehauen. Dafür gibt es nebendran einen natürlichen Thermalpool. Da hieß es nur noch (ich wiederhole: bei Minusgraden) sich zu überwinden Badesachen anzulegen und in die heiße Quelle zu legen. Der erste, der drin war, war ein ca. 50 jähriger Franzose – das konnte Bidu nicht auf sich sitzen lassen. Danach kam die Frau des Franzosen und endlich zog auch Deutschland in Form von mir nach und weitere deutsche Mädels folgten. Innerhalb von wenigen Minuten kamen auch die anderen Tourbusse und plötzlich war der ganze pool voll, man sollte nicht meinen, dass es Minusgrade hatte. Doch erst das Rausgehen, Abtrocknen und Umziehen war dann spannend. Als wir uns ein weiteres Feld von Geysiren anschauten ging dann auch endlich langsam die Sonne auf – ich glaube jeder von uns hat sich noch nie so sehr über den Sonnenaufgang gefreut.

Wanderung im Kaktustal
Danach ging es vorbei an aktiven und stillen Vulkanen auf dem Altiplano, also einer Höhe von mehr als 4000m nach Mapuca, das von nur noch 7 Indios dauerhaft bewohnt wird. Auf dem Weg sahen wir dann auch unsere ersten Vicunas, das ist die wilde Form der Lamas. Dabei lernten wir, dass die Lamas erst durch Züchtung und genetische Veränderung aus den Vicunas entstanden sind. Unsere ersten Lamas sahen wir dann auch in dem Dorf und zwar Baby-Lamas. Zum Glück erst NACHDEM wir das gegrillte Lama am Spieß probiert haben. Schmeckte nicht schlecht, ich würde sagen vom Geschmack her eine Mischung aus Lamm und Rind. Bevor es an diesem Tag endlich wieder runter nach San Pedro auf 2.400m ging (langsam merkten wir alle die Höhe) stand noch ein weiteres Highlight an diesem Tag bevor: eine Wanderung im Kaktustal auf ca. 3000m. In der trockensten Region der Welt sucht sich ein kleiner Gletscherbach seinen Weg nach unten durch ein enges Tal, an dessen Hängen riesige Kakteen stehen. Mit riesig meinen wir eine Höhe von ca. 3-5 Metern – noch beeindruckender wenn man hört, dass diese Kakteen pro Jahr nur wenige Milimeter wachsen, wussten wir gar nicht, dass diese Dinger so alt werden können. Unten am Bach wächst riesiges Schilf in Büschen, die man umlaufen kann und die prima Sichtschutz für eine willkommene biologische Pause bieten (es ist ja nicht so als stehen im Altiplano an jeder Ecke Toiletten). Diese Kombination allein ist schon unwirklich, wird aber noch vom Hintergrund, den schneebedeckten Vulkanen getoppt. Diese Kulisse ist einfach einzigartig und atemberaubend! Die Wanderung entpuppte sich dann mehr als Kletterpartie und wir rasteten an einem kleinen Wasserfall, wo die Sauerstoffkonzentration etwas höher sein soll, was den von der Höhe gelynchten Lungen sicherlich gut tat. (Ich frage mich echt, wie manche Leute da oben noch rauchen können und ob ich das auch gekonnt hätte als ich noch Raucher war?!)

Sandboarden im Valle de Muerte und Sonnenuntergang im Valle de la Luna
An einem anderen Tag fuhren wir mit Alberto, unserem Guide nur zu zweit (es hatten sich sonst keine Leute angemeldet) in das sogenannnte Valle de Muerte um dort auf einer riesigen Sanddüne Sandboard zu fahren. Leider gab es keinen Lift und so musste man die Düne immer selbst besteigen, wobei der Untergrund „Sand“ , die Höhe und die Sonne eine eher ungünstige Kombination bildete. Die Landschaft drumherum was aber ebenso einzigartig schön und auch hier waren die schneebedeckten Vulkane allgegenwärtig. Nach mehrfachem Besteigen und der zugehörigen kurzen Abfahrt war es Zeit für den Sonnenuntergang ins Valle de la Luna zu fahren. Unser 42 jähriger cooler Guide Alberto, der anfangs noch etwas verschüchtert, mit der Zeit aber richtig auftaute, brachte uns auf eine Aussichtsplattform, stieß mit uns bei einem Bier an und ließ uns so viel Zeit wie wir wollten (nach Sonnenuntergang wurde es dann eh ganz schön kalt). Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind hier schon enorm. Nachts hat es einstellige Temperaturen, wohingegen tagsüber gut und gerne mal an die 28 Grad erreicht werden und die Sonne brutzelt auf 2.400m, das kann ich euch sagen. Die Kombination aus Sonne, Wüste und noch trockener Luft führt aber dazu, dass man hier einen Himmel sieht, also der ist so blau, das kann man gar nicht beschreiben. Die Gebäude hier sind hauptsächlich aus rötlichem Lehm gebaut, die Straßen haben den gleichen Grundstoff und somit auch die gleiche Farbe und natürlich staubt es bei jedem Schritt. Nach fast einer Woche in San Pedro kann einen das schon mal ganz schön nerven. Nach einer Woche kennt man dann auch so ziemlich viele Gesichter in dieser 1900 Einwohnerstadt und die Jungs, die auf der Straße die Touristen ansprechen, um sie in die Restaurants zu holen, kannten uns auch schon. Alleine Alberto haben wir nach unserer Tour fast noch 10 mal auf der Straße getroffen. Wenigstens gibt es so viele Restaurants, das man jeden Tag woanders essen kann, allerdings waren uns die Touristenrestaurants viel zu teuer. Selber kochen war leider nicht, denn wir mussten ja schon morgens um eine der 3 Tassen im Hostel kämpfen– ihr wisst ja, die Küche war nicht gerade prächtig ausgerüstet. Außerdem bekommt man in so kleinen Orten ja kaum was zu kaufen in den Miniminiminilädelchen und wenn dann ist das natürlich auch nicht gerade günstig. Touristisch erschlossen ist in diesem Ort eine Untertreibung.


Mit dem verrückten französischen Wissenschaflter unter dem Sternenhimmel in der Atacama-Wüste
Neben extrem blauem Himmel findet man dort natürlich auch sehr gute Bedingungen, um einen Blick in den Sternenhimmel zu werden. Die Atacamawüste und der Norden Chiles sind bekannt dafür. Schon mit bloßem Auge sieht man viele Sternenformationen, doch wir entschlossen uns dieses Mal für einen etwas professionelleren Blick in den Himmel. Um Mitternacht warteten wir mit nur 6 anderen Touristen auf einen Bus, der uns zum Grundstück eines französischen Astronoms bringen sollte. Der Bus kam dann auch, allerdings mit mehr als einer halben Stunde Verspätung, der Busfahrer hatte nämlich schlichtweg vergessen uns abzuholen. Er fuhr uns dann mitten in die Wüste. Dort bekamen wir dann erst mal eine Stunde lang von der chilenischen Frau des Franzosen erklärt, was es zum Sternenhimmel zu wissen gibt und ein paar Sternbilder mit einem unglaublich starken Laser in den Nachthimmel gezeigt. Schon seit wir in Chile gelandet waren, fragte ich mich, ob man hier wohl wieder das Kreuz des Südens sieht, das wir ja schon auf der Südhalbkugel in Neuseeland und den Cooks gesehen haben. Bis dahin hatten wir aber leider (und doch nicht, denn er sah ja so schön aus!) Vollmond und erst in San Pedro hatte der Mond soweit abgenommen, dass man er erstens erst mitten in der Nacht aufgeht und dann zweitens nicht mehr so hell ist und damit die Sterne überlagert. Und da war es dann auch, das Kreuz des Südens. Als ichdann erst mal wusste, wohin ich schauen muss, hab ich es jeden Abend am Himmel gefunden. Toll!!! Nach der Einführung in Astronomie durften wir dann zusammen mit dem französischen Astronom, der ja so einen süßen Akzent hatte im Englischen ran an die Teleskope, die er uns vorher einstellte. Dadurch, dass wir eine so kleine Gruppe waren mit nur 8 Leuten konnten wir damit halt auch richtig viel sehen und der Franzose wirbelte leidenschaftlich zwischen den verschiedenen Teleskopen hin und her wie ein verrückter Wissenschaftler. Doch auch wenn man nicht durch die Teleskope schaute, war der Himmel faszinierend. Ich hab übrigens nach 8 Sternschnuppen aufgehört zu zählen – ich hatte einfach keine Wünsche mehr. Als es dann nach 2 Uhr nachts war, waren wir trotz mehrschichtigen Kleidern ganz schön durchgefroren und freuten uns enorm auf eine heiße Schokolade. Dann hatte der Astronom Feierabend, der Bus brachte uns wieder nach San Pedro und wir fielen mit einem weiteren Highlight irgendwann zwischen 3 und 4 Uhr übermüde ins Bett.

Baden wie im Toten Meer
Ein weiteres Highlight war dann unsere Tour in die Salar de Atacama, wo es eine Lagune gibt, die tief genug ist, um zu baden (7m) und so salzig, dass man darin schwimmen kann und gleichzeitig Zeitung lesen, so einen Auftrieb hat man. Gibt’s sonst nur im toten Meer, haben wir uns sagen lassen und damit war die Tour gebucht. Das Wasser war allerdings ziemlich kalt und innen drin schwammen so lustige Urzeitorganismen, ihr wisst schon, die, die man zum selber züchten früher in den Yps-Heften bekam. Hätte nicht gedacht, dass da drin etwas lebt. Das Wasser war echt so salzig, dass man, wenn man aus dem Wasser kam, eine weiße Schicht auf der Haut hatte. Um das viele Salz wieder abzuwaschen fährt man weiter auf der Piste durch die Wüste zu einem weiteren Loch (so sah es auch aus), in das es mit Karacho reinzuspringen gilt. Hat mich nicht so angemacht die braune Suppe, aber es hab auch etwas mitgebrachtes Wasser zum abspritzen als Alternative. Den Abschluss am Abend bildete dann die Fahrt zu einer weiteren Lagune, die so wie in der Salar de Uyuni in Bolivien weißes Salz hat, sodass man dort ähnliche Fotos schießen kann, bei denen man mit der Entfernung spielen und so lustige Effekte erzielen kann. Ein toller Ort – vor allem, weil wir mal wieder die Agentur rausgesucht haben, die als Erste da ist und auch einzig und allein an einem Ort standen, wo sonst keiner war und so konnten wir in aller Ruhe beim Sonnenuntergang einen Pisco Sour genießen.

Flamingos und nochmal Altiplano
Der letzte Ausflug führte uns dann nochmal in die Wüste und später rauf aufs Altiplano. Dazu wurden wir um 6 Uhr morgens abgeholt (uff!) und in die Wüste gefahren, wo wir beim Sonnenaufgang chilenische und Andenflamingos beobachten konnten. Ein absolutes Highlight! Dann fuhren wir wieder auf 4.300m und dieses Mal ging es mir richtig schlecht im Vergleich zum letzten Mal. Komisch, denn eigentlich hätte ich es ja nach dem ersten Aufstieg vor ein paar Tagen viel besser verkraften sollen (rote Blutkörperchen und so) aber vielleicht kommt es auch auf die Tagesform an. Jedenfalls war ich gottfroh, als wir endlich wieder runter fuhren, konnte ich doch die Lagunen dort oben gar nicht so richtig genießen und die Landschaft nicht richtig aufnehmen. Zur Stärkung gabs dann ein typisches Mittagesssen auf 3.300m in einem kleinen Andendort, das eigentlich ganz lecker war. Alles in Allem hat uns die Tour dann nicht so vom Hocker gerissen wie die Anderen und wenn’s nach mir gegangen wäre, hätten wir schon nach den Flamingos umkehren können, aber auf der Tour lernten wir Christin und Sebastian aus der Nähe von Hamburg kennen, die für ein paar Monate in Chile leben und so hatte diese Kaffeefahrt doch noch einen weiteren positiven Aspekt.


Eine langwierige und schwere Entscheidung: Bolivien oder Peru?
Wir hatten uns ja überlegt von San Pedro aus den Sprung nach Bolivien zu wagen. Dazu muss man wissen, dass das über eine 3tägige 4WD Tour durch die Wüste von Statten geht und im Prinzip jeder Reiseführer schreibt, dass so ziemlich alle Agenturen, die das anbieten, in Bezug auf Sicherheit und Qualität mangelhaft sind, die Kosten liegen aber trotzdem bei ca 160 USD, wenn man die Tour von Chile aus macht (1/3 wenn von Bolivien aus). Auf dem Touristenbüro trafen wir dann auch zwei deutsche Mädels, die so eine Tour gemacht haben und deren Rad gebrochen ist am Wagen, sodass sich das ganze Auto überschlagen hat. Es war vielleicht ein Wunder, dass bis auf ein paar Kratzer und blaue Flecken nichts passiert ist, aber da wird man ja nicht gerade zuversichtlicher. Von Bolivien aus ist die Tour vielleicht noch eher zu empfehlen, weil man schon von einer Höhe auf 3.600m kommt. Wenn man von San Pedro aus nach Bolivien fährt, macht man mit dem Auto innerhalb von 40 Minuten 2.100 Höhenmeter, also von 2.400 auf 4.500m, was ich als absolut krass bezeichnen würde. Doch auch dann ist man noch nicht ganz oben, es geht noch mal fast auf 5.000m und dann auf der anderen Seite wieder runter auf eine eisig kalte und sehr einfache Unterkunft auf 4.200. Wär ja alles zu verkraften, aber leider gibt es quasi keine Akklimatisierung auf der Strecke und das war mir dann schweren Herzens doch etwas zu heftig. Ich hab ja trotz der vielen Tage in San Pedro da schon immer noch nach Luft geschnappt auf 2.400 Metern. Wie geht es mir da erst in Bolivien, frage ich mich da schon und wir haben viel diskutiert, uns informiert und überlegt wie es am Besten geht. Infolgedessen haben wir unsere ganze Reiseroute umgeschmissen. Hat echt weh getan, wir haben uns ja so gut informiert und echt schon eine Route und Daten festgelegt und damit sehr sehr viel Arbeit investiert. Ich habe gelesen, dass über Peru nach Bolivien reinzukommen etwas humaner sein soll, was die Höhe betrifft, will heißen Akklimatisation ist eher möglich. Deshalb fahren wir jetzt erst mal weiter nach Norden nach Arica an die Küste an der peruanischen Grenze und machen dann von dort aus unseren Weg langsam ins Landesinnere und auf die Höhe.


Unser Fazit:


Küstenwüste: über Arica nach Peru

2011-04-02 to 2011-04-04

Über Reiseplanänderungen, eine Busfahrt mit 40 Kupferminenarbeitern, unsere Erfahrungen mit chilenischen Stränden und neuseeländischen Surfern in der trockensten Stadt mit den ältesten Mumien der Welt und wie wir mit einer chilenischen Diva im Collectivo nach Peru übersetzten.

Reiseplanänderung
Bolivien ist also erst mal nach hinten verschoben. Stattdessen wollen wir nun erst mal nach Peru. Von San Pedro aus buchten wir den Nachtbus nach Arica, an die chilenische Küste. Von der hatten wir immerhin auch noch nichts gesehen und von dort aus bietet es sich prima an, nach Peru zu springen, liegt die Stadt doch direkt an der peruanisch/chilenischen Grenze ganz im Norden. Unser Bus war in San Pedro noch ziemlich leer, füllte sich aber nach 1 ½ Stunden Fahrt in Calama angekommen bis auf den letzten Platz. Nun steht bei Calama ja die größte Kupfermine der Welt, dementsprechend füllte sich der Bus mit ca. 40 Minenarbeitern, die über’s Wochenende heim zu ihren Frauen fuhren. Der Testosteronspiegel des Busses stieg um gefühlte 1000% und mit ihm machte sich eine Duftmischung aus Männerparfum und kaltem Rauch breit (noch). Während der insgesamt noch über 9 Stunden dauernden Fahrt, auf der der Bus unverständlicherweise geheizt wurde, verwandelte sich dieser unter Beimischung von Schlafgeschmack und Männerschweiß zu einem Geruch, der kaum noch auszuhalten war. Lüftung? Fenster öffnen? Fehlanzeige!


Arica – trockenste Stadt der Welt
Morgens um sechs kamen wir total erschlagen im Dunkeln in Arica an. Wir wollten versuchen ein Taxi-Collectivo zu bekommen, das sind einfach Taxis, die eine bestimmte Strecke fahren, mit einem Schild auf dem Dach versehen sind, damit man gleich sieht, welche und hier pro Person und Fahrt zwischen 60 Cent und 2 Euro kosten. So eins bekamen wir dann auch, nachdem wir die normalen Taxifahrer, die uns schon seit dem Ausgang vom Busbahnhof belauerten, abschüttelten. Der Collectivo Taxifahrer fuhr uns dann sogar abseits seiner Strecke bis vor das Arica Surf Hostel, nicht ohne aber dafür den Preis für ein normales Taxi zu verlangen. Ha ha… ist doch hier gehopst wie gesprungen. Im Hostel bekamen wir glücklicherweise sogar schon morgens um halb 7 das Zimmer, so konnten wir wenigstens (unter viel besseren Luftbedingungen) noch ein paar Stündchen verpassten Nachbusschlaf nachholen.


Arica, die 200.000 Einwohnerstadt an der chilenischen Küste, die auch die Stadt des ewigen Frühlings genannt wird, hat uns dann nicht so wahnsinnig vom Hocker gehauen. Teile der Stadt sind ziemlich arm und dreckig und auch die Innenstadt hat außer einer Fußgängerzone und einer von Eiffel gebauten Kirche und dem Zollamt, beides in Frankreich produziert und dann hierher verschifft, nicht viel zu bieten. Der Hafen ist voller Schiffe und Container. Und wegen der Strände, die alle ca. 3-6km ausserhalb der Stadt liegen und mit dem Bus zu erreichen sind, braucht man hier auch nicht herzukommen: die sind meistens nicht ganz sauber aber vor allem ist das Wasser sowas von kalt, also das waren schon wirklich neuseeländische Verhältnisse. Vielleicht haben wir deshalb in unserem Hostel so viele Neuseeländische Surfer getroffen?! Bidu hat sich kurz mal noch überlegt, surfen zu gehen, aber nachdem er seine Zehen ins Meer getaucht hat und beinahe Frostbeulen hatte, doch noch mal umentschieden. (eine weise Entscheidung meiner Meinung nach) :-)


Die ältesten Mumien der Welt
Das wirklich Krasse an Arica ist ihre Umgebung. Die Stadt steht in der sogenannten Küstenwüste. Schon das Wort kommt einem komisch vor (noch nie gehört?!), doch wenn man vom Strand aus ins Landesinnere blickt, sieht man nur Sanddünen und trockene Berge – ein wahnsinniges Bild und Arica damit die trockenste Stadt der Welt. Auch sonst kann Arica mit Superlativen aufwarten, hat man doch dort die mit 6000 Jahren ältesten Mumien der Welt gefunden, die unter den trockenen Bedingungen wunderbar in einer Art Schlammpackung konserviert wurden. Die Mumien und Geschichte der Gegend von den Anden bis an die Küste und ihre Einflüsse von Tiwanaku und den Inka kann man in einem Museum, das 12km von der Stadt entfernt ist, anschauen. Hin und zurück ging’s mal wieder mit dem Taxi Collectivo, eine interessante Fahrt durch unerwartet viel Grün, bauen doch die Leute in dem Tal Olivenbäume an.


Unterwegs im chilenischen Supermarkt
Wir beschlossen noch eine Nacht länger in Arica zu bleiben, da es ein Wochenende war und wir nicht genau wussten, ob die Grenze nach Peru sonntags genauso offen hat wie unter der Woche. Zeit, um selbst Gulasch mit Nudeln und Brokkoli zu kochen (sonntags abends haben hier aber auch alle Restaurants zu) und nochmal eine gute Flasche chilenischen Carmenere Merlot zu trinken. Wir fanden einen riesigen Supermarkt, in dem ich mich hätte Stunden herumtreiben können (hätte mein Mann nicht langsam Hunger gehabt und auf Kochen gedrängt). :-)

Teilweise dachte ich, ich stehe in einem deutschen Supermarkt. Da gab es eingelegte Gurken von Kühne, Salatfix von Knorr, allerlei Kekse aus Deutschland, Rittersport, Haribo und vieles mehr. Ich hab sogar verschiedene Rührkuchen, importiert aus einer Stadt an der Ruhr, und Riegelein Schoko-Osterhasen entdeckt! Nur Nutella hab ich nicht gefunden. Und das obwohl mein Glas schon seit ein paar Tagen leer war. Wir sind durch den ganzen Laden gehirscht – erfolglos. Dann fragten wir einen Mitarbeiter aus Spanisch (der Mann konnte sonst nichts) aber jetzt erklär mal Schokoaufstrich auf Spanisch. Er hat uns dann zu den Schokokeksen geführt. Damit kamen wir der Sache aber immerhin näher, denn ganz in der Nähe stand einsam und verlassen ein Glas (seit langem, sonst waren es nämlich immer Plastikbecher) NUTELLA, die deutsche Schrift überklebt mit spanischen Inhaltsangaben. Der Mann, dem Nutella bis dahin unbekannt war, hatte was gelernt, ich mein Nutella und Bidu seinen Frieden. :-)


Grenzübertritt nach Peru
Am Morgen stand dann der Grenzübertritt an. Mit dem Taxi ging’s zum Collectivo Bahnhof. Dort kamen wir mit unseren Rucksäcken rein und schon waren wir umzingelt von Fahrern, die uns für knappe 4 Euro die 60km über die Grenze nach Tacna in Peru bringen wollten. Wir entschieden uns für die blonde ca. 58 Jahre alte chilenische Mutti mit ihrem 6 sitzigen weißen Ford Taurus, gefolgt von zwei schottischen Backpackerinnen, sodass die chilenische Mutti nochmal los laufen musste, um einen weiteren Mitfahrer zu finden und ihren Wagen voll zu kriegen. Nach ein paar Minuten kam die Mutti, die eine Stimme hatte, als hätte sich jahrelang geraucht (und auch die Falten im Gesicht dazu) zurück, hatte einen peruanisch aussehenden Chilenen im Schlepptau und die Fahrt konnte losgehen. Dachten wir. Nach 50m immer noch auf dem Gelände des „Terminals“ hielt die chilenische Mutti, die von den Schottinnen nachdem sie ausgestiegen war, ziemlich treffend als Diva bezeichnet wurde, plötzlich wieder an und rannte mit all unseren Pässen davon. Es folgten ein paar lustige Sprüche ("ob sie wohl je mit unseren Pässen wieder kommt?"). Doch sie kam zurück und hatte schon mal alle Einreiseformulare für Peru zu fragen ausgefüllt. Wohlgemerkt, ohne nach den genauen Daten zu fragen, die eben nicht im Pass stehen (wie z.B. dem Familienstand) und so waren Bidu und ich jetzt wieder Singles. :-) Dann ging es endlich los: durch endlosen Wüstensand, der nur von tausenden von Plastikflaschen durchzogen war (traurig, traurig!) Richtung chilenische Ausreise: Stempel drauf, ab dafür. Klappte alles prima. Die Mutti trieb uns an und schob uns durch die Grenze, das war nicht mehr nett. Das hier war keine Sonntagsfahrt, sondern Geldverdienen. Wir hatten gelesen man darf keine Früchte und kein Essen über die Grenze nehmen. Nach unseren Erfahrungen in Argentinien liessen wir es aber drauf ankommen. Die peruanischen Grenzbeamten waren dann aber so was von desinteressiert, unser Gepäck lief durch den Scanner und keiner sagte ein Wort. Juhu! In Tacna angekommen, wollte die chilenische Diva dann plötzlich einen knappen Euro mehr pro Person als abgemacht, doch wir stritten nicht, hat sie uns doch sauber und schnittig über die Grenze gebracht. Bienvenidos a Peru!

Unser Fazit:


Arequipa - weiße Stadt inmitten von schneebedeckten Vulkanen

2011-04-05 to 2011-04-07

Wie wir die weiße Stadt erkundeten, alles über Inka-Eismumien erfuhren, auf einer deutsch-peruanischen Party tanzten, durch ein absolut imposantes Kloster spazierten, uns fast an Andenfondue verschluckten und uns im Taxi fast in die Hose machten.

Mit dem Bus nach Arequipa
In Tacna erwartete uns erst mal eine 2 stündige Zeitverschiebung. Das hieß für uns dann leider mehr als 4 Stunden warten, bis unser Bus nach Arequipa fährt. Zeit, die wir nutzten, um unser chilenisches Geld los zu werden und um uns etwas in Peru einzulesen. Dann endlich hieß es Gepäck einchecken und einsteigen, doch halt! Habt ihr die Abfahrtssteuer bezahlt? Hä? Ach ja, da war doch was, haben wir mal gelesen. Hier darf man erst mit dem Bus abfahren, wenn man 1-2 Sol (weniger als ein Franken) bezahlt hat, können wir uns schon mal dran gewöhnen, ist in ganz Peru üblich. Gewöhnen müssen wir uns auch an die neue Währung. Angesichts der Tatsache, dass wir in den letzten 3 Wochen 4 Währungen hatten, keine leichte Sache. Hinzu kommt, dass wir angefangen haben in USD zu denken und dann rutschen wir doch wieder in Euro ab oder Schweizer Franken, ach herje – ganz schön kompliziert, aber wir sind ja beide alte Finanzhasen, also schlussendlich doch kein Problem. Sol also. Schon lustig, in Mexiko haben wir das noch getrunken und hier bezahlen wir damit. :-)


Es folgten 6 Stunden interessanter (Tages-)Fahrt durch noch mehr wüste Landschaft, auf relativ gute Straßen mit endlosen Kurven, die uns nur so in unseren VIP Ledersitzen herumwarfen (Mann, war mir schlecht!) Die haben wir für nur 11 Euro (oder 14 Franken) ergattert, und davon gab’s nur so an die 10 Stück in diesem Bus. Dafür sitzt man dann fast wie in der Business Class. Hat uns umgehauen, dass es überhaupt solche Busse in Peru gibt. Die Busgesellschaft Cruz del Sur (ja, mal wieder das geliebte Kreuz des Südens!) ist aber auch der Rolls Royce unter den Busgesellschaften hier. Wenn es Empfang gibt, haben die sogar Internet in den Bussen.

Taxi fahren in Peru – eine Frage des Vertrauens
Um acht Uhr abends in Arequipa stand uns dann nochmal Stress bevor. Hier, sowie in den Städten Cusco und Lima ist es ganz besonders schlimm mit dem sog. Expresskidnapping, also der Entführung durch einen Taxifahrer bis zum nächsten Geldautomaten. Es gibt hier sogar Räuber, die Taxis für einen Tag mieten, nur um Touristen auszurauben. Sehr beruhigend. Wir kamen also im Busterminal an und fragten mal nach einem sicheren Taxi (die Leute können einem ja alles erzählen). Draußen trafen wir auf einen älteren Mann (ich würde sagen vom Typ her Lehrer, der sich noch was dazu verdient oder nicht im Beruf arbeitet). Aber trauen wollte ich ihm deshalb trotzdem nicht sofort. Nichtsdestotrotz stiegen wir in sein Taxi und wurden skeptisch als er sagte, die Fahrt sollte 15 Minuten dauern (das Hostel, in dem wir wohnen wollten, sagte uns 5 Minuten). Bidu und ich schauten uns zweifelnd an. Dann fuhren wir in eine dunkle Gasse und der Fahrer verriegelte plötzlich die Türen. Jetzt waren wir doch langsam etwas verunsichert, die Gegend schaute nämlich ganz schön abgefuckt aus. Der Fahrer aber bemerkte unsere Verunsicherung und beruhigte uns, indem er sagte, das Ganze sei zu unserer Sicherheit, damit wir hier nicht überfallen werden. Ok, wir waren hier definitiv in einem anderen Land… zu unserer beider Beruhigung landeten wir nur ein paar Minuten später vor unserem Hotel, der Fahrer gab uns noch unzählige (Sicherheits)Tipps mit auf den Weg und wir waren dankbar, dass er uns nicht überfallen wollte. Sollte uns noch öfter so gehen.


Unser Hostel wurde uns von Heidi, die wir in Argentinien kennengelernt haben, empfohlen und war sein Geld wert. Es hatte einen riesigen Garten, in dem man prima sonnen, faulenzen oder lesen konnte. Und wenn man Glück hatte, traf man auf die Schildkröte, die hier lebte und konnte sie mit Bananen füttern.

Arequipa – die weiße Stadt
Arequipa liegt auf 2.300m Höhe und eignet sich damit ideal für einen Akklimatisierungsstart. Um die knapp 1 Mio Einwohnerstadt herum liegen ein paar ziemlich hohe im Moment sogar schneebedeckte Vulkane, wie der 5.822 m hohen kegelförmige aktive Misti, der 6.057 m hohe Chachani und der Pichu Pichu. Die kann man von vielen Stellen in der Stadt sehen (wenn sie nicht gerade meist nachmittags in Wolken liegen). Nicht nur das verleiht der Stadt eine tolle Atmosphäre. Arequipa, das auch „die weiße Stadt“ genannt wird und im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde, besitzt viele Gebäude aus vulkanischem weißen Sillargestein und auch sonst viele gut erhaltene tolle koloniale Häuser und einen schönen Plaza des Armas, wie die Hauptplätze hier in Peru auch genannt werden.

Die Eisprinzessin Juanita
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die sogenannte Eisprinzessin oder Juanita, wie sie auch genannt wird im Museo Santuarios Andinos. Archäologen fanden 1995 am Gipfel des Vulkans Ampato die Mumie einer jungen Inkafrau, der man den Namen Juanita gab. Seit Abschluss der wissenschaftlichen Untersuchungen hat jeder Museumsbesucher Zugang zu der sehr gut erhaltenen Mumie, die mit all ihrer Kleidung in einer gläsernen Vitrine tiefgekühlt gehalten wird. Leider ist Juanita von Januar bis April in der Tiefkühlkammer, es wird aber eine andere Eismumie gezeigt, denn die Inka haben viele Jungs und Mädchen auf den Spitzen der umliegenden Vulkane geopfert, um die Vulkane, in denen sie Götter sahen, zu besänftigen (was ihnen leider angesichts der vielen Erdbeben und Vulkanausbrüche nicht gelang.) Die meist Jugendlichen marschierten in tagelanger Prozession auf die Fünf- bis Sechstausender und wurden oben unter Drogeneinfluss mit einem gezielten Schlag auf die Schläfe getötet und dann mit vielen Grabbeigaben, die auch im Museum ausgestellt sind, begraben. Der Besuch, von einer Studentin auf Trinkgeldbasis geführt, war sehr interessant, auch wenn Juanita gerade nicht ausgestellt war.

Kloster Santa Catalina
Sehen sollte man in  Arequipa das Kloster Santa Catalina, eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Südperus. Die Klosteranlage wurde 1579 von einer wohlhabenden Witwe gegründet. Für das Kloster ummauerte man kurzerhand ein 20.000m² großen Teil der Stadt und begründete damit eine autarke Siedlung, die bis vor wenigen Jahrzehnten von der Außenwelt isoliert war. Durch die fast 400 Jahre dauernde Abgeschlossenheit hat sich ein komplettes Städtchen mit maurischer Architektur erhalten. Ursprünglich war das Kloster ein Internat für die Töchter reicher spanischer Familien, die im Kloster ihr von Kindheit an recht nobles Leben weiterführten. Deshalb beherbergte Santa Catalina bis zu 150 Nonnen, die das Kloster niemals mehr verlassen durften, und 300 Bedienstete, die sich um sie kümmerten. 1970 wurde das Kloster dann auf Initiative der noch verbliebenen Nonnen restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es leben wohl immer noch Nonnen im Seitenflügel des Klosters. Der Eintritt in die Anlage ist für peruanische Verhältnisse von ca. 11 Franken oder fast 9 Euro doch relativ teuer, war aber, nachdem wir lange überlegt haben, eine gute Investition, denn durch das riesige Gelände zu schlendern war sehr interessant.

Pour Elise oder die Müllabfuhr von Arequipa
Fahrende Straßenhändler kennen wir ja schon von Mexiko. Speziell von unserer Zeit aus Merida, wo wir gezwungenermaßen zwei Wochen verbringen mussten, wissen wir, dass den Tag über Händler auf Rädern mit Auflage, umgebauten Kinderwägen, richtigen Handelswagen, alten VW Golfs und kleinen Lastwägen mit ihrem jeweils ganz eigenen Sound in Form einer Hupe, Tröte, Pfeife, Musik oder durch ein Megaphon gedröhntes Geschrei ihre Fahrt am Haus vorbei ankündigen, damit man vor die Tür kommt, um ihr Wasser in 20l Kanistern, Brot, selbstgemachtes Straßenfood, Eis, Melonen usw. abzukaufen. In Arequipa hörten wir beide in der Nähe unseres Hostels Beethovens „Pour Elise“ auf der Flöte gespielt. Mein erster Gedanke war da nicht Straßenhändler, sondern Touristenunterhalter. Allerdings hörten wir den exakt gleichen Sound dann ca. 1 ½km entfernt und ich fragte Bidu noch: „sag mal, werden wir von dem verfolgt, oder was?“ Aber nein, des Rätsels Lösung bog mit ohrenbetäubendem Pour Elise Flötenmusik um die Ecke: es war die Müllabfuhr! Wir mussten ganz schön lachen. Inzwischen sind wir wirklich mehr als genervt von Pour Elise, weil man es den ganzen Tag irgendwo hört. Schön, dass es nicht nur uns so geht, denn im Blog einer Neuseeländerin haben wir die gleichen Sätze gelesen. Wie geht es da nur den Leuten, die hier WOHNEN? :-)

Fondue in Arequipa oder wie es uns zwei Tage lang den Magen zuklebte
Eines Abends wollten wir dann mal wieder was essen gehen. Bisher sind wir ja vom peruanischen Essen nicht gerade begeistert. Zumindest werde ich, seit wir in Peru sind, nur noch selten zu dem verhassten Koriander genötigt (wie in Chile und Mexiko), gegrilltes Hähnchen gibt’s auch hier (das geht immer und schmeckt meistens gleich). Und die Spezialität gegrilltes Meerschweinchen heben wir uns noch für später auf. Auf dem Weg zu einem uns empfohlenen Restaurants, das aber eigentlich schon wieder unseren Finanzrahmen sprengen würde, liefen wir an einem Schild vorbei „Fondue für zwei“ für nur umgerechnet 9 Franken oder 7 Euro. Wir schlugen zu, denn drinnen stand schon richtig tolles Fonduegeschirr. Versprochen wurde uns eine Mischung aus Andenkäse und Gryuere, das was dann auf den Tisch kam, sah eher aus wie ausgelutschter Kaugummi und war von der Konsistenz her noch schlimmer. Auch nachdem sie es uns nochmal aufgewärmt haben, der Käse wurde spätestens im Hals so fest, dass wir uns mehrfach verschluckten. Ihr hättet Bidus Gesicht sehen sollen! Und dann fragt ihn der Kerl hinter der Theke auch noch (war übrigens ein Engländer, vielleicht hätten wir vorher fragen sollen, ob er wirklich Schweizer Fondue kann), ob es gut sei. Ich hab bittere Tränen gelacht. :-)


Deutsch-Peruanische Party in Arequipa
In Arequipa haben wir dann auch Heidi wieder getroffen, die die Stadt, in der sie eine Weile gelebt hat, spontan in ihre Reise eingebaut hat. Heidi wohnte bei Freunden und zu denen hat sie uns dann am Samstag Abend auch eingeladen. Mit dem Taxi fuhren wir in die Wohngegend, wo uns schon auf der Straße beim Aussteigen deutsch entgegenkam. Drinnen lernten wir dann alle kennen: wir waren ganze zwei Peruaner, acht Deutsche und ein einsamer Schweizer (Bidu, der mal wieder hochdeutsch reden musste). Party Food in Form von leckeren Pizzabrötchen, massig Bier und Pisco satt, sowie lateinamerikanisches Musik, dass die Lautsprecher knackten, formten die Basis der Party, die netten Leute den Rest. Leider waren wir beide saumässig müde, da wir schon seit 4:30 auf den Beinen waren. Zu einem Tänzchen im heimischen Esszimmer ließen wir uns dann doch noch hinreißen und fuhren erst nach Mitternacht mit dem (wie uns versichert wurde) einzig sicheren Taxi (Gott sei Dank), das wir uns wie in guten alten Jugendzeiten mit drei anderen Deutschen zu viert auf der Rückbank teilten, zurück in unser Hostel.


