Hallo zusammen,
ich hoffe natuerlich euch allen gehts gut. Mein Gemuetszustand in den letzten Tagen ist etwas am schwanken, aber mehr im Bericht. Hier die letzten Infos aus Indien:
Bevor ich Mumbai verlassen habe, kaufte ich mir noch eine Gitarre. Das billigste was ich finden konnte, es geht mir nur darum ein bisschen zu ueben. Fuer die dies nicht wussten ich hatte schon in der Schweiz begonnen, der Erfolg blieb aber soweit aus ;-)
Meine Reise fuehrte mich zu den buddhistische Hoehlen von Ajunta. Auf der Zugfahrt dahin hatte ich zum ersten Mal in Indien gruene Felder gesehen soweit das Auge reicht: fuer schweizer Verhaeltnisse unvorstellbar. Die Hoehlen befinden sich in einer U-foermigen Schlucht mit Wasserfall und Fluss inmitten eines grossen Waldes. Die 28 Hoehlen wurden von Moenchen vor ca. 1500 Jahren in den Fels gemeisselt und mit farbigen Wandmalereien ausgestattet.
Die Weiterreise gestalltete sich ein bisschem muehsam, ich verbrachte ganze Tag im Bus inkl. Horrorfahrten mit 5km/h ueber Schotter- und Sumpfstrassen.
In Mandu erkundigte ich eine alte Ruine per Fahrrad und Regenschirm, oft wurde ich belaechelt aber nass wurde ich dafuer nicht. Die Ruinen erstrecken sich ueber ein mehrere Quadratkilometer grosses Gebiet. Beindruckt hat mich vorallem das alte tuerkische Bad und das unterirdische Dampfbad – ja die alten Rajas verstanden zu Leben...
Khajuraho ist einer der meist besuchten Orte in Indien. Die alten Tempel zeigen versaute Stellungen aus dem Kamasutra. Gemeisselte Skulpturen innerhalb und ausserhalb des Tempels zeigen wirklich alles: ich habe fleissig Fotos gesammelt, aus aercheologischen Gruenden versteht sich! In diesem Ort hatte ich keine Frauen gesehen bis am Montagsmarkt. Ploetzlich kamen die Frauen aus ihren Hauesern und ueberfluteten die Strassen – das war sonderbar.
Was ich noch sagen wollte:
*Die Busse sind generell nicht wasserdicht, musste unter tropfen und nassen Sitzen leiden.
*Die Landschaft zeigt sich wahrend des Monsun extrem gruen – weite Felder mit Bauemen und einzelnen Palmen! dazwischen.
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Die Mehrheit der Maenner kaut Pan (eine Mischung aus Tabakblaettern und Betelnuss), dass sie dann in einer dunkelbraun roten Fluessigkeit auspucken; ueberall hin versteht sich.
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Den kleinen Kindern werden die Umrandungen der Augen schwarz geschminkt, was sie wie Zombies aussehen laesst, aber sie davor schuetzen soll schlechte Augen zu kriegen.
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Indien ist ein Land der Milchtee Trinker, Chai wird ueberall und bei jeder Gelegenheit getrunken.
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Die Frauen tragen Goldschmuck in der Nase und an den Ohren. Maenner sind z.T. mit einem Wickelrock anstatt Hosen bekleidet, auch der Turban ist noch weit verbreitet. Ein richtiger Aufsteller sind die farbenfrohen Saris der Frauen (leucht orange, gelb).
Varanassi war meine naechste Anlaufstelle, der heiligste Ort in Indien am Ganges gelegen. Pilger kommen hierher um rituelle Waschungen zu vollziehen und wer seinen Leichnam hier am Fluss verbrennen laesst soll aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburten entfliehen. Entsprechend ueberfuellt waren die Strassen; Auto- und Fahrradrikschas quaelen sich durch die viel zu engen und kaputten Strassen. Die Luftverschmutzung eine der schlimmsten die ich erlebt habe. Die morgendlichen Bootsfahrt entlang der Wasch- und Verbrennungsstellen war sehr eindruecklich, ja sogar ein bisschen gruselig. Die Atmosphaere mit all den Pilgern in ihren orangen Gewaendern und den Gebeten aus den Lautsprechern war wirklich speziell.
Troztdem war ich froh nach Bodhgaya, dem Ort der Erleuchtung Buddhas, zu entfliehen. Ich entschloss mich einen zehn taegigen Vipassana Meditationskurs zu machen. Die Kursbedingungen: keine Gespraeche, keine Buecher, keine Musik, kein Alkohol, keine Zigaretten, usw.; einfach nur du und das meditieren. Solch eine Herausforderung musste ich doch annehmen. Nach den ersten 3 Tagen sich auf die Atmung konzentrieren war ich hart am Limit und fragte mich wieso ich mir das angetan habe. Nach Tag 5 war ich ziemlich depressiv doch dann kam die „Erleuchtung“. Die Lehre ist einfach logisch und beantwortet viele Fragen des Lebens. Waehrend dieser zehn Tage konnte ich mir ein ganz klares Bild ueber meine Zukunft machen! Ich koennte ein Buch schreiben ueber meine Erfahrungen. Die Kurse werden auch in der Schweiz durchgefuehrt und ich kann es wirklich jedem empfehlen. Mehr Infos unter www.dhamma.org (auch in deutsch).
Der Zug nach Kalkutta hatte ca. 2 Stunden Verspaetung, so packte ich am Bahnhof meine Gitarre aus und uebte ein bisschen. Nein, niemand warf mir Muenzen zu, aber eine Menge versammelte sich ploetzlich um mich – wie peinlich ich kann doch gar nicht spielen! Ich gab mein bestes und kam mit diversen Leuten ins Gespraech. Kalkutta selbst hat mich nicht umgehauen, eine von vielen indischen Grossstaedten, aber erstaunlich ruhig. Ich feierte den indischen Unabhaengikeitstag auf den Strassen Kalkuttas mit Musik und Tanzshows, erst danach war es mir moeglich an ein Visum fuer Banglasdesh zu kommen.
Die eigentliche auf 12 Stunden angesetzte Busfahrt von Kalkutta nach Dhaka, der Hauptstadt Bangladeshs, entpuppte sich als 15 stuendige. Wir mussten 3 Stunden warten bis wir mit der Fahere uber eine der zahlreichen grossen Fluesse gebracht wurden. Nun bin ich hier in Bangladesh, wo Tourismus, Internet und Englisch ein Fremdwort ist. Die Leute sind zwar super freundlich aber das organisieren von Ausfluegen hier kostet mich Nerven und vorallem einen haufen Zeit.
Liebe Gruesse aus Dhaka
Beat
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