Diary for Tour d'amour


Neuseelands Südinsel Etappe 1: Von der Cook Straße über Nelson nach Kaikoura und Mount Cook

2010-12-17 to 2010-12-26

Lest hier wie wir die Cook Straße auf die Südinsel überquerten, deutsche Wurst und schweizer Weihnachtskekse aßen, beim wilden Campen erwischt wurden, in Marlborough von Weingut zu Weingut torkelten und wie Bidu mit Robben schwimmen ging.


Über die Cookstraße auf die Südinsel
Leider hatten wir für die 3 Stunden dauernde Überquerung der Cookstraße von Wellington nach Picton mit der Fähre kein Glück mit dem Wetter. Es regnete zwar nicht gerade Hunde und Katzen, wie man in Neuseeland sagt, aber es war doch mehr bewölkt und ziemlich windige See und nur einmal kurz als wir auf dem oberen Deck waren, kam die Sonne raus. Da wir mit dem Camper als eine der Letzten auf die Fähre kamen, waren schon alle Sitzplätze belegt und so blieb uns die meiste Zeit nur der Boden zum Sitzen, aber das kannte ich ja schon von der Fähre nach Sardinien (und die dauerte 8 Stunden) 


Nach Ankunft in Picton deckten wir uns noch kurz mit Essen ein und fuhren dann den Queen Charlotte Drive, der uns auf kurvigen Straßen oberhalb der duzenden Buchten mitten durch die Marlborough Sounds führen sollte. An einem von D.O.C., der neuseeländischen Behörde für die Erhaltung der Natur, gemanagten Campingplatz mit nur 6 Stellplätzen direkt in einer Bucht, der sogenannten Momorangi Bay, übernachteten wir und genossen die Stille, Natur und den Entenbesuch.

Nelson – deutsche Wurst und schweizer Weihnachtskekse
Dann fuhren wir über eine weitere kurvenreiche Straße über Havelock und den dortigen Aussichtspunkt „Cullen Point“ nach Nelson. Während wir auf dem Weg dorthin noch durch Regen fuhren lag Nelson in wunderschönem Sonnenschein. Unser Reiseführer sagte uns wir sollten unbedingt auf den Samstag abgehaltenen Markt gehen und eine heiße Wurst bei Doris Bratwurststand essen. Und da wir mal wieder Glück hatten, war gerade zufällig Samstag und ich freute mich wie ein kleines Kind auf eine heiße Wurst vom Grill, die in Neuseeland übrigens oft mit Sauerkraut verkauft wird. Die Wurst war gut, Wurstwaren verkauften sie auch und mal wieder so ein paar echte Pfefferbeißer in der Hand (und vor allem im Mund) zu halten, 19.000 km und 5 Monate von zuhause entfernt war wirklich nett. Der Markt sonst auch, auf dem es von Pflanzen über Obst und Gemüse, Kunsthandwerk, Schmuck und Kleidung alles gab und auch zu fairen Preisen.
Den sonnigen Nachmittag verbrachten wir am Tahuna Strand in Nelson, der im Nachhinein einer der belebtesten Strände auf unserer Neuseelandreise war. Soll heißen man sieht an einem 1km langen Sandstrand maximal 100 Leute. In Neuseeland haben wir wirklich nirgendwo einen gutbesuchten Strand gesehen (mal abgesehen von dem Teilstück am Hot Water Beach). Die Strände sind selbst bei gutem Wetter meistens menschenleer, aber eben auch ziemlich windig und das Wasser ist viel zu kalt zum Baden (außer für die gestörten Neuseeländer). Abends hauten wir uns ein fettes Steak auf den Grill und genossen die Sonne, die damit ihren letzten Auftritt hatte für die nächsten Tage. Denn bereits in der Nacht haute es sowas von dermaßen runter (ich hatte zum Glück unsere saubere Wäsche von der Leine genommen). Der Regen wollte einfach nicht aufhören, die ganz Nacht, den ganzen Morgen, den ganzen Mittag – ohne Unterlass. Erst am Sonntag abend, wie wir eine Kollegin von Beat und ihren Mann besuchten, die vor ein paar Monaten nach Nelson gezogen sind. Neben einer sehr guten Unterhaltung genossen wir selbstgebackene Weihnachtskekse. Ich weiß, alle Schweizer werden jetzt aufstöhnen uns fragen „Weihnachtskekse? Das heißt „Chrömli““. 
An diesem Tag fand ich auch heraus, was die dümmste Stelle ist, an der eine Sandfliege stechen kann. Wer will es wissen? Es ist der Punkt zwischen großem Zeh und dem nächsten Zeh, weil wenn man Flip Flops anhat, dort genau der Gummi rubbelt. Arghh! Im Vergleich zu sonst ist mein Zeh aber nicht doppelt so dick angeschwollen (wenigstens etwas) :-)