Unser Fazit:

 

 

 


Der zweittiefste Canyon der Welt: Ausflug in den Colca Cañon

2011-04-08 to 2011-04-09

Lest hier wir im Colca Canon mit den Einheimischen tanzen mussten, wie ein Duzend Kondore über unsere Köpfe flog, wie wir unseren vorläufigen Höhepunkt von 4910 Höhenmeter erklommen, dabei soviel Coca kauten, dass uns fast davon schlecht wurde, und wie Stef dort ein paar Peruanern zeigte, wie man einen Schneemann baut.

Hin und Her in Arequipa

Von Arequipa aus entschlossen wir uns eine 2-3 Tagestour in den Colca Canyon zu machen. Das hört sich jetzt einfacher an, als die Entscheidung tatsächlich war. Nicht nur gilt es zwischen duzenden von mehr oder weniger guten Agenturen auszuwählen, die eine Preisspanne von 28 bis 165 Euro haben, sondern es stellte sich auch die Frage ob überhaupt eine Tour oder lieber doch auf eigene Faust. Das war uns dann doch am liebsten und so fuhren wir mit gepackten Tagesrucksäcken zum Busbahnhof, von wo aus die 6-7 stündigen Busse nach Cabanaconde im Colcatal gehen. Die Strecke dorthin ist wahrlich nicht so ohne, nicht nur geht es kontinuierlich nach oben (von 2300m auf über 4900m), sondern vor allem danach ziemlich krass steil und kurvig nach unten bis auf um die 3000m und das auf Straßen, die Peru nicht gerade alle Ehre machen. Als ich die Busse sah, die dorthin fuhren und gerade vollgepackt mit Peruanern wurden, hatte ich kein gutes Gefühl. Das Auswärtige Amt schreibt ja nicht umsonst, man solle in Peru lieber keine Überlandbusse benutzen. Und wenn es das schreibt, dann bin ich mir sicher, meint es genau solche. Damit war klar, wir müssen doch eine Tour machen, wenn wir den Colca Canyon noch sehen wollen, da uns zudem langsam die Zeit davon rannte. Wir entschieden uns spontan für die, die im Hotel angeboten wurde und am günstigsten war und es sollte schon am nächsten Morgen losgehen.

Von 2.300m auf 4.900m - mal eben mit dem Bus

Ein kleiner Bus holte uns ab, doch bis wir alle anderen Teilnehmer in Arequipas Stadtzentrum eingesammelt hatten, war schon mal die erste Stunde rum und wir legten einen Pipi und Cocaprodukteeinkaufsstopp ein. Dann ging es kontinuierlich bergauf, nach ca. 1200 Höhenmetern (also irgendwann auf 3.500) kotzte die Erste im Bus. Wir hielten auf 3.800, bestaunten die unter Naturschutz stehenden Vikunjas und/oder nutzen den kurzen Stopp für eine biologische Pause hinter den großen Steinen, denn wenn man so Höhe macht, dann drückt das also ganz schön ordentlich auf die Blase. Eine halbe Stunde später hielten wir an einem Touristenstopp, wo Cocatee, allerlei Knabberzeug, Webereien und Gestricktes und Tee mit 3 Pflanzen (Cochamama, Munja und Coca) verkauft wurden. Letzteren empfahl uns unser Guide für die Weitereise, da wir uns noch mal 1000 Höhenmeter steigern sollten. Natürlich haute ich mir den Tee rein (schmeckte sogar ganz ok). Bidu vertraute weiterhin auf seine Cocablätter, die er sich kontinuierlich seit der Losfahrt in Arequipa in die Backen stopfte. (nicht so meins, ich stehe da mehr auf Coca in Bonbonform, das gibts hier auch.) Machte unser Busfahrer übrigens auch, konnte also nicht so verkehrt sein.

Dann fuhren wir weiter, wir stiegen und stiegen. Hinter jeder Kurve dachte ich, dass muss doch jetzt langsam der höchste Punkt sein. Langsam ging schon der Atem schneller, ich hatte ein leichtes drücken auf dem Kopf und vor allem knackste es die ganze Zeit in meinen Ohren (und ich konnte nix dagegen tun). Nach einer guten Stunde wurde ich endlich erlöst, wir hielten beim Mirador des Volcanes, einem Aussichtspunkt, von dem aus sich die Kordilleren am ganzen Horizont ausbreiten. Die sind im Moment schneebedeckt, weil grad Regenzeit war, und das gibt dem Ganzen noch einen viel imposanteren Touch. Hier hat dann übrigens die Zweite aus dem Bus wegen der Höhe gekotzt.Dort oben war es schon zu Inkazeiten üblich Pachamama ein Opfer zu bringen. Nein, nicht in flüssiger Form wie die Holländerin. :-) Sondern indem wir einen Steinturm bauten und ein paar Cocablätter da ließen (die Bidu nur widerwillig rausrückte). :-)

Chivay

Danach ging es wie vermutet supersteil den Berg hinunter bis nach Chivay, der Bus wich immer mal wieder den riesigen Felsbrocken und/oder Erdrutschhaufen aus, die es auf die Straße geschafft haben. An einem Aussichtspunkt warteten schon die einheimischen Frauen und Kinder in ihren für das Colcatal ganz besonderen (und schönen) Trachten, um entweder für ein Foto zu posieren (für Geld versteht sich) oder ihre tollen Stickereien zu verkaufen. Eine Situation, die sich in den nächsten Tagen noch oft wiederholen sollte. Nach einem wirklich leckeren Lunchbuffet, wo es Alpacca und sonstige lokale Spezialitäten gab (immer noch kein Meerschweinchen), machten wir uns auf zu den heißen Quellen im Ort, wo ein kleines Thermalbad drumherum gebaut wurde. Ich kann euch sagen, auf 3700m in heißen Quellen zu baden, das ist schon was: da dreht sich der Kreislauf im Kreis. Halleluja! Ich hab Bidu deshalb lieber im Wasser sitzen lassen und bin allein noch ein bisschen durch die Gegend gewandert, bevor es langsam anfing zu regnen und die ganze Nacht regnen sollte. Direkt neben den heißen Quellen gibt es schon Inkaterrassen, also Terrassen, die schon seit den Inkazeiten anlegt wurden, um in dem Tal Landwirtschaft zu betreiben. Das Colcatal ist berühmt dafür und liefert wunderschöne Bilder mit dem Colcafluss, den Inkaterrassen links und rechts davon und den schneebedeckten Bergen dahinter.

Peña - Tanzabend mit den Einheimischen

Am Abend dann ein weiteres Highlight. Zusammen mit ein paar Leuten von unserer Gruppe besuchten wir eine Peña, eine Art Musik- und Tanzshow, in einem Restaurant. Das Essen war nicht so prickelnd, die Show umso mehr. Eine ganze Truppe Peruaner spielte auf Gitarre, Trommeln, einer kleinen Gitarre, ähnlich einer Ukulele, Blockflöten und zwei riesigen (und damit meinen wir eine Länge von über einem Meter!!!) Panflöten. Die Jungs mussten vielleicht pusten, um aus den langen Panflöten Töne rauszukriegen. Dazu kamen zwei junge Peruaner, Junge und Mädel, die in den verschiedenen Trachten die lokalen Tänze dazu tanzten. Bidu hatte schon den ganzen Tag den Mund weit aufgerissen, und so wurde er gleich beim ersten Tanz von der jungen Dame zum Tanz aufgefordert. Ringelreihen und Umschwünge auf 3.700 Höhenmetern – da wird’s dir ganz schön dusselig. Kann ich aus Erfahrung sagen, denn ein paar Lieder später war ich auch dran und zwar beim wie ich ihn nenne "Sadomasotanz", den echten Namen auf Quechua hab ich schon wieder vergessen. Mann und Frau tanzen, einer von beiden tut so als würde er von einem vergifteten Apfel essen und sinkt zu Boden und legt sich dort auf den Rücken (in meinem Fall ich). Der junge Kerl hat dann so einen aus Wolle gestrickten Bommel am Seil in der Hand, mit dem er erst ein paar Mal auf den Boden schlägt (das fetzt!) und das Ding dann auf die Oberschenkel der Frau haut (autsch!). Ich dachte der spinnt, als er tatsächlich zugehauen hat. Nach ein paar Schlägen hilft der Mann der Frau wieder auf und schmeißt sie sich über die Schulter und dreht sich mit ihr auf der Schulter im Kreis. Auch das hat er gemacht. Der arme Peruanerjunge, ich dachte erst, der bricht unter mir zusammen, aber dann dachte, naja, soll er ruhig auch ein bisschen leiden, schließlich hab ich ja die Schläge abgekriegt. :-)


Nach diesem lustigen Abend ging es früh ins Bett, denn am nächsten Morgen mussten wir schon wieder um halb 5 aufstehen. Ein kurzes Frühstück später waren wir auf dem Weg Richtung dem berühmten Aussichtspunkt Cruz del Condor, dem Ort im Tal, wo der Canyon am tiefsten und engsten ist und wo man deshalb – wenn man Glück hat – Kondore sehen kann. Hab ich ja noch gar nicht erwähnt, dass der Colca Canyon der zweittiefste der Welt ist! Der tiefste ist Cotuahasi aber der liegt nochmal 11 Stunden weg und ist nur ca. 160m tiefer. Der Colca Canyon ist, je nachdem ob man vom höchsten Berggipfel nahe der Schlucht aus bis zum Fluss misst oder vom Rand der Schlucht, 3.269 m bzw. 1.200 m tief. Der Grand Canyon dagegen ist (nur) etwa 1.800 m tief (und hat uns ja letzten Oktober nicht so vom Hocker gehauen). Der Colca Cañon dagegen schon.
Kondore im Colca Cañon

Um die Kondore hier zu sehen, braucht man schon ein bisschen Glück. Im ganzen Colcatal leben nämlich geschätzt nur an die fünfzig Stück und das Tal ist groß, die können sich überall herumtreiben. Doch wir hatten mal wieder Glück. Noch bevor wir überhaupt das Cruz del Condor erreicht haben, sahen wir die ersten fünf. Dort angekommen, positionierten wir uns abseits der Masse und warteten. Bis plötzlich sechs bis acht Kondore, die eine Spannweite von bis zu drei Metern, haben über unseren Köpfen flogen. Einfach nur magisch, wie sich die Kondore majestätisch durch die Luft erheben. Nicht mehr so sehr, wenn man weiß, dass Kondore zur Familie der Geier gehören und sich von Aas ernähren. Dass sie den Geiern auch ziemlich ähnlich sehen, sieht man dann auch nur durch ein Fernglas oder Zoomobjektiv. Gut! Jetzt wissen wir wenigstens wieder, warum wir das schwere Zoomobjektiv seit 9 Monate mit uns rumtragen… Nachdem sich die Kondore wieder verzogen haben (sind meist nur frühmorgens oder abends unterwegs), stand eine kleine Wanderung am Rand des Canyons entlang an. Dabei lernten wir verschiedene Kräuter aus den Anden kennen und sahen jede Menge Kaktusse, was wir für die Höhenlage und Feuchtigkeit nicht erwartet hätten. Eine super Landschaft, wir waren bezaubert. Ab und zu mussten wir den fast 2cm großen Eselsfliegen entwischen, die anstatt die Esel versuchten uns zu stechen. Lästige Viecher, aber nach den Pferdebremsen in Kanada und den Sandfliegen in Neuseeland kann uns nix mehr schocken.


Weitere Stopps auf der inzwischen ungeteerten mehr oder weniger einspurigen Straße am Rand der Schlucht gab es in verschiedenen Dörfchen im Tal, wo es neben Erlösung bringenden Toiletten auch jede Menge Einheimische gab, die sich sobald der Bus anhielt und wir ausstiegen wahlweise mit ihren Lamas, Baby-Alpaccas und Adlern (jawohl, gezähmten Adlern) in ihren Trachten positionierten und auf ein Foto wollten. Selbst eine kleine geschäftstüchtige Fünfjährige war dabei, die die Touristen gezielt ansprach und sich für ein wie sie selbst sagte „Propinita“, also Trinkgeldchen fotografieren lassen wollte. Auch Händler gab es zuhauf und dazu stellte sich jeweils vor der Abfahrt in den verschiedenen Dörfern ein bettelnder Mann vor die Bustür und hielt die Hand auf, sodass jeder der vorbeiging etwas geben sollte. Hat aber keiner gemacht. Schon krass, wie hier alles touristisch ausgeschlachtet ist, aber die Leute in den Dörfern hier sind halt schon ziemlich arm und wenn man etwas dafür bekommt (Souvenirs oder schöne Fotos) dann darf man ja auch ruhig was geben. In Mexiko haben wir mal erlebt, dass ein Mann einer Händlerin auf der Straße Geld gegeben hat, ohne was zu kaufen, nur damit sie ihn in Ruhe lässt. So krass haben wir es hier nicht erlebt. Die Leute waren freundlich und boten ihre Sachen an, ohne aufdringlich zu sein.

Ein Schneemann auf 4.900m

Nach einem weiteren typischen Mittagessen, das dieses Mal leider nicht so prickelnd war, ging es zurück nach Arequipa, schließlich stand uns dafür noch ein bisschen Fahrt bevor und vor allem wieder Höhenmeter. Zurück ging’s nämlich auf dem gleichen Weg wie wir hergekommen sind. Dadurch dass es die letzte Nacht fast nur geregnet hatte, waren schon morgens die umliegenden Berge wie mit Puderzucker bestaubt, sofern sie nicht eh noch schneebedeckt waren. Aber an dem Punkt, wo wir am Vortag noch inmitten einer Steinwüste auf 4.900m standen, war jetzt alles weiß und voller Schnee. Wieder mal hatten wir Glück und bekamen eine kleine Zusatzattraktion: eine Schneeballschlacht auf fast 5000m (unter akutem Schwindelgefühl und Sauerstoffknappheit). Das hab ich dann auch lieber den Jungs überlassen und mit einem Peruaner aus Lima (wie heißen die dann eigentlich: Limesen? Limaner?) zusammen einen Schneemann gebaut. Dem sind fast die Augen rausgefallen, als ich mir ein paar Steine geschnappt hab, und dem Schneemann ein Gesicht gegeben hab. Da hat er doch gleich seine beiden Kollegen dazu geholt und die hatten auch Mords die Freude. Ich weiß nicht, ob die noch nie einen Schneemann gesehen haben, oder ob ich hier als Entwicklungshelferin unterwegs war, aber danach gab erst mal ein Fotoshooting, denn jeder wollte ein Bild mit dem Schneemann und mir. Dabei sah der noch nicht mal gut aus, wobei… für 5000 Höhenmeter unter Schnappatmung, Zeitdruck und Schwindelgefühlen war das Ding schon fast überragend. :-) Ich glaube wir alle waren froh, als der Bus dann endlich weiterfuhr (der halbe Bus keuchte) und wir an Höhe verloren um gegen frühen Abend in Arequipa einzutreffen.


Unser Fazit:

 


Machu Picchu - die geheimnisvolle Stadt der Inkas

2011-04-11 to 2011-04-13

Wie wir Machu Picchu, die geheimnisvolle Stadt der Inkas im Dschungel erkundeten, den Huayna Picchu erkletterten, unsere ersten Bergviscachas sahen und wegen einem Erdrutsch im Urubambatal stecken blieben.

Am 12. April war es dann endlich soweit. Einer unserer Reisehöhepunkte stand vor der Tür: Machu Picchu, wahrscheinlich bekannteste Attraktion Südamerikas und damit Highlight jeder Südamerika-Reise. Ausgangspunkt für Machu Picchu ist die ehemalige Inkahauptstadt Cusco, oder auch Nabel der Welt, wie sie von den Inkas genannt wurde. Um nach Machu Picchu zu gelangen, muss man früher oder später den Zug nehmen (sofern man nicht auf dem über 6 Monate im Voraus ausgebuchten und total überlaufenen Inkatrail in 3 ½ Tagen hin wandert).


Leider ist man den Preisen für die Zugfahrt völlig ausgeliefert, falls man nicht einen etwas komplexeren Weg über den Hintereingang ins Tal nimmt und eine 20 km Dschungelwanderung macht. Doch nicht nur die Eisenbahn ist teuer (im günstigsten Fall zwischen 70 und 100 Dollar PRO PERSON hin und zurück), sondern auch das Eintrittsticket nach Machu Picchu selbst (32 Euro oder 41 Franken für alle Ausländer), ebenso natürlich die Übernachtung in Aguas Calientes (die Zugfahrt zurück nach Cusco beträgt 4 Std) – man übernachtet also, wenn man nicht allzu viel Stress haben will. Überall wird hier Geld gemacht, es ist zum K…. Und wieder einmal, schon wie damals in Mexikos Yucatan, treffen wir vorwiegend auf Amerikaner, die diese Preise ohne mit der Wimper zu zucken bezahlen. Die fliegen normalerweise von Lima nach Cusco, machen schnell den Inkatrail und Machu Picchu und schon war es das mit den 10 Tagen Jahresurlaub. Die meisten, denen wir von unserem Trip erzählt haben, fielen aus allen Wolken.

Wir haben uns schon vorab informiert, viel gehört und gelesen, man könnte also sagen, wir waren mehr oder weniger auf diesen kostspieligen Zirkus eingestellt. Ich möchte auch nicht schreiben, es hat sich nicht gelohnt, denn von Cusco weg zu fahren, ohne Machu Picchu gesehen zu haben, das wäre nicht in die Tüte gekommen. Aber sagen wir es doch mal auf gutem altem Badisch: „es hatte ein Gschmäckle“.

So machten wir uns also nach einem ersten Erkundungs- und vor allem Entspannungstag in Cuzco auf ins heilige Tal, wie das Tal, das Richtung Machu Picchu führt, auch genannt wird. Den haben wir auch gebraucht, hatten wir doch eine 10 Stunden Nachtfahrt auf ungeteerten Straßen durchs peruanische Gebirge hinter uns. Ich denke im Nachhinein waren wir froh, dass es dunkel war und wir nicht gesehen haben, wo der Bus fährt. Bidu jedenfalls meinte, es hätte ihn auf keiner Busfahrt in Asien je so durchgeschüttelt. Ich fühlte mich spontan an unsere Hinterlandstraßen in Neuseeland erinnert. Auch an die Höhe mussten wir uns erst mal gewöhnen, waren wir doch knappe 1000m höher als noch in Arequipa. Läuft man ein Stockwerk nach oben hechelt man wie ein Hund, kein Witz!


Mit dem Collectivo und vielen Einheimischen gings am nächsten Morgen in 2 Stunden Fahrt von Cusco auf 3.300m ans Ende des sogenannten heiligen Tals, wo die Straße aufhört, in Ollantaytambo auf 2.800m. Dort steht auch eine sehr imposante Inkaanlage, die wir uns natürlich angesehen haben. Außerdem ist das Städtchen seit Inkazeiten nahezu unverändert. So müssen also die Inkadörfer ausgesehen haben! Es gab sogar Bächle – fast wie in Freiburg. :-)  Nach der Besteigung der Ruinen am Berghang (lechz) fanden wir oben auf dem Berg einen Kaktus mit Kaktusfeigen. Wir dachten, haja, nehmen wir eine mit – quasi als Wegzehrung. Na herzlichen Glückwunsch, die Dinger haben Stacheln dran, die sind ja sowas von gemein. Ich hatte beide Hände voll von den miesen kleinen dünnen Dingern, die mir überall in der Haut steckten und war natürlich erst mal am jammern. Und Bidu hat sich natürlich einen abgelacht. Bevor wir die Ruinen hinabklettern konnten, musste er mir dann erst mal helfen die Stacheln rauszuholen. Nicht lustig. :-)


Nach dieser kleinen Mistaktion, über die wir bald danach beide lachen konnten, bestiegen wir also den Zug nach Aguas Calientes. Dabei legte ich mich dann noch mit der Schnepfe von Zugbegleiterin an, die meinte mich (und nur mich, obwohl hinter mir noch 15 weitere Leute standen) anpampen zu müssen, dass ICH falsch angestanden wäre. Dabei waren die völlig unorganisiert - da zahlt man so viel Geld und dann sowas! Die Zugfahrt nach Aguas Calientes war dann schon der Hammer. Eben waren wir noch im heiligen Tal, das mich schon fast an den Schwarzwald oder die Schweiz erinnerte und plötzlich änderte sich die Landschaft in einen tropischen Dschungel voller Dschungelpflanzen und Bananenstauden. Einzigartig, wie sich hier von 2.800 auf 2.100 auf 43km die Landschaft aber so was von urplötzlich veränderte! Die Luft war plötzlich warm und feucht und ja, da waren dann auch gleich wieder die Moskitos. (Nicht, dass wir sie vermisst hätten) :-) Am Bahnhof in Aguas Calientes erwartete uns ein junger Peruaner mit einem Schild mit meinem Namen drauf, (hatte ich noch nie!!! Wie nobel!) denn wir hatten unser Hostel über das Internet reserviert und sogar einen ganz guten Preis bekommen (für Aguas Calientes). Über eine Hängebrücke, wo nicht mehr jede Holzlatte so stabil aussah, ging es am Fluss entlang leicht den Hang hoch. Wir bezogen unser Zimmer und danach eilten wir gleich zur Busstation, um die Tickets für den Folgetag zu kaufen, denn wir hatten nicht vor, die Treppenstufen-Wanderung hoch zum Machu Picchu zu Fuß zu machen.


Die ganze Nacht oder vielmehr die paar Stunden Schlaf, die wir hatten, wurde mit konstantem Wasserrauschen unterlegt. Um kurz vor vier war die Nacht zu Ende. Mit einem Kaffee und einem Brötchen auf die Hand gings ab zur Bushaltestelle und wir stellten uns hinter die 150 Leute, die schon vor uns auf den ersten Bus warteten in die Schlange. Unausgeschlafen, unser Straßenfrühstück herunterwürgend warteten wir noch über eine Stunde bis um 5:15 endlich Bewegung in die Masse kam. Um 5:30 saßen wir dann auch im Bus und fuhren die halbe Stunde auf Serpentinen den Berg hinauf. Als wir die Leute sahen, die die Stufen zwischen den Serpentinen mit Stirnlampen hinaufliefen und völlig durchgeschwitzt aber noch lange noch nicht oben waren, waren wir mehr als froh den Bus genommen zu haben. Oben angekommen hieß es schnell aus dem Bus und in die nächste Schlange stehen. Ihr fragt euch jetzt vielleicht, um Gottes Willen warum macht ihr so’n Quatsch - so früh aufstehen und ständig anstehen. (haha, ich mich auch!)  Der Mühe Lohn war einer der 400 Stempel, die die Ersten bekommen, die oben sind, um den neben Machu Picchu liegenden Berg Huayna Picchu zu besteigen. Wenn man weit genug vorne in der Schlange steht hat man die Wahl um 7:00 Uhr oder um 10:00 den Gipfel zu besteigen, damit man sich auf der Strecke nicht zu sehr in die Quere kommt. Wir haben uns für 10:00 entschieden.


Bis dahin erkundeten wir dann endlich Machu Picchu. Wegen dem waren wir ja eigentlich hier. Bei der Eingangskontrolle wurde jedem erst mal das Essen aus dem Rucksack genommen. Füchschen Bidu wechselte gleich in die richtige, also die Schlange, wo die Kontrolleurin keine Lust hatte ihrem Job nachzukommen. Morgens um 6:00 waren wir dann im Gelände drin, hatten unser Essen noch schön im Rucksack und erklommen auf Zick Zack Pfaden den ersten Aufstieg. Nach einer guten Viertelstunde standen auf einer der obersten Ebenen von Machu Picchu und sahen: NICHTS..

Nebel und Wolken hüllten die komplette Stadt und die umliegenden Gipfel ein. Nach und nach ließ der Nebel dann nach, verhüllte dann doch wieder alles, eine einzigartige Atmosphäre. Als der Nebel halbwegs weg war, konnten wir unsere Erkundung fortsetzen - drei Klogänge nach draußen inklusive. Machu Picchu hat nämlich keine Toiletten, dazu muss man erst wieder eine Wanderung nach draußen hinlegen. Natürlich haben wir uns abgewechselt sonst hätten sie uns vielleicht doch noch unser Essen abgenommen.
Um 10 Uhr durfen wir dann endlich den Huayna Picchu erklimmen. Natürlich nicht nur wir, sondern noch 198 andere und so war mal wieder – was denn sonst? – Anstehen angesagt. Ehrlich gesagt, schon seit dem ersten Anstehen morgens um 4 Uhr fragte ich mich, ob ein Machu Picchu Besuch eigentlich heutzutage nicht mehr komplett ist, ohne auf diesen dämlichen Berg klettern zu müssen. Ich kam mir ehrlich mächtig blöde vor mit mehreren hundert Anderen mehrmals täglich anzustehen, nur um da rauf zu dürfen. Bitte, die Hauptattraktion ist doch immer noch Machu Picchu! Auch während dem Aufstieg auf Wayna Picchu war dann weiter Geduld angesagt, denn von oben kamen teils erst die Leute runter, die um 7 Uhr rauf gegangen sind und leider reicht die Wanderstrecke - oder sollte ich sagen der Klettersteig -  an den meisten Stellen für gerade mal eine Person. Man sollte auch nicht gerade Höhenangst haben und unbedingt schwindelfrei sein - Eigenschaften, die ich mir mehr als wünschte in der guten Stunde, die wir da rauf kletterten. Während Bidu, der alte Bergsteiger, locker und munter die Stufen nahm, hing ich an den Seilen und fragte mich jede Sekunde wie ich da wohl wieder runter kommen sollte. Wie schön ist es da doch, wenn man auf Gleichgesinnte trifft (yes! Und es waren nicht nur Frauen!). Ein Neuseeländer, den wir schon aus unserem Hostel in Arequipa kannten und zufällig wiedertrafen, war so kreidebleich vor Höhenangst, sobald er oben war, musste er sofort wieder runter. Auch ein paar Israelis waren - wie ich - ganz schön eingeschüchtert von dem Weg nach oben und dem krassen Panorama, das sich einem bietet. Israelis sind hier nach den Amerikanern übrigens die zweithäufigste Nation, die man hier anzutreffen scheint.


Nach einem kurzen (und verbotenen) Stärkungssnack auf dem Berg stand uns endlich der Abstieg bevor, den ich einerseits kaum erwarten konnte und andererseits auch fürchtete. Musste ich aber gar nicht, runter ging’s viel leichter und schneller als hoch. Mensch waren die Inkas verrückt, solche Wege zu bauen! Nein vielmehr ihre Behausungen auf die Gipfel von Bergen und dann Wege zu bauen, die dahin führen. Völlig irre. Höhenangst hatten die bestimmt keine.


Wieder heile unten angekommen besichtigten wir so ziemlich jeden Ecken, den wir bisher noch nicht von Machu Picchu gesehen hatten. Was mich dabei als nächstes aufregte, war die Tatsache, dass wir ja über 40 Dollar Eintritt bezahlen mussten (Peruaner die Hälfte) und man hier weder fähig war uns eine Karte des Areals, das riesig und unüberschaubar ist, zu geben, noch irgendwo ein einziges Schild mit dem Namen des Tempels, Gebäudes oder was auch immer, geschweige denn eine Erläuterung zu geben. Nicht mal auf spanisch! Nochmal: und das für 40 Dollar Eintritt!!! Ganz schön dreist. Draußen stehen Guides, die kann man sich mieten, aber das war bei den ganzen Kosten, die Machu Picchu gekostet hat, dann leider nicht mehr drin. Und so bezahlt man so viel Geld um diese Ruinen zu sehen und weiß noch nicht mal genau, was man sich da eigentlich anschaut. Das darf man sich dann hinterher selbst erarbeiten. Zum Glück gibt’s Internet. Und jetzt versteht ihr vielleicht, was ich mit Geschmäckle meine.

Für alle, die es interessiert hier die Kurzversion:

Erbaut wurde die Stadt höchstwahrscheinlich vom großen Inkaherrscher Pachacútec um 1450. Die Stadt umfasste 216 steinerne Bauten, die auf Terrassen gelegen und mit einem System von Treppen verbunden sind. Die meisten Terrassen, sowie die Außenmauern der Tempel und zum Teil mehrgeschossigen Wohnbauten sind bis heute erhalten, die Wasserversorgung und kaskadenartigen Brunnen noch voll funktionsfähig. Die Forschung geht heute davon aus, dass die Stadt in ihrer Hochblüte bis zu 1.000 Menschen beherbergen und versorgen konnte. Der ursprüngliche Name der Anlage ist unbekannt, sie wurde nach einem der nahe gelegenen Berggipfel benannt, zwischen denen die Ruinenstadt liegt. Es gibt viele Theorien über den Sinn und Zweck der Stadt, tatsächlich aber hat man keine Überlieferungen beziehungsweise wissenschaftliche Aufzeichnungen, sodass lediglich Vermutungen angestellt werden können. War es ein Ort der Sonnenpriesterinnen oder ein Rückzugs- und Erholungsort für die königliche Inkafamilien? Keiner weiß es so genau. "Entdeckt" wurde Machu Picchu von Hiram Bingham im Jahr 1911, wobei der Ort schon vorher den Einheimischen und auch anderen europäischen Entdeckern bekannt war. Der Amerikaner machte Machu Picchu lediglich der Welt bekannt. Aber das nimmt keiner so genau. Das erklärt dann vielleicht auch, dass die Mehrheit der Besucher Amerikaner sind. Die Universität Yale, für die Bingham arbeitete, hat übrigens die meisten Funde von Machu Picchu außer Landes geschafft, was in einem bis heute andauernden Rechssstreit zwischen Peru und der Yale Universität resultierte. Gerade jetzt, als wir in Peru sind, gab es aber eine Übereinkommen und die ersten 400 (von über 10.000) Fundstücken wurden Peru zurückgegeben, welches ihnen sogar einen Staatsempfang bereitete! Wenn wir ganz viel Glück haben, werden die Stücke noch ausgestellt, wenn wir im Mai nach Lima kommen. Mal sehen.

Nachmittags nahmen wir dann extrem erschöpft den Bus nach unten ins Tal um unseren Zug zurück nach Cusco zu besteigen. Dort dann gleich die nächste Überraschung. Gelesen hatten wir ja schon viel, dass es in Peru zu Erdrutschen kommt, insbesondere in und nach der Regenzeit. Aber dass es uns hier erwischt, hätten wir nicht gedacht. Wie wir ins Bahnhofsgelände rein liefen, hielt eine Amerikanerin, die wohl grad ankam, Bidu total stolz und sensationsgeil ihre Kamera mitten ins Gesicht. Bidu dachte, was ist denn mit der los? Darauf zu sehen war der Erdrutsch, der sich wohl gerade ereignet hatte. Na bestens: wir durften gespannt sein: unsere erste Erfahrung mit peruanischem Krisenmanagement. die gute Nachricht, niemand verletzt. Die schlechte, dass wohl jeder Zug mindestens mit 3 Stunden Verspätung würde abfahren. Daraufhin suchten wir uns zwischen den hunderten von anderen Fahrgästen einen Platz draußen auf dem Rasen, Bidu besorgte Bier und Lomo Saltado (peruanisches Nationalgericht) und wir warteten und warteten. Inzwischen wurde es kalt und noch feuchter, meine Insektenstiche, die ich mir auf Wayna Picchu beim Klettern zugezogen hatte, juckten und langsam reichte es. Aber ja, was sollten die Leute sagen, die schon zwei Stunden länger da saßen? Nach über 3 Stunden kam dann endlich Bewegung ins Spiel, der erste Zug wurde mit Passagieren gefüllt. Das nutzten wir um wenigstens in der Bahnhofshalle ein Sitzplätzchen zu ergattern. Es folgten noch zwei weitere Züge und weitere 60 Mintuen, dann waren endlich wir dran. Die Fahrt im Backpackerzug war ein Graus, es hat uns ganz schön hin und hergeschmissen (und das bei dem Fahrpreis!) In Ollantaytambo nach nur 43km war Schluss. Anstatt bis Cusco durchzufahren, wurden die Passagiere hier auf Kleinbusse verladen, denn die Zugstrecke wurde angeblich gewartet. Vielleicht ist sie aber in der Regenzeit einfach zu gefährlich, man weiß es nicht genau. Als gefährlich würde ich dann auch unsere Busfahrt bezeichnen. Der Fahrer fuhr wie ein Henker, er überholte in den unnötigsten und vor allem unübersichtlichsten Situationen, nahm Kurven viel zu schnell, die Leute im Bus bekamen es richtig mit der Angst zu tun. Einer schrie ihn dann an, er solle endlich langsamer fahren. Und eine Frau fügte hinzu: „ich will nicht in diesem Bus sterben.“ Man könnte sagen die Stimmung war auf ihrem absoluten Tiefpunkt angelangt. Ich schnallte mich vorsichtshalber mal an und konzentrierte mich auf den Sternenhimmel draußen während sich Bidu von einem peruanischen Geschichtslehrer, der eindeutig die Lehrerlaberkrankheit hatte, die Ohren hat blutig reden lassen. Mitten auf der Strecke erfuhren wir dann von dem Lehrer, dass wir nun eine andere Strecke nach Cusco fahren würden, denn auch auf der Straßenverbindung war es zu einem weiteren Erdrutsch gekommen. Immerhin GAB es eine alternative Strecke nach Cusco! Um Mitternacht kamen wir dann völlig erschöpft, nach 20 Stunden auf den Beinen, der Besichtigung von Perus Sehenswürdigkeit Nummer 1, der Besteigung des Bergs daneben und einer Odysee von mehreren Stunden irgendwo in Cusco an. Wir hatten nicht die leiseste Ahnung wo wir waren! Ohne Taxi ging nix. Na toll, da war dann gute Wahl gefragt, denn wir wussten ja beim Taxi fahren, vor allem nachts, AUFPASSEN. Ich war so skeptisch, der Fahrer Juan Carlos, der uns dann später in unser Hostel fuhr, gab mir sogar seinen Personalausweis, um mich zu überzeugen. Eine richtige Wahl hatten wir sowieso nicht. Keines der Taxis hatte ein Schild auf dem Dach und gehörte zu einem bekannten Unternehmen. Trotzdem kamen wir heile in unserem Hostel an, wo wir einen unserer Rucksäcke gelagert hatten.


So ging unser Abenteuer Machu Picchu und heiliges Tal nach sehr erlebnisreichen von Warten und Schlange stehen geprägten Stunden zu Ende und wir fielen hundemüde und völlig erschöpft ins Bett.

Unser Fazit:

Machu Picchu, die verlorene Inkastadt im Dschungel, ist sehr beeindruckend (vor allem, dann mal tatsächlich selbst da zu sein) aber auch ein riesiger Touristenzirkus, der zudem viel zu viel Geld kostet.

Die Kletterei auf Huayna Picchu führt über langes Anstehen, ist verdammt anstrengend, supersteil und nix für nicht schwindelfreie schwache Nerven, aber die Aussicht ist der Hammer.

Und wir sehen unsere ersten Bergviscachas - oder auch Hasenmäuse - eine Chinchillaart - wie süss sind die denn?

 


Cusco – Hauptstadt der Inkas und Nabel der Welt

2011-04-14 to 2011-04-20

Erfahrt hier warum wir dem Charme von Cusco erlegen sind, wie wir höllische Nächte durchmachten, zahlreiche Inkaruinen erkundeten und erste Eindrücke von der Semana Santa bekamen.

Erste Eindrücke von Cusco
Da waren wir also wieder. Nach dem Abenteuer Machu Picchu zurück in der ehemaligen Hauptstadt der Inkas. Cusco hat ca. 320.000 Einwohner und liegt auf 3.300-3.500m. Ähnlich wie in Mexiko-Stadt ist die Stadt in einem Tal gebaut und da das nicht mehr ausreicht, werden immer mehr Häuser die Hänge hoch gebaut. Auch wenn man weiß, dass manche Hänge erdrutschgefährdet sind, gebaut wird trotzdem. Gerade erst ein paar Tage bevor wir nach Cusco kamen, gab es wieder so einen Erdrutsch, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen, weil der ganze Hang mitsamt Häusern abgerutscht ist. Unnötig zu sagen, dass das nicht gerade das Reichenviertel Cuscos ist.

Da, wo die Touristen sind, ist sicher. Zumindest in Bezug auf Erdrutsche. Dafür ist man halt Diebstahl- und Überfallgefährdet. Aber wir müssen schon sagen, nirgendwo auf unserer bisherigen Reise haben wir so eine Polizeipräsenz erlebt wie in der Innenstadt Cuscos, insbesondere auf der Plaza des Armas. Policia Nacional, Policia Municipal, Policia Turistica, Policia Transito, jetzt wissen wir mindestens was es alles gibt hier in Peru.


Die Plaza des Armas, also der Hauptplatz in jeder peruanischen Stadt, und Cusco selbst sind schon sehr malerisch. Am Platz sieht man imposante mit Steinen der Inkatempel erbaute Kathedralen. Die Dächer sind einheitlich mit Roten Ziegeln bedeckt und viele Häuser haben Balkone aus Holz aus der Kolonialzeit. Eine wirklich tolle Innenstadt! Mit einem Manko: ähnlich wie in Mexiko ist auch hier mal wieder Slalomlaufen angesagt. An jeder Ecke stehen Leute, die sobald ein Gringo, also jemand mit weißer Haut, kommt, ehrlich - einen fast anspringen mit ihrer Ware (Mützen, Schals, Pullover, etc). Dazu Schuhputzer, Bildverkäufer (One Sol, Amigo!), kleine Jungs mit selbstgestrickten Fingerpüppchen, die auch beim dritten "No, gracias" noch nicht verstehen wollen und neben einem her laufen und junge peruanische Damen im absoluten Übermaß, die einem immer mit dem gleichen Satz ansprechen (dass die nicht blöde werden den Tag über): "Amigo/Amiga/Senor/Senorita, you want Massage?"  DAS toppte fast noch die Müllabfuhr in Arequipa! :-)

Schöne Scheisse: Flotter Otto und kein Wasser!
Unser erstes Hostel lag nur einen Steinwurf vom Plaza des Armas entfernt. Segen und Fluch zugleich. Zwar hatte man keine Laufwege und es war auf gleicher Höhe mit der Innenstadt (gerade in Cusco ein Traum, denn wenn man erst mal den Hang zum Hostel rauf laufen muss auf 3.400m, das ist schon ganz schön anstrengend), aber gleich um die Ecke waren auch zwei Diskotheken. Insgesamt hatten wir drei Zimmer in diesem Hostel, aber jedes war so laut, dass ich nachts nicht schlafen konnte, weil der Bass aus den Diskotheken mir jeglichen Nerv raubte. Warum wir (erst mal) nicht umgezogen sind, lag daran, dass es Bidu nach unserer Rückkehr aus Machu Picchu sterbensschlecht ging. Er hatte sich wohl irgendwo was Magen-Darm-Mäßiges eingefangen (wie der Durchschnittsgringo es sich eben mal einfängt hier in Peru) und lag mit Fieber und in üblem Zustand für fast 2 Tage bewegungsunfähig im Bett.


Antibiotikum sei Dank kam er dann wieder auf die Beine und wir konnten endlich Hostel wechseln. Wir fanden ein wahres Juwel in Cusco, zwar etwas weiter weg vom Schuss (und einen kleinen Hang hinauf), aber günstiger als unser Basshostel und die schöneren Zimmer und das bessere Frühstück ohnehin. Außerdem hatte dieses Hostel 24 Stunden heißes Wasser, wohingegen unser erstes Hostel nicht mal 24 Stunden überhaupt Wasser hatte. Eine ganz feine Sache wenn einer von beiden Durchfall hat und die Klospülung nach 19 Uhr nicht mehr funktioniert.


Endlich: auf den Spuren der Inkas in Cusco und Umgebung
An den darauf folgenden Tagen konnten wir dann Cusco endlich erkunden. Wir hatten uns ja das Boletto Turistico herausgelassen, mit dem man für umgerechnet 40 Franken viele Ruinen und ein paar Museen in Cusco und Umgebung anschauen kann und gegenüber den Einzeleintritten spart. Um das recht effizient anzugehen, buchten wir für 15 Franken pro Nase eine City Tour, wo man mit englischsprachigen Guide (wir haben von unserer Machu Picchu Erfahrung gelernt) 5 verschiedene Inkaruinen anfährt und dazu noch die Kathedrale der Stadt besucht. Die hat dann nochmal verdammte 8 Franken pro Person Eintritt gekostet. Dafür dass unser Guide uns in 15 Minuten durchjagte ein Schweinegeld. Die erste Erkenntnis: hier ist also das ganze Inkagold- und Silber gelandet (und so an die 400 Gemälde, von denen wir vielleicht 5 gesehen haben) Die zweite: das war die erste und letzte Kirche, für die wir auf unserer Reise Eintritt bezahlen. Unsere 12köpfige Gruppe bestand aus uns beiden und zehn Amerikanern. Die haben ohne Aufmucken bezahlt, aber die reisten ja auch nur eine Woche. Entlang von alten Inkamauern ging es zum ehemaligen Sonnentempel (auf den mal wieder eine Kirche gebaut wurde, kennen wir doch schon aus Mexiko.) Von dort aus ging es zu den Ruinen außerhalb der Stadt mit so illustren Namen wie Sacsaywoman (die Amerikaner haben es wie Sexy Woman ausgesprochen), eine mächtige Tempelanlage oberhalb von Cusco mit herrlicher Aussicht auf die Stadt. Von dort aus immer weiter nach oben bis nach Tambomachay auf 3.800m, wo Bidu und ich einen Berg hinauf rennen mussten. Nicht dass uns jemand gezwungen hätte - wir hatten grad Scheiss im Kopf und wollten schauen wer zuerst oben ist. Dumme Idee! Bereut haben wir’s dann in dem Moment wo wir oben ankamen – kurz vor Schlaganfall, Herzinfarkt und Bewusstseinsverlust. Leck, haben wir nach Luft geschnappt! So müssen sich dann wohl die Fußballnationalmannschaften anderer Länder fühlen wenn sie in La Paz gegen Bolivien spielen. Es fehlt einfach komplett die Puste. Kleine Anmerkung hierzu noch: die Bolivianer, ansonsten eine total schwache Nationalmannschaft, gewinnen diese Spiele zuhause IMMER.


Über Pukapukara, einer ehemaligen Art Zollstation, ging es nach Q´enqo, das so heißt, weil es einem großen natürlichen Steinlabyrinth ähnelt, in dem die Inka ihre Mumien aufbewahrt haben. Einen sehr interessanten Totenkult hatten diese Inkas: wenn ihr Herrscher, also der Inka, starb, haben sie ihn mumifiziert und die Mumie an großen Festen wieder rausgeholt um ihn teilnehmen zu lassen, zu huldigen und ihm seine Lieblingsspeisen und -getränke zu offerieren. Mit wichtigen Familienangehörigen haben sie das auch gemacht. Ein paar der Mumien, die in ganz spezielle Posen gebracht wurden (z.B. sitzend, Knie angezogen) kann man in den Museen noch sehen. Manche sehen so echt und gut erhalten aus –puh, ein Kind war dabei, das war echt ganz schön gruselig.


Israelische Gruppenreisende und ihre Klischees
Bidu hat auf seiner zweijährigen Asienreise schon Bekanntschaft gemacht mit den israelischen Gruppen und mir schon viel erzählt, so zum Beispiel, dass es in Nepal Hostels gab, wo Israelis keinen Zutritt hatten (mit Schild vor der Tür so wie bei uns für Hunde!) Stellt euch das mal vor! Ich hatte ja schon im Machu Picchu Bericht erwähnt, dass wir hier viele Israelis getroffen haben. Meist in großen Gruppen, auf Hebräisch grölend und sehr wahrscheinlich besoffen durch die Straßen torkelnd, machen sie diesem Klischee alle Ehre. Keiner kann so richtig verstehen, warum sie meistens in Gruppen auftreten und warum sie so verdammt laut sein müssen. Ich kann euch gar nicht sagen, wie oft ich schon andere Reisende hab ablästern hören über Israelis. Klischee Nummer 2: Hostelmitarbeiter haben mir erzählt, dass Israelis selbst für die billigsten Betten noch Rabatte fordern. Hauptsache immer billig und so wenig Geld wie möglich ausgeben. Und einmal, in Mexico-City, haben wir das sogar live mitbekommen an der Rezeption, ha ha! In Cusco saßen Bidu und ich dann eines frühen Abends, so gegen 20 Uhr (wie kann man da schon betrunken sein?!) in einem Restaurant. Da kamen vier israelische Mädels vorbei, grölten und fielen halb gegen die Eingangstür aus Glas. Der Restaurantbesitzer war schon in Lauerstellung um nach dem Rechten zu sehen. Besoffen wie sie waren, winkten sie sich ein Taxi (war wohl besser so –ab nach Hause Mädels!). Das war dann genau so eins, dass man sicherheitstechnisch eigentlich nicht nehmen sollte und ich sagte zu Bidu: „Oh je, das sind aber jetzt ganz schöne Opfer, so rotzehackedicht wie die sind!“ Woraufhin Bidu sagte und das hätte mir eigentlich selbst kommen sollen: „Wieso? Die werden nicht ausgeraubt, die haben doch eh kein Geld!“ Böse, böse... man haben wir gelacht.


Semana Santa – oder wie man hier Ostern feiert
Während unserer Zeit in Cusco war dann auch Semana Santa, also die heilige Woche inklusive Ostern. Alles fängt hier schon eine Woche früher an und die Peruaner, die gehen ab, das sag ich euch! Die halbe Stadt auf den Beinen, überall Leute auf den großen Plätzen, die ganze Innenstadt abgesperrt, Duzende von Polizisten stehen Spalier an den Straßen und vor den Kirchen, die Leute kaufen sich Heiligenbildchen, aus Pflanzen geformte Kreuze. Andere verkaufen Geisselungsseile, die sich die Leute dann um den Körper binden. Es gibt Prozessionen, da läuft sogar die Armee und ein paar Schulen in Schuluniformen mit und vorne an der Prozession ist der riesige Jesus, der einen ganzen Tag (oder sogar mehrere) von Kirche zu Kirche getragen wird, völlig eingenebelt von Weihrauch. Wenn die Jesusfigur vorbeigetragen wird, werfen die Leute (wahrscheinlich high von dem ganzen Weihrauch) auf der Straße und vor den Kirchen mit den roten Blüten von Perus Nationalblume auf den Jesus. Der ist dann so voller roter Blüten , dass man ihn kaum noch sieht. Manche Leute klettern sogar auf Mauern um von oben besser treffen zu können.


Ausdauertraining auf 3.300m und flotter Otto Teil 2
In Cusco haben wir dann auch Heather aus England und ihren schwedischen Freund Morgan wiedergetroffen, die wir im Oktober in Monument Valley beim Picknicken kennengelernt haben. Wir haben schon damals festgestellt, dass unsere Route sich vielleicht mal irgendwann kreuzen könnte und tatsächlich, es hat noch hingehauen. Nach einem langen Abend im Irish Pub mit mexikanischen Bier (welche Ironie!) merkte ich dann zum ersten Mal wie Alkohol auf der Höhe wirkt. Also wer es darauf abgesehen hat, der kriegt hier echt einen billigen Rausch.


Wir nicht, denn für den nächsten Tag standen noch zwei Museen auf dem Programm und unser letzter Tag in Cusco, dachten wir. Dazwischen versuchten wir verzweifelt das Ticketoffice von dem Busunternehmen zu finden, mit dem wir nach Puno fahren wollten. Nach einem kilometerweiten Marsch entlang von abgasvernebelten Straßen (so was wie TÜV/MFK gibt’s hier wohl nicht!), die uns teilweise die Luft abstellte, kamen wir an dem Haus an, wo das Office mal WAR. Die Betonung liegt auf WAR, denn in unserem Lonely Planet stand nix, dass die umgezogen sind. `Überhaupt scheint der, obwohl es die neueste Ausgabe ist, sowas von veraltet zu sein. Wir hätten’s echt wissen müssen, wir standen nämlich schon öfter vor leeren Gebäuden oder geschlossenen Restaurants. Wir fragten uns durch, Leute auf der Straße, an Hotelrezeptionen, eine Polizistin, keiner wusste Bescheid. Erst als wir nochmals 2km gelaufen sind (wir hatten inzwischen beide ein Abgastrauma) wusste einer Bescheid und schickte uns an den richtigen Ort. Ausdauertraining auf 3.300m an der abgasverseuchten Straße. Zurück sind wir dann für 60 Cent/1 Franken Taxi gefahren. (Hätten wir mal lieber gleich gemacht) 

 
Abends trafen wir uns dann zum zweiten Mal mit Heather und Morgan zum Abendessen, der Abend vorher war einfach zu nett, um nicht noch mindestens einen Zweiten miteinander zu verbringen. Ich weiß nicht, ob es das Essen war, das wir da zusammen hatten oder das vom Mittag, jedenfalls kamen wir gegen zehn nach Hause und gingen gleich schlafen, denn am nächsten Morgen mussten wir um 7:00 an der Busstation für den Bus nach Puno sein. Doch keine zwei Stunden später war ich diejenige die den scheiss (im wahrsten Sinne des Wortes) flotten Otto hatte. Und das obwohl ich mich so brav an alle Reisehinweise wie Zähneputzen nur mit Wasser aus der Flasche, alles Obst schälen, usw. gehalten hatten - was für eine Gemeinheit! So wurde diesmal ich – wie schon Bidu – von nächtlichen Toilettengängen, wie ich sie in meinem ganzen Leben noch nicht kannte, wachgehalten. Eine zehnstündige Fahrt an den Titicacasee kam also nicht mal im Traum in Frage. Um 6:00 morgens versuchte Bidu dann die Notfallhandynummer von dem Busunternehmen zu erreichen. Haha, ein einziger Witz, wie konnten wir nur glauben, dass da tatsächlich jemand ran geht? Um kurz vor sieben hat er dann ein Taxi aufgetrieben, fuhr die 5km zur Busstation und konnte – ein Glück – unsere Busfahrt um zwei Tage verschieben. Dank Antibiotikum (hier in den Apotheken frei erhältlich, kein Rezept, die wissen warum!) und Bidus Pflege (ein Glück litten wir nicht beide gleichzeitig unter dieser Pest und konnten uns wenigstens gegenseitig mit Suppe und Tee aufpäppeln) waren die zwei Tage genug, um wieder auf die Beine zu kommen. Der Titicacasee kann kommen.


Unser Fazit  


Unterwegs auf dem Titicacasee

2011-04-21 to 2011-04-25

Wie wir die schwimmenden Inseln der Uros besuchten, auf dem Titicacasee tuckerten, eine total verrückte Zeit in Copacabana erlebten, abgefahrene bolivianisch-indianische Osterbräuche beobachteten und über ein Zimmer mit Aussicht auf der Isla del Sol.


Mit dem Inkaexpress von Cusco nach Puno
So hieß es also mal wieder um 6 Uhr Aufstehen, denn wir mussten um 7 Uhr an der Bushaltestelle sein, um unseren Bus nach Puno zu erwischen. Bidu hatte ja zwei Tage vorher schon das Vergnügen um unsere Fahrt zu verschieben und so waren wir gespannt, ob das tatsächlich geklappt hatte und wir einen sicheren Platz im Bus hatten. Denkste! Wir scheinen immer noch viel zur europäisch zu denken, natürlich hatte das nicht geklappt. Vier Busse standen da und nicht nur wuselten vier Mitarbeiter um die Passagierlisten, sondern keiner hatte auch die leiseste Ahnung, wo wir drin sitzen sollten. Im letzten Bus gab’s dann scheinbar noch Platz und so wurden wir dem zugewiesen.


Die Busgesellschaft Inka Express, mit der wir fuhren, bietet einen speziellen Service an: anstatt die Strecke bis zum Titicacasee in 6-7 Stunden durchzufahren, hält man an ein paar touristisch interessanten Stationen, die auf der Strecke liegen, nämlich eine Kirche, die die sixtinische Kapelle von Südamerika genannt wird, ein ehemaliger Inkatempel mit Inkasiedlung, eine Mittagspause mit typischem Essen und ein Museum, das eine Prä-Inka-Kultur vorstellt. Wir hätten nicht erwartet, dass das so beliebt ist. Allein unsere Busgesellschaft hatte 4 Busse und wie wir an der Kapelle ankamen, sahen wir es gab auch noch andere Busgesellschaften, die das gleiche anbieten. Die sogenannte sixtinische Kapelle erwies sich dann ihrem römischen Vorbild insofern als ähnlich als dass genauso viele Menschen gleichzeitig in ihrem Inneren verweilten und man hier und dort auf allen Sprachen die Erklärungen der Guides hörte und nicht filmen und fotografieren durfte. Schon damals in Rom fühlte ich mich mehr in einer Bahnhofshalle als in einer Kapelle und hier war es nicht anders. Ich verzichtete also lieber auf die Erläuterungen des Guides und machte mich auf (vor den anderen Frauen aus den ca. 10 Bussen) die Toiletten zu suchen. Eine weise Entscheidung – es gab genau zwei und wie ich rauskam stand davor eine Schlange von ca. 15 bis 20 Frauen. Holla die Waldfee!


Beim nächsten Stopp ca. 2 Stunden später war es nicht besser, denn auch dort kamen natürlich alle Busse gleichzeitig an und die Invasion von Touristen bevölkerte die Ruinen. Was hatten wir uns sa nur angetan? Wären wir doch lieber direkt durchgefahren, als so ein Affentheater mitzumachen. Unser Guide, der zwar englisch sprach, war wenig enthusiastisch und so wirklich viel Neues und Interessantes hat er dann auch nicht erzählt. So haben wir dann auch hier das Gelände auf eigene Faust erkundet und uns fast in den an die 200 Inkavorratskammern verlaufen. Cool ist, dass um die ehemalige Inkasiedlung noch immer eine riesige Mauer steht (und zwar oben auf dem Bergkamm). Der Tempel hat uns dann wenig beeindruckt, weil kaum noch was steht.

Weitere anderthalb Stunden später sollte dann unser Mittagessen anstehen. Doch kurz vor dem Ort, wo das Restaurant stand, kamen wir dann in eine Polizeikontrolle. Eigentlich kein Ding, sollte man meinen, aber wir standen erst mal. Keiner wusste was geht. Der Busfahrer, ein zweiter Busfahrer der Gesellschaft und zwei Guides diskutierten endlos mit verschiedenen Polizisten und versuchten schließlich den Boss der Polizisten ausfindig zu machen, wie wir vom Busfenster aus spannend mit verfolgen konnten. Während abwechselnd einer von der Busgesellschaft mit den Papieren wedelte schüttelte der Oberpolizist nur den Kopf. Dann endlich kam der Guide und erklärte, dass die Polizei wegen der Semana Santa, also der Karwoche, ein paar zusätzliche Dokumente vermisst. Ich weiß nicht wie sie’s dann gemacht haben, vielleicht gegen einen kleinen (oder großen) Obulus für die Polizei, aber nachdem wir mit einem speziellen Kartoffelmaissüssbrot bei Laune gehalten wurden ging es dann endlich weiter. Nach einem MIttagsessen, das uns nicht so aus den Latschen gehauen hat, und einem weiteren einstündigen Zwangsstopp mitten im Altiplano-Nirgendwo, weil gerade die Straße gesperrt war, ging es zur letzten Station, dem Museum. Leck, das sollte wohl ein Witz sein. Das Museum hatte gerade mal 3 Räume a 10 Quadratmeter und wie hätte es anders sein sollen, die haben gleichzeitig alle zwei bis dreihundert Leute da rein gelassen. Wir kamen nicht mal in die Räume rein, also nutzten wir die Zeit (erneut) für einen Toilettengang. Leider hatte ich dieses Mal nicht so viel Glück, aber die Herrentoilette ist auch eine Option, auch wenn mich beim Rauskommen alle Männer anschauten, als hätte ich ein Schwerverbrechen begangen.

Puno – auf der Suche nach einem bezahlbaren Hostel
Nach weiteren knapp 2 Stunden auf mittlerweile super-ruckeligen Straßen kamen wir dann endlich in Puno an. Da wir kein Hostel gebucht hatten, ließen wir uns im Busbahnhof von einer Peruanerin ansprechen, die uns für 40 Sol (12 Franken) ein Zimmer im Zentrum versprach und mit einem Taxi wartete. Das Zimmer lag im Zentrum, aber es war so was von abgefuckt, das Klo hatte nicht mal ne Klobrille und ich war mir nicht sicher, ob es unter den Laken sauber war. Schnell raus hier. Auf der Plaza des Armas fragten wir dann eine Polizistin wo es günstig und sicher ist, aber das von ihr empfohlene Hotel war genauso abgefuckt, da konnte ich nicht schlafen. Zurück in die Innenstadt, langsam wurde der Rucksack verdammt schwer auf dem Rücken, sprach uns ein Hotelpage vor einem Drei-Sterne Hotel an, sein Kumpel arbeitet in einem Hotel, wo es bezahlbar und sauber ist. Wir marschierten mit, schauen kostet ja nix. Das Zimmer war doppelt so teuer wie das erste, aber leider nicht doppelt so gut. Hasta luego. Jetzt blieb uns langsam nicht mehr viel Auswahl und wir waren geschockt wie teuer es hier war. Wieder einmal hatte ich das Gefühl, dass die Amerikaner hier die Preise hochjagen. Dann endlich fanden wir ein Hostel mitten in der Fussgängerzone. Erst wollte sie uns ein Zimmer ohne Bad für 36 Sol anbieten, dann ein hässliches für 45 und zuletzt zeigte sie mir ein schönes für das sie erst 70 und dann 50 wollte. Auf 45 (also knappe 10 Euro)  hab ich sie dann noch runtergehandelt und wir hatten sogar ein Fernseher und eine Sitzbadewanne in unserem Zimmer.


Puno liegt mir nicht. Nicht nur ist es zu teuer (auch die Tagesmenus, die man sonst in Cusco für 15 Sol bekam sind hier eher im Bereich 28 = 7 Euro! Ein Vermögen für peruanische Verhältnisse. Es hat zudem auch nix zu bieten, liegt nicht mal direkt am See, mal abgesehen vom Hafen. So war die Devise: eine Tour zu den Islas FLotantes, also den schwimmenden Inseln buchen und dann schnell wieder weg von hier. Ich weiß nicht, warum wir auf die Schnappsidee gekommen sind, die Ganztagestour verbunden mit einem Besuch der Insel Taquille zu machen. Warum nicht alle, aber alle, Alarmglocken angingen, als die uns sagten, die Fahrt dahin dauert zweieinhalb Stunden (ein Weg). Waren wir bescheuert? Taub? Übermüdet? Lest selbst:


Tour zu den Islas Flotantes
Am nächsten Morgen um sechs versuchten wir dann irgendwo Frühstück aufzutreiben. Unser Puff von Hostel hatte nämlich keins. Fehlanzeige. Es war Karfreitag – alles zu. So wurden wir dann um 6:45 mit leerem Magen abgeholt, mit den anderen Touristen in einen Bus gepackt und zum Hafen gefahren. Außer einer Mandarine, ein paar Keksen, einem Wasser und ein paar Mandeln hatten wir nix dabei. Am Hafen dann das Chaos pur. Ca. 50 andere Boote mit je 20-30 Leuten wollten eben auch einsteigen. Einsteigen funktioniert dann so, dass man über 5 bis 10 andere Boote klettern muss, bis man in seinem eigenen Boot ankommt. Wenn es eins gibt. Unser Touranbieter hatte wohl nicht genug und so musste erst noch eins organisiert werden. Nicht zu fassen! Dann endlich war die Krücke da, wir durften auch klettern und als es dann hieß, das sei das Boot, fielen wir wohl alle aus allen Wolken. Das Boot war nicht mehr als eine Holzbaracke mit Dach und Bussitzen und einem Motor, der offensichtlich nicht genug Saft hatte. Ein Klo gab’s auch, das sah aus wie ein Wandschrank oder viel mehr ein Verschlag mit einer Schüssel, die eher dem Wort Loch entsprach und von der Größe her in einen Kindergarten (oder eben einen Wandverschlag) gepasst hätte. Da ich die Erste auf dem Klo war bevor der Kapitän später die Schüssel putze, bekam ich die volle Breitseite: Komplett verschissene Schüssel – ach ja, Spülung gab es nicht. Anhand der Spinnweben in dem Verschlag leitete ich ab, dass das Boot schon ne Weile nicht mehr benutzt (oder geputzt) wurde, aber auch die hat der Kapitän dann später entfernt.
Wenigstens unser Guide war nett. Mendeleo oder kurz Leo hatte viel Wissenswertes, war sonst ein angenehmer Anfang Fünfziger, der gut Englisch konnte und sich viel Mühe gab. Aber unser Boot war echt der größte Scheißhaufen auf dem Titicacasee.

Die erste halbe Stunde ging ja noch, so lange dauerte es bis zu den schwimmenden Inseln. Die sind in den letzten Jahren so was von dermaßen kommerzialisiert worden, also wir waren echt enttäuscht. Ok, es war schon mehr als cool, auf den aus Schilf gebauten Inseln zu laufen (ein bisschen wie seekrank, denn ab und zu sank der Boden ein) und zu erfahren, wie die Leute hier die Inseln selbst gebaut haben und alle paar Wochen erneuern. Die Uros, so heißt das Volk hier, sind vor hunderten von Jahren vom Festland auf den See geflohen, um sich den anderen Völkern, wie Inkas und anderen nicht ergeben zu müssen. Da es so nah keine Inseln gab, haben sie sie sich eben selbst gebaut. Schon beeindruckend, dass sowas überhaupt geht. Das Wasser unter den Inseln ist ca. 12m tief! Nach ein paar Erklärungen mit Leo kamen dann die Frauen von der Insel, auf der wir waren (zum Glück legten hier nicht alle 50 Schiffe auf der gleichen Insel an) und nahmen uns mit in ihre Hütten. Boah, leben die hier einfach. Unvorstellbar. Stroh auf dem Boden, eine Matratze, ein Fernseher (solarbetrieben), ein paar Kleider hängen an der Wand. Dat war’s! Die Mädels gaben uns die Hand, stellten sich vor, fragten nach unseren Namen und nahmen uns dann mit zum sogenannten „Minimarkt“ – bitte kauft uns doch was ab. Aha! Soviel zum Thema Kommerz. Aber wir wollten eh eine dieser ganz besonders farbigen Uromützen, also handelten wir sie noch ein bisschen runter und nahmen sie für 15 Sol mit. Danach stand eine Fahrt mit dem Binsenboot an, die haben teilweise eine Tragkraft von bis zu 3 Tonnen! Bevor das Boot ablegte, stellten sich die Frauen der Insel auf und sangen zum Abschied, erst ein Lied in ihrer Sprache und dann – wir dachten wir hören nicht richtig – „vamos a la playa“. Oh Mann, hat denn der Touristenzirkus kein Ende. Fürchterlich!

Isla Taquile
Wir hatten es versucht zu ignorieren, aber jetzt gab es keinen Ausweg. Die zweieinhalb Stunden Fahrt nach Taquille stand an. Zweieinhalb Stunden sind es dann wohl mit einem normalen Boot, aber wir hatten ja – tata! -  die größte Krücke auf dem Titicacasee. Da half es auch nix, dass der Kapitän während der Fahrt mehrfach den Motor versuchte zu frisieren. Wir tuckerten und tuckerten. Nach gut drei Stunden kamen wir auf Taquille an (ja, erneut klettern, denn ALLE anderen Boote waren ja schon da). Der Ort auf der Insel liegt leider auf dem Inselrücken, also war Treppensteigen angesagt. Der Titicacasee liegt auf 3.800m – könnt ihr euch einigermaßen vorstellen, wie wir gekeucht haben, als wir 150 bis 200 Höhenmeter weiter oben ankamen?! Nicht zu vergessen, die Einheimischen, die uns RENNEND (und NICHT keuchend) überholten?! Oben gab es dann einen Künstlermarkt. Eigentlich wollte ich nicht rein, aber dann hatten wir Zeit bis zum Mittagessen und so schauten wir rein. Da fand ich sie dann – meine Mütze. Leider für 35 Sol viel zu teuer, wir handelten und handelten, aber dies war eine Kooperative und die Mütze mit der Nummer 155 von einer Person gefertigt, die eben nicht anwesend war. Naja, egal - die musste einfach mit! Damit hatte die endlose Fahrt auf diese olle Insel dann wenigstens einen Sinn! Die Mandarine, Kekse und Mandeln waren verputzt doch außer diesem mageren Essen hatten wir seit mittlerweile 7 Stunden, die wir wach waren, nix im Bauch. Das Mittagessen musste her. DRINGEND! Das gab es dann umsonst, denn die Agentur hatte einen Fehler gemacht und uns das Mittagessen aus Versehen bezahlt. Damit war dann wenigstens die teure Mütze wieder drin. :-)  Die wurde vielleicht sogar von einem Mann gestrickt. Hier auf Taquille stricken die Männer nämlich. Unser Guide erzählte uns, dass Taquille wahrscheinlich der einzige Ort in Peru ist, wo man das nicht als schwul sondern als Tradition betrachtet. Abhängig von ihrem Zivilstand tragen die Männer ganz spezielle Mützen in unterschiedlichen Farben. Schon als uns die ersten beim Hochlaufen entgegenkamen, sagte ich zu Bidu: „Hä, warum tragen die hier Riesensocken auf dem Kopf?


Das Mittagessen war nicht nur umsonst, sondern sehr lecker: Quinoasuppe (das Andengetreide) und frische Forelle. Lustig, die Leute aus Taquille essen niemals Fisch, obwohl sie auf einer Insel inmitten von Fischen leben, und trotzdem wissen sie wie man ihn zubereitet. Kompliment! Unterhalten wurden wir von einem älteren finnischen Ehepaar. So lustig, der Akzent. Könnt ihr euch noch an den Auftritt von Hape Kerkeling bei MTV als finnische Rockband erinnern? Nach dem Mittagessen stand der Abstieg bevor. Gute 200 Höhenmeter über Treppen mit 20 bis 40cm Abstand. Da war am nächsten Tag Muskelkater angesagt. Und natürlich ständiges Ausweichen, denn außer uns wollen ja noch jede Menge andere Leute auf ihre Boote. Unten hieß es dann wieder Klettern und ab dafür. Unser Boot war eines der ersten, das ablegte. Aber nicht vergessen, wir hatten ja die Krankheit von einem Boot – JEDES verdammte Boot, das auf dem Weg zurück nach Puno war, überholte uns! Mann, was das deprimierend! Nach 3 Stunden auf dem See, die wir erst draußen auf dem Bootsheck und dann wegen Motorhitze und totalem Motorgestank doch lieber im stickigen Innern verbrachten, waren wir kurz vor Puno. Die Sonne ging langsam unter, der See glänzte in den wunderschönsten Silbertönen und unser Boot ging fast unter. Herzlichen Glückwunsch! Doch wir schafften es! Mann, war das ein Ausflug!

