Diary for Tour d'amour


Das Paradies hat einen Namen: Rarotonga (in der Südsee)

2011-01-18 to 2011-01-26

Wow! Wow! Wow! Eigentlich sind wir viel zu sprachlos um diesen Ort in Worte zu fassen. Man kann nichts anderes als Gefühle zu entwickeln für diese freundlichen Menschen und ihr Stück vom Südseeparadies.

Doch von vorn:
Ihr denkt jetzt vielleicht – Rarotonga? Wo ist das noch mal? Und wie bitte sind die dorthin gekommen? Der Reihe nach: ich weiß wirklich nicht mehr in welchem Heft ich mal ein Bild von den Cook Islands gesehen habe, nur noch, dass es ein paar Tage vor unserer Reise war und Bidu und ich uns noch gefragt haben, wo zur Hölle diese Inseln liegen. Das Ergebnis war: „viel zu abseits unserer Reiseroute“. Warum sind wir trotzdem hier gelandet? In einer weiteren Zeitschrift, die uns in die Hände fiel, war schon wieder ein Bericht über die Cook Inseln drin. Ein Zeichen? Wir betrachteten es noch nicht als solches aber informierten uns mal vorsichtshalber wo genau, wie man hinkommt und was das so kostet. Ergebnis: viel zu teuer und umständlich. Also nix mit Cook Inseln.
An dem Tag, als wir diese Entscheidung getroffen haben, gingen wir abends in Queenstown in eine Bar. Und lernten vor dem Kaminfeuer Janelle und Callum aus Australien kennen, die uns zufällig von ihrem Lieblingsreiseziel, den Cook Inseln, erzählten (schwärmten trifft es wahrscheinlich besser) :-)  Nicht zu fassen, oder? Damit war das Schicksal besiegelt. Nächster Tag ab ins Reisebüro, nur um erneut zu denken, wow, sind das Preise, das passt niemals ins Budget. Per Zufall hatte ich aber gelesen, dass es eine Ticketkombination von Air New Zealand gibt, die es einem erlaubt wahnsinnig günstig hierher zu fliegen. Und richtig! Unser Ticket wurde von Air New Zealand ausgestellt und infolgedessen konnten wir für 360 Franken inklusive aller Umbuchungsgebühren hierher und weiter nach L.A. fliegen! Allerdings waren, als unser Kontakt beim Reisebüro in Basel, Flüge checkte, keine mehr frei. Aber es sollte wohl so sein. Wir gaben nicht auf und baten die Leute in Basel einen Tag später doch noch mal zu schauen und tatsächlich es wurden gerade 2 Plätze frei!


Und hier sind wir nun! Knapp 4 Stunden dauerte der Flug von Auckland. (Von Deutschland dauert es zwischen 30 und 38 Stunden hierher, je nachdem welche Flugroute man nimmt!!!) Wir überquerten erneut die Datumsgrenze, stellten die Uhr 23 Stunden zurück (!!!), kamen mitten in der Nacht an, wurden von unserem ersten Übernachtungsstopp abgeholt und wachten am nächsten Morgen im Paradies auf. Warum Paradies? Ihr solltet das Meer sehen hier. Blau und Türkis in allen Schattierungen und von einer Klarheit, dass man die bunten Fische von oben aus sehen kann und nicht mal abtauchen muss. Von den Bäumen fallen Mangos, an jeder Ecke verkaufen sie Papayas, Bananen, Kokosnüsse und es hat einfach immer 25 Grad. Die Leute hier sind so gastfreundlich, nett, und haben meistens eine Blume im Haar und immer ein Lächeln auf den Lippen.

Wir hatten uns für die ersten zwei Nächte eine billige Backpacker-Unterkunft gebucht und mieteten uns am ersten Tag einen Scooter, um die Insel zu erkunden und unsere nächste Unterkunft zu suchen. Zuvor musste Bidu aber noch seinen Führerschein von den Cook Inseln machen lassen. Um die großen 125er Scooter , mit denen hier jeder rumfährt, zu fahren braucht man entweder einen Motorradführerschein (so wie Bidu) oder man macht einen praktischen Test (so wie ich es hätte machen müssen), aber das Geld haben wir uns gespart und so fährt halt jetzt nur Bidu. Die Scooter fährt man übrigens ohne Helm und in Flip Flops. Höchstgeschwindigkeit hier auf der Insel ist 50km/h. Helme und Anschnallpflicht gibt es hier derzeit nicht.

Wie wir unseren Strandbungalow entdeckt haben

Die Insel hat man in 32 Küstenkilometern komplett umrundet, eine Straße ins Inselinnere gibt es nicht. Wir fuhren also von Strand zu Strand und checkten die Anlagen und Tipps, die wir von einheimischen Leuten bemamen, mit denen wir bereits geredet hatten. Wir sahen uns vieles an, aber es gefiel uns nichts so richtig. In die erste Anlage, die uns gefiel, gingen wir rein und fragten nach dem Preis für eine Nacht: 956 Dollar! Aber wenn wir den Bungalow mit dem Bergblick nehmen nur 539 Dollar! für eine Woche sind das dann 6692 Dollar, aber wir geben es euch für 5700. Äh, nicht ganz unsere Preisklasse, meine Liebe. Und weg waren wir. Nächster Laden und wir waren bei 364 Dollar pro Nacht. Langsam fürchtete ich schon wir finden nie das was wir wollen (und vor allem bezahlen können). Dann liefen wir wieder in so ein 5 Sterne Ding (von außen sieht man das immer gar nicht so ) und ich war schon so weit zu resignieren, da gab uns die Dame dort den Tipp mal 2 Häuser weiter zu fragen. Und tatsächlich – direkt neben der 5 Sterne Anlage steht der Strandbungalow, der für 11 Tage unser Zuhause sein sollte. Das ist halt schon cool hier. Hier kannst du pro Nacht einen Tausender zahlen und direkt daneben am gleichen Strand zahlst du keine hundert Dollar und hast noch nicht mal Nachbarn, sondern den ganzen Strand für dich alleine! 

Mano, Ina und ihre Tochter Anna, die fast in unserem Alter ist, sind die Besitzer dieses Schmuckstücks und wahnsinnig nette Leute, die uns hier aufgenommen haben wie gute Freunde. Zur Begrüßung gibt es einen Obstkorb mit tropischen Früchten vom Garten und auch sonst fehlt es uns an nichts hier. Nachts hören wir die Wellen an unseren Strand schlagen und schlafen keine 10 Meter vom Wasser entfernt. Unser riesiger Balkon zeigt direkt aufs Meer und wir frühstücken jeden Tag draußen mit Blick auf die Lagune. Leute kommen hier selten vorbei, weil bei Flut der Weg zum Strand mit Bäumen abgeschnitten ist und so haben wir den Strand meistens ganz für uns alleine. Hier muss man nur den Schnorchel anziehen und schon ist man in einer ganz anderen Welt voller tropischer Fische, wenn überhaupt – meistens sieht man schon so viele Fische nur von der Oberfläche. 

Island Night und wie man in der Südsee feiert:

Wenn man etwas hier gemacht haben muss, dann ist es natürlich auch etwas von der Kultur mitzunehmen und zu einer sogenannten „Island Night“, also Inselnacht zu gehen. Das macht man entweder in Kombination mit einem Essen von 35 Dollar bis 80 Dollar oder man geht einfach nur zur Show, was aber in den teuren Resorts nicht geht. Wir hatten uns deshalb für eine günstige Alternative und etwas mehr Authentisches entschieden und gingen für 5 Dollar zur Show im legendären Staircase Restaurant. Wir hatten keine Ahnung, was uns erwartet, setzten uns mit einem Cocktail mal hin und warteten, was passiert. Hinein kamen an die 20 Musiker und Sängerinnen und mit vielen Trommelschlägen ging die Show los mit weiteren 20 Tänzern. Ich konnte es nicht fassen! Hier waren wir mitten in einem Südseetraum. Die Mädels mit Kokosnuss-Bikinis und Hularöcken schwangen ihre Hüften und die Mamas im Hintergrund sangen die schönsten Lieder. Mir kamen die Tränen so glücklich war ich so was endlich mal selbst zu erleben. Neben den langsamen Tänzen gibt es vor allem sehr rhythmuslastige Tänze, die so einen schnellen Takt haben, dass man nur noch fasziniert sein kann, wie schnell die Männer und Frauen hier ihre Hüften schwingen. Es ist hier auch Tradition, das die Einheimischen die Besucher zum Tanzen auffordern. Eine Aufforderung darf man übrigens niemals ablehnen, egal wie sehr man glaubt beim Tanzen auf diesen schnellen Takt doof auszusehen. Aber davon wurden wir an diesem Abend verschont. 
Am nächsten Abend allerdings nicht. Freitags ist hier Ausgehnacht und die halbe Insel geht in die Nachtclubs, von denen man unter der Woche hier sonst gar nichts sieht. Wir hatten einen Tipp bekommen, wo die meisten Einheimischen hingehen. Es war eine Bar mit Tanzclub, zum Teil unter freiem Himmel und einer Tanzfläche, die gefüllt war mit Einheimischen und ein paar wenigen Touristen. Von Dance über Hip Hop und Rock lief alles und dazwischen immer mal wieder ein einheimischer Hit, erstens an der Sprache und dem Rhythmus zu erkennen und zweitens daran, das die Tanzfläche gestürmt wurde und alle Einheimischen lauthals mitsangen. Von jung bis alt war alles vertreten und das Alter war auch völlig egal, denn hier wollte getanzt werden. Überall standen kleine Schälchen mit weißen Blumen fürs Haar und auch sonst hatten die Leute Blumenkränze und bunte Kleider an. Während mal wieder ein etwas rasanteres Lied angespielt wurde und sich die Touristen lieber von der Tanzfläche verdrückten, holte mich dann ein Einheimischer zum Tanzen. Na toll… das konnte ja heiter werden, dachte ich, denn NEIN sagen war ja nicht drin. Aber es war echt witzig und der Einheimische war ganz enttäuscht, als das Lied vorbei war. :-) Auch Bidu und ich tanzten dann bis uns die Füsse (und Hüften) weh taten und hielten mit den hüftschwingenden Einheimischen mit was das Zeug hielt. Allerdings wurden die langsam so besoffen, dass wir dachten, es wäre dann an der Zeit sich das nicht länger mitansehen zu müssen und die Party mal ausnahmsweise etwas früher zu verlassen. Wir erfuhren hier gilt das Motto: work hard, drink hard, party hard. (Obwohl wir uns den Teil work hard nicht wirklich vorstellen können hier).

Kirchgang in der Südsee - eine ganz neue Erfahrung
Auf den Inseln hier herrscht nämlich„Island Time“, soll heißen man nimmt es nicht so genau mit der Uhrzeit und alles ist gemächlich und gemütlich. Stress ist ein Fremdwort und die große weite Welt so weit weg. Hier ist die Welt noch in Ordnung und sonntags sind alle Geschäfte und Restaurants zu und man geht in die Kirche. Weil das so schön ist, sogar gleich morgens und abends. Unsere netten Vermieter haben uns angeboten uns mit in die Kirche zu nehmen und obwohl ich ja kein Kirchgänger bin, wollte ich mir das mal ansehen, schliesslich sind die Cook Inselbewohner berühmt für ihren Kirchengesang. Bidu hatte sich an diesem Tag mit rohem Fisch den Magen verdorben, also musste ich allein gehen. Es war der Hammer. Vorne an die Wand wurde per Beamer der Text angezeigt, dort stand auch die Band und die ganze Kirche sang was das Zeug hält, man musste einfach mitsingen. Ich hatte Gänsehaut pur und das war vielleicht der schönste Gottesdienst meines Lebens. Wenn in Europa alle Gottesdienste so wären wie hier, dann wären die Kirchen zum Bersten voll! Während der Predigt interagiert der Pastor mit der Gemeinde, er stellt Fragen, die Gemeinde antwortet und wenn man seinen Aussagen zustimmt, dann sagt man das gleich. Das heißt man hört ständig ein „Yes, man“ oder ein „Yeah“ und dergleichen. Fantastisch. Nach dem Gottesdienst gibt es frischen Fruchtsaft und Fruchtkuchen für alle. Dabei lernte ich auch noch Manfred und seine Frau Mika kennen, der in den 90er Jahren von der deutschen Regierung als Entwicklungshelfer auf die Insel geschickt wurde und die Stromversorgung hier aufgebaut hat.

Was man hier sonst noch so gesehen und gemacht haben muss:
Leider ist hier gerade Regenzeit und deshalb haben wir mit dem Wetter nicht gerade Glück. Es regnet bis auf ganz wenige Ausnahmen jeden Tag und manchmal so heftig, dass man innerhalb von Sekunden platschnass ist. Am tollsten ist das natürlich auf dem Scooter, wir betrachten das inzwischen aber als Dusche und mit dem Fahrtwind haste dann auch gleich den anschließenden Fön dazu. Und wenn’s ganz heftig kommt, hilft halt doch nur schnell unter den nächsten Baum – wohlgemerkt NICHT Palme, denn bei Wind könnte einem eine Kokosnuss auf den Kopf fallen.

Samstags ist die ganze Insel auf dem Markt. Dann schließen selbst die Geschäfte und die Händler machen stattdessen ihren Stand auf dem Markt auf. Es gibt frische Früchte, Säfte, selbstgekochtes Essen, die typischen Pareos, mit denen hier jeder rumläuft, Blumenkränze, Muschelketten, selbstgeflochtene Hüte, Südseeperlen und vieles mehr. Vieles ist hier einfach noch total authentisch und die Insel selbst wirklich noch das Inselparadies, von dem man träumt.

Hier braucht man noch nicht mal zu tauchen um die tropischen Fische zu sehen. Meistens ist das Wasser so klar und ruhig, dass man die Fische einfach von oben schon sehen kann. Wenn man es noch etwas klarer will, reicht ein Schnorchel und man muss nur in die Hocke gehen und muss noch nicht mal schwimmen, weil das Wasser so flach ist. Wir haben sooooo viele Fische gesehen, ich wünschte ich hätte eine Unterwasserkamera um das festzuhalten. Alleine der Farben wegen. Und einen riesigen blauen Seestern hab ich auch gesehen. Es war der Hammer!

Hier kann man gar nicht anders - in uns beiden kam immer mehr das Gefühl auf, hier könnte der richtige Ort sein, um sich zu trauen. Und als Bidu mich wirklich gefragt hat, ob ich seine Frau werden will, glaubte ich zu träumen. Übrigens haben wir hier gelernt, dass die Cook Island Männer niemals, aber wirklich niemals vor einer Frau knien. Und wenn sie es tun ist es ein Ausdruck von Besitzerklärung.

Rarotonga (kurz Raro), Hauptinsel der Cook Inseln ist erst der Anfang. Man sollte hier nicht weg gehen, ohne eine der äußeren Inseln gesehen zu haben. Und genau auf so eine fliegen wir nach 10 Tagen Raro. Unser nächstes Ziel ist Aitutaki, eine der kleineren Inseln. Die soll von der schönsten Lagune der Welt umgeben sein. Dort blieben wir dann eine Woche bevor wir für weitere 4 Tage nach Raro zurück kommen, um nach L.A. zu fliegen.

Leider war nach unserer Rückkehr aus Aitutaki die Stimmung sehr getrübt. Nicht nur, weil wir weiterziehen mussten, sondern weil wir jetzt erst das volle Ausmaß des Wortes „Regenzeit“ zu spüren bekamen. Es regnete mal wirklich 24 Stunden durch und zwar volle Pulle und auch danach war man niemals sicher auf dem Roller vor dem nächsten großen Nass. Und wenn man erst mal 16km bei 50km/h im ununterbrochenen Regen fährt ist man einfach nass bis auf die Unterhose auf dem Scooter. Spass hat es jetzt keinen mehr gemacht. Trotzdem werden wir diese Insel mit so viel Liebe verlassen wie wir in den letzten 3 Wochen für sie entwickelt haben. Nicht nur weil die Cook Inseln für uns immer besonders sein werden, sondern auch weil ihre Einwohner sie für uns zu etwas besonderem gemacht haben.

Unser Fazit für Rarotonga: