Lest hier wie wir die Straße nach Hana überlebten, von unserem blinden Passagier im Auto, wie wir in Wasserfällen badeten, den Sonnenaufgang auf 3.300 Metern bestaunten und mit Schildkröten tauchen und Delfinen schwimmen waren.
Von Flugregeln und Gaskochern
Für unseren Flug nach Maui mussten wir dieses Mal extra früh aufstehen, denn er ging schon um 8:00 Uhr. Noch etwas verpennt gaben wir unseren Mietwagen zurück, der uns verbotenerweise sehr gute Dienste auf ungeteerten Straßen geleistet hat, und mussten dann erst mal mit der Angestellten von Hawaiian Airlines diskutieren, die behauptete, sie dürften den Gaskocher (wohlgemerkt ohne das Gas), der sich in unserem Camping-Equipment befand, nicht befördern. Wir erzählten ihr lieber erst gar nicht, dass wir zuvor die Gaskartusche immer im Gepäck dabei hatten (wohlgemerkt haben wir daran gar nie gedacht, wie wir geflogen sind, aber es hat auch nie jemand entdeckt). Also nahmen wir den Aufsatz aus dem Gepäck, sagten ja, klar, schicken wir nach hause und nahmen ihn anschließend im Handgepäck schön durch alle Sicherheitskontrollen. Die spinnen doch, dachten wir und lachten uns einen ab.
Pa’ia – von Surfern und Kakerlaken
In Kahului angekommen nahmen wir unseren nächsten Mietwagen im Empfang (äh, der wievielte war das nochmal, wir glauben mittlerweile den sechsten) und setzten uns erst mal in ein Cafe, wo wir überlegten, wo wir eigentlich schlafen diese Nacht. Wir entschieden uns für Pa’ia, die Surferstadt auf Maui, und setzten uns dann erst mal an einen richtig coolen Strand zum sonnen. Danach gingen wir ins Hostel und hatten so was von Glück, denn gerade hatte jemand gecancelt und es wurde ein Doppelzimmer frei. Doch Glück und Unglück sind so nah – denn keine 5 Minuten nach dem Einchecken erzählte uns die nette Hawaiianerin, dass es 3 Dinge gäbe, die wir noch wissen müssten:
Wir blieben. In der Hoffnung keine der letzteren beiden Übel zu sehen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. In dem Fall keine 5 Minuten später beim ersten Klogang. Lächelt mich doch gerade so eine riesen-fette Kakerlake an. Oder lacht sie mich aus? Na bestens, das bedeutet dann wohl Nacht Nummer zwei mit Licht (Washington lässt grüßen). In Anbetracht der ungeliebten Mitbewohner im Hostel nahmen wir nur das allernötigste mit ins Zimmer, der Rest blieb im Auto, wir wollten ja nicht noch ungeliebte Mitfahrer. Die restlichen Mitbewohner im Hostel lernten wir dann auf unserer Terrasse kennen. Von unserem Zimmer (das wahrscheinlich Beste im Hostel) ging nämlich eine Tür zur Terrasse und als wir darauf unser Abendessen einnahmen, gesellte sich ratz fatz das halbe Hostel dazu, vornehmlich langzeitwohnende Surfer, Wind- und Kitesurfer, zum Teil von Weltruhm wie sich herausstellte, und so durften wir bis 22 Uhr trinken, lachen, neue Bekanntschaften schließen und wurden dann leider auseinandergetrieben, denn man nahm es genau mit der Bettruhe im Hostel. Angesichts der coolen Truppe im Hostel wären wir gern noch eine Nacht geblieben, aber nochmal wollten wir nicht jede Minute auf die Kakerlaken schauen. Die Jungs, die wir kennenlernten, hatten übrigens noch nie eine Kakerlake gesehen im Hostel, und die waren zum Teil schon Monate da. Was soll man davon halten?