Über die Schwierigkeit Bustickets nach Bolivien zu bekommen
Abends wollten wir dann unseren Bus weiter nach Bolivien buchen, nur weg hier aus Puno. Leider hatte auch hier die Hälfte der Reiseangenturen geschlossen, es war ja immer noch Karfreitag. Dazwischen kamen wir voll in eine Osterprozession, sodass wir uns gegen den Strom an singenden und laternentragenden Peruanern durchkämpfen mussten. Nach den 7 Stunden Horrorbootsfahrt die nächste schlechte Nachricht – der TourPeru Bus nach Peru war ausgebucht! Na bestens. Man sagte uns, es gäbe noch eine andere Gesellschaft, Panamericana, die sei halt günstiger aber hätte halt auch schlechte Busse. Was blieb uns für eine Wahl – ich wollte nur weg aus Puno. Nach kurzer Diskussion sagten wir ja, ok, dann halt den Bus, da konnte die Agentur die Busgesellschaft aber nicht mehr telefonisch erreichen. Na klasse. Uns blieben 15 Minuten, um zur Busgesellschaft direkt zu gehen. Ich konnte nicht mehr. So machte sich Bidu alleine auf und während ich schon mal ne heiße Wanne nahm – die erste seit wartet mal – September letztes Jahr?! (es gab tatsächlich heißes Wasser in unserem Hostel) kam Bidu mit den Bustickets zurück!


Am nächsten Morgen hieß es dann zum dritten Mal in Folge um halb sechs aufstehen. Frühstück gab es schon wieder keins, dafür ein Taxi zur Busstation. Dort gingen wir dann zum Panamericana-Schalter um unsere Namen und Passnummern (wie sonst üblich) zu hinterlegen, bevor wir einsteigen wollten. Die Überraschung war groß, also uns die Dame plötzlich zwei Tickets von TourPeru in die Hand drückte! Nicht zu fassen. Wir blickten es nicht! Bei TourPeru registrierten wir uns dann auf der Liste und mit einem Kaffee und Brötchen, das wir an der Busstation ergattern konnten, stiegen wir ein paar Minuten später tatsächlich in den TourPeru Bus ein. Und das sogar zum Preis von Panamericana! Warum wir das Vergnügen hatten, nun doch mit der guten Busgesellschaft zu fahren, wissen wir bis heute nicht!

Auf nach Bolivien!
Gute 3 Stunden dauerte die Fahrt entlang am Titicacasee, der ja immerhin 15 mal größer als der Bodensee ist. Vorbei an Andendörfern, die außer ein paar Lehmhütten, jeder Menge Felder und Esel sonst nichts hatten. Die Felder werden hier bestellt wie bei uns vor 150 Jahren. Wir haben keinen einzigen Traktor gesehen, das Getreide wird hier noch von Hand gedrescht. Das kannnten wir auf unserer Reise bsiher nur von den Mennoniten und dies hier waren definitiv keine!

Dann kamen wir an der Grenze an. Die üblichen Formalitäten ausfüllend, ging es zuerst zur peruanischen Polizei, dann zur peruanischen Ausreise und dann zu Fuss an Markständen vorbei auf die bolivianische Seite und dort nochmal zur Einreise. Wenigstens blieb unser Gepäck im Bus, keine wilden Suchaktionen wie in Argentinien und Chile! Auf der bolivianischen Seite war es dann noch ziemlich lustig. Der junge Bolivianer blätterte nämlich aus Langeweile durch meinen Pass und entdeckte den Stempel von One Foot Island bei Aitutaki. Der hat ihn dann so aus der Fassung gebracht, dass er seinen Grenzpolizistenkumpel dazu holte und beide total fasziniert auf den Stempel schauten, während ich ihnen auf Spanisch erklärte wo die Cook Islands liegen. Leider war ich durch diese Aktion so aus der Fassung gebracht, dass ich nicht bemerkte, dass die Grenzpolizei uns nur 30 Tage Aufenthalt gewährte (normalerweise 90, aber an den Landgrenzen versuchen sie dich immer übers Ohr zu hauen). Nun ja, da wir eh nicht vorhaben, länger als 30 Tage zu bleiben, nicht weiter schlimm und wenigstens haben sie kein Geld für den Einreisestempel verlangt. Auch das kam schon vor!
Keine 8 km nach der Grenze kam dann schon Copacabana. Ja, ihr habt richtig gelesen. Copacabana. Nicht das in Rio, sondern das Original am Titicacasee, ein Pilgerort für viele Bolivianer. Irgendeiner hat dann mal in Rio eine Kapelle gebaut und sie der Jungfrau von Copacabana gewidmet. Voila – und schon hat man den Strandabschnitt Copacabana getauft. Kein Witz!

Semana Santa in Copacabana –hier geht's ab!
Was ist eine der dümmsten Kombinationen, die man sich auf Reisen vorstellen kann: Pilgerort und Osterwoche! Der ganze Ort ausgebucht, eine Unterkunft gab es nur noch in den teuersten Hotels, unser TourPeru Bus konnte nicht mal in die Stadt reinfahren so voll war es. Überall gesegnete Autos (dazu später mehr), tausende von Leute und Zelte am Strand und auf jeder freien Fläche in der Stadt! Oh, wir Unwissenden! Hierher kamen sogar Pilgernde zu Fuß aus La Paz (3 ½ Autostunden entfernt!). Dazu Leute, die mit den Pilgernden ein Geschäft machen wollen – Markstände überall - und daneben eben auch allerlei sonstiges Gesindel. Wir haben von Rucksackreisenden gehört, die waren keine 5 Minuten in Copacabana und schon ihre ganzen Wertsachen los.


Unser Hotel lag auf dem Berg mit Aussicht auf Stadt und See und glücklicherweise einigermaßen vom Mittelpunkt des Geschehens entfernt. Und trotzdem haben wir ab morgens um 5 Uhr die Pilger singen gehört. Über unserem Hotel war ein kleiner Berg und dorthin sind die meisten Leute gepilgert. Hier vermischt sich dann der Katholizismus mit den indigenen Kulten. Mit Aussicht auf den See wurden kleine Häuser, Geld und alles mögliche vom Priester gesegnet und dann verbrannt. Vom Priester gesegnet wurden auch die Autos, Busse, Trucks und Motorräder. Geschmückt mit Blumen bildete sich ein richtiger Stau aus Fahrzeugen, der Priester spritzte dann jede Menge Weihwasser eimerweise über die Autos und in die Autos hinein, die schon mit geöffneter Motorhaube und Türen dastanden. Danach wurden Knallfürze gezündet und Bier auf die Räder der Autos geschüttet, wohlgemerkt nur der Schaum, das Bier wurde dann von den Leuten aus den Autos getrunken. Heilige Scheisse! Wenn das der Papst wüsste!

Isla del Sol – dem Himmel und der Sonne so nah
Derart geschockt von den hiesigen Praktiken bestiegen wir mittags das Boot auf die Isla del Sol, also die Sonneninsel. Zusammen mit Dutzenden von anderen Rucksackreisenden und einem Ehrenplatz auf dem Dach des Bootes legten wir anderthalb Stunden später auf der Insel an und sahen uns erneut vor einer riesigen Treppe stehen, der sogenannten Inkatreppe! Warum mussten die nur immer ihre Dörfer oben auf die Insel bauen? Reicht es nicht, auf 3.800m zu sein, müssen es immer gleich fast 4.000 sein? Auf dem ganzen Weg nach oben seit dem Boot liefen neben uns kleine Jungs her, die uns ein Hostel vermitteln wollten. Von 4 Euro bis 16 Euro hatte der Kleine alles in Petto und wollte uns überzeugen mit ihm zu kommen. Ich dagegen konnte nicht mal richtig reden, so komplett außer Atem war ich von den unzähligen steilen Stufen, die den Berg hinauf führten. Hallo? Man hätte nicht meinen können, dass ich seit anderthalb Jahren Nichtraucher bin, so haben meine Lungen gebrannt. Zum Glück hatten wir unsere großen Rucksäcke auf dem Festland gelassen und nur das Nötigste für eine Nacht mitgenommen dank dem Tipp von Morgan. Den kleinen Jungen konnten wir abwimmeln und oben auf dem Berg fanden wir eine Herberge mit einer Original Bolivianermutti inklusive Bowlerhut! Leider ließ sie sich nicht weiter runter handeln, aber sie gab uns ihr bestes Zimmer mit Aussicht und riesigen Fenstern auf 3 Seiten und das für 10 Euro inklusive Frühstück. Die Aussicht, das müsst ihr wissen, ist hier phänomenal. Hinter dem Titicacasee breiten sich nämlich die schneebedeckten Gipfel der Cordillera Real aus – ein fantastisches Panorama. Leider war das Bett zum Panorama so was von beschissen: Holzrahmen und die Matrazte sinkt in der Mitte einen halben Meter ein. Oberübel, aber die Aussicht war echt genial. (kannste dir nur leider nachts nix mehr von kaufen.... :-)) Aber der Sternenhimmel, den wir nachts beim anspruchsvollen Heimweg vom Restaurant sahen, war nicht von schlechten Eltern. Die Insel hat kaum Beleuchtung, da sieht man zwar die Sterne gut, aber eben auch den unebenen, treppenreichen Weg trotz Taschenlampe so gut wie gar nicht. Das Wasser muss hier wie alles andere auf der Insel mit Eseln vom See aus hinauf transportiert werden. Etwas, das gut zu wissen ist, wenn man hier eine Dusche nimmt, die dann schon mal kürzer ausfällt.


Bevor wir schlafen gingen, erkundeten wir dann noch den Rest der Südinsel, indem wir eine Wanderung bis ganz nach oben machten. Naja nicht bis ganz auf den Gipfel mit 4029m, wir machten dann lieber eine Teepause und lernten dabei einen superbonzigen weißhaarigen Zürcher kennen, der mit seinem Privatguide unterwegs war und sich an den Tisch nebendran setzte. Der Mensch war uns so unangenehm, wir waren froh unseren Tee getrunken zu haben und gehen zu können. Die Schweizer unter euch denken jetzt vielleicht: „Hejo, Zürcher halt.“ – hat Bidu sich auch nicht verkneifen können, aber echt Leute, der war echt unverzeihlich schlecht, angeberisch, pedantisch und fremdenfeindlich. Natürlich mussten wir den dann noch zwei Mal wiedertreffen. Unter anderem als wir morgens zusammen mit den anderen Dutzend Rucksackreisenden wieder darauf warteten, dass uns ein Boot zurück aufs Festland bringt. Der Bonze und seine Frau hatten natürlich ein Privatboot – mitnehmen wollten sie uns auch nicht, denn der Bonze ignorierte uns und die Tatsache, dass er sich am Vorabend noch eine halbe Stunde mit uns unterhalten hat, plötzlich. Bidu wär aber ohnehin nicht mitgefahren, er meinte er hätte den nicht anderthalb Stunden auf dem Boot aushalten können. Unser Boot fuhr dann anderthalb Stunden später. Bis auf den letzten Platz vollbesetzt und so voller Rucksäcke, dass keiner auf dem Boot aufstehen konnte, weil jeder Zentimeter mit Menschen und Rucksäcken belegt war. Mit nur einem Motor tuckerten wir Richtung Copacabana, das Boot war zu voll um noch schnell zu sein und so dauerte es dieses Mal zwei Stunden bis wir endlich an Land waren. Zwei Stunden, in denen sich keiner von uns bewegen konnte. Leute, ich hab die Schnauze voll von Bootsfahrten hier, ich sag‘s euch!
In Copacabana reichte es dann gerade noch um unsere Rucksäcke aus dem Hostel zu holen und ein schnelles Mittagessen reinzudrücken. Dann mussten wir unseren Bus nach La Paz besteigen. Bin ja mal gespannt wie das hier in Bolivien weitergeht.

Unser Fazit


Bolivien - eine erlebnisreiche Rundreise

2011-04-26 to 2011-05-07

 Über Individualreisen durch Bolivien, den Hexenkessel La Paz und wir mittendrin, ein paar Nächte im Psychohotel, den größten Salzsee der Welt und wir obendrauf, zufällige Begegnungen, die es eigentlich gar nicht gibt und schweizer Raclette auf 3.600 Höhenmetern.


Bolivien – eine Müllhalde?
Erst haben wir uns ja nicht sonderlich gewundert. Dass überall der Müll auf den Straßen lag. Schließlich war in Copacabana ja großes Pilgerosterfest und da hat jede Stadt, die so überlaufen ist, erst mal ein Müllproblem. Aber dann hielt der Müll an. Auch als wir mit dem Bus Richtung La Paz losfuhren. Müll links der Straße. Müll rechts der Straße. Knapp eine Stunde ging’s über kurvige aber gute Straßen weiter nach oben aufs Hochplateau, dann mussten wir mal eben über den Titicacasee mit kleinen Fähren übersetzen. Wir zuerst und dann der Bus. Weiter ging’s vorbei an kleinen Dörfern, neben der Straße trottenden Eseln, die so mit Stroh und Gras beladen waren, dass man sie kaum noch erkannte. Menschen, die mit der Hand dreschen, Fußballfelder, auf denen die Schafe und Lamas weiden (das wollte ich mal bei uns in Endingen sehen, ha ha….)  und Müll wohin das Auge reicht. Je weiter wir Richtung La Paz kamen, desto schlimmer wurde es. Im Hintergrund schimmerten die schneebedeckten Berge und schon wurden sie von halbfertigen Gebäuden verdeckt. Wenn Gebäude noch wie im Bau aussehen, bezahlt man nämlich keine Steuern in Bolivien – das ist also das mehrheitliche Bild: erster Stock gebaut, alle weiteren im Rohbau bis man wieder Geld hat. Willkommen in El Alto – Trabantenstadt von Boliviens Hauptstadt und mit einer Million Einwohner mittlerweile sogar noch größer und ach so nebenbei: gefährlichste Stadt Südamerikas.

Hexenkessel La Paz
Unser Bus fuhr durch (zum Glück kein Stopp) El Alto und es war eine Einstimmung nach La Paz. Das liegt in einem Tal unterhalb des Hochplateaus und erinnert an einen richtigen Hexenkessel. Auf der Stadtautobahn geht’s nach unten und als wir beide nach rechts sahen, trauten wir unseren Augen kaum. Das ganze Tal bebaut. Ein irrer und überwältigender Ausblick als unser Bus kurz hielt, weil die ganzen Passagiere den Mund nicht mehr zubekamen vor Staunen. Unten angekommen führte uns der Bus direkt ins Zentrum. Ins indigene Zentrum wohlgemerkt, das liegt rechts vom Fluss (das Reiche links und tiefer) Ich wollte erst gar nicht aussteigen, nachdem ich das wilde wuselige chaotische Treiben auf den Straßen realisierte. Beat hatte hier den eindeutigen Vorteil nach seiner Zeit in Indien. Für mich war der Anblick von Hunderten von Menschen, die auf 1m breiten Gehwegen ihre unterschiedlichste Ware ausbreiten und den Tausenden von Menschen, die drum herum wuseln neu und überwältigend. Da wurden Plastikkämme verkauft, dort Kräuter aller Art und Lamaföten, hier saß eine Indiofrau mit Zöpfen und Bowlerhut stoisch auf dem Boden und bot ihre Berge von Mandarinen und Orangen feil, nebenan der Kerl mit den Memorysticks und die Mama mit dem Kochtopf voller Suppe! Was für ein Bild!


Psycho-Hotel und erste furchtbare Eindrücke von La Paz
Mein erster Gedanke war „weg hier!“. Wir entschlossen uns im erstbesten Hotel niederzulassen, das absolut krasseste Hotel, in dem wir beide je waren, was die Einrichtung betrifft. 70er Jahre ist noch untertrieben. Die Wände im ganzen Hotel waren mit diesen Landschaftstapeten beklebt, die wir alle noch aus den Wohnzimmern unserer Großeltern kennen. Die Zimmer selbst mit Möbel Anfang Siebziger und durchschnittlich 5 verschiedenen Tapeten in 5 verschiedenen Farben und mit 5 verschiedenen Mustern. Ich sag’s euch: Augenkrebs! Wie wir es da drin für 2 Nächte ausgehalten haben, ohne eins an der Klatsche zu kriegen oder uns wegen Aggressionen gegenseitig die Fresse vollzuhauen, grenzt an ein Wunder! Oder lag daran, dass Bidu mal wieder den flotten Otto hatte und gleich am ersten Abend außer Gefecht gesetzt wurde. 36 Erholungsstunden später aber nicht wirklich besser waren wir wieder aus diesem Psychopatenhotel draußen (wir denken ohne bleibende Schäden) und bezogen ein anderes ruhiges ein paar Ecken weiter. Die letzte Nacht hatte uns mit kontinuierlicher Latinomusik-Beschallung durch einen Imbisswagen, der wahrscheinlich größere Boxen als Vorräte hatte, die ganze aber wirklich GANZE Nacht wachgehalten. Bei uns hätte der aber in Nullkommanix spätestens um halb elf Nachts die Polizei wegen Lärmbelästigung an der Backe (und ein paar laut fluchende Nachbarn). Nicht so in Bolivien! Oh je mine, wo sind wir hier nur gelandet?


Von La Paz nach Oruro und nein, bolivianische Busse haben keine Toiletten egal wie lange die Fahrt dauert
Um eine ruhige Nacht in einem normalen Hotel reicher fuhren wir am nächsten Morgen mit dem Taxi zum Busbahnhof. Der Sack von Taxifahrer erzählte uns er habe kein Wechselgeld und fuhr dann einfach davon (hat uns aber nur um 20 Cent beschissen – trotzdem hier geht’s ums Prinzip). Im Busbahnhof die nächste schlechte Nachricht: alle Busse, die nach Oruro fahren, von wo unser Zug nach Uyuni fährt, haben natürlich KEINE Toiletten. Ach ja, das stand ja im Lonely Planet. Tipp für Bolivien: „Lerne mit der Tatsache zu leben, dass bolivianische Busse keine Toilette haben.“ Dann machen die doch sicher einen Stopp, denke ich, und frage die Dame hinter dem Schalter, die mich eben noch für die Frage nach der Toilette ausgelacht hat. Nee, sagt die ganz entrüstet, also bei der 3 ½ Stunden Fahrt gibt’s keinen Stopp. Das wird schmerzhaft, denke ich, und bin wenig entzückt über die Situation, aber es gibt keinen anderen Weg. Wenigstens ist die Strecke immer nur geradeaus, keine üblen abschüssigen Bergstraßen, also im Vergleich zum restlichen Bolivien relativ wenig Gefahr. Und rütteln sollte sie auch nicht – d.h. weniger Blasenschmerzen als auf ungeteerten Rüttelstraßen. Im Bus entdecke ich dann doch die Toilette, werfe erfreut einen Blick hinein und sehe, dass es zwar ein Klo gibt, das aber komplett vollbeladen von den Sachen der Busfahrer und damit außer Betrieb ist. Bidu und ich wetten, die sind nur zu faul, das in Betrieb zu nehmen. Das ist ja noch dümmer als gar kein Klo zu haben!

Beide nippeln wir lediglich an unserem Wasser als wir im Bus sitzen und ach ja, weil die Lüftung nicht funktioniert, kaum Luft kriegen (keine Fenster, die man öffnen kann). In El Alto wird der Bus dann so vollgepackt mit Indios – wir sind natürlich die einzigen Europäer. Dafür kostet unsere Busfahrt nur 2 Euro pro Person und wir sind dann am Schluss sogar fast 4 Stunden unterwegs. Im Nachinein keinen Schimmer wie wir das ausgehalten haben!? Ebenso wie die beiden Rambofilme, die auf spanisch in voller Lautstärke und natürlich ohne Rücksicht auf Kinder im Bus gezeigt werden. Am frühen Abend kommen wir in Oruro an, schnappen uns das erstbeste Hotel am Busbahnhof und entspannen, denn Bidu geht es immer noch nicht so dolle. Wenigstens hat das Zimmer Fernsehen, das wir dann so laut stellen, dass wir die dummen Busschreier draußen auf der Straße nicht mehr hören. Uyuni Uyuni Uyuuuuniiiiii und so weiter. Dass die Leute nicht bekloppt werden, wenn sie den ganzen Tag das gleiche schreien. Hier schreien sie echt genauso wie in Mexiko, nur dass man dort wenigstens das Geld für Megaphone hat.


Oruro nach Uyuni – unsere erste und letzte bolivianische Zugfahrt
Oruro ist wieder richtig teuer für bolivianische Verhältnisse. Liegt wahrscheinlich daran, dass hier noch immer ein paar Minen liegen. Erinnerungen an Calama werden wach, auch als wir morgens beim Frühstück ein paar Arbeiter und Geschäftsleute sehen. Unser Zug nach Uyuni fährt erst um drei mittags, Erleichterung als wir feststellen, dass hier ausnahmsweise mal Check-Out um 14 Uhr ist. Gab’s noch nie. Passt! Dann ab zum Bahnhof mit dem Taxi und unser Gepäck eingecheckt. Beinahe pünktlich fährt der Zug ab. Drinnen gibt’s veraltete Sitze und einen riesigen Fernseher, auf später sogar Filme gezeigt werden. Den Zug nehmen wir, weil es überall hieß, die Busfahrt nach Uyuni sei der letzte Horror, mehrere Stunden auf ungeteerten Straßen und Beine schüttelnd. die ersten Meter im Zug gehen auch. Fast – so scheint es – wird das Ganze gemütlich und von der Landschaft her spektakulär. Doch anstatt uns wie im Bus zu schütteln, wirft es uns so hin und her, dass wir später im Speisewagen kaum essen (und sitzen) können. Aber das Essen war ohnehin so beschissen, da hätt ich lieber nix gegessen. Unser Zug schüttelte uns dann 7 Stunden durch relativ eintönige Wüstenlandschaft, die letzten 4 Stunden im Dunkeln. Man fragt sich, warum das Ding nicht entgleist ist, so hat’s einen im Sitz rumgeschleudert. In Uyuni dann der Run auf’s Gepäck – ja, alles noch da, rein ins Taxi und ab ins Hotel. Wir erfrieren fast in dieser Nacht, dabei ist dies die Nacht in dem Hotelzimmer, das sogar eine Heizung hat! Am nächsten Tag wechseln wir in ein Hostel, das halb so teuer aber noch kälter ist, denn die erste Nacht war dort nix mehr frei. Dafür gibt’s aber wieder kein Frühstück. Den ersten Tag verbringen wir deshalb mit Umziehen, uns neu orientieren (Uyuni ist zum Glück nur 20.000 Einwohner groß) und dem Suchen nach einer günstigen und vor allem guten Agentur um unsere Tour zum Salar zu machen.
Salar de Uyuni – eine Landschaft, die nicht zu fassen ist
Der Salar de Uyuni ist mit 12.000 qm der größte Salzsee der Welt und liegt auf fast 3.700m. Mit gleißender Helligkeit am Tag und sehr kalten Nächten ähnelt er äußerlich sehr hartem Schnee. Selbst am Tag wird’s hier um diese Jahreszeit nicht wärmer als 0 Grad – bei Sonnenschein aber einem miesen Wind einigermaßen zu ertragen, wenn man alles anhat, was man hat. Grund für die Kälte ist der Salzeffekt. Ähnlich wie bei den ersten Klimaanlagen, die gebaut wurden, macht nasser Salz kühl. Und da wir gerade am Ende der Regenzeit im Salar waren war er eben leider noch ziemlich nass und damit war es auch empfindlich kalt. Nachts zwischen -10 und -15 Grad. Auch das erinnert an Schnee.

Eine Fahrt auf dem Salar ist eine unvergessliche Attraktion. Aber bei den Touren auf den Salar ist äußerste Vorsicht geboten. In San Pedro, Chile hatten wir zwei deutsche Mädels getroffen, die einen schweren Unfall, bei dem der Jeep sich mehrfach überschlagen hat, heil überstanden hatten. Und unterwegs wurde uns von einem Unfall erzählt, bei dem kürzlich zwei Israelis starben. Auch das Auswärtige Amt weist auf eine weise Auswahl des Anbieters hin. Dementsprechend viel haben wir uns umgehört und sogar einen Anbieter gefunden, der englischsprachige Guides hat. Auch das scheint eine absolute Seltenheit zu sein. Gebucht haben wir allerdings die Spanisch-Tour, in der Hoffnung jemand der weiteren 4 Teilnehmer spräche nur Englisch, womit der Tourguide trotzdem Englisch sprechen müsste. Hat geklappt und wir haben damit 16 Euro gespart.  Leider stand der Salar noch so unter Wasser, dass wir nicht zur berühmten Kakteeninsel mitten in der Salzwüste fahren konnten. Trotzdem staunten wir nicht schlecht, als wir in dieser riesigen weißen Fläche standen und sie nicht erfassen konnten. Die kulinarische Versorgung in Uyuni war übrigens zum Kotzen. Nicht nur das Essen auf unserer Tour war schlecht, auch sonst haben wir überall mehr schlecht als recht gegessen. Es gab einfach nix Gescheites. Und beim einzigen Laden, der morgens Frühstück im Angebot hatte, waren natürlich immer ALLE Backpacker, obwohl die da so lahmarschig waren, dass wir auch, als wir morgens die ersten und einzigen Gäste waren, über eine halbe Stunde auf Kaffee und Brötchen warten mussten als wäre das so kompliziert?!

Uyuni nach Sucre und Diskussionen in Potosi
Die nächste Herausforderung stellte dann das Wieder aus Uyuni weg kommen dar. Da so viele Leute von Chile rüberkommen und andere so wie wir einfach durch Bolivien reisen, sind die Plätze in den Bussen relativ heiß begehrt. Lokale Leute gibt’s ja auch noch. Und genau drei Möglichkeiten: weiter nach Tupiza (zu weit südlich und damit nicht unsere Richtung), weiter nach Potosi oder zurück nach La Paz (die Beine schüttelnde Busfahrt). Wir haben uns für Potosi entschieden und unseren Bus 2 Tage vorher gebucht, um sicher zu gehen. Dauer: ca. 6 Stunden – für 200km das muss man sich mal vorstellen! Auf immerhin 60% geteerten Straßen. Klo Fehlanzeige! Immerhin die Straßen, wo geteert, waren gut (da nagelneu) und nach 3 Stunden gab’s einen Pinkelpausenstopp mit wenigstens so vielen Büschen, dass man sich nicht direkt in die Augen sah beim Pinkeln. Der Bus lud unterwegs immer noch mehr Leute auf bis die Gänge voll waren. Fenster waren zwar da, ließen sich aber nicht öffnen auf unserer Seite. 6 Stunden später Ankunft in Potosi.


Wir wollen uns nur kurz die Stadt ansehen und dann weiter ins 2 ½ Stunden entfernte Sucre, wo wir ein Hostel reserviert hatten. Hin wollen wir mit dem Taxiservice, der laut unserem Lonely Planet und der Info in Uyuni 12 Euro pro Taxi kosten soll. Da legen wir doch noch ein bisschen drauf und machen wenigstens vorher noch eine Stadtrundfahrt in Potosi - ist schliesslich die höchste Stadt der Welt wenn wir schon mal da sind. Doch die Taxifahrer, die alle solidarisch sind, wollen 24 Euro. Das Doppelte! Das zahlen wir nicht. Ich werfe ihnen vor, das ist Ausländerpreis, aber das ist es nicht. Der Preis hat sich einfach verdoppelt. Auch weil heute Feiertag ist. Feiertag, wieso Feiertag? Gestern war doch der erste Mai, aber das war ein Sonntag und deshalb macht man einfach den Feiertag einen Tag später hier. Eine gute halbe Stunde Diskussion bringt uns nicht weiter, die Taxifahrer sind stur und wir nehmen uns ein Taxi, dass uns ins Zentrum bringt und dann wieder zurück. Nicht mal mit einer Stadtrundfahrt sind die hier einverstanden und erst der dritte Taxifahrer hat sich dazu überhaupt bereit erklärt. Dazwischen quatscht uns noch eine Bolivianerin auf Englisch an, sie wäre Guide und könnte uns auch durch die Stadt fahren mit ihrem Mann, aber das kommt mir nicht koscher vor. Wieder zurück nehmen wir die Fahrt im geteilten Taxi für 12 Euro und müssen warten bis sich noch mal zwei Nasen finden, die die anderen 12 Euro zahlen, um das Auto aufzufüllen. Es sind dann drei, eine Frau bringt ihre fünfjährige Tochter mit, die sitzt dann einfach zwischen ihren Beinen die zweieinhalb Stunden. So macht man das hier.

Die Fahrt nach Sucre sind Kurven pur. Wir gehen von 4.100m runter auf 2.800 und unser Fahrer fährt wie ein Henker während er sich ein Kokablatt nach dem anderen in die Backen schiebt. Bei ca. Blatt 50 höre ich auf zu zählen und frage mich, wo um Gottes Willen, der das Zeug, das er mir als Beifahrerin die ganze Zeit anbietet, noch hinschiebt? Dazu singt er spanische Liebeslieder, die er auf CD mitlaufen lässt. Sieht fast so aus, als wäre er heiß verliebt. Nach anderthalb Stunden Qual ist Schluss und er schiebt die Boney M Platte in den CD Player. Wenigstens singt er jetzt nicht mehr mit. Aber die Musikwahl ist äußerst zweifelhaft.  Nach einer weiteren Stunde sind wir fast in Sucre und wir handeln ihn noch um 2 Euro runter da er uns am Busterminal und nicht am Hostel absetzen soll. Wir haben nämlich in all der Eile in Uyunis Internetcafe vergessen Namen und Adresse des Hotels aufzuschreiben. Die Verbindung war ohnehin gerade so gut, dass wir die Buchung durchführen konnten.

Sucre – schönste Kolonialstadt Südamerikas
Am Touristeninfoschalter im Busterminal kennt niemand unser Hostel, aber im Terminal gibt’s sogar freies Wi-Fi. Das funktioniert aber leider nicht und so bleibt uns nix anderes übrig als ins nächstgelegene Internetcafe zu laufen, um noch mal nachzuschauen. Dort sind alle Plätze hoffnungslos mit Facebooksurfern belegt, also weiter ins Nächste. 5 Cent kostet das Nachschauen und 80 Cent die Taxifahrt zum Hostel. Dort empfängt uns Rene, ein pensionierter belgischer Lehrer, der seit September ein Hostel in Sucre hat, supernett und super gastfreundlich ist und bei dem wir gerne länger geblieben wären. Nicht nur sein Hostel, auch Sucre hat uns gut gefallen. Endlich wieder Luft zum Atmen, auf 2.800 geht das schon deutlich besser. Und nur 200.000 Einwohner, eine von UNESCO geschützte schöne weiße Innenstadt und alles etwas ruhiger als Oruro und La Paz. Sucre gilt als eine der schönsten Städte Südamerikas und wir können das bestätigen. Eine der Sehenswürdigkeiten in Sucre ist der 6km außerhalb liegende Dinosaurierpark. Eine Zementfabrik hat dort beim Baggern über 2000 Dinosaurierspuren in der senkrechten Wand gefunden, die sich im Laufe der Jahre von horizontal nach vertikal verschoben hat. Im Eintrittspreis war ein enthusiastischer Guide enthalten, der wie wild mit den Armen rumfuchtelte, in der Hoffnung uns alle zu begeistern, mit dessen Englisch wir aber alle so unsere Mühe hatten.


Zufälle gibt’s – die gibt’s gar nicht!
Nach dem Rundgang und der Busfahrt zurück in die Stadt gönnten wir uns ein Mittagessen im Kultur Cafe Berlin, das dem deutsch-bolivianischen Institut in Sucre angeschlossen ist aber von einem Österreicher geführt wird. Dementsprechend gab’s Bauernschmaus und Bratkartoffeln und wir konnten zum ersten Mal in ganz Südamerika beim Bestellen Deutsch reden! Kaum hatten wir bestellt, lief das deutsche Paar, das mit auf unserer Dinosauriertour war, zur Tür herein und als sie fragten, ob sie sich zu uns setzen konnten, sagten wir natürlich ja. Witzig, eben noch auf der Tour und schon treffen wir uns hier wieder. Man trifft sich ja immer zwei Mal im Leben. Doch der Clou kommt noch: im August 2010 waren wir ja im Jasper Nationalpark in Kanada. Ich weiß nicht mal ob ich das damals in unserem Blog erwähnt hab, aber auf dem Parkplatz von Lake Maligne haben wir einen silbernen Opel mit deutschem Kennzeichen gesehen und uns gewundert, wer da wohl mit dem Opel offensichtlich auf längerer Reise ist. Leider haben wir die Fahrer nicht gesehen. Auch nicht als wir den Wagen das zweite Mal auf dem Rogerpass parken gesehen haben. Ein paar Monate später, wir sind in Mexiko und ich informiere mich über den Kupfercanyon, den wir dann leider doch nicht besucht haben, indem ich im Internet surfe Und was entdecke ich dabei: den Blog der beiden Weltreisenden mit dem silbernen Opel. Das ist doch mal ein Zufall! Doch es kommt noch besser!!! Jetzt ratet mal, wer die beiden Reisenden sind, die sich zu uns an den Tisch setzen?! Es sind Gunnar und Andrea, deren Wagen und Website wir schon kannten! Ist das zu fassen? Die Welt kann so klein sein! Ist das herrlich sich auszutauschen über die Erfahrungen und Orte unterwegs und den gleichen harten Reisealltag zu teilen! So herrlich, dass wir dabei ganz vergessen die Stadt zu besichtigen. Und so machen wir uns dann spätnachmittags im letzten Sonnenlicht auf, einen Eindruck von der Stadt zu bekommen und immer wieder denken wir wie krass Zufälle und wie schön Begegnungen sein können.

Sucre nach La Paz – oder der Kampf um die Flugtickets
Am nächsten Morgen geht dann unser Flug zurück nach La Paz. 16 Stunden Busfahrt waren wenig attraktiv und stehen in keinem Verhältniss zu einem 45 Minuten Flug, der dazu auch noch nur 55 Euro pro Person kostet. Aber das war ein harter Kampf. Auf keiner deutschen oder englischen Website konnten wir den Flug buchen. Ein Reisebüro gab es in Uyuni auch nicht. Wir waren ja schon froh, dass die Internetverbindung nur zwei Mal abkackte in dem Internetcafe. Schließlich buchten wir auf der spanischen Expediaseite und verließen uns drauf, ist ja schließlich in Europa und wir hatten eine Bestätigung. Aber am Tag zuvor immer noch keine elektronischen Tickets und so gingen wir (zum Glück in Sucre) in das Büro von Aerosur, unserer Fluggesellschaft. Was, wir hätten eine Reservierung? Nö, da haben sie nix im System. Ach ja, und der Flug ist eh schon überbucht. Wir haben gemeint nicht richtig zu hören. Also nochmal heim, Emails checken. Expedia hat schon schön die Gebühren abgebucht, aber Aerosur hatte nichts von uns? Komische Sache. Also zurück zu Aerosur und dort in bar bezahlt. Und oh Wunder, wir hatten zwar angeblich keine Reservierung aber unsere Namen und Daten hatten sie dann doch im System. Komisch, komisch… Der Flug war übrigens noch nicht mal voll. Beim Start der Maschine dachte ich nur hoffentlich hat’s das Flugpersonal besser drauf als das am Boden!!!