Golden Bay, Takaka Hill und Pupu Springs
Obwohl der Regen einfach nicht aufhören wollte, beschlossen wir in den Abel Tasman Nationalpark zu fahren. Leider erreicht der aber bei schlechtem Wetter seinen Glanz überhaupt nicht, denn die türkisblauen Buchten und goldenen Sandstrände kommen halt nur in der Sonne schön raus und so beschlossen wir nach nur einem kurzen Stopp doch keine Wanderung zu machen sondern über den Takaka Hill (ein weiterer Drehort von Herr der Ringe) in die Golden Bay zu fahren. Dort war das Wetter auch nicht besser und so besuchten wir nach einem leckeren Pie am Strand die Te Waikoropupu Quellen, die die Einheimischen einfach Pupu Quellen nennen und den Ruf haben die klarsten Gewässer der Welt zu sein. Nur das Wasser in der Antarktis scheint klarer zu sein. Der schöne Wanderweg dort führte uns durch Busch, Farnwald und über mehrere Brückchen und Stege über den Gewässern und hat uns deshalb sehr gefallen.

Wildes Campen in Neuseeland
Dann regnete es wieder und wir hatten die Nase voll und beschlossen grad nach Blenheim durchzufahren. Das bedeutete zwar eine 4-5 stündige Nachtfahrt, aber wir wollten weg von dem regnerischen Wetter. Wie wir in Blenheim ankamen, waren wir so müde, wir stellten uns einfach auf den erstbesten Parkplatz neben dem Fluß und wurden prompt morgens um halb sechs (!!!) geweckt, weil irgend so ein älterer Mann wie ein Wilder an unsere Scheiben klopfte. Das war quasi die Strafe fürs Campen an einem Ort, wo es verboten war. Der Sack! Zum Glück, denn ausser einem Hinweis, das das Campen hier verboten ist, hing wenigstens kein Strafzettel an unserer Frontscheibe. (Hätte uns 500 Dollar kosten können, wie wir später erfahren haben). Es ist nämlich so eine Sache mit dem „wilden“ Campen in Neuseeland. Grundsätzlich ist es nur erlaubt, wenn man WC und Dusche im Camper hat und dann wird es von Region zu Region unterschiedlich gehandhabt. Leider gibt es keine einheitlichen Broschüren und selbst die Website verweist auf die Einzelwebseiten der Regionen. Informationen einzuholen, ob und wo genau wildes Campen erlaubt ist, gestaltet sich also schwierig. In manchen Besucherinformationen sind die Leute hilfreich und sagen dir grad wo es geht, in manchen nur, dass es nicht geht (aber nicht wo es geht) und in manchen Infozentren haben sie uns auf die Frage hin angeschaut, als wären wir die Oberverbrecher und fragen gerade nach etwas höchst Illegalem.


Weinprobe in Marlborough
Blenheim, der Ort wo wie übernachteten, ist quasi die Weinmetropole der Marlborough Region mit so vielen Weingütern, dass man sie nicht mehr zählen kann. Und so brachen wir noch am Vormittag zu einer Weinprobentour auf. Keine gute Idee, wie sich herausstellte. Denn nach der Weinprobe in unserem ersten Weingut hatten wir bereits 7 verschiedene Weine intus und langsam musste etwas zum „Auftunken“ her. Fanden wir auch, in einem französischen Weingut. Nach weiteren 7-8 Weinen, ziemlich guter Laune und einem leichten Zungenschlag sassen wir im angehängten kleinen Bistro, in dem wir leckere französische Köstlichkeiten (Käse und Fischplatte) genoßen. Gestärkt von einem so exquisiten Mahl waren wir dann auch noch bereit für den Grappa. Zum dritten Weingut haben wir es dann nicht mehr geschafft. Zum Glück, denn wir blieben unterwegs auf einer riesigen Himbeerfarm hängen, auf der man seine Himbeeren selber pflücken konnte! Ein Traum! Himbeersträucher soweit das Auge reicht und immer nach der Regel „eins in Töpfchen, eins ins Kröpfchen“ kamen wir am Schluss mit einem Kilo frischen Himbeeren zurück, die wir dann noch um ein Kilo Kirschen ergänzten. So schön kann der Sommer in Neuseeland sein! Inzwischen war auch das Wetter auf dem Weg der Besserung und als wir abends Richtung Kaikoura fuhren war es bereits sonnig und wolkenfrei.