Die Straße nach Hana und ein blinder Passagier
Am nächsten Morgen schnappten wir unsere Sachen und ich ließ für 1 Minute die Tüte aus den Augen, wo ich die Äpfel, die wir gekauft hatten, gerade abgewaschen reingelegt habe. Na, wer kann es sich jetzt schon denken? Gleich kommt das Tollste. Da wir eh schon in Pa’ia waren, nahmen wir die berühmte Straße nach Hana in Angriff. Eine Straße, die zum Teil nur wenige Meter breit ist, sodass es gerade für ein Auto reicht, und auf megakurvigen Straßen (600 an der Zahl!- äh, wer bitte zählt so was?) :-) durch den Dschungel vorbei an zig Wasserfällen, über 54 einspurige Brücken entlang der Küste auf 57km lang nach Hana führt. Nach mehreren Fotostopps hielten wir kurz für eine Pinkelpause an und es war Zeit für einen Vormittagssnack. Ein Apfel bot sich an und ich griff nach hinten in die Tüte mit den Äpfeln und holte einen raus. Da denk ich noch was krabbelt da an meiner Hand – ihhh… eine Kakerlake und schüttele das Vieh sofort mit einem Finger und wo fällt das dumme Ding hin? Auf den Schaltknauf und krabbelt daran herunter mittes ins Getriebe. Na super, damit hatten wir dann einen blinden Passagier, der es sich wahrscheinlich schön bequem gemacht hat in seinem neuen Zuhause, dem Getriebe und eine ganze Inselrundfahrt machen durfte.
Schwarze Strände, rote Strände, graue Strände und Wasserfälle zum Baden
In Hana haben wir gerade noch das letzte Zimmer in der einzigen günstigen Herberge bekommen, das wär sonst ganz schön eng geworden, denn wer will schon neben Zuckerrohrfeldern zelten, wenn darin solche Spinnen leben. Wir gingen an einen schwarzen Sandstrand (Wai’anapanapa), erkletterten über einen ziemlich steilen Weg an der Küste einen roten Sandstrand (Kaihalulu), besuchten einen grauen von Frangipani gesäumten Sandstrand (Hamoa)– Maui ist definitiv gut für Strände von allen Hawaiianischen Inseln.
Baden im Wasserfall und die Straße am Ende der Welt
Anschließend gingen wir zum Ohe’o Gulch, wo das Wasser von darüber liegenden Wasserfällen über 24 Pools in das Meer fließt und badeten in einem der Pools. Dann fuhren wir weiter über den Pi’ilani Highway, der quasi noch mal eine Steigerung zum Hana Highway ist, denn er ist nicht nur stückweise ungeteert, sondern man bekommt das Gefühl „äh, warum bin ich nochmal an des Ende der Welt gefahren?!“ , so einsam ist es da. Nach 40km in der Einsamkeit, ein richtiger Ort kommt da nicht mehr, nur alle 5km mal ein Haus, erreichten wir ein Weingut, Tedeschi Vinery, das sich auf Fruchtweine spezialisiert hat und höchstwahrscheinlich das Einzige seiner Art auf Hawaii ist und uns von einer Hawaiianerin in Pa’ia empfohlen wurde. Wir probierten Ananaswein, Passionsfruchtwein und diverse Tropenfruchtweine und fuhren dann weiter Richtung Haleakala National Park.
Von Mexico nach Alaska oder von der Küste Mauis in den Haleakala Nationalpark
Die Straße schraubte sich immer weiter nach oben und waren wir am Morgen noch auf Seehöhe, waren wir jetzt auf ca. 2000 Metern und fanden dort einen wahnsinnig coolen Campingplatz. Wie wir so unser Zelt aufschlugen bei eisklarer Luft unter den Tannen und neben einem plätschernden Bächlein dachte ich kurz mal wir sind in der Schweiz, jedenfalls alles andere als auf einer Tropeninsel. Unfassbar! Wie wir so alles Campingequipment auspackten und die Schlafsäcke ausrollten, fiel doch tatsächlich aus dem einen Schlafsack (ich traue mich kaum, das zu schreiben) noch eine ganze Gaskartusche. Und die Tante beim Abflug hat ja schon über den Aufsatz gemotzt, aber die Kartusche haben sie doch nicht entdeckt. Hahaha…
Wenn man die Straße im Nationalpark weiter nach oben fährt, kommt man nach ca. 35 Minuten Fahrt auf den Pu’u’ula’ula (roter Hügel), Mauis höchster Berg, der immerhin auch stolze 3.300 Meter hoch ist und wohin wir nachdem das Zelt erstmal stand, zum Sonnenuntergang mal noch eben hochgefahren sind. Wenn man übrigens von der Küste bis auf den Gipfel fährt, durchquert man auf ca. 60km so viele ökologische Zonen wie auf einer Fahrt von Alaska nach Mexico!
Das Haus der Sonne oder Sonnenaufgang auf Mauis höchstem Berg
Auch hier war der Sternenhimmel nicht von schlechten Eltern, aber keineswegs vergleichbar mit dem auf Hawaii und so steht auf der Spitze des Berges ein Sonnenteleskop und kein Sternenteleskop. Die Sonne spielt auch die Hauptrolle für das Spektakel, weswegen die meisten Leute auf den Gipfel kommen. Es gilt als ein Muss, einmal den Sonnenaufgang dort oben erlebt zu haben. Dazu muss man, wenn man unten an der Küste schläft wie 99% aller Leute nur um 2:30 Uhr nachts aufstehen, damit man um 05:00 Uhr oben ist und noch einen Parkplatz bekommt, um um 06:00 Uhr den Sonnenaufgang zu sehen. Wenn man allerdings so wie wir schlau ist und schon mal auf 2000 Meter schläft, fährt man nur ne halbe Stunde und kann es sich somit leisten bis 04:00 zu schlafen (immer noch sportlich, würde ich sagen). Aber tatsächlich wir schafften es aus dem Zelt nach einer unerwartet angenehmen Nacht, die wärmer war als angenommen. Kann man allerdings nicht vom Gipfel 1.300 Meter weiter oben sagen, wir froren uns den Arsch ab. Aber wir hatten ja unseren GASKOCHER dabei. und deshalb kochten wir uns oben auf dem Parkplatz erst mal einen heißen Tee. Kaum war das Wasser einigermaßen heiß kam im Dunkeln eine Rangerin von hinten angeschlichen und fragte uns, ob wir eigentlich wüßten, dass wir hier was hoch-illegales machten, nämlich offenes Feuer auf einem Parkplatz. Fehlte nur noch, dass sie uns dafür verhaftet. Wir lachten uns den Wolf, aber natürlich erst als sie weg war… :-)
Mit heißem Tee, Taschenlampe zum Weg beleuchten und Kamera bewaffnet, erklommen wir den kleinen Gipfel Ka’oao (weißer Hügel) neben dem Krater, um den Massen zu entkommen, die den Sonnenaufgang oder das Haus der Sonne, wie Haleakala übersetzt heißt, sehen wollten. Es war schon speziell auf der einen Seite immer noch den Sternenhimmel zu haben und auf der anderen Seite die Sonne die sich durch die Wolken kämpft, um aufzugehen und Venus, die dabei immer blasser wird. Gehört unter die Kategorie, muss man mal gemacht haben, doch auch wenn es jedes Mal anders ist, wenn die Sonne da oben aufgeht, ein Zweites Mal muss man sich das frühe Aufstehen, die Kälte und den Massenandrang nicht antun. Gelohnt hat es sich aber alle mal.
Endlich sesshaft – wir beziehen eine Traumbude in Kihei
Erst als wir in Hilo waren, hatten wir ja endlich nach langer Suche unsere Ferienwohnung auf Maui gefunden, die wir dann weil wir Last Minute gebucht haben, für die Hälfte des Preises bekommen haben und damit günstiger als jede Übernachtung im Hostel auf Hawaii. Nach einer weiteren Nacht in Kahului und der Erkundung von Lahaina und Ka’apalani war es dann endlich soweit – wir bezogen mal für eine ganze Woche eine feste Bleibe. Und was für eine! Wir betraten unser Appartment und waren hin und weg! 40 Zoll Flachbildfernseher, eine Anlage und ganze CD-Sammlung von hawaiianischer Musik, ein Laptop und freies Internet, Strandstühle, Bodyboard, Tennisschläger, alles was das Herz begehrt war vorhanden und die Wohnung so liebevoll eingerichtet, als wäre es ein Zuhause und keine Ferienwohnung. So was hatten wir beide noch nicht erlebt und schon gar nicht erwartet. Wenn wir über die Straße liefen, waren wir am Meer und wenn wir Lust hatten, konnten wir in den Pool springen, der von tropischen Pflanzen und Frangipani-Bäumen gesäumt war oder noch im Whirlpool den Sternenhimmel betrachten. Den Tennisplatz konnten wir nicht benutzen, da war grad Baustelle, und auch wenn unser Balkon direkt darauf ging, waren wir nie richtig gestört davon. Unsere Wohnung war ein Traum und wir wollten nie wieder weg. Langsam hatten wir das Hawaiianische Paradies gefunden, das wir die ganze Zeit gesucht hatten!
Wie haben wir diese Woche genossen. Endlich mal abhängen, nichts tun, am Strand in der Sonne liegen, schnorcheln, surfen, Cocktails trinken, sonnen, tauchen, an einem Luau teilnehmen (das ist ein tradionell hawaiianisches Fest, an dem sie Kalua Schwein, also Schwein in einem Erdofen backen und Hula tanzen. Da Bidu ohnehin an einem Tag tauchen gegangen ist in Molokini, das ein Vulkankrater ist und als eines der besten Tauchreviere gilt, habe ich mich zu einem Schnuppertauchgang entschlossen und bin mit James, dem Tauchlehrer tauchen gegangen. Einfach Tauchausrüstung an und ins Meer gelaufen. Erst mal hat mir das Ganze ja gar nicht behagt, so unter Wasser und vor allem ohne eine Ahnung wie das alles so funktioniert, aber als ich meine ersten tropischen Fische gesehen hab war ich schon hin und weg. Und als die erste Schildkröte um die Ecke geschwommen kam, war ich sprachlos. Das Problem war, dass ich die ganze Zeit so eine Freude hatte und so grinsen musste, dass sich meine Taucherbrille ständig mit Wasser füllte :-) Aber damit konnte ich dann schon mal üben, wie man die unter Wasser wieder entleert.
Tauchen mit James, Riesenschildkröten und Schwimmen mit Delfinen
Da ich mit James, der nicht nur gut aussah, sondern auch ein prima Lehrer war, quasi Privatunterricht hatte, entschloss ich mich den Tauchkurs fortzusetzen und den Open Water Diver zu machen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Jedes Mal, wenn wir tauchen gingen, sah ich all meine tropischen Fischfreunde, die ich schon vom Schnorcheln kannte und noch viel mehr und noch viel näher und entspannter. Wir sammelten Muscheln vom Meeresboden, tauchten durch weißen Plankton, der so in der Sonne schimmerte, als würde es schneien unter Wasser. Und alle paar Minuten schwamm wieder eine Schildkröte an uns vorbei (und die sind riesig dort, bestimmt über einen Meter groß). Es war magisch und ich hatte das Gefühl, als hätte ich eine neue Welt erobert, die sich bis dahin unter der Wasseroberfläche von mir versteckt hat. Klar, auch ein bißchen Unruhe war dabei, schliesslich sind die Hawaiianischen Gewässer voller weißer Haie und Tigerhaie, aber in aller Regel greifen die wohl eher Surfer an als Taucher, d.h. solange du unter der Wasseroberfläche bist, bist du relativ sicher. Bidu hat das aber auch nicht abgehalten surfen zu gehen. An dem Tag als ich meine Tauchprüfung machte und an Land war, ging Bidu dann nochmal mit dem Boot raus zum tauchen und hatte nach dem zweiten Tauchgang das Glück auf einen riesigen Schwarm voller Delfine zu treffen, aus dem Boot zu springen und mit ihnen zu schwimmen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie der gegrinst hat, als er zurückkam und wie ich mich aufgeregt hab, dass ich nicht dabei sein konnte.
Das Opfer an den Reisegott
Aufregung hatte ich ja auch schon genug, denn ich war tags zuvor bei Noe gewesen - philippinische Friseurin mit den besten Bewertungen und meine Wahl für etwas, das ich schon wochenlang herausgezögert hatte. So ne Blondierung ist halt einfach nicht reisefreudig und außerdem ist es sicher keine gute Idee in Südmerika blond zu sein und so opferte ich meine blonden Haare dem Reisegott. Dass mir Noe dann auch noch 10 Zentimeter abschnitt und wohl Inches mit Zentimetern verwechselte und ich mit viel zu dunklen Haaren aus dem Laden kam, damit musste ich dann einfach leben. Die ersten 80 Mal oder so, die ich in den kommenden zwei Wochen in den Spiegel schaute, konnte ich übrigens nicht glauben, dass ich das bin und bin jedes Mal erschrocken. Mal abgesehen davon, dass ich noch nie so dunkle Haare hatte (Noe hat das mit dem Naturfarbton nicht so ganz hinbekommen), war mein Kopf tagelang der Meinung ich sei immer noch blond. Kann man ihm ja nicht verdenken, ich war ja die letzten 15 Jahre blond, aber inzwischen geht’s. :-)
Aloha, Maui, Aloha Hawaii!
Noch schwereren Herzens war dann nur der Abschied von Maui. Wir hatten Hawaii lieb gewonnen und unser Plätzchen gefunden und unsere 10 Tage auf Maui waren viel zu schnell vorbei. Erst an unserem letzten Abend auf Maui regnete es und es war fast so als würde der Himmel weinen so wie wir, dass wir Abschied nehmen mussten. Und obwohl man nichts von Hawaii mitnehmen darf, weil das sonst Unglück bringen würde, versuchen wir den Geist mitzunehmen, Aloha, das nicht nur Hallo und auf Wiedersehen bedeutet, sondern auch Liebe, und die Lebensart der Hawaiianer, die uns ein Stück näher gekommen und ans Herz gewachsen ist. (Und ein paar hawaiianische Musik-CDs, die sich jetzt auf unserem MP3-Player befinden… :-)
Unser Fazit