La Paz für Genießer
Zurück in La Paz. Dieses Mal gleich ins gute Hotel und wieder mitten in den Trubel. Da es Bidu inzwischen wieder gut ging, konnten wir die Stadt ein wenig besichtigen, wobei die Motivation wieder auf 3.600 Höhenmetern angelangt doch sehr zu wünschen übrig lässt. Jeder Stockwerk eine Qual, ein Stock und man hechelt oben als wäre man einen 1000 Meter Lauf gerannt (und zwar untrainiert!) Ich will endlich wieder Luft kriegen. Drei Tage durchhalten noch und am vierten fliegen wir an die Küste Perus. Ich kann’s kaum erwarten. Ein bisschen Souvenirshopping (nirgendwo so günstig wie in Bolivien) und Sightseeing. Wir machen eine Tour nach Tiwanaku. Das liegt in der Nähe vom Titicacasee und war einst eine bedeutende Präinka-Kultur. Doch auch dort fällt jeder Meter schwer. Noch schwerer fällt’s nur dem Neuseeländer, der direkt nach La Paz geflogen ist und sich deshalb Diamox reinzieht. Den kennen wir auch von irgendwo her und als er sich als Flugbegleiter entlarvt wissen wir gleich – der hat uns doch schon mal unser Essen auf dem Flug von Rarotonga nach Los Angeles ausgegeben. Es ist die Woche der Begegnungen! Und des kulinarischen Wiedergutmachens: nach wochenlangen übelsten Spaghettis, den schlechtesten Pizzen und bittersten Suppen und Lamafleisch, das zäher als Omas Putzlappen ist, finden wir zuerst ein österreichisches Restaurant, in dem wir uns zwar fehl am Platz (obernobel) vorkommen, aber gutes Schnitzel und Stroganoff essen. Und nur einen Tag später geht es mit dem Taxi ins schweizer Restaurant, in dem wir Fondue erwarteten, aber dann sogar Raclette bekamen! Wohlgemerkt nicht von glücklichen Schweizer Kühen aber nicht die Kühe sondern die Schweizer machen ja den Käse und in dem Fall zwei nach Bolivien Ausgewanderte. Der Schweizer aus Fribourg, dem das Restaurant gehörte, liess uns an nix fehlen. Sogar Rohschinken und Gewürzgurken gab es. Es war die Erfüllung eines Traums, ich sag’s euch. Jetzt fehlt nur noch der Sauerbraten und/oder Ragout mit Kartoffelstock – aber das kann auch noch die paar Tage warten bis zuhause.  Während dem Essen kamen dann zwei Typen rein, die vermutlich unsere Sachen stehlen wollten, aber da sie nicht rankamen, waren sie sofort wieder weg. Der Schweizer war gleich zur Stelle und versicherte sich, dass alles noch da war.

Unser letzter Tag führte uns dann nochmal außerhalb von La Paz. Wir schnappten uns ein Taxi und für 3,50 Euro fuhr der uns ins 30 Minuten außerhalb liegende Mondtal. Wissen gar nicht in wie vielen Mondtälern wir schon waren. USA? Hawaii? Chile? Und überall sah’s anders aus… tz tz tz Doch das hier war schon sehr beeindruckend, wenn auch nicht gerade riesig, wenigstens ganz gut mit Wegen ausgebaut, solange man nicht in den Stacheldraht fiel und bot gute 45 Minuten Laufwege, die auf über 3.000 Metern dreifach anstrengen. Der Taxifahrer schob uns dann noch Falschgeld unter, waren nur 20 Bolivianos, also 2 Euro umgerechnet. Und auch dieser Taxifahrer ist einer der wenigen schlechten Menschen, die wir in Bolivien getroffen haben. (Auch in Peru haben sie das mit dem Falschgeld probiert). Die meisten Menschen hier waren wirklich nett, höflich und wenn sie’s nicht waren, dann wenigstens nicht das Gegenteil. Trotzdem sind wir froh Bolivien hinter uns zu lassen und hoffentlich in Lima, der Hauptstadt Perus, wieder etwas höhere Standards und Zivilisation vorzufinden.

Unser Fazit


Der Countdown läuft - wie unsere Reise weitergeht

2011-05-03

Für alle Interessierten, hier die nächsten (und letzten) Stationen unserer Reise.

Knapp 10 Monate sind vorbei, die letzen Wochen in Südamerika haben begonnen, der Countdown für unsere Rückkehr läuft. In Cusco haben wir deshalb die Zeit, Infrastruktur und Zugang zu Informationen und Reisebüros genutzt, um den Rest unserer Reise durchzuplanen.

Nimmt uns zwar Flexibilität, aber gibt uns auch günstigere Flugpreise. Schließlich wollen wir die knapp 2 Monate ja effizient verbringen und noch viel sehen von Südamerika und nicht einfach nur rumhängen. Wenn alles klappt, sind unsere weiteren Stationen nach dem Salar de Uyuni (größter Salzsee der Welt), Sucre (angeblich schönste Stadt Südamerikas), La Paz (Hexenkessel), Lima und die peruanische Küstenregion, Iguazu (die größten Wasserfälle der Welt!), Rio de Janeiro (Samba!), Quito und der Äquator, Galapagos (juhu, endlich wieder Riesenschildkröten!) und Guyaquil (von wo aus wir nach L.A. fliegen). Also noch ein bisschen Peru, Ecuador und jetzt doch Brasilien. Wer noch Tipps hat, nur her damit!

Unser Flug raus aus Südamerika in den Norden des Kontinents ist nun auch gebucht, damit bekommen wir unseren schon lange gebuchten Anschluss nach Hause! Zum Schluss gönnen wir uns noch ein paar Tage im geliebten Kalifornien, da von dort aus unser Direktflug nach Zürich geht. Ich kann doch nicht in L.A. vorbei ohne einen Gruß im geliebten San Diego dazulassen.


Hin ging‘s mit der Lufthansa, heim geht’s mit der Swiss, wenn das mal nicht sinnbildlich für unsere deutsch-schweizer Reise steht. Also, bleibt dran, wir halten euch mit unseren Reiseerlebnissen auf dem Laufenden aber wir freuen uns auch TOTAL euch alle wiederzusehen!!!

Bis bald, Stef & Bidu


Lima und Huanchaco: Spätzle, Surfer und Ruinen an der peruanischen Küste

2011-05-08 to 2011-05-16

Lest hier wie wir in Lima, der Hauptstadt Perus, einen Kulturschock erlitten, zum Chillen nach Huanchaco, einem peruanischen Surferparadies, flogen und dort selbst gemachte badische Spätzle bekamen!


Über falsche Namen und einen Flug über die Anden
18:30 Ankunft mit LAN am Flughafen Limas. Zuvor hatten wir im Flughafen von La Paz mit Freuden einen Subway entdeckt (der wahrscheinlich einzige in ganz Bolivien!). Hatten einen erstaunlich normalen Start dafür dass wir auf 4.100m ü.M. abhoben und einen knapp zweistündigen ruhigen Flug, der uns erst über das Hochplateau, dann den Titicacasee und später über eine dicke Schicht aus Nebel oder Wolken führte. So sehen wir beim Landeanflug auf Lima im Sonnenuntergang nix außer Nebel und durch den Nebel nur Wellen. Da es gerade in Lima so eine Sache ist mit sicheren Taxis zum Hostel zu fahren und erst Recht zu dem Hostel, in dem man reserviert hat (die Taxifahrer bekommen hier Provision, wenn sie dich in andere Hostel bringen), haben wir über das Hostel, in dem wir für eine Nacht reserviert haben, einen Abholservice organisiert. Eine Frau soll uns am Flughafen mit Beats Namen auf einem Schild empfangen.
Unser Flug landet gut 20 Minuten vor der Zeit und so bleibt den Beamten am Flughafen nach dem Einreisestempel noch schön Zeit, unser Gepäck nach Drogen oder Nahrungsmittel zu suchen. Obwohl wir letzteres dabeihaben, bemerken sie es nicht. Und die Kokablätter zählen hier in Peru im Gegensatz zu anderen Ländern nicht als Drogen. :-)

Als wir durch die Schiebetür in die Ankunftshalle kommen, sehen wir bestimmt über Hundert Augenpaare auf uns gerichtet und Dutzende von Menschen mit Schildern, die uns genauso hoffnungsvoll anschauen wie wir sie. Aber "Beat Leuenberger" steht nirgends. So drehen wir eine Runde durch den Flughafen, bestatten dem Klo einen Besuch, kommen zurück in die Menschenmenge - immer noch kein Schild für uns. Wir stehen wie bestellt und nicht abgeholt, was in diesem Fall ja sogar stimmt. Derweil spricht uns ein Taxifahrer nach dem anderen an und will uns in unser Hostel (oder eben ein anderes) fahren. Doch wir bleiben weiter im Korridor stehen, gut die Hälfte der Augenpaare hinter der Absperrung starrt uns immer noch an. Gibt ja sonst nicht viel anzustarren, denn hinter uns kommen kaum Passagiere aus der Schiebetür. Als wir gerade die dritte Runde im Korridor drehen, sehe ich ein Schild. Auf dem steht „BIEC LEVEMBERGER“. Das muss es sein! Das Schild in der Hand hält Karin, wie sich die Deutsch-Schweizerin, die seit 4 Jahren in Peru lebt, vorstellt. Mit unserem Gepäck und reichlich Gegrinse über den Namensverdreher unsererseits geht’s zum Auto, wo bereits eine Fahrerin auf uns wartet. Karin fährt dann auch mit und so haben wir auf der 30 Minuten langen Strecke wenigstens eine Unterhaltung und erste Lima-Infos auf (Schweizer)Deutsch.

Unter Schock – zurück in der Zivilisation
Wobei wir die meiste Zeit noch den Schock "Lima" verdauen müssen. Nicht wegen des Verkehrs, der läuft gut. Nicht wegen der Größe von 8 Millionen Einwohnern, davon sehen wir nicht viel, es ist mittlerweile schon dunkel. Vielmehr werden wir nach dem chaotischen La Paz erschlagen von Leuchtreklamen, Kasinos, riesigen Supermärkten, Baumärkten, Elektronikmärkten, Fastfoodketten. Unglaublich. Das hier scheint ein Peru zu sein, wie wir es noch nicht gesehen haben! Das hier sieht nach Zivilisation aus. Das Viertel Miraflores, das eines der reichsten in Lima ist, hat sogar SAUBERE Gehwege, die nicht alle 10 Meter eine Stolperfalle enthalten, sondern einigermaßen fachmännisch gepflastert wurden. Auf unserem ersten Gang zum Supermarkt finden wir einen PizzaHut, Kentucky Fried Chicken und sogar einen Pizzaladen, den wir aus USA kennen. Und der Supermarkt haut uns aus den Latschen. Der könnte genauso gut in Endingen, Solothurn oder Colmar stehen. Alles tip top angerichtet, eine Auswahl, die von peruanischen und vor allem europäischen Produkten durchzogen ist. Die hatten Nutella, Parmaschinken, Wienerle und sogar importierten schweizer Gryuere! Sollte unsere erste Adresse sein in den folgenden Tagen und wie sich herausstellte unter deutscher Leitung. (Kein Wunder, ha ha... :-))


Daneben Dutzende von Hochhäusern, größtenteils von der reichen Schicht Limas bewohnt. Wer es sich leisten kann, hat ein Einfamilienhaus, das haben wenige. Dahinter kommt gleich das Meer. Leider ca. 100m unterhalb und damit eher unzugänglich von Miraflores, das so heißt weil es so voller Parks und Pflanzen ist. In Peru ist es nämlich eigentlich schicker keine Pflanzen zu haben, heißt es. Doch hier lebt man das Gegenteil. Unterhalb von Miraflores liegt der Playa Waikiki. Den sieht man dann von der Promenade oben. Hat nix mit dem echten aus Hawaii zu tun, außer dass die Kulisse von Hochhäusern im Hintergrund vielleicht ähnlich ist und sich unten ähnlich viele Surfer im Meer versuchen. Tummelplätze in Miraflores gibt es viele, insbesondere Sonntags, wenn alle unterwegs sind. Ein Anziehungspunkt ist der Parque del Armor, wo sich frisch verliebte junge Pärchen abends beim Sonnenuntergang auf Mosaikbänken, die auch von Gaudi sein könnten, küssen, während dessen ein Polizist aufpasst, dass den Damen niemand die Handtasche klaut. Ein anderer ist der Parque Kennedy, um den rum sich Restaurants und Kaffees reihen und der voller Katzen zu sein scheint, die auf dem Rasen faulenzen oder in den Bäumen klettern. Und dann ist da noch das Einkaufszentrum Larcomar, das spektakulär an den Küstenstreifen dran gebaut wurde und deshalb von oben betrachtet unterirdisch liegt. Und über allem hängt der Geruch von Fisch.

Wo sind wir hier? In Peru oder den USA?
Beim Spaziergang durch die Arkaden fühlten wir uns wie in den Staaten. Nicht mal wegen den Geschäften, die waren hauptsächlich voller peruanischer Designer von Skateboard-Dress bis zum Abendkleid, daneben Brillen-, Andenken- und Outdoorläden. Nein, es waren die Restaurants, die uns an Amerika erinnerten. Von TGIFridays, Chillis, Starbucks, KFC bis zu Burger King alles dabei. Und sehr zu unserer beider Vergnügen ein Laden, in dem es die mittlerweile auch von Beat geliebten Cinemon Rolls gibt, für die ich schon seit meiner Zeit in USA vor 9 Jahren schwärme. Sogar ein riesiges modernes Kino hatte es und nachdem wir uns getraut hatten die Frage zu stellen, ob es hier auch Filme in Englisch gibt (in dem Wissen, das hier ja kaum jemand gescheites Englisch spricht - Standardantwort sprichst du englisch? = Nein!), erfuhren wir, dass ALLE Filme außer den Kinderfilmen in Englisch sind und spanische Untertitel haben. Fantastisch! Weil wir uns nicht entscheiden konnten, welchen Filme wir schauen, beschlossen wir dann gleich auch zwei zu schauen und schnickten welcher zuerst dran war. Nach "Fast & Furios 5" sahen wir uns am nächsten Tag "Thor" an (für 3 Dollar pro Person - Kinotag!)und waren von keinem Film enttäuscht, nur davon, dass die Lautstärke mal wieder weit über unserem Normalpegel war (ob wir wohl endgültig taub sind, wenn wir aus Lateinamerika zurückkommen?) und davon, dass es nur gesalzenes Popcorn gab (so wie in ALLEN anderen Ländern, in denen wir im Kino waren).


Open Bus in Lima
Da wir in noch keiner Stadt auf unserer Reise eine Fahrt in einem Sightseeing-Bus gemacht haben (gab’s nicht oder zu teuer), entschlossen wir uns in Lima dazu. Anders als in europäischen Städten, wo man in den Hop-on, Hop off Bussen an den Hauptsehenswürdigkeiten aus- und wieder einsteigen kann, fährt der Bus in Lima von Miraflores in die Innenstadt, wo man die Kathedrale besucht, und von dort wieder zurück. Das Ganze wird untermalt von den typischen lateinamerikanischen Großstadtgeräuschen (schlecht gewartete Autos und nervöses Gehupe) und den peruanisch-englischen Erläuterungen des Guides. Doch wir müssen sagen, wir waren erstaunt von Lima, auch außerhalb von Miraflores. Die Innenstadt, die auch UNESCO Welterbe ist, hat architektonisch einiges zu bieten: die Gebäude sind schön anzusehen wie die großen Gebäude in Berlin oder Paris und sehr imposant und es gibt viele schöne und vor allem gepflegte Parks. Außerdem ist es richtig sauber. Der Kathedralenbesuch war nett, außer dass es einen Stromausfall gab und der ganze Ausflug wert das Geld.

Unerwünschte Mitbewohner und neue Pläne
Dazwischen haben wir (mal wieder) Hostel getauscht. Denn als mir am zweiten Abend im Hostel eine Kakerlake fast über die Füße lief und das in unserem Zimmer, wollte ich nur diese Nacht länger bleiben. Auch wenn das Hostel fast nagelneu und supermodern war, auf so großes Ungeziefer kann ich verzichten. Beat konnte das Vieh übrigens nachdem er es mit meiner Hilfe durchs ganze Zimmer gejagt hatte, auf den Flur raus schießen und ich denke es kam auch nicht zurück. Erinnerungen an Maui wurden wach.
Nach zwei Tagen Lima haben wir uns dann auch entscheiden können ob wir nun noch nord- oder südwärts fahren wollen. Ursprünglich wollten wir ja nach Huaraz in die Cordillera Blanca, einer Gegend, die man wohl auch die Schweiz Perus nennen könnte. Aber mit der Aussicht nach 8 Stunden Busfahrt wieder eine Höhe von 3000 bis 4000 Metern zu erreichen, auch wenn bestimmt ganz tolle Berge drumherum stehen, war so wenig attraktiv für mich, wie nochmal nach Bolivien zurückzukehren. Mit der gesunden Meeresluft auch dank weniger (und neuer) Autos in Miraflores bekam ich endlich wieder Luft und das sollte auch so bleiben. So entschieden dann auch nicht wir, sondern der Zufall, dass wir einen Flug hin und zurück für nur 50 Euro in den Norden bekamen, wo uns die Busfahrt sonst 8 Stunden und genauso viel Geld gekostet hätte. Dort erwartete uns mit Huanchaco ein ehemaliges Fischerdorf, das sich heute zum Surferparadies entwickelt hat, für seine eigenartigen Fischerbooten aus Schilf bekannt ist und mit einigen archäologischen Stätten in der Umgebung aufwarten kann.

Chillen in Huanchaco
Ein rutteliger 6:40 Morgensflug, den wir beinahe verpasst hätten, weil unser bestellter Taxifahrer 30 Minuten zu spät war, brachte uns nach Trujillo, von wo aus wir ein Taxi direkt nach Huanchaco nahmen, wo wir für 6 Nächte in einem schweiz-peruanischen Hostel wohnten. Von der Besitzerin haben wir nix gesehen, die macht es sich mit dem gut gehenden Hostel in der Schweiz bequem. Obwohl sie von den Einnahmen hier wohl kaum leben kann, denn wir haben pro Nacht gerade mal etwas mehr als 15 Dollar bezahlt für beide. Frühstück konnte man sich auf die Terrasse bestellen, von der aus man tagsüber die Wellen und abends den Sonnenuntergang sehen konnte. Nachts rauschte das Meer vor allem gegen Ende unserer Zeit hier, als es so wild war, dass es auf die Uferpromenade aufschlug. Uferpromenade hört sich jetzt auch besser an, als ihr es euch hier vorstellen solltet. Hier stehen vielleicht mal 3 bis 5 Palmen und sonst auch kaum bepflanzt und die Gehwege sind wieder voller Stolperfallen oder überhaupt nicht da. Supermarkt Fehlanzeige, hier geht man entweder Seafood essen oder auf den Markt oder fährt 20 Minuten in die 600.000 Einwohnerstadt Trujillo.

Unser Hostel dagegen hatte nicht nur einen richtig grünen Garten, sondern auch zwei Schildkröten, drei Hängematten und sogar einen über zwei Meter hohen Weihnachtssternbaum darin stehen. Eine richtige Oase zum Chillen also und das haben wir auch 5 Tage lang gemacht. Hätte Bidu nicht schon wieder die Flitzkacke erwischt, dann wäre er auch Surfen gegangen, aber der flotte Otto hat alle Energie aus ihm rausgezogen – dabei waren unsere beiden Batterien eh schon ratzeleer nach den letzten Reisemonaten. Bidu hält jetzt den Rekord im „wie oft pro Monat kann man eigentlich Durchfall haben“.


Peruanische Extrem-Beschallung
Bis auf den Freitag und Samstag hatten wir 5 ruhige Nächte hier. Am Wochenende drehen die Peruaner anscheinend durch. Die ersten Tage mussten wir immer um eine Baustelle drum herum laufen, weil an der Stelle der Gehweg blockiert war. Doch einen Tag später war das Restaurant plötzlich offen und draußen, wo gestern noch der Riesen-Schutthaufen lag, standen Tische und Stühle. Uns hat's fast umgehauen. So geht das hier also. Doch das i-Tüpfelchen kam dann abends. Pünktlich um 20 Uhr gingen die Lichter aus und die Tanzfläche wurde mit extrem lauter Diskomusik eröffnet. 15 Meter Luftlinie zu unserem Fenster! Keine Leute drin, aber aufgedreht bis zum Maximum. Nicht mal Türen oder Fenster hatte diese Baracke, nein, noch nicht mal ein Dach, das bestand aus verschiedenen übereinander gelegten Wellblechplatten, die einen Spalt von 40cm frei ließen. Isolation - Fehlanzeige! Ebenso wie Rücksichtsnahme! Doch es sollte noch schlimmer kommen: gleich daneben und damit gerade nur über die vielleicht 4m breite Straße stand schon die nächste Baracke mit Wellblechdach und offenem Fenster zum Tanz Aufspielen bereit. Durchschnittsalter 45 und genauso alt war die Musik vermutlich, aber alles schön auf Spanisch. Und nicht minder laut. Man hatte das Gefühl die spielen gegeneinander an, kein Wunder, lagen sie doch Wand an Wand. Und daneben WIR! Trotz Oropax - es war nicht zum Aushalten. Das ganze Theater ging bis um 5:30. Während Bidu schön schlafen konnte, raste mein Herz im Takt des Basses und ich malte mir schon aus im Halbtraum am Strand große Wackersteine zu sammeln und die Baracken damit zu bewerfen, bis die Musik abstellt. Da hilft nur aushalten oder mitfeiern. Was für eine Nacht!


Spätzle und ein Schwätzle unter Badnern
Doch es gibt auch Gutes zu berichten: Im Ort entdeckten wir dann ein Schild, auf dem auf Deutsch „Gulasch“ stand und so lernten wir die Barbara aus Pforzheim kennen, die schon seit 25 Jahren ausgewandert ist und hier mit ihren beiden erwachsenen Kindern lebt, von denen der Sohn der amtierende Weltmeister im Longboardsurfen ist. Gulasch gab es dann auf Vorbestellung erst am nächsten Abend, aber dafür mit SELBSTGEMACHTEN geschabten Spätzle! Oh, waren die LECKER! Ein Traum, ein weiterer lange gehegter kulinarischer Traum wurde wahr! Bei einem guten Rotwein saßen wir dann noch bis spät in den Abend und unterhielten uns über unsere Lebensgeschichten. Barbara war dann auch noch so süß uns an unserem letzten Abend ein selbst gebackenes frisches Brot ins Hostel zu bringen, weil wir es nicht mehr in ihr kleines Restaurant geschafft haben.

Chan Chan – archäologische Stätte und UNESCO Weltkulturerbe
Den Mittag haben wir nämlich endlich die Ruinen der Umgebung erkundet. Die halbe Zeit haben wir mal wieder mit Taxifahrern gefeilscht nachdem wir schon eine holprige aber günstige Busfahrt hin hatten. Für die Hauptsite nahmen wir uns dieses Mal für umgerechnet 8 Dollar einen Guide, wir haben aus den Erfahrungen von Machu Picchu gelernt. Der etwa 60 jährige Guide wusste viel, war sehr motiviert und sprach sogar Englisch. Chan Chan, das Zentrum der Chimus, war einmal wahrscheinlich die größte Stadt Südamerikas zu seiner Zeit (900-1500 n. Chr) und beherbergte an die 60.000 Einwohner. Natürlich ist auch diese archäologische Stätte UNESCO Weltkulturerbe, ist aber wegen dem Phänomen El Nino und den Anwohnern besonders gefährdet. Der Regen durch El Nino zerstört nämlich die Mauerreste, die zwar teilweise mit Fiberglas restauriert sind, aber ansonsten komplett aus Lehm bestehen, jedoch bis zu 12 Meter hoch sind/waren und interessante und gut erhaltene Verzierungen haben. Derzeit sind immer noch 500 Archäologen am ausgraben und konservieren auf dem Gelände, das schon vor 80/90 Jahren entdeckt wurde und bei dem wir nur einen Bruchteil besichtigen konnten und dafür schon eine Stunde brauchten. Mal was anderes als immer nur Inkas!

Danach fuhren wir mit dem Taxi zu einer anderen archäologischen Stätte, für die unser Ticket noch galt und ließen uns dort für 5 Dollar eine Führung von einer 26 jährigen Peruanerin geben, von der wir außer den Details für den Tempel, viel über ihr und das allgemeine peruanische Leben erfuhren, wie zum Beispiel dass sie keinen peruanischen Mann will, weil das alles Machos sind und keiner treu ist.
Damit waren unsere Kurzferien auch schon wieder zu Ende und wir schauen einem Flug zurück nach Lima entgegen, wo wir noch einen Tag verbringen müssen, bevor unser Flug nach Brasilien geht. Endlich ein Kultur- und Landschaftswechsel. Auf geht’s zu den größten Wasserfällen der Welt und rein in den Dschungel! Bleibt weiterhin dran!

Unser Fazit:


Ein Reiseresümee zum Mitraten

2011-05-17

Weil es so viel Spaß macht Reiseberichte und -resümees zu schreiben (und hoffentlich auch für euch zu lesen), hier mal was anderes für euch - ein Reiseresümee zum Mitraten. Viel Spaß!

Die Antworten findet ihr weiter unten...

1. Wieviele Tage sind wir schon unterwegs?
A)
300 Tage = 7.200 Stunden = 432.000 Minuten
B) 400 Tage = 9.600 Stunden = 576.000 Minuten
C) 350 Tage = 8.400 Stunden = 504.000 Minuten 


2. Wieviele Reisekilometer haben wir zurückgelegt?
A)
99.000 km
B) 86.000 km
C) 51.000 km

3. Wieviele Länder haben wir bereist?
A)
7 Länder
B) 9 Länder
C) 11 Länder

4. Was war unser absolutes Highlight der Reise?
A)
unsere Hochzeit in der Südsee
B) Hawaiianischer Hulatanz
C) Kokablätter kauen in Bolivien

5. Was war der absolute Tiefpunkt?
A)
Krankenhausaufenthalt statt U2 Konzert
B) Friseurbesuch bei Noe auf Hawaii
C) Als Beat das WC Papier ausgegangen ist, als er Durchfall hatte

6. Wenn wir schon beim Thema sind: Anzahl der Tage mit Reisedurchfall?
A) 15
B) 30
C) Nicht mehr zu zählen so oft

7. Wie oft wir am liebsten hingeschmissen hätten und heimgefahren wären?
A) Zwei Mal
B) Ungezählt
C) Drei Mal

8. warum wir trotzdem noch nicht daheim sind?
A) Hier in Südamerika ist es so schön und günstig
B) Daheim ist alles so langweilig
C) naja, jetzt sind wir halt schon mal da und schauen uns eben alles an, was hier noch so sehenswert ist

9. Was haben wir für neue kulinarische Erfahrungen gemacht?
Mehrfachantworten möglich
A) Weiße madige Würmer (gereicht zur Mezcalprobe)
B) getrocknete Heuschrecken
C) Geröstetes Meerschweinchen
D) Lama am Spieß
E) Ameisen aus dem Glas

10. Wie oft sind wir geflogen?
A)
21 mal mit 13 Fluggesellschaften
B) Öfter auf die Fresse als dass wir wollten
C) 31 mal mit 17 Fluggesellschaft

11. Was war der höchste Punkt unserer Reise?
A) Aconcagoa, Argentinien (6962m)
B) Mirador de Volcanes, Peru (4910m)
C) Mauna Kea, Hawaii (4205m)

12. Welche tollen neuen Erfahrungen haben wir seit dem letzten Resümee gemacht?
A) Keine nennenswerten
B) Machismo
C) Gemütliche Taxifahrten – in Südamerika so schön sicher

13. Wo schmeisst man in Südamerika und Mexiko das WC Papier hin, nachdem man auf der Toilette war?
A)
In den Mülleimer
B) in die Toilette (wohin denn sonst?)
C) In die rechte Ecke vom Klo

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Und hier die Antworten: 

1) A = 300 Tage – glauben es selbst kaum, aber wir haben es wirklich schon so lange 24/7 miteinander ausgehalten


2) B = 86.000 km = der 2.1 fache Erdumfang! (Warum haben wir nur kein Kilometergeld beantragt?!)
Für alle Freunde von Statistiken:
Flugkilometer: 48.000
Selbst gefahren: 27.000
Bus, Bahn & Sonstiges: 11.000

3) B) 9 Länder: (11 sind es bis wir zuhause sind)
Reiseroute in Kürze:
USA und Kanada Ostküste – USA und Kanada Westküste – Hawaii – Neuseeland Nord- und Südinsel – Cook Islands – Mexico – Chile – Argentinien – Peru – Bolivien – Brasilien – Ecuador (kommt noch)

4) A) Die Hochzeit natürlich – daran hat sich noch nichts geändert

5) A) das verpasste U2 Konzert, doch dank dem Reisegott hat sich das in Santiago relativiert!

6) C) ganz richtig, Beat hält den Rekord in „wie oft man in einem Monat Reisedurchfall haben kann

7) B)seitdem wir in Südamerika sind sicherlich ungezählt, einer der Gründe hängt sicher Frage Nummer 6 zusammen

8) C) ja, jetzt sind wir hier und schließen quasi mit Südamerika ab

9) A) und D) – die Heuschrecken und das Meerschweinchen haben wir uns gerade noch verkneifen können, die Würmer hat Beat freiwillig gegessen, Lama schmeckt ganz gut und die Ameisen waren erst in Stefs Glas und dann im Magen ohne dass sie sie bemerkt hat

10) A) 21 mal mit 13 Fluggesellschaften und wenn wir daheim sind ist Antwort C) richtig und ja für alle Verschwörungstheoretiker: das sind alles Primzahlen. 

11) B) Mirador de Volcanes – auf 4.900 ist einem aber ganz schön duselig!

12) B)Machismo - seit Mexiko ein ständiger Begleiter(findet Bidu übrigens halb so schlimm wie ich aber wen wundert’s? Und Taxifahrten sind hier alles andere als gemütlich - entweder man hat Angst ausgeraubt zu werden oder die Fahrer fahren (natürlich mit den letzten stinkenden Schrotthaufen) wie die Henker

13) A) in den Mülleimer, das Abwassersystem verkraftet kein Papier! Manchmal stimmt aber auch C) die Ecke rechts, wenn’s keinen Mülleimer gibt - seit Mexiko lassen die sanitären Anlagen doch sehr zu wünschen übrig

Na, habt ihr alles richtig erraten?
Es bleiben uns noch etwas um die 40 Tage und 2 Länder zu erkunden. Wir machen die 365 also nicht ganz voll was das Reisen an sich betrifft, aber erstens wollen wir hier ja nicht kleinlich sein und zweitens, zählt man die Vorbereitungszeit ab unserem letzten Arbeitstag haben wir das Jahr voll.

Und jetzt dürfen wir auch langsam schreiben: BIS BALD
Stef & Bidu


Iguazu: Sprachlos und nass vor den größten Wasserfällen der Welt

2011-05-18 to 2011-05-22

Wie wir in Brasilien ankamen, kein Wort Portugiesisch verstanden, einen kleinen Ausflug nach Argentinien, Wanderungen im Dschungel, Nasenbären und Schmetterlinge und offene Münder und feuchte Klamotten.

Auf nach Brasilien
Wir haben ja lange überlegt. Brasilien ja, Brasilien nein. Und uns noch vor unserer Reise dagegen entschieden. Viel zu gefährlich. Und dann waren wir in Südamerika. Und dachten wenn wir schon mal da sind, warum denn nicht doch? Gefährlicher als so manch andere Stadt, die auf unserem Weg lag, kann es auch nicht werden. Und so bauten wir Rio und Iguazu in unsere letzten Wochen ein und flogen einmal quer über den Kontinent von Lima nach Foz do Iguacu. Schon bei unserer Ankunft in Brasilien ging uns das Herz auf. Endlich eine andere Kultur, ein anderes Land, ein anderes Klima, eine andere Landschaft! Sogar eine andere Sprache. Wir freuten uns megamäßig und verstanden kein Wort

.
Nach 10 Monaten Reise ist man ja schon etwas abgehärtet. Will heißen es muss schon etwas besonderes sein, um einen so richtig vom Hocker zu hauen. So etwas Besonderes sind die Wasserfälle von Iguazu. Klar, man hört und liest, dass das die größten Wasserfälle der Welt sind. Aber was das bedeutet sieht man erst man da ist. Die Wasserfälle liegen mitten im atlantischen Regenwald (bzw. dem wenigen, was davon noch übrig ist). Da die Wasserfälle im Dreiländereck von Brasilien, Argentinien und Paraguay liegen, haben die Fälle eine argentinische und eine brasilianische Seite. Letztere sollte man sich zuerst anschauen, weil es heißt, die brasilianische Seite verschafft einem den Überblick und die argentinische das Detail.

Tag 1: die brasilianische Seite für den Überblick
So sind wir in Brasilien mit dem öffentlichen Bus zum Besucherzentrum der brasilianischen Seite gefahren. An der Bushaltestelle lernten wir dann Naia aus Brasilien und ihren Freund Pedro aus Chile kennen, die auch in unserem Hostel wohnten und exakt das gleiche Programm hatten wie wir, sodass wir den Nationalpark gemeinsam besuchten. Mit dem Bus ging’s dann nochmal 12km bis zum Anfang des 1.2km langen Weges entlang der Wasserfälle. Schon nach den ersten 30m Dschungel erhascht man den ersten Blick auf die Wasserfälle – und bekommt seinen Mund nicht mehr zu. Die Wasserfälle sind nicht nur 2.700m breit und damit unglaublich eindrucksvoll. Vor allem sehen sie so perfekt aus, als wären sie nicht natürlich, sondern künstlich geschaffen. Über die Abbruchkante, wo das Wasser wie riesige weiße Fäden hinabstürzt, hängt das grüne Gras, Moos und drum herum steht der Regenwald. Abgefahren!


Entlang des Wanderwegs durch den Dschungel bekamen wir immer neue Anblicke der Wasserfälle bis wir zum Schluss vor der sogenannten Teufelskehle standen, wo man auf einem Pfad ein gutes Stück in die Mitte der in einem Halbkreis hinabstürzenden Wasserfälle kann. Und dabei nebenbei ziemlich nass wird von dem ganzen Sprühnebel, der durch die tosenden Wasserfälle entsteht. Wie wir dort zwischen all den Touristen standen, Fotos knipsten, danach die Linse vom Wasser befreiten, uns über unsere mitgebrachten Regenjacken freuten und dann wieder auf die Wasserfälle starrten, blieb uns die Spucke weg und fehlten uns die Worte.

Zurück zum Bus, der uns zum Parkausgang bringen sollte, bekamen wir dann noch unsere ersten Nasenbären zu sehen. Auch wenn sie total ulkig aussehen und mit ihren Nasen rümpfen als wären sie Schweine, sind die Tiere nicht ohne und beißen schon mal zu – kein Spaß wenn man bedenkt dass der ein oder andere Tollwut hat. Als wir dann noch Zeuge davon wurden wie die frechen Dinger sich auf alles Raschelnde, wie zum Beispiel Plastiktüten, stürzten in der Hoffnung was Essbares zu erhaschen, hielten wir unsere knurrenden Mägen hin bis wir in sicherer Umgebung unser mitgebrachtes Brot essen konnten.

Papageien und Tukane im Vogelpark
Danach überwindeten wir die einsetzende Nachmittagsmüdigkeit mit einem Besuch des Vogelparks, der direkt neben dem Nationalpark liegt. Auch das war ja nicht gerade der erste Vogelpark auf unserer Reise aber sicherlich der Eindrücklichste. Hier gab es zig Arten von bunten Papageien, anderen wirklich ungewohnt bunten und lustig aussehenden Vögeln, deren Namen wir schon wieder vergessen haben, und vor allem Tukane, von denen wir noch nie welche gesehen haben. Das Tolle am Vogelpark ist, man kann zum Teil direkt in die Vogelgehege rein gehen. Hat den Nachteil, das einem die Vögel auf den Kopf scheißen können, aber den Vorteil, dass man zum Beispiel in 20cm Nähe zu einem Tukan stehen und ihn mal ganz aus der Nähe betrachten kann. Wir beide waren total fasziniert von deren Schnäbeln, die zum Teil aussehen, als wären sie Plastik und eine unglaubliche Farbmischung aus rot, orange und gelb haben. Abgefahren!
Daneben gibt es heimische Tiere wie Kaimane, eine Anakonda, Boa, Schildkröten und Vogelspinnen (die verdammt noch mal noch größer waren als alle, die wir zuvor schon live gesehen haben). Umgehauen hat uns dann nochmal das Gehege mit den Schmetterlingen und Kolibris. Auch da kann man rein und wird von bunten Schmetterlingen umschwirrt, die so groß sind wie eine Untertasse! Wir dachten wir sehen nicht richtig!


Tag 2: die argentinische Seite fürs Detail
Schmetterlinge sollten uns dann auch nochmal auf der argentinischen Seite zuhauf umschwirren. So viel, dass es fast schon nervig wurde, wenn ein halber Schwarm um einen rum flog und sich vor allem auf Bidus Kopf niederließen (muss wohl am Shampoo liegen). Die argentinische Seite stand dann am nächsten Tag auf dem Programm. Um uns sämtliche Erschwernisse zu ersparen, nahmen wir einen privaten Shuttle-Transport und wurden von unserer Fahrerin Liliana mit dem Auto über die Grenze verschafft. Damit kann man die Kontrollen vereinfachen, anders als alle anderen Kontrollen in Südamerika hält man mit dem Auto direkt am jeweiligen Grenzposten und bekommt dort einfach den Stempel in den Pass. Das Ganze dauert trotzdem beinahe eine Stunde und im argentinischen Park angekommen hat man dann noch jede Menge Fußweg vor sich bevor man die Fälle zu sehen bekommt.


Auch in Argentinien gibt es ein Besucherzentrum, aber leider keinen Bus, der einen fährt. Stattdessen jede Menge Fußweg und für das letzte wirklich lange Stück kann man dann einen Zug nehmen, der mich doch sehr stark an die Bimmelbahn im Europapark erinnerte. Es gibt vier Wanderwege, den ersten mit 600m mitten durch die Büsche bis zur zweiten Haltestelle des Zugs, den oberen Rundweg, der einem erste gute Ausblicke auf die Wasserfälle verschafft und wo es morgens so voll war, dass man ständig Leuten ausweichen musste. Dann den unteren Rundweg, der mit 1.600m so lang war, dass weniger Leute ihn liefen (zum Glück), aber der meiner Meinung nach die tollsten Ausblicke hatte. An seinem Ende konnte man mit einem Boot auf die Insel San Martin übersetzen und dort noch weitere Wanderwege laufen und tolle Ausblicke haben, aber das hab ich Bidu dann lieber alleine machen lassen um mir meine Kräfte zu sparen für den Abschluss des Tages, immerhin nochmal 2.200m zum Laufen.

Zum Start des Pfades, der wie große Stücke der anderen Wanderwege ganz auf Metallpfeilern gebaut war, ging es mit dem Europapark Bimmelzug. Dann ging es immer über’s Wasser und das auf 1.100m stellt euch das mal vor. Der Fluss hier ist ja mehrere Kilometer breit, also auch das ist doch irgendwie ziemlich schwer vorstellbar, wenn man’s nicht selbst sieht. Wir waren baff. Aber noch sprachloser als wir vor der Teufelskehle standen, dieses Mal von oben. Der Fluss, fließt relativ gemächlich und plötzlich ist da ein klaffendes Loch, wo Massen von Wasser hinabstürzen. Wie schon an den Niagarafällen bekommt man das Gefühl das Wasser ist richtig dick, weil es meterbreit über die Kante fällt. Ehrlich, dieser Anblick ist geradezu beängstigend. So viel Naturgewalt bekommt man ganz selten zu spüren. Also was vergleichbares, wo man sich ähnlich machtlos spürt, war für uns nur die fließende Lava auf Big Island, Hawaii.

Eine zusätzliche kostenpflichtige Bootsfahrt auf dem Fluss haben wir uns dann erspart, auch weil man im Gegensatz zu den Niagarafällen nicht direkt vor die Teufelskehle fahren kann. Vielmehr werden die Leute mit ganz schön gefährlich aussehenden Jetbooten mehrmals beinahe unter zwei der Kleinsten Wasserfälle gefahren, damit sie auch richtig schön nass werden. Sah fast schon lächerlich aus und wir waren froh, dass wir die Fahrt vor die Niagarafälle gemacht haben, sodass wir uns sowas ersparen konnten.

Als wir dann langsam unseren Weg zurück zum Parkausgang machten, waren wir erstaunt wie schnell eigentlich 7 Stunden vorbei sein können und mussten die vielen Eindrücke, auch vom Vortag, erst mal verdauen. Ob es sich gelohnt hat, 4 Stunden von Lima hierher auf die andere Seite des Kontinents zu fliegen? Und ob! Ich muss ehrlich zugeben, die Wasserfälle von Iguazu sind mein absolutes Südamerika-Highlight und ein Muss auf jedem Reiseplan für diesen Kontinent!

Tag 3: Paraguay, Itaipu oder doch lieber faulenzen?
Den letzten Tag hier in Iguazu haben wir dann überlegt, ob wir uns noch den zweitgrößten Staudamm der Welt und das größte Wasserkraftwerk der Welt, Itaipu, ansehen sollen. Hier warten die Superlative auf: zum Beispiel wurde so viel Beton verbaut, wie man für ein zweispurige Autobahn von Moskau nach Lissabon benötigen würde! Doch ich muss ehrlich sagen, angesichts der Umweltschäden wie der Zerstörung von beinahe 1000 km² Regenwald, der Umsiedlung von 40.000 Guarani-Indianern, Vertreibung der Tiere wie Papageien, Tukane, Pumas und Jaguare und der Überflutung von Wasserfällen, die in ihrer Größe wohl an die Iguazufälle herankamen plus der Aussicht auf eine propagandastarke Führung durch das Werk von seiner PR-Abteilung, wo eben diese Schäden unerwähnt bleiben, war ich wenig erpicht darauf. Außerdem wollte ich mit Iguazu die wunderschönen Wasserfälle in Verbindung bringen und nicht so einen hässlichen Staudamm.


Kurz haben wir überlegt über die Brücke nach Paraguay zu gehen. Schließlich konnten wir von unserem Hostel aus direkt nach drüben schauen. Aber auch hier waren die Aussichten nicht gerade prickelnd: Ciudad del Este ist eine wuselige 400.000 Einwohnerstadt, die gefährlichste im ganzen Land Paraguay und der wahrscheinlich größte Basar Südamerikas, wo von A wie Aschenbecher bis Z wie Zahnbürste alles verkauft wird, Fälschungen wie Echtes und natürlich auch Drogen und Waffen. Deshalb sollte man in Foz do Iguacu auch nicht am Fluss entlang laufen, weil natürlich gerade letzteres lieber illegal über den Fluss mit Booten kommt. Böse Zungen behaupten außerdem, dass den Touristen das gerade Gekaufte auf dem Weg zurück nach Brasilien oft direkt wieder abgenommen spricht beraubt wird.
So haben wir den letzten Tag, einem Sonntag dann lieber im Hostel relaxt, uns von der Hängematte auf den Liegestuhl und zurück bewegt und dazwischen mit den brasilianischen Hostelangestellten und zwei Engländern den Grill angeschmissen und ein brasilianisches Barbecue gemacht, was wohl Sonntags Tradition bei vielen Brasilianer ist.


Unser Fazit

 


Rio de Janeiro - eine neue Liebe ist wie ein neues Leben

2011-05-23 to 2011-05-27

Wie Rio de Janeiro unser Herz eroberte, über einen Drachenflug über den Dächern der Stadt, die berühmten Strände von Copacabana/Ipanema und eine Übernachtung im Stundenhotel.


Mulmige Taxifahrt nach Copacabana
An unserem fünften Tag in Brasilien stand unser Flug nach Rio de Janeiro an. Wir waren ja so aufgeregt! Knapp 2 Stunden später landeten wir in Rio. Bei schönstem Wetter! Im Flughafen Schock: Mehr als 50 Dollar sollte eine Fahrt mit dem sicheren Taxi in die Stadt kosten. „Die hän jo wohl de Flick furt!“ haben wir gedacht. „Wir fahren Bus.“ Leider hat mich an diesem Tag das übelste Kopfweh erwischt und ich war wenig erpicht mich eine Stunde mit dem ganzen Gepäck unter Vollzeitbewachung durchschütteln zu lassen. So nahmen wir das Angebot eines „nichtoffiziellen“ Taxis an, uns für die Hälfte des Preises fahren zu lassen. Damit einher fährt dann leider auch die Angst. Unser Fahrer checkte beim Einsteigen ab, dass wir kein portugiesisch konnten um dann die über weite Strecken der Fahrt immer wieder zu telefonieren. Nun gut, solange er immer Richtung Copacabana fährt, sind wir auf der sicheren Seite, wir konnten uns ja anhand der Straßenschilder mitorientieren. Als er dann aber die Autobahn verließ und wir plötzlich nicht mehr Richtung Copacabana fuhren, wurde es uns mulmig. Hässliche Bilder von Kreditkartenherausgabe und Organentnahmen machten sich in unseren Gedanken breit – nee, Spaß beiseite - das Ganze hielt nur gute 5 Minuten, in denen wir den Taxifahrer gleich darauf ansprachen. Dann kam schon wieder ein neues Schild Richtung Copacabana. Abkürzung quasi. Puh – ich hasse diese Taxifahrten!


Schwierige Suche nach einer Unterkunft
Unser Hotel hat einen A. voll Geld gekostet, nämlich so viel wie wir in Huanchaco für eine ganze Woche bezahlt haben, aber das hier ist Rio. Dass Rio SO teuer ist und dennoch 2 Wochen vorher fast ausgebucht (letztes Zimmer erwischt!) hätten wir uns auch nicht träumen lassen. Zimmer in Hostels kosten hier so durchschnittlich 80 bis 100 Dollar pro Nacht. Bei allen, aber wirklich allen Hostels, die noch frei waren, war in den Bewertungen von kleinen, engen, dreckigen Zimmern ohne heißes Wasser und Kakerlaken die Rede – es war zum Verzweifeln. Und dann haben wir dieses Juwel entdeckt: ein ganzes freundliches Apartment mit Küche mitten in Copacabana, das größer war als Bidus letzte Wohnung in Basel - für den gleichen Preis wie die doofen Hostels! Manchmal läuft es zu gut um wahr zu sein!


Am Strand von Copacabana
Damit war unsere Basis für die Erkundung Rios geschaffen! Erste Eindrücke der Großstadt mit den vielen unterschiedlichen Stadtteilen und den Elendsvierteln, den sogenannten Favelas, hatten wir ja schon von der Fahrt. Der erste Gang war dann zum berühmten Strand von Copacabana, der sich vor den ganzen Apartmenthochhäusern und Hotels erstreckt. (Fast wie in Waikiki nur breiter und viel länger). Also schön kann man den Strand nicht finden (vergleiche Cook Islands!) aber aufregend und faszinierend! Hier geht’s ab! Bei uns war ja nicht Hochsaison, sondern eigentlich schon Herbst, aber weil es so warm und sonnig war noch immer voller Damen, die sich im superknappen Tangabikinis räkelten oder ihre nackten Pobacken schüttelten (nicht immer sah das gut aus – man denke an „gestrandete Wale“) und zu MEINEM Vergnügen jede Menge knackige durchtrainierte milchkaffegebräunte gutaussehende Brasilianer. Rrrrrrrrrrrrrrr :-)

Samba Ole!

Zur Einstimmung haben wir uns dann noch den Film „Rio“ angesehen. Danach rannte Bidu übrigens nur noch mit einem „Bi ba bo ba bi ba bo“ leicht Samba tänzelnd durch die Straßen. Hi hi :-)

Glücklich waren wir beide in Rio. Wie für viele andere Menschen war es auch von uns beiden ein Traum mal in dieser Stadt zu sein. Doch sobald es dunkel wurde (und das wurde es schon vor 18 Uhr) kam dann erstmals die Nervosität. Schließlich hieß es überall Rio bei Nacht ist gefährlich. In der Hinsicht haben wir dann lieber halblang gemacht – Spätabendlich vom Caipirinha beduselt in einer dunklen Gasse gibt man bestimmt ein gutes Opfer ab. Jetzt aber keine Angst: haben Rio so wie schon viele andere Städte in Südamerika überstanden ohne uns beklauen oder überfallen zu lassen. Und sind sogar abends in Copacabana rumgelaufen wenn ich auch etwas nervös war und Bidu kaum mithalten konnte bei meinem Familienmitgliedern sehr gut bekannten Günter-Stechschritt.

Apropos Caipirinha – kein Einziger in Brasilien hat so gut geschmeckt wie die in Basel, Solothurn oder Freiburg. „Wenigstens etwas!“ dürfen die Daheimgebliebenen denken. Vielleicht weil die Caipis hier meistens zu stark sind oder mit weißem anstatt braunem Zucker gemacht werden – egal, daheim schmeckt’s doch Besten!

Zuckerhut – Wahrzeichen Rios
Eines unserer Rio Highlights war der Besuch des Zuckerhuts oder Pão de Açucar wie er hier heißt. Sind mit dem Bus hin und dann in einer kleinen Bucht mit der ersten Seilbahn auf den kleineren Morro de Urca, wo wir schon erste Aussichten genossen, und dann nochmal in eine weitere Seilbahn auf den Zuckerhut. Konnten es kaum fassen, tatsächlich hier oben zu stehen. Willkommen geheißen wurden wir von Moskitos (keine zwei Minuten hatte ich den ersten Stich) und jeder Menge Bienen, die so frech waren, sich die ganze Zeit auf uns zu setzten (In Gedanken formulierte Bitte: „Bitte tut es nicht den Moskitos gleich!“) Ich hab’s natürlich geschafft, dass mir eine dicke fette schwarze Spinne über den Fuß läuft (zum Glück keine Vogelspinne). Die Krönung waren aber die kleinen Äffchen, die wir am Vortag noch im Kinofilm „Rio“ gesehen haben. Die gibt’s da oben nämlich wirklich – weiß gar nicht womit wir mehr Zeit da oben verbracht haben: die Aussicht genießen oder den Äffchen nach einem Bild nachzujagen. 
Unten am Meer gibt es dann direkt neben dem Zuckerhut noch einen kleinen Strand, der von oben so schön anzusehen war, dass wir direkt noch hin laufen mussten. Der Sand war goldgelb, die Bucht voll Palmen und kaum besucht und das Wasser smaragdgrün – noch kein Meer hatte diese Farbe auf unserer Reise! Hach, wie gern würden wir noch mehr von Brasiliens schönen Stränden sehen.

Am Strand von Ipanema
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen von Ipanema, Stadtteil der REICHEN und SCHÖNEN, mit gleichnamigem Strand, wo der Sand beim Laufen quietscht. (Kein Witz!) „Es müssen wohl NUR REICHE am Strand gewesen sein“ (ha ha!), meinte Bidu. Ha ha. Doch zwischen den ganzen Leuten war dann auch die ein oder andere Brasilianerin im String-Bikini. Wir liefen den ganzen Strand ab – Leute anzuschauen macht ja so viel Spaß. Doch anstatt den Gruppenstrandausflug einer brasilianischen Frauensambatruppe fanden wir „nur“ ganze Horden voller gutaussehender braungebrannter und durchtrainierter brasilianischer Fußballspieler, die mit den Bällen jonglierten. Toll! Meine Augen wurden in Brasilien richtig verwöhnt. Anschließend wollten wir auf den Hippiemarkt, mussten aber herausfinden, dass der nur sonntags stattfindet. So wie hier das Meiste halt am Wochenende geht. Im Stadtteil Lapa, zum Beispiel, werden Wochenends ganze Straßen gesperrt und in den Bars und Clubs und womöglich auch auf der Straße wird Samba getanzt. Nur dumm, dass wir ausgerechnet von Montag bis Freitag da waren.


Bidus Drachenflug über Rio
Am folgenden Tag wollten wir eigentlich zur Christusstatue, denn wir haben gelesen von dort oben soll es an einem klaren Tag eine überwältigende Aussicht auf die Stadt geben, die der Zuckerhut leider nicht ganz bieten kann. (Und der Smog tut sein Übriges.) Doch daraus wurde nichts, denn morgens ergab es sich spontan, dass Bidu am Mittag einen Drachenflug über Rio machen konnte. So nutzten wir die Zeit mit Souvenirshopping und Postkarten Schreiben bis wir um Zwei von Fernando, dem vom Drachenflieger organisierten Fahrer, abgeholt wurden. Mit dem Auto ging es vorbei an Rios bekanntem Fußballverein „Flamenco“ zu einem Strand etwas südlich der Stadt, wo die Drachenflieger landen.Dort haben wir dann Rui getroffen, der wie wir dann erfahren haben, Rios Pionier im Drachenfliegen, ehemaliger IP-Rechtsanwalt, Weltrekordhalter und schon mit 30.000 Menschen Tandem geflogen ist. Ach ja, auch Rui machte den brasilianischen Männern alle Ehre – ich hätte den Mann höchstens auf 39 geschätzt, und meinte nicht richtig zu hören als er sagte, er wäre 50 und noch so gutaussehend.

Nachdem Beat Mitglied des örtlichen Drachenfliegerclubs wurde, ging es mit Rui und seinem Assistenten hoch auf den Berg in den Nationalpark. Wissen ja auch die wenigstens, dass es in Rio noch einen Nationalpark voll atlantischem Regenwald gibt. Dort mussten wir, geplagt von Moskitos, mitsamt dem Drachen auf dem Dach, umsteigen auf einen Jeep. Dann folgte eine Fahrt, die mich spontan an die Fahrt mit dem Indiana Jones Fahrgeschäft in Disneyland erinnerte: rüttelnd und mitten durch den Dschungel. Yeah! Oben angekommen ging es dann nochmal zu Fuß wahnsinnig steil den Berg rauf. Dann endlich war die Startrampe in Sicht. Hut ab vor dem Assistenten, der hat 40 Kilo da rauf getragen, ich war schon SO am Schnaufen. Bidu und Rui übten dann den Start und legten ein paar gemeinsame Sprints hin, derweil starteten schon die Ersten. Dann endlich war Bidu dran und keine 3 Sekunden später musste ich zusehen wie mein Mann in einem Sack an einem Gestänge mit ein paar Fetzen Stoff obendrüber durch die Luft sauste.

Das war’s dann auch schon mit Zuschauen, zusammen mit dem Assistenten trat ich den langen Weg nach unten an: alles Steile wieder zurück und dabei zusehen nicht mit den Flip Flops zu rutschen. Dank starker brasilianischer helfender Hand überhaupt kein Problem. Überhaupt alle Brasilianer und Brasilianerinnen, die wir getroffen haben (mit Ausnahme von Fernando, aber dazu später mehr) waren super-duper nett! Da dann leider unser Auto (immer noch mitten im Dschungel) nicht mehr ansprang, mussten die anderen Jungs vom Drachenfliegen das Ding ein paar Meter anschieben. Als ich dann ins Auto einstieg und einer die Tür zumachen wollte, sah ich sie dann: Blöde Spinne, die sich zwischen Autotür und mir befand und mit dem Zuschlagen der Tür direkt auf meinem Schoss gelandet wäre. Es folgten hilflose Schreckensschreie und ein englisches „Spider, Spider“ (für Spinne, Spinne) aber ich erntete nur komische Blicke von dem armen Mann, der doch nur die Tür zumachen wollte, und ich hielt immer wieder dagegen. Weiß ich doch nicht, was Spinne auf Portugiesisch heißt! Dann endlich sah er die Spinne und machte sie weg und die Tür konnte endlich geschlossen werden. Nach einer kurvigen Fahrt unten angekommen, bekam ich leider von Bidus Landung am Strand gar nichts mit. Der war nämlich schon so lange unten, dass er in der Zwischenzeit ein Bier getrunken hatte. Naja, die Thermik in Rio lässt sich halt auch nicht gerade mit der in der Schweiz oder Deutschland vergleichen und alles in allem war er in ca. 15 Minuten schon wieder unten, fand aber dass es ein sehr geiles Erlebnis war. Fliegen wie ein Vogel quasi (auch hier unbedingt den Film „Rio“ schauen und bei der Szene an Bidu denken) :-) Leider mussten wir dann eine gute halbe Stunde auf Bidus Video warten und auf zwei Amerikaner, die auch noch mitfahren wollten und gerade erst gelandet waren. Diese 30 Minuten nutzten dann – nein, dieses Mal nicht die Moskitos – dagegen half unser Moskitoschutz, sondern unsere alten verhassten Bekannten, die scheiß Sandfliegen! Wussten nicht mal, dass es die hier gibt. Infolgedessen leiden wir beide, ich besonders mit meinen Handtellergroßen Schwellungen, seitdem an diesen zum Verrückt werden juckenden Stichen, gegen die nix hilft. Aber wir wissen ja – aus 2 Monaten Neuseeland – es wird vorbeigehen. Argh!


Fleisch, Fleisch und nochmal Fleisch – der Besuch einer Churrascaria
Abends dann ein wieder Highlight, das bei keinem Brasilienaufenthalt fehlen sollte: der Besuch einer Churrascaria. Man geht rein, bezahlt um die 25 Dollar und hat dann Salat und Beilagenbuffet so viel man will. Auf dem Tisch liegt für jede Person ein Kärtchen, auf der einen Seite rot für „Nein, danke!“ und auf der anderen Seite grün für „Ja, bitte“ (entspricht in etwa unseren gesamten Portugiesisch-Kenntnissen) Ha ha . Wenn das umgedreht ist, kommt in Abständen von ca. 5 Minuten ein Kellner mit einem Fleischspieß vorbei (und zwar immer eine andere Art von Fleisch) und haut jedem ein Stück davon auf den Teller. Absolut witzige Sache und lecker noch dazu! Lustig sind auch die sogenannten Kilorestaurants, wo es Buffet gibt, das dann an der Kasse gewogen wird und nach Kilopreis bezahlt wird. Dort haben wir auch den brasilianischen Bohneneintopf Feijoada probiert.


Christusstatue, Lapa, Santa Teresa und wie mich unser Guide zur Weißglut trieb
Manchmal trifft man einfach Fehlentscheidungen. Eine solche war die Tour mit Fahrer Fernando. Der hatte uns angeboten, da wir es an Bidus Drachenflugtag nicht geschafft haben, an unserem nächsten und damit letzten Tag in Rio auf den Berg mit der Christusstatue zu fahren. Wollten wir eigentlich auf eigene Faust machen wie sonst auch die Sachen, aber er hat uns angeboten daran noch eine Stadtrundfahrt mit diversen Stopps zu machen – perfekt: in kurzer Zeit viel sehen. Später erfuhren wir dann, dass das amerikanische Paar (er Army, sie Airforce) auch noch mitkam. Diese hatten wohl mehr für ihre Tour bezahlt, jedenfalls holte uns Fernando morgens ab und sagte nicht mal „Guten Morgen“ und das als Guide! Dann fragte er mich ob ich eigentlich Englisch verstehe. Ja, was glaubt der eigentlich und wo war der bitte am Tag vorher als wir uns auf Englisch unterhalten haben? Den Rest des Vormittags sprach Fernando dann seine wenigen Erläuterungen nur zu den Amerikanern, womit wir fast nichts mitbekamen. Außerdem scheuchte er uns sowas von durch die Gegend, dass richtig Stress aufkam auf der Christusstatue. Verdammte Axt, da ist man schließlich nicht alle Tage, um dann in Santa Teresa, dem Montmartre von Rio, das ihm wie er mehrfach betonte so gefällt, Zeit zu verschwenden. Die Christusstatue ist übrigens 38m hoch, steht auf dem 710m hohen Berg namens Corcovado und die Arme vom Jesus haben eine Spannweite von 27 Metern. Lustige Geschichte ist auch, dass man die Christusstatue in den 20er Jahren gebaut, dann aber nicht mehr genug Geld hatte um sie fertig zu stellen. So sprang kurzfristig die katholische Kirche ein.


Zu Fernando muss man noch sagen, dass er ein sicher Ende 50 jähriger ehemaliger Lehrer ist, der seinen Job gewechselt hat, weil seine Schüler ihn mit Waffen bedrohten. Ehrlich gesagt, ich hätte mir manchmal eine Waffe gewünscht, so hat der mich aufgeregt! Wenn wir nicht rechtzeitig wieder ins Auto stiegen, trommelte er auf dem Lenkrad vor Ungeduld und ständig wies er uns zurecht wir sollten ihm jetzt folgen. Stress pur. Meine Laune wurde von Minute zu Minute schlechter und ich war kurz vorm Explodieren. Zumal mich der Mann an unseren verhassten Finanzierungsdozenten an der Berufsakademie erinnerte. Es herrschte eine Bombenstimmung in dem Auto, von der wir alle froh waren zu entkommen, um in Santa Teresa mit der alten Straßenbahn zu fahren. Als wir dann am Zuckerhut, wo er die Amerikaner noch hingeführt hat – wir waren ja schon dort, die Amis noch nicht– raus wollten und nicht im Zentrum regte er sich auf, obwohl das abgemacht war. Das i-Tüpfelchen war aber, dass wir ihn (als Guide!) mit seiner Kamera während der Tour vor den Wahrzeichen fotografieren mussten. Wo gibt’s denn sowas? Als wir am Zuckerhut ausstiegen, brauchte ich die ganze Busfahrt nach Leblon, unserem nächsten Ziel an diesem Tag, um mich wieder zu beruhigen.

Der Scherz des Tages war übrigens die Amerikanerin, die gegen Ende der Fahrt fragte, was man denn eigentlich in Schweden alles so anschauen kann als Tourist. Ha ha… der wievielte Amerikaner war das jetzt eigentlich der die Schweiz mit Schweden verwechselt? Ebenso wie die Israeliklischees ist das ein typisches Amerikanervergehen mit dem schweizer Rucksackreisende zu Recht kommen müssen. Wenigstens hat sie nicht gefragt, ob es in Deutschland eigentlich Demokratie gibt. (Kam ja auch schon vor) :-)


Abschied von Rio und ein langer Weg nach Ecuador
Ich wär noch so gerne ins Fußballstadion Maracanã gegangen, das eines der größtender Welt und bei Spielen Tummelplatz von verrückten brasilianischen Fußballfans ist. Doch leider war auch das nur an einem Wochenende möglich und man sagte uns auch, dass es gerade für die WM 2014 restauriert wird. Mist!
Nach einem letzten Abstecher an die Strände von Leblon und Ipanema gönnten wir uns einen letzten Barbesuch und am nächsten Morgen hieß es auch schon wieder Abschied nehmen von Rio, das wir ebenso wie den Rest, den wir von Brasilien gesehen haben, lieben gelernt haben (ausgenommen die Sandfliegen, aber wir nehmens Rio nicht übel.) Wir wünschten uns, wir könnten noch viel mehr von Brasilien sehen. Zehn Tage reichen bei weitem nicht aus für ein Land, das so groß ist wie die USA und den halben Südamerikanischen Kontinent einnimmt. Doch selbst mit noch mehr Zeit – in Brasilien ist alles teuer und wir haben unsere Reisekasse ordentlich auf die Probe stellen müssen.

Gestern Morgen sind wir zurück nach Iguazu geflogen und nutzten die 6 Stunden Blog zu schreiben und mit Mau Mau, das in der Schweiz Ciao Sepp genannt wird (so viel zum Thema Verständigungsprobleme), bis unser Flug nach Lima ging. Lang waren sie trotzdem. Erst an diesem Morgen wurde uns übrigens bewusst wie viel sonniges Glück wir in Rio mit dem Wetter hatten, denn als wir aufstanden regnete es in Strömen. In Lima mussten wir dann übernachten, da der Flug nach Quito, Ecuador erst heute Vormittag ging.

Übernachtung im Stundenhotel
Schlafen wir doch am Flughafen, dachten wir. Günstig, sauber und nah. So ein Hostel fanden wir dann auch. Der Sohn des Besitzers, der Englisch konnte, nahm uns in Empfang, war uns beiden aber irgendwie unheimlich. Getrennt voneinander dachten wir, der ist ganz schön psychopathisch und kontrollierten spaßeshalber zwei Mal, dass unsere Zimmertür von ihnen gut verriegelt ist, bevor wir einschliefen. Apropos Zimmer: die Einrichtung mit den knallrot gestrichenen Wänden, dem Spiegel auf Höhe des Bettes und über seine ganze Länge sowie der Plastikschutz der Matratze und ein paar weitere Details ließen den Verdacht aufkommen, wenn es nicht immer noch ein Stundenhotel ist, dann war es wenigstens früher mal eins. Ha ha, haben wir auch das mal geschafft! Aber war ja nur für eine Nacht. :-)

Unser Fazit


Abenteuer Nebelwald und Großstadt Quito

2011-05-28 to 2011-06-04

Wie wir tatsächlich aus einem Taxi rausgeschmissen wurden, über Schwierigkeiten an Geld zu kommen , RIESIGE Insekten, Schlangen und einen äußerst abenteuerlichen Ausflug in den Nebelwald.


Taxigeschichten
Die Geschichte über Quito ist eine Geschichte voller Taxifahrten. Zum Einen weil Taxifahrten hier wieder recht günstig sind (1-2 Dollar!), vor allem im Vergleich zu Brasilien. Zum Anderen, weil Taxifahren in Quito im Gegensatz zu vielen anderen südamerikanischen Städten sicher zu sein scheint. Sicherer zumindest als auf der Straße unterwegs zu sein. Erst dachten wir Mexiko wird gefährlich. Kein Problem: sogar spät abends noch auf dem Zocalo rumgelaufen. Dann waren wir nervös in Rio: auch für die Katz – selbst abends in Copacabana waren wir sicher. Und dann kam Quito. Dass uns der Hostelbesitzer sagte, wir sollen AM HELLICHTEN TAG ein Taxi nehmen, weil es sicherer wäre, hätten wir nie erwartet. Ok, es war ein Sonntag und da ist eben in Quitos Geschäfts- und Ausgehviertel, wo wir wohnten, nicht so viel los auf der Straße. Nun ja, wir sind ja anpassungsfähig: zum Beispiel indem wir mitten auf der Straße gehen, damit wir nicht von einer Hauswand hinterrücks angesprungen werden. Oder eben indem wir mit dem Taxi fahren.

In der Regel haben die Taxis in Quito einen Taximeter. Fortschrittlich, denken wir. Nur… nicht alle machen den dann an. Oder schalten ihn einfach während der Fahrt ab. Und schon hast du den Brägel! Was kann man tun? Der Taxifahrer bringt dich zum Ziel und nennt dir seinen Preis. Und schon ist man am Diskutieren, schließlich hat der nicht einfach den Taximeter abzumachen und außerdem sagt der Reiseführer das kostet einen Dollar weniger. So geschehen bei unserer Fahrt in die Altstadt. Mann, wurde der Taxifahrer wütend. Schrie uns so lange an bis er seine 3 Dollar hatte. Im Nachhinein müssen wir sagen, er war nicht nur im Recht (warum schreit er dann?) sondern sogar noch günstiger als die Heimfahrt. Dieser etwas ältere Taxifahrer redete erst die ganze Fahrt mit uns, nur um uns dann fast den doppelten Preis zu verlangen wie auf der Hinfahrt, was laut Taximeter auch stimmte, allerdings musste der Taximeter kaputt sein, denn kilometermäßig war die Heimfahrt sogar kürzer, weil wir schon ein Stück selbst gelaufen sind. Sagten wir dem Kerl dann auch. Und erneut erging eine Schreisalve durch das Taxi, er fuhr wie ein Wilder, ließ uns nicht richtig aussteigen und schrie und schrie bis er seine scheiß 5 Dollar hatte. Bei täglich 2-4 Taxifahrten könnt ihr euch vielleicht vorstellen wie oft sich diese Szenen in ähnlicher Form wenn auch nicht immer ganz so laut wiederholten.

Doch die geilste Taxigeschichte ist uns vorgestern passiert. Nachdem uns morgens schon ein Taxifahrer 3 Mal um den Block gefahren hat um den Taxipreis zu verdreifachen und wir diverse Taximetererfahrungen hatten, bestiegen wir ein Taxi und sagten dem Taxifahrer die Adresse unseres Hostels. Bidu bekräftigte das freundlich mit den Worten: „Con Taximetro y directo por favor!“, also „bitte mit Taximeter und direkt“. Und was macht der Taxifahrer? Schmeißt uns doch glatt aus seinem Taxi! Und fluchte und fluchte. Ich hatte es satt! Was der kann, kann ich auch! Inzwischen habe ich es aufgegeben irgendwas in Spanisch zu antworten, sondern schreie einfach auf Deutsch zurück. Also ehrlich, so unfreundliche Taxifahrer hab ich in noch keinem Land der Welt getroffen. Übel. Übel.


Im Anzug zu Burger King und amerikanisches Ecuador
Auch sonst hält Quito Überraschungen bereit. Wir alle kennen ja Burger King. Nun, wenn man in USA in einen Burger King geht, kann man mal davon ausgehen doch eher Unter- bis Mittelschicht darin anzutreffen, ganz einfach aus dem Grund weil es günstig ist, vor allem günstiger als gesund essen zu gehen. Hier in Quito ist der Burger King kostenmäßig fast auf US Niveau und voller GESCHÄFTSLEUTE! Unglaublich, alle sitzen in Anzug und Krawatte über ihren Burgern und Pommes mit Ketschup. Ein Bild für Götter!


In Ecuador zahlt man ja übrigens mit US Dollar. Die Ecuadorianer haben ihre eigene Währung vor ein paar Jahren für den stabileren US Dollar aufgegeben. Die Scheine sind dieselben, es gibt allerdings eigene Münzen. Und 1 Dollar Münzen - sehr interessant: gestern haben wir erfahren, warum es die eigentlich nur hier gibt (man kann aber auch in USA damit bezahlen): Die Amerikaner haben den Ecuadorianern vorgeworfen, sie würden zu unachtsam mit ihren Ein-Dollar-Scheinen umgehen. Deshalb bekommen sie meistens Münzen anstatt Scheine geliefert. Ha ha… Auch sonst ist dieses Land noch stärker US geprägt als es Peru war und das obwohl Amerikaner hier eigentlich gar nicht beliebt sind. Die Einkaufsmalls nach amerikanischem Vorbild sind voller amerikanischer Ketten und Fast Food Läden und wenn eine Firma nicht nach Ecuador will, dann wird sie eben kopiert. Abercrombie and Fitch zum Beispiel. Die Kosten für zum Beispiel Markenartikel wie Nike, Columbia und Crocs sind hier allerdings mitnichten günstiger sondern was wir gesehen haben 30% teurer als in USA. Also kein Shoppingparadies hier! Amerikaner gibt es auch zuhauf, ebenso wie jede Menge Deutsche und ein paar Schweizer haben wir auch schon gesehen. Interessant ist auch, dass es an jeder Ecke eine Pharmacia Alemania (also eine deutsche Apotheke), einen deutschen Optiker und Hostel Alemanias gibt. Hat aber normalerweise nix mit Deutschland zu tun und wird mitnichten von einem Deutschen geführt - scheint wohl einfach für Qualität zu stehen… ha ha!

Die Suche nach einer gescheiten Galapagos-Tour
Den Aufenthalt in Quito haben wir auch benutzt um unseren Galapagosaufenthalt klar zu machen. Flüge hatten wir ja schon, brauchten wir nur noch eine günstige Kreuzfahrt zu finden. (Hier übrigens last minute der halbe Preis von Deutschland) Denn Galapagos ohne Kreuzfahrt bedeutet Galapagos nicht zu sehen. Es gibt ja 13 Inseln und davon sind nur drei mit Infrastruktur für Touristen und die sind mehrere Speedbootstunden, die uns als einzige Tortur beschrieben wurden, voneinander entfernt. Und wo Menschen sind, sind halt leider nicht mehr viele Tiere. Um was von dieser faszinierenden und auf der ganzen Welt einzigartigen Tierwelt zu sehen, muss man für ein paar Tage Quartier auf einem Boot beziehen und die einsamen Inseln anfahren. Wir sind gespannt auf Galapagos und hoffen in dem Aufenthalt in diesem Archipel den krönenden Abschluss unserer Reise zu finden. Zehn Besuche bei diversen Touranbietern später hatten wir ein Schiff gefunden, das uns zusagte und mussten es nur noch irgendwie bezahlen.


Cash Advance oder zwei Geheimagenten in Quito
Bei 6% Zuschlag wenn man mit Kreditkarte bezahlt, geht man doch gerne auf die Bank um Geld abzuheben. Doch wenn dir der Geldautomat eine Auswahl von zwischen 5 und 100 Dollar gibt, musst du eben in eine Bank rein und mit Pass und Kreditkarte sogenanntes „Cash Advance“ machen. Ein neues Abenteuer erwarte uns: Mission 1: eine Bank finden, die Cash Advance macht. 6 verschiedene Banken später, verteilt auf vier Quadratkilometer (alles fleißig gelaufen), und pro Bank zwischen 5 und 30 Minuten Warten(!!!) nur um am Ende zu hören, „Cash Advance machen wir nicht“ oder „Cash Advance, was ist das?“ waren wir nervlich schon am Abgrund, als wir endlich eine Filiale fanden, wo wir wieder Hoffnung schöpfen konnten. Als wir endlich an der Reihe waren (funktioniert überall mit Nümmerchen ziehen und dann warten bis es die Nummer und den Schalter anzeigt - fast wie auf dem deutschen Arbeitsamt) versuchten wir total verzweifelt auf Spanisch zu erklären, was wir wollten, denn bisher konnte KEIN einziger Bankmitarbeiter auch nur EINEN FUNKEN Englisch. (Frage mich, was die hier für Ausbildungen haben?!). Amüsiert schaut uns der Mann hinter der Glaswand an und meint doch glatt: „Ihr wollt Cash Advance“ auf Englisch! Endlich! Hier wurden wir geholfen!


Mission 2 bestand in der Aufgabe die eben vor den Augen von 30-40 anderen wartenden Bankkunden abgehobene Kohle sicher ins Reisebüro zu bringen. Kamen uns vor wie zwei Agenten, hatten wir doch während der Wartezeit in der Bank ein Video gesehen mit Warnungen und Hinweisen zu Überfällen auf Leute, die gerade Geld abgehoben haben. Also nix wie raus und rein in ein Taxi und schauen, dass man nicht verfolgt wird. Schließlich entsprach das eben abgehobene Geld für den ein oder anderen hier mehreren Monatslöhnen. Ganz schön verlockend. Doch alles kein Problem. Geld sicher ins Reisebüro gebracht. Waren erleichtert und freuten uns schon auf den nächsten Tag, wo uns der gleiche Scheiß nochmal erwartete, weil man uns nicht alles Geld an einem Tag geben wollte. Stichwort: Tageslimit. Beim zweiten Mal wussten wir wenigstens wohin und lief auch dieses Mal wie am Schnürchen. Wie einfach der Zahlungsverkehr in Deutschland und der Schweiz doch gegen SOWAS ist!


Quitos Altstadt und Meerschweinchen zum Abendmahl
Diesen Punkt auf der Agenda abgehakt und blieb endlich Zeit was von Quito anzusehen. Schließlich war Quito die erste Altstadt der Welt, die in den 70er Jahren zusammen mit der Stadt Krakau den Status UNESCO Weltkulturerbe verliehen bekam. Als die Spanier im 16. Jahrhundert nach Quito kamen, machten die Inka ihre Stadt platt, damit sie den Konquistadoren nicht in die Hände fiel. Was die dann aufbauten ist zum Teil bis heute erhalten. Man sagt, wenn einer der Konquistadoren heute durch Quito liefe, würde es immer noch so aussehen wie zu seiner Zeit oder kurz danach. Es gibt so viele Kirchen und Konvente und koloniale Bauten wie wir sie in noch keiner südamerikanischen Stadt gesehen haben. Davon mal abgesehen war Quito für uns aber NUR EINE WEITERE VON VIELEN kolonialen südamerikanischen Städten, von denen wir mittlerweile vielleicht einfach zu viel gesehen haben. Von den über 60 Kirchen haben wir uns dann EINE angeschaut.


Eigentlich wollten wir ja für keine Kirchen mehr Eintritt bezahlen, aber bei 1.50 Dollar pro Person haben wir nochmal ein Auge zudrückt. Schließlich erwartete uns drinnen ein ganz besonderes Wandgemälde laut Reiseführer. Über ein koloniales Wohnhaus bekamen wir Zugang zur Kathedrale und konnten so mal eine alte Kirche von einer Seite sehen, die man sonst nicht so sieht - hinter den Kulissen quasi. Erst ging es ziemlich verwinkelt durch ein paar Gänge und dann durch einen Altar und plötzlich standen wir mutterseelenallein in der Kirche. Dann liefen wir die ganze Kirche ab, schließlich wollten wir DAS Gemälde sehen. Was daran so besonders ist? Es ist ein Gemälde vom letzten Abendmahl, also Jesus mit seinen Jüngern an einem Tisch, auf dem ganz nach ecuadorianischer Art, Tamales, also Maisfladen, Maisbier und jetzt Achtung gegrilltes Meerschweinchen serviert werden. Haben uns einen weg gelacht, als wir das Meerschweinchen gesehen haben. In der Kirche liegen außerdem die Überreste von Sucre, der Länder wie Bolivien, Ecuador und Peru in die Unabhängigkeit von Spanien geführt hat und überall als Held verehrt wird. Sogar Chavez und Fidel Castro haben ihm schon einen Besuch abgestattet, wie man an verschiedenen Gedenktafeln lesen kann. Hatten leider grad keine zum Aufhängen dabei, sonst hinge da jetzt: „Leuenbergers waren auch da!“


Mit einem Bein auf der Süd- und mit dem anderen auf der Nordhalbkugel – ein Ausflug zum Äquator
Ecuador heißt ja nicht umsonst so. Schließlich rühmt sich das Land auf dem Äquator zu liegen. Und deshalb hat man dem Äquator dann auch ein eigenes Monument gebaut. Das liegt ca. 20 km außerhalb von Quito und ist unbequem in öffentlichen Bussen zu erreichen. Man muss nur einmal umsteigen, sich wieder einen Platz erkämpfen oder sich weiter stehend durch die Straßen und Hügel schütteln lassen. Dauer: gute anderthalb Stunden ein Weg. Kosten: 40 Dollarcent pro Person. Am Monument angekommen, erwartet einen dann das Vergnügen, mit einem Bein auf der Südhalbkugel und mit dem anderen auf der Nordhalbkugel zu stehen. Überquert haben wir den Äquator auf unserer Reise ja schon mehrfach aber bisher noch nie EINFACH!  Man braucht nur zu hüpfen oder sein Bein zu lüpfen! Lustige Sache. Stärkten uns mit dem ecuadorianischen Nationalgericht Locro de papa, eine Kartoffelsuppe mit Avocado und Käse (und wer’s mag mit ‘ner fetten Blutwurst drin).


Die größten Käfer der Welt und Schlangen satt
Ein weiteres Highlight erwartete uns im Insektarium, das sich auch auf dem sonst eher zweifelhaft touristischen Gelände befand. Es war geradezu schockierend zu sehen, was für große Insekten dass es gibt! Ecuador ist ja das Land mit der größten Vielfalt an Tieren in seinen teils noch ursprünglichen Amazonas Regenwäldern, die es sonst nirgends gibt. Es war als sähe man skurril aussehende Insekten mit einem Vergrößerungsglas, zum Teil waren die Käfer, Schmetterlinge und Heuschrecken 10 bis 20cm groß! Ein paar lebende Herkuleskäfer (mit bis zu 17cm die größten der Welt!!!) hatten sie auch noch, die konnte man sich für 2 Dollar für ein Foto auf den Kopf oder die Backe setzen lassen. Hat aber nicht mal Bidu gemacht. :-)


In Quito waren wir dann noch im Vivarium. Nicht gerade riesig aber eine beachtliche Anzahl von Boas, Vipern, Nattern, Schildkröten, ein kleiner Kaiman und ein paar Frösche. Haben damit wenigstens einen kleinen Eindruck von der Artenvielfalt hier bekommen, wenn wir schon keine Zeit für den Dschungel haben. Ehrlich gesagt, bin ich auch ein bisschen froh, nicht im Dschungel gewesen zu sein. Manche Tiere wie die riesigen Herkuleskäfer sind mir doch eher unheimlich. :-)

Leider erwischte mich in Quito mal wieder der Kopfschmerz. Vielleicht war’s die Höhe (Quito liegt wieder auf 2850m), vielleicht war’s das harte Bett (fast wie ein Brett) im Hostel. Auf jeden Fall war ich an 3 aufeinanderfolgenden Tagen zu nicht viel fähig. (Aber hey, wenigstens hatte keiner Durchfall. Ha ha.) Deshalb und weil ich absolut nicht höher wollte als die 2.850m waren unsere Ausflüge in die Umgebung von Quito, das auch die Krone der Anden genannt wird, eher limitiert. Wenn man Berge sehen will ist man schon wieder irgendwo im Bereich 3.300 bis 4.000 Höhenmeter und darauf hatte ich nachdem ich es einmal in Bolivien hinter mir hatte wahrlich keine Lust mehr. (Und daheim gibt’s eh die schönsten Berge :-))) Selbst Bidu hat in Quito die ersten Tage wieder schwer geatmet, liebäugelt aber mit einer Fahrt mit dem Teleforico auf Quitos Hausberg auf über 4.000m. Leider spielt das Wetter aber nicht gerade mit. Wir haben zwar an die 20 Grad aber leider nicht viel Sonne und schlechte Sicht.


Abenteuer im Nebelwald
Gestern sind wir dann mit einer Tour mit noch zwei anderen aus unserem Hostel in den Nebelwald gefahren. Haben wir ja schon in Peru gesehen, waren aber noch nicht so richtig drin. Mit dem Jeep ging es über 2 ½ Stunden auf immer schlechter werdenden Straßen hinunter auf 1.300m und mitten in die Wolken und den Nebelwald. Dort sahen wir uns dann als erstes einen Orchideengarten (der Nebelwald ist berühmt für Orchideen) und dann Schmetterlinge und Kolibris an. Dann stand der Abenteuerliche Teil des Ausflugs an: mit dem Jeep ging es auf einer ungeteerten Straße (wieder einmal dachte ich an Indiana Jones) mitten durch die Büsche und den Wald bis wir vor einem Abgrund standen.

Unser Guide erzählte uns die ganze Zeit, wenn wir da wären, ginge es mit dem „Cablecar“ (also der Seilbahn) auf die andere Seite vom Fluss. Als ich das DING sah, dass uns auf die andere Seite transportieren sollte, dachte ich aber eher an: kennt ihr diese alten Transportwägelchen von schweizer Seilbahnen? Nach allen Seiten offen und man fragt sich: „soll ich da wirklich einsteigen?“ oder auch „ob dieses Seil wohl hält?“ oder „ob das Ding wohl auch bei Regen bremst?“ Sagte ich schon, dass es die ganze Zeit regnete? :-)  Wir haben’s natürlich überlebt (wer würde sonst diesen Blog schreiben?) Aber in dem Teil (ich weigere mich das Ding Seilbahn zu nennen!!!) über diesen grünen Abgrund zu rattern, das hatte schon was. Auf der anderen Seite standen dann zwei Wanderungen zu Wasserfällen an, die uns unser Guide als einfach und in einer Stunde zu schaffen beschrieben hat. Nur leider hatte er nicht viel Ahnung. Erstens waren wir mehr als doppelt so lange unterwegs. Zweitens bestanden beide jeweils aus einem steilen Abstieg (es regnete, der Boden war glitschig, matschig und es gab nur ganz vereinzelt ein Geländer zum Festhalten), den man dann natürlich auf gleichem Wege wieder hinaufkraxeln musste. Herrlich! Wäre nicht die Natur, die einzigartigen Pflanzen und Tierwelt drum rum gewesen, ich hätte ihm am liebsten eine zentriert für diese Fehlinformationen. Hoffe diese Guideflaute hält auf Galapagos nicht an. Obwohl besser als der verhasste Fernando aus Rio war er allemal. Tausendprozentig! :-)

Am Wasserfall angekommen standen wir dann vor einer mindestens ebenso wagemutigen Hängebrücke wie das Ding (aka Nicht-Seilbahn) schon war. Ein paar Seile und obendrauf ein paar Bretter aus hmmm... Bambus vielleicht?! Sah auf jeden Fall nicht sehr vertrauenswürdig aus. Keine Ahnung was mich geritten hat. Ich war die erste aus unserer Gruppe, die da ankam und ich bin einfach drauf los gelaufen. Über die wirklich nicht vertrauenserweckenden dünnen Brettchen. Ich war so konzentriert, dass ich gar nicht mitbekam, dass ich als Einzige drüber lief bis ich auf der anderen Seite war und mir Bidu zurief! Die Anderen kamen dann nach, schön einer nach dem anderen. Alle zusammen hätte die Brücke denke ich echt nicht ausgehalten. Hui hui hui... 


Da es genau auf unserer Rückfahrt mit der "Nicht-Seilbahn" anfing aus Kübeln zu gießen, bildete das Essen in einem typischen Nebelwaldrestaurant den Abschluss des Ausflugs. Es war immerhin halb 3 und wir hatten seit 7 Uhr morgens nichts mehr gegessen! Im Nebelwald fischen sie Tilapia und so einen ließ ich mir dann auch GANZ servieren. Nicht schlecht, war nur leider nicht so viel dran an dem kleinen Stinker. Derart gestärkt mussten wir nur nochmal knapp 3 Stunden (mit dem Regen dauerte die Fahrt länger) zurück fahren. In Quito tat uns dann ganz schön der Hintern weh, aber cool war der Ausflug dann doch allemal.

Gerne hätten wir noch was mehr von Ecuadors Festland gesehen, aber irgendwie war die Zeit auch zu kurz um richtig rumzureisen. Und ehrlich gesagt, langsam aber sicher ist man auch irgendwie gesättigt. Galapagos ist klar gemacht. Morgen früh geht unser Flug. Wir freuen uns auf die letzten 10 Tage Reise!

Unser Fazit:

 


Das Beste zum Schluss: Inselkreuzfahrt im Galapagos Archipel

2011-06-05 to 2011-06-15

Über Tauchen mit Hammerhaien, Schnorcheln mit Pinguinen, Schwimmen mit Seelöwen und Meerechsen, gigantische Landschildkröten, Killerwale, Pottwale, Delfine UND zwei begeisterte Weltreisende!


Ankunft auf Galapagos – Insel Baltra
Nach einem knapp 4 stündigen Flug und einer Zwischenlandung in Guayaquil kamen wir ein bisschen ausgehungert in Galapagos an. Unterwegs gab es nämlich nur Kekse und Bananenchips. Echt ärgerlich diese LAN Flüge. Fast hatten wir uns schon wieder auf ein LAN Schinken-Käse-Croissant (kotz würg) gefreut (oder auch nicht). Nicht dass es schlecht gewesen wäre, aber das hatten wir „nur“ auf den anderen fünf LAN Flügen - wem hinge da nicht ein kleines bisschen zum Hals raus?


Als wir das Flugzeug verließen bekamen wir erst mal einen Hitzeschock. 28 Grad und tropische schwüle Luft waren „etwas“ gegensätzlich zum kalten Quito. Dann kämpften wir mal wieder erfolglos mit den restlichen Passagieren um einen Platz in den 3 Bussen, die uns vom Flughafen zum Ende der Insel Baltra bringen sollten. Knapp 15 Minuten später kamen wir am Ende der Insel an, wo schon eine Fähre wartete, naja Holzkahn mit Motor trifft es eher.

Insel Santa Cruz und das Hotel von Familie Flodder aus Ekuador
Ein paar Minuten später hieß es wieder umsteigen auf einen Bus. Dieses Mal bekamen wir wenigstens einen Platz. Das war auch gut so, denn die Fahrt sollte eine Stunde dauern. Die Fahrt ging durchs Hochland der Insel Santa Cruz und endete am Hafen von Puerto Ayora, wo wir noch 4 Tage verbringen durften, bevor unsere Kreuzfahrt beginnen sollte. Wir checkten in einem kleinen Hotel ein. Obwohl das Hotel sehr sauber war stellte sich die Besitzerfamilie als ziemliche „Asi“-Familie heraus. Vater und Söhne stritten sich von einem zum anderen Stockwerk, die Freundin des Sohns, die sich anzog wie eine schlechte Pornodarstellerin, hüpfe im Minirock und farblich passendem Haarband, VIEL zu kurzem bauchfreien Top und mit ihren nackten Brüsten, an denen sie ihr 4 Monate altes Baby stillte, durch die Gänge. Und dann war da noch die böse Mama – ein Drachen ich sag’s euch! Da war es besser Vorhänge zu ziehen. Oder eben was zu unternehmen und das konnte man für 4 Tage satt.


Tauchen mit Hammerhaien!
Nachdem wir von anderen Tauchern gehört haben, dass ihnen hier unter Wasser die Luft ausging oder sie ihren Gewichtsgürtel fallen ließen, nur um aufzutauchen, weil ihnen so Angst und Bange und vom Tauchguide nix zu sehen war, statteten wir gleich nach unserer Ankunft wir dem renommiertesten Tauchunternehmen vor Ort einen Besuch ab. Das war auch gut so, denn die hatten für die ganze Woche genau noch einen einzigen Platz auf dem Tauchboot frei und das war auch gleich der berühmteste und auch ein bisschen gefürchtetste der Insel. Nix für Anfänger wie mich. Der Platz ging an Bidu für unseren dritten Tag auf der Insel und damit war ihm das Sichten von einem ganzen Schwarm Hammerhaie, Adlerrochen und Barrakudas sicher. Und das alles an einem Ort! Muss ein Hammererlebnis gewesen sein! Vor allem, weil er Hammerhaie schon sehen wollte seit er von ihnen als Kind in einem Sachbuch gelesen hat.


Unheimliche Begegnung mit einem Babyhai und Wanderung zur„Tortuga Bay“
An unserem zweiten Tag wanderten wir dann zur Tortuga Bay, also Schildkrötenbucht. War nur ein Hinweg von fast fünf Kilometern. Und das ohne Schatten und in der prallen Sommer-schwülen Mittagshitze. Die ersten Kilometer ging es durch die Büsche auf einem gepflasterten hügeligen Weg, der von einer kleinen Mauer gesäumt war. Darauf tummelten sich die kleinen Eidechsen, eine bunter und schneller wie die andere. Manche waren aber auch auf dem Weg und man musste richtig aufpassen, dass man nicht aus Versehen drauf trat. Die Tierwelt auf Galapagos ist nämlich grundsätzlich Menschen gegenüber angstbefreit. Das allein macht die Begegnung mit Tieren EINZIGARTIG!

Dann endlich war das Meeresrauschen zu vernehmen und wir standen vor Ecuadors angeblich schönstem Strand. Weiß, lang und mit einer gefährlichen Brandung, nur fürs Surfen nicht fürs Schwimmen geeignet. Wir ließen es uns aber trotzdem nicht nehmen bei Ebbe im Wasser zu waten. War solange lustig bis eine große Welle kam, wir nicht davon laufen konnten, weil uns ein paar Felsen vom Strand trennten. Das Wasser stieg immer höher über unsere Knie und dann sah ich etwas im Wasser zappeln! Oh Shit! Erst dachte ich es wäre eine Wasserschlange, weiß doch ich nicht ob’s die hier gibt. Aber als das Ding immer näher kam, sahen wir: „das war ein BABYHAI!“ Alter, bin ich geflitzt! Wer weiß ob Mama Hai dem Ding schon beigebracht hat, dass Menschenbeine nicht schmecken. :-)


Wieder auf trockenem Boden marschierten wir die Küste entlang bis wir unsere ersten Meerechsen entdeckten, die sich in der Sonne aufwärmten und durch nichts beeindrucken ließen. Das ist nämlich das Coole an Galapagos. Die Tiere haben einfach keine Angst vor den Menschen. Besucher sind hier eher sowas wie Paparazzi, die die Tiere ertragen, aber davon laufen tun sie selten. Zwischen ein paar trocken gelegten Mangroven erreichten wir dann eine geschützte Bucht, wo man ganz herrlich im ruhigen flachen Wasser baden konnte. Entspannung pur, wären da nicht die lästigen Bremsen und der lange Rückweg gewesen. Schildkröten haben wir übrigens (trotz des Namens) keine gesehen.

Baden mit Nonnen und Meeresechsen
An unserem letzten Tag hörten wir dann noch von einem klitzekleinen Strand, der etwas näher liegt als die Tortuga Bay und der bis Nachmittag kaum besucht war. Einzig ein paar Nonnen (Kein Witz! Sahen im Wasser ganz normal aus und kaum an Land legten sie wieder ihre Nonnentracht an!) badeten bei unserer Ankunft und dann hatten wir ihn sogar kurz für uns alleine. Das Wasser war richtig türkisgrün und wenn man schnorcheln oder baden war, schwammen die Meerechsen an einem vorbei. Gibt’s sonst nirgends, sowas!


Die Krönung von Santa Cruz war dann noch das Restaurant einer italienischen Familie, das nicht nur absolut leckeres und AUTHENTISCHES italienisches Essen servierte (Das Beste in ganz Südamerika!) sondern auch selbstgemachtes Eis, das so süchtig machte, dass wir an keinem Tag daran vorbei laufen konnten ohne eins mitzunehmen.


Unsere Galapagos Kreuzfahrt beginnt!
Unter Galapagos darf man sich jetzt nicht unbedingt weiße Sandstrände vorstellen. Davon gibt es wahrscheinlich nur ganz wenige. Galapagos ist wie Hawaii entstanden und sticht durch seine Lavabedeckte Oberfläche, Vulkane und endemische, also nur hier beheimatete Tierwelt hervor. Das geht soweit, dass die Tier- und Pflanzenwelt hier zu 90% endemisch ist, d.h. es gibt nur 10% Pflanzen und Tiere, die es sonst wo auf der Welt auch noch gibt. An zweiter Stelle weltweit steht übrigens Hawaii mit 50%. Kein Wunder also trifft man hier auf die einzigartigsten Tiere der Welt. Um die wirklich zu sehen, muss man WEG von den Menschen, die hier leben und auf die unbewohnten Inseln. Das darf man nur in Begleitung eines Naturführers und hin kommt man nur mit einer Inselkreuzfahrt.


Die stand an dann an Tag 5 auf Galapagos an. Mittags trafen wir uns mit unserem Guide und dem Rest der Passagiere, die alle erst mit dem Flugzeug angekommen waren am Hafen. Mit kleinen sogenannten „Pangas“, also Beibooten, ging es mitsamt dem Gepäck zu unserem Katamaran. Der hatte 9 Mann Besatzung inklusive Kapitän, ein Naturführer und Platz für 16 Passagiere, wobei wir zwei mehr an Bord hatten, die in irgendwelchen anderen Kabinen untergebracht waren. Die Passagiere bestanden aus 2 Kanadiern, 2 Holländern, 2 Australiern, 2 Deutschen (inklusive mir), einer Kolumbianerin, 2 Franzosen und 7 (!!!!) Schweizern! Man könnte also sagen, mit fast 50% war das Boot beinahe in Schweizer Hand! Naja, wer sonst hat auch die Kohle um solche Ausflüge zu zahlen?!
Lonesome George, die wahrscheinlich einsamste Schildkröte der Welt

Der Katamaran, die Seaman II, war also ganz schön nobel, das muss man sagen! Unsere Kabine hatte ein riesiges Fenster und zur Einstimmung gab‘s erst mal leckeres Mittagessen unter ersten SCHWANKENDEN Umständen. Ein klitzekleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.

Lonesome George - die einsamste Schildkröte der Welt

Nachmittags besuchten wir dann noch zusammen die Charles Darwin Research Station, wo kleine Landschildkröten gezüchtet werden und wo der berühmte „Lonesome George“ lebt. Kennt ihr nicht? Ging mir genauso vor Galapagos. Lonesome George wurde 1971 entdeckt, als er vermutlich an die 80 Jahre alt war und der ALLEREINZIGE Überlebende einer Riesenlandschildkrötenart. Alle Versuche ein weibliches Exemplar seiner Spezies zu finden sind bisher gescheitert. Und so lebt der einsame George in einem Gehege und hat nicht mal Freunde. Ist das nicht traurig?

Asexuelle Schildkröten und ein kalifornischer Sunnyboy 
Aber selbst wenn es noch mehrere Exemplare einer Schildkrötenart gibt, ist nicht gesagt, dass sich diese auch fortpflanzen. Hier noch eine weitere Geschichte: Von einer anderen Art hatte man mal mehrere Weibchen und Männchen, aber keiner hatte Lust auf Geschlechtsverkehr. Alles half nix, bis man im Zoo von San Diego von dem Problem hörte und feststellte: „Moment mal, wir haben doch auch so ein männliches Exemplar.“ Den schickte man dann mal auf Galapagos vorbei und der etwas ältere Schildkrötenherr paarte sich ratz fatz mit den Weibchen, sodass die anderen Schildkrötenjungs dachten: „das macht Spaß, wir wollen auch!“ Problem gelöst. Haha!

12 Stunden Seegang – heilige Scheiße!
Dann stachen wir in See. Und als ich im Hafen noch dachte: „naja, wenn wir fahren, dann wird das bestimmt nicht mehr so schlimm“ wurde ich eines Besseren belehrt. Vor uns standen 12 Stunden Segeln auf einer mords rauhen See. Man wurde nur so hin und her geschmissen und selbst wenn man auf dem Bett lag, hob man ständig ab! Und das für 12 Stunden! Na, das konnte ja lustig werden. Gott sei Dank hatte ich Hexals Vomacur dabei. Überhaupt: ohne die hätten wir wahrscheinlich 5 Tage gekotzt!

Insel Isabella - erste tierische Begegnungen
Man könnte ja meinen, auf so ´ner Kreuzfahrt hätte man’s leicht und lustig. Aber nö, die ersten Tage artete das Programm doch ganz schön in Stress aus. Früh morgens um 7 Uhr Frühstück und um 8 Uhr waren wir schon unterwegs auf dem Panga vor der Küste Isabellas zum „Moreno Punkt“, um unsere ersten Wasserechsen, Blaufußtölpel, Seelöwen und jawohl – Pinguine zu sehen. Die waren total winzig (so wie die auf Neuseeland) und wenn sie aus dem Wasser kamen, schüttelten sie ihre Hintern als würden sie Samba tanzen. Hab mir einen weg gelacht!


Heilige Scheiße Teil 2: Killerwale in Sicht!
Dann legten wir an und gerade als wir uns von unseren Pangas verabschieden wollten, sahen wir auf dem Meer nur etwa 100m entfernt KILLERWALE! Die waren wohl gerade am jagen, jedenfalls waren Dutzende von Vögeln über ihren Köpfen, die die Reste von ihrem Frühstück (vermutlich Seelöwenfleisch mit Wasserschildkrötensorbet) verspeisten. Sehr eindrücklich (und auch etwas beängstigend: nicht dass auf der Rückfahrt so ein Killerwal das Panga mit einem Riesenseelöwen verwechselt). Doch zuerst machten wir mal eine Wanderung auf erstarrter Lava. Erinnerte uns doch sehr stark an Big Island of Hawaii, die Szenerie. Oben der vulkanische Berg und unten die schwarze Küste. Auf unserem Rückweg sahen wir dann auch noch in den kleinen Wassertümpeln zwischen der Lava die Flamingos, wegen derer wir die Wanderung machten. Die Hauptattraktion waren aber definitiv die Orcas, die man sonst wohl nur selten zu Gesicht bekommt.


Erster Schnorchelausflug oder die Jagd nach Meeresschildkröten
Danach stand an selber Stelle das erst Mal Schnorcheln an. Witze wurden gerissen, so a là „Sind wir jetzt das Mittagsessen der Orcas?“ und so. Aber die meisten sind dann doch ins Wasser, wenn auch etwas nervös. Erste Schreie galten dann auch nicht einem entdeckten Killerwal sondern dem kalten Wasser, dem wir versuchten mit Wetsuits zu trotzen (außer Bidu- was hab ich doch für einen harten Mann geheiratet?! ) Die Sicht war zwar nicht wirklich prickelnd, das schwarze Lavagestein am Meeresboden tat sein übriges, aber wir haben dann doch an jeder Ecke eine Wasserschildkröte und auch an paar Fische gesehen. Dutzende Schildkröten später war mir die Kälte zu viel und ich winkte dem Panga mich abzuholen, um mich an der Luft aufzuwärmen. Die anderen ließen auch nicht lange auf sich warten und so machten wir uns schon bald auf den Rückweg zum Katamaran.


Mit dem Panga durch die Mangroven und Bidu spielt mit Seelöwenbabys
Erneut hieß es Segel setzen, nächster Stopp „Elisabeth Bucht“. Dort ging es mit dem Panga hinein in einen Wald voller Mangroven zwischen denen der Bootsmann durchmanövrierte. Ab und zu schaltete er den Motor ab, damit wir im seichten Gewässer die Meeresschildkröten, Adlerrochen und Seelöwen schwimmen sehen konnten und das OHNE zu schnorcheln! Teil 2 der zweistündigen Pangafahrt (nicht dass es auf einem Pangarand bequem zu sitzen wäre) bestand in einer Fahrt zu einer kleinen vorgelagerten Vogelinsel, wo wir noch mal Blaufußtölpel und Pinguine en Masse sehen konnten. Dazwischen ein paar Meerechsen und kaum hatten wir die kleinen Seehundbabys entdeckt, hatten sie uns auch schon gesehen. Und konnten es kaum erwarten ins Wasser zu hüpfen und um unser Boot zu spielen. Bidu musste natürlich sofort mitmachen und spritze ihnen das Wasser ins Gesicht. Das gefiel ihnen umso besser und so flitzten sie um unsere beiden Pangas und spritzen mit dem Wasser zurück. Hammersüß die Kids!


Zurück auf dem Boot gab es wie nach jedem Ausflug eine Erfrischung und einen Snack. Also, die Versorgung auf diesem Boot ließ keine Wünsche offen! Diese Nacht ging es ruhiger zu, da wir erst früh morgens ablegten und so konnten wir erst die Sterne vom Sonnendeck beobachten und doch tatsächlich am Äquator das KREUZ DES SÜDENS sehen. Und dann den vom Vortag verpassten Schlaf nachholen.

Insel Isabella : Landechsen und gigantische Landschildkröten
Schon wieder stand am nächsten Morgen um 7 das Frühstück an und gleich danach der erste Landausflug, der mit einer nassen Landung, also Füße im Wasser begann. Danach marschierten wir durch die Vegetation der Insel mit dem Ziel unsere ersten Landechsen zu sehen und wenn wir ganz viel Glück hätten, so unser Guide Andreas, dann vielleicht noch die ein oder andere Riesenlandschildkröte. Nun, Bidu und ich hatten bis auf den ollen Ausflug in Akaroa, Neuseeland, ohne die Hektordelfine gesehen zu haben, bisher immer Glück! Ihr könnt euch also denken, wir haben Dutzende von den GIGANTISCHEN LANDSCHILDKRÖTEN entdeckt! Selbst wenn sie nur 30cm groß sind, sind sie erst so was um die 20-30 Jahre. Die beeindruckenden und langsamen Tiere werden bis zu anderhalb Metern groß und 200 Jahre alt. Unfassbar, dass sie zu Hundert-Tausenden von amerikanischen Walfängern und Piraten wegen ihrem Fleisch bis zur Ausrottung gejagt wurden! Die Amerikaner versuchten sich übrigens bis nach dem zweiten Weltkrieg die Galapagosinseln unter den Nagel zu reißen. Ein Glück, sonst wäre Galapagos heute das zweite Hawaii und was dort mit Natur und Lokalbevölkerung passiert ist, ist sicher fragwürdig.


Zweiter Schnorchelausflug: Schwimmen mit Seelöwenbabys
Vom Strand aus, an dem wir gelandet sind, startete dann die nächste Aktivität: Schnorcheln war angesagt. Allerdings war die Strömung so stark und die Sicht so beschissen, dass ich anstatt mit den meisten Anderen Richtung offenes Meer zu paddeln lieber am Ende der Bucht geblieben bin, wo zwei Seehundjunge am Spielen waren. Die sind so verspielt, manchmal kommen die und knabbern an deinen Flossen, haha! Die hier waren aber nicht so zutraulich und schauten dich lieber mit großen Augen unter Wasser an. Dazwischen noch ein paar Pinguine… Wer braucht da Fische und Schildkröten – die sieht man näher beim Tauchen.  Eine aus unserer Gruppe musste wohl mal für Königstiger bevor wir Schnorcheln gingen, so wie ich nach dem Schnorcheln. Also suchte ich den selben Spot auf wie die Dame vor mir und traute meinen Augen nicht. Unter dem Baum tummelten sich teils auf und übereinander an die HUNDERT KREBSE und verspeisten ihre „Überreste“. Bah, war das eklig, dieses Gewusel vor allem. Ihr könnte euch gar nicht vorstellen, wie schnell ich es mir anders überlegt habe… Haha und Bidu geholt hab, damit er sich das Schauspiel auch ansehen kann. Die Dame weiß aber bis heute nichts davon. :-)


Insel Fernandina: ein einziges Tierparadies
Nachmittags und gestärkt von einem Mittagessen legten wir dann vor der Insel Fernandina Anker, wo wir eine Wanderung an der Küste entlang machten. Schon auf dem Steg lag uns der erste Seelöwe im Weg und auch auf dem ganzen Weg danach sahen wir unzählbar viele im Wasser spielen. Dazwischen Meerechsen, Flügellose Kormorane, Meeresschildkröten – einfach unglaublich! Hier am Ende der Welt ohne menschliche Besiedlung gedeiht die Tierwelt wie sonst nirgends auf der Welt. Hier kann man sehen, was wäre wenn! Man wünscht sich, es wäre noch überall so auf der Welt!

Tiefseeschwimmen und auf Tuchfühlung mit Pottwalen!

Unser Guide bot uns an, bevor wir ablegten, einen kleinen Tiefseeschwimmgang zu absolvieren. Will heißen, da wo das Boot ankert (10m Tiefe) ins Wasser hüpfen. Nicht alle waren begeistert. Und doch sprangen einige inklusive Bidu und mir ins erfrischende Wasser, gerade nach der Wanderung in der Mittagssonne eine waren Wohltat!

Danach hatten wir dann endlich mal Pause. Wir fuhren, die See war nicht rau, die Sonne schien – es schrie geradezu nach Sonnendeck! Sicherlich auch der beste Spot, um vielleicht doch noch den ein oder anderen Wal zu sehen. Die Walsaison war gerade so am Beginnen. Ich sagte ja, wir haben Glück. Der Kapitän machte eine Durchsage, von der alle nur „Wal“ verstanden. Schwupps – standen alle an der Reling und tatsächlich in weiter Ferne sahen wir einen Schwall Wasser in die Luft spritzen. Doch der Kapitän war ein Guter und fuhr direkt auf den Wal zu, sodass wir ihn näher betrachten konnten. Er tauchte ab, doch da tauchte schon auf der anderen Seite des Bootes ein zweiter POTTWAL auf. Und noch einer! Wow! Der kam dann so nahe, dass er beinahe das Boot streifte! Wahnsinn!!! Nicht mal beim Whalewatching bekommt man die Wale SO NAH und gut zu sehen! Und vor allem kostet das sonst wo auf der Welt zwischen 150 und 200 Dollar!
Dieser Tag war mit nichts mehr zu toppen und so fielen wir erschöpft in unsere Kajüten. Nicht ohne das Wunder der Medizin Vomacur: erneut hieß es 12 Stunden heftigster Seegang. Nur gut, dass die Dinger auch müde machen und wir beide so schläfrig wurden, dass wir auch tatsächlich einigermaßen schliefen.

Insel Bartholome: Vulkanbesteigung
Sichtlich von der letzten Nacht gerädert hieß es am nächsten Morgen um 6 Uhr runter von Bord und anlegen an der Insel Bartholome. Ein Vulkan wollte bestiegen werden. 375 Stufen durch geologische Formationen weiter oben hatte man eine gute, wenn auch zugige Sicht auf den berühmten Pinacle Rock. Das war die einzige von unseren Aktivitäten, bei der ich passte. Morgens um 6 bekommt mich keiner dazu auf einen Berg zu kraxeln. :-)


Dritter Schnorchelausflug: unter Wasser mit Pinguinen!
Für Bidu und die Anderen ging es zurück an Bord und nach dem Frühstück stand das Unterwasser-Highlight unseres Trips an. Es begann mit dem Anlegen an einer kleinen dunkelgoldenen Sandbucht. dort ließen wir unsere Sachen zurück und bestiegen erneut das Panga, welches uns weiter raus aufs Meer Richtung Pinacle Rock brachte. Erst dachte ich „Ach du Kacke, wie soll ich das alles wieder zurück zum Strand schwimmen bzw. schnorcheln?“ Doch als ich im Wasser war, war ich hin und weg von der guten Sicht und den vielen tropischen Fischen, die sich im Wasser tummelten. Da waren Surgeonfische, Parrotfische, Pufferfische, Flundern, ganze Fischschwärme von silbernen Fischen und plötzlich ein Vogel, der neben uns ins Wasser schoss, um sich einen Fisch zu schnappen! Der absolute Hit aber war der PINGUIN, der mit den Fischen im Wasser spielte und sie pfeilschnell durch die See jagte und zwar direkt NEBEN UNS! Wow! Wo kann man so was schon erleben?


Auf hoher See: akrobatische Delfine – die Krönung einer phantastischen Kreuzfahrt
Danach stand uns wieder eine mehrstündige Fahrt bis zur Insel South Plaza bevor. Ungefähr auf halber Strecke dann die Durchsage vom Kapitän: „Delfine in Sicht!“ Der Kapitän hupte, um die Meeressäuger anzulocken und wendete in ihre Richtung und tatsächlich: einer nach dem anderen reihte sich parallel vor unserem Boot auf. Alle Passagiere kletterten so schnell wie es ging an die Front des Katamarans um so nah wie möglich zu sein. Die Delfine schwammen und freuten sich mit uns zu schwimmen und bestimmt haben sie auch unsere Freudenschreie gehört. Denn plötzlich sprangen sie Saltos vor unserem Boot! Kein Witz! Genauso wie in den ganzen Delfinshows nur ohne dass sie dressiert sind. Es war wie im Film! Hammer!


Insel South Plaza
Da konnte uns die Insel South Plaza dann nicht mehr vom Hocker hauen. Ein paar Landechsen, eine einzigartige Möwenart mit ihrem Jungen (immer nur ein Ei) und eine riesige Seelöwenkolonie.

Abschied von der Seaman II
Es folgte die letzte Segelfahrt. Auch die war ganz schön heftig und erst kurz vor Mitternacht legten wir Anker im Hafen der Insel San Christobal, sodass wir wenigstens ein paar ruhige Stunden hatten. Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück mit der Gruppe und dem Besuch des Interpretationszentrums vom Nationalpark hieß es Abschied nehmen vom Boot, der Crew und unseren Mitfahrern. Diese fünf Tage Kreuzfahrt waren anstrengend, ermüdend, mit superkrassem Seegang aber ansonsten der absolute Hammer, was die Tierwelt betrifft und auch wenn es unser Budget total aus dem Ruder gebracht hat, etwas, dass man nur ein einziges Mal im Leben macht und auf jeden Fall machen sollte!

Insel San Christobal: ein paar Tage Verlängerung auf Galapagos
Wir verbrachten noch anderthalb Tage auf der Insel San Christobal, die nur ein paar Tausend Einwohner hat und wo wir uns hauptsächlich von den Strapazen erholten. Haben ein Hotel gefunden, dass eigentlich geschlossen ist, aber der Besitzer ist ein Freund von unsrem Guide. Hatten eine riesige Terrasse direkt am Meer und ein ganzes Hotel für uns ganz alleine. Mir ging es dieses Mal im Gegensatz zu Bidu und meinem Zustand nach der Kreuzfahrt auf dem arktischen Meer richtig gut. Bidu allerdings hatte nachdem wir auf Land waren dermaßen Seegang und Schwindel, der wollte gar nicht mehr aufhören zu schwanken.


Heilige Scheisse Teil 3: ein Flug mit EMETEBE und fast kein Flug mit LAN
Heute ging es dann mit EMETEBE in einer kleinen Cessna (5 Mann! Shit, sind wir mit dem Ding wirklich geflogen?! Und vor allem heile angekommen?!) zurück auf die Insel Baltra. Von dort mussten wir nur 1 Stunde nach Landung unseren Flug zurück aufs ekuadorianische Festland erwischen. Im Reisebüro, wo wir den Flug gebucht haben, sagten sie „don’t worry!“ und auch der Mitarbeiter von EMETEBE, wo wir einen Tag vor Abflug, extra noch hin sind, um ihm klar zu machen,wie eng das würde, sagte uns – er konnte deutsch – „Kein Problem!“

Doch ich wusste es: eine halbe Stunde NACH geplantem Abflug war die Maschine noch nicht mal da! Verdammte Axt! Wir hatten ja nur einen Flug, der einmal pro Tag auf einer anderen Insel geht, aufs Festland zu erwischen! Dann hieß es endlich einsteigen, abheben und eine halbe Stunde Zittern in einem Flugzeug für 5 Mann Maschine plus Kapitän. Wie wir in Baltra ankamen, mussten wir erst durch den Nationalparkcheck, dann hätte unser Gepäck wie bei der Ankunft vom Festland auf verbotene Tiere und Pflanzen untersucht werden sollen. Das Dumme war nämlich, dass mit uns die Passagiere der Maschine ankamen, mit der wir eigentlich wieder los fliegen sollten. Wir müssen verzweifelt ausgesehen haben, konnten wir doch alle davon überzeugen uns ohne Kontrolle durchzulassen.


Fast hätten wir Hoffnung geschöpft. Doch der LAN Check-In war GESCHLOSSEN und keine Menschenseele mehr da! Shit! Wir flitzen mitsamt Gepäck zum Boarding und fanden eine LAN-Mitarbeiterin. Die rief eine Kollegin auf dem Handy an und die trafen wir dann zurück am Check-In Schalter, nur um uns dann sagen zu lassen, der Check-In wäre geschlossen und wir schließlich anderthalb Stunden zu spät. Verdammt! Doch ich ließ nicht ab. Und redete auf die Dame ein, erzählte ihr was passiert war und das es nicht unser Fehler war und bat sie solle uns doch noch einchecken. Ich muss sie überzeugt haben – es klappte. Als die letzten Passagiere liefen wir durch die Sicherheitschecks (die uns mehr oder weniger einfach durchwinkten) direkt ins Flugzeug und erwischten tatsächlich noch unseren Flug! Oh Mann! Beat meinte dann im Flugzeug nur, „er hätte noch nie einen Flug verpasst und nach 11 Monaten Reise fangen wir nix Neues an.“ Der hatte gut reden.


Jetzt heißt es noch zwei Tage in Guyaquil bei 30 Grad und schwüler Luft ausharren bevor unser günstiger Flug nach Los Angeles geht. Scheint nicht gerade die tollste Stadt zu sein, aber sind ja nur 2 Tage. Und dann: Leute, ich sag’s euch: „Es geht dagegen und das ist auch gut so!“

Unser Fazit:

 

in anderen Worten:

und das alles in nur 10 Tagen!!!


Die letzten Tage in Südamerika und zurück in die Zivilisation Nordamerikas

2011-06-16 to 2011-06-23

Über die allerletzten Stunden in Südamerika, die Freude in die Zivilisation der USA zurückzukehren, Shoppingträume, Wüstenhitze und Südkalifornien dieses Mal ganz ohne Regen.


Erste Eindrücke Guyaquil und die letzte Taxiabzocke
Nachdem wir dann also tatsächlich noch unseren Flug aufs südamerikanische Festland erwischt haben (auch dieses Mal kein Schinken-Käse-Croissant sondern wieder nur Bananenchips und 4 Kekse) kamen wir in Guyaquil an. Es erwarteten uns 30 Grad, eine noch schwülere Luft als wir von Galapagos gewöhnt waren und stickige Luft von den Abgasen des heftigen Verkehrs von Ecuadors heimlicher Hauptstadt. Und hier mussten wir es an die 56 Stunden aushalten. Uff!


Unser Hostel lag etwas versteckt aber wir hatten eine supertolle Wegbeschreibung von der Seite des Hostels sogar auf Spanisch dabei. Was UNS „spanisch“ vorkam, war, dass der Taxifahrer, in dessen Taxi wir stiegen, das Taximeter auf unsere Bitte nicht einschaltete und auf die Frage nach dem Pauschalpreis meinte, er müsse erst schauen, wie weit das wäre. Blöd, dass wir schon fuhren, sonst wären wir wieder ausgestiegen. Gut, dass wir bei Ankunft im Hostel erst mal fragten, was das kosten könnte vom Flughafen. Die meinten allerhöchstens 5 Dollar, unser Taxifahrer wollte 8. Es folgten Diskussionen, Beschimpfungen seitens des Taxifahrers, aber wir blieben hart und liefen einfach davon ins Hostel, wo die Hostelbesitzer gleich das Gitter zuzogen. Der konnte uns mal. Abzocke!

Mit dem Bus in die Stadt und Leguane im Park
Erst am nächsten Tax wagten wir uns ins Zentrum der 4 Millionenstadt – und zwar mit dem Bus. Ein Taxi hätte wohl 30 min gebraucht und zu viel gekostet. Rüttelaktion pur und eine Fahrt fast wie mit der Achterbahn. Man merkte wir waren am Ende unserer Reise, langsam nervte es. Wer das nicht nachvollziehen kann, dem sei auch gesagt, dass diese Busse meistens aus China kommen und höchstens für Südamerikaner gemacht sind. Der Standardeuropäer bekommt nicht mal gerade seine Füße unter, weil da schon wieder der Sitz vornedran kommt und Bidu und ich hatten nebeneinander auf der Plastikbank gerade mal so Platz.


Den Park mit den Leguanen, für den Guyaquil berühmt ist, fanden wir auf Anhieb. Die Leguane darin auch, tummeln sich überall, auf dem Boden (wie auf Galapagos – aufpassen, dass man nicht drauf tritt), auf dem Rasen und sogar in den Bäumen. Sollen die Vorfahren von denen auf Galapagos sein und deshalb noch größer (über 1m Länge). Bidu konnte sich dann endlich einen lange gehegten Wunsch erfüllen und so ein Ding mal beim Schwanz packen. Das war nämlich auf Galapagos verboten, hier zwar auch, aber hier schaute keiner. Ha ha…


Neben dem Malecon, der Promenade entlang des Flusses, der Bidu doch stark an den Ganges erinnerte, gibt es dann noch die Las Penas, Stadtviertel, die sich über Treppen zwei kleine Hügel hinaufziehen und noch ganz nett anzuschauen sind. Und das war’s dann auch schon mit Sehenswürdigkeiten. Naja, ehrlich gesagt, auch mit unserer Motivation. Langsam haben wir echt genug gesehen.

Nur noch raus hier: 30 Stunden Tortur bis zur Rückkehr in die Zivilisation
Am nächsten Tag mussten wir leider schon um 17 Uhr aus dem Hostel raus, obwohl unser Flug erst um 24 Uhr ging. Das hieß dann 6 Stunden am Flughafen warten. Zu allem Überfluss erfuhren wir dann am Check-in Schalter, dass der Flug anderthalb Stunden Verspätung hatte und wir damit unseren Anschlussflug in Atlanta verpassen würden. Man buchte uns auf eine Maschine 3 Stunden später. So verpassten wir dann wegen vielleicht 30 Minuten unseren Flug nach L.A. und saßen noch zweieinhalb Stunden am Flughafen rum. Aber hey, zur Wiedergutmachung konnten wir bei Delta wenigstens zwei Essensgutscheine für ganze 6 Dollar geltend machen. Wie überaus großzügig!

Wüstensonne, Palmen und Shoppingträume in Palm Springs
In L.A. mussten wir dann noch eine ganze Stunde auf unser Gepäck warten, fuhren schnurstracks mit dem Shuttlebus zum Mietwagenverleih und hatten wenigstens Glück: auf uns wartete ein fast neuer Ford Focus, obwohl wir die kleinste Wagenklasse gebucht haben. Ohne Navi und die freundlichen Berndeutschen Anweisungen von Anton machten wir uns auf die Suche nach dem Weg nach Palm Springs, eine gute 2 ½ Stunden-Fahrt, die sogar ganz gut lief. Dort nach fast 30 Stunden ohne gescheites Essen (Delta hat uns um 3 Uhr nachts – wer kommt denn auf die Idee? – ein widerliches Frühstück serviert), ohne Schlaf und ohne große Motivation in Palm Springs an, wo außer einem schnellen Essen bei Wendys nichts mehr ging außer 12 Stunden Schlafen am Stück.


Am nächsten Tag waren wir dann aber fit und parat für SHOPPING! Oh, wie haben wir (ok, insbesondere ich) diesen Tag ersehnt!  In der Nähe gibt es nämlich ein Outlet und da haben wir dann ungeplanterweise nicht nur den Vormittag sondern ganze 9 Stunden verbracht. Nicht gerade die beste Regeneration nach dem anstrengenden Flug aber die holten wir uns dann am nächsten Vormittag. Bei 38 Grad in der Wüstensonne gab es dazu keinen besseren Ort als den Hotelpool.

Die Freuden der Zivilisation
Konnten es gar nicht fassen wieder in der Zivilisation zu sein. Sauberes Essen, Zähne putzen mit Leitungswasser (!!!), ganze Straßen ohne Schlaglöcher, Autos, die nicht schrottreif durch die Gegend fahren, keine Abgase, Supermärkte voll frischem Obst, das man nicht schälen muss und Toiletten, in denen man das Klopapier runterspülen kann. Brauche aber noch ein paar Tage bis ich das nicht mehr automatisch in den Mülleimer schmeiße. Haha…

San Diego und Malibu
Mittags mussten wir dann weiter nach San Diego, wo uns nach 2 Stunden Fahrt mit 22 Grad ein regelrechter Temperatursturz ereilte. Aber immerhin schien dieses Mal die Sonne und Bidu konnte mir glauben, dass es hier nicht nur regnet (ha ha, im Gegenteil!).
Die nächsten Tage verbrachten wir mit Shoppen (nein, wir hatten immer noch nicht genug) und relaxen. Wusste übrigens gar nicht, dass mein Mann so eine Shoppingmaus sein kann. Haha… Konnten nochmal einen herrlichen Sonnenuntergang in Pacific Beach erleben und gingen zum feierlichen Abschluss unserer beinahe einjährigen Reise noch mal ein richtiges Steak essen. Am Morgen machten wir uns dann auf nach L.A., denn es stand noch Malibu auf unserer Liste, schließlich hatte es das letzte Mal in L.A. so stark geregnet, dass sich das bei Weitem nicht gelohnt hätte. Und wir hatten Glück, steckten wir in San Diego noch in tiefstem Küstennebel, erwarte uns in Malibu Sonne satt und wir konnten vor unserem 11 Stunden Flug noch mal die Füße in den Sand legen.


Dann hieß es nur noch „ab nach Hause“. Wir freuten uns total und konnten es kaum erwarten die 11 Flugstunden hinter uns zu bringen und viele von euch wieder zu sehen. Flughafen wurden wir dann ganz schön überrascht. Doch dazu mehr in Kürze!

Unser Fazit:

 

 


Wiedersehensfreude in Zürich und eine überraschende Willkommensparty in Endingen

2011-06-24

Wie wir einen Riesenempfang am Züricher Flughafen bekamen, Famlie und Freunde wieder in die Arme schließen konnten und mit einer phantastischen Willkommensparty überrascht wurden! 

Ankunft Zürich
Mann, waren wir aufgeregt. Und fix und alle. 11 Stunden Flug, mehr als 20 Stunden unterwegs und weniger als 3 Stunden Schlaf forderten ihren Tribut. Doch als wir durch den Zoll waren, strahlten unsere Gesichter (nicht nur weil wir ohne Kontrolle durch waren), sondern weil uns in der Ankunftshalle Zürich ein Riesen Empfang bereitet wurde: vermisste strahlende Gesichter lächelten uns entgegen und sogar riesige Transparente wurden in die Luft gehalten! Es wurde gedrückt und gedrückt und gelacht und auch die ein oder andere Freudenträne ist geflossen. Danach floss erst mal der Sekt und es wurde vor dem Flughafengebäude mit einem Sekt angestoßen.

Überraschende Willkommensparty in Endingen
Dann wurden Bidu und ich seit über 340 Tagen zum ersten Mal getrennt. Doch nicht wie wir dachten. Anstatt dass jeder zu sich nach Hause fuhr, fuhren wir alle nach Endingen. Das Gepäck wurde ausgeladen und dann ging es auch schon weiter in den Garten in den Reben, wo uns schon Freunde und Familie erwarteten. Fleisch und Wurst wurde auf den Grill geschmissen und wir konnten uns alle erst mal stärken (und wieder gutes deutsches Bier trinken, haha). In einer kompletten Runde am Lagerfeuer verging ein lauer Junisommerabend so schnell, dass wir am Ende nicht fassen konnten, immer noch auf den Beinen zu sein und das weit nach Mitternacht.

Ein anstrengender Tag ging nach über 30 Stunden auf den Beinen zu Ende. Wir waren glücklich und zufrieden wieder zuhause zu sein und erste Wiedersehen zu feiern! Danke ihr Lieben, dass ihr keine Mühen gescheut und uns einen so tollen Empfang bereitet habt!!! Es hätte nicht schöner sein können!


Ein letztes Reiseresümee und wie es ist zurück zu sein

2011-08-21

Über Jet-Lag, Wohnungssuche, Umzüge, Sprachschwierigkeiten und natürlich - wie es sich gehört - ein abschließendes Reiseresümee!


Fast zwei Monate sind schon wieder vergangen seit wir von unserem Jahr Auszeit auf dem amerikanischen Kontinent und dem Pazifik zurückgekehrt sind. Wow! Die Zeit rennt mal wieder, jetzt auch wieder deutlich schneller für uns.


Zurück im Glück und ein paar Startschwierigkeiten
Apropos Zeit, zum Schluss unserer Reise haben wir ja innerhalb weniger Tage fast schon Zeitzonen-Hüpfen betrieben. Zwei Wochen hatte uns der Jetlag nach unserer Ankunft im Griff. Von -5 Stunden in Brasilien haben wir es immerhin nochmal auf 9 Stunden Zeitunterschied geschafft, die wieder aufgeholt sein wollten. Aufzuholen gab es auch zuhause viel, Aufatmen auch. Schön, dass in diesem Jahr alle gesund und munter geblieben sind!


Nicht mal fünf Wochen blieben uns, bis ich wieder bei meinem Arbeitgeber in der Schweiz antreten durfte und somit war von Anfang an das Zeitlimit gesetzt, um eine Wohnung in der Schweiz zu finden. Beide haben wir ja unsere Wohnungen vor der Reise aufgegeben und unser Hab und Gut dankbar bei der Familie einlagern können. Jetzt standen wir erst mal nur mit dem Nötigsten da, was wir noch griffbereit hatten. Und schon das war zu viel. Nach einem Jahr mit maximal 20kg war ich erschlagen von all den Konsumgütern, die man im Laufe seines Lebens so anhäuft. Und das Schlimmste war: das meiste war noch in den Umzugskartons verpackt! Wie hatte ich mich nach einem ganzen Jahr mit immer den gleichen Klamotten auf meinen Kleiderschrank gefreut! Und komme nach Hause und kann noch nicht mal was damit anfangen… Ich war wirklich überfordert. Scheint aber vielen Weltreisenden so zu gehen, das hat mich dann wieder etwas beruhigt. Beat war weniger erschlagen (hat vielleicht auch weniger Sachen, haha…) fühlte sich nach den Weiten der Welt aber stärker als ich eingeengt von zweispurigen Autobahnen und der Enge des dichtbesiedelten Europas. Inzwischen spreche ich auch wieder verständliches Deutsch – man, haben mir manchmal die Worte gefehlt, ein einziges Kauderwelsch zwischen Deutsch, Badisch, Schweizerdeutsch, Spanisch und vor allem Englisch. Führte zu einigen Lachern, sehr zur Freude von Freunden und Familie. Lol. :-)

Die nächste Aufgabe: 5 Wochen eine Wohnung zu finden und zwei Umzüge zu managen
Innerhalb der nächsten 5 Wochen pendelten wir dann zwischen Solothurn, Endingen und Basel umher und führten quasi nach einem Jahr ununterbrochenem Zusammensein erst mal eine Wochenendehe und zogen jeder für sich wieder bei den Eltern ein. Und das in dem Alter. Haha… Zu viele Behördengänge mussten im jeweiligen Land erledigt werden – das alte Leben wollte zurückerobert werden – dazu muss man schon vor Ort sein. Zwischendurch traf man sich in der Mitte und besichtigte Wohnungen – ein straffes Programm, auf das tagelanges Warten auf eine Zusage folgte. Dann die Erlösung: wir bekamen die gewünschte Erdgeschosswohnung im Grünen mit reichlich Platz und Terrasse. Jetzt drängte die Zeit: eine etwas größer angelegte Umzugsaktion durfte organisiert werden. Mit Hilfe von drei Transportern, drei zusätzlichen Fahrern, einem Dutzend Tage akribischer Vorbereitung – schließlich mussten wir mein sogenanntes „Ausstattungsgut“ (Mitgift lässt grüßen) über den Zoll in die Schweiz einführen. Mit fast 20 Helfern, denen wir superdankbar sind, schafften wir zwei Umzüge in 24 Stunden! Und das auch noch reibungslos! Das Glück bleibt auf unserer Seite!

Und nun?
Einmal waren wir kurz in den von beiden so geliebten Bergen, (Ja, wir waren bei tollstem Wetter in Grindelwald/Wengen) in unserer zweiten Woche, und haben uns zwischen all den Indern, Japanern und Amerikanern fast schon wohl gefühlt. Lag wohl daran, dass wir gewissermaßen immer noch im Sightseeing-Modus waren. :-)
Inzwischen haben wir den aber abgelegt. Bin seit drei Wochen wieder am Arbeiten und Beat seit einer Woche. Sind immer noch dabei uns einzuleben in der neuen Wohnung und Umgebung, wobei ich ja hier in Gegensatz zu Beat Ausländerin bin. Wer weiß, vielleicht schreibe ich statt den Reiseberichten zukünftig einen Blog über das Leben als Deutsche in der Schweiz. Haha… Hoffe, dass die Leute hier in Basel den Deutschen freundlicher gesinnt sind als ihre Züricher Landsmänner/-frauen. Habe gestern von einem Schweizer in Zürich gehört, der allen deutschen Autos die Reifen absticht. Vorsichtshalber bald das Kennzeichen wechseln. :-)

Endlich: das letzte Reiseresümee
Mit dem Einleben bleibt auch endlich mal Zeit diese Zeilen zu verfassen, schließlich steht ja quasi noch ein Resümee aus. Schiebt man immer auch ein bisschen vor sich her, immerhin ist das ja dann der ganz offizielle Abschluss einer Reise. Mal sehen, abgesehen von der Statistik (wie viele Kilometer?, welche Länder?, etc.)haben wir in den letzten Wochen noch viele andere Fragen mehr bekommen. Eine Auswahl soll hier Teil des Resümees sein:


Wie viele Kilometer seid ihr gereist und wie habt ihr euch fort bewegt?
Es waren 116.328km (um genau zu sein), davon sind wir 77.515km in 33 Flügen mit 18 Fluggesellschaften geflogen, mit 7 Autos, 3 Scootern und einem Campervan 27.322km selbst gefahren und mit unzähligen Bussen, Bahnen und ein paar Fähren und einem Katamaran haben wir noch mal 11.491 Kilometer gemacht. Fahrrad- und Taxifahrten nicht mitgezählt.


Wie viele Tage wart ihr weg von zuhause und in welchen Ländern wart ihr?
In 340 Tagen waren wir in 11 Ländern: USA (99 Tage), Neuseeland (57 Tage), Mexiko (38 Tage), Kanada (35 Tage), Peru (31 Tage), Ecuador (19 Tage), Cook Islands (18 Tage), Bolivien (14 Tage), Chile (14 Tage), Brasilien (10 Tage) und Argentinien (5 Tage).


Wo hat es euch am besten gefallen?
Natürlich die schwierigste Frage. Nicht weil wir uns uneinig sind – im Gegenteil! Auf die Frage antworten wir beide mit den gleichen Antworten. Wir können sagen, dass es uns landschaftlich am besten gefallen hat in USAs Südwesten, kulinarisch am besten in Mexiko, die freundlichsten Leute trafen wir im Südseeparadies von den Cook Islands, dort war auch das Wasser am Klarsten (nicht zu vergessen die Gänsehaut bei den Tänzen der Einheimischen), die unterschiedlichsten Strände, auch den allerschönsten Traumstrand, gab es auf den verschiedenen Inseln Hawaiis, die besten Wanderungen in Kanada, unser größtes Abenteuer war die Wanderung zur „Wave“, welche 70km außerhalb jeder Zivilisation ohne Wanderwege zu finden ist, die krasseste Situation die Straßensperre der Guerillas im mexikanischen Dschungel, die tollste Tierwelt auf Galapagos, und so weiter... So könnten wir ewig aufzählen und wirklich, in jedem Land konnten wir trotz mancher Schwierigkeiten etwas Schönes finden.


Wo war es am anstrengendsten zu reisen?
Der ein oder andere denkt jetzt vielleicht: „Reisen? Das ist ja wohl nicht anstrengend!“ Dem sei gesagt, dass es durchaus mit Arbeit verglichen werden kann, wenn man sich jede Nacht eine Möglichkeit zu schlafen besorgen muss, einen Bus, der mal fährt oder nicht (weil der Fahrer zu besoffen ist, zum Beispiel) oder vielleicht auch für Tage ausgebucht ist, sodass man festsitzt. Straßenverhältnisse, Wetterverhältnisse, Sicherheitsverhältniss, etc. – alles muss man checken. Ebenso, wo man was zum Essen und Trinken bekommt, Bargeld abheben kann, daneben muss man für seine Sicherheit sorgen (besonders ein Thema in Südamerika) und eben auch fast täglich seinen Rucksack packen. Außerdem möchte man ja das Beste aus einem Aufenthalt machen, die richtige Tour alleine oder beim richtigen, sicheren, erfahrenen Anbieter machen und das zu einem eingeschränkten Reisebudget. Ab und zu braucht man deshalb mal Urlaub vom Reisen. Haben wir  auf Maui und den Cook Islands gemacht. Hätten wir auch gerne nach Südamerika noch gehabt, denn dort war es unter all den oben genannten Bedingungen am Schwierigsten, aber leider hat die Zeit zum Schluss nicht mehr gereicht .:-)


Wie viele Fotos habt ihr eigentlich geschossen?
Alles in Allem haben wir über 22.300 Fotos und Videos angesammelt, entsprechend 110 GB! Keine Ahnung, wann wir die alle bearbeiten, aber erste Anfragen für eine Diashow hatten wir schon.


Wo würdet ihr nochmal hin reisen?
Auf die Cook Islands müssen wir spätestens zur Silberhochzeit zurück. So verlangt es die Tradition, wenn man mal dort geheiratet hat. Haha… Wenn’s nur nicht 38 Stunden Anreise von Deutschland aus wären. Ansonsten bekommt Brasilien hier eindeutig einen Punkt, 10 Tage haben bei Weitem nicht gereicht das Land zu erkunden, aber definitiv einen ersten Vorgeschmack gegeben, der nach mehr verlangt. Irgendwann.


Denn mit den großen Reisen ist jetzt erst mal Essig. Viele von euch haben es vielleicht schon mitbekommen, selbst gesehen oder erzählt bekommen: wir sind ja nicht alleine von der Weltreise zurück gekommen, sondern erwarten im Dezember Nachwuchs! Erste Stimmen munkeln bereits, dass das Würmchen bereits mit Rucksack und Taucherflossen auf die Welt kommen könnte. Schauen beim Ultraschall immer ganz genau hin, ob dem so ist. :-)


Somit haben auch wir wieder einen Alltag, aber eben auch einen ganz anderen als vor einem Jahr und sehen weiteren aufregenden Zeiten entgegen, wenn auch eher in den heimatlichen Gefilden.

Wir danken nochmal allen für die Unterstützung, tolle Grüße, Tipps auf der Reise, dass ihr von zuhause unseren Weg und Blog verfolgt habt, uns Gastfreundschaft gewährt oder unsere Reise mit eurer Anwesenheit bereichert habt. Meldet euch, wenn ihr Lust habt. Und auch falls ihr Infos braucht über das ein oder andere Reiseziel, wir geben gerne Auskunft. Seid inspiriert wenn ihr wollt (zwei Menschen haben uns schon erzählt, dass wir sie inspiriert haben) und genießt euer Leben!

Wir sagen, „hasta pronto“, „see you later“, „bis bald“ und wünschen euch bis dahin eine supertolle Zeit!

Stef, Bidu und Baby Leuenberger