Kaikoura – von Walen, Robben, Bergen und Meer
Bereits die Straße nach Kaikoura begeisterte uns, denn sie führte direkt an der felsigen Küste und der ein oder anderen Seerobbenkolonie entlang. Doch Kaikoura steht vor allem für Wale und nirgendwo in Neuseeland kommen sich schneebedeckte Berge und türkisblaues Meer so nahe wie hier, was natürlich ein tolles Panorama mit sich bringt. Whalewatching war uns mit 145 Dollar pro Person dann doch etwas zu teuer. Bidu entschloss sich aber etwas anderes ziemlich einzigartiges zu machen, nämlich den Sprung ins 15 Grad kalte Wasser zu wagen und mit Seerobben schwimmen zu gehen.

Wie Bidu mit Robben schwimmen ging
Oder wie ich Bidu dazu bekam auch mal einen Beitrag für unseren Blog zu schreiben. Im Folgenden Absatz also lest ihr einen Text von Bidu. Kleiner Nachtrag: es ist ja nicht so, dass Bidu beitragslos ist. Aber seine Beiträge reduzieren sich auf: Korrektur lesen, Anmerkungen machen, Bilder aussuchen (meistens motzen, warum ich schon wieder ein so doofes Bild von ihm ausgewählt habe) oder mir zu erzählen, dass meine Berichte ja viel zu lang wären, was wahrscheinlich daran läge, dass ich eine Frau bin.... mal sehen also, ob er’s kürzer kann: :-)

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Gesagt getan; den dicksten Tauchanzug angezogen den ich finden konnte, Kapuze auf und vom Boot gesprungen. An der Küste entlang hatten wir schon einige Exemplare gesehen aber im Wasser sah ich leider nicht viel ausser Riesenseetang. Wie uns mittgeteilt wurde müsse man geduldig sein und nach ca. 15 Minuten im Wasser und diversen Szenenwechseln schoss etwas an mir vorbei. Ein paar Mintuen später schaute ich einer Robbenfrau direkt in ihre riesen Glubschaugen. Die Dinger stehen Kopf nach unten und Schwanzflosse raus im Wasser und schauen neugierig rum. Dann zack war sie pfeilschnell wieder weg um sich dann von hinten an mich ran zuschleichen. Sehr verspielt sind die Dinger, ich wollte auch mal runter tauchen um ein bisschen mehr interagieren zu können aber mein Superdicker-Wetsuit liess es nicht zu – keine Chance! Zum Höhepunkt zischten etwa 8 Roben um uns rum – ich war erstaunt wie flink die im Wasser sind – an Land können sie ja ziemlich tollpatschig sein ;-). Nach einer guten Stunde im Wasser liess das Interesse der Roben so wie meines (kältebedingt) nach und wir fuhren zurück in die Stadt. Eine tolle Begegnung.

Was haben Sandfliegen mit heißen Quellen gemeinsam? Hanmer Springs
Am nächsten Tag fuhren wir in die Berge nach Hanmer Springs, wo es mit die schönsten Thermalquellen Neuseelands geben soll. Können wir bestätigen. In über zehn Pools mit verschiedenen Temperaturen lässt es sich gut aushalten und eine riesige Rutsche mit einer Spirale zum Durchrutschen gab es auch, die Bidu gleich mal ausprobieren musste. Leider konnten wir zusammen nicht gehen, weil wir beim Versuch das zu tun erfuhren, dass die Benutzung der Rutsche 10 extra Dollar kostet (zusätzlich zu den 18 Dollar Eintritt). Und sehr zu meinem Pech wurde ich während der Warterei auf ihn von Sandfliegen am ganzen Körper zerstochen. Nur mit dem Bikini war ich natürlich ein tolles Opfer für die lästigen gemeinen Viecher. Da half es auch nix, dass das Thermalwasser lindernd wirkte.


Wir fuhren noch die halbe Strecke zurück nach Kaikoura und übernachteten auf einem Feld irgendwo dazwischen, was uns einen tollen Sonnenuntergang, einen Regenbogen und vor allem eine wahnsinnig windige Nacht bescherte. Der Wind ging so krass, auch am windgeschütztesten Ort neben den Bäumen wurden wir im Camper durchgeschüttelt wie auf einem Boot! Was für eine Erfahrung! Am nächsten Tag schwollen dann auch alle Stiche an, der eine am Oberschenkel war fast so groß wie ein Teller! Und das an Weihnachten.

Wie wir Weihnachten in Kaikoura verbrachten
Wir hatten uns mit Achim, der mit mir Abitur gemacht hat und auch grad in Neuseeland unterwegs war, wieder in Kaikoura verabredet. Wir bezogen zur Feier des Tages einen Stellplatz auf einem Campingplatz, (man will ja auch mal mit der Familie telefonieren oder skypen) und kaufen uns einen wiederverwertbaren transportablen Grill. Dann wurde das T-Bone auf den Grill geschmissen. Das von Achim wurde ihm dabei fast von einer frechen Möwe vom Grill geklaut. Jetzt war ständige Bewachung angesagt.  Es wurde ein langer Abend in unserem Camper mit dem kleinen Weihnachtsbaum. Bis um 3 Uhr waren wir am Bier, Wein und Tee trinken und uns über Reiserouten austauschen. Da war das morgendliche Telefonat mit den Eltern und Familie (denn zuhause war es ja noch 12 Stunden früher und damit gerade Heiligabend) doch etwas anstrengend aber natürlich trotzdem schön. :-)


Lake Tekapo
Noch am Mittag fuhren wir weiter, denn wir hatten noch eine lange Strecke vor uns. Bis in den Abend hinein fuhren wir an die 400-500 km Richtung Lake Tekapo und damit Richtung Neuseelands Bergwelt. Wie wir über den ersten Pass fuhren (die Pässe hier mit 800/900m ü.M. sind überhaupt nicht vergleichbar mit den Schweizern) sah ich erste schneebedeckte Berge, die sich in der Dämmerung hinter Lupinenfeldern aufbauten – was für ein Anblick! In Lake Tekapo, einem 300 Seelen Ort, stellten wir uns mal wieder verbotenerweise (erfuhren wir aber erst am nächsten Tag) direkt an den See. Am nächsten teilweise sogar immer noch sonnigen Tag fuhren wir Richtung Lake Pukaki und Mount Cook, der mit knapp 3.800m höchste Berg Neuseelands. Doch nicht ohne auf einer wahnsinnig steilen (und das mit dem Camper) Straße auf Mount John, einem Berg über Lake Tekapo, hinaufzufahren. Oben steht ein Teleskop – nix im Vergleich zu denen auf Hawaii – aber vor allem ein Cafe, von wo aus man einen herrlichen 360 Grad Blick auf die Berge hat

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Lake Pukaki und Mount Cook – grüne Bergseen, der höchste Berg Neuseelands und heftige Wetterwarnungen
Auch die Fahrt zum und um den Lake Pukaki war toll. Man muss die Seen sehen, um an ihre Farbe zu glauben. Das Türkis, das einem da entgegen leuchtet, ist einfach nur irre. Oder ganz banal den Teilchen zu verdanken, die das Schmelzwasser aus den Bergen mitbringt und die mit der Sonne und dem Licht reagieren. Noch im Visitor Center in Lake Tekapo hat man für uns auf der Webcam nachgeschaut, ob wir Mount Cook sehen könnten. Konnten wir nicht, aber da das Wetter eher schlechter als besser wurde, sind wir trotzdem gefahren, bezogen wieder einen D.O.C. Campingplatz (der einzige Weg dort hinten zu normalen Preisen zu übernachten außer dem Hostel, das immer ausgebucht ist), und genoßen die frische klare Bergluft. Abends machten wir einen Spaziergang in den Ort, der mit 45 Minuten schon eher eine kleine Wanderung war, damit ich meiner Oma zu Weihnachten noch anrufen konnte. Dabei konnten wir dann doch noch einen Blick auf Mount Cook erhaschen, der Weg lohnte sich also allemal. Im Ort sahen wir den Wetterbericht, der überhaupt nichts gutes verhieß, sondern eher alle möglichen Warnungen enthielt von Sturm über heftigen Regen zu Überflutungen. Leider fing das ganze gerade in dem Moment an, wie wir in der beinahe Dunkelheit unseren Weg zurück zum Camper versuchten zu finden. Und da die Hälfte des Weges ungeschützt, also nicht zwischen Bäumen lag, war nix mehr mit Spaziergang. Das hat von allen Seiten gewindet, gemacht, getan und vor allem geregnet, was das Zeug hält, wir waren ganz schön nass, wie wir endlich am Camper ankamen.

In dieser Nacht und am nächsten Morgen regnet es in Strömen und ohne Unterlass. Deshalb besuchen wir das Edmund Hillary Zentrum in Mount Cook, informieren uns im Museum über ihn und seine Mount Everest Expedition und beschließen dann, da wir den Film, den sie über ihn zeigen, leider um 5 Minuten verpasst haben, Richtung Küste zu fahren, denn das Wetter wird die nächsten 36 Stunden nicht besser werden. Leider leider, denn erstens hätten wir so gerne eine Wanderung in ein Tal gemacht, von dem man den Mount Cook so schön sehen kann und zweitens kann man in einem anderen Tal auf einem Gletschersee fahren, wo es sich anfühlen muss wie in der Arktis, weil dort regelmässig große Eisberge, die vom Gletscher kommen, auf dem Wasser schwimmen. Aber es hat nicht sollen sein. Ich sag’s euch, das Wetter ist nicht mit uns. Es sollte eigenlich Sommer sein, aber wir hören immer nur, dass dies ein unwahrscheinlich außerordentlich nasser Sommer ist bisher.

Unser Fazit: