Namaste!
Wo war ich das letzte Mal schon wieder stehen geblieben...genau ich war gerade daran Pokhara zu verlassen um mir in Kathmandu das Visum fuer Indien zu holen. Auf halbem Wege nach Kathmandu habe ich Gorka besucht.
Gorkha,
ein relativ kleines Nest auf der Spitze eines Huegels. Zu meinem Glueck oder besser Unglueck fand zum Zeitpunkt meines Besuches ein religioeses Fest statt. Hunderte von Pilgern aus Kathmandu kamen um dem Gott Gorkanath, eine lokale Gottheit, zu huldigen, dadurch waren saemtliche Hotels ausgebucht und ich fand nur mit Mueh und Not ein Zimmer. Auf der Bergspitze besuchte ich ein altes Fort und Tempel zugleich. Sehr eindrucksvolle Architektur und ein wunderbarer Blick an die Himalayakette. Ich habe kurz zugeschaut wie die Pilger religoese Taenze mit Livemusik auffuehrten. Jeder konnte sich beteiligen, ich habe mich aber zureckgehalten.
Kathmandu
Da war ich also zum zweiten Mal in dieser chaotischen, lauten und verpesteten Stadt. In Thamel dem touristen Viertel habe ich eine guenstige Unterkunft (2 Franken pro Tag) gefunden. Damit waren ein paar Nachteile verbunden, wie Treppensteigen und laute Musik bis in alle Nacht hinein - aber halt guenstig. In den ersten Tagen traf ich Traveler an, die ich zuvor in Pokhara oder beim Trekken kennengelernt hatte - anscheinend stimmt es, dass man beim Reisen immerwieder auf die gleichen Leute trifft!
Nun galt es ein Indienvisum zu holen - was gar nicht so einfach war wie ich dachte. Die indische Botschaft oeffnet um 9.30 Uhr, aber als zu diesem Zeitpunkt ankam standen da schon ca. 30 Leute in einer Schlange vor dem Eingang. Um ca. 11.30 Uhr war ich dann am Schalter wo ich mein zuvor ausgefuelltes kleines Antragsformular und 300 Rupien abgeben konnte. Der sehr unfreundliche Beamte gab mir dann das grosse Antragsformular und zu verstehen, das ich in 3 Tagen nochmals kommen muesse. Am Tage drei 9.00 Uhr war ich dann der erste in der Schlange, konnte mein grosses Antragsformular und 3000 Rupien abgeben. Nun hatte ich aber noch kein Visa - das konnte ich dann am selben Tag Nachmittags entgegennehmen. Ich glaube die Inder haben die Buerokratie erfunden!
Nach all diesem Stress musste ich mir ein bisschen Nervenkitzel goennen, also beschloss ich Bungy jumpen zu gehen. 4 Stunden entfernt von Kathmandu in einem wundervollen Tal, stuertzte ich mich von einer 160 Meter hoehen Bruecke in Richtung Bote Khosi Fluss. Endlich mein erster Bungy jump, cool, aber so schnell vorbei. Also musste ich gleich nochmal springen, diesesmal rueckwarts, d.h. mit dem Ruecken zum Abgrund. Wow, das hat gekitzelt....ein paar Tage spater bin ich dann zum River Raften angetreten, was auch eine Menge Spass bereitete, schon nach den ersten Stromschnellen warten wir klatsch nass. Den naechsten Tag betaetigte ich mich als Reisefuehrer fuer einen Bangladeshi den ich in einem Restaurant in Kathmandu kennengelernt hatte. Er hatte eine Scheissfreude und lud mich zu sich nach Bangladesh ein, mal schauen, ob ich ihn besuchen werde. Beim Bungy jumpen und raften hatte ich einen Englaender kennengelernt, wir habe zusammen ein paar Ausfluege im Kathmandutal gemacht. Unter anderem haben wir eine Kalitempel besucht, dort werden Opfergaben an den Gott Kali gemacht. Den Tiere, meistens Hennen oder Geissen, selten Bueffel wird im Tempel die Kehle aufgeschnitten und dann wird das Blut auf die Gottstatue gespritzt. Die Tieren verbluten elendiglich. Die toten Tiere werden dann auf dem nahegelegenen Picknickplatz genuesslich verzehrt mit der ganzen Familie verzehrt. Schrecklich!
Ein sonderbares Erlebnis hatte ich in meinem Guesthouse. Um 5.00 Uhr morgens stand ploetzlich eine fremde Frau neben meinem Bett und weckte mich auf. Sie hatte sich in der Tuere geirrt, die ich dummerweise nicht abgeschlossen hatte. Sie entschuldigte sich tausendmal und ging. Was zum Teufel macht die gute um fuenf Uhr morgens??
Es war die Zeit gekommen weiter zugehen, Neal und ich hatten dieselben Vorstellungen so zogen wir zum Chitwan Nationalpark.
Chitwan
Der Park liegt im Terai im Flachland von Nepal, dementsprechend sind auch die Temperaturen (36 Grad). Von Kathmandu kommen bot sich ein ueberwaltigender Anblick, seit langem hatte sah ich Flachland, nach Monaten in Bergen und Taelern irgendwie ein befreiendes Gefuehl. Die Hitze lud dazu ein einfach nur rum zu haengen, wir spielten Gitarre und sangen dazu - Neal ist ein hervorragender Gitarrenspieler und Saenger. Beim Jungle Walk konnten wir freilebenden Nashoerner und Gangeskrokodile beobachten. Aufregender wurde es als wir auf dem Ruecken von Elefanten den Dschungel erforsteten - wir sahen badenden Nashoerner, Affen und tausenden verschieden Voegel. Lustig war das baden mit den Elefanten - sie sprizten uns mit Wasser aus ihren Ruesseln voll und warfen uns absichtlich von ihren Ruecken. Als Belohnung haben wir sie dann im Fluss mit grossen Steinen gewaschen. Mann die haben wirklich eine dicke Haut. Am Abend wurde uns ein Volkstanz geboten indem Maenner tanzen und dazu Holzstoecke auf einander schlagen. Nach der Vorfuehrung nahm Neal seine Feuerstoecke und bot dem Publikum eine Show. Ohne Zweifel hat er die Tanzgruppe in den Schatten gestellt! Insgesamt war ich aber eher entauescht, wir konnte leider keine bengalischen Tiger sehen, die auch im Park leben sollen. Bin halt verwoehnt von meiner Afrikasafari...
Zurueck in Pokhara,
habe ich nochmals mein Kloster besucht, nur um zu schauen ob noch alle da sind. Mit Neal habe ich einige Ausfluege mit dem Mountainbike gemacht, bis er dann weiter ging um zu trekken. Eine nepalische Familie, die ich schon von vorher kannte, hatte mich zum essen zu sich nach Hause eingeladen. Ein einfaches Haus mit 2 Schlafzimmern und einer Kueche. Das Essen lief nach strengen Vorschriften ab, zuerst wurde mir als Gast und dem Hausherrn serviert - erst als wir fertig waren durften die Frauen im Haus essen. Gegessen wurde mit den Haenden was in Nepal ueblich ist und ich mir auch schon gewohnt bin. Am naechsten Tag habe ich sie dann zum Essen eingeladen, ich glaube fuer Grossmama war es das erste Mal auswaerts essen, sie hat sich herausgepuzt und war fast ein bisschen nervoes.
Familienportrait
Der Vater der Familie lebt in Darjeeling (Indien). Er ist Trinker und hat andere Frauen. Die Aussichtslose Joblage bewog seinen Sohn Dipok mit dem Rest der Familie nach Pokhara auszuwandern. Verwandte lebten schon in Pokhara, dass machte den Start einfacher. Dipok ist Goldschmied und hat mehr oder weniger fuer die ganze Familie aufzukommen (Mutter und zwei Schwestern). Mutter arbeitet als Gemueseverkauferinn und kann damit nicht viel Geld machen, die altere Schwester arbeitet in einem Beautysalon, sie wird schon bald heiraten...einen Mann den sie nicht kennt, aber sie beschwert sich nicht - arrangierte Ehen sind in Nepal ueblich. Die juenger Schwester ist bereits verheiratet, mit einem Japaner, nach 3 Monaten Ehe beschloss er Reisen zu gehen, bis jetzt nach 9 Monaten ist er nicht zuereck gekommen.
Reisen veraendert
Auf meiner bisherige Reise hatte ich schoene und weniger schoene Erlebnisse. Ich habe das Gefuehl offener gegenueber Menschen und Neuem geworden zu sein. Du wirst von fremden Leuten zum Essen eingeladen, hast mit fremden Leute interessant Diskussionen. Du lernst leute kennen die dich inspirieren, dein Horizont weitet sich von Tag zu Tag. Du lernst das Probleme in unserer westlichen Welt nicht wirkliche Probleme sind. Du realisierst das es ueberall auf der Welt derselbe Kreislauf ist - Geburt, Leben und Tod. Was bringt es nach Wohlstand zu streben, wenn dabei Persoenlichkeit, Lebensfreuden und Liebe verlorengeht. Ich bin froh diesen Schritt gewagt zu haben!
Auf nach Indien
Von Pokhara habe ich mich auf halbem Weg zur Grenze in Tansen niedergelassen. Eine Stadt mit wunderbarem Rundblick. Diese Stadt sieht nicht viele Touristen - ich habe es deutlich an den billigen Preisen gemerkt. Jeder schaute mich an, aber sehr freundliche Leute - habe gleich zwei neue nepalische Freunde gemacht. Dann ging es weiter nach Lumbini (Nepal), dem Geburtsort von Buddha. Als ich aus dem Bus ausstieg hat mich gleich eine Hitzewelle erschlagen. Mein Gott hier tropfe ich ohne etwas zu tun.....wiedereinmal tausend Tempel, sehr schoen muss ich zugeben, aber irgendwie habe ich genug Tempel gesehen. Nun verlasse ich also das Land der tausend Taeler und Terassen. Schmerz. So nun auf nach Dehli um Nicole am kommenden Mittwoch abzuholen.
Fast Facts:
- Nepalis sind keine gebohrenen Busfahrer - zweimal musste sich die Person vor mir uebergeben
- Nepalische Frauen muessen waehrend ihrere Regel auf dem Boden schlafen und duerfen nicht kochen
- Nepalis sind faul, Arbeitslosigkeit ist ein grosses Problem
- Unter jungen Nepalesen ist es anscheinend ueblich mehr als eine Freundin und vorehelichen Sex zu haben
- Ich werde es vermissen mich spottbillig rasieren zu lassen
Liebe Gruesse
Beat
PS: dieses Mal leider ohne Fotos, da die Internetverbindungen es hier einfach nicht bringen
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